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Dresdner neueste Nachrichten : 10.01.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193501101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-01
- Tag1935-01-10
- Monat1935-01
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 10.01.1935
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Sette 2, Nr.« Dresdner Neueste Nachrichten Donnerstag, 10. Zanua» 1->8 Ländern schwebenden Hauptsrageu lignidicr« sind nnd der Borlast der beiden Nestlern«»-» ans. gesprochen wird, die traditionelle freund, schstst, die die beiden Nationen verbindet, zu en«, wickeln nnd in dem Geiste gegenseitigen Ltertrauena an dem Alert deo Wiedcransbanes zusaiumcn- «arbeiten. Austcedem wird darin seststclcstl, das, die beiden Negierungen untereinander alle Konsuttationr» vornehmen werden, die die Umstände crsordern sollten." Ana der amtlichen Mitteilung ist schliefillch noch hcrvorznhebcn, das, die TunISkonvenlionen, svivelt die Staatszngchörlgkcit in Betracht kanimt, praktisch bia litilä verlänstcrt iverden. Die Grenze in Lüdlrlpolis wird derart verlest«, das, ste ktiiisttst von Tnmmo in nordöstlicher ütichtnnst bis znm 24. Längengrad mit Schnittpunkt ans Breite t8 Grad Minuten geführt wird. Tao abstetrctene Gebiet n ni fas, t schätzungsweise 1 1 4 9 0 0 Q n a d r a t l i I o in c tc r. Tnrch die Grcnzbcrichli- stniist zwischen Eiuihräa nnd Französisch-Lomatiland erhält Italien stestcniiber der Meeren,ie von Bab-el- Mandeb einen Küstenstrich zwischen der Elua nnd Daadatv. Frankreich iiberläkit Italien scrner die Insel Tvnmcrah. ZreüdenkiindMbimq in Saarbrücken Empfang der Deutschamerikaner — Abstimmungsergebnis am Montagabend Telegramm nnsreS nach dem Saar gebiet entsandten Sonderberichterstatters s,z. Saarbrücken,!). Januar Ter stesiriae Empsang der 348 Abstiuininngs- bcrcchiistten, die ans allen Siaaten Nordamerikas ge- tvmmen sind, nnirde an einem spontanen Belenntnio der deutschen Lache. Ta eine sormellc Begrüstung durch die 'Absiimninngslommiisivn verboten war, stab die viele Lau,ende zahlende Menschenmenste, die sich am Bahnhof einstesnnden halte, ihrer Bestcisternnst dnrih donnernde Heilrnse Ausdruck, die in den gemein- iamen läciang des TeutichlandUedes ausmündeten. Auch das Horsi-'Wesjei- nnd das Laarlted wurden ge- jnnsteu. Sune Llnnde dauerte es, bis die Deutsch amerikaner den turzen West von :! Minuten bis zum Easü.Nieser znrücllege» tonnten nnd der Berlehr im Hanptinotenpnult der Stadt wiederansstenommcn wer den tonnte, Es ivar ei» Busaii, aber nicht ohne ium- botische Bedentnnst, das, diese vüliist nnoiganisierte und durchaus aus sich selbst heraus entstandene Kundgebung stcradc ans dem Platz stattfaud, ans dem die französische Grnbenverwaltnng ihren Sitz hat. So hatten die Beamten der Bcrgwerks- verwallnust lKeiegenIieit, sich von der llnfrnchibarleit itirer so reichlich verschwendeten Propasta»bastelder zu iiberzengcn. Franzvsiickie nnd cnstliilbe, schweizerische und polnische, italienische nnd amerikanische Jonrna- linen — im stanzen sitzen liier gegen ltilll ausländische .sournalisten — haben von den Fenstern des Hotels Erzetsior ans ebcnsalls -er Trenelnndstcbunst der Tentichamerilaner und der Saarbevölkernng bei- stewohnt. Sie bekamen hier aber auch noch einen andern