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Dresdner neueste Nachrichten : 05.10.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193510051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19351005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19351005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-10
- Tag1935-10-05
- Monat1935-10
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 05.10.1935
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Feruvenehr 27981-27983 * Lelegr.: Aenefte Vre-dea * Verliner Schrtstlettung: Verlin «.35, VMoriaftr.4«: rernmf: Kurfürst9Z61-9ZM Postscheck: Ore-ben 2oao - Nlchtderlangie dlnsenbungen ohn« Nilckporto werb«, weder »urstckgesandt noch aufbewahr«. - Zm Aast« höherer Seva» ober Deirieböstörung haben unsre Äezieher keinen Anspruch auf Nachlieferung oder Erstattung de« entsprechenden Entgelt« Der italienische Vormarsch auf Adua Starker Widerhall in England und Frankreich - Oie Ausgabe für Gens — Oer Besuch des Führers in Elbing Dresdner Neueste Nachrichten WLsr-LA -MM. mit LandolS' und Industrie'Zeitung -albmonatt.l,«>NA.PoM»ugm°nail.rxx)NM..Inschl.47Npf.postgeb lohne Zustestung-gehühr).' «reurdandsenbuogen, Mir die Doche l/X) NM. Etstzeiuuuilner 10 Äpf., außerhalb Sro--0resben< 13 Äpf. Erster Heeresbericht aus Rom ver Lustangriff bei Avus und Adrigat Mahnung zur Einsicht Goebbels über bie Lebensmittelversorgung Vbl8. Halle, 4. Oktober. lDurch Funkspruch) 180000 deutsche Volksgenossen waren am Don- nerStagnachmittag auf dem Halleschen Thingplah- gellinde zusammengeströmt, um Reichsminister Dr. Goebbels zu hören. Im Fcstschmuck prangte der Thingplah, von dem die Fahnen -es Reiches und der HF. grüßten. Stunden schon vor Beginn der Kund gebung waren die Straßen aus den Ansahrtwegen mit Menschen besetzt. Die reich beflaggte Stadt selbst lag wie ausgestorben, die Geschäfte hatten bereits um 13 Uhr geschlossen. Bei der Ankunst aus dem Thing platz wurde Dr. Goebbels mit vieltausendsttmmigen Heilrusen begrüßt. Der Minister ging in seiner Rede von dem Beginn des Krieges in Abessinien aus. Die Welt stehe vor schweren Entscheidungen, und es sei ein tröstliches Gefühl, zu wissen, daß Deutschland wieder eine Weltmacht sei, nachdem eS seine Wehrhoheit wie- dergewonnen habe. Es fei ein Irrtum, zu glauben, Lab ein Volk allein dadurch den Frieden erhalten könne, daß es ihn liebe. Der Friede stehe nicht beim Schwachen,' er stehe beim Starken und werde nicht mit Lamentationen gesichert. Per Minister kam im weite ren Verlauf seiner Rede aus . - die Lebensmittelversorgung tzrS deutschen Volkes zu sprechen. Wenn man der Regierung zum Borwurf mache, daß zur Zeit die Butter etwas knqvv geworden sei, so müsse er fragen: „Sind wir denn der Herr gott, der die Sonne scheinen läßt? Und regieren wir auch über den Himmel, der die Ernte Macht? Kann man uns verdenken, baß wir lieber einmal für vier zehn Tage oder drei Wochen eine immerhin noch er trägliche Bntterknapphett in Kauf nehmt«, um die da durch gesparten Devisen für die Rohstosfeinsuhr zu verwenden, mit der wir die Arbeitsschlacht schlagen, als daß Millionen ohne Arbeit und damit auch ohne Brot bleiben?" (Hier bricht die Menge in stürmische Zustimmung aus.) Dabet solle niemand glauben, daß die Regierung die Schwierigkeiten in der Er nährungsfrage