Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 16.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-188907164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18890716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18890716
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
- Jahr1889
- Monat1889-07
- Tag1889-07-16
- Monat1889-07
- Jahr1889
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint Abonnsment SW- «yit» des Amtsgerichts Eibenstock SLM- sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- M° w «. Ed dessen Amgebung. P«,.«,- Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. Z«. Aa-rgang. M 83. Dienstag, den 16. Juli 188S. Rußlands Haltung. Der von der deutschen offiziösen Presse wiederum ausgenommene Kampf gegen die russischen Papiere beweist, daß man die Lage keineswegs für so gesichert bält, um ruhig zusehen zu können, wie deutsche Reichs angehörige ihr Geld jenseit der Weichsel arbeiten lassen wollen. Man will sogar die Bemerkung ge macht haben, daß die russischen Papiere, welche im vergangenen Jahre aus gleichem Anlaß Deutschland verließen und in Frankreich, Holland, theilweise auch in Belgien Unterkunft fanden, »ach und nach wieder in deutsche Hände zurückgekehrt waren; da schien eine erneute Warnung am Platze. Wahrend die „Nordd. Allgem. Ztg." dafür war, daß die deutschen Gläubiger Rußlands die ihnen durch die Konversion gebotene Gelegenheit ergreifen sollten, ihr Geld zurückzunehmen, stellten sich natur gemäß intcressirte Börsenblätter auf den entgegen gesetzten Standpunkt, schimpften auf die offiziöse „Russenhetze", malten die Beziehungen zwischen dem Reiche und Rußland als die besten aus und kündeten - zugleich für Ende Juli die Ankunft des Czaren in Berlin an. In Wirklichkeit ist über den Czarenbesuch am Berliner Hofe noch nichts bestimmt, ja, es erscheint fraglich, ob deshalb schon die sonst üblichen diskreten Verhandlungen eingeleitet worden sind. Kaiser Wil helm II. erfüllte ein theures Bermächtniß seines seligen Großvaters, als er die Reise nach Petersburg, die Anbahnung eines persönlich guten Benehmens zu dem Czaren, ein^scincr ersten Repräsentationshand lungen sein ließ. Dem Czaren gatt sogar der erste auswärtige Besuch des jungen Kaisers. Man munkelt jetzt sogar von der Möglichkeit, daß der Czar diesen Besuch überhaupt nicht erwidert. Czar Nikolaus verweigerte dem dritten Napoleon den unter Monarchen üblichen Brudcrtitcl. Der Krimkrieg war die Folge davon. Die Nichterwiderung des Besuchs des Kaisers seitens des Czaren wäre eine gesellschaftliche, eine internationale Unhöflichkeit; sollte sie eine beabsichtigte Kränkung sein, so reicht sie selbstverständlich an den deutschen Kaiserthron nicht heran. Nachdem der Czar den Fürsten von Montenegro als den „einzigen aufrichtigen und wahren Freund Rußlands" bezeichnet hat, ist seine Gesinnung gegen Deutschland und das mit diesem verbündete Oesterreich - Ungarn außer jeden Zweifel gerückt und ein Czarenbesuch in Berlin hätte absolut keine andere Bedeutung, als die der Höflichkeit. Die Hoffnung, daß ein solcher Besuch lindernden Einfluß auf die bestehende Spannung haben werde, muß man end gültig aufgeben. Ganz vor Kurzem bemerkte der russisch-offiziöse Brüsseler „Nord", Rußland habe sich für Einführung des kleinkalibrigen Gewehres entschlossen und das sei ein Beweis für die friedlichen Absichten des Czaren- reiches. So unhaltbar diese Behauptung ist, so ist sie verständlich in einer Zeit, wo der Konversion wegen alle Welt an die durchaus friedlichen Absichten Rußlands glauben soll. Die fortgesetzten russischen Truppenvorschübc nach der deutschen und österreichisch-ungarischen Grenze, der Trinkspruch des Czaren und eine Reihe kleinerer Episoden, worunter die Stuttgarter Affäre gehört, das Weiterreisen der russischen Militärdeputation von Stuttgart auS nach Paris zur Weltausstellung — das sind alles Unannehmlichkeiten, aber glücklicher weise keine Friedensgefährdungen. Deutschland droht nie, fürchtet sich aber auch nicht, während unsere lieben Nachbarn zur Rechten wie zur Linken immer und immer wieder finden werden, daß sie „noch nicht so weit" sind — darin beruht die Gewähr des Friedens! Hagesgeschichle. — Deutschland. Kaiser Wilhelm traf am Mittwoch Abend von Gudvangen kommend in Lärval ein, verblieb aber an Bord des Schiffes, weil das Wetter zu ungünstig war. Am Donnerstag nach- mitttag setzte der Monarch die Reise nach Marifjaren fort. — Wie übrigens aus Bergen berichtet wird, war Kaiser Wilhelm bei dem Buartglctscher in nicht geringer Gefahr, indem ein großer Eisblock dicht bei ihm niederfiel; ein kleineres Eisstück traf die Schulter des Monarchen. — Interessant für unsere Leser werden einige Mittheilungcn über den Aufenthalt des deutschen Monarchen an verschiedenen Stellen des norwegischen Küstengebietes sein, welche von dorther, zu uns dringen. In der Bergener Zeitung „Bergensposten" lesen wir: Am Donnerstag Morgen war die gesammtc Bevöl kerung des Nordheimsund auf den Beinen, um einen deutschen Kaiser zu sehen. Ihre Neugier wurde auch befriedigt. Im Laufe des Vormittags stieg von den deutschen Schiffen eine Schaar an das Land, unter der man bald den Kaiser hcrausfand, einen hochge- wachscnen schlanken Herrn in sehr Hellem, fast weißem Reiseanzug und Hut, sowie hohen gelben Stiefeln. Der Kaiser sah sehr frisch aus und war in seinen Bewegungen außerordentlich lebhaft und behende. Die Herrschaften begaben sich sofort zu Fuß »ach dem Steinsdals-Wasserfall. Auf dem Rückwege wurde „Stolkjärrer" benutzt. Bevor der „Hohenzollern" den Nordheimsund verließ, kam der Tourtstendampfer „Lyderborn" in den Fjord. Das Schiff passirte das deutsche Kaiserfahrzcug in nächster Nähe. Der Kaiser stand auf der Kommandobrücke und nahm die Hul digungen, welche ihm von dem vorbeisegelnden Schiffe zu Theil wurden, in freundlichster Weise entgegen. — Berlin. Am 12. d. Mts. sind, der „Nat.- Ztg." zufolge, die Delegirten der Berliner Arbeiter zum internationalen Pariser Arbeiterkon- grcß nach Paris abgereist. Es sind 8 an der Zahl, und zwar: Wernau für die Maurer, Seitzt (ein Klein meister) für die Zimmerer, Glocke für die Tischler und Stellmacher, Körsten für die Former, Becker für die Metallarbeiter, Schneider Pfeiffer für die Haus industriellen, Wagner für die Weber und Buchdrucker, Werner für die Berliner Sozialdemokraten. Erstere sieben wurden in öffentlichen Versammlungen gewählt, für das Mandat des letzteren wurden Unterschriften gesammelt. Ferner lassen sich auf dem Kongreß ver treten die hiesigen Arbeiterinnen durch Frau Clara Zetkin in Paris, die Hausdiener durch Bebel, die Töpfer durch Regierungsbaumcister Keßler. Die Ber liner Delegirten, denen sich außer einigen Privatper sonen noch Frau Apotheker Ihrer aus Velten als Vertreterin der Arbeiterinnen Dresdens und Geras anschließt, fahren von hier nach Köln, wo sie mit den übrigen Delegirten aus Deutschland, 64 an der Zahl, zusammentreffen. Unter Führung der Abgeordneten Bebel und Liebknecht nehmen sie von dort ihre Tour durch Belgien und treffen Sonnabend früh in Paris ein. Diese Tour wurde erst der Billigkeit halber, dann aber auch gewählt, um den lästigen Paßmaß regeln aus dem Wege zu gehen. Der Aufenthalt in Paris ist auf circa 14 Tage berechnet; Ende dieses Monats dürften die Delegirten wieder zurück sein. Die Beschickung des Kongresses kostet wenigstens 25,000 Mark. — Giebt es eine deutsche Armee? Diese Frage ist anläßlich des Vorkommnisses mit dem russi schen Offizier hpi der Jubiläumsfeier in Stuttgart von der Münchener „Allgemeinen Zeitung" aufgewor fen worden. Darauf anwortet nunmehr die „Köln. Ztg." in einem offiziösen Artikel, in welchem sie aus führt, daß die Verfassung allerdings keine klare Aus kunft gebe, ob das Reichshecr nur aus den Contin- genten der Einzelstaaten zusammengesetzt, seine Ein heit somit nur eine militärisch-technische und politische, nicht aber eine staatsrechtliche sei, oder ob dasselbe auch innerlich und juristisch eine Einheit darstelle. Die „Köln. Ztg." läßt die Frage offen, hebt aber scharf hervor, „daß in militärischer und politischer Beziehung das deutsche Heer ein einheitliches Ganzes unter dem Oberbefehl seines obersten Kriegsherrn, Sr. Maj. des Kaisers, bildet und dem Auslande ge genüber auch nur als solches in Betracht kommt. Ob die innere Verwaltung «durch das königlich preußische Kriegsministerium für die preußische