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Auerthal-Zeitung : 27.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189510274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18951027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18951027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-27
- Monat1895-10
- Jahr1895
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 27.10.1895
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Vottttfche Knnd schon. Deutschland. *Der Kaiser läßt für die in dem sieg« reichen Gefecht bei Missunde am zweiten Februar 1864 gefallenen preuß. Krieger ein Denkmal auf dem Eckernförder Friedhöfe sehen. Der Denkstein ist nicht nur aus kaiserl. Mitteln gestiftet, sondern die Zeichnung dazu auch von der Hand des Kaisers entworfen worden. * Der Kaiser empfing am Mittwoch mittag den bisherigen englischen Botschafter SirMalet in Abschiedsaudienz. * Der AeichSregierung ist die Eingabe unter- breitet worden, in welcher um Feststellung eines einheitlichen Gebührensatzes für die Unter« luchuna von Nahrungsmitteln ge beten wird. * Der Krieg Sdampfer „Württem- der g", der im Kleinen Belt auf Grund geraten war, ist mit verhältnismäßig geringer Beschädi gung wieder flott geworden. * Dcr .Post' zufolge sind zu Mitgliedern der Kommission für Abänderung des Han delsgesetzbuches ernannt: der Land« gerichtsrat Munk-Berlin, der ReichsgerichtSrat Balzer in Leipzig, der Oberlandesgerichtspräsident Sieveking in Hamburg, der Geh. Kommerzienrat Frentzel in Berlin, der Generalsekretär Bueck in Berlin, der Geh. Kommerzienrat Georgi in Sachsen, der Kaufmann Schutte in Bremen. * Der VerkehrimKaiserWllhelm- Kanal scheint den gehegten Erwartungen bisher in keiner Weise zu entsprechen. Obwohl der September den regsten Schiffahrtsverkehr mit sich bringt, ist der Verkehr dieses Monats um 183 500 Reg -Tonnen hinter dem Voranschlag zurückgeblieben. Die Listen ergeben, daß bisher nur der Verkehr von und nach Hamburg und den Elbhäfen dem Kanal zufällt, d. h. dcr Ver kehr von und nach solchen Häfen, für die die Benutzung des Kanals die größtmögliche Weg abkürzung bedeutet. Danach scheint doch der Vorwurf berechtigt, den beteiligte Kreise der Verwaltung von Anfang an gemacht haben, daß diese die Gebühren für die Kanalbenutzung zu hoch bemessen hat. * Laut kaiserlicher Kabinettsordre sind mili tärische Unternehmungen inSüdwest- Afrika und Kamerun den zu den dort gebildeten Truppen aus dem Heere oder der Niacine über getretenen Militärpersonen betreffs dcr Pensio nierung oder Versorgung als KriegSjahre anzu rechnen, und zwar mit rückwirkender Kraft. * Gegenüber der Behauptung, es seien „un geheure Summen von dcr sozialdemokratischen Partei für die H a m m ersteinbriefe aus gegeben", erklärt der »Vorwärts': „Der Sozial demokratie kosten die Waffen, die ihr aus dem Lager ihrer Feinde geliefert werden, im allge meinen keinen Pfennig und wenn im Fall dcr Hammersteinbriefe eine seltene Ausnahme ge macht worden ist, so kann versichert werden, daß mit der Summe, die für diese Schätze bezahlt worden ist, noch kaum die Jahresmiete einer einzigen Arbeiterwohnuntz gedeckt werden kann." Oesterreich-Ungar«. "Der neue österreichische Ministerpräsident Graf Badeni stellte am Mittwoch den in seiner Programmrcde verkündigten Grundsatz, daß er den Reichsrat führen und nicht von Parteien geführt sein wolle, auf die Probe, bestand sie jedoch, nicht. ' Badenis Verlangen, das 1896er Budget Mch im laufenden Jahre zu erledigen, wuicdx bon sämtlichen Parteiklubs mit der Begründung abgelehnt, daS noch nicht vorgelegte Budget könnte vor Weihnachten nur oberflächlich erledigt werden. Die Parteien wurden dabei von einer Abneigung gegen die rasche Erledigung des Budgets geleitet, weil man glaubt, Badeni beabsichtige nach der An nahme des Budgets die Auflösung des Hauses. *Jn der Agramer Angelegenheit hat die ungarische Regierung im Budapester Abgeordnetenhause einen Jnterpcllationssturm zu überstehen gehabt, bei dem sich auch Franz Kossuth beteiligte. Abg. Pazmandy beschuldigte die kroatische Regierung der Nachsichtigkeit gegen über den AuSschreitenden und verlangte Re- gierungsmaßregeln, aus welchen erhellen solle, daß Kroatien bloß eine ungarische Provinz und der Bonus der ungarischen Regierung unter« geordnet sei. ' Frankreich. *Jn Paris ist die Untersuchung gegen den angeblichen Spion Schwarz beendet. Die Anklage lautet auf Landesverrat. Als Beweis« stücke sollen deutsch geschriebene ins Französische übersetzte Briefe sehr wichtigen Inhalts dienen. Der Staatsanwalt hat gegen Schwarz und dessen Frau die Verhandlung vor dem Zuchtpolizei gericht, und zwar bei verschlossenen Thüren, ein geleitet. Belgien. * DaS Ministerium hat sämtlichen Staats beamtenverboten, bei politischen und Gemeindewahlen irgend eine Kandidatur anzunehmen. *Die in Brüssel seßhafte Regierung des Kongo st aates gedenkt die von England und Deutschland unterstützten Forderungen der Stokes scheu Familie zu erfüllen. (Bekannt lich ist eine Million Frank als Entschädigung gefordert worden.) Spante«. * Der Ministerrat beschloß die verlorenen Kriegsschiffe „Reina Regente", „Colon" und „Barcaiztegui" durch einen Kreuzer und zwei Torpedojäger zu ersetzen, welche dieselben Namen tragen und 25 Knoten machen sollen. Ebenso wurde der Ankauf von 1500 Mauser gewehren für Cuba beschlossen. Balkanstaate«. * Haussuchungen bei höheren Hofbeamten im Palast des Sultans sowie Verhaftungen unter der Palastdienerschaft in Verbindung mit einigen außerordentlichen Sicherheitsvorkehrungen riefen in Konstantinopel neuerdings beunruhigende Gerüchte hervor, unter denen dasjenige, es seien auch im Palast be schimpfende Pamphlete gefunden worden, wohl das wahrscheinlichste ist. * Die „fränkischen" Berichterstatter in Konstan tinopel schöpfen jetzt so recht aus dem Vollen. Der Sultan soll große Angst um seinen Thron hegen und seine beiden Brüder im Palast haben fe st nehmen lassen. Auch die plötzlich wieder auftauchende jungtürkische Partei, die Reformen anstrebt, ist dem Großsultan ein Gegenstand der Furcht. 50 ihrer Führer sollen gefangen, verurteilt und sogleich hingerichtct worden sein. Aus den Provinzen kommen gleichfalls im hohen Grade beunruhigende Nachrichten. * Das Bukarester Amtsblatt veröffentlicht ganz unvermutet die Enthebung des Chefs des rumänischen General stabes Generals Lahovary und dessen Ver setzung in Disponibilität auf dem Disziplinar- wege. Diese Maßregelung wird in Bukarest auf einen mehrere Monate alten Zwischenfall in Sinaia zurückgeführt, bei welchem zwischen Ge neral Lahovary und dem rumänischen Gesandten in Petersburg Cataraiu ein Streit beim Spielen entstand, der einen Zweikampf zur Folge hatte. Ein gleichzeitig mit der Entlassung Lvhovarys veröffentlichter Bericht des KciegsministerS be sagt, daß der Zwischenfall in Sinaia für das rumänische Heer ein böseS Beispiel gegeben habe, und daß Handlungen, wie General Lahovary sie begangen, wenn sie ungeahndet blieben, eine Aufmunterung zu ähnlichen Fehlern bedeuten würden. * Wie seltsam sich die Verhältnisse in Bulgarien gewandelt haben, zeigt der Vor fall, daß kürzlich wegen Beleidigung des Fürsten durch die Presse ein früherer Richter von einem Gerichtshöfe verurteilt wurde, unter dessen Mit gliedern sich zwei früher wegen Anschlags auf den Fürsten verurteilte Richter befanden und zwar war der jetzige Angeklagte unter den Richtern von damals gewesen. Die Prozesse wegen Beleidigung des Fürsten sind übrigens in neuester Zeit sehr zahlreich, während sie früher zu den Seltenheiten gehörten. Der frühere Justizminister Mintschewitsch hat sich durch be sonders scharfe Rundschreiben an die Staats anwälte hervorgethan und die zahlreichen Preß ¬ prozesse scheinen die Folge deS dadurch ange- sachten Eifer» zu sein. Amerika. * Unverkennbar bereitet die Regierung der Ver. Staaten ihre Flotte auf die Möglichkeiten vor, die eine Anerkennung der Cubaner als kriegführende Macht nach sich ziehen könnte. Die vom Marine«Ministerium eben fertiggcstellten Andrdnungen für daS nord atlantische Geschwader deuten entschieden darauf hin. Die besten Schiffe der Marine sollen in diesem Geschwader vereinigt werden, und statt, wie gewöhnlich, die Hebungen für den Winter einzustellen, werden diese in den südlichen Ge wässern fortgesetzt. Die Verstärkung deS Ge schwaders richtet sich dem Vernehmen nach nicht nur gegen etwaige cubanischc Verwickelungen, sondern gilt auch dem englischen Vorgehen in Venezuela. Aste«. *Nach einem Telegramm von dcr Insel Formosa ist der Häuptling der Schwarzflaggen, der den Widerstand gegen die Japaner in Tai-wan-fu leitete, ge flohen. Man erwartet, daß seine Anhänger die Waffen niederlegen werden und daß Anping von den Japanern besetzt werden wird. Besthwech selrrnd Verschuldung beim ländliche« Gruuddefitz. Auf eine Umfrage an die einzelnen Amts gerichte gehen dem königlichen preußischen Statisti schen Büreau beachtenswerte Nachweisungen über den Umfang des ländlichen BesttzwechselS von Todes wegen und unter Lebenden, die dabei zu Tage tretenden Verschuldungsverhältnisse und den E nfluß deS Besitzwechsels auf dieselben zu. Die .Statistische Korrespondenz' veröffentlicht aus diesem Material die einschlägigen Ergebnisse eines vorwiegend kleinbäuerlichen Amtsgerichts-Bezirkes der Provinz Sachten. Der Besitzwechsel unter Lebenden war viel umfangreicher als derjenige von Todes wegen (durch Vererbung einschließlich der Grundstücks- Ucberlassung bei Lebzeiten des Erblassers). Der erstere umfaßte nämlich 91 Grundstücke mit einem Gcsamtflächemnhalte von rund 171 Hektar und einem Grundsteuer-Neinertrag von 4524 Mk. gegenüber 29 Grundstücken mit 46 Hektar Fläche und 1497 Alk. Reinertrag bei dem Besitzwechsel von Todes wegen. Die Rcalverschuldung betrug bei letzterem daS 30,70 fache, bei demjenigen unter Lebenden das 42,07 fache deS Grundsteuer reinertrages. Diese wirkliche Realverschuldung deckte sich fast genau mit der buchmäßigen; denn die Summe der buchmäßigen Schulden, die sich bei der Besitzübertragung als bereits getilgt und nur noch nicht gelöscht erwiesen, betrug nur 70 Mk. Sonst hat sich bisher — abgesehen von denjenigen Landesteilen, in denen erst kürz lich Grundbücher angelegt worden sind und des halb die buchmäßige Belastung der wirklichen noch ziemlich genau entspricht — gezeigt, daß die schon abgezahlten, aber noch nicht gelöschten Schulden mitunter einen erheblichen Teil, bei einem Amtsgerichte volle zwei Neuntel der buch mäßigen Belastung ausmachten. Wie in den früheren Beispielen, so führte auch bei diesem der Besitzwechsel von Todes wegen auf den 32,03 fachen, bei