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Dresdner neueste Nachrichten : 24.11.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193511245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19351124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19351124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-11
- Tag1935-11-24
- Monat1935-11
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 24.11.1935
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o. Nr. 274 Sonntag, 24. November 4935 43. Jahrgang Verschärfte Spannung um die Sanktionen Bedeutet Oelsperre Krieg? «r LchreSergaff« Kabinett Ba -Win umgebildet 1979 48» WAAS Staaten der Truck der öffentlichen Meinung so stark ist, daß die Lelgesellschasten es schließlich doch nicht wagen würden, die Warnungen der amerikanischen Regierung in den Wind zu schlagen. Unklar ist die Haltung, die Frankreich in dieser Frage einzu nehmen gedenkt. Man rechnet aber mit einem scharscn Widerstand Lavals. England und Irland. Bis zum Augenblick,sind—im übrigen Macdonald Vater und Lohn immer noch ohne -en für das Verbleiben im Kabinett notwendigen Unterhaussitz. Für einen der beiden hat sich aber hier überraschend eine Aussicht eröffnet. Einer der drei von den schottischen Universitäten zu wählenden Ab geordneten ist gestern gestorben. Dadurch wird ein der Regierung sicherer Sitz frei. Es ist noch ungewiß, wem von den beidin Macdonalds man diesen Sih an bieten wird. In London herrscht allgemein die Ansicht, daß die lebige Kabinettsbildung noch nichts Endgül tiges darstelle. Man nimmt an, daß die eigentliche Neubildung der Regierung im Frühjahr folgen werde. H. Paris. 23. November Die gestrige Unterredung »wischen Laval und dem italienischen Botschafter Cer ruti soll, wenn man dem „Oeuvre" glauben darf, sehr ernst verlausen sein. Der italienische Botschafter habe rund heraus erklärt, daß eine Verschärfung der Sanktionen durch die Einführung der Petroleumsperre nicht mehr und nicht weniger als den Krieg bedeute. Tas „Echo de Paris" schreibt, daß die Durch führung der Sühnemaßnahmen in Frankreich eine ständig steigende Erregung auslöse. Man empöre sich dagegen, einem Lande Schwierigkeiten machen zu müssen, das man stets als lateinische Schwester und als den Verbündeten Frankreichs an gesehen habe. Außerdem fürchte man mit Recht, daß die Sühnemaßnahmen die schwerwiegendsten Folgen siir die ohnehin schon schwer geflossene französische Aussuhrinduslrie haben werden. str Flauschqualit, lalkragen gearb. 3«.., 27.S0 kos Eck'reldMtz« VVs ondNIbrechuu. Lange Nacht 401 »s» t«» orr o« »22 7«i «eosr »?o ro «401 »»» »20 49 »99 «7810 1100, >9 11001 97» »84 kl» 7VS0I »7» ISI LN 887 7,102 182 »7» 889 170 999 057 IN 97» »01 480 »20 U» F. London, r». November Di« durch bi« Wahlen notwendig gewordene Kadi- nettsombildung ist gestern abend überraschend voll zogen worden. Wie zu erwarten war, hat der Wechsel im Kabinett nur «inen sehr geringen Um, fang angenommen. Der Tominionminifter Dho, mas «nd der Kolontalminister Malcolm Mac» bonald, der Sohn Ramsay Macdonalds, haben ihre Plätze getauscht. Der bisherig« Kriegsminifter Lord Halifax hat das nur ungern von ihm verwaltet« Amt ausgegeben und ist zum Lordstrgelbewahrer er nannt worden. Das KriegSminifterinm wird kitnsttg von seine« früheren Unterstaatssekretär Duff Eooper geleitet «erden. Dass Cooper ist somit der einzige neue Minister im englischen Kabinett. Bald, win Hst als» die bisherig« Zusammensetzung d«S Kadi, nettS beibehalte« «nd insbesondere den Charakter d«S Kabinetts als überparteilich« Rationalregierung gewahrt. Wichtiger als die Umbesetzungen sind aber die Namen, die im neuen Kabinett fehlen. Winston Churchill ist trotz dem von radikalkonservativer Seite ausgeübten Druck nicht ins Kabinett ausgenom men worden. Der zweite Name, der in der KabinettS- lifte fehlt, ist der des bisherigen Lordsieg«lbewahrers Lord Londonderrn. Er stand im Kabinett aus dem äußersten rechten Flügel. Baldwin hat also ein« leichte Schwächung des rechten Flügels vorgenom- men. Er hat dir beiden Macdonalds im Kabinett behalten und ihnen zuliebe seine eigenen Partei- srennde vom radikalen Flügel geopsert. In gut unter richteten Kreisen erhofft man von der Besetzung des Dominion-Ministeriums mit Malcolm Macdonald vor allem ein« Besserung der Beziehungen »wischen » »SS «87 o«u» »3i sit l»« v»9« »83 »7» «l« 7»r 980 93» 540 598 «7 «a »1719 »»» «t» Iioq »7 »«io»»!«« ^>» o,r tl<x» 44» 889 980 83,71»«» >1» 079 94» 991 87» »4084 018 <1001 Iw 7 12»0) 331 »W 1» 88690 787 »489« 7 (IV0> 009 941 V(N «jacke f. Herren, b:'2reihig,offen schlossen zu trag., -Farben^LS.. riooi i« »i « 148 »99 01 ML« Dresdner Neueste NM mit Handels- und Industrie-ZeituT^LU^^^^ polnische Roie an Prag X Warschau, tt. November. sDnrch Funkspruch) Wi« in politischen Kreise« verlautet, ist am Freitag in Prag «kn« polnische Not« über die polnisch-tschecho slowakischen Beziehungen und di« Lage der polni« schen Minderheit in der Tschechoslowakei überreicht worden. Sine verösfentlichung der polnischen Note scheint nicht beabsichtigt zu sein. Wie das Regierungsblatt „Expreß Poranny" er fährt, entspricht die poinis仫 Note der bereits be kannten polnischen Haltung, der die polnische Regie- inngSpresse wiederholt AuSdNnck gcaebcn habe. Dem nach ist also anzunehmen, daß auch die Note der polni schen Regierung auf dem Standpunkt steht, daß ein Schiedsverfahren »wischen Polen und der Tschechoslowakei nicht in Frag« komme und daß eine Entspannung der Beziehungen lediglich von einer A e nde ru ng der Politik der Tschecho slowakei gegenüber der polnischen Minderheit ab hänge. «n» ivate NM. für Ziffer» lnieigenpreirliste Nr. 4 gültig. .Kwnastr.-ta; Fernruf: Kurfürst YZ61-YZ66 auf Nachlieferung ober drskattung des entsprechenden Cnlgelt» Laudeslotterir «ewin»»«4»ßhnwW 78 88 »3» »31 »83, 550 12L01 84« ,1000, 130 098 830 WS <I00> 53»9 00» »18 Ul 009 8881 548 33» 9 874 11001 341 <100) )84 35» »99 83? 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Sie ist ungewöhnlich deutlich Im Ton. Der „Daily Telegraph" nennt sic „ein Muster diplo matischer Kürze «nd Korrektheit". England setzt also seine Politik ohne jede Abschwächung fort. Bemerkens wert ist auch die immer schärser werdende Forderung nach einem AuSsuhrvcrbot siir Oel. Selbst die radikalkonscrvative „Morning Post" hält hcnte morgen eine Aufnahme von Oel in die Liste der vcr. botcnen Waren für höchst wahrscheinlich. Man rechnet in England damit, daß in den Bereinigten Drohung des amerikanischen Handelsministeriums X Washington, 23. November. sDnrch Funtspruchj Das Handelsministerium hat denicnigcu Schiff fahrtslinien der Vereinigten Staaten, die Kriegs material nach Italien zur Verschiffung bringen, mit Kreditsperre gedroht. Tas Ministerium soll bereits, wie man hört, mehrere Schisse mit Ladungen für italienische und abessinische Rechnung ausge halten haben. Trotzdem zeigen die Ausfuhr zahlen im Oktober für die Ausfuhr nach Italien eine Steigerung um 5 003 7M M. gegenüber dem September. Tie Schissahrtsabteilung des Ministeriums hat, was iu diesem Zusammenhang von Wichtigkeit ist, etwa 242,3 Mill. M. an Anleihen an die Schissahris- liuicu ausstchcn. ES handelt sich hier nm Kredite für Neubauten. Außerdem schulden die Schissahrtsgeseil- schasleu noch weitere Millionen für Schifsskäusc in früheren Jahren. lieber die am Freitag zwischen Hüll und dem ita lienischen Botschafter abgehalienc Besprechung wird in eingeiveihten Kreisen vermutet, daß hier das Vor gehen des Handelsministeriums und gleichzeitig die Aufforderung an die Oelgcsellschaste», die Oelliesc- rungcn nach Italien einznstcUen, im Mittelpunkt der Unterhaltung gestanden habe, lieber die Besprechung selbst ist amtlicherseits keine Verlautbarung hcrans- gegeben worden. Keine wesentlichen Aenderungen - Nur ein einziger neuer Minister Telegramm unsres Korrespondenten Serugspreifc ^eierZvMong Ins Sau« 2,00 NM. 2—2—I, !— einschl. Träqerlohn monatllch s Halbmonatl.i,ogNM.Postbe,ugmonatl.rxx>NM.tsnschl.4ZNpf.Postgebühs«n _ _ _ söhne Zustellungsgebühr). Kreuzbanbsenbungen: Für bi« Woche l,o« NM. U Einzelnummer 15 Rvf* außerhalb sroß.vwsbens Schriflleitung. Verlag and SavptgeschMfielle: VreSden-A^ ZerdlnandfkrM postanschrist: VreSden-«.1. Postfach«Fernruf: Ortsverkehr Sammelnummer 24601, Fernverkehr 27S81-27Y8Z«Leiegr.: Neueste Dresden«Lerlluer Sch^ Postscheck: Dresden ro»o - Nichtverlangt« Einsendungen ohne Rückporto werden weder zurückgesandt noch aufdewahrt. - Im Falle HSHerer Gewalt oder Betriebsstörung haben unsre 2ezi, Oie ttnierre-ung zwischen -em Führer und Francois-Poncet — Rücktritt -er bulgarischen Regierung — Eröffnung -er Ausstellung „Das wehrhafte Oeutschlan-" - Oer letzte Tag im Bischofprozeß - Verheeren-e Ltnwetter in Gü-italien Angebliche Erklärung des italienischen Botschafters in Paris Telegramm unsres Korrespondenten l'Abteilung soo Vm SoM« M Somlag Wohin geht Europa? Bereits vor acht Tagen hatten wir an dieser Stells aus die im Ausland immer wieder auflanchendeu Gerüchte über bevorstehende oder schon im Gange be findliche französisch-deutsche Besprechun gen hingewiesen. Am Donnerstag dieser Wschc hat nunmehr der Führer und Reichskanzler den französi schen Botschafter Francois-Poncet empfangen und mit ihm eine Aussprache über die allgemeine politische Lage gehabt, die, wie es in dem amtlichen Bericht hieß, „von einem freundschaftlichen Geist getragen" war und die Gelegenheit geboten habe, „den guten Willen beider Regierungen s c st z u st c l l c n. Tas Echo dieser gut vorbereiteten Unterredung tFranvois-Poncet hatte in den Tagen, die ihr vorangingc», eingehende Besprechungen mit Laval und den maßgebenden .Kreisen des Quai d Orsay gehabt) im Auslande war ganz außerordentlich groß. Ein Zeichen, daß man sich überall dec Tatsache bewußt ist, wie stark die Erhaltung und die Festigung des , Friedens in Europa von der weiteren Gestaltung der deutsch-französischen Beziehungen abhängt. In Eng land hat man die Nachricht von der Unterredung mit ruhiger Sachlichkeit ausgenommen, allerdings auch mit einer gewissen Zurückhaltung, aus der jenes Miß trauen spricht, das die englische Politik stets sofort befällt, wenn französische und deutsche Staatsmänner sich ohne die Engländer trcsfen. Es ist bezeichnend, daß der offiziöse französische „Tempo" sich bereits Mühe gibt, den Engländern klarznmachen, daß selbst verständlich niemals an Lvnderbcsprechungcn ge dacht sei. Die Haltung der französischen Presse ist zwiespältig. In einem Teil der Zeitungen wird die Unterredung begrüßt, den andern gibt sie Gelegenheit, ihre alte Politik des Hasses und des Mißtrauens gegen Deutschland erneut mit äußerster Schärfe zu vertrete» und gleichzeitig die Gelegenheit zu neuen Angriffen aus den Ministerpräsidenten und Außen minister Laval zu benutzen. Gentimentalitäten und Tatsachen Im übrigen haben wir vom deutschen Standpunkt aus keinerlei Veranlassung, aus die vielerlei Kombi nationen, Vermutungen, Behauptungen und Wunsch träume der westeuropäischen Presse ciuzugchen. Die deutsche Politik gegen Frankreich ist eindeutig und klar. Der Führer hat immer wieder betont, daß Deutschland nach der Lösung der Saarsrage keine territorialen Forderungen mehr an Frankreich zn stellen hat, daß nach der Entscheidung im Saarland der letzte Konflikt aus der Welt geschasst ist, der tren nend zwischen Deutschland und Frankreich steht, daß also einer friedlichen Zusammenarbeit der beiden Völ ker, die Jahrhunderte hindurch auf allen Schlacht feldern Europas im Kampfe gegeneinander ihr bestes Blut vergossen, nichts im Wege steht. Die französische Politik aber war viel weniger klar. Frankreich hat den Weg nach Deutschland niemals finden können. Briand wollte ihn gehen, aber er fand in seinen eigenen Reihen wütendste Opposition. Und lyrische Sentimentalitäten, wie er sie liebte, waren zudem kein tragfähiger Boden für das HauS der dcutsch-sranzö- fischen Freundschaft. Diese Freundschaft kann nur einer zimmern, der kühl und klar die Tatsache» s o s i e h t, w i e s i e s t n d, und aus ihnen seine Folge rungen für beide Völker zieht. Der blutige Zwist, der Frankreich und Deutschland seit tausend Jahren trennt, ist nicht dadurch aus der Welt zu schassen, daß man alle trennenden Gegensätze Übersicht oder künstlich verkleinert: der Abgrund, der beide Völker seit so langer Zeil scheidet, kann nicht mit einigen Tiraden in Genf und dem Ruf „Nieder mit den Maschinengewehren!" lbet den andern Ländern) überbrückt werden. Oilettanien und Amateure Wenn es bisher zu keiner deutsch-französischen Verständigung gekommen ist, so liegt das im wesent lichen daran, daß alle Versuche, sic herzustellen, dilet- tantisch und amateurhaft waren. Man kann sehr leicht aus einem deutsch-französischen Freund- schaftStrefsen, erhitzt von vielem Reden, über alle Schwierigkeiten einer Aussöhnung der beiden Völker hinwcggleiten und sich brüderlich für eine weinscligc Stunde in die Arme stürzen: der Katzenjammer folgt aber dann unzweifelhaft auf dem Fuße. So ist es in der Vergangenheit immer gewesen, und alle deutsch französischen Annäherungsversuche blieben in kleinen Intellektuellen- und Ltteratenzirkeln stecken, von denen einige aus deutscher Seite sogar der Auffassung waren, sie müßten jedes deutsche Gefühl und jede Verbunden» Totensonntag Sturm fegt aus grauen Wolken über das Land und reißt die letzten gelben Blätter von den Bäumen. Die Tage sind kurz geworden, selten nur noch treffen die Strahlen der Sonne die Erde. November — Herbstende, Winteranfang! Wir sprechen davon, daß sich nun das Jahr zum Sterben anschicke. Und mehr als zu sonst einer Zeit wenden sich unsre Gedanken dem Tode, der Vergänglichkeit alles Irdischen zu. Wir begehen den Tag der Toten. Ten Tag dcS Gedenkens und des Dankes, der den Menschen ge widmet ist, die einst voll Liebe und Treue iu unserm Leben standen. Als sie uns verließen, da beherrschten Schmerz und Trauer unser Herz, und manchmal auch wollten wir wohl verzweifeln am Sinn der göttlichen Ordnung, die über unsre Welt gesetzt ist, weil wir es nicht zu fassen vermochten, daß ein guter und teurer Mensch, der unserm eigenen Leben erst seinen Wert zu geben schien, nun plötzlich ausgelöscht war. Die Zeit hat dann den Schmerz gelindert. An die Stelle -cs quälenden Gefühls darüber, was uns verloren ging, trat immer mehr die dankbare Erinnerung dar an, was uns der Dahingeschtedene