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Dresdner neueste Nachrichten : 10.01.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193501101
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- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-01
- Tag1935-01-10
- Monat1935-01
- Jahr1935
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- Dresdner neueste Nachrichten : 10.01.1935
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Im Kamp! um Deutschlands Qrenren Von 1918 dis 19AL - I7nter dein klncd von Versailles und 8t.- Oermain - detLtes Kapitel: 8 aar-Abstimmung Am Etttschcidungstgg des 13. Jgnuar blicken die Augen der Deutschen im Reich und in aller Welt ins Saarland. Tenn dvrt geht cS nicht nur nm eine ört liche Gebictssruge, sondern wieder einmal, wie so ost schon seit dem unglücklichen Ausgang des Weltkrieges, handelt cs sich nm eine Schickialssrage von größter Bedeutung sür den ganzen weiten deutschen Siedlungs raum. Der Tag der Saarländer ist ein Tag des Deutschtums! Dem gebe» die Glocken der kleinen Kärntner Gemeinde V älter in artt Ausdruck, die seit dem siegreichen Abstimmnngskamps des Kärntner Landes von lO2O jeden Sonntag ihre Stimmen siir die einige Verbnudeuheit der Deutschen in allen Zonen erdröhnen lauen: die Preußeuglvcke, die Oberschlesien- glvcke, die Lchleswigglocke und die grüble, die Saar glocke. Der Kärntner Glvckentlang ist an diesem Laar- sonntag wiederum ein erzener Ausruf zur deutschen Pflichterfüllung. «8etbrtbert!mmung der Nationen" Als im November l0l8 die Waffen ruhten, unter nahmen die Siegermächte alsbaid eine Neuaufteilung der Welt, und in diesem Nahmen tam es ihnen vor allem ans eine Aufsplitterung und Verleitung des deutschen Lebensronmes an. (Ls war genau das Gegenteil der in der Botschaft Wilsons vom 8. Januar 1018 enthaltenen Grundsätze, wonach „fortan Völker und Provinzen nicht mehr von einer Staatshoheit zur an dern verschachert werden dürsten wie Sachen oder S p i e l st e i n c !" Jede Gebiets frage sollte, so proklamierte Wilson, nach den Grund sätzen des Volkstums und nach dem Willen der be teiligte» Bevölkerung, aber nicht als ein Ausgleich ftn Machtkampf von Staaten geregelt werden. Ter „Philosoph von Washington", ebenso grob und ge fährlich in seinem Wahn wie in seiner Schwäche, halte «das Recht der Selbstbestimmung der Nationen" als oberste» Leitsatz siir die von ihm verkündete neue Wcltordnnng ausgestellt. Aber in der brutalen Wirk lichkeit der Pariser Vororte zerstoben seine gleiß- nerischcn Schwärmereien. Mehr als irgendwann vor her in der Geschichte wurden in Versailles und St.-Germain nicht die Gebote der Gerechtigkeit, sondern die Diktate brutaler Macht ausschlaggebend bei der Neubildung der Staaten und bei der Grenz ziehung sür sie alle. Annexionen und Abstimmungen Wir Deutschen hätten durchaus damit zufrieden sein können, wenn ernsthaft das Recht der Selbst bestimmung der Bevölkerung überall mapgebcnd sür die ncnen Grcnzeinteilnngen geworden wäre. Denn ein Blick ans die Ergebnisse der Abstimmungen nach dem Kriege lehrt, das, wir uns damit unfern Sicd- lungsraum gesichert hätten. Es war etwas durchaus Neuartiges sür die Geschichte und auch siir die Sieger staaten, das, bas deutsche Volkstum überall dort, wo ihm Gelegenheit zur Abstimmung gegeben wurde, sich zn seinem deutschen Mutterlands bekannte. Fc>st sämtliche derartigen Volksbefragungen In früheren Jahrzehnten waren gegen den Hoheitsstaat aus gefallen. Wir können sicher sein: wären auch dort, uv durch die Friedcusdiktale kurzerhand A nncxIonr n verfügt