demjenigen unter Lebenden auf den 43,98 fachen Grundsteuer-Reinertrag. Bei dem Besitzwechsel unter Lebenden standen den Neueintragungen von Restkaufgeldern re. durch den neuen Erwerber im Gesamtbeträge von 25 582 Mk. auch Entlastungen in der Gesamt höhe von 16 903 Mk. gegenüber, indem der neue Erwerber einen Teil der vorhandenen Hypo- thckenschulden zur Löschung brachte. Don Uah und Fern. Die Kaiserin Auguste Viktoria. Der orleanistische,Soleil' läßt sich aus Metz über den Besuch des deutschen Kaiserpaares berichten und sagt von der Kaiserin Auguste Viktoria, sie habe daS Aussehen voller Jugendsrische und sei dabei entzückend einfach und liebenswürdig. Sie unterhielt sich mit den Schwestern der „mütter lichen Barmherzigkeit" im reinsten Französisch, lobte ihre Hingebung, ließ sich die älteste der Schwestern vorstellen, küßte ihr die Hände, „die so oft die Armen bedient haben", richtete liebe volle Worte an die armen Wöchnerinnen, hät« , schelte die Säuglinge und ließ sich zeigen, wie ' die Kleinen in Pietz gewickelt werden. Sie hat s so den günstigsten Eindruck hinterlassen. , «in dretzehujShriger Dichter. Ueber i die Geschichte eines Chorgesanges, der bei der ii Einweihung der Kaiser Fnedrich-Gedächtnlskirche vorgetragen wurde: „Wenn der Herr ein Kreuze schickt, laßt eS un» geduldig tragen," macht eine Korrespondenz folgende Mitteilung: Der Dichter die eS Gesanges ist ein dreizehnjähriger Knabe Feodor v. Willich, der an derselben Krankheit litt wie Kaiser Friedrich, dem der jugendliche Dichter eS widmete. Der Kaiser war von dieser Widmung so gerührt, daß er die Dichtung dem Hof-Kapellmeister Radecke zur Komposinon übergab. Feodor von Willich erlag gleich Kaiser Friedrich der tückischen Krankheit. Hofkapellmeister Radecke starb an einem Schlaganfall in der Droschke bei der Heimfahrt am Schöneberger User. Alle drei haben also bereits das Zeitliche gesegnet, der Dichter des Gesanges, sein Komponist und der Kaiser, dem er gewidmet war. Ueberfall. Mittwoch vormittag wurde in Hannover auf belebter Straße gegen einen Ge- schäftSdiener der chemischen Fabrik König u. Ebell ein Ueberfall verübt. Der Diener wollte in da» Reichsbankgebäude eintreten, als ein Fremder mit einer eisernen Stange einen Schlag gegen den Kopf des Dieners führte, ihn aber nicht schwer verletzte. Auf die Hilferufe des Ange griffenen wurde der Attentäter von den Bank beamten festgenommen. Mordthat. In Köln ist in der Nacht auf den 22. Oktober ein junger Mann, der einzige Ernährer seiner betagten Mutter, ermordet worden. Die Leiche wurde ans der Straße morgens gefunden. Der Thätcr ist verhaftet; sein Motiv ist unbekannt. Racheakt eines Entlassenen. In Leipzig wurde Mittwoch vormittag auf dem KönigSplatz ein Attentat gegen den Polizei-Direktor Brett schneider verübt. Es ist ein Racheakt eines früheren Schutzmanns Ziegenbalg, der seines Postens enthoben war. Ziegenbalg gab drei Schüsse ab, von denen zwei eine in einer Akten mappe unter dem Arme getragene, 25 Blatt starke Denkschrift bett, die Grundsteinlegung deS neuen Reichsgerichtsgebäudes durchschlugen und oeni Polizei-Direktor bis auf daS Hemd in der Gegend deS Herzens drangen. Der Polizei- Direktor ist unverletzt. Das Publikum hatte den Thäter festgenommen. Er erklärte mit der größten Gelassenheit, daß er den Polizei-Direktor am Rathaus abgelauert und erschaffen hätte, wenn er einen anderen Weg genommen hätte. Seinen bisherigen Arbeitgeber er schossen hat am Montag ein in der Leipziger Baumwollspinnerei zu Leipzig-Lindenau ange stellter Buchhalter. Am