einst gegeben hatte. Und immer klarer erkannten wir nun auch, daß die Trennung durch deu Tod gar nicht so unüberwindlich ist, wie mir erst kleingläubig meinten. Die Natur, die Religion, unsre Erfahrung lehren uns, baß es kein zweckloses Sterben gibt und kein Sterben, hinter dem das Nichts steht. „Das Jahr schickt sich zum Sterben an" — aber dem Winter folgt der Frühling: schon birgt die Erde, die tot erschein», wieder den Samen, der zu Saat und Ernte ersprießcu wird. Dem lcidvollen Tode des Heilands folgte die freudvolle Auferstehung. Die Toten, die aus unserm Kreis gingen, leben in uns selbst weiter, die Eltern in de» Kindern, vergehende Generationen in neuen Gene rationen. „Durch die Toten erst wird das ewige Leben kund." So wird der Totensonntag gewiß stets Tag der Trauer sein: aber wir erfühlen auch die ur alte Weisheit, die ihm zugleich den Namen „Fest" der Toten gegeben hat. Jede Familie hat ihren Toten, zn dem am Totensonntag in Dankbarkeit und liebevoller Erinne rung die Gedanken wandern, dessen Grab sic mit den Blumen der Hossnnng — auch sie, als Gegensatz znr novemberlichen Erde, ein Symbol des Lebens — an diesem Tage schmückt. Dieser Brauch soll geheiligt bleiben. Es soll immer so sein, daß die, die sich ein mal durch Bande der Verwandtschaft oder Freund schaft ganz nahe standen, an einem Tage des Jahres auch wieder ganz gehören. Aber wir werden auch daran denken lyüsscn, daß wir alle Glieder der großen Gemeinschaft eines Volkes sind und daß wir auch heute nicht nur uns selbst oder dem kleinen Kreis unsrer eigenen Familie gehören, sondern daß wir auch hier das Gemeinsame, das uns aneinander bindet, emp finden. Wir brauchen nicht mühsam danach zn suchen. In aller Welt ruhen die Toten, deutsche Brüder, derer zu gedenken niemals Sache der einzelnen sein kann: im Westen und Osten und Süden und Norden, rings «m die deutsche Heimat zieht sich der Wall ihrer Grab reihen ober schlafen sie unerkannt in der Ackererde, die einst ihr Blut trank. Tie Toten, die ans den Schlachtfeldern des Weltkriegs, und ebenso die Kämpfer, die für die Ausrichtung des neuen Reiches starben, sie gaben ihr Leben hin für baS ganze Volk, für uns alle: Dank und Gedenken an sie müssen nun auch uns alle umschließen. Zwar haben sie ihren besonderen Tag, der ihnen allein gewidmet ist, den Heldengedenktag im Frühjahr» den Sonntag Meminiszere. Doch das darf uns nicht hindern, am Totenfest unsre Blicke auch zu ihnen zu wenden und uns zu ihnen erneut zu bekennen. Tenn gerade ihr Tod offenbart uns am eindringlichste» den Sinn dcS Sterbens, weil der heldische Tod Opfertat ist, die das Leben des Volkes schützt und in der Folgewirkung neues kraftvolles Leben gebiert. Wie furchtbar war die Zett, die am Sinn des Opfers zweifelte, wie kläg lich die Menschen, die sich hinslellten und mit ihrem Geschrei „Umsonst!" jede ZuknnftShossnung zerschlagen wollten! Nein, ein Opfer kann niemals vergeblich fein, und erst recht nicht das Opfer, das Hingabe des Lebens heißt. Nun weiß es auch der Zaghafteste, auch der letzte in unserm Volk, denn wir alle sind ia Zeugen der Auferstehung. Am Totensonntag dieses Jahres 193b, da» unS wieder ein Heer brachte, an Ktaft und Wollen gleich dem Heer, in dem die Ge fallenen stritten und bluteten, wollen wtr die Mah nung ihres Sterbens deshalb noch einmal in nnser Herz und unser Gewissen graben, wie sie der Dichter für sie auSsprtcht: „Vergeßt eS nicht, was uns in euer Leben verflicht! Opfert wie wtr, und sollt ihr ver- gehnr Deutschland muß immer und immer bestehn!"
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