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Auerthal-Zeitung : 27.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189510274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18951027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18951027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-27
- Monat1895-10
- Jahr1895
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 27.10.1895
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in Urlaub befindlichen Soldaten Kobler vom SS. Infanterieregiment nach vorausgegangenem Wortsttelt eine» Mädchen» wegen erstochen. Der durch mehrere Stiche Verletzte starb auf dem Transport nach der Wohnung seiner Mutter. Der Thäter ist verhaftet. TabakverkaufS-Genoffenschasten. Wie au» Baden gemeldet wird, haben sich in ver schiedenen tabakbauenden Ortschaften der Kreise Mannheim und Heidelberg Tabakoerkaufs Ge nossenschaften gebildet, denen sich die Mehrzahl — an einem Orte sämtliche — Tabaksbauern angeschlossen haben. Die Zwecke dieser Genossen schaften sind: Gemeinsamer Verkauf des gebauten TubakS, Fürsorge für sachgemäße Behandlung de» Tabak» von der Ernte bi» zum Verkauf, Vermittelung oder Gewährung von Vorschüssen auf da» Ernteprodukt. Die Genossenschaft soll die Abhängigkeit der Tabaksbauern von Händlern und Vermittlern beseitigen, bessere Behandlung der geernteten Blätter bewirken und schließlich sür günstigen Verkauf sorgen. Durch eine Kesfelexplofion in der Klaffen- schen Maschinen - Reparaturwerkstatt zu Schmal- leningken in Ostpreußen wurde einem Lehrling die Schädeldecke zertrümmert; er blieb sofort tot. Außerdem ist noch ein Gehilfe tötlich verletzt worden. Giftmord. In Gensewo bei Argenau starb plötzlich ein Altsitzer, während seine Frau und ein Mädchen lebensgefährlich erkrankten. Die Untersuchung ergab, daß sie von Honig gegessen hatten, der stark mit Arsenik vermischt war. Wer da» Gift in den Honig gemischt hat, ist noch unaufgeklärt. In der Selbstmord-Affäre des Feld- marschalleutnants Dunst v. AdelShelm wurden in Men zwei Agenten verhaftet und dem Land gerichte eingeliefert, welche einem Fleischhauer versprochen hatten, ihm die Kantine einer neu erbauten Kaserne durch Vermittelung eines hohen Militärs zu verschaffen, falls der Fleischer diesem Militär ein großes Darlehen und den beiden Agenten selbst den gleichen Bettag als Provision auszahlen werde. Die Spielbank von Monte Carlo geht stark zurück. Das ergibt sich aus dem Bericht der ersten Sitzung des neuen Verwaltungsrals der „Gesellschaft der Seebäder in Monte Carlo", die jüngst stattgefunden hat. Man wählte in dieser Konferenz natürlich Camillo Blanc zum Präsidenten de» Vcrwaltungsrates und einen gewissen Herrn Castor zum Verwalter. Die Amtsdauer des Verwaltungsrates wurde bis nächsten April stipuliert. Interessant ist, daß die Spielbank in den Monaten Juni, Juli, August und September etwa 500 000 Frank weniger abgeworfen hat, als im vorhergehenden Jahre. Sektenwesen in Rußland. Nicht weit von Petersburg, in der Nähe von Luga wurde eine neue Religionssette entdeckt, deren Mit glieder in einer kleinen Dorfkirche Versamm lungen abhielten. Im Gewölbe dieser Kirche wurden viele Leichen von Kindern im Alter von ein bis zwei Jahren gefunden, die von Kindes opferungen herrühren. In diesem Gewölbe wur den auch wüste Orgien gefeiert. Die Polizei verhaftete 45 Personen, darunter mehrere Frauen und viele Petersburger Kaufleute. Der Kronprinz der Sandwichs-Jnsel«. Vor einigen Jahren studierte auf der Turiner Kriegsakademie ein gewisser Robert Wilcox, der sich als „Kronprinz der Sandwichs-Jnseln" aus gab, ein großes Leben führte und schließlich eine junge Dame aus gutem Hause, Fräulein Gina Sobrero, jetzt eine