erschöpft, so wurde in einiger Entfernung eine neue angelegt. Erst am Ausgang des Mittelalters bemächtigten sich Fürsten und kapitalkräftige Unternehmer des Bergbaus. Es entstanden zahl reiche Schächte, an die heute noch die Forstortsnamen erinnern. Im 16. und besonders im 17. Jahrhundert erlebte der Bergbau im Unterharz seine größte Ausdehnung. Die geförderten Erze (silberhaltiger Bleiglanz, Zinkblende, Kupferkies, Schwefelkies, Roteisenstein u. a.) wurden zum Teil in Silberhütte verhüttet und im Mägdesprunger Eisenwerk weiterverarbeitet. Die Werte, die der Bergmann schaffte, kamen aber am wenigsten ihm zu gute. Im Gegenteil. Je mehr der kostbaren Erze er zutage förderte, um so begehrlicher wurden die Bergherren und um so höher schraubten sie ihre Forderungen an seine Arbeitskraft. Bei zehn- bis zwölfstündiger Arbeitszeit sah er im Winter das Tages licht überhaupt nicht. Schwere Arbeit, geringer Lohn und oft schlechte Wohnung, das war sein Leben; Krankheit und früher Tod waren meist die unausbleibliche Folge. Kleinere Unregel mäßigkeiten wurden streng bestraft. So wurden bei Zuspätkom men Geldstrafen verhängt, ebenso bei „Dienstvernachlässigung“, die jedoch fast ausschließlich durch Krankheit verursacht wurde. Oft zwang die durch die Ausbeutung verursachte bittere Not die Bergarbeiter, heimlich etwas Grubenholz mit nach Hause zu nehmen, um im Winter in den kläglichen Hütten nicht zu er frieren. Den Bergbeamten andererseits wurde von der „Obrigkeit“ strenges Durchgreifen zur Pflicht gemacht. Alle diese Umstände führten zu starken Spannungen. Die Urkunden berichten von manchen Gewalttaten, die die Kumpels in ohnmächtiger Erbitte rung verübten, weil keine Stelle existierte, wo sie Recht oder auch nur Verständnis fanden; eine Organisation, wo sie gemein sam ihre Interessen vertreten konnten, bestand noch nicht. So wurden im Jahre 1839 einem Grubenbeamten in Neudorf 27 Fen sterscheiben zerschlagen, einem anderen wurde zu Pfingsten 1843 eine mit Pulver gefüllte Flasche durch das Fenster geworfen und