wurden, Volksentscheide auberanmt worden, so wären sic zugunsten Deutschlands aus gelaufen. Die Väter der Fricdensdiktcite hatten cs anders gewollt. Sie teilten die Welt in neue Maclftsphären ein, ans Kosten der unterlegenen Staaten und Völker. Mit rohen Scherenschnitten machten sie sich über die alte Landkarte her. Entweder sprachen sie Gebiets abtretungen in Form von Annexionen aus — unter dem Vorwande, damit der von Wilson gcsordcrten „wahren Gerechtigkeit der Volkszugehörigkeit" zu dienen —, oder sic ordneten dort, wo sie sich nicht gar zn sehr dem Verdacht der Sclbstbcreichcrnng auS- setzen mochten oder auch, wo sie unter sich uncinS waren, Abstimmungen an in der sicheren Annahme, das, das Ergebnis in jedem Falle ans Kosten des deutschen Raumes gehe» würde. Neue und alle Kammermusik Uraufführung im Tonkiinstlervcrein Tie alte Kammermusik, die der Klassiker und Romantiker, überwiegt bei weitem. Nur der Ton- k ü n st l e r v e r e i n, stets ein Hort des Fortschritts, bietet Neues. Nach dem Rciterguarteft von Joseph Haydn, grostzügig gespielt vom Striegler- Quartctt lJvhannes Ltricgler, Macht, Geier und Benkers, hörte man eine Sonate für Bratsche und Klavier aus dem Manuskript von Johannes Paul Thilmaun, einem Mitglied des Vereins, wie es sich beim Beifall herausstellte, einem noch jungen Ton- jctzcr. Es ist auch junge Musik, ohne Ausgleich noch, orientiert au der vorklassischeu Musik und der ge lockerten Harmonik unsrer Tage. Am bedeutendsten die Ecksätzc, weil sich i„ ihnen das jugendliche Tem perament aussprecheu kann. Weniger Substanz im langsamen Satz. In den schnellen Sätzen eine „motorische" Art, zu musizieren, die bei Thilmaun leicht zur eintönigen „Mühleumusil" wird — so könnte mau diese gleichsam sich um sich selbst drehende Art von Thematik neunen. Am vielsagendsten ist der Klavierpart, farbig gespielt von Karl Weiß, die Bratsche läuft etwas leer daneben her. Herr Rip- Hahn wusste ihr durch sein vortreftliches Spiel Be deutung zn geben. Leider verhinderte die Grippe die Ausführung einer weiteren Neuheit. Erich Winkler sollte drei Intermezzi sür Klavier von Mar Reger spielen. Entschädigt wurden wir durch die Liebens würdigkeit von Karl Weist, der Bachs Ehromatische Fantasie und Fuge darbest. In einer so souveränen Weise, das, anss neue bewiesen wurde: hier ist in Dresden ein ursprüngliches Klavierialent, eine pianistische Hoffnung herangcwachscn. Znm Schluft spielte das Striegler-Quartett, verstärkt nm die Bratsche von Herrn Becker t, das mnsikantische O-Dnr-O-uintett von Johannes Brahms. K. D. Zwei Onartellverclnigungen Es ist immer interessant, zn beobachten, wie vcr- schieden sich die Jugend und das gereiste Alter mit der Kammermusik anseinandcrsetzcn. Tas Bnrtich- Ouartctt spielte Brahms und Schumann. Sein Publikum besteht ans Mnsiklicbhabcrn aller Kreise, die zumeist selbst eifrige Quartettspicler sind und von den Hütern einer grvsien Traditivn eine authentische Auslegung erwarten. Und sie wurden nicht enttäuscht. LIsah-l-otbringea Noch führten Wilsons vierzehn Punkte Ihren dämonischen Reigen, noch wurde von wirklicher Selbstbestimmung gesprochen — da besetzte Frankreich gleich nach dem Waffenstillstand vom ll. November IOl.8 Elsast - Lothri n g e n. In den nachfolgenden „Friedensverhandlungen" wurde dann die Abtretung der ehemaligen Reichslande ohne Abstimmung aus gesprochen lArtikel öl von Versailles», llrdenlsches Land, lediglich in früheren Jahrhunderten vorüber gehend nnter französischer Fremdherrschaft, kam nnier die Trikolore. Bei der letzten Zählung von lOltz hatten