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Dresdner Nachrichten : 06.06.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-193606065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19360606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19360606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1936
- Monat1936-06
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- Dresdner Nachrichten : 06.06.1936
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Mre Erster Lord -er Admiralität Aussöhnung Englands mit Aalten ln Sicht? London, 5. Juni. Der frühere Außenminister Sir Samuel Hoare ist an Stelle von Lord TNonsell zum Ersten Lord der Admiralität ernannt worden. Hoare trat bekanntlich vor sechs Monaten als Außen» Minister zurück, da der von ihm gemeinsam mit dem fron» zösischen Ministerpräsidenten Laval auSgearbettete Plan zur Regelung des abessinischen Streites in England aus schärssten Widerspruch stieß. Er steht letzt im KV. Lebensjahre und gilt als eine der fähigsten und bedeutendsten Persönlichkeiten der Konservativen. Seit 1022 ist er saft ununterbrochen im Kabinett gewesen. AIS sein Hauptwerk gilt die neue Bersassung für Indien, die er im Jahre 1994 im Parlament einbrachte. Mit seiner Ernennung zum Ersten Lord der Admiralität wurde bereits seit längerer Zeit gerechnet. In politischen Kreisen rechnet man damit, daß Hoare nach dem Rücktritt Baldwins, der voraussichtlich nach der Königskrünung im Jahre 1937 erfolgen wird, das Schatz kanzleramt an Stelle Neville Chamberlains übernimmt, der dann Premierminister werden soll. Der zurückgetretene Erste Lord der Admiralität, Lord Monsell, der dieses Amt seit dem Jahre 1931 verwaltete, stammt aus der Martnelausbahn. Er war der erste Ztvtllord der Admiralität, der au» der Marine stammte, während man r» bis dahin stet» vermieden hatte, einen Seemann zum Ersten ALmlralSlorb zu machen. Nach Abschluß seiner see männischen Lausbahn wurde er Parlamentsmitglied. Bon 1923 bis 1931 war er Hauptetnpeitscher der Konservativen. Lord Monsell hat bekanntlich im letzten Jahr für die englische Regierung die Verhandlungen über das deutsch-englische Flottenabkommen mit Botschafter v. Ribbentrop ge führt, sowie später die Verhandlungen, die zu dem Londoner Flottenabkommen dieses Jahres geführt haben. Rom begrüßt Hoares Rückkehr Rom, v. Juni. In den Berichten aus London, die von den römischen Abendblättern veröffentlicht werben, macht sich ein unverkenn bar optimistischer Ton geltend, der mit der Rückkehr Hoares in das Kabinett in Zusammenhang zu bringen ist. Der Londoner Vertreter der „Tribun a" erklärt, diese Rück kehr sei ein symboltscher A kt. Sie erfolge, da sich HoareS Anschauung inzwischen auch bei seinen Kollegen durchgesetzt habe. Ferner herrsche eine ausgesprochene Neigung vor, Wege für eine Verständigung mit Italien zu suchen. Hoare «erb« der Wunsch zugeschriebeu, di« «uglische Flott« aus de« Mittelmeer zurückzuziehe«. Bet den anderen Mitgliedern de» Kabinetts werbe dieser Wunsch wohl nicht mehr auf allzu starken Widerstand stoßen, wenn, wie e» die Presseinformationen verstehen ließen, die Möglichkeit «iueS MittelmeerpakteS am Horizont auf tauche. Dieser Pakt, von dem auch in einem „Times"- Artikel zwischen den Zeilen zu lesen gewesen sei, werbe von einflußreichen politischen Kreisen Londons gewünscht. Fall» mit einem solchen Pakt Garantien für den sreien Durch- gang aus dem Wege nach Indien erlangt werden könnten, so bestehe, nach Meinung dieser Kreise, kein Grund, nicht zu einer