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Dresdner neueste Nachrichten : 29.11.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193511298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19351129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19351129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1935
- Monat1935-11
- Tag1935-11-29
- Monat1935-11
- Jahr1935
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 29.11.1935
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Worin diese Truppenbewegungen im einzelnen bestehen, wird nicht gesagt, aber der Grund dafür wird angegeben: sic stehen, ebenso wie die Aushebung der Urlaubsverord- nnng, im Zusammenhang mit der angedrohten Ver schärfung der Sanktionen, das heisst vor allem der geplanten Ausfuhrsperre für Erd öl. Tic Welt steht also vor einer neuen erheblichen Verschärfung der Spannung rings nm den abessini schen Konflikt. In London ist man anscheinend der Meinung, dast die neuen italienischen Masinahmcn lediglich ein Muss jein sollen, und man erklärt, dast man wciterihn a n der Verwirklichung der Oelsperre fest- halte. England geht dabet bekanntlich eng mit der amerikanischen Regierung zusammen, die gestern auch wieder durch einen Schritt des Botschaf ters in London sich bemüht hat, 5fc Entscheidung vor- minstreibc». Starken Widerstand leistet nach wie vor Frankreich. Aber cs scheint nicht, als ob dieser Widerstand die Oclspcrrc verhindern könnte. Ueber die Frage, welche Ziele die von Nom angekiindigtcn Truppenbewegungen haben, hat in der Welt preise ein großes Rätselraten eingesetzt. Das amtliche Nom gibt, wie schon gesagt, keine nähere Auskunft darüber. An nichtamtlichen Stellen aber deutet man an fvgl. den an andrer Stelle wiedcrgegebencn Bericht unsres römischen Korrespondcntrni, dast die italieni schen Streitkräfte in Libnen, also an der ägnp- tischen Grenze, eine Verstärkung erfahren sollen. Tamit würde also genau das Gegenteil eintretcn von dem, was in den vielerlei Unterhaltungen zwischen Mussolini und Sir Eric Drummoiiü angestrekst wurde. In London und Paris will man aber auch davon wissen, dast die militärischen Mastnahmcn Italiens aus italienischem Gebiet selbst bnrchgcslihrt werden sollen. Man spricht davon, dast neue Truppen verstärkungen an der österreichischen, vor allem aber auch an der französische» Grenze statlsindcn sollen. Ein Bericht der „Times" aus Rom meldet in diesem Zusammenhang, dast der Turchschnittsitalicner der Meinung sei, eine Oclspcrrc würde Italien ohne weiteres zu militärischen Vergeltungs mast nahmen berechtigen. Immer häufiger höre man Acusterungen wie die folgende: „Wenn wir sollen, bann wollen wir wenigstens andre mit uns reisten." Während die Londoner Presse durchaus nicht den Eindruck macht, als werde der von Mussolini nni seinen neuen Mastnahmen zwcisellos beabsichtigte Truck irgendwelchen Erfolg haben, zeigt man sich in Parts viel unruhiger. AufdcrandcrnSciteglaubtman dort allerdings auch wieder einige Hoffnungen aus Verständigung schöpfen zu können. Dian stützt diele Hoffnung vor allem auf die Meldungen aus Addis Abeba, nach denen die militärische Lage Ita liens in Abessinien sich sehr kritisch gestaltet haben soll. Wir haben gestern schon die abessinischen Siegesberichte verzeichnet und daraus hingcwiesen. dast man sic nach den Erfahrungen der ganzen Zeit seit Ausbruch des Krieges mit ansterordentlichcr Zurückhaltung ausnehmcn must. Tas gilt auch für die heute aus Abessinien verbrei teten Darstellungen, nach denen die Italiener nicht nur im Süden an der Somalisront, sondern auch im Nor den den Rückzug angctreten und sogar Makalle iviedcr geräumt werden sollen. . Rom hat bereits ein kategorisches Dementi erlassen. In Paris' aber scheint man zu meinen, dast an diesen Darstellungen doch etwas Richtiges sei und glaubt nun, dast Mussolini vielleicht doch von seinen ursprünglichen weitreichenden Eroberungsplänen abstchen werde. Und man glaubt weiterhin, dast auch England schliestlich, wenn Musso lini seine territorialen Forderungen erheblich zurück schraube, nicht starr ablehnend bleiben werde, weil England nicht