Auschauunstsunterricht: über das brutale Vorgehen der von dein bertichtistten Machtü steschassenen Emigranten Polizei. Wenen einer nnglanbliwen Beleidistuiist durch riucu Lieansten der srauzbsischen Grubenpolizei culstaud unter einem Teil der Teilnehmer an der .Kundgebung berechtigte Empörung. Taranshin «riss das Bereit- ichastslommando, das säst ausschliestlich aus tsinistrau ¬ te» besteht, ein und drosch sofort rücksichtslos aus die Demonstranten los. tri» ausländischer Polizciossizier psisf endlich diese Prugelheiden zurück. Diese widerliche Szene wurde glücklicherweise nicht überall bemerkt und stbrte deshalb die allgemeine Freude nicht. Die Deutschamerikaner konnten nicht genug den herzlichen Empfang rühmen. Männer und Frauen schilderten ihre Ausnahme in Kurbave», in Hamburg, vor allem in 'Berlin und. in .naifcrslantern in Worten höchster Be geisterung. In starkem Gegensatz zu der impulsiven Art. >vie die Tentichamerilaner hier enipsaugctt wur den, stand ein unmittelbar darauf folgender Prclsc- e m p f a n g in der „Wartburg" durch die Mitglieder der Abstiinmnngokoinmissivn unter dem Vorsitz des schwedischen Präsidenten Nvhdc. Hier wurde sehr uüchieru das Wahlversahre» noch ein mal dargelegt und zn begründen versucht. Niemand unrd den guten Wille» dieser ucutraleu Ausländer tnameullich sind es Lchiveden, Täueu, Holländer und Lchnieizerl bestreiten wollen. Aber die Bedenken nu dle Besorgnisse konnten sie nicht ausräumen. Bon gröst- tem Interesse ist die Angabe, das, d a s en - giilIige A b st i m m n n gser g ebui s a m :>N vntast, de m l 4. I a n n a r, z w i s ch en 21 n n d 2 3 Uhr z n er ivar len ist. Abstimmungs-Sabotage X Zaarbriicken, o. Januar 'Nachdem schon am ersten Abstimmnngstaste Siiminen, die cinivandsrei sür Deutschland ivaren, siir nugültig erklärt wurden, Hal sich am Dicnsiast aber mals eine Neihc von derariisteu Fällen ereignet. Be sonders bezeichnend ist ein Fall im Kreise St. 2üen- - e l. Als dort die Fran eines Beamten die siir die Abstimmung notwendigen Perlonalpapiere ans ihrer Handtasche nehmen wollte, befand sich unter den Pa pieren, die die Fran anssortierlc, auch eine rote Mit gliedskarte der Deutschen Front. Dar aufhin wurde der Fran die Teilnahme an der Abstimmung verweigert. Achtung! AWmmiliWberechtlgte! DT (Gebote kür Vie Saarabstimmung 1. Jede politische Meinnngsänsternng im Wahl lokal führt nuuachsichtlich znm Slimmverlnst. 2. Auch -er Deutsche Ginn, sa sogar das Erheben des rechte» Armes gilt als verbotene politische Mei- uunstsäuüernug. Trage auch keinerlei Abzeichen oder Plaketten im Abstinimnngslvkal. 3. Sprich» m b e st en kein W vrti m W a h l- lokal. > 'Beantworte nur die Fragen der Mitglieder -es Wahlbüros. Bermeide auch hierbei jede politische Aennernng. st. Halte dich, bis -u zum Wählen dranlvmmst, nur in -em Teil des Abstimmunc'slokals ans, der ausdrücklich als Warleraum geleunzeichnet ist. n. Füge dich widerivrnchslvs allen Anordnungen des 'Borsilzende» -es Wahlbüros, auch wenn du sie nicht begreifst. 'Beginne leine Polemik. 7. Fülle deinen Stimmzettel nnr in der Fsvlier- zelle ans. 8. Beichne dein K re uz in den entsprechenden Kreis des Stimmzettels nur mit einem schwär z- schreibenden Bleistift, da jedes andre Schreibzeug, auch Tiule, Buntstift oder Kopierstift deine Stimme ungültig macht. !