Armee und das königlich württembergische für die württembcrgischen Truppen geführt wird, ist für das Ausland vollstän dig gleichgiltig; dem Feinde gegenüber zieht weder die preußische noch die württembergische Armee auf das Schlachtfeld, sondern nur die deutsche, nur das Reichs heer; dem Auslande gegenüber ist jedes Contingent weiter nichts als ein Glied an dem großen Körper des deutschen Heeres." — Durch die Blätter ging dieser Tage die Nach richt, daß den preußischen Offizieren der Besuch der Pariser Weltausstellung verboten sei. Hierzu bemerkt die „Köln. Ztg.": Die Nachricht sei in dieser Form falsch, da seit der Spionenriecherei in Frankreich den preußischen Offizieren das Betreten französi schen Bodens überhaupt streng verboten sei. — lieber Falb's Prophezeihungen be züglich der „kritischen Tage" schreiben die „Berl. N. Nachr." vom 13. d.: Mögen sich nun die Gelehrten über die Theorie des von ihnen als nicht zünftig an gesehenen Herrn Falb streiten wie sie wollen, bei dem großen Publikum hat der unermüdliche Forscher sich einen Kredit verschafft, der seinen Voraussagungen gegenüber einen Zweifel kaum noch aufkommen läßt. Die letzte Falb-Prophezeihung, am 28. Juni, erhielt ihre Rechtfertigung durch die entsetzlichen Gewitter, welche an diesem Tage die Stadt Honkong verwüst eten. Der gestrige Falbtag (12. Juli) brachte zunächst die Nachricht, daß die Stadt Dscharkent im Semirjet- schensk-Gebiete zur Hälfte durch Erdbeben zerstört wurde. Bei uns markirte er sich durch eine Gewitter stimmung des Himmels. Eine drückende Schwüle lastete in der Atmosphäre, doch kam es zu einer Entladung nicht. Dagegen ist das südwestliche Deutschland von einem Unwetter stark heimge sucht worden. Ein schreckliches Hagelwetter hauste an der Grenze Schwabens und Mittelfrankens. Es zer trümmerte gestern Abend im Postzug Augsburg- Nürnberg sämmtliche Fensterscheiben, so daß ein Reservezug abgelassen werden mußte. — Ebenso wird aus Frankfurt ein anderes Gewitter gemeldet. Man schreibt von dort: Nachdem erst in der vergang enen Nacht zwei heftige Gewitter über unsere Stadt gegangen waren, brachte uns der heutige Abend gegen '/„l Uhr abermals ein solches mit gewaltigen elektri schen Entladungen, aber nur geringem Regen. Der Blitz schlug mehrfach, ohne jedoch zu zünden, ein, so auch in den Blitzableiter des Hauses Sir. 7 am Börsenplatz. Die Gäste des „Cafe Neus" bemerkten das Glühen des Drahtes. Die drückende Temperatur der letzten Tage scheint nun doch eine Abkühlung zu erfahren. — Ein Kasseler Korrespondent sendet uns den folgenden Bericht: Der heutige Tag, nach Falb's Theorie ein „kritischer Tag zweiter Ordnung," hat sich hier in einer Weise angelassen, die in der That jene Theorie zu bestätigen scheint. Bereits heute Nacht nach 2 Uhr brach ein Unwetter los, so heftig, wie wir es hierzulande selten erlebt haben. Der Himmel war finster und Blitz auf Blitz folgte, so daß der Horizont zeitweilig einem einzigen Flam menmeer glich. Dabei grollte der Donner schaurig durch die Nacht, sodaß alle Schläfer auS ihren Belten auffuhren und an die Fenster eilten. Es schienen mehrere Gewitter über unseren Thalkessel aufeinander gestoßen zu sein. Die elektrischen Entladungen waren von seltener Heftigkeit und mehrfach hat der Blitz eingeschlagen. Dabei goß eS in Strömen vom Himmel hernieder. — Heute Mittag nach 2 Uhr zog abermals ein schweres Gewitter über unfern Thalkessel hin; der Himmel verfinsterte sich, so daß man kaum sehen konnte. Dann brach ein Unwetter mit erneuter Heftigkeit los, das bis gegen 4 Uhr dauerte und er sichtlich die weiteste Ausdehnung nahm. Schlag auf Schlag folgte und zwar gingen die elektrischen Ent ladungen mit großer Heftigkeit nieder und bei fast ununterbrochenem dumpfen Rollen deS Donners fielen unaufhörlich heftige Niederschläge prasselnd zu Boden. Auch an den angrenzenden Landdistrikten, auf Wil- helmshöhe, sowie jenseits des HabichtSwaldeS haben die Unwetter arg getobt. — Rußland. Die Knute wird in Rußland beschränkt. Nach einer Mittheilung Petersburger Blätter hat ein Gesetzentwurf, durch welchen die Strafe der körperlichen Züchtigung für die Bauern
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite