Dresdner neueste Nachrichten : 17.10.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193410170
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19341017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1934
- Monat1934-10
- Tag1934-10-17
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- Dresdner neueste Nachrichten : 17.10.1934
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Dresdner Neueste Nachrichten «N,mit Handels- und Industrie-Zeitung rvw-ZeU» tmLerttril i,ic>R.-M. Rabatt nach Staffel v. Anzelgenprelsliü« ' Ak.r. Sriefgebühr für Luchstabenanzelgen ZoR.-pf.auSf'chl.porw. Iür<Zin> phattuna an bastimmten Lagm und Plätzen wird kein. Gewähr übemomiE Schrlstleltvng, Verlag ond SaaptgeftdästSflelle: DreSden-A., Zerdinandstraße 4 Bezugspreise: kreier Zustellung durch 2 Ot» ir Solen In« Sau« monallich Postbezug für den Mona« r.oo R.-M einschließlich v,4» R.-M. Postgebühren lohne Zustellungsgebühr), Kreuzbandsendungen: Für die Woche r,o»R.-M. Einzelnummer IvA.'Pf., außerhalb Gr°ß.vre«dens 15 N.'ps. pofiadreffe: Dresden.«.i. Postfach * Zernruf: orttvettehr Sammelnnmmer 246«i, Zernvettehr 14194,20021.27981-27983 * Telegr.: Neueste Dresden«LerNner Schrlftleitnng: vittoriastr.ia; Fernruf: Kurfürst9361-936« Postscheck: Dresden 2060 - Nichtverlangl- Einsendungen ohne Rückporto werden weder zurückgesandt noch aufbewahrt. — Im Faste höherer Gewalt oder LetriebSstörung haben unsre Äezleher keinen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung des entsprechenden Entgelt- Nr 242 Mittwoch, 47. Oktober 4934 42 Jahrgang Ende -es Hungerstreiks inKünftirchen Oie Pläne des Außenministers Laval - Oer vierte Attentäter verhaftet — Oer Beitritt zur Arbeitsfront wieder möglich Peters Empfang in Belgrad König Peter H. vegrüht nach seinem Eintreffen in Belgrad die Generale deö jugoslawischen Heeres. Neben ihm der Präsident des RegentschastSrats, Prinz Paul von Jugoslawien, dahinter die Königin-Mutter. Schreckensstunden im Schacht Die Forderungen der «Streitenden teilweise bewilligt Son der dien st der Dresdner Neuesten Nachrichten B u d a pc st, 18. Oktober. (Durch United Pechs Der Streik der »SV Bergleute, die in Fünskirchen in Ungarn seit über vier Tagen den Schacht nicht verlassen und jede NahrungS, ausnahmc verweigert haben, ist beendet, kurz vor Mitternacht sind 8VV Arbeiter aus dem Thomaoschacht wieder auogcsahrcn. Die übrigen säst 7VN Arbeiter, die danach noch im St. Stephans- schacht bei Fünskirchen im Streik verharrten, haben den Streik nunmehr rbcnsalls abgebrochen mid begin nen seit S Uhr morgens aus dem Schacht, in dem sie IVO Stunden srciwillig ein geschlossen geblieben waren, auszusahrcn. Damit ist der Hunger streik der Bergarbeiter, die drohten, einen Masten selbstmord zu begehen, beendet. Die Arbeiter sehen sürchtcrlich aus. Biele vermochten sich nicht aus den Beinen zu halten und muhten gestiiht oder sogar getragen werden, Die Arbeiter haben während der Nacht nicht weniger als sieben Versammlungen tics unter der Erde abgchaltcn. Nachdem man ihnen aber mitteiien konnte, dah ihre Forderungen, wenn auch nicht ganz, so doch wenigstens teilweise ersiillt werden würden, entschlossen sie sich nach wei tere» Stunden Beratungen endlich dazu, den Streik abzubrcchen und auszusahren. Am Ausgang ereigneten sich er- schütternde Szenen. .Weinend und lachend sielen sich die Arbeiter und ihre Familienangehörigen in di« Arme. * Bon den streikenden Grubenarbeitern hqt eine Neihe schwere Nervenchvks und LhnmachtSansällc erlitten. Ueber SV yon ihnen schwebten bereits in LebenSgesahr. Trotzdem hatten diese Schwerkranken ihre Kameraden gebeten,, sie nicht Mauszuschassen, sondern sie unten in der Mitte ihrer Kameraden sterben zu lasten. Aerztliche Hilfe wurde abgelrhnt. Auch 5er Zustand -er andern Arbeiter war besorgniserregend, da sich alle seit v 0 Stunden weigerten, auch, nur die ge-, ztngste Nahrung ju sich -u nehmen. Gestern gegen Mittag erzwangen sich über WO weitere Bergarbeiter durch die starken Postenketten der Polizei nnd der Gendarmerie mit Gewalt den Eingang durch das Zechentor nnd fuhren srciwillig in den Schacht ein» um unter Tag an dem Hungerstreik ihrer eingeschkostcnen Kameraden teilzunehmen. Obwohl von der Bcrgwcrkslcitung starke Abteilungen Militär zur Verstärkung der Polizcitruppcir ange- sordcrt und Maschincngcwchrpostc» ausgestellt.worden waren, gelang eS ihnen, die schweren Eisentore nicder- znlegcn und durch einen überraschenden Sturmangrisf die Militär- nnd Polizeiposten zu überrennen. Da von der Oberleitung Beseht ausgcgcbcn worden war, nur im äuhcrsten Notfall von der Schuhwassc Ge brauch zu machen, gelangten sic ohne Verluste zum Schacht. Hier setzten sic dann die Förderkörbe wieder in Betrieb und fuhren ein. Sie liehen erklären, dah auch sic lieber unter Tag st e r b e^ n und Sclbst inord begehen wollten, als oben „an H u n g c r l ö h n e n langsam, aber sicher zu krepieren". Bor dem Zechencingang spielten sich hcrzzerreihende Szenen ab. Frauen schrie» »ach ihren Männer», Kinder weinten. Die Verhandlungen verliefen wegen dcr.Bcslh- vcrhältiiissc der Grube außerordentlich langsam. Das Aktienpaket der Fünskirchencr Kohlenbergwerke der Dvnan-Dampsschissahrtsgcsellschast ist nämlich nach Fusionierung zweier Banken über die Bodcnkrsdit- anstalt in Besitz dt^ Oe st c r r c i ch i i ch e n Kredit- nn statt übcrgegaitgcn, sw»dah nach der Santernng dieses Finanzinstituts gegenwärtig das österreichische Sämtzamt über das Unternehmen verfügt. Da die Verwaltung der Werke die Stillegmig aller Gruben im Fllnskirchcner Bezirk angeordnet hatte und weitere äMV Bergarbeiter arbeitslos ge worden waren, hatte sich der Bevölkerung un- gelneürc Erregung bemächtigt. Hs hatten schon DeiiWnstrationen gegen die Ueberfremdung der un garischen Betriebe stattgesundcn. Da man Zusammcn- stöhe befürchtete, waren die Polizei- und Militär- patrpuillen verstärkt worden. Neues und altes Italien Gesellschaft und Lebensform unter dem Einfluß des Fascismus Von unserm «'-Korrespondenten Was hat sich an Italien, am italienischen Volk gewandelt- Die Entwicklung in Italien ist nach den drei großen Geschehnissen Krieg, erste Nachkriegszeit und Machtübernahme durch den Faseismns so weit , gediehen, dah man einmal versuchen kann, eine einigcrmahcn zusammcnsastcnde Antwort ans diese Frage zu gebe». Einige Aussähe unsres Korrespon denten in Nom, mit deren Veröffentlichung wir heute beginnen, unternehmen diesen Versuch. Ilie ijeüriktleitun^. Nom, im Oktober Lebensformen und die gesellschaftliche Struktur eines Volkes sind weitgehend durch die wirtschaft liche Lage bedingt. Wir stellen daher an die Spitze dieser Betrachtungen, die sich mit den Anschauungen und der Lebensführung der einzelnen Schichten des italienischen Volkes beschüitigeii, die Feststellung einer wirtschaftlichen Tatsache, ohne damit die Bedeutung ideeller Gesichtspunkte für die Formung des Lebens stiles herabmindcrn zu «vollen. Im Gegenteil wird sich im Laufe der fortschreitenden Schilderung zeigen, dah in Italien gerade weltanschauliche Momente Umwandlungen hcrvorrnscn, die ans wirlschastlicheu Tatsachcnrcihcn allein nicht zu erklären wären. Kleinkapitalismus Die wirtschastliche Grnndtatsache des heutigen italienischen Lebens ist die verhältnismähigc Gering fügigkeit der Inflation, die in den Nachkriegsiahren auch die italienische Währung gefährdet hat. Die Jn- slation hat das italienische Kapital um nur etwa ein Viertel seines vorherigen Wertes entwertet. Daraus ergibt sich, dah das Privatkapilal zwar vermindert, im Grundstock aber erhalten geblieben ist. Eine Tatsache von auhcrordentlich weitreichender Bedeutung. Denn eS blieben durch diese günstigen Vor bedingungen die Millionenschichten des kleinen Sparers, der Beamten, der Angestellten in Grost- nntcrnehmnngcn, der Hausbesitzer, der selbständigen Gewerbetreibenden aller Art in ihrer Erisienz im wesentlichen unerschiittert. Diese Massen sind in Italien nicht in wenigen Groststädten zusammen geballt, sondern sic sind über Hunderte von Klein städten verstreut. Mussolini hat diese Schichten einmal als das wirtschastliche Nücigrat der Nation bezeichnet. Und er hat ost genug gesagt, dah er ihre Eristenz um jeden Preis verteidigen will, indem er die Sta bilität der Lira wahrt. Die Stabilität der Lira ist. nicht nur finanzpolitisch begründet, sie hat auch eine grohe sozialpolitische Bedeutung. Dah diese Politik Ersolg hat, beweisen die Zcichnungscrgcbnisse der inneren Anleihen des italienischen Staates und das Vertrauen, das die Staatspapicre beim kleinen Spar kapital gcnichcn. Aber diese Schichten sind nicht nur tzaS wirt schaftliche Nückgrat, sondern sic bilden auch daSsitt- lichcNückgrat des italienischen Volkes. Ans ihren Lebcnsgcwohnheitcn nnd Anschauungen ergibt sich die italienische Moralität. Ihre Ideale sind die Ideale des ganzen Volkes, ihre Eigcnschaslcn bestimmen den VolkScharakter. Vier Freund des Uhrmachers Das Ziel des italienischen Bürgers ist der ge ruhsame Rentcngenuh. Es wird so lauge gearbeitet, bis ein Kapital gesammelt ist, daö die erforderliche Rente abwirst. Sind Kapital nnd Rente von vorn herein vorhanden, so sinkt die Arbeitsleistung zu einer mehr oder weniger dekorativen Bedeutung herab. Folgendes Beispiel: Ich fragte in einer kleinen Stadt von ungefähr llttttg Einwohner einen jungen Mann nach seinem Berns, «vorauf er mir ohne Zögern antwortete „Ich bin der Freund des Uhr machers." Diele Tätigkeit sah so aus: In dem Laden des wenig beschäftigten Uhrmachers sah der junge Mann und unterhielt sich mit seinem Freund. Wenn der Uhrmacher den Raum verlieh, dann hütete sei» Freund den Laden. Manchmal besorgte er kleine Botengänge. Er lebte von den bescheidenen Ein künsten, die ein ihm gehörendes, kleines MicthauS abwarf. Die Lebensführung dieses jungen Mannes änderte sich mit einem Schlage, als er heiratete. Erst mit der Begründung eines Familienstandes wird bet Italiener in den Augen seiner Umgebung ein richtiger Mann. Es ist überaus kennzeichnend, dah dir italienische Sprache den verheira. Tete» "Mann l„»iLnorv") vom Uuverhetrate- tcn l.^ignnriiin") unterscheidet. Und diese Unter scheidung ist schärser und unerbittlicher als alle gesellschaftlichen und ivirtschasilichen Scheidewände. Ein Blick aus die Hand, ob ein Ehering daran sitzt, nnd Dn bist als *jx„<>,j„n gestempelt, auch wenn Di« schon graue Haare hast und über eine dicke 'Brieftasche verfügst, kiipnnrino ist sinngcmäh nicht ins Deutsche zu übersetzen. -Kigunrinc, heiht: unverheirateter Mann — das ist noch kein ganz richtiger Mann. Das bürgerliche Familienideas „Der Freund des Uhrmachers" ist nun also *i- gw»>>' geworden. Er sängt an zu arbeiten, zähe, nn- erniüdtich und fleihig. Und er spart. Er zieht sich bescheidener an als früher. Er trinkt abends nur ein Glas Wein. Er trägt sein erarbeitetes Geld ans