vollständigen Aussöhnung mit Ita lien und damit zugleich zu einer Besserung der gesamteuro päischen Lage zu kommen. Der Weg «ach Indien bürge für de« materielle« Zu« sammeuhaug des britische» Weltreiches, «ährend der Völkerbund «in« der Grnndseste« seines moralische« Zu sammenhaltes sei. Selbst wenn der Völkerbund vielleicht auch nur seiner äußeren Form nach gerettet werden könnte, werde London nicht so sehr darum trauern, wenn eS London nur gelänge, das Wesentliche im Mittelmeer zu retten. Die Geneigtheit zur Aufhebung der Sanktionen sei in London deshalb noch nicht ausgeprägt, weil man vorher noch den Wunsch habe, damit das diplomatische Spiel in Gestalt des Mittelmeerpaktes zu gewinnen. Die »ermutliche« Forderungen England» a« Italien dürsten sei«: Garantie« für das Mittelmeer, möglicher- «eis« et« ähnliches Abkommen sä« das Rot« Meer, Richt« besesti^ng^der Ansel ^ormerrah, Nichtansftellnng eines Fak- Aus dieser BastS sollte eS nach zuverlässigen Londoner Informationen des Berichterstatters nicht schwierig sein, eine Wiederannäherung zu erreichen, wobei die neue französische Regierung, die sich hinsichtlich ihrer Außenpolitik nicht von ihren Vorgängern unterscheide, England unterstützen werde. E-en besucht -en Revus London, 8. Juni. Außenminister Eden stattete am Freitagnachmtttag dem NeguS in der abessinischen Gesandtschaft einen etwa halb stündigen Besuch ab. Reltvionszwtst im Sause Ganöht London, ö. Juni. Bor einigen Tagen ist der Sohn des Führers der in dischen UnabhängigkeitSbeweguna zum Islam übergetreten. Dieser Schritt hat naturgemäß Aussehen erregt. Man kannte seine Hintergründe nicht. Nun meldet „Daily Telegraph" au» Gtmla, daß der Htndufllhrer einen ossenen Bries an die Mohammedaner gesandt hat, der schwere Angriffe gegen seinen zum Islam Ubergetretenen Sohn enthält. In dem Bries er klärte Gandhi u. a., daß sein Sohn — wie jedermann wisse — dem Trünke verfallen und verschuldet sei. Sein Glaubenswechsel sei kein Verlust für den Hinduismus, und stine Ausnahme in den Islam bedeute eine Schwächung dieser Religion. Generaloberst von Seeckt übernimmt sein Regiment Berlin, v. Juni. Zum ersten Male nach dem Kriege ist die alte soldatische Einrichtung, einem Regiment «inen Chef zu geben, wieder ausgenommen worben. Das- Infanterieregiment 67 in Spandau hat als erster Truppenteil der neuen Wehrmacht den Generalobersten v. Seeckt zum ReatmentSchef erhalten, eine Ehrung für den alten Soldaten anläßlich seines 79. Ge burtstage». A« Freltagnachmlttag übernahm «n« Generaloberst von Seeckt aus dem Exerzierplatz Ruhlebe« sei« Regiment. Um 1v,3ö Uhr war bas Regiment zur Parabeausstellnng an getreten. Um 19 Uhr traf der Chef de» Regiments, General oberst v. Seeckt, auf dem Platz ein., Nach der Begrüßung durch Generaloberst Fretherrn v. Fritsch, meldete der Re gimentskommandeur, Oberst Seifert, dem Ches des Re giments die angetreten« Truppe. Unter den Klängen -eS Prä- sentiermarsche» schritt Generaloberst v. Seeckt unter Be gleitung de» Oberbefehlshabers und des Regimentskomman deurs die Parabeausstellung ab. Dann richtete Generaloberst v. Seeckt eine kurze Ansprache an sein Regiment: „Mit Stolz und Freude übernehme ich heut« als Chef das Jnfan- terieregiment 67. Vor KO Jahren habe ich auch mit dem Ge wehr in der Hand in der Front eines eurer TradittonSregi- menter gestanden. Vieles hat sich in den KO Jahren geändert, aber eines ist geblieben, das ist der deutsche Soldat. «us drei Säule« ruht die deutsch« Armee: «us der Pflicht, der Ehre und der