>. Berlage die Isolierzelle nicht eher, bis du den Sliminzeiiel ungesaliet in den Umschlag gesteckt und diesen verlchlossen hast. IN. Svrich mit niemandem mehr im Wahllokal, wenn dn deinen Stimmzettel erhalten hast; sprich auch mit niemandem, bevor dn nicht das Wahllokal verlassen hast. 11. Enthalte dich auch nach Abgabe deines Stimm zettels jeder politischen Mcinungsänsceruug durch Wort oder Nirn«, bevor du nicht das Wahllokal verlassen hast. 12. P r ä gc dir diele Bvrschrislen g r Ii n d- lich rin, besolgr sie auss genaueste, sorge dafür, da» deine Stimme nicht ungültig wird. Bürckel spricht im Runbfunk! X Neustadt, s. Fannar Der Saarbevollmächiigte deo rlicichskanzlerS, Gan, lciter Llürckel, spricht heute, am Mittwoch abends 8 klar, in tlaiserslantern über das Thema: „Am >3. Fannar: Den Weg srei znr Bcrständignng!" Die Nede wird ans alle deutsch e « Lender übertragen. Nebenbezüge bei der Mirag Ür. Hägers Gewinnanteil an -er Rundfunkzeitung , X Berlin, 0. Januar Fm groben Nnndsnnkprozcst kam der Bvrsibcndc in der weitere» Verhandlung am Dienstag auf die N cbenci n » a h m e n zu sprechen, die der Angeklagte Dr. Jäger tVeipzigj neben seinem schalt als Wirt- ichastsdirektor von der Berlagsansialt des Messe amtes für die Leipziger Mustermesse, G. m. b. H., als Geivinnbeteiligung für den Druck der Leip ziger !>tnndsunkzcilnng „Mirag" erzielt hat. Die Bcrlagsanstalt hatte sich vertraglich zur Bahlung eines Gewinnanteiles au Do. Jäger ver pflichtet, der sich bis Ende des Jahres 1927 ans über LU IlUU M. belief. D^r Borstand der Leipziger Sen-egcieüscha't erhielt dagegen nur 2t>on M. jährlich von der Berlags- austalt. Diese 'Nebeueinnahine hat im Anssichlsrat der Nkirag böses Blut erregt. Als der Anfslchtsral I),-. Jäger seine Stellung als Wirtschaslsdircktor kündigte, verlangte er von ihm gleichzeitig die Herausgabe seines Vertrages mit der Verlagsanstalt sowie die 'Auslieferung der Mirag-Aktien, die 11». Jäger im Be trage von 12 000 M. besä». Als Gegenleistung wurde kB-. Jäger der Weilerbezng seines Gehaltes noch siir das Jahr >»28 bewilligt, ausierdem sollte er bis Ende Oktober ll>2!> zwei Drittel des Gewinn anteiles von der Berlagsansialt und von da au ein Drittel erhalten. Ter Angetlagle I>r. Jäger er klärte, er habe diesen Vorschlag an nehmen m llssen, ivell der 'Anssichlsrat ihn in die Form eines Ultimatums gekleidet hatte. Der Angeklagte Dr. Bredow betonte, er habe im Aussichtsrat das grösste Gewicht daraus gelegt, dast Dr Jager die Aktien lin der Vertrag mit der 'Berlagsansialt abgenommen würden, damit Jäger nach seiner Einlassung nicht mehr in der Lage war. dem Nnn-sunk Schwierigleiten zu bereite». Dafür habe man natürlich gewisse finanzielle Opfer bringen müssen. Bajraktarl geflüchtet? » X Lirana, 0. Januar Dao Albanische Pressebüro uerössenllichl eine Er- llärnpg, in der es heisst: Mnharrem Bajrnktari tder frühere Adjutant des Königs!, hat in Begleitung von sechs Vellern und Dienern sonne der beiden von den Justizbehörden verfolgten Personen, denen er in seinem Hanse in ttlmischte Bnslnchl gewährt hatte nu dle er den Behörden nicht ausliesern wollte, vor gestern in der 'Nacht die Grenze ii b e r i ch r i t t e n und sich nach Lüdslawien begeben. Diese Hand lungsweise, die lediglich eine einsachc ttnsvlgiamkeit darstellt, kann