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Dresdner neueste Nachrichten : 08.09.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193509088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19350908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19350908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-09
- Tag1935-09-08
- Monat1935-09
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 08.09.1935
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(Durch Funk« sprnchj In dem Prozeß wegen des kommunistischen Uebersalls aus den Lloyddampser „Bremen" im Hasen von New York hat der Amtsrichter Louis Brodsky am Freitag ein Urteil gestillt, das vor allem durch seine Begründung eine unerhörte Beleidigung Deutschlands darstellt. Sämtliche An geklagten wurden von der Anklage der „gesetz widrigen Zusammenrottung" sreigesprochcn. Lediglich ein Angeklagter wurde wegen Waffenbesitzes in Hast behalten. In seiner Urteilsbegründung liest sich der Amts richter dazu hinreisten, die uationalsozialistische deutsche Regierung und die Hakenkrenzslagge indcrwüste» sten Weise zu beschimpsen und den Lloyd« bampser „Bremen" als „Piratenschifs" zu bezeichnen. Die Ur te i l SHeg r ü n d n ng begann mit einer Darlegung der Ereignisse an Bord des Lloyddampsers „Bremen". Dann fuhr Amtsrichter Brodsky wörtlich fort: „Ich bin mir durchaus der Tatsache bewuht, dast das ossene Führen der Nazistaggc sür diese Ange, klagten berechtigter, oder unberechtigterweise die Borstellung von einem Piratenschifs hervorgcruscn hat, das herausfordcrnderweise in den Hasen einer Ration einsährt, von der cs kurz vorher ein Schiss in den Grund gebohrt hatte leine Anspielung aus die „Lusitania"? — d. Schristltg.j, mit der schwarzen Piratenslaggc stolz an seinem Mast/ In der Begründung erklärte Brodsky weiter, dast die Anwesenheit der vier Angeklagten Arthur Blairc, Wtllia Bailey, William Howe und George Blactwcll auf der „Bremen" keine gesetzwidrige Zusammen rottung dargestellt habe. Bezüglich des Angeklagten Vincent Mc. Cormack bestünden Widersprüche in der Zeugenaussage, -ast er angeblich den amerikanischen Detektiv Matthew Solomon niedergeschlagen haben soll. Bezüglich der erstgenannten vier Angeklagten liege keinerlei Beweis sür eine Gesetzesverletzung vor. (!s Das Urteil des amerikanischen Richters, das es fertig bekommt, die Attentäter, die die deutsche Reichs- slagge der „Bremen" herunterrissen, sreizulprechen, ist dazu angetan, im ganzen deutschen Volk und überall, wo Deutsche wohnen, einhellige Empörung he r v o r z u r u s e n. Ein solcher Freispruch liegt jenseits einer normalen Justiz, denn er setzt sich über alle internationalen Anschauungen nnd über die Ehre der Flagge einer jeden Nation hinweg. Sieht man sich den Richter Brodsky, der sür diesen Urteilsspruch verantwortlich ist, näher au, so findet man, dast er Jude ist, nnd dast seine Familie das südliche S o w j e t r u st l a n d zur Heimat hat. Das besagt au sich schon genug, uni die geradezu tolle Ein seitigkeit dieses sonderbaren Richters scstzustcllcn. Hinzu kommt noch, dast Brodsky Eiuzelrich te r ist, also einen Posten -es New Yorker Vcrwal- kungSgcrichtSwesens bekleidet, der nicht mit fachlich ausreichend vorgeschulten Bewerbern, sondern nach politischen Gesichtspunkten besetzt wird. Hält man sich nun vor Augen, dast die Stadt New Bork jenem politisch bereits ohnehin höchst berüchtigten Bürger meister Laguarbia untersteht und dast cs an sich zu seinen Befugnissen gehört, die Einzelrichtcr zu bestimmen, so wird faustdick erkennbar, dast Brodsky eine der Kreaturen Laguardias ist, die dieser aus- schließlich unter dem Blickwinkel, ob sie ihm politisch willfährig sind, auswählt und beruscn hat, Die Angeklagten haben die deutsche Flagge auss gröblichste beleidigt und in einsichtigen amerikanischen Zeitungen las man eine ausgebrachte UngeHaltenheit iiber die Anzettelung des bolschewistischen Pöbels im New Yorker Hafen. Die New Yorker Polizei sah sich nach diesem „Br«mrn"-Zwtschenfall zu besonderen Bor- kohrungen gezwungen, um den Terror des politischen Mobs im New Yorker Hafenviertel einzudämmen. Herr Brodsky schert sich nicht darum. Ihm ist der Gerichtstermin «in Anlaß gewesen, sein Mütchen am neuen Deutschland zu kühlen. Die Vereinigten Staaten betrachten ihr Sternen banner als ein Nationalheiligtum und wissen das Sie hätten sich nur unter der Menschenmenge befunden, die sich durchaus gesetzlich am Pier eingesunden habe, um gegen die deutsche Hakenkrenzslagge zu protestieren, wozu sie so lange berechtigt gewesen seien, als sic nicht den Frieden störten. Unabhängig hiervon stelle die weitere Frage, ob sich die Angeklagten individuelle Handgreislichteiten haben zuschulden kommen lassen, ein ganz andres Problem dar. Unter der Vorgabe einer gesetzlichen Ansammlung dürsten von Einzel personen keine Gewalttätigkeiten verübt werden und der Urteilssprnch dürfe keineswegs so ansgelegt werden, als ob derartige Ausschreitungen gebilligt würben.. ES heißt dann weiter: „Es könne jedoch wohl sein, dast das Zeigen der Hakenkrcuzslaggc im New Yorker Hasen berechtigter- oder unberechtigterweise non den An- geklagten oder andern Teilen unsrer Bürgerschast als unerwünschtes Hissen eines Zeichens betrachtet wurde, das alles das versinnbildliche, was den amerikanischen Idealen und den gottgegebenen und unverrückbaren Rechten aller Völker sowie von Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück znwiderläns«. Nach Ansicht der Versammelten bedeute« dieses Zeichen der 'Nazi regierung Krieg der Religion, Vernichtung von Mit bürgern lediglich aus religiösen oder ethnologischen Gründen, Entwürdigung der gelernten Bcinse — kurzgesastt, wenn ich einen biologischen Bcgriss ge brauchen darf — einen atavistischen Rückfall in mittelalterliche, wenn nicht gar barbarische soziale und politische Verhältnisse." Das Urteil wird von der gesamten Morgenpressc in größter Ausmachung gebracht. In weitesten Kreisen der Deutschamerikaner hat es tiesgehcndste Entrüstung hervorgcruscn. Es wird aus dem am ll. Oktober in Madison Sanare Garden stattsindenden Deutschen Tag die gebührende Antwort erhallen. Außerdem haben die größeren deutsch-amerikanischen Verbände die Absicht, beim Staatsdepartement in Washington Vorstellungen zu erheben. Ansehen ihrer Farben in der ganzen Welt zu fördern und zu pflegen. Man kann sich einfach nicht vor stellen, dast die wirklichen Amerikaner den Stand punkt dieses Einzclrichters beipflichten. Wir nehmen als sicher an, dast ein nachdrück licher deutscher Protest gegen dieses Urteil er folgt oder wohl schon erfolgt ist, so dast die amerika nische Regierung um so mehr Gelegenheit hat, von sich aus alles Erforderliche zu veranlassen. Jedenfalls ist das neue Deutschland nicht gewillt, Schwarzwcist- rot und Hakenkreuz irgcn-wic belei digen oder verhöhnen zu lassen. Wir ver trauen den gesunden Instinkten der Amctikaner, dast sie darin für uns ebenso volles Verständnis haben wie wir ihren kvmpromihloscn Anschauungen über die Un antastbarkeit des Sternenbanners entgegenbringen. Schon ost hat sich der Unwille der amerikanischen Ocssentlichkeit gegen Fehlurteile in ihrem Lande ge regt. Solche haben sich bekanntlich in 178^. nicht ver einzelt ereignet. ES ist Anlast vorhanden, dast das Amerikanertum um feiner eigenen Ehre willen das New Yorker Urteil berichtigt. Hatte Selaffies Krtegskarawane Sonder dien st der Dresdner Neue st en Nachrichten London, 7. September. (Durch United Prcst) In Addis Abeba werden zur Zeit alle Vorberei tungen getroffen, um die kaiserliche .Friegskarawanc" auszurüsten. Mitgeftthrt werden die kaiserlichen Zelte, die notwendigen Vorräte und nicht zuletzt der Radio apparat. Rund IMÜ Maulesel sind bereits gekauU worden, um den Transport zu beipältigen. Besondere Zelte werden sür die Kaiserin und ihre Hofdamen vorbereitet. Die Kaiserin will die Rote-Kreuz-Arbcit an der Front unterstützen. Wenn der Kaiser Ins Feld zieht, wird er von seiner 10000 Mann umfassenden Garde begleitet werden. Hinter der Kulisse Die aufgeregten,Meldungen über den Beginn des italienischen Einmarsches in Abessinien, die Anfang dieser Woche die Welt durcheilten, haben sich als falsch erwiesen. Italien spielt das Genfer Spiel noch mit. Vorläulig noch. Und wie das Ansirctcn Baron Alosis beweist, mit groster Abneigung nnd un verhohlenem Widerwillen. Infolgedessen konnte die halb