förmigen Hölzern gebildet (Jüchsen Nr. 15). An der Fassade von Haus Nr. 106 in Milz sind Brüstungsgefache mit Malzeichen aus doppelten Hölzern gefüllt. Außerdem entstanden um diese Zeit die charakteristischen Rauten im obersten Giebeldreieck; an Haus Nr. 8 in Haina sind sie aus nicht weniger als zwölf sich überschneidenden Schräghölzern geformt. In der zweiten Fachwerkperiode ist aber auch etwas von barocker Prachtent faltung zu spüren. Zur Kunst des Zimmermanns trat die des Schnitzers und zeichnete vor allem die wichtigsten Holzteile, Eckpfosten und Gebälk, durch Schnitzereien aus. Die Balkenköpfe entfalteten nun durch Hohlkehle und Rund stab, die Saumschwelle durch unterteilte Abfasung, auch in Form des flachen Kielbogens, außerdem wie Rahm und Füllhölzer durch Rundstäbe, Zahnschnitt und Halbkreisfriese ein lebhaftes Spiel von Licht und Schatten. Die Eck- pfostenzier besteht vor allem aus Taustäben, gewundenen Dreiviertelsäulen und Akanthusblattformen, die meist aus Voluten aufsteigen (Milz Nr. 133). Nicht selten grüßen auch Gesichtsmasken den Eintretenden; oder sollten sie ihn schrecken? Selbst ein so einfaches Häuschen wie Milz Nr. 98 erfreut durch einen solchen Kopf. Schnitzereien an anderen Fachwerkteilen sind selten, wie z. B. Rosetten auf den Schnittflächen der Andreaskreuze und Malzeichen an Haus Nr. 6 in Simmershausen oder eingetiefte und dann mit Putz gefüllte Zierformen, kleine Kreise und geschwungene Linien, an Kopfbändern von Haus Nr. 106 in Milz. Überdies fällt in unserem Gebiet gegenüber anderen Teilen Südthüringens die Sparsamkeit an geschnitzter Zier auf. Um so mehr tat man sich hier mit den preiswerter zu beschaffenden, weil nur gesägten und wohl teilweise selbst her gestellten Führungs- und Stoßleisten der Fensterschiebeläden aus, die barocke Eigenwilligkeit und viel Phantasie verraten (Milz Nr. 58). Ein stark belebendes Element am Bauernhaus unseres Gebietes ist die Laube. Sie ist ganz vereinzelt schon in der vorhergehenden Periode aufgetreten, wird aber jetzt zu einem bestimmenden Charakteristikum. So wie das Gebälk durch schmale Wetterdächer gegen Schlagregen geschützt wurde, so war der Bauer bemüht, sich an der Hofseite seines Hauses entlang einen trockenen Gang zu schaffen. Das geschah am einfachsten durch ein weit überhängendes Dach, das auf langen Aufschieblingen oder, wie in Gleichamberg Nr. 16, auf vorgekragten Balken ruht. Bei Zweistöckigkeit kragte man außerdem noch das obere Stock werk bis zu 80 cm vor. Wurde dieser Überstand durch Holzsäulen abgestützt, so war schon eine Art der Vorlaube erzielt. Meist zog sie sich aber nicht über die ganze Hauslänge hin, sondern schützte mit einem eigenen Pultdach nur den Hauseingang. Von der großen Zahl möglicher Abwandlungen wirkt die Doppel laube am eindrucksvollsten, deren unterer Teil einfach als „Gang“, deren oberer mundartlich als „Burlam", d. h. Emporlaube, bezeichnet wird. Sie erfreut sich zum Trocknen kleiner Wäschestücke allgemeiner Beliebtheit und tritt daher oft auch im vorgekragten Teil des Obergeschosses allein auf. Ihrer malerischen Wirkung wegen sind die Lauben meist durch Profilierung der Säulen und mit lebhaft geschweiften Brettbalustern ausgezeichnet worden.