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Dresdner neueste Nachrichten : 29.04.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193604296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19360429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19360429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1936
- Monat1936-04
- Tag1936-04-29
- Monat1936-04
- Jahr1936
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 29.04.1936
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Am letzten Bulletin über -aS Befinden des Königs gaben die Acrzte bekannt, dah in der Blutzirkulation Lciteet üt1c/«,«/»e»i-1 Z'ucrck /. Oer neue LÄiks des Patienten beunruhigende Hemmnngöcrfchclnungcn zu beobachten seien. Die Infektion der Mundhöhle habe weitere Fortschritte gemacht. Vs sei auhcrordent- Uch schwierig, dem Patienten Nahrung znzusiihrcn. Hcnto morgen glaubte man in Kairo noch an eine Besserung im Befinden deS Königs, da er noch den Ministerpräsidenten am Krankenbett empfing. * I» Dcutsch''nd wird die Nachricht vom Tod König Fuads mit c. * ichligcm Mitgefühl ausgenommen. Die grohen Bemühungen der ägyptischen Regierung bei der Hilfsaktion nach dem Gesandten v. Stohrcr legten Zeugnis ab von den freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen Aegypten und Deutschland bestehe». König Fuad selbst hat Deutschland kennengclcrnt, als er im Fahre 1020 zu einem Besuch hier weilte. Als er 1084 schwer erkrankte, wurde Professor v. Berg mann zu ihm gerufen, und es gelang ihm damals, den König wicderherzustcllen. König Fuad I. wurde am 20. März 18N8 geboren. Ter nach Kriegsausbruch 1014 von England abgcsehtc Khcdive Abbas Hilmi war sein Onkel. Achmed Fuad Pascha erhielt in Turin und Rom, bevor er in tür kische Militärdienste übertrat, seine militärische Aus bildung. In Wien, wo er später als Militärattache verwendet wurde, lernte er die deutsche Sprache. Nach seiner Rückkehr nach Aegypten widmete er sich der Be wirtschaftung seiner grohen Güter. Er wurde aber auch vom Khcdiven häufig mit wichtigen amtlichen Auf trägen betraut. Nach der Absetzung des Khcdiven Abbaö Hilmi wurde zunächst dessen Onkel Hussein znm Sultan von Aegypten ernannt, und nach dessen Tode im Jahre 1017 folgte ihm Achmed Fnad aus den Thron. Nachdem die Engländer im Jahre 1022 Aegypten als souveränen Staat unter militärischer Oberaufsicht Englands anerkannt hatten, nahm Sultan Fuad den Königstltel an. Sein Nachfolger ist sein Sohn Prinz Faruk, der am 11. Februar 1020 in Kairo ge boren wurde. Der neue König besuchte bis jetzt eine Kadcttcuanstalt in England, wo er seine Ausbildung als Offizier erhielt. Regenischastsrai In Aegypten Telegramm unsres Korrespondenten London, 28. April Der ägyptische K r o n p r i n z, der sich zur Zett auf einer Kadcttenanstalt in England befindet, tsc bereits gestern nachKairo gerufen worden. Der Kron prinz ist erst 1» Jahre alt. In Kairo und in London hat man sich bereits mit der Einsetzung eines Re ge ntschastSrateS besaht. ES heiht, dah der König in einem versiegelten Umschlag bereits drei Personen als künftigen Rcgcntschastsrat bestimmt habe und dah voraussichtlich Prinz Mohammed Ali, ein Nesse des Königs, an der Spitze dieses Regentschafts rates stehen werde. Das Gerücht, dah über die Regentschaft -wischen der ägyptischen nnd der briti schen Negierung Unstimmigkeiten entstanden seien, wurde, wie heute aus Katrg gemeldet wurde, vom Ministerpräsidenten entschiede^ dementiert. England nicht nnr „Vrieflräger" London über die französischen Beeinflufsungsversuche verstimmt Telegramm unsres Korrespondenten ^.London, 28. April Die Propaganda, die man in Paris mit dem jüngsten diplomatischen Schritt des sranzösischen Bvt- schasterS in London wegen des englischen Frage bogens an Deutschland gemacht hat, ha« in London sehr verstimmt. Man hat in England ernsihast die Absicht, gerade dnrch die von Deutschland zn erbittenden Aufklärungen über einzelne Punkte seines grohen Friedcnsplancs wirklich an der Neugestaltung einer europäische» Ordnung mitzuwirken. Man be trachtet die Pariser Berichte Uber den angeblichen In halt dieses Fragebogens als eine Erschwerung der englischen Absicht und um Frankreich deutlich zn zeigen, dah man nicht daran denkt, sich von den sran- zösischcn Wünschen ans eine salschc Bahn ablrnken zu lassen, heiht cS heute morgen in der englischen Presse, dah England kcinessalls den „Bries träger Frankreichs" spielen wolle. Die Fragen, die England an Deutschland zu richten habe, seien vom englischen Standpunkt auS gelegt worden. Es könne auch keine Rede davon sein, dah Eng ¬ land irgendwie alS Sprecher für eine gemeinsame Front von London, Paris und Brüssel austret c. I» Loudon betrachtet man die sranzösischen Vor stellungen als Anregungen, über die man sich aber jede Entscheidung vorbehalte. Der Anhenminister Eden ivird im Lause der nächsten Tage den englischen Notenentwnrs fcrtigstcllcn, so dah der Fragebogen Ende dieser Woche in Berlin überreicht werden kann. Englischcrscits besteht im Augenblick wenigstens die Absicht, diesen Fragebogen sowohl seinem Inhalt wie seiner Form nach so zn gestalten, dah er versöhn lich wirkt und die Einleitung der geplanten Verhand lungen fördert. ES ist bedeutsam, dah selbst in der liberalen „NewS Ehrvniclc" Eden ausgcsordert wird, diesen Fragebogen nicht dnrch ungeschickte Fragen zu komplizieren. Es könnte sonst passieren, dah der Führer den englischen Fragebogen mit einem deutschen Fragebogen beantworten werde, in dem er Auskunft darüber vcklangen werde, welche besonderen Opfer denn nnn anch England im Inter esse deS europäischen Friedens zu machen bereit sei. Weiter harte Kämpfe bei Sassabanch Oer abessinische Widerstand noch nicht gebrochen — Wahib Pascha -er gefährlichste Gegner Grazianis - Erwartungsvolle Spannung in Nom Telegramm unsres Korrespondenten Rom, 28. April Die Klammer um Sassabanch, den Hauptstiitzpnukt der Abessinier an der Südfront, beginnt sich zu schlichen, aber die erbitterten Kämpfe dauern an, und die Ausgabe Grazianis bleibt hier zunächst noch sehr schwer und groh. Ter römische Mitarbeiter der Turiner „Gazzctta del Popolo" stellt in seinem letzten SituationSbericht ausdrücklich fest, dah anch nach dem Fall von Sassa- bauch, an dem nicht zn zweifeln ist, Graziani »och weitere 278 Kilometer werde znriicklcgcn müssen, be vor er Harrar erreicht habe. Da bis zur Stunde weder von der Nord- noch von der Siidsront authen tische neue Berichte vorlicgcn, ist die Spannung unter der Bevölkerung anhcrordcntlich gestiegen. Viele Gerüchte gehen um. So ist die Ansicht weil ver breitet, dah die Einnahme von Addis Abeba unmittelbar bevorstchc nnd dah bereits Ucbcrgabe- verhandlnngen mit den abessinischen Behörden ge führt würden. Von dem schwierigen Charakter der gegenwärtigen Kämpfe entwirft der Mttabciter der „Clazzetta del Popolo" folgendes Bild: „ES ist zn bemerken, dah im Abschnitt von Sassabanch die Abessinier mit denselben Methoden nnd Mitteln arbeiten, die von unser» Truppen nnd unsrer Heeresleitung angewcndct wer den. Das erklärt sich anö der Anwesenheit Wahib PaschaS. lGeneralstabSchcf deS RaS Nasibu an der Siidsront ist bekanntlich dieser frühere türkische General. Die Schriftltg.) Als Teilnehmer am Welt krieg weih der türkische Berater deS RaS Nasibu sehr gut, wie die modernen Heere in Angriff und Abwehr kämpfen, und diese Methode wendet er gegenwärtig an, nm die Kraft des abessinischen Widerstandes zn erhöhen. ES wäre auch naiv gewesen, anzunehmen, dah der Gcncralstaböches Nasibns nicht von den vielen Monaten der Ruhe an der Südfront profitiert hätte, um sich aus den zu erwartenden Vorstoh Grazianis gehörig vorzubcreiten." * Auch diese Meldung bestätigt die Ansicht, -ah die Italiener jetzt hier bei Sassabanch vor der schwierig ¬ sten Aufgabe des ganzen bisherigen Feldzugs stehen. Kein Wunder, dah man in Addis Abeba mit besonde rem Stolz ans die Kampfkraft der abessinischen Trup pen an der Siidsront Hinweis». Abessinische Meldungen behaupten, dah vier italienische Flugzeuge abgcsrhossen und mehrere Tanke zerstört worden seien. Tie Ita liener sollen schwer unter Wassermangel zu leiden haben. Von der Nord front wirb heute lediglich ge meldet, dah eine Italienische Abteilung 120 Kilometer südlich von Tessie an der Strafte nach Addis Abeba irreguläre abessinische Verbände in die Flucht ge schlagen habe. Erlebnisse einer Note-Kreuz-Mission Sonderkabeldtcnst der Dresdner Neuesten Nachrichten Dschibuti, 28. April. (Durch United PresF In einer Unterredung mit der United Preh schil derte Dr. Winckel, der Leiter der holländischen Rotc-Krcuz-Einhett, die früher monatelang dicht hinter den abessinischen Kampffronten ausopscrungS- voll Hunderte von verwundeten Abessiniern behan delte, die mühselige nnd gefährliche Reise seiner Rote- Kreuz-Einheit von Qnoram nach Tessie. Dr. Winckel erzählte, wie er und seine Mitarbeiter von abessinischen Banden angegriffen und auSgeplün- dert wurden. „Als wir unterwegs zwischen Tessie und Ouoram mit unserm Lazarettplah in den Tagen der grohen Kämpfe an der Nordsront waren, wurden wir plötzlich auö dem Hinterhalt von SchistaS, wie die abessinischen Banden genannt werden, überfallen. Die Räuber plünderten die Karawanen nnd stahlen altes, was zum Besitz der holländischen Rotc-Kreuz- Misston gehörte. Tie Banditen verwundete» auch ein Mitglied unsrer Abteilung, Dr. van Schclvcn, nnd zwar so schwer, bah mir ihn erst nach 13 Tagen nach Tessie weitertranSportieren konnten." Gemeinsame Flagge für Geedienst Ostpreußen X Berit««, 28. April. (Durch Funkspruchj Die Besatzungen der drei eigenen Schisse des Sce- dicnstes Ostpreuhen „Tannenberg", „Hause st a d« T a n z i g" und „P rcuhe n" haben den Ncichs- vcrkehrSministcr gebeten, die Führung einer g e m e t n - samrn Flagge durch die drei Schisse zu ge nehmigen. Die Genehmigung hat der Minister um so lieber erteilt, als der grmci»same Antrag der gesamten Be satzungen zeigt, wie das Bewuhtsein -er schönen Aus gabe der Mitarbeit am Ausbau des deutschen OstcnS die Besatzungen dieser von drei verschiedenen Ree dereien, dem Norddeutschen Lloyd, der Firma I. F. Bkaennlich nnd der Hapag-Tcebädcrdicnst G. m. b. H. mit bester deutscher Recderkunst betriebenen schönen Schuellschisse in dem Gcsühl echter deutscher ArbcilS- kameradlchast scsi znsammcngcschwciht hat. Die Flagge wird im Grohtop der Schisse über der Kontorslagge der bctriebSführenden Reederei geführt iverben und soll bei der Flaggenparade am nationalen Festtag des deutschen Volkes, am 1. Mat, zum ersten Mal« feierlich gesetzt werben. Sachsens Mundarten Äon Paul Großmann (Dresden) Der In unsrer Ausgabe vom 1. April vcr- össcntlichtc Aussatz von LbcrregicrungSrat Arthur Graese „Mehr Hcimatstolz!", der gegenüber einer vielsach beliebten Herabsetzung sächsischen Wesens die Notwendigkeit der BolkStumspslcgc hervor hob und aus die zahllosen Leistungen Sachsens siir die gesamtdeutsche ttulturentwicklung hinwieö, hat sowohl in Sachsen wie im Reich starkes Echo gesunden. Eine Frage, die dabei mehrsach an geschnitten wurde und die auch sonst auhcrhalb Sachsens gern berührt wird, nämlich die deS „säch sischen Dialekts", soll im folgenden Aussatz ein mal gründlicher erörtert und der Klärung näher gebracht werden. Die Schristleitung In weiten Kreisen ivird Sachlen als daS Land der Sprachcntartnng und des Lprachvcrsails betrachtet und daraus ost auch ein Versatz der leiblichen und seelischen Kräfte des sächsischen Menschen hergclcitet. Taft das ein Irrtum ist, braucht hier in Dresden kaum besonders betont zn werden. Aber die folgenden Zeilen sollen einmal kurz die sprachliche Situation Sachsens darstcilen. Sie sind nicht geschrieben von« überholten Standpunkt eines einzelgängerischen Teil staates ans, sondern vom Standort dessen, der mit dem Blick ins Reich aus heimatlicher Erde steht. Sachsen. Prennen, Bayern, Württemberg sind S t a a t e n b e z e i ch u n n g e n, die die deutsche Ge schichte hcrausgcbildct hat. Tie bezeichnen heute zu nächst RegierungS- oder Verwaltnngscinhcitcn, sind also vorwiegend politische Bcgrisse. Vogtland, Erzgebirge, Oberlausiv und das sächsische Flachland sind dagegen L a n dschastsbczei ch n n n g c n. Sie lassen an Lan'' und Leute, au Himmel und Erde, au Feld, Wald und Aue und au den in dieser Landschaft schassenden Menschen denken. Land unter freiem Himmel, Menschen im Einklang mit diesem Land, das schwebt uns bei diesen Landschastsbezcichnungcn vor. * Tagwerk und Arbeitörnhe, Haltung und Kleidung, Litte, Brauch und Festgestaltnng paßt der Mensch seinem Landstrich an. Auch seine Redeweise ist land- schastsgebnndcn. Er spricht, wie cs il»n die tausend Umstände und Kraftquellen seiner Landschaft von Geburt au cingcbcu, er spricht seine M undart. Ter Gau oder die Regicrungsciuheit Sachsen um saht vier Landschaften. Also müssen wir auch von vier Mundarten sprechen. Sic Heinen: vogt ländisch, erzgebirgisch, vbcrlansitzisch und nicihnisch- vsterländisch. Es gibt keine Mundart, die in allen Teilen Sachsens gültig wäre. Rian kann niemals von der sächsischen Mundart, man kann immer nur von den sächsische» Mundarten sprechen. WaS oftmals als „Sächsisch" und damit als gültig siir ganz Lachsen bezeichnet wird, ist ein geschwächtes, verzerrtes, ent artetes, von der Landschaft abgclösteS Deutsch, das öfters in den grohen städtischen Licdlnngcn an unser Ohr dringt. Die Grvftstadt mit ihrem raschen nnd häufigen Verkehr duldet eben weder landschaitliche Eigenheit noch Mundart in ihrer Ursprünglichkeit. Tis Grvhstadt ist daher nicht der Ansgangsort der Mund art, höchstens ein Bcwährungsscld für sic. * Wer in Sachsen echte Mundart hören will, muh anch hier znm AuSgangsvrt, also zum Men schen in seiner Landschaft Vordringen. Mund art rührt zunächst unser Ohr an. Doch dürfen wir nicht einzig und allein vom Laut her, der unter Um ständen als ein Mihklang im Ohr hängen blieb, das letzte Urteil über eine Mundart nnd seinen Lprecher fällen. Mundart ist nicht nur eine Folge von Lauten, Mundart ist die Lautgcbung deS Mundes, also eines Organs im grohen, aber stummen Organis mus des Mensche». Ter Mund ist der Fürsprecher aller körperlichen nnd seelischen Freuden und Leiden des menschlichen Daseins und in der Landschaft mit eigener Redeweise, zudem der Knndmachcr all deS Lebens, das in diesem Landstrich vorhanden ist. Erde nnd Himmel, Wetter und Jahreszeit, Pflanze und Tier, Lebensart und Litte eines Gebietes treten überhaupt erstmalig durch die Mundart in die Sprache ein. Wer Mundart entdecken will, muh sich nicht mit einem klangverwöhntcn, Wohllaut heischenden Ohr auf den Weg machen. Er darf nicht mit sehnnlustigen Augen unter dem Volk stehen, nicht mit erstorbener Denk- oder Vorstellungskraft in die Behausungen eines Menschenschlags treten. Offenen Herzens, offenen LinneS muh er sich ausnehmen lassen in die DaseinSgcmetnschast derer, deren Sprache er be horchen will. Wo ihm diese Ausnahme nicht gelingt oder gar verweigert wird, kann er niemals der Mundart gerecht werden. Wir müssen daher die Lin- heimischen selbst aussuchen, um den Zugang zu ihrer
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