unterschätze. „Wir willen, wie schwer es ist, sich mit dieser oder jener Knappheit zeitweilig abzustnden. Aber woraus man dringen muß, ist doch, datz bas öeutsche Volk in so schwerer Zeit Disziplin hält. ES darf nicht vorkommen, daß gewisse Fette, wie Schmalz, die an sich in genügender Menge vorhanden sind, durch Angstkäufe künstlich verknappt werden." Hier erwachse den Hausfrauen «ine besondere Ausgabe, die sie täglich erfüllen müßten. Die Versorgung der Bevölkerung mit Brot, Kartoffeln, Rind-, Kalb, und Hammelfleisch, Fischen, Milch, Eiern, Zucker un vielen andern Lebensmitteln ist in Deutschland absolut sichergestellt. Dagegen ist allerdings eine vorükxr- gehende Schweineknappheit festzustellen. Diese Schweineknapphett hat ihre ganz natürliche Ursache. Im vorigen Jahr haben wir eine schlechte Ernte ge- lwbt. Wir hatten keine Futtermittel nnd mußte» des halb die Schweinebestände lichten: Und das, was «lr im vorigen Jahre an Schweinesleisch zuviel gegesten haben, müssen wir eben in Gottes Namen in diesem Jahre wenlger essen. Im übrigen wird diese Knappheit schon zusehends über wunden. Wir haben am 1. Juli d. F. nur einen Be stand von 20 Millionen Schweinen gehabt. Bis zum 1. September ist dieser Bestand bereit äuf 22X Mil lionen gestiegen. Können wir denn nicht die Zeit' warten, bis diese Schweine gemästet sind, oder hätten wir wirklich Devisen im Uebprmaß fretmachen sollen zur Einfuhr von Schweinen? äDie Arbeitslosen hätten dann warten müssen, Was würden diele'.dann sägen, wenn wtchuns vor ihnen entsHuldigen wollten» indem wir erklärten: „Wir mußten Schweine kaufen, das deutsche Volk wollte eS so." (Brausender Beifall.) Im übrigen habe der RetchSernährunghmtnister bereits eine Reihe besonderer Maßnahmen zur geregelten Ver- sorgung der Bevölkerung mit Schweinefleisch ein geleitet. ' Aus de« Gebiet« der Butterversorguug »erde schon in allernächster Zeit ein« Entspannung ein« treten. <- - - ES werde alles versucht, um durch handelspolitische Abmachungen auftretende Schwierigkeiten zu über winden. Die Regierung müsse aber auch Rücksicht auf diese Lage beim deutschen Publikum voraussetzen. Denn wenn i«de Maßnahme der Regierung einfach durch Unverstand einiger Unbelehrbar« gefährdet werden könne, wohin würde das am Ende noch führen? „Und Labet ist da» deutsche Volk nicht einmal äin schlechtesten daran. Andre Völker nehmen heut« für national« Ziele sogar Kriege von ganz Unbestimmtem X Rom, 4. Oktober Bom italienisch«« Propagandaministeriu« wurde am Freitagmittag folgender erster amtlicher Heeres bericht verösseutlicht: „Am >. Oktober um S Uhr haben Armee, Schwarz, Hemden und Eingeborenendivisionen, um di« unmittel bar bevorstehende abessinische Bedrohung zurückzu schlagen, die Grenze zwischen Barrachit und Meghec (Richtung auf Adua) überschritten. Zwilchen einigen Elementen der feindlichen Deckung, die keineswegs, wie in Genf angekündigt wurde, von der Grenze zu rückgezogen war, habe« die italienischen Marschkolon nen sich aus schwierigem und unwegsamem Gebiet vor» wärtSgeschoben aus einer Linie, die durchschnittlich iü Kilometer von der Grenze entsernt ist. Der Widerstand der abessinischen Streitkräfte ist nicht beträchtlich gewesen. Die Bevölkerung hat die italienischen Truppen am Eingang ihrer vehansnnge» «rwartet und weiße Kahne« geschwenkt. Die italie, uische Truppeniutendanz hat sofort ein« Verteilung ^LAddis Abeba, 4. Oktober. sDurch United Preß.) Bei Anbruch des Tages hörte die nächtliche, uur von gelegentlichen Gewehrschüsse» unterbrochene Ruhe an der Adnafrout wieder aus. Außer einigen unbedeutenden Zusammenstößen zwischen vorgeschobe nen Poften ist heute nacht nichts passiert. In de« frühen Morgenstunden aber setzten wieder heftige Kämpfe ein, die angeblich große Blutopser fordern. Der Vormarsch der Italiener scheint sich wesentlich schwieriger zu geftalteu, als man ursprünglich erwartet hatte. SS wird hier behauptet, daß sie bis jetzt über haupt keine wesentlichen Fortschritte in ihrem Bor marsch erzielt hätte«, außer in jenen Grenzgebieten, die von den Abessinier« geräumt worden waren, mn Zwischenfälle zu vermeiden. Als jedoch die italienischen Borposten aus. die regulären abessinischen Truppen stießen, di« zum größte» Teil Zeit hatten, sich in Schützen gräben zu vrrschanzen, nnerde nach Behauptungen von abessinischer Seite der ttalienische Bormarsch durchweg zum Stillstand gebracht. Die bisherigen Kämpse sollen sehr blutig gewesen sein. Trotz des heftige« Kampfes, der den ganzen Tag laug dauerte, ist es den Italiener« nicht gelungen, Adrigrat »der Adua zu erobern, Plätze, die von einer motorisierte« Truppe verhältnismäßig leicht zu erreiche» sind. SS scheint, daß die Italiener «drigrat als Schlttsselpunkt ansehen, und daß sie diesen Ort zunächst eiuuehmen wolle». SS wird behauptet, daß die Italiener Ge fangen« «nd Material verloren hätte«. ..... * Wie aUS Gens berichtet wird, hat der abessinische Außenminister »«« Generalsekretär des Völkerbundes , "8.' Wolle« wir unsre täglich« Lebenshaltung durch ' ' diese Völker beschämen lassen? Ich meine, der Nationalsozialismus ist nicht gekom- men, um sich an andern Völkern ein Beispiel zu nehmen, sondern irm der Welt ein Beispiel zu geben!" (Bei diesen Worten bricht unter der Menge «in un geheurer JuVelsturm aus.) Der Nationalsozialismus trage ja sticht die Schuld, daß Deutschland zu wenig Rohstoffe besitze. Wejl wir aber nicht genügend Roh. stoss« haben, müßten wir diese «inführen. Sie ckerden . in Deutschland verarbettet. Wenn wir statt dessen nur ! Lebensmittel-«insühreiss so werden dies« auch ver arbeitet, aber nur intt dem Munde und Magen. Das schasse kein« Arbeit, sondern kost« Gelb. Al» der Nationalsozialismus an die Macht. gekommen sei, habe Deutschland für SH Milliarden Mark Lebens- von Lebensmitteln sür diese Bevölkerung vorgenom men, die sich in einem Zustand äußersten Elends be- sanb. Die Luststreitkräst« haben drei taktische Er» kunbungsslüge vorgenommen «nd sind bis über Ma kak« «nd am Fluß Takkaze vorgcdrungen. Andre Geschwader haben Manifeste sür die Bevölkerung ab- gcworsen. Zwei Bombengeschwader, die einem heftige» Jnfanterieseuer anSgesetzt waren, haben bewassnete abessinische Streitkräfte um Adua «nd Adigrat bombardiert. Während der Nacht haben die Truppen aus den bisher erreichten Stellungen Haltgemacht. I« der Morgendämmerung des heutigen Tages wurde der Vormarsch aus der ganzen Linie wieder ausgenommen. General de Bono hat tele graphiert: Der Geist der Truppen ist ausgezeichnet." Privat«, aus Eritrea in Rom eingegangene Mel- düngen besagen, daß am Donnerstagabend die Jta- liener SO Kilometer von Adua entfernt waren. folgendes