sich von insgesamt l 871011 Einwohnern 1031200 oder 87,2 Prozent als rein dentschsprechend bezeichnet. Lrrte Abstimmung: Xord-Zrbles^ig Deutschland wusste nach dem Verlust Elsast- LothringenS, was ihm in den andern Grenzgebieten drohte. Das bange Wort von den blutenden Grenzen kam auf. Allmählich erfuhr man inNordund Süd, Ost und West, was die Liegcrmächte planten, und mit der Bekanntgabe und Annahme des Fricdensver- tragcs von Versailles wurde es grausame Gewistheit, was im eiuzelueu vor sich geben sollte. Nach dem Vcr sailler Terminkalender erfolgte die erste Abstimmung in Nord-Schleswig. Dänemark hatte als erster und einziger neutraler Staat in Versailles seinen „Anspruch" angemeldcl. Nord-Schleswig wurde sür die Abstimmung in zwei Zonen eingeteilt, und bei der Kürze der Zeit waren deutsche Vorbereitungen kaum möglich. Tie erste (nördliche) Zone stimmte am 10. Februar 1020 im ganzen ab, so das, sich die weit überwiegenden deui- schen Mehrheiten in den Städten Apcnradc, Sonder burg, Tondcrn uftv. nicht answirkeu konnten. Ans diese Weise sanden sich insgesamt in Zone 1: 7513k Stimmen siir Dänemark (71,2 Proz.) und 2", 320 sür Deutschland (21,0 Proz.). Tie Zone 2, südlich davon, stimmte am 11. März 1020, dem Tage des Kapp Putsche-, nach Gemeinden — ans diese Weise hoffte die Entente, die Grenze gemeindeweise nach Süden erweitern zn können — mit 51 725, Stimmen (80 Proz.) sür Deutschland und 12 72', (20 Proz.) sür Dänemark. Flensburg blieb deutsch! Die Zone 1 war verloren. Bei allen Volksabstim mungen der Nachkriegszeit hat sich nur in dieser uord- schleswiger Zone eine Mehrheit gegen den deutschen Mntterstaat ergeben, und zwar durch eine Abstimmung, die niemals frei und gerecht genannt werden kann. Verstümmelung des deutschen Ostens Wilson hatte den „unterjochten Völkern im denl- schcn Osten" Freiheit versprochen, und im Oitranm Hch tetcn die „Friedcnsarlikel" die schlimmsten von allen Gcbietszerreistnngen an. Die Polen hallen in Paris vorzntäuschcn verstanden, das, die deutschen Osipro- vinzcn von polnischen Einwohnern bevölkert seien, die sich unter die Oberhoheit des neuen polnischen Staates sehnten. Sv wurden die Provinzen West- p r e n st e n (bis ans kleine Teile) und P v s e n leben falls grösstenteils) Polen Ende Jänner 1020 tiber geben, ferner das Sol dauer Gebiet in Ost- preusten, ein kleiner Streiken M i t t c l s rh l c s i e n s und einige Quadratkilometer der Provinzen Pom mern und Brandenburg. Auf diese 'Weise wurde durch glatte Annexionen ein „Korridor" als Zugang Polens zum Meer geschaffen. Tas Reich wurde dadurch starkem Flaukendruck ausgesetzt und -nrch die Ablösung der Restprovinz Ostpreußen ge schwächt. Damit noch nicht genug, trennte man Danzig unter Verleihung des Eharaklers einer Freien Stadt ab und ordnete mau sür eine Reihe von Bezirken in Ost- und Westprensten Ab stimmungen an. Es waren die Monate und Jahre grösster deut scher ReichSnvt. Aber jetzt, wo Bismarcks Staat von allsten zerschmettert werden sollte, nahm ihn ein neuer, in dieser Art noch nie gesehener deutscher Volksiville aus seine Schultern. Ter Volksdeutsche Gedanke, das mächtig aktivierte Bewusstsein schicksal hafter Zusammengehörigkeit der Deutschen im Reich, in den Greuzlandcn nud brausten, liest die stammes- dentsche Notgemeinschaft erstehen. Hier sammelten sich moralische, seelische nnd kulturelle Kräfte wie noch nie vordem ans dein 'Volke heraus, uud dieses Er wachen Volksdeutschen PslictstgeftihlS wird immer ein Ruhmesblatt in der Geschichte des deutschen 'Volkes bilden. Tas Reich lag in Ohnmacht, das Volk wollte leben und seine Glieder retten. Das brachte die mächtigen Impulse zum gesamtdeutschen Eintreten sür die Grenzgebiete zustande. Ost- und ^Vertpreuhen, Oberscklesien An Hand der Nordschleswiger Erfahrungen setzte die Vorbereitung sür die ost- und westpreusstschen Abstimmnngeu ein. Znm erstenmal nach Kriegsschlnst wieder einige nationale Brüderlichkeit gegenüber der Bedrohung von außen! Tausende sichren zur Ab stimmung in ihre alte Heimat im 'Weichseltande, und am I I. Juli I02!