die beste Antwort ans die Meldung griechischer Blätter geben, die in verleumderischster Weise diesen Zwischenfall als Nevoliuion darsiellcn wollte». * Nach weiteren Meldungen ans nichtalbanischer Quelle sollen dagegen revolutionäre Unruhen in ganz Albanien noch immer andanern. Es wir- behauptet, den Hanptanlan zn -er angeblichen Nebeüivn habe die allgemeine Unzufriedenheit der Armee und der Beamten wegen der Nichtzahlung der Gehälter gegeben. Arlette Stavisky sühll sich betrogen Ein Gehilfe des Schwindlers vom Generalstaatsanwatt begünstigt Telegramm unsres Korrespondenten II. Paris, l>. Januar Fran Arlette Stauistn ist gestern abermals von der parlamentarische» Untcrsnchnngskvmmission ver nommen worden. Die schöne Frau des groben Gauners beklagte sich bitterlich, das! sie »och immer im Gefängnis sestgehaltcn werde, obwohl die Vor untersuchung bisher ketnerlci Schnldbeweis gegen sic ergeben habe. Dann behauptete Frau Ltavisk«, das» verschiedene Polizeibeamte Zeugenaussagen z» ihren Ungnnsten „verbessert" hätten. So habe man den Verdacht entstehen lassen, da» sic ihren Gatten bet der Neise nach Lircsa ge legentlich der Negclung der Ostreparationen durch -en damaligen Finanzminister Bonnet nnd später auch nach "Budapest gelegentlich -er Verhandlungen über -ie ungarische Optantenansprüche begleitet habe. Dies sei nicht richtig. 2ie habe ans -er Untersuchung sest- stcllen müssen, da« LiaviSkn sie betrogen habe; wie sie nunmehr sage» z» können glaube, habe es „mehrere Madamcü LtaviSkn" gegeben. Insbesondere glaube sic behaupten zu können, dast die früher genannte Bengi» Sn zäune Avril ihren Mann nach Siresa nnd nach Budapest begleitet habe. tSnzanne Avril ist eine Journalistin, die in der Tat die besten Beziehungen zn Ltaviskn hatte nnd auch den damaligen Ministerpräsidenten Ehan- temps sehr gut kannte.> In der gerichtlichen Untersuchung wurde gestern sestgestettt, dast der Z ch w tndler P o » l n e r, der Ltaviskn bei der Verfälschung verschiedener 'Aktien papiere unterstützt hat, ebensalls h ö >h stevolitis cb e Begünstigung gcnvst. So hat der damalige Jusiizministcr Nenanlt, der schon schwer belastet ist, auch de» Schwindler Poulner begnadigt. Diese Begnadigung erfolgte ans Grnnd einer Eingabe deö damaligen Gene- ralstaatsanwalts P r o » hara in, der heute Mitglied des SkaatSratS ist. Aus diese Enthüllungen hin hat - t e - !>I e g i e r n n g Pro». Haram sofort veranla st t, zu r ü ck z u - tret e n. Schwere (Lrdbebenfchäden in der Türkei X Istanbnl, 9. Januar Erst jetzt läsi« sich übersehen, dast die Schäden des Erdbebens vom vergangenen Freitag viel gröster waren, als nach den ersten spärlichen Nachrichten an genommen werden konnte. Die Zeitungen Istanbuls haben Berichterstatter in den mutmastlichen Erdbeben, Mittelpunkt entsandt, und so gelangten am Mittwoch die ersten Einzelheiten hierher. Als Mittelpunkt deö Bcbcnö Ist die Insel Marmara im Meere gleichen Namens sestgcstellt morden, die der asiatischen Küste vorgelagert Ist. Bon den 137 Häusern der Jnseldöricr sind 49 völlig zer ¬ stört worden, die übrigen meist schwer beschädigt. Zwei Dörser der Fusel sowie s ti n s Dörfer kleinerer benachbarter Inseln sind säst völlig zerstört. Die Bevölkerung, die sehr durch die Kälte leidet, hat beschlossen, die gc- sährdctcn Inseln zn räumen. Der Note Halbmond bat eine Hilfsaktion ein geleitet. 