vortreffliche und bekannte Schriftstellerin, heiratete. „Seine königliche Hoheit" nahm die junge Frau alsdann mit nach seiner Residenz, allwo sich herausstellte, daß „Prinz Robert'' nicht» als der Sohn einer Sklavin war, den der König studienhalber nach Europa geschickt. Die aufs gröblichste Miß handelte entfloh nach Turin und klagt nunmehr, da ihr sauberer Pseudoprinz zudem wegen Mordversuchs, Hochverrats rc. für 35 Jahre im Zuchthaus sitzt, auf Ungültigkeitserklärung der Ehe. DaS Gericht vertagte einen Beschluß in der Sache, die kirchliche Behörde hat jedoch, da Robert Wilcox nicht Christ war, die Ehescheidung bereit» bewilligt. »erichl-haUr. «er« Der Freiherr Fritjhof Fran, Rein- hold v. Geschwend au» Wiborg in Finnland hatte sich vergangene Woche wegen Urkunden fälschung und mehrfacher Betrügereien vor der Strafkammer in Gera zu verantworten. Nach dem der Angeklagte vor mehreren Jahren als StationSdiätar in Gerstungen wegen Unter schlagung und Urkundenfälschung zu acht Monat Gesängm» verurteilt worden war, von denen er sieben auf dem Gnadenwege erlassen bekam, wurde er LebenSverstcherungSagent. Er kam auf seiner Tour auch nach Altenburg, wo er bei allen möglichen Leuten Schulden gemacht hat und zum Teil dafür wertlose Wechsel gab. Unter den bei ihm vorgefundenen Briefen ist auch einer von seiner Schwester, worin diese ihn bittet, keine Wechsel mehr mit dem Namen der Groß mutter, der Freifrau v. Harstall in Treffurt, zu unterschreiben, da nicht allein diese, sondem auch die ganze Familie durch ihn völlig ruiniert seien. Trotzdem hat er noch drei Wechsel mit dem Namen seiner Großmutter unterschrieben und zwar in Höhe von 600, 500 und 150 Mk. Jetzt kommt der über 500 Mk. lautende Wechsel in Frage, den der Angeklagte zu versilbern versucht hat. Er behauptet, von seiner Großmutter „Voll macht" zu haben, Wechsel mit deren Namen zu unterschreiben; als ihm vorgehalten wird, seine Großmutter lebe in den allerkläglichsten Ver hältnissen, führte er aus, daß diese erst in der neuesten Zeit so geworden sein müßten. Am 10. August kam er nach Gera. Er ging zu der Goldarbeiterfirma Jahrs Söhne, ließ sich einen Ring für 140 Mk. geben und bestellte einen zweiten gleichen mit dem Auftrage, diesen unter Nachnahme des Betrages für beide nach Eisenach zu senden. Dann ließ er sich von andern Gold arbeitern Ringe unter dem gleichen Vorgehen geben und versetzte die gesamten Ringe, die später von seiner Mutter wieder eingelöst wur den. Mit zwei weiteren Schwindeleien bei Gold arbeitern hatte er kein Glück. Er gab bei dem einen vor, den einen Ring für Fräulein von Waldenfels-Plauen haben zu wollen, die bei der verw. Frau Minister v. Beulwitz hier zu Besuch sei. Dieser Besuch stimmte zwar, der Angeklagte wurde dort aber gar nicht vorgelassen. Wegen dieser Betrügereien wurde er zu einem Jahr Ge fängnis und fünf Jahr Ehrverlust verurteilt. Wegen der Wechselfälschung soll die Großmutter noch vernommen werden. Görlitz. DaS Schwurgericht verurteilte den Weber Engmann, der in der Nacht zum 2. Mai seinen Oheim in GerlachSheim ermordet und be raubt hatte, zum Tode. Leipzig. Polnische Dienstmädchen, welche in der Weltstadt Berlin eine angenehme Stellung als Stubenmädchen und dergl. suchten, wurden von den Vermieterfrauen Respa und Spiel- wuth in Beuthen O.