Suche löschen...
Dresdner neueste Nachrichten : 08.09.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193609085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19360908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19360908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1936
- Monat1936-09
- Tag1936-09-08
- Monat1936-09
- Jahr1936
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 08.09.1936
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dresdner Neueste Nachrichten lungen 44. Jahrgang Ar. 240 X Dienstag, 8. September 4936 Volksfront-Krise in Frankreich Löon Blum verteidigt die Neutralität, aber Fahrt nach Nürnberg ^61000 Kilometer überwunden! Unübertreffliche Leistungen deutscher Zeppelinmotoren lock-TomPlet uS Longstoff, ^lang.Mantel urchgelnöpst, !edergürt.,auf Uarocainsutt. Erfolg deutscher Leistung wird be- wenn man bedenkt, das; die 167 000 Nuse/Kunsts.« Ilattkrepp, m. yihem Fichu« rag., Vorder« eil Handhqhl« gum,42biS48 »««fisch- Kantel, guter Vollstosf,mod. lrmel, Rücken zit Koller und liege! verziert Zteppfutter.. ail» 8»»t»llungsn dein; einer Ucberholnng zn unterziehen. Tie Nord- atlantiksahrtcn dcö Luftschiffes „Hindenburg" sind mit erstaunlicher Regelmässigkeit dnrchgcsührt worden, ohne das; sich auch nur an einem der Motoren die geringste Panne eingestellt hätte. Tiefer Erfolg spricht für sich selbst und ist ein überzeugender Beweis von dem hohen Wert deutscher Technik und den Leistungen des deutschen Fach arbeiters. Tic Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit dcS deutschen Zcppclinmotors ist ohne Beispiel. Fünf von den sechs Luftschifsmotorcn haben weit iibcr 1000 BctricbSstundcu, zwei davon sogar 1600 Stunden hinter sich! Ter deutsche Motorenbau hält also klar die Füh rung! Deutschem WcrkmannSgcist ist in den Zeppelin motoren wieder ein hervorragender Beweis siir unübertrcssliche Qualität, Wirtschaftlichkeit und vor allem Zuverlässigkeit zu verdanken. leidenrockaus Reversible, kmttund glätt end verarbeit. dem gleichen Recht Waffen nach BurgoS zu liefern. To würde also Spanien zum internationalen Kampf platz werden. Was solle dann die französische Regie rung tun? Ein Ultimatum an das betreffende aus ländische Land stellen? Das würde unvermeidlich den Krieg bedeuten. Man solle ihm nicht vvrwerfcn, er übertreibe die Ge fahr, „Ich gebe bicr mein Wort, das Wort eines Mannes, der seine Parteianhänger niemals belogen oder htntergangcn hat: „Diese Gefahr bcsteht!" Schlicsiltch betonte Löon Blnm noch, dah cS der fran zösischen Regierung ganz unmöglich sei, letzt, nachdem sie die NeulralttätSverhandlungen cingclcitet und znm guten Erfolg geführt habe, ihr eigenes Wort zn brechen. Einige Kommunisten, die sich in die Bcrsammlnng ein geschlichen hatten, versuchten den Ministerpräsidenten mehrfach -n unterbrechen. Sie wurden aber mit über raschender Energie znm Schweige» gebracht. Endlich polemisierte Löon Blum noch gegen die von Thorrz proklamierte Politik der „nationalen Front". Er kenne diese Töne und habe sie schon ost genug ge- hört. Aber bisher seien es wahrlich nicht die Kommu nisten gewesen, die sic angeschlagen hätten. Der Streit zwischen den Kommunisten und Marxisten schlägt natürlich wilde Wellen in der französischen Innen politik. Dabet geht die Diskussion setzt schon weit weniger darum, ob Neutralität ober Intervention gegenüber Spanten, denn anher den Kommunisten wagt heut« niemand mehr, slir rin« Intervention-. vr. Nürnberg, 7. September Durch Brandenburg, Thüringen, die Bayrische Ost mark und Franken sind wir heute ans Nürnberg zn gefahren, zur Stadt der Neichspartcitagc. An der Wende vom Sommer znm Herbst prangen die Wälder und Gärten in allen Farben. Durch sonntägliche Dörfer und Städte fahren wir, über deren Straften die Glocken rufen. Burgen und Festen gleiten vor über, altersgraue Mauern und Türme, deren Namen geschichtlichen Klang haben. Tas Saalctal liegt ii; wundervollem Sonncnglanz; über der Banrischcn Ost mark aber hängen dunkle Regenwolken. Erst als wir am Main entlang fahren, in Richtung ans Bamberg, bricht wieder die Abendsonne durch die Wolken und tancht noch einmal die Höl.en rechts und links des Tales in ein eigenartig glänzendes Licht. Als wir znm Bamberger Dom hinansstcigcn, bricht schon die Dämmerung herein. Die weite gotische Halle ist in Zwielicht gehüllt. Kaum noch ist das Grabmal Hein richs II., des Kolonisators der Ostmark, zu erkennen. Bamberg steht im Zeichen des BTM., dessen Führerinnen hier während der Nürnberger Tage sich znsammcnsindcn. Ter hcrannahcndc ReichSpartcitag macht sich überall bemerkbar. Als wir an; Morgen au' Berlin hcrauSsuhrcn, trat die SA. zum letzten »i'bw.aol fsn-eisg» » n. 1VIeg«rv<>-k«nirc 1U83 Kok WIA Politik einzntrcten. Viel akuter und vordringlicher er- scheint die Frage, ob die Regierung Löon Blum über diesen Streit stürzen wird, oder nicht. Der „Intransigan t" weist daraus hin, bah der letzte Satz Löon BlumS in seiner Erklärung an die Mctallarbcitcrdclcgation die klare Warnung enthalte, daft die Regierung znrltcttrcten würde, falls sic ein Misstrauensvotum von den Gewerkschaften er hielt. „DaS würde uns gegenüber den; Ausland in eine schöne Lage bringen", fügt das Blatt hinzst, „sofort würde man sagen: In Frankreich gibt cS zwei Mächte, von denen die stärkste nicht diejenige ist, die offiziell durch ihre Botschafter zn uns spricht." Ter „T c n; p S" seinerseits betont, das; bisher in der französischen politischen Geschichte noch niemals eine „unverantwortliche Organisation" der legalen ..nd verantwortlichen Regierung rin solch dreistes Ultimatum gestellt habe, und cs handelt sich um eiucn osfcuen Druck durch die Drohuug inuerer Wirre;; auf die Regierung, um sie zu zwiugen, ihre Auftenpolittk zu änder». Der „TcmpS" erklärt wörtlich: „Es handelt sich setzt um die Frage: Gibt es in Frankreich noch eine republikanische Bersassung, ein freies, parlamen tarisches Regime, oder hat i* Frankreich die Demo kratie schon endgültig zugunsten einer Partei abgrdankt, di« sich ihre Befehle im Ausland, nämlich in Moskau holt?" »luse,Kunsts.« !röpe - Satin, ^lang. Ärmel, sröße42bis4K Appell für Nürnberg an. Ans der Strafte Wagen ans Wagen mit KnrS aus die alte Reichsstadt. Der Gau Franken hat Flaggcnschmnck angelegt. In allen Orten grüften bei der Durchfahrt Fahnen und Transparente. Zehn Kilometer vor Nürnberg überholen wir eine Marscheinhcit der HF., die mit ihren Bannsahncn seit Tagen nntenmgs ist. Eine Kurve noch und dann liegen vor u> 7. die Türme der Kaiierbiirg. Durch die Straften der Vorstadt suchen wir unfern Weg. Ein lustiges Intermezzo, als wir einen Verkehrspolizisten um Auskunft angchcn und er lachend erwidert: „Ick bin selbst aus Berlin und hicrhcrgcstcllt." Wir fuh ren nm Bahnhof vorüber. Plötzlich ein alles andre Geräusch erstickender Lärm. Die Köpfe gehen hoch, alle Fenster ans. In dichten Schwärme» ziehen die Geschwader der Lnstwasse heran, die am Tage der Wehrmacht Mitwirken werden. Wie schwarze, unge heure Vogelschwärme, kaum absehbar, stiegen sic über -er Stabt. Nürnberg trisst die lebten Vorbereitungen znm 7. ReichSpartcitag. Tie Stadt beginnt bereits ihr Festkleid anznlcgcn. Soeben marschieren Fahnen und Standarten, unter ihnen die Lcibstandartc des Füh rers, durch die Stadt zu ihrcu Quartieren. sVcrglcichc auch die Berichte aus Seite 3) Von unserm nach Nürnberg entsandten v r. - S ch r i s t l c i t u n g S n; i t g l I e d tton Vlum verteidigt sich Rede des Ministerpräsidenten an die Masten Telegramm unsres Korrespondenten H. Paris, 7. September Tie französische Negierung war unter dem Vorsitz dcS Ministerpräsidenten Löon Blnu?zu einem Kabi- iiettSrat zusannncngetretcn, nm iibcr die anftenpoli- ülchc Lage und über die Reform der französischen »XcreSorganisatiou angesichts der Einführung der zweijährigen Dienstzeit in Tcntschlnnd zn beraten. Tic Beratungen führten aber noch zu keinem Be schlaft, denn dem KabincttSrat soll erst an; heutigen Montag ein entscheidender Ministcrrat unter den; Vor sitz des Präsidenten der Republik Nachfolgen. Wichtiger als die Ministerbcratungcn war jedoch die Tatsache, das; während deö Kabine'tsratS eine Abordnung der französischen Mctallarbcitcrgcwcrkschast i» Stärke von 35 Mann unter der Führung deS kom munistischen Abgeordneten Eostc bei Löon Blnm er schien. Taft diese unerwarteten Besucher recht wichtige Tinge mitzuteilcn hatten, ergibt sich schon ans der Tatsache, daft Löon Blum ihretwegen den Kabinettsrat sofort verlieft und nicht weniger als drcivicrtel Stunde mit ihnen verhandelte. Tic Abordnung sprach den; Regierungschef ihre Unzufriedenheit iibcr seine Neu tralitätspolitik gegen Spanien ans. Sie erklärte, das; sic unbedingt ihre Solidarität mit den spanischen „Re- rublikancrn" durch die Tat zum Ausdruck bringen wollten. Sie forderten daher die sofortige Anshcbung dcr „Blockade", und um dieser Forderung grüneren Nachdruck zn verleihen, hatten sic auch schon beschlossen, am Montagnachmittag einen „Demonstrationöstrcik" in der Metallindustrie von 16 bis 17 Uhr z u p r o k l a n; i e r c u. TaS war also ein glattes Ultin; atu ;;;. Löou Blum lieft sich aber nicht verblüffen: er erklärte vielmehr: „Der Streik erscheint mir unnütz und überflüssig. Er führt nur dazu, die für die nationale Verteidi gung notwendige Produktion zu verlangsamen. Er kann mich aber unter keinen Umständen dazu brin gen, die politische Linie zu ändern, die meiner Mei nung nach der französischen Negierung durch die Um stände einfach aufgczwungen ist. Wenn nun aber diese meine Haltung in einer so wichtigen Frage mich in Widerspruch bringen sollte mit -en Arbeiter gewerkschaften, dann ist der Streik noch viel über flüssiger. Der GcwerkschastSring der EGT., der ein Grundelcmcnt der Volksfront bildet, braucht mir nue seine andcrsgehcndc Stellungnahme mitzu teilen. Die Regierung würde dann sofort die Folge rungen prüfen, die sich daraus für sic ergeben müßten." Unmittelbar nach dieser Aussprache lieft Löon Blnm sich von dem Staatöministcr und Generalsekretär der lommnnistischen Partei, Paul Faure, und den; Ab geordneten und Generalsekretär der marxistischen ilannncrsraktion, Sövörac, ein ausdrückliches Ver trauensvotum gebe;;. Gleichzeitig lieft er den Gcneral- Ickrctär dcö frauzösischcn GcwerkschastöriugS, Jon- haux, zu sich bitten. Was er Jonhanx unter vier Auge» sagte, ist noch nicht bekanntgcwordcn. Immer hin ist cs ausfallend, daft Jonhanx, der einst der hef tigste Vorkämpfer der JntervcntionSpoltttk war, in den letzten Tagen wieder außerordentlich schweigsam wurde. Die Entscheidung ist also jetzt eine Machtsrage zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten geworden: entweder die Neutralitätspolitik Löon Blums oder die JnterventionSpolitik des kommunisti schen Abgeordneten Thorrz. Dieser Machtkampf wird nach den; Stretkultimalum der Metallarbeiter sowohl im GcwerkschastSring wie auch innerhalb der fran zösischen Volksfront anögetragen werden müssen. An; Sonntagabend hat der Ministerpräsident Löon Blnm bei einem Volksfest der Pariser sozialistischen Partei eine Rede gehalten, in der er sich entschieden gegen die kommunistische Fntervrnttonösordernng wandte. Er erklärte dqbci, das; er persönlich nnd auch die französische Negierung Sympathien nur für die „repu blikanische" Regierung in Spanien hätten. Wenn aber die Kommunisten von einer Blockade gegen die „legale" Regierung in Spanien sprächen, so sei diese Auffassung i falsch, Zunächst handle eS sich nicht nm eine Blockade, i sondern lediglich nm einen „Verzicht ans alle Wafsen- liesernngcn". Dann müsse man auch bedenken, das;, ! wenn die französische Regierung an Madrid Waffen i liefere, diese oder jene andre Macht nur die Milttär- ltegiernng in BurgoS anziferkennen branche, nm mit Grundpreis: dl« 1 Fällige mm-Zelle lm An« zeigenteil 14 Npf.,Stellengesuche undprivale Famtllenanrelgen s Rpf., die 79 wm breite ww-Zeür lm Texttetl 1,1« RM. Nachlaß nach Malstaffel l oder Mengenstaffel v. Lriefgebllhr für Ziffer« anzelgen 30 Rps. ausschl. Porto. Zur Zelt ist Anzelgenp«»l»llst« Nr. 4 gültig XFrankfurtamMatn,?. September. fDurch Funkspruch) Alö eine überragende Leistung deutscher Technik haben sich die Daimler-Bcnz-Motoren dcS Luftschiffes „Hindenburg" erwiesen, mit denen jetzt 187 866 Kilo meter Fahrtstrecke mit fahrplanmässiger Genauigkeit zurllckgclcgt wurde, ohne daft ein einziger Motor ausgcwechsclt zu werden brauchte. Dieser große sonders deutlich, Kilometer einer vierfachen Erdumkreisung entsprechen. Dabei hatte die Motorcnkrast dcS Lust- schisseS alle Unbilden dcS Wetters zn überwinden und schwersten Stürmen zu trotzen. Das umfangreiche Fahrtenprogran;;;;, bei dem cs ost nur wenige Stun den LandungSaufenthalt gab, lies; dabei kaum Zeit, die Motoren einer gründlichen Durchprüfung, geschweige Wohin «--"ÄMtMl >pf-llast -.00 RM. mit Landels. UN- Industrie-Zeitung Haldmonatl.1,00NM.xostbe,ugmonatl.2,00NM.elnschl.4SNpf.postgebahren ***** «^****Hr^»v »«»»V ^^**V**s** *V söhne Zustellungsgebahr). Kreuzdandsendungen: Für die Woche 1SX) RM. Einzelnummer 10 Rpf., außerhalb Groß.vresdens IS Rps. Slhristleitung, Verlag UN- Hauptgeschäftsstelle: SreSden-A^ Aerdinandstraße 4 Postanschrift: Vresden-A.1, Postfach«Fernruf: Ortsverkehr Sammelnnmmer 2iaoi, Fernverkehr 27-81-27983 * Telegr.: Neueste Dresden * Verllner Schriftleltung: Serlln W.35, Vlktoriastr.i»; Fernruf: Kurfürst 93«i -936« Postscheck: Dresden 20«) — Nlchtverlangte Einsendungen ohne Rückporto werden weder zurückgesandt noch aufbewahrt. — Zm Aaste höherer Gewalt »der Äetrlebsstörung haben unsre Lezleher keinen Anspruch auf Nachlieferung ober Erstattung des enlsprechenden Entgelts Wer regiert in Frankreich? Am Sonnabendabend haben sich in Paris erstaun liche Tinge zngetragcn. Ter Ministcrrat, der an; Nachmittag znsammcngetrcten war, mußte seine Be ratungen plötzlich unterbrechen, weil eine kommu nistische Delegation erschienen war, die Herrn Blnm zn sprechen wünschte und keinesfalls bis nach Be endigung des Ministerratcü warten wollte. Ter Ministerpräsident beugte sich dieser Forderung nnd verhandelte mehr als 10 Minuten mit der Delegation. Ihm wurde mitgetcilt, daß man mit seiner Politik der Neutralität gegenüber Spanien in keiner Weise einverstanden sei, das; man vielmehr die sofortige Aushebung dcS WasfcnausfnhrvcrboteS verlange. Um dieser Forderung Nachdruck zn geben, habe man be schlossen, an; Montagnachmittag einen einsliin- digcn D e u; o n st r a t i o n s st r e i k der Metall arbeiter dnrchzufiihrcn. TaS war also ein glattes Ultimatum. Herrn Blum blieb, wollte er die Autorität seiner Negierung nicht völlig prciSgcbcn, nichts andres iibrig, als gegen diese Forderung zn protestieren. Er betonte, an der Neutralitätspolitik der französischen Regierung sei nichts zu ändern. >Er hat dielen Standpunkt am Sonntagabend in einer Massenver sammlung nochmals vertreten, wenn er auch seiner Sympathie für die Madrider Negierung mit völliger Lsscnhcit Ausdruck gab.) Wenn die Gewerkschaften mit dieser Politik nicht einverstanden sein sollten, so sollten sie ihn; dies offiziell Mitteilen, er würde dann mit seinen Kollegen beraten, welche Folgerungen zn ziehen seien. Blum beantwortete allo das Ultimatum der Metallarbeiter mit einer Rücktrittsdro- h n n g. So hat der Bürgerkrieg in Spanien siir die franzö sische Innenpolitik die unerwartetsten nnd sensatio nellsten Folgen gehabt. Wir stehen heute vor einer Krise der Regierung Löon Blnm und vor einer Krise der französischen Volksfront über haupt. Wir sind erst gestern in den „Dresdner Neue sten Nachrichten" svgl. „Von Sonntag zu Sonntag" Nr. 200 von; 6. September) ausführlich aus die innen politische Entwicklung cingegangcn, die zn dies--. Krise gestihrt hat. Die Kommunisten waren in den letzten Tagen völlig unvcrhiillt siir eine Intervention Franl- rcichS in Spanien cingctrctcn. Tie „Humanitö", das offizielle kommunistische Organ, erschien jeden Tag mit der riesigen Schlagzeile „Her mit den Waste;;! Her mit der Munition für Spanien!" Tic Agitation in den Gewerkschaften wurde mit verdoppeltem Eifer fortgc- siihrt. Gleichzeitig warfen die Kommunisten den drei farbigen nationalen Mantel iibcr das rot« Hemd _ und suchten über die Volksfront hinaus in die rechtsgerichteten Kreise Frank reichs vorznstoßcn, indem sie plötzlich eine natio nale Front aller Franzosen verlangten, da Frankreich angeblich von Kriegsgefahr bedroht sei und infolge dessen eine natiouale Einigung lnatürlich unter kom munistischer Führung) notwendiger sei denn je. Nun aber singen auch allmählich die Partner der Kommunistc); innerhalb der Volksfront, die Radikal sozialen und die Sozialdemokraten, an, sich den Schlaf aus den Ange;; zu reiben. Tenn die neuen Parolen der Kommunisten mußten ihre eigene innenpolitische Stellung vernichten und außenpolitisch Frankreich in einen Krieg für die Interessen der T o w j c t u n i o n h i n e i n t r e i b c n. Man erkannte mit einen; Male den Abgrund vor sich, an dessen Rand die Kommunisten die übrigen Volkssrontpartcicn, die sich ihnen solange ans Gedeih nnd Verderb verschrieben hatten, treiben wollten. Noch läßt sich in; Augen- blick nicht absehcn, wie die Krise in Frankreich ans- gehen wird nnd ob cs Löon Blum gelingen wird, mit Hilfe der übrigen Parteien die Geister noch ein mal zu bannen. Diese Krise ist aber einGcsahrc n- signal von allergrößter Stärke. Genau so begann eS in Spanien. Genau so begann es in; Som- mcr 1917 in Rußland, als Kerenski, der ebenfalls eine linksbiirgerlich-sozialistische Mehrheit hinter sich hatte, gegen die Offensive der kommunistischen Minderheit kämpfen mußte. Ter Vergleich, den man schon vor längerer Zett zwischen Löon Blum und Kerenski gezogen hat, gewinnt von neuem an Aktualität. Wer Vcr. gleiche liebt, mag In diesen; Zusammenhang auch die Geister ans dem Zauberlehrling zitieren, die man rief und nicht wieder los wird. Nadikalsoziale und Sozialisten haben sich den Kommunisten anvertraut, ohne aus deren nnmiltelbarer RcgiernngSverant- wortung zu bestehen. Die Kommunisten sicl>erten sich also einen ausschlaggebenden Einfluß auf die Leitung der französischen Politik, behielten aber zugleich volle Handlungsfreiheit für ihre Propaganda. Sie behielten sich alle Entschlüsse vor. Spanien ist nun der erste tvesentstch« Anlaß zu intenwm Konflikt geworden. Jetzt aus einmal erklären die düpierten Blätter der Link«» leidenschaftlich, daß sie sich durch den ttommnnis« Montag nachmittag Oemonstrationsstreik für Spanien in der französischen Metallindustrie neue Neutralitätsbrüche werden gemeldet
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite