NNWEEESSV Die Stellung des Weamten im öffentlichen Hellen. Ansprache geaalte» vom Landgerichrsdirektor I)r Keinze, Mitglied des Reichstags, am 13. Sepiember 1907 im Ver- band^deutscher und^österreichischer Eisenbahnbeamtenvereine. Verehrte Anwesende! In diesen Tagen sind zahl reiche Eisenbahnbeamte aus allen Teilen Deulsckllands hier vereinigt, um ihre Standesangelegenheiten zu beraten; Sie wünschen aber, daß in Ihrer Festsitzung der Blick Vvn dem Stande auf die Allgemeinheit gelenkt werde, und dafür kann Ihnen jemand, der für die nächsten Jahre kraft der Reichs verfassung Vertreter des gesamten deutschen Volkes im Reichsparlamente ist, nur dankbar sein. Unser öffentliches Leben wird von mannigfachen Gegen sätzen durchzogen, die dem Ausländer unverständlich sind und die mit dazu beitragen, zahlreiche falsche Urteile des Auslandes über uns zu erzeugen. Als einer der Grundzüge unseres Wesens gilt der Drang nach persönlicher Freiheit, nach Ausbildung des Einzelcharakters. Diesem Drange ist die Reformation entsprungen; an ihm ist ihr voller Sieg gescheitert, so daß mir jetzt unter den großen Völkern der Erde, Gott sei's ge klagt, die einzigen sind, die religiös gespalten sind. Über dem Streben nach politischer Selbständigkeit des Einzelteils ist die Nation im ganzen fast zu Grunde gegangen. Aber andererseits verdankt Deutschland dem Wunsche, das eigene Gemeinwesen möglichst auszubilden, die gleichmäßige Aus breitung der Kultur über alle seine Gaue, die Fülle eigen-