-S. um ihre letzten Er sparnisse betrogen. Die beiden Frauen setzten die Mädchen in den Glauben, sic hätten für dieselben bereits feste Stellungen in Berlin, ver langten infolgedessen ihre Vcrmittlergebühren und sandten die Mädchen nach Berlin. Die den letzteren aufgegebene Adresse war aber nur die eines Stellenvermittlers, der für jedes Mädchen den beiden Frauen eine Prämie zahlte. Er hatte natürlich in Berlin auch keine Stellungen, wohl aber solche auf dem Lande im Viehstall rc. Die Mädchen, von allen Mittel« entblößt, mußten schließlich diese für sie minderwertigen Stellungen, denen sie in der Regel auch nicht gewachsen waren, annehmen. DaS Landgericht Beuthen O. - S. verurteilte die beiden Frauen wegen Betruges. Ihre Revision wurde vom Reichsgericht verworfen. Petersburg. Ein Monstreprozeß wird gegenwärtig in WoltschanSk verhandelt. Ange klagt sind 356 Bauern der Dörfer Potschenega und Basaleewka, die einen den Bauern der Nowoburligker Gemeinde gehörigen 47 Deßjatinen großen Wald abgeholzt haben. Zur Verhand lung sind 76 Zeugen geladen und nicht weniger als 151 Verteidiger zugelassen worden. Kaiser Friedrich al» Student. Das Bild Kaiser Friedrichs erhält einige neue Züge durch eine eben erschienene illustrierte Schrift „Kaffer Friedrich al» Student" von Paul Lindenberg (Berlin bei Ferd. Dümmler). So wird eine Abhandlung mitgeteilt, die der Prinz in seinem dritten Bonner Semester — Winter 1850/51 — au» eigenem Antriebe geschrieben hat. ES ist eine Art wissenschaftlichen Glaubens bekenntnisses, doppelt wertvoll auS der Feder eines Jünglings, der die art«» liberal«» zum Zweck der Vorbereitung auf den Thron betrieb. Zuerst betont Prinz Friedrich Wilhelm den doppelten Nutzen der Universität; einmal die Selbständigkeit, die sie bringt, und dann die Möglichkeit, sich gerade in dem Zweige auszu bilden, für den der einzelne den inneren Beruf empfindet. Dann fährt der Prinz fort: „Seit einer Reihe von Jahren ist e» auch wieder Sitte geworden, daß Fürsten die Hochschulen besuchen. Allerdings ist eS nicht der Beruf derselben, sich dem Stande der Gelehrten zu widmen; je näher sie dem Throne stehen, desto mehr müssen sie darauf bedacht sein, sich über die verschiedenen Stände der Gesellschaft zu stellen. Die zu aus schließliche Neigung für einen Zweig de» Wissens kann sogar den freien Ueberblick und da» richtige Urteil über die praktischen Verhältnisse de» Leben» verdunkeln. Dennoch find die akademi schen Lehrjahre gerade für sie von ganz be sonderer Wichtigkeit; denn die meisten von ihnen kommen zum ersten Mal au» dem von Kind auf gewohnten Familien- und Hofleben heraus und lernen die Welt von ihrer wahren ungeschminkten Seite her kennen. Es sind besonders zwei Fächer der Wissenschaft, denen der Fürst seine besondere Aufmerksamkeit widmen muß: dies find das Recht und die Geschichte. In der Ge schichte wird eS feine Aufgabe sein, die im frühe ren Unterricht gewonnene Ueberstcht unermüdlich auszubauen und dadurch zu erweitern und zu ergänzen, damit das Leben der Völker und Staaten ihm immer lebendiger vor die Augen trete. Von den FakultälSwissenschaften ist es aber das Recht, mit dem der Beruf dcS Fürsten am nächsten verwandt ist, denn des Fürsten erste Pflicht und Tugend ist Gerechtigkeit zu üben." Auch heitere Episoden weiß daS Buch zu erzählen. So zum Beispiel von der Teilnahme des prinzlichen Kommilitonen an studentischen Angelegenheiten: „Den Paukereien, die im Freien, besonders im Tannenbüschchen am Husaren- Exerzierplatze, stattfanden, wohnte er gelegentlich bei und zwar zu Pferde, in Begleitung des Prinzen August Georg von Sachsen (jetzigen Thronfolgers), des Prinzen Georg Viktor von Waldeck-Pyrmont, des Erbprinzen Heinrich XIV. zu Neuß und der beiden Augustenburgischen Prinzen Friedrich Christian August (des Vaters unserer Kaiserin) und Friedrich Christian Karl August. Die Prinzen ritten dann gewöhnlich vor Beginn der Paukereien und in den Pausen in der nächsten Umgebung spazieren, und mehr fach kam der Prinz Friedrich Wilhelm, der das Nahen der Pedelle bemerkt, mit dem Rufe: „Pudel!" herangesprengt, so daß die Paukanten sich und ihr Paukzeug noch rechtzeitig in Sicher heit bringen konnten." Im Sommer 1851 machte der Prinz mit den Eltern und der Schwester eine Reise nach England. Er kehrte nach Bonn zurück, mit dem Geheimnis einer knospenden Liebe in dem jungen ritterlichen Herzen. Lindenberg berichtet darüber: „Der Prinz hatte sich zu einer kleinen Tanz gesellschaft im v. Hymmenschen Haufe auf Burg Endenich eingefunden. Einer der zu dem ge wohnten kleinen Kreise gehörenden Studien genossen des Sohnes des Hausherrn, Eberh. v. Claer, hatte sich verspätet und wartete in einer Ecke des Saales das Ende des Tanze» ab; als dies geschehen und er zur Begrüßung de» Prinzen vortreten wollte, stand dieser bereits vor ihm. „Nun, haben Sie während der Ferien eine Reise gemacht?" redete ihn der Prinz an. v. C. verneinte, und daS Gespräch kam dann auf die Fahrt des Prinzen nach England, wo bei v. C. die Frage einfließen ließ, wie es dort dem Prinzen gefallen. „Ach," erwiderte der Prinz, „es war dort wunderschön! Ich bin sehr glücklich!" Als v. C. sich nach der Ursache dieser glücklichen Stimmung erkundigte, wurde der Prinz plötzlich sehr ernst und sah seinen Kommilitonen fest an, dann dicht vor ihn hin tretend, sagte er mit gedämpfter Stimme: „Wenn Sie mir Ihr Wort geben, nichts wiedcrzusagen, so werde ich Ihnen jetzt etwa» zeigen." — „Königliche Höhest dürfen fest auf mein Wort bauen " Nachdem der Prinz sich schnell über zeugt, daß kein Unberufener in der Nähe sei, zog er ein an seiner Brust verborgene» große» goldene» Medaillon hervor, ließ die Kassel springen und hielt e» v. C. entgegen. Zu seiner «roßen Ueberraschung sah jener da» Bild einer jungen Dame von zartestem Alter mit lieblichen Zügen, in rosarotem Kleide. Nachdem der Prinz es eine gute Weile v. C. zur Bettachtung hin gehalten, schaute er e» bewegt an, küßte e» wiederholt und barg e» von neuem an seiner Brust; zum Zeichen de» Schweigen» legte er den Finger auf den Mund und widmete sich dann wieder der Geselligkeit." Aus Mir«. lieber den Selbstmord de» Feldmarschall- Leutnants Dunst v. Adelshelm und seiner Gattin berichten die Wiener Blätter: Am sogenannten Rustenschacher im Prater fielen Montag früh gegen halb 7 Uhr zwei Schüsse. Man eilte dahin und fand auf einer Bank eine elegant gekleidete Dame blutüberströmt sitzen; auf dem Boden lag vor ihr in einer Blutlache ein greiser Herr, der in der Rechten einen Revolver hielt. Wiederbelebungsversuche waren erfolglos, die beiden waren auf der Stelle tot geblieben. Es waren der 72 jährige pensionierte Feldmarschall- Leutnant Gustav Dunst von AdelShelm und seine Gemahlin Anna, geborene Freiin Adele von Lilienberg, die im 50. Lebensjahre stand. Dies wurde durch Briefe festaestellt, die man bei den Toten fand. In diesen an Freunde gerichteten Schreiben bezeichnete Feldmarschall- Leutnant Dunst von Adelshelm drückende Schulden als Motiv der That. Er wohnte seit 1878 in Wien. Sonntag nachmittag unternahm das Ehepaar einen Spaziergang und kehrte um '/,8 Uhr in seine Wohnung zurück. Ohne die Oberkleider abzulegen, begaben sie sich in daS Schlafzimmer. Feldma schall-Leutnant Dunst schrieb rasch einen Brief, band eine Anzahl Papiere zu einem Paket zusammen und übergab dasselbe dem Dienst mädchen mit dem Auftrage, Brief und Paket der auf demselben Gange wohnhaften Feldmarschall- Leutnantswitwe Rieß von Riesenfest zu über geben. Außerdem sagten sie dem Dienst mädchen, daß sie außer Hause übernachten würden. Gegen 11 Uhr aber kehrte das Ehepaar wieder in die Wohnung zurück und Feldmarschall- Leutnant Dunst nahm dem Dienstmädchen Brief und Paket, die dasselbe noch nicht übergeben hatte, wieder ab. Montag früh händigte Feld marschall-Leutnant Dunst die Gegenstände dem