'Boni asiatischen Küstenland werden ebensalls gröster« Lachschäden ans den Dörsern gemeldet. Einzel heiten fehlen, die Telepbvnlinien scheinen gestört zn sein. Bisher werden glücklicherweise nnr zwei Tote und vier Leich'verlesttc gemeldet. Die Erdstöstc dauern mit verminderter Stärke an. Noch 4 Taae bis zur SaarabJimnmnq! Zeitungswissenschaft in Leipzig Von Professor I)r, lUiinttep Direktor des Instituts für Beitnugswisfenschast Leipzig Schon im 17. Jahrhundert, in dem die ersten deutschen Beitnngcn heranskamen. Hai lich ein Leipziger Nekwr siir die Beiinng und die Wist'enschasl von -er Bcitnng interessiert. Adam Nechenberg, Professor -er Theologie, später Dekan -er Theologischen Fakultät nnd zweimal Nektar -er Universität, ist es gewesen, -er ItMO die erste zcilnngswlssenschastliibe Dissertation betreut und angenommen bat. Diese erste mit Sicher heit nachunveiiende deutsche Dissertation batte -er Görliber Student Tobias Penccr unter -er Anleitung Nechcubergs angesertigt, nn- wir wissen, -ast -le Arbeit auch Gedanken von Nechenberg selbst enthielt, ja sogar eine damals neue Bezeichnung der gedruckten Bcitnng von ihm. Peneerö Arbeit ivar noch lateinisch geschrieben und hiest: „Du ikc-Iiilinniinw XovoNi>" — „lieber die Bettungen" — also. Buglcich mit dieser Dissertation ist auch der Name Bcitnngswissentchall aufgetancht. Der Verwalter -es damalige» Knrsürst- lich sächsischen Oberposlamis, Johann Weber, schrieb nämlich, dast Peneer „alles das anssiihrlich Hal g<- lehret, was zn der Wissenschast von Bettungen gehöret". Die Fvrmntiernng „Wissenschast von Beitnngcn" hat Weber wohl mehr instinktiv als wohlüberlegt richtig angewandt. Sic charakterisiert aber eine ganz be stimmte Nichtnng -er wissenschasilicben Beschäftigung mit der Bettung, nämlich die Erforschung der Bcitnng selbst im Gegensab znr Benubnng der Beiinng als Quelle siir alle möglichen andern Wissenschaftszweige. Leit -cm 17. Jahrhundert hat man ans nnser» Universitäten immer ans Zeitungen gelehrt, d. h. Beitnngcn alö O.nellc bcnnht. Auch diese Wissenichasts- metho-e, die mit -em ZcilnngSinhalt politische, historische nnd andre Wissensgebiete bereichern wollte — -ie also keine selbständige Wissenschaft mit eigener Zielfcbnng ist —, hat in Leipzig ihre Anfänge ge nommen. Otto Mcnckc las bereits. 1k>73 an Han- non Zeitungen ein historisch - geographisch - politisches Kolleg. Seitdem sind viele derartige Kollegs an deut schen Universitäten gelesen wor-cn. * Leide« kann sich die Leipziger Universität nicht i»Innen, -ast an ihr auch die ersten Kollegs über Zeitungen gehalten wurden. ES ist zwar erwiesen, -ast der späier berühmt gewordene Prosessor siir Politik, Etvanenz nn- Poesie am Weistenselier Gum- nasjnm, Ebrislian 'Weise, im Fabre in».'! die Von!» laz-c-ncli an der Universität Leipzig erhalten hat. Es lägt sich aber nicht Nachweisen, dast er in der Zeit von 1NN3 bis In7n über Bcitnngen gelesen hat, weil die Vorlesungsverzeichnisse jener Beit nnr die Vorlesungen -er Professoren enthalten. Lein Wunsch nach einer Universiiäts Prosessur scheiterte aber an persönlichen Widerständen. So wurde er Professor am Gmnnasinm zn Weistensels nnd schrieb von hier ans 187» sein Werk: ,.'H Iwckinmnu ('nriwcnm ck» lwal inno Xovc-IIni nm ...". Weile zeigt darin die 'Wege, wie man -en ZeilnngS- inbali ohne Gefahr »üblich verwerten kann. Er ver langt, -ast diejenigen, welche Zeitungen lesen, be stimmte Kenntnisse vom Zeitungswesen besitzen. Indem Weile diesen Gedanken erstmalig nicht nur ansspricht, sondern sich zugleich nm die Verbreitung solcher Kennt nisse über das BeitnngSwesen persönlich bemüht, ist er -er Ahnherr der deutschen Zeitnngö- Wissenschaft geworden. So kam cs, -ast Leipzig nicht die erste -cntsche Universität geworden ist, an -er man ZeUnngswist'en- schast in nnierm heutigen Sinne lehrte, lvndern die damals berühmteste deutsche Universität Halle. Der hervorragende Siaalorechiler Johann Peter v. Lude» w i g, später Kanzler der Universität Halle, der sich nm das prevstisctie 'Fntelligeuzwelen und -en prcnstische» Staat überhaupt sehr verdient gemacht hat, las im Fabre 17nn das erste bestimmt nachweisbare deutsche Uiliversitälskotteg über, Zeitungswissenschast. Lein Thema Inest: „Vom Gebrauch nnd Mistbrauch der Zeitungen". * Fii»i Fahre vor Ludewig erschien die zweite Disser tation. Wieder war cs ein Kandidat der Theologie in Leipzig, der sich siir Bcitnngen interessierte: Andreas Hosman» schrieb UM über „Die Zeitung und die Bedürfnisse, die zn einer fruchtbaren Lektüre wichtig sind". Diese Arbeit besastte sich besonders mit dem Beitnttgeleter, einem Teilgebiet der Zc!lnngswiIIcn- schakt, das leitdem durch die Jahrhunderte hindurch sehr vernachlässigt wurde und erst heute in seiner Bedeutung wicdercrkannt worden ist, in einer Zeit, da man 'begriksen hat, dast der ZcitnngSlcser der wichtigste Faktor im BeitungSlebcn ist, und dast die Zeitung einzig nnd allein nur siir ihn, -. h. siir daS Volk, da ist. Zwei Männer sind «S gewesen, die an der Uni- vcrsilät Leipzig in -er ersten Hälst« des 18. Jahr. knindertS über Zeitungen lasen: Friedrich Menz nnd Gottlieb Schumann. Menz begann 173» mit Bor- lcsnngen über „Gelehrte Fvnrnalistil" nnd hat sich immer nur mit diesem frühen Zweig unsres Zcit- schrislcnwesens befasst, der auch die Zeitungsentwick- lnng mitbesruchtct hat. Schumann dagegen ist der eigentliche Stammvater. 1738 hat er einen ersten „Abrist eines Eollcgii über die Politische Zeitungen" heransgegcben. Leider wird darin nur ganz allgemein znm Ausdruck gebracht, dast er die Zeitungen nicht nur als Quelle benutzen will, sondern auch daraus bedacht sei, das Vorurteil zn beseitigen, als ob das ZeitnngS- lesen eine gar zn leichte und geringe Zache sei. Ans Schumanns spateren Auszeichnungen wissen wir, dast er tatsächlich -aS Wesen der Zeitung nnd ihre Her- stellungsvoranSsehnngen auSsjihrlich behandelt hat, * Das Interesse an ZcitnngSdingen ans Universi täten nnd Schulen Ist im 19. Jahrhundert fast gänzlich versiegt. Die Erklärung dasiir ist einfach: cs kommt nun die Zeit, in -er Mut dazu gehörte, die Zeitung kritisch zu betrachte» und zur Kritik gegenüber ihren Mängeln nnd Schwächen auszusordern. In der Zeit -er anfbllihenden Meinnngspressc nnd ihrer späteren Entwicklung zur Partcipressc war eS zn gefährlich, Zeitungen znm Gegenstand von wissenichastlichcn Be trachtungen zu machen. Die Meinung in der Zeitung hatte den Sieg über die Nachricht davongctragen. Die Zeitung war zn einem Machtsaktor im Staat geworden, mit dem sich niemand anlegen wollte. Selbst dem Staat