znlassen könne, dast „ein farbiger Kaiser über eine meiste Nation triumphiere". Aber das alles sind zweifellos Spekulationen, aus die man so gut wie nichts geben kann. Ihnen ist vor allem dann der Boden entzogen, wenn sich herauS- stellt, dast die abessinischen Siege nur in der Phan- taste existieren. Hält man sich an die Tatsachen, so bleibt vorläulig nur sestzustellen, dast die Lage allgemein eine weiter« kritische Zuspitzung er fahren bat. auch die Meldungen auf Seit« B Umfassende Regelung Urlaub und Unterstützungen bei Einberufung von Arbeitern und Angestellten Bericht unsrer Berliner S ch r i s t le i t n u g Berlin, 2«. November Im Reichsgesestblatt erscheint heute eine „Ver ordnung über die Einberufung zu Nebuugcn der Wehrmacht", durch die vor allem die wichtigen Fragen der Beurlaubung von Angestellten und Arbeitern zu militärischen Nebuugcn, der Unterstützungen und der sozialen Versichc- rungsvcrhältnisfe während der Uebungcn geregelt werden. 8 1 der Verordnung lautet: „Angehörige der Reserve, der Ersatzreserve, der Landwehr n.id in Ost- preustcn auch des Landsturms werden in dem vom RcichskricgSministcr sährlich bestimmten Umsang durch Einberufungsbefehl des Wehrbezirkskommandos oder im Anstragc des Wehrbezirkskommandos zu Uebungcn cinbcruken." Der zur Uebung Einberufene, auch bei frei williger Meldung, erhält während der Dauer der Uebung von der Wehrmacht Unterkunft, Ver- pslegung und Löhnung oder Uebungsgeld und im Falle der Erkrankung freie Heilsürsorgc. Auf Einberufene, die infolge der Ableistung einer Uebung einen.Schaden an ihrer Gesundheit erleiden, ist das Wchrinachtsversorgungsgcsetz anzuwcndcn. Jeder im Reichsgebiet beschästigte deutsche männliche Angestellte oder Arbeiter ist von dem Unternehmer zur Ablelftnng der Uebung zu be urlauben. Ter Angestellte oder Arbeiter hat den Einberufungsbefehl mit dem Antrag aus Urlaub dem Unternehmer vorzulegen. Die Beurlaubung zu einer Uebung der Wehrmacht gibt dem Unternehmer nicht das Recht, das ArbcitsvcrhältniS zu kündigen. Der Angestellte oder Arbeiter hat gegenüber dem Unternehmer während der Dauer des Urlaubs keinen Anspruch aus Zahlung von Arbeitsentgelt und son stigen Bezügen. Der Urlaub zur Teilnahme an einer Uebung der Wehrmacht ist dem Angestellten oder Arbeiter austcrhalb dcS ihm bestimmnngögcmäst sonst zu stehenden Urlaubs zu gewähren. Der Unternehmer kann jedoch den sonst znstehcnden Erholungsurlaub entweder in dem gleichen oder im nachfolgenden Urlaubsjahr um ein Drittel des Urlaubs, jedoch um nicht mehr als zehn Tage, kürzen, wenn er dem An gestellten oder Arbeiter für die Dauer des Urlaubs das Arbeitsentgelt in der bisherigen Höhe weiter zahlt. Dauert die Uebung weniger als zehn Tage, so sind diese Tage bis zu einem Drittel des zu stehenden Jahresurlaubs ans den Erholungsurlaub anzurechncn. Ter zu Uebungcn beurlaubte Augestellte oder Ar beiter erhält unter bestimmten Umständen während der Uebung eine Unterstützung. Ueber die Be dingungen, unter denen diese Unterstützung gemährt wird, über ihre Art und ihren Umsang ist das Nähere bereits in einer Verordnung vom lü. März lüg', sest- gclegt worden. Tie Unterstützungen fallen der Wehr macht zur Last. Beamte von Behörden und Dienststellen des Reiches, der Länder und Gemeinden, der Gemeinde verbände und sonstigen Körperschaften des össenttichen Rechts und der össenttichen Betriebe erhalten ihre Dienstbezüge während des Urlaubs bis zu einer Dauer der Uebungcn von vier Monaten, bei der Luft waffe von sechs Moualen sortgezablt. Das gleiche gilt für Angestellte und Arbeiter öffentlicher Verwaltungen und Betriebe, wenn sie einen eigenen Hausstand füh ren oder die Ucbnng länger als vier Wochen dauert. Iu allen Fällen wird im gleichen oder im folgenden Jahre -er übliche Erholungsurlaub um ein Drittel, jedoch nicht nm mehr als zehn Tage gekürzt. 8 7 der Verordnung zählt die besonderen häus lichen, wirtschaftlichen oder beruflichen Gründe auf, nach denen eine Zurückstellung von den Uebungcn crsolgcn kann. Es kann zurückgestcllt werden: 1. der einzige Ernährer hilfloser Familien, er werbsunfähiger Eltern, Grostcltern oder Geschwister. 2. ein Wehrpflichtiger, der Eigentümer, Inhaber, Pächter oder Betriebsleiter eines landwirtschaftlichen, indnstricilen, gewerblichen oder kaufmännischen Be triebes ist, wenn ohne diese Zurückstellung die An gehörigen, der Hausstand oder der Betrieb unver- hältnismästig groste Vermögcnsnachteile erleiden würden. 3. ein Wehrpflichtiger, der in einem einzelnen dringenden Fall uachzuweisen vermag, dast er in ge eigneter Weise nicht vertreten werden kann und iu seinem beruflichen Fortkommen oder seiner Erwerbs tätigkeit einen unvcrhältnismästig grostcn Schaden er leiden würde, wenn er nicht zuriickgestellt wird. Der Einberusene, seine Verwandten ersten Grades sowie seine Ehefrau und sein Unternehmer können bis spätestens zwei Wochen nach Empfang des Ein- berusnngsbesehts seine Zurückstellung schriftlich oder znr Niederschrift bei der Kreispolizcibchördc bean tragen. Gleichzeitig hat der Antragsteller das Wehr bezirkskommando hiervon schriftlich oder mündlich zu benachrichtigen. lieber die Unterstützungen, die den UebungStcilnehmern während der Uebung gezahlt werden, wird in der Verordnung vom IS. März 1N85 u. a. bestimmt: Wer mit seiner Ehesrau oder einem andern Unterhaltöberechtigtcn, den der Teilnehmer ganz oder überwiegend unterhält, einen gemeinsamen Haushalt sllhrt, erhält für die Dauer der Teilnahme den Be trag, den er als Mietzinü für seine Wohnung zu ent richten hat, bis znr Höhe von 2VV M. monatlich. Eigentümer von Eigenheimen werden entsprechend behandelt. Für die Ehesrau eines Teilnehmers sind an Unterstützung kalendertäglich 1,80 M. zu zahlen. Der gleiche Betrag ist für jeden über 21 Jahre alten unterhaltsberechtigten Angehörigen, den der Teil nehmer ganz oder überwiegend unterhält, zu zahlen. Für jüngere unterhaltsberechtigte Angehörige sind kalendertäglich SV Pf. zu zahlen. Leistungen dcS Unternehmers an den Teilnehmer sitr die Uebnngözeit bleiben unberücksichtigt, soweit sie zusammen mit den Unterstützungen daS letzte Arbeitsentgelt nicht übersteigen. Ter darüber hinaus gehende Brtrag wird aus die Unterstützung angerechnet. Die Uebnngszeit gilt iu der Invaliden-, Angestellten« und knappschastlichen Pensionsversichernng sür die Er, stillnng der Wartezeit und die Erhaltung der Anwart« schast als Ersatzzeit. Oer Selbstmord in Marienstern X Bautzen, 28. Novcmbex Von interessierter Sette erfahren wir zu der An gelegenheit des Selbstmordes im Kloster St. Marien- stern, dast dleBeweggrttnde, die Propst Max Matschek veranlaßten, freiwillig aus dem Leben zu scheiben, nicht in der Richtung liegen sollen, wie zuerst die Ver mutungen lauteten. Das wird damit begründet, daß sowohl das Kloster St. Marienstern wie auch das Kloster St. Marienthal gar nicht unmittelbar vom Bistum Meisten betreut würden und daß bemnach auch kein Zusammenhang bestehen könne mit btzn Vorgängen, die »um Devisen- pro»«b gegen Bischof Legg« und andre führten. Nach dieser Darstellung werden die beiden ge nannten Klöster vom Kloster Ossegg in der Tschecho slowakei betreut, wie das im TraditiouSrezest bestimmt sei, durch den 1635 die Obcrlansitz an den Kurfürsten von Sachsen kam. Was die Person dcS Verstorbenen angthi, so er fahren wir setz', dast Propst Max Matschek an einem Herzleiden gelitten habe, das vielleicht der un- mittelbare Anlab zu dem unglückseligen Schritt ge- wesen sein könnte. Durch diese Darstellung sind die Hintergründe der Tat noch keineswegs aufgehellt, insbesondere brauchen diese neuen Momente auch nicht die ursprünglichen Vermutungen zu widerlegen, und man wirb abwarten müssen, bis die amtlichen Ermittlungen »u dieser Angelegenheit vorliegend Dr. Eduard Benesch Von unscrm Sonderkorrespondenten st), sti. Prag, 27. November Dr. Eduard Benesch, heute noch Austeumiuister, morgen sd. h. in einiger Zeit« Staatspräsident der Tscheklwslowakischen Republik, hat seiner austenpoliti- ichen Rede in beiden Häusern des tschechoslowaliicheu Parlaments vom 5. November in -er Trncklegnng den Titel gegeben: „Ter Kampf nm die kollektive Sicherheit in Europa und der ilalicuiikh-abeisiniiche Krieg." Er leitet darin die Politik Italiens in -er abessinischen Angelegenheit aus den politischen Em- wicklnngen iu Gesamtcuropa ab: er meint, -an die Nichterfüllung italienischer Wünsche in Europa Italien dazu geführt habe, für feine politischen I» teresic» Befriedigung in einer andern Sphäre, näm lich in der Kolouialsphäre Afrikas, zn suchen. Die Tschechoslowakei aber zieht ans eigenen den italie nischen ähnlichen Ersaht nugen die Folgerung, dast ihr Heil ganz allein beim Völkerbund zn suchen sei. Diese austenpolitischc stiebe war allem Anschein nach der Schwancugcsaug Dr. Ednard Beucichs als Anstenminisler. Er hat seitdem noch eine Anzahl Reden gehalten, an die Studenten, an die Schul jugend tim Rundfunks und im Hanshaltansichust des Abgeordnetenhauses. Aber diese letzte parlamentarisch polemische Auseinandersetzung lag ihm schon nicht mehr, und es wird auch bereits behauptet, dast Dr. Benesch schon sehr bald als Minister znriickireteu ivcrde, um sich in den Wochen vor seiner Wahl zum Staatspräsidenten in neutraler Atmosphäre siir sein neues hohes Amt vorzubereiteu. Es bestehl gar kein Zweifel mehr, dast der künftige Staatspräsident der Tschechoslowakischen Republik Dr. Ednard Bcncich heisten wird. Es ist zu verstehen, wenn der Präsident selbst und wenn der Staat den Wnnich und das Be dürfnis fühlen, die Verantwortung aus jüngere Schultern zu legen. Sicherlich würde man aber mit einem Wandel noch weiter gezögert haben, wenn nicht der Tod des Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Bradalsch, einen unerwarteten Flust in den Gang der politischen Entwicklung in der Tschechoslowakei gebracht hätte. Dieser Todesfall liest die Absicht des bisherigen Ministerpräsidenten Ma luvet r plötzlich reifen, sich von der Politik zuriickzuziehcn, nnd er liest die tschechischen Agrarier den schon lange als besten Mann bcreitgchaltencn Dr. Milan Hodza als neuen Ehcf des Kabinetts präsentieren. Seitdem konnte cs keine Frage mehr sein, wer der Nachfolger Masaruks als Staatspräsident sein wird. Ter Aubenmiuistcr verschob den Vortrag seiner außenpolitisch«,- Rede im Parlament um einige Tage, und man glaubt sogar zu willen, dast er sie angesichts des Regierungswechsels auch in wesent lichen Punkten umgearbcitct und ihr nun erst eine groste überstaatliche Note zu geben versucht habe: „Ter Kamps um die kollektive Sicherheit Europas" oder „Ter Völkerbund und die Tschechoslowakei". Die Abgeordneten der Sudctendcutschcn Partei stimmleu der Rede des Austenministers Bcncich nicht zu. während andre oppositionelle Parteien bei der Abstimmung den Saal verließen. Dagegen sand Dr. Benesch auch die freudige Zustimmung der Kommu nisten, denen er mit dem Hilscleislungspakt mit Sowjetrubland eine großes Geschenk gemacht hatte. daS sowohl in den militärischen Abmachungen dieses Paktes wie auch in der Ocssnung der Tür sür die kommunistische Propaganda — auch im Heer! - zu sehen ist. Wenn nun in absehbarer Zeit Dr. Beueich Staatspräsident sein wird ler wird bei der Wahl durch die vereinigten beiden Häuser des Parlaments wohl die gleiche Mehrheit finden wie bei seiner letzten austenpolitischen Redej, Io erhebt sich die Frage, welche Einflüsse das aus dieInnen - undaus die Außenpolitik der Tschechoslowakei üben wird. Vielleicht hat Dr. Benesch selbst den Wunsch gehabt, die vorderste Linie der aktiven Politik einmal zu ver lassen, denn man kann nicht sagen, daß der von ihm ganz allein bestimmte Kurs der tschechoslowakischen Außenpolitik bisher zu groben Erfolgest geführt hätte. Aber bei der geistigen Regsamkeit dieses Poli tikers ist kaum anzunehmen, daß er das Amt des Staatspräsidenten nur repräsentativ aussallen werde. Vielleicht möchte er ihm, nicht formell, aber in der Praxis die Bedeutung geben, die cS in den Brr- einigten Staate» von Amerika hat. Wenn aber die tschechischen Agrarier auch diese Befürchtung hätten, dann würben sie schwerlich aus den Anspruch der Be- setzung des StaatSprästdcntenamteS von ihrer Seile und auS ihren Reihen, als der stärksten tschechischen Partei, verzichtet haben. Vielmehr scheinen sie doch de» Glaubens zu sein, daß Dr. Milan Hodza, ihr
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