die Sparkasse. Man muh einmal an« Monatscrstcn au den Lparkasscnschaltcrn der Banken Männer nnd Frauen beobachtet haben, wie sie sorgsam, säst liebe voll, dem Kassierer die unsäglich schmntzigen Geld scheine hinzählen und ansmerkfam verfolgen, das« der Mann auch alles richtig einträgt und stempelt, damit das gute Geld auch ganz richtig untergebracht werde nnd nichts verlvrengche. Diese Sparsamkeit schlägt leicht in Geiz nm,' nm leichtesten bei den Toskanern, die ob ihres Geizes in ganz Italien berühmt sind. Auch hier wieder bezeichnete die Sprache ganz ein deutig den Tatbestand. k>->«v>ini<> heiht in« täglichen Sprachgebrauch nicht Wirtschaft, sondern Sparsamkeit. Denn das sind identische Begriffe, l a«' economia heiht sparsam sein. Warum diese Sparsamkeit'? Weil der Maun Nachwuchs will. Keine richtige Ehe ohne Kinder. Und die Kinder müssen versorgt werden. Lind die Kinder da, dann entfaltet der Italiener erst ganz seine glänzenden menschlichen Eigenschaften. Lein festes Familiengciühl, seine Aufopferungsfähigkeit für die Familie und von dieser Grundlage ans sein mensch liches Verständnis snr die Umwelt, für die Familien- nötc des Nachbars wie iür seine finanziellen Sorgen. Die nmiiniiä des italienischen Voltes lnicht zu ver wechseln mit dem, was «vir in der deutschen Sprache unter Humanität verstehen! wird von seinem Familicngesiihl gespeist. Die Anspruchslosigkeit, seine zähe Arbeitsamkeit — all diese Eigenschasten treten jetzt erst ganz hervor. moncko sntieo." Still nnd bescheiden lebt nun diese fast jährlich sich vermehrende Familie dahin. Angemessene Arbeit des Vaters, »»gemessene Freiheit den Kindern, die daher oft sehr ungezogen sind, immer aber eine grohe und natürliche Achtung vor den Eltern bezeugen. Die Frau ist sparsam, nach anbei« hin durchaus hinter dem Vater zurttcktrctend, von diesem aber immer als Mutter der Kinder geehrt. Am Sonntag zieht die ganze Familie in die Kneipe. Wenn die Verhältnisse sehr bescheiden sind, wird das Eisen mitgenommen nnd nur der Wein bezahlt. Der Zug ivrmicrt sich in folgender Reihenfolge: Der Vater, ost noch mit einem eisgrauen Bart ä I» Napoleon III., lebhaft, jovial und stolz Bekannte grühend, neben ihn, die Frau, meist gcivaltig dick, aus dem Arm das Jüngste. Tann zu zweit die Kinder. Schliehlich die Grohmnttcr, mit unter begleitet von ciikcr noch unverheirateten Schwester des Mannes oder der Frau. Hin und wieder eine Reise zu den Verwandten aus das Land. Geringe geistige Bedürfnisse, aber Liebhabereien: Brtcfmarkensammeln usiv. Noch immer trägt diese Lebensweise die Züge des „piccolo mnnclo »niico", unter welchem Namen im vorigen Jahrhundert An tonio Fogazzaro in Nomansorm dieses geruh same Dasein beschrieb. Wir haben diese kleinbürgerliche Welt deshalb so ausführlich beschrieben, «veil sie — wie gesagt — in ihren Anschauungen mahgcblich für das ganze Volk ist. Die geschilderte Haltung der Familicnlicbc» Sparsamkeit, des Flcihes und der Anspruchslosigkeit finden wir in allen Schichten des italienischen Volkes wieder vom Königshaus bis in die letzte Bauern hütte. Daher kann das italienische Volk als ein zu tiefst bürgerliches Volk bezeichnet werden. In dem «vir den Lebensstil des italienischen Kleinbür gers geschildert haben, haben wir di" Grundeigcn- schasten des italienischen Volkes umrissen. Wie sich diese Haltung nun in andern Schichten leise-abwandclt, wird in einem folgenden Artikel ge schildert werben. Der dritte Aussatz soll die Stellung des Fascismus zu dieser bürgerlichen Lebenshaltung darstellen, vr, llelnr Lolläactc, ,
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