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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 22.11.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-190711223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19071122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19071122
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1907
- Monat1907-11
- Tag1907-11-22
- Monat1907-11
- Jahr1907
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mm 1 < kl 2 t 1 iin üe sigl. Umlrda«pt»a»llrcdafteu vrerOe» Ullsts« u. 'OturtaLt. dar Ugl. Hsttgencbt vrercke». tük He ligl. Zupennlenäenlur vreräen II, He Xgl. korrtrenlämter vreräen. Monttburg «x LZ«d«««l, r»>»«v«r. vovmr, rvicdvin, vna«^n«, k»,ttk»«a. ei»»m, r<»d»««-«»<1 eo»5t»«ia«. MW»s»r-Or-i>» unö L»I»l'N»r«Ig« lüi vlarewilr, losckwilr. I^ochwilr. lveirr« stirrch, 8üI»I»u. äie törrniugemrinäen. Vf«r<lra-;ikit5»n unck Ntugmn«. .— I Vetlagev: ^Ilwstwlertr» „N«ch Urier«ste»d^ * »I «d GarSeswtrtschsf«- !I rekßi«mo - Adresse Dnsd« Ar. 809. I Druck uvd Verlag: Llbgau-Vuchdruckeret und Verlagsanstall Her»««» vetzer S Lo., d«r«1». Redaktem: vr. A. vieseudahl, vlalelnttz. II Ewgaupresie Vlalewitz. Nr. 272. Freitag, den 22. November 1907. 1 69. Jahrg. Mevaktton-lchUeh r S Uhr Mtitta«». Gprechftuude her Sredakio»: S S Uhr NachmittaO». Zuschriften in redattiouelleu Angelegenheiten find nicht au den Urtetievr persönlich, sondern auöschltestllch an die Redaktion zu adressieren Kkikstt Errlgmffe. Die Ankunft der deutschen Kaiserin in Schloß Loo in Holland wird von der dortigen Presse sehr freundlich begrüßt. Der Bundesrat hat dem Entwurf des neuen Ver- rinsgesetzes zugestimmt. Bei den Konferenzen im Reichsschatzamt haben sich die freisinnigen Blockmitglieder gegen alle weiteren indi rekten Steuern ausgesprochen. Der deutsche Kronprinz ist in München angekommen und von dort nach Bad Kreuth abgereist. Im bayerischen Landtag weist Justizminister von Miltner die gegen den bayerischen Richterstand erhobenen Angriffe zurück. Der Oberstaatsanwalt am Kammergericht Hst gegen den wegen Hochverrats verurteilten Dr. Karl Liebknecht die Disziplinarklage auf Entziehung der Rechtsanwalt schaft eingeleitet. In München ist eine deutsche Kolonialausstellung für das Jahr 1910 in Aussicht genommen. Im österreichischen Abgeordnetenhause sprach Acker bauminister Dr. Ebenhoch über die Lebensmittelverteue rung. Im ungarischen Reichstag werden die Verhandlun gen nach wie vor durch die kroatische Obstruktion behindert. Die französische Kammer beschäftigte sich gestern mit den Untaten in Französisch-Guinea. Die Gerichtsverhandlung gegen die russischen Gene rale Stöffel, Fock, Smirnow und Neiß ist auf den 10. De zember festgesetzt. Mexiko bewilligt die Forderung der Vereinigten Staaten auf Errichtung einer Kohlenstation in der Mag dalena-Bai. Unter den Angestellten der ostindischen Eisenbahn ist ein Ausstand ausgebrochen. Dr. Haußmann, der Führer der Württembergischen Volkspartei, ist bedenklich erkrankt. Air ueoe rassische -um and -ie rassischen Derhaltaise. Die Welt glaubte Rußland ganz genau zu kennen, etwa durch eine vorübergehende Reise nach Petersburg und Moskau, oder esi eS auch nur auS den Romanen eines Go gol und Turgeniew und späterDostojewskis und Tschekhow oder aus den sibirischen Studienreisen eines Kennan und anderer. — Aber es trat Maxim Gorki auf und in seinen düsteren