Montag mittag kurz nach 12 Uhr, während das übrige Personal be reits die Kontorräume verlassen hatte, drang der Buchhalter in das Privatkontor des Direktor» Peger und feuerte auf ihn einen Revolverschuß ab. Direktor Peger, der allein im Kontor an wesend war, brach zusammen; der Schuß war ihm durch die Lunge und im Rücken wieder aus dem Körper gegangen. Auf dem Korridor hat sich dann der Mörder einen Schuß in die Schläfe deigebracht. Letzterer wurde ins Plagwitzer Krankenhaus gebracht, wo er bereits gegen drei Uhr starb, während der schwerverwundete Direktor Peger abends 10 Uhr in seiner Wohnung in folge eingetretener Herz- und Lungenlähmung verschied. Durch unvorsichtige» Umgehe« mit einer Schußwaffe ist abernials in Großkueb bei Grimma ein schwerer Unglücksfall herbeigeführt worden. Beim Spielen mit einem geladenen Tesching schoß ein 11 jähriger Knabe seinem gleichalterigen Spielgefährten eine Kugel in den Kopf, so daß dieser sofort schwer verwundet zu sammenbrach. Da Knochensplitter in das Gehirn eingedrungen waren, so erfolgte der Tod des Knaben kurze Zeit darauf. Em Eifersuchtsdrama hat sich in der Nacht zum Sonntag in Saargmünd zugettagen: der Erdarbeiter Kinzel hat auf der Straße den Auf Umwegen. .4) Original-Roman von Alice v. Hahn. > (Fortsetzung.) Im höchsten Grade erregt, entzog Teresa ihm ihre Hände und rief empört: „Wer gibt Ihnen ein Recht, in so beleidigender Weise von meinem Manne zu sprechen? Es geziemt mir nicht, dergleichen anzuhören, ebenso wie es Ihre Denkungsart nicht ehrt, so von Ihrem Freunde zu reden!" Streng und vorwurfsvoll blickte sie ihn dabei an. „Was ich geahnt, ist mir erst vor kurzem zur Gewißheit geworden. Seitdem nenne ich ihn nicht mehr meinen Freund, aber der Verkehr mit Ihnen ist mir ein so liebes Bedürfnis ge worden, daß ich dennoch den Verkehr mit ihm nicht abbrcchen werde. Doch ich sehe," fuhr er tief aufatmend fort, „daß eS Paul versteht, Sie vollkommen zu beglücken. Das genügt mir, denn nur in Ihrem Interesse wollte ich gewisse Dinge aufdecken; da aber ein durchaus beglückendes Verhältnis Sie Ihrem Gatten vereint, so werde ich nicht störend eingreifen. Verzeihen Sie," schloß er bewegt, „daß ich Sie aufgeregt habe, eS geschah im besten Glauben!" Seinen Zügen einen möglichst biederen, ehr lichen Ausdruck verleihend, blickte er schweigend zur Seite. Einen Augenblick schien Teresa zu überlegen, rasch hob und senkte sich ihre Brust, dann sagte sie entschlossen: „Bel Ihren halben Worten kann ich mich nicht beruhigen. Wenn Sie ein Ehren mann sind, so sagen Sie mir nur offen und ehr lich, was Sic mir mitzuteilen haben; durch Ihre dunkeln Andeutungen ist mein Seelenfrieden doch gestört!" „Erlassen Sie eS mir!" sprach er nieder geschlagen. „Ich will Sie nicht unglücklich machen. Hätte ich geglaubt, daß noch kein Schatten Ihr Eheglück trübt, so würde ich auch ferner geschwiegen haben." Durch seine scheinbar aufrichtig herzlichen Worte versöhnt, sagte sie freundlicher: „Sie irren, wenn Sic glauben, die Ehe habe mir noch keine trüben Stunden gebracht; leider find sie mir nicht erspart geblieben. Ich bitte Sie nun, mir unumwunden zu sagen, was Sie herführt; ich bin zwar völlig ahnungslos, wohinaus Ihre Mitteilung gehen wird, — aber was eS auch sein möge, Sie sollen mich gefaßt finden!" „Nun denn, Sie wollen es," sagte er, sich aufrichtend. Nach einer Weile fügte er hinzu: „Ihr Gatte betrügt Sie!" Verwundert blickte ihn Teresa an. „Betrügt mich?" fragte sie erstaunt. „Wie meinen Sie das? Worin sollte er mich betrügen? Bitte, erklären Sie sich deutlicher!" „Gewiß betrügt er Sie! Er — nun er —" „Ich verstehe Sie nicht," rief sie geängstigt, „lassen Sie mich doch alles wissen!" Dahlke war aufaestanden und hatte sich zum Fenster gewandt, wie um Teresa nicht ansehen zu müssen, und doch waren seine Augen ge spannt auf sie gerichtet, als er mit möglichst verschleierter Stimme sagte: „Ihr Mann betrügt Sie: er ist ein Schmuggler!" Nun hatte sie begriffen. Wenn sie auch noch nicht die ganze Tragweite des Gehöften in sich ausgenommen, so wußte sie doch genug, um zu ermessen, wie tief unglücklich sie dieser Augen blick machte. Schüttelftost ließ ihren Körper erbeben; bis in die Lippen erbleicht, ließ sie ihr Kinn auf die Brust hcrabsinken. Wie Donner hall tönte die schreckliche Kunde in ihrer Seele nach. Es flimmerte vor ihren Augen, ihr war, als brause ein Sturmwind durch das Gemach und risse grausam alles mit fort, was ihre Seele bisher bewegt: Glaube, Liebe, Hoffnung. Doch kein Laut ließ erkennen, wie tief der Eindruck war, den jene Worte auf sie gemacht. Bablke hatte geglaubt, sie würde in Klagen und Thränen auSbrechen und das Nähere zu erfahren wünschen, doch nichts dergleichen erfolgte. Forschend blickte er sie an, ihr Schweigen war ihm unheimlich. Nach einer langen Weile erhob sie den Kopf und sagte mit klangloser Stimme: „Bitte, gehen Sie!" „Zürnen Sie mir?" fragte er erregt. „Soll ich Ihnen nicht Beweise für meine Behauptung geben ?" „Nein, gehen Sie!" erwiderte sie kalt. „Run, so muß ich mich vorläufig bescheiden", sagte er traurig. „Gott gebe Ihnen Kraft, das Schreckliche zu überwinden! Wenn Sie aber einen Ratgeber, einen Freund brauchen", fuhr er dringend fort, „dann denken Sie an mich, es kann Ihnen niemand uneigennütziger beistehen wollen, als ich." „O bitte, gehen Siel" rief sie noch einmal flehentlich. Endlich war er fort; aufatmend blickte sie umher. Sie schauderte. Wqr es ein Mensch oder ein Dämon gewesen, der ihr daS Gift ge reicht, welche» nun ihr Herz zerstört^? Helle Mondesstrahlen sielen durch die Scheiben und erfüllten das Zimmer mit ihrem magischen Schein, es war ihr, als flüsterten sie ihr zu: „Komm' heraus, komm' zu uns! Unter GotteS freiem Himmel wirst du Balsam finden für dein krankes Herz." Sie erhob sich und trat an die Glasthür, die in den Garten führte; eine Weile blickte sie hinaus. Wie hell erleuchtet der Garten, wie eS blinkte und flimmerte! Jede Blume, jedes Blättchen trat einzeln im Mondlicht hervor. Noch nach Jahren konnte sie sich dasselbe Bild klar und deutlich vor ihr geistiges Auge zurück rufen; der Griffel wahrhafter Seelenqual hatte es in unauslöschlichen Zügen ihrem Herzen ein- g^Sw öffnete die Thür und trat hinaus, hoffend, die küble Nachtluft würde sie erfrischen und in ihre Gedanken Klarheit bringen. Auf und abwandelnd sann sie nach. Noch sträubte sie sich, das Ungeheuerliche zu glauben; sie überdachte jeden Moment in ihrer Ehe, hielt Bettachtungen über einzelne Charakterzüge ihre» Manne». Sie kam sich mit einem Riale so ge reift, so erfahren vor; sie erwog jede» Für und Wider und fühlte mit Entsetzen, daß der Zweifel immer mehr in ihrer Seele Raum faßte. Da wurde die nächtliche Stille durch ein Rollen, da» von einem sich nähernden Wagen herrührte, unterbrochen; sie wurde au» ihrem qualvollen Sinnen aufgestört und lauschte. S» kam näher und näher, nun kam e» ihr zu Gesicht, und sie erkannte da» ^Ge fährt ihre» heimkehrcnden Gatten ; aber wer waren nur die beiden anderen, welche ihn he« I I
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