Kameradschaft." Nachdem der Generaloberst baS Wesen dieser drei Kardinal punkte der Armee charakterisiert hatte, fuhr er fort: „Mit diesen dreien bin ich alt geworben, mit diesen dreien sollt ihr auch alt werben. Damit gehört ihr heute mir, und damit gc- hdre ich «uchl Das Regiment hört auf mein Kommando! ES lebe da» Regiment, die Armee, bas Vaterland und sei» Führers" Donnernd hallte das vom RegtmentSchef au-gevrachte Steg Heil über den weiten Platz. Das MustkkorpS spielte die Nattonallteber. Anschließend sührte der Generaloberst v. Seeckt sein Regiment an dem Oberbefehlshaber de» Heere», Generaloberst v. Fritsch, vorbei. General Wever tm Retchsluftfaürt- mtntftertrrm anfvedahrt verltu, v. Juni. Die sterblichen Ueberreste des tödlich verunglückten Gene- ralstabschefs der Luftwaffe, Generalleutnant Wever, sind am Freitagnachmtttag von Dresden in das RetchSluftfahrt- mintstertum übergesührt worden. Während die Wache de» Ministeriums angetreten war, trugen acht Unteroffiziere den Sara in baS Gebäude. Die Amts- und AbtetlunaSchefS de» RetchslustfahrtmintsteriumS waren vor dem Hause angetre ten und erwiesen ihrem toten Kameraden bet seinem letzten Einzug in die Stätte seines bisherigen Wirkens die Ehren bezeigung. - , Die Leiche beS Generalstabschefs bleibt bi» zur morgigen Trauerfeter im Retchslustfahrtmtntsterium aufgebahrt. Di« Letche de» Obergesretten Krau», der zusammen mit Gene ralleutnant Wever den Fltegertob sand, wirb am Montag, dem 8. Juni, um 14 Uhr in seinem Heimatort Ruhstorf bet Passau mit militärischen Ehren betgesetzt. Heute halbmast auf PartetoebLu-en Berlin, v. Juni. Der Führer «ud ReichSknuzler hat ungeordnet, daß au» Anlaß der veisetznng des ChesS d«S GeneralftadS der Lustwasfe, Generallentnant Wever, sämtliche Dienstgebänd« der Partei «nd der augeschlofsene« Verbände am Sonnabend, de« ». Juni, Truuerteslug,»«- ,« setze» Hude». Krise -er Kleinen Entente Die am nächsten Montag in Bukarest beginnende Kon ferenz der drei Staatsoberhäupter der Kleinen Entente hat einen schlechten Auftakt erhalten. ES war ursprünglich ver einbart, baß die Staatsoberhäupter von ihren Ministerprä sidenten begleitet werden sollen. Jetzt hat der jugoslawische Regierungschef Stojabtnowttsch seine Teilnahme plötz- lich abgesagt. Prinzregent Paul wirb also allein nach Bukarest fahren. Damit hat Jugoslawien zum Ausdruck ge bracht, baß e» der Zusammenkunft nur eine repräsentative Bedeutung Veizulegen wünscht. Weittragende Beschlüsse wer- den also in Bukarest kaum gefaßt werden. Der jugoslawische Schritt hat in der Tschechoslowakei und in Rumänien Be stürzung ausgelöst. Er ist der äußere Markstein einer langen Entwicklung, die man als Krise der Kleinen Entente bezeichnen kann. Darüber werden die schöntönenden Er klärungen, mit denen todsicher auch die jetzige Zusammen- kunst der drei Staaten beschlossen wird, nicht htnwegtäuschen. ES kriselt in der Kleinen Entente, und zwar in einer für die unmittelbar und mittelbar Beteiligten beängstigende» Weise. Das Staatengebilbe der Kleinen Entente, das dem Welt krieg sein Bestehen verdankt, bildete bisher eine geschloßene Einheit. Man hatte völlig gleichgerichtete Interessen, gleiche Anschauungen und die gleiche« Freunde. Die Eretgnisie de» letzten Jahre», vor allem der Krieg um Abessinien und die damit zusammenhängenden europäischen Verwicklungen, haben di, schon sprichwörtlich gewordene Einmütigkeit der Kleinen Entente erschüttert. Di« lendenlahme Außenpolitik der beiden westeuropäischen Großmächte, die beide durch das italienische Vorgehen völlig in Anspruch genommen wurden, hat tm Süd osten Unruhe und Befürchtungen hervorgerufen. Man fand sich plötzlich allein gekästen und stellte fest, daß in den drei Staaten über wichtige Fragen verschiedene Ansichten bestanden. Während Rumänien und die Tschechoslowakei nach wie vor al» getreue Vasallen zu Frankreich halten, kam man in Jugoslawien zu einer Selbstbesinnung, die durch die Reise de» polnischen Außenministers Beck nach Belgrad ein geleitet wurde, und die jetzt mit der Absage Stojadtnowitsch» ihren vorläufigen Abschluß findet. In Part» betrachtet man dies« Dinge mit einigem Unbehagen. Der Quai d'Orsay bangt um seinen Einfluß tm Südosten und sieht bereits die Felle sortschwimmen. Jugoslawien steht im Mittelpunkte dieser Krise. Seine außenpolitische Lage hat sich im letzten Jahre verschlechtert. Italien» Machtstellung ist durch den gewonne nen Afrikafelbzug und die damit verbunden« schwere mora lische Niederlage des Völkerbundes stärker denn je. Eine Annäherung zwischen Jugoslawien und Italien ist heute völlig unmöglich, wie man überhaupt immer mehr dazu neigt, diese beiden Staaten al» natürliche und unversöhnliche Gegner zu betrachten. Rom» neuerliche Aktivität in Mittel- und Süd osteuropa hat in Belgrad eine EinkretsungSpsychos« auSgelvst. Man glaubt sich von Oesterreich, besten militärische Stärke heute nicht mehr belanglos ist, Albanien, dem ita lienischen Vorposten jenseits der Adria, und in gewisser Hin sicht auch von Ungarn, ebenfalls mit Italien freundschaftlich verbunden, umklammert. Eine verstärkte Reisetätigkett ita lienischer GeneralstabSofftztere in den letzten Wochen und burchgeflckerte neue MobtlmachungSpläne Italien» haben die Unruhe verstärkt. Hinzu kommen Besürchtungen, die man in Belgrad an die Jtaltenretse de» österreichischen Bundes- kanzlerS knüpft. Al» besonders unangenehm wurde die Tatsache empfunden, daß Schuschnigg in Biareggio Quartier nahm, dem Frühsommersttz der Exkaiserin Zita. Man glaubt sogar, daß e» Schuschnigg gelungen ist, die Abneigung Musso lini» gegen die Rückkehr der Habsburger zu überwinden. Damit aber wird die eine Lebensfrage der jugoslawi schen Außenpolitik berührt: der Legitimismus. Der LegittmtSmu» der Habsburger und der ungarische RevtstoniS- mu» beherrschen noch heute di« Belgrader Politik, und in letzter Zett hat man die Habsburger-Frage für noch ent scheidender als die ungarischen Ansprüche erklärt. Eine Rück kehr der Habsburger nach Oesterreich will Jugoslawien nach wie vor mit dem Einmarsch beantworten. während Belgrad bet dieser Politik früher der rückhalt losen Unterstützung Frankreichs gewiß war, sieht es sich heut« von dem großen Bundesgenossen tm Westen verlassen. Seit Kriegsende hat Frankreich die Staaten der Kleinen Entente für die eigenen, selbstsüchtigen Ziele etngespannt, die auf eine bauernde Niederhaltung Deutschlands htnauSlaufen. Heute will man in Parts die Kleine Entente und Italien tn seine politische Rechnung etnsetzen. Das französische Liebes werben um Rom hat tn Belgrad einen schweren Schock her vorgerufen. Mit immer größerem Mißbehagen verfolgte man Frankreichs flau« Haltung in der SankttonSfrage, die augen scheinlich von der Angst beherrscht wurde, die lateinische Schwester ja nicht zu kränken. Aehnliche Gründe veranlaßten Parts zu einer stillschweigenden Duldung der österreichischen Wiederaufrüstung, wodurch die Bundesregierung das Rück grat erhielt, den Protrstschrttt der Kleinen Entente einfach
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