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Dresdner neueste Nachrichten : 18.09.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193209185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19320918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19320918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-09
- Tag1932-09-18
- Monat1932-09
- Jahr1932
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 18.09.1932
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Kreuzbanbsenbungen: Für die Woche 1,00 R.-M. m?mm.7we?L mü und Hndustne-Jeuung Einzelnummer 15R.-K, außerhalb Groß-Oresben« 20N.M Nr 220 X 40 Jahrgang Sonntag, 18 September 1032 Das Reichskabinett berai weitere Agrarhilse Zinsentlastung der Landwirtschaft durch Ausgabe besonders ausgefiatteter psandbriese? - Oie Verhandlungen mit Bayern Kontingente und Zinssenkung 8. Berlin, 17. September. (Etg. Drahtbericht) Heute mittag tritt das Reichskabinett zur ent scheidenden Beratung über die vom Reichskanzlerin Aussicht genommene Kontingentierung der landwirtschaftlichen Einfuhr und der Zinssenkung zusammen. Damit sollen zwei Lücken der letzten Notverordnung ausgestillt werden. Es handelt sich dabei um Streitobjekte, die schon unter der Regierung Brüning zu scharsen Auseinandersetzung«!» zwischen Industrie und Landwirtschaft geführt haben. Die Landwirtschaft fordert eine um- sassende Einsuhrkontingentterung unc, gleichzeitig eine nochmalige generelle Herabsetzung aller Zinten, die die landwirtschaftliche Produktion belasten. Die In dustrie fühlt sich durch die KontingenticrungSwünsche der Agrarier aufs äußerste bedroht, da sie eine schwere Beeinträchtigung ihres Absatzes von einer solchen Maßnahme befürchtet. Im Kabinett selbst find die Meinungen geteilt, wenn auch bestritten wird, daß eS darüber hinaus zu scharfen Differenzen gekommtA sei. Wie gewöhnlich wird noch in letzter Stunde -- und zwar von beiden Seiten her — die Regierung p«lt Protesten und Ent- schlicßungen bestürmt. Am DpnnerStag war der Ver- treter des Deutschen Landwirtschaftsrats beim Reichs präsidenten, heute veröffentlicht st) e h e i m r a t K a st l, der Vorsitzende des ReichsverhandS der Deutschen In dustrie, einen dringenden Appell an den Kanzler, in dem er davor warnt, den Weg de« Kontingentierung zu beschreit»«. Bezeichnend ist, daß der Reichslandbund dieser Tage erneut den Rücktritt des Ministerialdirektors Poste, des Leiters der Handelspolitischen Abteilung des NctchSwirtschaftSmintstertum», angekündtgt hat, wobei offenbar der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Der Vorstoß des ReichSlandbunbeö ist um so eigenartiger, als Ministerialdirektor Poste, der wiederholt den überspitzten AgitationSantriigen der Landwirtschast entgegengetreten ist, zur Zett die Interessen de? Reichs bei den schwierigen internationalen Verhandlungen in Stresa vertritt. Der „Berliner Börsen-Courter" ver- langt eine Erklärung der Reichsregterung, denn es vertrage sich nicht mit der Autorität des Kabinetts, wenn es länger dulde, daß Männer, die ihre ganze Kraft der Regierung widmen, von dem Organ einer Wirtschaftsgruppe angegriffen werden, die sich über mangelnde Berücksichtigung ihrer Interessen durch die jetzige ReächSregterung wahrlich nicht zu beklagen hat. Wiesle „D. A. Z." mtttetlt, hat der sogenannte Han- belsMlttische Ausschuß der Reichsregierung in wachen- langen Verhandlungen bestimmte Vorschläge auSge- arbeitet, die eine Kontingentierung eines großen Teils der Einfuhr vorsehen. Doch ist noch keine endgültige Verständigung in der An gelegenheit herbeigcsührt worden. In wirtschaftlichen Kreisen rechnet man damit, daß vom Kabinett etwa ein Viertel der Insgesamt gcpla». len Kontingente, 2» bis 2Z an der Zahl, durchgesührt werden wird. Ter Kontingentierung sollen die Warengattungen unterliegen, die nicht auf dem Zoll- wege geregelt werden können. Ein erhöhter Zoll ist nach den Mitteilungen der „D. A. Z", namentlich für Eier vorgesehen. Bei der Butter denkt man an eine Art Einfuhrmonopol. In der Zinssenkungsfrage steht nach der gleichen Quelle ein Plan im Vorder grund, nach dem die landwirtschaftlichen Pfandbrief institute zur Herausgabe neuer DLprozcntiger Gold- Pfandbriefe ermächtigt werden sollen, die mit Reichs, garantitz und Steucrbesreiung ausgestattet sind. Diese Psandbriese sollen dann den Besitzern der jetzt meist öprozentigen Eitiissionen zum Umtausch ckiigeboten werde», wobei man glaubt, daß ihre Ausstattung einen genügenden Anreiz bilden wird. Nach dem „Berliner Lokalanzeigcr" haben Reichskanzler und Reichs ernährungsminister landwirtschaftliche Vertreter der dcutschnationalen RcichSiagssraktion empfangen. Der Reichskanzler soll weitgehende Unterstützung der Landwirtschast über den bisherigen Nahmen hinaus zugesagt haben. Die Maßnahmen, die in allernächster Zeit zur Durchführung gelangen, würden eine aus- reichende Hilfe für die Landwirtschaft darstellen. * Heute noch keine Beschlüsse 8. Berlin, 17. September. fEig. Drahtbericht) Das Reichskabinett hat heute mittag 11,80 Uhr mit seinen Beratungen über die Frage der Konttngcü, tierung und die Zinssenkung begonnen. SS scheint, daß über die Zinsregelung eine Voreinigung bereits erzielt worden ist, doch sind endgültige Beschlüsse des Kabinetts heute noch nicht zu erwarten. Der Reichs präsident hat noch am Vormittag den Landwirtschafts minister v. Braun zum Vortrag empfangen. * Neuwahlen am 6. November * Berlin, 17. September. fDnrch Fnnkspruch) Wie wir erfahren, hat das Kabinett in seiner hentigen Sitzung beschlossen, die Neuwahlen zum Reichstag aus den 6. November anzusetzen. Förderung des Kredits * Berlin, 17. September Angesichts der erhöhten Kreditanforbernngen, die das Wtrtschaftsprogramm der Reichsregterung bet der zu erwartenden Belebung der Produktion an die Banken stellen wirb, ist, wie die „Bossische Zeitung" berichtet, beabsichtigt, eine „Verordnung zur Förde- rung des gewerblichen Kredites" zu erlassen, die ln kurzer Zett veröffentlicht und unmittelbar daraus in Kraft gesetzt werben soll. Ihr wesentlichstes Ziel soll dahin gehen, die Bewegungsfreiheit der Banken zu ver. stärken, damit sie sich ohne übertriebene Heinmun- gen in den Dienst der Ankurbelung stellen können. Ma» hält es, so schreibt bas Blatt, für notwendig, den Banken eine LtqutbitätShtlfe zu gewähren, damit sie sich vor den möglicherweise an sie herantretenben, wirtschaftlich durchaus gesußden Kreditgesuchen nicht aus Kassensorgen zu verschließen brauchen. ES wird ihnen die Möglichkeit gegeben, sestgefro. rene, aber in ihrer Sicherheit einwandfreie Debitoren, die ihre Bankschuld lediglich infolge der Zerxttttung des Kapitalmarktes nicht burch die Emission von Aktien oder Schuldverschreibungen haben ablösen können, in eine neu zu gründende Gesellschaft, bas „I ndu st rte-Finanzier» ngS-In st i. t u t", einzubrtngen. Dieses JMtitut wirb Voraussicht- ltch ein Aktienkapital von 80 Millionen Mark haben, an dessen Zeichnung sich die Banken beteiligen, die von der Einrichtung überhaupt Gebrauch zu mache» wünschen. « Unabhängig von der Gründung de» Industrie- Finanzterungs-Jnstitutes. soll die Verordnung zur Förderung de» gewerblichen Kredite» nvch die Errich- <ung einer Amorti sattonSk ässe vorsehen. Diese AmorttsationSkasse soll als Ausfangorgantsation für santerungsreife Debitoren und abschreibungSbedürf- ttge Esfektenbestände der Banken fungieren. * Oie Vorstellungen der Zn-ustrie VV2. Berlin, 17. September Reichskanzler v. Popen empfing am Freitag Ver treter des RetchSverbondeS der Deutschen Industrie und andrer Wirtschaftsorganisationen zu einer Aus sprache über das wirtschaftspolitische Programm der Reichsregterung. Eine offizielle Mitteilung, die Näheres über das Ergebnis dieser Besprechungen be sagte, wurde nicht veröffentlicht. Der Standpunkt der Industrie erhellt jedoch aus einer Verössentlichung in einem Fachblatt der Eisen- warenindustric. ES handelt sich dabei um ein längeres Schreiben, das der geschästsslihrende Vorsitzende des ReichöverbandcS der Deutschen Industrie, Geheim- rat Kastl, an den Reichskanzler gerichtet hatte, und das wohl auch die Grundlage der mündlichen Aussprache bildete. In dem Schreiben wird das von der ReichSregie- rung begonnene Reformwerk begrüßt, weil es der privaten Initiative wieder die Möglichkeit sreier Entfaltung gebe. In den angekündigten Kontingen- tterungSmaßnahmen, denen außenhandslSmonopoli- tische Tendenzen tnnewohnten, erblickt der Retchsver- band jedoch einen Widerspruch zu diesem Leitgedanken der Regierung. Die WirtfchaftSfreihett werde durch die Kontingentierungen nicht gefördert. Auch glaubt die Industrie, daß mit Kontingentierungen der Land wirtschaft keine wirksame Hilfe gebracht werden könne, wöbet auf die vom Ausland zu erwartenden Gegenmaßnahme» verwiesen wird, die den bentschen Export schädigen müßten. Jede Beeinträchtigung des deutschen Export» aber schwäche di« Kaufkraft »um Schaden der Lrndwirtschast. Das gepeinigte Danzig Von Mokarä 8«kr Die Danziger Frage, die zugleich die Frage vom Korridor «mb vom Gdingcner Hasen ist, hat im letzten Jahr eine weitere, fast schon gefährliche Zu spitzung erfahren. Unser Berliner Mitarbeiter, vr. Richard Bahr, hat in diesen Wochen die Dinge an Ort und Stelle studiert. Er hat die Stadt Danzig nnd den Korridor besucht und ist die Wcichselgrenze entlang gefahren. Die Ereignisse der letzten Tage nnd die unerhörte polnische Note, die in drohendem Tone Danzigs Unter werfung verlangt, machen die Beobachtungen Richard BahrS besonders aktuell und bedeutungsvoll. vie «eänkkion I. Wer Danzig ein paar Jahrs nicht gesthcn hat, ist erschüttert. Nicht, daß das Antlitz der angeblich Freien Stadt lvesentlich sich verändert hätte. Tic Zeugen stolzer Vergangenheit stehen immer noch auf recht, die vlaemischen Giebelhäuser und die Kirchen und Prosanbautcn im gotischen Backstcinstil. Ter Artushoj mit dem durch die Jahrhunderte plätschernden Neptun- drunnen, das Rathaus init seinem zierlichen Glockeu- turm und die gewaltige Marienkirche mit Hans Mcmliug» Fliigelaltar vom Jüngst!«« Gericht. Die Zahl der polnische«« Uniformen, bei Eisenbahnbeamten und Angestellten der Hasenpost, scheint sich kaum wesentlich vermehrt zu haben. Und an die polnischen Briefkästen in dein durch Völkerbundsgeheiß aller dings sehr weit gesteckten Hafenbczirk hat das Auge — leider auch da» der Danziger — allgemach sich ge» wähnt. Dennoch liegt über Stadt und Staat ein Tunst von leiser Verzweiflung. Man baut nicht mehr, man plant nicht mehr, man stiert nur noch aus glanzlos gewordenen Augen in die Zukunft. Und ab und zu macht inan bankrott oder läßt seine Wechsel zu Protest gehen. Tie polnische Taktik hat sich seit ein paar Fahren gewandelt. Anfangs, wenn man so will, hatte man mit offenem Visier gekämpft. Man meldete politische Forderungen an und suchte, sozusagen mit politischen Mitteln, sie durchzubrücken. Dazwischen markierte Herr Straßburger, der damalige diplomatische Ver treter Polens, aalglatt, verbindlich in den Formen und schwer zu fassen, den Vermittler. Sein Dessin ivar: Hebung der Danziger Wirtschaft in Zusammen- Hang und Gemeinschaft mit der polnischen. Als die Rattcnsängerweise nicht verfing, die Danziger keine Neigung zeigten, ihre spärlichen politischen Frei heiten um immer noch zweifelhafte wirtschaftliche Nor- zugSrationcn zu verkaufen, hatte Herr Straßburger den Boden unter den Füßen verloren. Man ries ihn ab und setzte Herrn Papse, den Mann der kühle«« Sachlichkeit, an seine Stelle. Ter spann nun einen andern Faden. Von politischen Ansprüchen Polens, Ausweitung des politischen Machtbereichs der pol nischen Republik wurde nicht «nehr gesprochen. PapöcS Formel lautete sund lautet noch): Zurück zu den Ver- tr." en! Weniger zu dein Tr .ktat von Versailles als zu den Abkomme,« von Paris und Warschau, die die wirtschaftliche«« Beziehungen zwischen der Freien Stadt und Polen regeln sollten. Und so war'S, bet Licht besehen, nur des nämliche«« Fadens eine andre Nummer. Zu den Verträgen will ja auch die Freie Stadt zurück. Sintemalen die noch den einzigen RechtSgrund ihrer schwankenden und brüchigen Exi stenz darstellen. Doch Polen, leider, legt diese Ver träge anders aus als Danzig. Mitleidslos, unnach giebig, talmubisttsch: Punkt für Punkt, Komma für Komma. Mit derselben messerscharfe«« Logik, mit der der Wolf die These von der Trübung des Bachs burch das Schaf verfocht. Die Danziger, in der nüchternen Erkenntnis ihrer Schwäche, haben verhandeln «vollen. Direkt, ohne Hohen Kommissar und Völkerbund, ein Staat mit dem andern. Sie haben alle Systeme durch probiert, vom starren bi» zu dem nachsichtiger Dul dung. Haben rechts herum regiert nnd — bei« Polen ivett entgegenkommend — auch links herum. Schließ- lich haben sie doch immer wieder auf Granit gebissen. Dreißig Millionen Einwohner gegen höchstens vier hunderttausend: das Kräfteverhältnis ist zu un gleich ... » * In diesem Jahr hätte Danzig ein Jubiläum seiern können: Im Januar waren es genau zehn Jahre, daß man mit der polnischen Republik in Zollgrmetnschaft lebt. Man hat das Jubiläum nicht gefeiert. Statt dessen hat man beim Völkerbund beantragt, die Union zu lösen, von der es in der den« Antrag bei gegebenen umfangreichen Begründung*) heißt, daß sie die Tascinöbcdingungcn der Freien Stabt fort- schreilend zerstört habe: „Tie Zollverbindung mit Pole» hat in den zehn Jahren ihres Bestandes Danzigs Staat und Wirtschaft in bei« Grundlagen unterhöhlt, wirtschaftspolitisch teils infolge der un- überbrückbaren Verschiedenheiten der beiderseitigen Volkswirtschaften, teils infolge der sür Danzig ab träglichen polnischen Wirtschaftspolitik, staatssinanzicll teils durch bei« Einnahmcverlnst und Ausgaben- zuwachs innerhalb der Zollverwaltung, teils durch die fiskalischen Folgen des wirtschaftliche«« Reeder, gangs. Die voin Versailler Vertrag geschaffene Rechts, ordnung des Ostens ist in Gefahr, an dieser Stellt zu zerbrechen." Es ist absurd, aber eS ist so: dieses deutsche Danzig muß, nm überhaupt atmen zu können, sehr gegen sein Gesiihl, fort und fort auf den Machtsprnch von Ver- sailles sich bcruscn, der alles Deutschen Feind ist . .. * * * Ein temperamentvoller Aussatz in der „Danziger Wirtschaslszcitung" hat kürzlich die Zollgemeinschaft mit Polen eine „aoeiotaa Iscmina" genannt. Man «vird einwendcn: der polnischen Republik, da sie über die AnSsührnngsverlrägc zum Versailler Traktat ver- handelte, hätten derlei Absichten doch wohl fern, gelegen. Auch in Warschau hätte man den Ablauf der wirtschaftlichen Entwicklung nicht voraussehei« können. Nicht geahnt, wie fürchterlich in der Welt, krise gerade Polen verarmen würde. sWeit mehr nnd erbarmungsloser, als man ans falsch verstandenem Patriotismus bisher hat zugestehen wollen.) Und daß, um die Währungsdeckc zu schützen, eS eines Tages ge- zwungen werde«« könnte, die Wareneinsuhr rttcksichtS. los zn drosseln. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sicher jedenfalls ist von allen diesen neumerkantiltstischen Staaten, die burch ZwangSbewirtschastung und immer höhere Zollmauern den Zusammenbruch auszuhalten wähnen, Polen der am meisten merkantilistische. Seine Grenze» wurde«« von sünssachen Drahtverhauen umgürtet. „ES gibt säst keinen Exportartikel, der nicht voin polnischen Staat kontrolliert, reglementiert» standardisiert, syudikalisiert, subventioniert würde." Polens Wirtschaft, in weitem Ausmaß, ist Planwirt, schast geworden, und die Methode«« seines Außen handels liegen vom sowjetrussischcn gar nicht mehr weit ab. Danzig aber, dem die freie Konkurrenz di« Lebenslust bedeutet, sitzt In der Mausefalle und muß — milgehangen, mitgefangen — alles mitmacheu. Nur an der staatlichen Förderung der polnischen Unternehmungen hat cs keinen Teil, die ihre Spitze«« vielmehr alsobald gegen die Freie Stadt kehren. Auch eine noch so autarkischc Wirtschaftsführung kennt natürlich Ausnahmen. Güter, die für den Be darf der eigenen Wirtschaft lebenswichtig find, werden, wenn schon unter gewissen Kautelen, hereingelassen. Firmen iin polnischen Staatsgebiet erhalten durch die souverän schaltende Ministcrialbürokratie mancherlei Erleichterungen, Ermäßigungen, gelegentlich wohl selbst Zollsreiheit. Danziger Staatsangehörige er. halten sic nie. Hier schon, im Verkehr mit dem Zoll ausland, hebt die unterschiedliche Behandlung Polens und Danzigs an. Im Verkehr der beiden UnionS- Partner, zu deutsch also, ftn Zolltnland selber, wird sie erst recht sich sortsehen. In unverhttlltem Widerspruch zu den Verträgen, die Danzig doch nahezu mono polistisch den „großen polnischen Markt" öffnen sollten, hat man rings um den Freistaat eine Zwischengrenze aufgeworfen. Wer immer in Danzig Waren nach Polen zu versenden wünscht, hat zuvor die Fakturen im Büro des HerrnMvgpse abstempeln zu lassen. Die Abstempelung kann Mfter Umständen verweigert werden und wird auch gelegen», ltch verweigert. Verzichtet die polnische diplomatische Vertretung aber aus dieses „liberum voto", so hat der also Beglückte einen Wertzoll von 1 Prozent zn entrichten. Ist cs boshaft, wenn man behauptet, die Zoll- und Wirtschaftsgemeinschaft sei auf die Art be reits von Polen freihändig aufgehoben worden?, . lWeitere Anftähe folgen) !
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