Telegramm zugeschickt: „Bier italienische Militärflugzeuge bombardierten die ossene Stabt Adua. Die ersten Bomben wurden aus das Spital geworfen, das das Zeichen des Roten Krenzrs trägt. Sine zweite Bombardierung durch zwei Flugzeuge hat um 10 Uhr ftattgefunde«. Bis jetzt find 78 abgeworfene Bomben gezählt worden." Ausweichen der Abessinier bei Adua? X London, 4. Oktober Nach den letzten hier eingetrosfenen Berichten sind die Kämpfe zwischen italienischen und abessinischen Streitkrästen im Gebiet von Agame vor Adua am Kreitagmorgen in vollem Gang«. Rach Reuter wurde in Addis Abeba gegen mittag amtlich mitgeteilt, daß die abessinischen Truppen unter RaS Seyoum einen Rückschlag bei Agame erlitten haben. „Star" meldet aus Addis Abeba, daß die Abessinier voraus sichtlich di« Schlacht um Adua nicht bis zur Entschei dung kämpse» würden, sondern daß sie Beseht erhalten hätte«, sich vor dem italienischen Vormarsch langsam zurückzuziehen. Nach Reuter ist in Abdis Abeba «in Telegramm auS Harar «ingetrossen, daß auch an der südliche« Front in der Provinz Ogaden am Kreitagmorgen schwer« Kämpfe stattgesunbe» habe«. Die Abessinier solle« k 0 0 0 Tote »nd viel« Verwundete verloren habe«. mittel einsühren müssen. Diese Summe sei mittler- «veile durch die agrarpolitischen Maßnahmen der Re gierung bis aus 1 Milliarde heruntergeschraubt und der ersparte Betrag für Zwecke der Arbeits beschattung sreigemacht worden. Sei das nicht auch eine Leistung? Der Mini ster kam dann noch aus die I u de n f r a g e zu sprechen. Wenn Liese Krage in Nürnberg einer Lösung zuge- slthrt worden sei, so müsse der Staat verlangen, daß nicht jeder nach Belieben diese Frage seiner eigenen Meinung entsprechend zu lösen versuche. Mit einem Sieg-Heil auf den Führer, die Bewegung, die Armee und da» deutsche Volk schloß der Minister seine fast elneinhalbstllnbtge Red«, die immer und immer wieder vomi Beisall -er Massen unterbrochen wurde und in stürmischem Jubel autklang. Oie abessinische Darstellung Sonderkabvlbtenst der Dresdner Neuesten Nachrichten Kriegsbeginn Ans London wurde gestern abend gemeldet, baß man dort die Nachricht vom Beginn des Krieges in Abessinien „erschüttert, aber nicht über rascht" ausgenommen habe. Und diese Kennzeich nung gilt wohl sür die ganze Welt. Seit dem Früh jahr gehen die italienischen Truppentransporte nach Ostafrika, mehr als einmal hat Mussolini eine Rede gehalten, in der er mit voller Offenheit über die italie nischen Ziele sprach, die Verhandlungen in Rom, Paris und Genf haben immer wieder gezeigt, daß Italien kompromißlos Abessinien seiner Herrschast unterstellen will: man weiß seit vielen Monaten ganz genau, daß dieser Krieg eines schönen Tages beginnen mußte. Alles, was dagegen unternommen wurde, alle Hoffnungen und „letzten Hoffnungen", von denen man hier und da mit bewundernswertem Optimismus sprach, gingen von Anfang an an der Wirklichkeit vor bei. Ueberrascht kann also heute wirklich niemand sein. Daß aber das Unheil, bas Tod und Verstümmelung für viele tausend Menschen bedeutet, nun doch seinen Lauf begonnen hat, ist trotzdem Anlaß genug zur Er schütterung. Der Krieg hat begonnen. Eine Kriegserklä rung gibt eS freilich nicht. Dies mar auch von vorn herein nicht zu erwarte». Denn Italien, von dem die Kriegserklärung sa wohl ausgehcn müßte, betrachtet seine Unternehmung gegen Abessinien nicht als einen Krieg gegen ein Land, mit dem man sonst ans dem Fuße der Gleichberechtigung lebt, sondern höchstens als eine Art Ttraserpedition gegen einige „halbwilde und unzivilisicrte Stämme". Dazu kommt das Be mühen, die Schuldsrage von Ansang an zu un- gunstcn des Gegners zu erledigen. Nom hat ja gestern bereits seine Lesart nach Gens mitgeteilt, nach der die italienische» Truppen den Vormarsch lediglich ,^ur Einnahme von Verteidigungsstellungen", ledig lich als Vorsichtsmaßnahmen gegen die nach der abessinischen Mobilmachung zu erwartenden Angrisse der Abessinier angetretcn haben. Und an dieser Methode wird ganz gewiß wenigstens sür die nächste Zeit sestgchalten werden. Das ist wichtig vor allem unter dem Gesichtspunkt, daß damit dem Völkerbund sein geplantes Vorgehen erschwert werden soll. Ob das gelingt, steht freilich ans einem andern Blatt. In England jedenfalls zeigt man gar keine Lust, der italienischen Argu mentation zu folgen. London stellt einfach fest, daß Italien den Krieg eröffnet habe, und daß nunmehr der Völkerbund nach den sür diesen Fall vorgesehenen Vor schriften verjähren müsse. Der berühmte Dreizehnerausschuß Leo Völkerbundsrates hat gestern nachmittag bereits eine Sitzung abgehalten, sich aber in gewohnter Bescheidenheit nur mit dem historischen Teil des Konflikts beschäftigt und im übrigen be schlossen, die nächste Sitzung des Nates abzu- »»arten. Diese Ratssitzung findet, wie gestern schon miige- tcilt wurde, am S o n n a b e n d v o r m i t t a g statt. England drängt daraus, daß möglichst sofort die An wendung des Artikels 10, der bekanntlich die Sanktionsvorschriften enthält, beschlossen werde. Es gibt dabei freilich noch allerlei Schwierigkeiten für den nicht unmöglichen Fall, daß einige Völkerbunds mitglieder keinen Wert darauf legen, die Angelegen heit so zu beschleunigen. W i r brauchen uns darüber nnscrn Kopf nicht zu zerbrechen. ES ist Sache des Völkerbundes, dem Deutschland nicht mehr angehört, und er mag sie regeln, so gut wie er kann. Daß er dem schönen Ratschlag eines Pariser Blattes folgen wird, der dahingeht, man solle daraus verzichten, eine Angrtsfshandlung sestznstellen und brauche dann „amt- lich" von dem Krieg keine Notiz zu nehmen — das ist allerdings auch nach den vielfachen Erfahrungen» die man mit Genf bisher gemacht hat, nicht an- zunehmen. Wie die vage aus dem Kriegsschauplatz im Augenblick auSsieht, ist schwer zu beurteilen. Daran, daß die Kampfhandlungen andauern, ist nicht zu zweifeln. Nur die Einzelheiten sind noch in Dunkel gehüllt. Man weiß auch nicht, wieweit die Berichte zutreffen, die von italienischen Angriffen auch in andrer Richtung als der von Adua sprechen. Man wird sehr gut tun, sich in den kommenden Monaten sehrvorsichttg gegenüber den Meldungen zu ver- halten, die über die Welt hereinörechen werben; sie werden alle mehr oder minder nach der einen oder andern Seite hin gefärbt sein. Schon der gestrige erste KriegStag ist bezeichnend dafür. Von abessinischer Seite wird nach wie vor entschieden behauptet, daß die Italiener eiüen Bombenangriff aus die Städte Adrigat und Adua durchgesührt und dabet «ine große Zahl von Männern, Krauen und Kindern arttltet hätten. Atz« et« Rotkreuzspital soll
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