Novellen und hoffnungslos traurigen Romanen erkannten staunend alle diese angeblichen Rußlandkenner, daß sie sich getäuscht hatten, daß sie nur am Rande des Ur waldes spaziert waren und daß dieser unerbittlich wahre Schriftsteller es zum ersten Mal versuchte, sie in den wirk lichen Urwald dieser Volksmillionen einzuführen, ohne ihnen Potemkinsche Dörfer vorzugaukeln, wie etwa die Puschkin und Lermontow. Leise, wie ferne Musik, waren die Geräusche des Urwalds uns zu Ohren gekommen. Nun aber hörten wir den Sturm durch die Wipfel pfeifen und mächtig brausen und tierisches Geheul aus näch ster Nähe. Wohl mancher erschrak, wandte sich ab, von dem Wolgavagabunden und seinen „früheren Menschen", denn er konnte es nicht glauben und mochte es nicht aus denken. — Da aber kam im Gefolge der zerschmettern den Niederlage des russisch-japanischen Krieges die Bestä tigung, der Beweis der Wahrheit, die entsetzliche Revolu tion: das größte Zeugnis für die Wahrheit der Gorkischen Schilderungen und die Richtigkeit des Ausdrucks dumpfer Verzweiflung seiner Gestalten. Vollständig hilflos stand der gute, aber schwache und fast durchgängig von seiner Umgebung geleitete Zar dieser unerwarteten Maffenerhebung gegenüber und es half nicht im Geringsten, daß er sich bereit zeigte und erklärte, die autokratische Regierungsform einzuschränken und Ruß land eine Konstitution, eine parlamentarische Regierung zu verleihen und eine Reichsduma wählen zu lassen. Aber das Volk war im Taumel der Revolution und des errungenen Sieges einer parlamentarischen Regie rungsform noch nicht fähig. Der öffentliche Rechtsschutz versagte vollkommen und von allen den tausenden von Verbrechen, die sich in Rußland abspielten, drang kaum ein Hundertstel in die ausländische Presse. Die erste, wie die zweite Duma versagte in ihrer revolutionären Maßlosig keit vollkommen. Stolypin, welchen der Zar zu der schwe ren Aufgabe des Ministerpräsidenten in so unruhvoller Zeit erwählt hatte, sah ein, daß mit einer solchen Volks vertretung in ersprießlicher Weise für daS Staatswohl und die Beruhigung Rußlands nicht gearbeitet werden konnte. Er löste auch die zweite Duma auf und sah sich gezwungen, durch eine Wahlrechtsbeschränkung diejenigenKreise heran zuziehen, mit denen ihm eine parlamentarische Arbeit möglich erschien. Eine Regierung ohne Duma, das hätte geheißen, zu den ehemaligen autokratischen Grundsätzen zurückzukehren und das gegebene Wort des Zaren für eine konstitutionelle Regierung zu brechen. Diesen Weg wollte Stolypin als ehrlicher Mann nicht gehen. Auch erkannte er sehr wohl die Gefährlichkeit eines solchen Beginnens. Es mußte die Berechtigung der Revolution stärken und das Bewußtsein ihrer Notwendigkeit auch in solche Kreise tra gen, welche allmählich von derselben abzuschwenken be gannen und sich geordneten Verhältnissen wieder geneigt zeigten. Die Ursache hiervon war, daß die Revolution ent artete. Die großartige patriotische Idee war zurückgetre ten und statt der Verbrechen und Beraubungen großen Stils, welche durch die Vorsicht und Bewachung der Insti tute, Banken, Fabriken u. s. w. unmöglich gemacht wurden, verwandelte sich das Treiben der Revolutionäre zu trau rigen Anschlägen eines niedrigen Raubgesindels, das ohne politische Maske, zu eigener Bereicherung auch unter den kleineren Leuten seine Opfer suchte. Hiermit aber erfolgte ein bedeutsamer Rückschlag. Gerade