verrostete Maschinerie des Genfer Bundes gestern mühselig in Bewegung geletzt werden. Der Motor läuft wieder einmal. Aber ängstlich wartet jeder der Miisahrendcn aus den Augenblick, wo er erneut auSseht. Der BölkcrbnndSrat hat am Frcilagnachmittag in öffentlicher Sitzung beschlossen, einen Fiinser- auSschnst einznsetzcn, der die Gesamtheit der italie nisch-abessinischen Beziehungen priiscn und eine sried- liche Lösung suchen soll. Dem Ausschuß gehören an: England, Frankreich, Polen, Spanien und die Türkei. Den Vorsitz übernimm« der spanische Delegierte Ma- dariaga. Bei der Abstimmung enthielt sich Italien der Stimnie. Der italienische Hauptdelegierle, Baron Aloisi, blieb der össentlichcn Sitzung, an der natürlich auch Abessinien teilnahm, abermals demonstrativ fern. Wenn man bedenkt, wie intensiv in den letzten Tagen in Genf von den Vertretern der Großmächte ver handelt worden ist, so ist das Ergebnis außerordentlich mager und rechtfertigt den imnicr wieder austrctcn- dcn Optimismus in Paris und London keinesfalls. Alan hat sich nach größten Schwierigkeiten ans ein formales Verfahren geeinigt, zu einer Uebcr- briickung der sachl i ch e n Gegensätze ist man aber noch längst nicht gekommen. Italien hat der Einsetzung des Ausschusses dcu schärfsten Widerstand entgegengesetzt. ES hat, wie wir schon gestern berichteten, zunächst gegen die Teil nahme Englands nnd Frankreichs protestiert, weil beide Staaten selber an Abessinien interessier« seien. Es hat sich bann wenigstens mit Lavals Entsendung in den Ausschust abgcsiinden, aber gegen Edens Teil nahme protestiert, bis endlich selbst dem französischen Ministerpräsidenten die Geduld riß und er einiger maßen deutlich wurde. In diesem Augenblick griff der polnische Delegierte, Oberst Beck, ein, nnd ihm gelang es, die Italiener zur Zurücknahme ihres Einspruches zu bewegen.. Dafür verlangte die römische Delegation aber, dast der Ausschust seine Arbeiten unter keinen Umständen ans Artikel 15 der VölkerbundSsatznng gründen dürfe. Dieser Artikel 15 behandelt die Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Mitgliedern hcs Bundes nnd bestimmt, dast der Rat eine friedliche Lösung des Streisalles versuchen nnd einen Ausschuß einsctzcn must, der über die Lösungsmöglichkeitcn Bericht er statten must. Italien wollte aber die Berufung aus Artikel 15 nicht, weil in ihm die streitenden Länder als gleichberechtigt anerkannt werden, während cS diese Gleichberechtigung bekanntlich Abessinien versagt. So wurde zwar der Ausschuß vom Völkerbund eingesetzt, aber von der Bölkerbundssatznng darf in seinem Zu sammenhang nicht geredet werden. Lavals neuer Vermitttungsvorschlag Es ist nach all dem nicht recht verständlich, warum man in Paris und London heute wieder einmal aus atmet und der weiteren Entwicklung mit „gemäßigtem Optimismus" entgegensieht. Im Grunde hat sich gar nichts geändert. Man steht bestenfalls genau dort, wo man vor Beginn der verunglückten Pariser Dreier konferenz gestanden hak. Denn dcrFünferau s'- schuß ist selbstverständlich nur eine Ku lisse, hinter der die Verhandlungen der drei Groß mächte Frankreich, England und Italien wicderausgc- noinmcn nnd weitergesührt werden können. Und wie bescheiden man in London bereits geworden ist, wird dadurch bewiesen, daß man die Bereitschaft Italiens, an diesen neuen Verhandlungen teilzunchmen, schon als einen Erfolg verbucht. Der diplomatische Korre spondent des /.Daily Telegraph" glaubt seststellen zu können, dast Mussolini heute doch „etwas friedlicher" gesinnt sei, friedlicher jedenfalls, als seine und seiner Presse Reden und Artikel glaube,» ließen. Der französische Ministerpräsident Laval soll unterdessen einen neuen Lösungsvorschlag ausgearbeitet haben, der über das von Mussolini seinerzeit abgelehnte englilch-franzvsische Pariser An gebot wesentlich hinausgeht. Bekanntlich bat man in Paris den Italienern außerordentlich weitgehende verwaltungsmäßige, finanzielle nnd ivirischasiliche Vorrechte in Abessinien zubilligcn wollen, allerdings an der sormalcn Unabhängigkeit des Landes icstgchal- ten. Italien verlangte mehr, Italien verlangte zum mindesten auch noch die Kontrolle der abessinischen Polizei und deS