Dienstmädchen wieder ein und entfernte sich dann mit seiner Gattin. Eine Stunde später wurde daS unglückliche Ehepaar im Prater erschossen aufgefunden. Im vergangenen Jahre wurde der Name deS Feldmarschall-Leutnants Dunst in der vielbesprochenen Affäre der Friedrichsdorfer Zeug- Hütten-Aktiengesellschaft, deren Verwaltungsrat er war, genannt. Er hatte eine ausgezeichnete militärische Karriere hinter sich und wurde im Jahre 1879 bei seinem Scheiden auS dem attiven Dienst „ehrenhalber" zum Feldmarschall Leutnant ernannt. Kuules Allerlei. Londons städtische Schuld beziffert sich jetzt auf das nette Sümmchen von rund 650 Mill. Mark. Dabei sind weder Gas- noch Wasserwerke in städtischer Verwaltung und haben nur die Kanalisation, Sttaßenerweiterung und Schulbauten diesen Betrag verschlungen. Die Zinsendeckuug erfordert eine Auflage von siebzehn Schillingen in jedem Pfund der städtischen Haus klassensteuer. Die Schuld übersteigt den Steuer wert der 400 000 Häuser Londons um 10 Proz. Zweifelsqualen. Sanitätsrat (zu einem jüngeren Verufsgenossen): „Na — den Patienten haben Sie durchgebracht l Sein Sie doch ver gnügt!" — Junger Arzt (tiefsinnig): „Wenn ich nur wüßte " — „Was?" — „Welche von den vielen Medizinen ihm geholfen hat!" Enttäuscht. Hat Ihnen die Schweiz gefallen?" — „Nein! Gar keine Abwechslung! Immer nur 'rauf und 'runter!" Deutlich erkannte sie Bossarts Stimme, der erregt auSrief: „Ich könnte darauf schwören, daß sie in dieser Richtung verschwunden sind!" Zum Glück stand sie im Schatten, sonst hätten sie die Vorübergehenden bemerken müssen, die den Schmugglern auf der Spur waren, und zu diesen gehörte — ihr Mann! Sie hatte ja die Worte Bahlkes soeben selbst bestätigt gesehen, eS konnte kaum eine andere Möglichkeit sein. Sie wollte sich Gewißheit verschaffen und Paul sofort danach fragen, deshalb beeiste sie sich, das Zimmer zu erreichen, denn Paul mußte doch nun auch endlich sein Lager aufsuchcn. Ihre schmerzlichen Empfindungen traten nun, da sie im Begriff war, vor ihm zu stehen und Aufrichtigkeit von ihm zu fordern, um so mächtiger in den Vordergrund. Als sie das Schlafzimmer betrat, prallte sie erschreckt zurück. Da stand jemand im Zimmer, die Gestalt trat ihr näher und im Rondlicht er kannte sie ihren Gatten. / „Paul, du bist schon hier?" fragte sie auf geregt. „Wie bist du hierher gelangt? Ich glaubte dich noch in der Scheune! Du bist durch daS entgegengesetzte Thor hinaus und über den Hof ins Haus gegangen. Vom Garten auS sah ich dich in die Scheune treten, nicht aber wieder zurückkommen." .WaS hast du jetzt im Garten zu suchen?" herrschte er sie an. „Ein furchtbare» Gespenst, da» mir den Schlaf raubt, hat mich veranlaßt, draußen zu weileu. Nur du kannst e» bannen. Sage mk aufrichtig — ich frage dich im Namen Gotte», — stehst du mit den Schmugglern in Verbindung?' Hochklopfenden Herzens wartete sie seine Antwort ab; sie war dicht an ihn herangetreten und blickte beschwörend in sein hell vom Mond licht beschienenes Antlitz. Einen Moment zögerte er, als sträube sich die Zunge, die ungeheure Lüge auszusprechen, dann sagte er fest: „Nein, bei Gott!" „Ich danke dir", entgegnete sie leise, dann trat sie zurück und sank laut aufschluchzend auf ihr Lager; die Spannung ließ nach, endlich hatte sie Thränen gefunden. Wie milder Thau entströmten sie ihren Augen und erleichterten ihr gequältes Herz. Er war unschuldig! Sie hatte ihn im Namen des Höchsten gefragt und er hatte seine Augen nicht niedergeschlagen. „Er ist unschuldig", flüsterten ihre Lippen noch einmal und dann schlief sie be ruhigt ein. Paul warf sich noch lange schlaflos auf seinem Lager hin und her. Er wußte, ohne danach gefragt zu haben, woher Teresa die Kunde ge kommen. Im höchsten Grade erschrocken, daß Bahlke Mutmaßungen über sein Thun hatte, be schloß er dennoch, ihm gegenüber zu schweigen. Er hielt eS für daS beste, die Angelegenheit so wenig wie möglich zu berühren. Er wußte, daß Teresa nun an seine Beteuerung glaubte; sie würde jetzt alle wiederholten Andeutungen BahlkeS mit Entrüstung zurückweisen. Viel mehr quälte ihn der Gedanke, daß Teresa ihn heute belauscht hatte; sie selbst war viel zu harmlos, al» daß sie auf die richtige Vermutung gekommen wäre, — e» konnte erst bedenklich werden, wenn Bahlke Genauere» darüber erfuhr. Er hatte ohnehin schon Andeutungen gemacht, al» misse er mehr. „Das muß anders werden. ES muß wieder ein Stillstand eintteten", flüsterte er leife zu sich selbst. „Noch den einen großen Koup will ich zur Ausführung bringen und dann vorläufig alle neuen Unternehmungen ruhen lassen; ich muß auf meiner Hut sein. Am liebsten hinge ich die ganze Geschichte an den Nagel, aber da» geht auch nicht, — ich kann doch nicht im Hand umdrehen die ganzen Verbindungen lösen. Wenn nur Teresa über die heutigen Beobachtungen nicht sprechen wollte! Sie darum bitten, hier ihr die Binde von den Augen nehmen, — e» > ist eine verkackte Geschichte." Diese unerquicklichen Gedanken ließen Paul erst viel später die erwünschte Ruhe finden. Als Teresa am anderen Morgen die Augen öffnete, schien die Sonne schon hell und freund lich ins Zimmer. Leife und vorsichtig schlüpfte sie von ihrem Bette, um den Gatten nicht zu wecken, der noch fest schlief. Während de» Ankleiden» traten ihr die Vor gänge de» gestrigen Abend» wieder klar ins Ge dächtnis. Sie 'fühlte sich heute recht gedrücst, beschämt, daß sie einen so schweren Verdacht gegen Paul gehegt, der doch ihr Gatte war. Auf eine bloße Verdächtigung hin hatte sie ihm so bittere» Unrecht gethan. „Nie, nis wieder werde ich bösen Menschen Gehör geben," nahm sie sich vor und Kat an Paul» Lager, um, ehe sie da» Zimmer verließ, ihm stumme Abbitte zn leisten; die vermeintliche Schuld bedrückte ihr Herz zu schwer. Langsam ließ sie sich auf die Kni« nieder und schaute zärtlich in sein Ansitz. mr I» (Fortsetzung folgt.) gleiteten? Schon war sie im Begriff hervorzu treten, als sie schnell überlegend noch tiefer in den Schatten zurückwich. Ihr Mann würde gewiß schelten, wenn sie ihm jetzt hier begegnete, und das wäre ihr in Gegenwart der Fremden doppelt schmerzlich gewesen. Sie hörte einen kurzen, aber durchdringenden Pfiff, darauf öffnete sich geräuschlos das Scheunen- thor, vor welchem der Wagen hielt. Der alte Martin Kat heraus und war den fremden Männern behilflich, mehrere große und kleine Pakete vom Wagen zu heben und in dem dunklen Scheunenraum niederzulegen. Martin schirrte geräuschlos die Pferde ab, und während er sie in den nahen Stall führte, schoben die Fremden, unterstützt von Naul, den Wagen in die Remise und verschwanden dann nach verschiedenen Richtungen hin. Der ganze Vorgang hatte so kurze Zeit ge währt, e» war alle» so schnell und geräuschlos vor sich gegangen, daß Teresa geglaubt hätte, sie habe geträumt oder eine Gespensterszene be lauscht, wenn sie nicht deutlich ihren Gatten «könnt hätte. Nachdenklich über das soeben Gesehene wollte sie ins Haus treten, — Paul und der Alte waren in die Scheune gegangen, dte sich wieder leise von innen geschloffen hatte, — als sie durch ein neue» Geräusch ihrem Sinnen entrissen wurde. Diesmal waren es Schritte, welche sich «äherten. Da sie bereit» auf den Stufen stand, die in» Hau» führten, so war e» ihr ein Leichte«, -en mäßig entfernten, vom Monde hell beleuch teten Feldweg zu überblicken. Sie sah zwei Gestalten eiligst vorüberschreiten.
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