> wurden ins o st p r e n st i s ch e n Abstimmuugsbezirl trnud nm Allensteint 303 200 Stimmen siir Tentschland G7.5 Prozent) und nur 70G« Stimmen siir Polen abgegeben, und ähnlich am selben Tage im iv e st v r e n st i s ch e n Gebiet bei Marienwerder Miooi Stimmen sür Tentschland >03 Prozent) und nur 7017 Stimmen siir Polen. Auch die masurische Bevölkerung entschied sich sür das Reich. Ein stolzer Tieg des deutschen Selbstbehaup- tnngswitlens und -es deutschen Staalsgcdanlens! In Oberichlesic n, das Polen durch Annexion mit Einverständnis Frankreichs hafte gewinnen wollen, setzten England und Amerika ebenfalls eine Abstimmung durch. Für Tentschland waren 707 303 Stimmen 102 Proz), sür Polen 170 305 (38 Proz.). Schwere polnische Ausstände hatten in dem Lande ge wütet, jetzt hvsste cS, einer friedlichen Zukunft im Reich cutgegenzusehen — da befahl die Genfer Bot schafter-Konferenz am 20. Oktober 1021 die Teilung des obcrschlcsischen Abstimmungsgebietes, die aus keinerlei Vertragsklausel gestützt werden konnte und glatter Rerhtsbruch war. Vier Fünftel des ober schlesischen Industriegebietes mit nahezu einer Million Menschen (davon fast 50 Proz. deutsch) gelangten so au Polen! Unabhängig von dieser Abstimmung und ohne eine solche wurden noch ein Nandstiick des Regierungs bezirkes Breslau Polen und ein Teil des ober schlesischen Kreises Ralibor, das sogenannte Hu li sch incr Ländchen, der Tschechoslowakei übereignet. Schließlich wurde im Osiraum das M e m ella n d, Teil OstprenstenS, zunächst der Hoheit der Enienie unterstellt, bis im Januar 1023, als das Reich im Ruhrkampf lag, litauische Ansstandische ein drangen nud durch Entscheidung des Bolfchafterrates von Isens vom io. Februar 1023 -as Land als anto- nvmes Gebiet unter titanische Oberhoheit gegeben wurde. Lupen -klalmedx Währenddessen wollte Belgien nicht leer aus gehen nud besetzte die allen prenstischeu Kreise E n p e n und 2N a l m e - u. Artikel 31 von Versailles sah eine Voltsbesragnug vor. Aber nur zum Scheine wurden von den Belgiern sogenannte Protestlisten ausgclegt, in die sich alle eintragcn sollten, die — bei sofortigem 'Verlust von Lebeusmittelbczng und Ver zicht ans Verlehrsirciheit! — es wagen wolftcn, sich der Angliederung ihrer Heimai an Belgien zu wider setzen. Unter solchen Umständen trugen sich von den 33 720 Stimmberechtigten nur 270 ein, und am 20. September 1020 wurde das Gebiet Belgien zuge- iviesen. Von wirklicher Volksbefragung war keine Rede! Ocsterreicbs Aufteilung Tie gewaltsamen Gebictsveräuderuugcn, die das Teutsche Reich hinuehmen musste, spielten sich zur selben Zeit ab wie die Neuaufteilung Oesterreichs, das ja ebenfalls znm Volksdeutschen Lebensraunt gehört. Von der alten Toppelmonarchic blieben nur die kleinen 'Republiken Oestcrreich und Ungarn übrig. Tie T s ch c ch o s l a w a k c i erhielt Böhmen, Mähren, Oesterreichisch-Schlesien nud den nördlichen Teil Ungarns, Polen bekam Galizien uud Teile Oesterreichisch-SchlcsieuS, R u m ä n i e u erhielt Sie benbürgen, die Bukowina und einen Teil des 'Banats und an Südslawien sielen Bosnien, die Herzego wina, Kroatien, Slawonien, Talmalien, Krain und Stücke von Steiermark nnd Kärnten. Italien nahm Südtirol, das sogenannte Küstenland nnd ein kleines Stück von Kärnten. In K ä r n t e n fand ans Grund des Friedensver trages von St. Germain im Süden des Landes am 10. Oktober 1020 — -cm Tage -er Annexion Süd tirols durch Italien — eine Volksabstimmung statt, bei -er das Teiftschtum im Reich seine Erfahrungen in seinen Abstimmungskämpsen znr Verfügung stellte. Es stim»'teu oo Prozent sür Oesterreich und 10 Pro zent s^r Südslawien, und die Enteutekommission übergab daraufhin am 18. November 1020 -as Kärnt ner Abstimmungsgebiet -er österreichischen Staats verwaltung. Eine weitere Abstimmung wurde im Burgen lande auberanmt. Dieses Gebiet hiest als habs burgischer Kronbesitz bis 1018 einfach Westungarn. Seine deutsche Bevölkerung verlangte bei der 'Nen- bildnng Oesterreichs ihren Auschlnst an -en öster reichischen Staat, nnd die Botschasterkonferenz stimmte zn. Es ist das einzige Land, das einem deut sche» Staate als allerdings naturgegebener Zuwachs zuerkauut wurde. Als Ungarn daun die Herausgabe des Oedcnburger Bezirkes — Oedeuburg war Landeshauptstadt — mit bewaffneter Hand verwei gerte, besohl Genf eine Abstimmung in dieser Teil zone, die auf Grund falscher Listen vom 11. bis 10. De zember 1021 abgehalten wurde und die durch Terror uud Machenschaften in Ocdeuburg-Ltadt eine ungarische Mehrheit ergab, so -ast die Botschastcr- kousereuz gegen Oesterreichs Einspruch am I. Januar 1022 das Ocdenburger Gebiet Ungarn zuerkannte. Besonders tragisch war das Schicksal der Su de t c n d e n t s ch e n. Sie betrachteten sich als zuge hörig znm ucngcgrüudeten Oesterreich, tschechisches Militär rückte jedoch ein, und sie gelangten nach den blutigen Vorfällen vom März 1010 unter tschecho slowakische Hoheit. Abstimmungen tür den Anscbiuh Tie deutschen Länder Oesterreichs hatte» ur sprünglich heim gewollt ins Reich. Ter junge Staat musste nnter dem Truck der Entente jedoch daraus ver zichten, sich „Tentich'-Oesterreich zn nennen nnd sich als „ein 'Bestandteil -er -cnischen Republik" zn be zeichnen, wie cs zunächst in seiner Verfassung hiest. Bei einer im Bundesland Tirol am 21. April l02l abgchaltencn amtlichen Abstimmung entschieden sich 111312 Stimmen oder lm,2 Prozent sür den An. s ch I n st a n s R eich, nnd ähnlich forderten bei einer Sal zbnrger Abstimmung am 20. Mai 1021: 08älli Stimmen oder 00,7 Prozent den Anichlust. Ebenso entschieden sich der steiermärkische nnd der ober österreichische Landtag. Tie Entente verbot schlicstlich diese Anschlttstabstimmnngen. Der l Z. januar Noch einmal, am 13. Januar 1035, findet ans Grund von 'Versailles eine Abstimmung stall. Frant- reich vermochte seinerzeit die 'Annexion nicht dnrch- znsetzcn, deshalb wurde diese Abstimmung in Aus sicht genommen. Tast sic erst fünfzehn Jahrs später erfolgen sollte, ist ein einzigartiger Vor gang in der Abstimmnngsgeslhichte der Welt. 'Nach fünfzehn Jahren hvsste man, am Ziel zu sein. Aber wenn schon in den ersten Jahren nach 1018 die dentscl o Selbstbehauptung immer stärker anftebte, so ist heute weniger denn jemals vorher Zwcisel daran, dast das Saarland zurück will ins Reich ols ein urdciftschcs Land. Mit einem deutschen Liege wird das letzte Kapitel der Versailler Abstimmungen ausklingcn. 1>r. I-ritr. billio«, I» vorbildlicher Klarheit erklang das li Tur- Quartelt von Brahms, das der Komponist sür seinen Freund, den Physiologen Pros. Engelmann in Utrecht, schrieb, jenes Quartett mit -em „zärtlichen Bratschen solo" — Hans Riphahn spielte cs hervorragend schön — und -en exponierten Vivlinfigure», die selbst einen Joachim bedenklich stimmten. Und mit orchestraler Klangfülle erstand das Sextett O-Tur, dem Rudolf Beckert und Alois Hahn-Kabela an den Pulten der zweiten Bratsche und des zweiten Eellos wertvolle Unterstützung liehen. Tazwischcn Schu manns Klavicrtrio in ck-Moll, eins der „erzromanti- schcn" Werke nnd doch in seinem zarten, beseligende» Gefühlsüberschwang fast erdrückt von der herbe» Größe und Ausdrncksgemalt der beiden Brahmö- Werke. Das Steglich-Quartett, das tags daraus im Gesellschaftsbaus einen Kammerabend veranstal tete, besteht nur aus jugendlichen Spielern, die sich über raschend gut ergänzen. Mozarts E'-Dnr-Onartett beginnt, zeigt das drängende Temperament der Jugend, in -cm schon fast überspitzten Tempo der Ecksätze, zeigt aber auch dem siir damalige Zeit un erhört dissonanten -Lcin^in und vor allem in dem Jiiklnnto a,liilnl>il<> eine ansterordentlichc Intensität des Strcichcrklangcs. Und diese Leuchtkraft, das Schwelgen im Ton gab auch dem Klavierguarlctt von Brahms Nr. 3 das besondere Gepräge. Ernst Richter war hier Mittler des Klavierparts, ein scinkulti- vicrter Spieler, der sich dem Klangbild einznsügcn wnstte, aber an entscheidenden Stellen auch kraftvoll die Führung übernahm. ^lr, Eine Cellistin stell« sich vor Im Konzert der D r e S d n e r P h I l ha r m vnIe unter Paul van Kempens Leitung siir die KreiS- amtslcitung der NSG. „Kraft durch Freude" lernte man eine bisher hier unbekannte Cellistin, Anne liese Schmidt ans Jena, kennen, die sich alS Prüjstcin ihres Könnens Haydns Konzert in D-Dur gewählt hatte, lieber alle Erwartungen hinaus er wies sich die Künstlerin als hervorragende Cellistin, die ihrer grasten, anspruchsvollen Aufgabe vollauf ge wachsen war. Technisch meisterte sic schlechthin alles, auch die gefürchteten Oktavpaisagen. Im klaren, be seelten Ton herrschte natürliches weibliches Empfin den vor. So kam vor allem die Kantilcnc vorteilhaft zur Geltung. 'Vorher liest Paul van Kempen mlt seinem herrlichen Orchester die „Frcischütz'-Onvcrtüre in all ihren Hellen, leuchtenden Farbe» prächtig ans- klingen. Mit finsterster Präzision und mitreistcndem Schwnng gelpieft, erstand im Zuhörer plastisch das romantische Geschehen nm den Freischützen. Ter zweite Teil des Konzertes, den Bruno C. Schestak temperamentvoll dirigierte, brachte neben einer Suite aus Tschaikowskijs Ballett „Ter Nußknacker" unier- haltsamc Musik leichteren Charakters. Iv. 1<. — Mitteilungen der Sächsischen Staatstbeater. Spiclplanänderung im Opernhaus. Wegen Erkrankung der Tameu Liefet v. Schuch uud Elsa Wieder wird heute Mittwoch nicht „Undine", sondern „C arme n" gegeben, mit Marion Hundt in der Titelpartie. Musilalische Leitung: Strieglcr; Spielleitung: Enbisch. Anfang 7'- Uhr. l'Aurccht I.) — Schauspielhaus: Am Tonncrstag, 10. Januar, findet unter KielauS Spielleitung die Dresdner Erstausführung des Schauspiels „Tic Heimkehr des Matthias Bruck" von Siegmund Grass in Anwesenheit des Dichters statt. Tas Programm heft zur Erstanssührung enthält zwei Beiträge des Dichters: „Kurze Bemerkungen zu seinem neuen Stück und bedeutsame Ausführungen", „Gedanken über Kultur und Kunst". — Im Rahmen der „Kultur politischen Veranstaltungen der Sächsischen Staalstheatcr" spricht der Dichter und Präsident der Reichsschristtnmskammer, Di. Hans Friede. B lunck, Sonntag, 20 Januar, vormittags 1-12 Uhr, im Schau spielhaus tiber das Thema „Land am Meer — Volk an der Nordse e". Bor nnd nach dem Vor trag werden Madrigale nud Volkslieder vom Staats- opernchor unter PcmbaurS Leitung gesungen. — Alberttheatcr. TaS Vvlksstück „Tie Gnstel von Blasewitz" von Anda v. Smelding wird am Sonntag abends 110 Uhr nochmals anfgcsührt. — Am Sonnabend ist die letzte Vorstellung des sröhlichen Spiels mit Musik „V crwirrnng durch 1111". — Am Montag wird „Der Diplo m atcnva st", musi kalisches Abenteuer von Waldemar Frank und Horst Platen, nransgcsührt. Spielleitung: Eckhardt: musika lische Leftung: Stock: Tänze: Marla Kansniann- Pratsch: Bühnenbilder: Alberti. — Das Centraltheater hat den 'Berliner Komiker Egon Brosig für ein Gastspiel als Lchmnsthcim in der Operette „TaS Schwa rzwa ldmä d c l" ver pflichtet, deren Erstaussiihrnng Freitag abends 8 Uhr stattsindct. — Bis Donnerstag geht allabendlich die Operette „Seine Hoheit der Lakai" in Szene. Kleines Feuilleton — Dr. Karl Böhm, der Generalmusikdirektor der Dresdner Llaatsoper, wird die nächste Neueinstudie rung -es Deutschen Opernhauses in Ber lin, Wagners „Tristan nnd Isolde", übernehmen. Tie Ailssührnng findet am 18. Januar statt. Regie führt Intendant Rode selbst, der die Rolle des Knrwcnal übernommen hat. Wie erinnerlich, war gerade der „Tristan" der erste der großen Dresdner Ersolgc Böhms. Ten Rui, auch den „Rosenkavalier" siir das Deutsche Opernhaus neu einzustudiercn, hat Böhm abgelehnl, nm sich ganz seinen Dresdner Auf gaben widmen zn können. — Joses Buchhorn 00 Jahre. Ter Name Buch horn ist als der eines Dichters und wendigen Jour nalisten vielleicht nur wenigen bekannt. Daß er Henio als Gauanftsleiter für Presse und Kultur im Gau> Kurmark tätig ist, wissen wohl schon weitere Kreise. Aber der vor 00 Jahren in Köln geborene Dichter, -er lange Jahre in der Redaktion der „Danziger Neuesten Nachrichten" tätig nmr, der Verfasser des großen Romans „Ferdinand v. Schill" und vieler Geschichten vom Niederrhein, hat auch eines der schönsten neueren Ltudeiltenlieder geschaffen: „Student sein, wen» -io Vcilckle» vliiheu", uud dieses Lied wird seinen Name« noch lauge nachklingcn lassen. Elnltlbrnng In WagncrS „Rbclngold". Am Mittwoch abends 8 Uhr scbt im kleinen Saal der Kankmaniischail l>>. V. Engels ni a n » seine Einsnhriingsvortrüac kart, die unter dem Titel „TaS Kulturgut der dcntichcn Meister" von der AS. Kiillurgkiiicindc siir Mitglieder nnd «Käste ver anstaltet werden. Tic Teilnahme an dielen Vorträgen ist icdem ohne Vorkeniiinisse und besondere Verpflichtungen möglich. , Over Im BoNswobl. Tie Ovcrnschnlc Vetren, «vielt am v. Januar die Ovcr ..! ravlat a" Im Volkswobl- tticaicr. Beginn 8 Uhr. Musikalische Leitung: Vetren«. Ti« Oauplvartien singen: Margarethe Aulborn-Svccht «Violetta«, Georg Waldors «Alfred«. Hanna Gregor» «Flora«, Sana Lchcllcnberaer IGcrmonO. Hanncminc Plcistncr «Annina«, Albert Ollen lGastonl, Bruno Ludwig IGrcnvift. — Ulavlcrkoniert. Mittwoch den 0. Januar 8 Ubr albt Im Gelellfchaltshaus der I7iäbrtge Gnmnaliast Christian Höf« en nnter Mitwirkung feines Lehrers Rudolf Fcigcrl einen Klavierabend. — Ludwig Möllner albt Montag den 21. Januar 8 Nh« Im Ulinstlcihans einen Rcgtattonsabend «Goethe — Schiller — Nievlchr«. Tie siir den abaclagicn Liederabend gelösten Karten behalten GUlllakeit. " Sächstlcher Kiinstverel«. Wegen des erfreulich starken! Jnterenes. dem die «roste T e, e in b c r a u s st e l l u n a von Werken Tresdner «linstler nach wie vor begegnet, wird stc u m eine Woche, bis 13. Januar, verlSnaert. Sic Ist -onntags von 1» bis 1».' und wcrkkagS von 0 bis 4 Uhr . aeölftict.
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