war eS ja schliestlich nicht mehr mög lich, die Zeitungen in den Schranken zn halten, die daS Gemeinwohl gebot. Wissenschaktcr nnd Lehrer hielten sich deshalb von diesem in den politischen McinnngS- kamps hinctnaezogencn Instrument zurück. * Erst am Ende des >9. Jahrhunderts büren wir wieder von mutige» Gelehrten, die es wagten, sich wissenschaftlich und kritisch mit -er Zeitung aus- elnandcrznsehen. Als 37jäbrigcr Professor an der Universität Bafel hat Karl Bücher im Jahre 1884 mit Vorlesungen über Pressewesen Im Nahmen seine» Lcliroustrags sür Nalionalökonvmie begonnen. Seit 1892 lehrte er an der Leipziger Universität. Hier hat er das Volkswirtschaftlich-statistische Seminar ge gründet, daS 1898 mit dem von Lujv Brentano ge- gründeten StaatSwtssenschastlichcn Seminar unter dem Namen „Vereinigte siaatswisjeuschastlichc Seminare" zulammcngclcgt wurde. Der alte Bücher trat lülli von seinem Lehrstuhl der Nationalökonomie nnd von der Leitung der 'Vereinigten Staatswissenschastlichcn Seminare zurück, aber nicht nm ausznrnhen, sondern um sich nunmehr als emeritierter Prosessor nm so un gestörter der Zcilungskttndc widmen zn können. Für diesen Entschlnst mögen viele Gründe — anch persön liche — mastgebend gewesen sein, entscheidend ist aber zweifellos die Erlenntnis Büchers gewesen, dast Zeitung nnd Propaganda eine immer wichtiger werdende Nestle im Leben des denischen 'Volkes und im Zusammenleben -er Völker einnahmen. Es lässt sich der Beweis führen, dast die Gründung -es Fnstiluts jnr Zcitnngsknndc, des heutigen Fnslitnis siir Zeitnngs- wissenschaft, unter dem Eindruck der Wirkung der seind- lichcn Kriegspropaganda gegen Deutschland erfolgte. Bücher war ein alter Kämpfer und Kritiker. Kein Wunder, denn eS war nicht leicht, Kritiker der Presse zu sein nnd wissenschaillich cinivandsrei zu arbeiten, wenn man ständig beobachtet mird von -e» verschiedenen Nichtnngen nnd Jnleressentcngrnvpen der Tagespressc im liberalen Staat. Dann konnte eS nicht ansblciben, dast man sich znm Feind aller machte. Er Hal Kritik geübt, mic lein zweiter es gewagt hätte. Mit Anerkennung und Lob ging er spärlich »in. Lein Kosteugcleh und IBne Behauplnng, die Bettung lei nichts als ein Anzeigenteil, der durch einen redaktio nellen Teil absehbar gemacht würde, ries Empörung und lauten Widerspruch in Theorie und Praris hervor, nnd als er gar einer berüchtigten Ncvolniivnsrcgie- rnng einen Vorschlag einrcichte, wie man die Prelle sozialisiere» könne, gingen auch die leisten Freunde von.ihm. Nnd doch wird man heute sagen müssen, dast der Gedanke der Verstaatlichung der Presse, den er vor trug, nnS Deutschen von heute gar nicht mehr ko fern liegt. ES sind beute Sicherungen getrossen worden, die die Zeitung znm Mittel der Slaats- sührnng machen. Und wenn wir ganz ehrlich sein wollen, dann müssen wir dem alten Bücher zngcstehcn, dast seine Forderung, die Presse unter eine starke staat liche Hand zu stellen, grundsätstich rühiig war. Bücher bat in seiner Echrist „Dir Znknnst der drntschen Presse" Forderungen ausgestellt, die hohes VcrnntwvrtnngS. gcstthl und männlichen Mut in einer Zeit zeigen, in der solche Forderungen absolut nupopulär wäre». Aus dem gleiche» Gelsl heraus lst das Leipziger Institut 1910 gegründet worben.
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