abessinischen Heeres, das heißt die militärisch-politische Hcrri'chasi über das Land. Laval will dieser Forderung dadurch cntgcgen- kominen, dast er Italien in gewissen Grenzprovinzcn das Recht gibt, italienische Garnisonen cinznrichten und daß in Abessinien selbst eine inicrnatio- nalc G c n d a r n« c r i c nach Art der Saar- Polizei gebildet wird, die formal unter Kontrolle -cs Völkerbundes stehen winde, in der aber die Ita liener maßgebenden Einfluß besäßen. Tadurch soll ans der einen Seite das Gesicht des Völkerbundes ae wahrt, aus der andern der Wunsch Italiens erfüllt werden, ^Etn Linsengericht" Ob dieser Vorschlag wirklich den Ausweg aus den bisherigen Schwierigkeiten darstellt, kann im Augen blick noch nicht gesagt werden, ist aber mehr als zweifelhaft. Vor altem weist man noch gar nicht, was Rom von einen« solchen Vorschlag hallen würde, lin der gestrige Leitartikel des „G i o r nalc d'J « a l i a" stimmt in dieser Hinsicht nicht besonders optimistisch. In diesem Leitartikel, der die bezeichnende lleber- schrist trägt: „Ein Linsengericht", wendet sich das Blatt gegen den Gedanken einer iranzösiich- englisch-italicnischcn kollektiven Zusaninicnarbeit mit Abessinien, wie ihn am Donnerstagabend der „Tenips" erneut zur Diskussion stellte. Italien habe eine solche Zusammenarbeit bisher abgelchni, da sie die italienischen Interessen nicht genügend wahre. Italien werde an diesem Standpunkt auch in Znknnit sesthaltcn. Der ins Ange gefaßte Vicreruertrag zwischen England, Frankreich, Italien und Abessinien solle osscnbar den früheren Dreicrvcrtrag von l»llg ersetzen. Damals sei Abessinien Verhandlungs- obsekt, nicht aber Vcrhandlnngs i n b j c k t ge wesen. ES habe damals die „ihm zukommcnde unter geordnete Rolle" gespielt, die seinem „barbarischen Zustand" entsprach. Dieser barbarische Zustand habe sich bis heute nicht im geringsten gewandelt. Trotzdem wolle man durch einen neuen Vicrerpakt Abessinien aus die gleiche Ltuie wie Italien stellen. Dafür sei Roni nicht zu haben. Im übrigen findet „Giornale. d'Jialia" den Vorschlag auch völlig unpraktisch. Eine Zusammenarbeit Italiens, Eng lands und Frankreichs aus abessinischem Gebiet könne nichts andres zur Folge haben als „ständige In te r c i s e n k o n s l i k t c nnd einen chronischen S p a n n u n g s z u st a n d", der eines Tages gciahr- liche Rückwirkungen ans Europa schassen müsse. Das Blatt saßt jein Urteil in die Worte zusammen, die italienischen Interessen und 'Notwendigkeiten würden durch eine solche Lösung in keiner Weise befriedigt und die europäische Atmosphäre keineswegs geklärt. Europa würde immer „die b l c i c r n e L a st e i n c r ungeklärteu Situation" in Abessinien zu spüren haben. Ans allen diesen Gründen könne daher Italien die Ausführungen des „TcmpS" nur stark mißbilligen und das angebotene Linsengericht als „sehr mager" bezeichnen. DaS klingt nicht sehr ermutigend. ES ist also mehr als fraglich, ob Lavals neuer Vcrmiltlungsvorschlag auf günstigeren Boden fallen wird als seine früheren Bemühungen in der gleichen Richtung. Die französische Presse ist infolgedessen auch im allgemeinen davon überzeugt, daß eS völlig ohne Krieg nicht ab - gehen wird. Mau hat sich damit abgcsiinden, dast Mussolini nach all den Opfern, die er dem italienischen Volk zumutctc, nnd nach den umfangreichen Vorberei tungen aus den Einmarsch in Abessinien nicht mehr verzichten kann nnd auch nicht verzichten will. Infolge- -essen bemüht man sich nicht mehr, den Krieg zu ver meiden, sondern ihn zu lokalisieren und in seiner Zcitdancrzn begrenzen. Man denkt sich.daS etwa so, dast die Italiener nach anfänglichen militärischen Erfolgen im Norden, vor allem in der Gegend von Adua. Haltmachen nnd sich erneut zu Ver handlungen bereit erklären. Natürlich würde dabei das Wort „Krieg" niemals fallen. Man würde ebenso wenig den Krieg erklären, wie seinerzeit, als die Ja paner in der Mandschurei einrückten. Wieiveit sich die Engländer mit einer solche» Ent wicklung, dir nichts andres wäre als ein »nverhüllter Bankrott des Völkerbundes, einverstanden erklären würden, ist allerdings noch völlig unsicher. Die direk-
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