dieser intelligentere und besser situierte Mittel stand war mit Leib und Seele bei der Freiheitsbewegung gewesen. Jetzt aber erkannte er mit Schrecken die entstan dene Rechtsunsicherheit und kam schnell von seinen extre men Anschauungen zurück. — Hierdurch rücken wieder die bisher getrennten Klaffen, Bauer und Agrarier, Kleinkauf mann und Großkapitalist zusammen und es bleibt nur der unüberbrückbare Gegensatz zwischen Besitzenden jeden Gra des und gänzlich Besitzlosen. Sie mußten erst am eigenen Leibe durch die furchtbaren Ereignisse die Notwendigkeit eines geordneten Rechtszustandes empfinden. — In die sem Moment ist nun die neue, dritte Duma zusammenge Aie GrSsia Kirlmauusegse. MH «nein Bortrage de» Herrn Bibliothekar Lingke v. d. Sehestittung uo Sebirgtoereiu für die SLchs. Schweiz, Ortsgruppe Blasewitz. Aüf dem alten katholischen Friedhöfe in Dresden- Friedrichstadt befindet sich an der östlichen Umfassungs mauer unweit der Ruhestätte von Carl Maria von Weber, umgeben von einem vermorschten, zerbrochenen eisernen Gitter, eine verfallene Gruft, die noch die lesbare Aufschrift zeigt: „Herr gieb mir die ewige Ruhe" und „Auguste Char lotte von Kielmannsegge". Nur selten bleibt hier ein Friedhofsbesucher stehen, verlassen und vergessen ruht hier ein Frauenherz, dessen Besitzerin einst in jungen Jahren für alles Schöne begeistert, die aber roich an Schicksalen in ihrer Schwärmerei oft die Grenzen des Verstandes weit überschritten, dann noch lange die Nachwelt beschäftigt hat als die Repräsentantin einer zum Glück nun vergangenen „guten alten Zeit". — Gräfin Kielmannsegge bewohnte bis zu ihrem Tode das geräumige Obergeschoß des in den 80er Jahren abgebrochenen „Wasserschlößchens" dicht an der Brücke über die Weißevitz, unweit der Bienertschen Mühle, am südöstlichen Ende von „Reisewitzens". Alte Leute er innern sich noch der menschenscheu gewordenen Dame, die dann und wann, gewöhnlich einmal wöchentlich, in einer dicht geschloffenen Kutsche, schwarz gekleidet, das schwarz verschleierte Gesicht von einer weißen Rüsche umrahmt, nach Dresden fuhr, um Einkäufe zu bewirken, bei denen sie jedoch nur selten den Wagen verließ. Düster, dämonisch war dabei ihr Auftreten und auch das von einer hohen Mauer umgebene „Wafferschlößchen", in welchem sie allein hauste, blieb jedem Fremden verschlossen. — Gräfin Kiel- mannsegge wurde am 8. Mai 1777 als Tochter des Grafen Peter August von Schönberg geboren, doch starb ihre Mut ter sehr bald und eine freudlose Jugend war ihr beschieden, da sich ihr Vater durch sein Betragen in der Gesellschaft un- Mäalich gemacht hatte. Am 13. Mai 17S6 verheiratete sich das damals 19 Jahre alte Mädchen mir Rochus August zu Linar auf Lübbenau in der Lausitz, doch war die Ehe von Anfang an nichts weniger als glücklich, denn Linar behan delte seine junge Frau roh und rücksichtslos. Am 1. August 1800, also nach kaum vierjähriger Ehe, starb Linar im Alter von 27 Jahren plötzlich an dem Genüsse von frischem Kirschkuchen und der Volksmund beschuldigte damals offen die Witwe des Giftmordes an ihrem Gatten, obgleich nie ein Beweis dafür erbracht, sondern festgestellt worden ist, daß Linar nach dem reichlichen Genüsse noch warmen Ku chens reichlich Wasser getrunken und dadurch selbst seinen schnellen Tod verschuldet hatte. Zu stolz, um sich gegen diese Beschuldigung zu verteidigen, verhaßt und verachtet, hat die Frau lebenslang unter dieser Beschuldigung gelitten, doch später auch einmal geäußert, daß es sehr leicht sei, einen Menschen durch Gift in's Jenseits zu befördern. Die Fa ma behauptete auch, daß die Gräfin zeitlebens Tag und Nacht einen Strick um den Hals tragen muffe und der da malige Dresdner Scharfrichter Fritzsche sich von dem Vor handensein desselben zu überzeugen käme. Tatsächlich ist auch nach ihrem Tode eine grauwollene starke Schnur, so wie unter einer geheimen Treppe ein Fläschchen mit Gift im Nachlasse vorgefunden worden. Am 18. August 1802 verheiratete sich die junge und schöne Witwe mit dem Gra fen Ferdinand Franz Ludolf von Kielmannsegg, doch war auch diese Ehe nicht von Dauer, weil die Eheleute nach Hannover übersiedelten und 'sich nicht verstanden. War der Graf gut deutsch gesinnt, so schwärmte die Gräfin für die Franzosen und ihren Bonaparte. Auch verkehrte sie viel mit französischen Agenten, ließ sich in Kabalen am hannöverschen Hofe ein, sodaß die Stellung ihres Gemahls unhaltbar wurde und dieser sich schließlich von ihr scheiden ließ. Nun kam die exzentrische, intriguante Frau nach Dresden und hier trat sie mit dem damals öfters anwesen den Kaiser Napoleon 1., mit dem sie schon in St. Cloud zu- sammen gekommen war, in nähere Beziehungen, ohne daß etwas bestimmtes über diesen Verkehr bekannt geworden ist. Der Schwärmerei für den um jene Zeit auf der Höhe seiner Macht stehenden großen Kaiser ist die Gräfin auch nach bessern Sturze treu geblieben. Eifrig wirkte sie für ihn beim Fürstenkongreß in Wien, besuchte den Verbann ten sowohl auf Elba, als auch 1818 auf Helena und be mühte sich, nach dem 1821 (5. Mai) erfolgten Tode des Cä saren, bis 1830 sehr leidenschaftlich, jedoch vergeblich, um die Herausgabe des jugendlichen Herzogs von Reichstadt aus den Händen des österreichischen Hofes. Nachdem sie dann das väterliche Gut verkauft, reiste die Ruhelose noch jahrelang umher und kaufte 1840 für 6000 Taler das ein gangs erwähnte „Wasserschlößchen" in Plauen bei Dres den, in dem sie sich nun vollständig von der ihr gehaßten Welt abschloß. Sie lebte hier nur ihren Erinnerungen. Was hierbei Napoleon für eine hervorragende Rolle spielte, geht schon daraus hervor, daß nach ihrem am 23. April 1863 im 86. Lebensjahre erfolgten Tode, außer Reliquien von St. Helena, allein 257 Bilder und Porträts von Bo naparte in den Wohnräumen der Verstorbenen vorgefun den wovden sind. An Napoleons Geburtstage, den 15. August, wie am Todestage, 5. Mai, zerfloß die Gräfin in Tränen, sie hatte dann Visionen und ließ niemand vor sich. Ihre Schwärmerei für die Franzosen ging sogar so weit, oaß sie Gebeine von 1813 gefallenen französischen Kriegern ausgraben und in ihrem Parke beerdigen ließ. Ihre hin terlassenen Papiere vermachte sie ihrer Tochter, der Gräfin Linar, nur ein Kästchen, wohlverschloffen und verwahrt, wollte sie samt Inhalt nach ihrem Tode an eine unbekannt gebliebene Adresse geschickt haben und der Testamentsvoll, strecker Justizrat Kohlschüiter ist ihrem letzten Willen nachgekommen. Am 26. April 1863 nachmittags 4 Uhr wurde die Verstorbene in einem schwarzen Sarge auf dem genannten Friedhöfe beigesetzt und ein katholischer Geist licher fand sich erst zur Einsegnung bereit, als sich die bei den protestantischen Dienstboten der Gräfin auf fein Ber-
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