Auerthal-Zeitung : 28.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189904284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18990428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18990428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAuerthal-Zeitung
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-28
- Monat1899-04
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- Titel
- Auerthal-Zeitung : 28.04.1899
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fv 'M s (Fortsetzung folgt.) »»» Annies Allerlei. Ein Radikalmittel gegen die Frauen bewegung wird von einem norwegischen Depu tierten vorbereitet. Er will nämlich allen Ernstes der Kammer einen Gesetzentwurf vorlegen, nach welchem leine junge Dame, die nicht nähen, stricken, kochen, sowie überhaupt die Wirtschaft besorgen kann, heiraten darf I „Synchronograph" ist der Name eines neuen, von Prof. Orchore und Oberst Sanier erfundenen Telegraphen-Apparats, vermöge dessen 2000 Worte in der Minute telegraphiert werden können. Der Apparat arbeitet wie eine Schreib maschine. Die damit in Washington vor genommenen Versuche sollen sehr erfolgreich aus gefallen sein. Heinrich Kiepert Mit Heinrich Kiepert hat die wissenschaftliche Welt einen ihrer glänzendsten Namen verloren. Ec hatte das Erbe seines Lehrers Karl Ritter angetreten, der berühmteste Geograph feiner Zeit zu sein. Ritter hat keinen bedeutenderen Schüler gehabt. Kiepert war als erste Autorität auf seinem Wissensgebiet von den Fachgenossen in der ganzen Welt anerkannt. Große Ehren harrten seiner gerade aus diesen Kreisen bei Gelegenheit des im Herbst dieses Jahres in Berlin tagenden internationalen Geographen kongresses, den der körperlich wie geistig über aus rüstige Achtziger noch mitzumachen hoffte. Für das Maß seiner wissenschaftlichen Aner kennung war seine Ernennung zum ordentlichen Mitglied der kgl. preuß. Akademie der Wissen schaft das beredteste Zeugnis. Was für Kiepert aber charakteristisch war, das ist seine Popu larität, wie sie Männern der strengen Wissen schaft selten zu teil wird. Sein Name ist wohl jedem deutschen Schulkinde durch seine Schul atlanten und namentlich die Schulwandkarten bekannt geworden, denen die meisten ihre geo graphischen Kenntnisse verdanken. War er doch o volkstümlich, daß Berlins aufblühende Nach mrstadt Schöneberg eine ihrer Straßen auf einen vollen Namen taufte. Kiepert hing bis n seine lebten Tage hinein mit großer Liebe an seiner Wisserschaft, er verfolgte ihre Fort schritte mit emsigstem Eifer. Seine Vorliebe waren und blieben allerdings stets die alt klassischen Kulturstätten, die er in den Jugend jahren selbst weit durchreist hatte. Griechen land, Kleinasien, die Türkei und die benach barten Teile des Orients waren" ihm außer ordentlich genau bekannte Länder, die er in eigenen Atlanten kartographisch ausgenommen hat. Ohne sie kann niemand heute noch die Geschichte des Altertums studieren.... .Kieperts Ohren, und ich beschloß, mich mit eigenen Augen zu überzeugen, ob die Racker von Spitzbuben ihren Plan ausführen werden. Uebrigens hätte ich, wenn ich den Herren Goldfischern den Spaß bloß hätte verderben wollen, den beabsichtigten Diebstahl ganz leicht unmöglich machen können, indem ich das HauS auf eine jedermann in die Augen fallenden Weise von meinen Myrmidonen bewachen ließ, Mein das genügte mir diesmal nicht. Unter den Spitzbuben, die das Attentat beabsichtigten, befinden sich einige sogenannte ehrenwerte Leute, die noch keine nähere Be kanntschaft mit der Polizei und den Gerichten gemacht haben, und gerade diese noch nicht aus gewachsenen menschlichen Raubtiere möchte ich fassen und auf längere Zeit für die Bevölkerung unserer Residenz unschädlich machen. Zu diesem Zweck nun habe ich mir den Spaß ausgedacht, dessen Ausführung Sie jetzt beiwohnen können, wenn Sie sonst wollen, und Sie werden mit eigenen Augen sehen, auf wie einfache und ganz stille Weise ich . die Herren Ritter vom Raube lu lla^ranti zu packen verstehe. Die Sache ist nämlich auf folgende Weise eingeleitet. Wie gesagt, vor piep oder fünf Tagen erfuhr ich, daß man die große That auf den heutigen Nachmittag festgesetzt habe, und so sandte ich schon vorgestern beizeiten einen hier non niemand gekannten Vertrauensmann zu dem Professor, — denn ich selbst-..durfte mich in seinem Hause nicht blicken lassens-da-ich ja leider dem ganzen DiebSgefindel von Berlin wie ein bunter Hund bekannt bin, — und ließ lestete Untersuchung wohl Klarheit über die Ursache und Ausdehnung deS Schadens bringen. Auf alle Fälle aber wird diese Erfahrung der gesamten Aeronautik zu Nutzen aereichen, da fie zeigt, welche größte Vorsicht die Handhabung mit Wasserstoff brzw. Schwefelsäure erfordert und die Frage zur Diskussion bringen wird, ob dieses GaS bei der Luftschiffahrt nicht bester von der Verwendung überhaupt ganz auszuschließen ist,, denn die zersetzenden Eigenschaften von Schwefelsäure können noch nach langer Zeit ihre Wirkung auSüben. Herr Gutsbesitzer Pommerehne ließ den so unerwartet eingetroffenen Gästen größte Gastfreundschaft sowie Hilft bei Bergung und Beförderung deS BallonS zukommen, so daß die Herren bereits wohlbehalten wieder in Berlin eintresten konnten. Vielleicht hat eS zum Schluffe für AnslchtSpoftkartensammler nochJnter- esse, zu hören, daß von mehreren, teils durch Flaschenpost, d. h. Einlegen in leere Flaschen oder sonstige Beschwerungsmittel mit der Bitte an den Finder um Wetterbeförderung zur Erde bezw. in Seen und Flüsse auSgeworfene An sichtspostkarten bereits einige mit von den Findrm zugefügten freundlichen Bemerkungen pünktlich an ihrem Bestimmungsort eingetroffen find. Gerichtshalle. Augsburg. Wegen Beleidigung des Kaisers wurde der Schuhmacher Breitnauer zu drei Monat Gefängnis verurteilt. Er hatte in angetrunkenem Zustand über die Palästinarcise eine abgeschmackte Bemerkung gemacht und auch sonst in einer Wirt schaft die Person des Kaisers als Protestanten ver unglimpft. Zürich. Der frühere Gemeindepräsident Eber hard in Kloten wurde vom hiesigen Obergericht wegen Betruges im Gesamtbeträge von 4t 800 Frank zu 5 Jahr Zuchthaus und 10 jähriger Ein stellung im Aktivbürgerrecht verurteilt. Die Be trügereien hatte Eberhard dadurch bewerkstelligt, daß er Formulare von Inhaber-Obligationen, welche seine Gemeinde zur Deckung einer Eisenbahnschuld verausgabte, widerrechtlich ausfüllte, sie mit seiner und des Gemeindeschreibers Unterschrift versah und durch die gefälschten Titel sich Geld verschaffte. mann fort, „werden Sie wisfen wollet!, wie ick die Einbrecher von hier, also von Ihrem Zimmer und Fenster aus, in Laxi-anti abfassen kann, und das will ich Ihnen jetzt mit wenigen Worten erklären. Merken Sie nun genau auf und folgen Sie meiner Beschreibung Schritt vor Schritt, kamst Sie sehen, auf welchem einfachen und sicheren Wege ich zu meinem Ziele zu kommen trachte. Das Haus drüben, also auch die Beletage darin, hat sieben Fenster in der Front, hiervon gehört das mittelste zu einem sogenannten Entree, Pinter diesem mündet die Aufgangs treppe, die immer und auch heute durch eine Glasthür geschlossen ist. Die drei Fenster aus der rechten Sette, die zu den Zimmern der Frau Professor gehören, lasten wir außer acht, sie kümmern uns nicht und nur auf die der linken richten Sie Ihr Auge. Die zwei dem Entree zunächst gelegenen Fenster mit roten Gardinen gehören zu dem Hauptzimmer, worin das Geld und das Silbergerät des Professors, wenigstens der größte Teil davon, in seinem Schreibpulte aufbewahrt wird; denn eS ist sein Arbeitszimmer. DaS dritte danebenliegende Fenster, woran Sie die lang herabgrlassenen weißen Gardinen bemerken, enthält seine Bücher und in einem Glasschranke auch einiges Silber gerät, in dem heute sogar der Schlüffe! stecken geblieben ist, damit die Diebe nicht etwa die Scheiben zerbrechen, um zu seinen Schätzen zu gelangen. haben von Nutzen zu sein. Doch nun all rem, wie der Lateiner sagt. Sehen Sie, dort drüben in dem gelb grünen Hause, und zwar in der Beletage wohnt, wenn Sie es noch nicht wissen sollten, der Pro fessor . . ., einer der berühmtesten Lehrer an unserer Univesität. O, Sie haben seinen Namen gewiß schon gehört, — er liest über Mathematik und Physik und ist ein grundgelehrter, glücklich verheirateter und dabei sehr wohlhabender Mann; denn er hat eine reiche und außerdem sehr hübsche Frau geheiratet, welch letzteres Sie wahrscheinlich schon längst in Erfahrung gebracht haben. Statt der Kinder, mit denen die Vor sehung ihn nicht beschenkt, hat sie ihn also mit vielen harten Thalern gesegnet, und der gute, immer aufs Multiplizieren bedachte Mann ist so thöricht, stets einen reichlichen Vorrat davon in seinem Schreibpult aufrubewahreli, welches leider nicht von Eisen, also auch nicht diebs fest ist. Das müssen nun gewisse Leute aus irgend einer unlauteren Quelle, die möglicherweise im Hause drüben selbst sprudelt, erfahren haben, und so haben fie sich vorgesetzt, ihm heute, am Sonntag-Nachmittag, den der Herr Professor in der Regel zu einem Ausfluge aus das Land mit seiner hübschen Frau benutzt, einen nicht gerade erwünschten Besuch abzustatten und ihm seinen Gold- und Silbervorrat auf unerlaubte Weise zu schmälern. Schon vor vier Tagen gelangte die Kunde davon — ich habe so meine eigenen mir dienst baren und ergebenen Geister, — zu meinen ihm mitteilen, was man in bezug auf seine Schätze von der Diebesfippschaft beschlossen sei. Ich ließ ihm den wohlgemeinten Rat geben, heute Nachmittag um zwei Uhr mit seiner Frau auf allgemein auffällige Weise sein Haus zu verlassen und sogar seine Köchin mitzunehmen oder wegzuschicken, damit niemand im Hause sei, der den Spitzbuben störend in den Weg treten könne. Auch bat ich ihn, all' sein Geld, sein Silberzeug, seine Wäsche, kurz alles, was Dieben angenehm sein kann, an der Stelle, wo es immer liegt, ruhig liegen zu lassen, ich selbst würde eS bewachen und stünde mit meinem Kopfe dafür ein, daß er bei seiner Wiederkehr heute abend alle seine Schätze unversehrt vorfinden werde. Der Professor ging, vernünftig genug, ob gleich er ihm anfangs etwas kühn vorkam, Ms meinen Plan ein, ließ jedermann im Hause wissen, daß er heute Nachmittag eine Land partie vorhabe, verließ auch wirklich vm zwei Uhr mit Frau und Köchin das Haus und sagte beim Abschied offen und laut vor den Wirts leuten, die ebenfalls von den Vorgehenden in Kenntnis gesetzt find und sich also völlig passiv verhalten werden daß e vor acht Uhr abends auf keinen Fall zurückkehren werde. Steckt nun der Anstifter des Diebstahls, wie ich vermute, im Hause, so find die Uebel- thäter, von denen einige jedenfalls in der Nähe weilen, längst von allen? unterrichtet und werden nicht verfehlen, die bis zum Abend ihnen frei gebliebene Zeit sich zu nutze zu machen. Nun aber, meine Herren Studiosen," fuhr der immer ganz ruhig sprechende und das HauS drüben nicht aus den Augen lassende Polizei- Ueker de« Siedepunkt der Ver schiedene« Gase gibt die Londoner Zeitschrift »Engineerings eine Zusammenstellung, die die wesentlichsten Stoffe umfaßt, soweit ihr Siedepunkt unter dem Gefrierpunkt liegt. In der gegenwärtigen Zeit, wo die Verflüssigung der Gase eine so uner wartete Bedeutung für Wissenschaft und Praxis gewonnen hat, ist es auch für den Nichtfach mann zu einer wohlbekannten Thatsache ge worden, daß der sog. Aggregatzustand eines Stoffes etwas Wandelbares ist, und daß es von dem Einfluß der Temperatur und des Druckes abhängt, ob sich ein Stoff im festen, im flüssigen oder im gasförmigen Zustande be findet. Vom Wasser ist diese Wandlung (Eis, Wasser, Dampf) dem Menschen seit jeher ver staut, von einer großen Zahl anderer Körper jedoch hat man einen derartigen Wechsel erst in jüngster Zeit nachgewiesen. Es gibt nämlich recht viele Stoffe, die bei gewöhnlichen Tempe raturen und bei dem normalen Luftdruck stets nur gasförmig vorhanden find, aber auch diese lassen sich sämtlich durch Anwendung geeigneter Apparate mindestens verflüssigen, wenn nicht verfestigen. Der Wasserstoff hat einer solchen Behandlung am längsten widerstanden und ist erst vor etwa einem Jahre zum ersten Mal ebenfalls zur Verflüssigung gebracht worden. Dazu bedarf es der Erzeugung ganz außer ordentlich niedriger Temperaturen, während andere Gase schon bei recht geringer Kälte flüssig werden. Folgende kurze Liste wird uns darüber belehren: Schwefelige Säure geht bei —10 Grad Celsius aus dem flüssigen in den gasigen Zustand über, Chlor verflüssigt sich bei — 33, Ammoniak bei — 38, Schwefelwasserstoff bei —62, Kohlensäure bei —78, Salpeter säure bei — 88, Aethylen bei —102, Scheide wasser bei —153, Sumpfgas bei —164, Sauerstoff bei -183, Argon bei -187, Kohlenoxyd bei —190, Luft bei —192; Stick stoff bei —195 und endlich Wasserstoff bei — 238 Grad Celsius. Sin Teil der Stücke ist mit einer einige Zenti meter dicken, glasartigen Kruste überdeckt. Bomtay. Bei der Pest-Epedemie treten in diesem Jahre wesentlich andere Erscheinungen auf, als in den vorhergehenden Jahren. Wäh rend früher die Krankheit im Monat März be reits in entschiedener Abnahme beattsten war, haben wir in diesem Jahr fest vier Wochen den höchsten seit Ausbruch der Evedemie erreichten Stand zu verzeichnen. In einzelnen Distrikten ist die Pest zwar nahezu am Erlöschen, aber in Kurachi, Pnona, Baroda und anderen bedeuten den Plätzen ist fie uruerdingS ausgebrochen. In Kalkutta nimmt die Krankheit ebenfalls einen epidemischen Charakter an, und dir aus der Stadt Geflohenen haben bereits verschiedene Distrikte der Umgegend infiziert — alles währeng der Saison, die in den Vorjahren der Ausbreitung der Krankheit nicht günstig war. Prof. Haffkin hat vor seiner Abreise nach Eng land die Pestkommisfion ersucht, sich nicht um die Herstellungsweste und die Zusammensetzung seines Serums zu kümmern, weil darüber die Ansichten verschieden sein würden, sondem sich auf Resultate, auf Thatsachen zu stützen, und diese find eben ganz zu Gunsten von HaffkinS Serum. Ein Gleiches gilt von den Chambellan- schen pPeftpulvern". Es ist ein Geheimmittrl, das die Aerzte nicht anwenden wollen, aber der Laie, der fie einnimmt, wird kuriert. «le». Nach »lättermeldungen hat ein un bekannter Schwindler, der sich als naher »er- wandter eines ungastlichen Ministers auSgab, dem Enbischof von Wien, Dr. Gruscha, einen Check auf 36000 Gulden herausgrlockt und den Betrag bei einer Budapester Bank einkasfiert. — Der Börsenkommisfionar Goliath wurde wegen Unterschlagung von Depots in bedeutender Höhe verhaftet. Budapest. Der gesamte Gemeinderat von Psazek wurde am Freitag wegen Banknoten fälschung verhaftet. Die Werkstätte befand sich im Keller des Gemeindehauses. Die Gendarmerie überraschte die Fälscher bei der Arbeit. Die letzteren setzten sich zur Wehr und feuerten Re volverschüsse ab. Ein Gendarm wurde schwer verwundet. Palermo. Dem Direktorium des Ge fängnisses wollte ein feingekleideter Herr für einen Gefangenen ein Paket mit Biskuit, einer Flasche Milch, einer anderen mit Schokolade und einer dritten mit Marsala gefüllt, übergeben. Der Direktor nahm nur das Biskuit an; mit dem übrigen entfernte sich der Herr. Wenige Schritte von dem Gefängnis begegnete er einem Freunde, dem er von der Zurückweisung erzählte und die Sachen schenkte. Dieser nahm fie mit nach Hause und verzehrte mit seinen vier Familienangehörigen unter allerlei Scherzen die billige Mahlzeit. Eine halbe Stunde später er krankten alle unter Vergiftunaserscheinungen. Der Arzt konstatierte Vorhandensein von Bella donna in den Getränken. Die Kranken dürsten alle dem schweren Gift erliegen. Antwerpen. Vor einigen Wochen ist ein blinder Landwirt namens Moris in der Nähe des Dorfes Heyst-op den Berg ermordet vor gefunden worden. Die Untersuchung ergab, daß Moris auf Betreiben seiner eigenen Frau von seinem Knechte ermordet worden war. Ob der großen Schande, die dieses Verbrechen über ihre Familie gebracht hat, wurde die Mutter des verhafteten Weibes irrsinnig und erhängte sich an dem Baum, unter dem die Leiche ihres Schwiegersohnes aufgefunden worden war. Kopenhagen. Die Große Nordische Tele graphen - Gesellschaft hat beschlossen, ein Kabel nach Island anzulegen. Die Kosten werden auf zwei Millionen Kronen veranschlagt. Der dänische Reichstag bewilligte 54 000 Kronen jährlich auf 20 Jahre. Auch für Wetter beobachtungen hat die Sache große Bedeutung. — Eines seiner Originale muß das Straßen leben der dänischen Hauptstadt nun vorläufig wieder entbehren, indem der Herzog von Cumber land kürzlich nach seinem Wohnsitze Gmunden zurückgereist ist. Wäbrend seiner häufigen und weit ausgedehnten Spaziergänge in Kopen hagen und dessen Umgebung trug der Herzog, unbekümmert um das Urteil der Leute, diejenige Kleidung, die ihm am bequemsten und zweck mäßigsten schien. Und auffällig genug war sie: ein kurzer grüner Jagdrock, lange gelbe Weste, die länger war als der Rock, Gamaschen bis zum Knie, ein grünes Jägerhütcben und große nägelbeschlagene Bcrgschuhe. An der Leine pflegte der Herzog einen kleinen Jagdhund zu führen, der ab und zu, wenn er auf Abwege kam, einen kleinen Hieb mit einer ziemlich langen Peitsche erhielt. — Dabei ist der Herzog halb Freiluftnatur, halb Bücherwurm. Zeitig auf stehend, läßt er von dem Augenblick an, wo er das Bett verläßt, die Pfeife nicht aus dem Munde. Gleich nach dem Frühstück begibt er sich, begleitet von seinem Hosmarschall, den alters gebeugten Baron von Düring, auf den Spazier gang. Nach Tisch aber kann er in seiner Bi bliothek in einer Wolke von Tabaksqualm über einem Buche sitzen, und ist er einmal dabei, so verläßt er das Bücherzimmer selten vor dem Schlafengehen. Petersburg. In der Nähe von Helsingsors beim Orte Bjurbole wurde ein eben herunter gestürztes Meteor aufgefunden. Es ist das größte aller bekannten Asrolithen und hat ein Gewicht von 1000 Kilogramm bei 60 bis 70 Centimeter Durchmesser. Das Meteor besteht aus grauer vulkanischer Masse, in welcher glatte, runde Körper, sowie Körner von Olivin und Erzen, vermutlich Schwefeleisen, vorhanden sind. berühmter ..^.tl», emttqaa»", eine Zierde der Bibliothek jedes Gebildeten, erlebte wohl ein Dutzend Auflagen, seine Schulatlanten für den ganzen Erdkreis und andere ähnliche größere und kleinert Werke fast noch die doppelte Zahl von Auflagen. Auch für daS vorpu» tusortp- tlouuw lattoarum hat Kiepert die historischen Karten geliefert. So ist denn seine ganz er staunlich ergiebige litterartsche Thätigkeit, die sich über mehr als stinkig Lebensjahre erstreckte und mehrere Hundert Bände umfaßt, der Wissen schaft in mehrfacher Hinficht zu gute gekommen; der ganzen Menschheit war er ein zuverlässiger Wegweiser. Gi«e gesnhrkrokendr Ballon fahrt. Eine hübsche, jedoch unheimliche und gefahr drohende, dadurch aber für die gesamte Aero- nautik sehr interessante und bedeutungsvolle Lustballonfahrt wurde am Mittwoch von drei Berliner Herren, Oberleutnant Frhr. v. SigSfeld, Ingenieur Tormin und Leutnant Hildebrandt, mit einem Ballon deS hiesigen Vereins für Luftschiffahrt ausgeführt. Der 1300 Kubikmeter fassende Ballon wurde, wie der ,B. L.-A.' schreibt, der beabsichtigten länaeren Fahrt und größeren Tragfähigkeit halber mit einem Gemisch von Steinkohlengas und Wasserstoff, welches es ermöglichte, etwa 8 Zentner Ballast mitzusühren, gefüllt und fuhr Punkt 8 Uhr morgens von dem Terrain der Militär-Lustschiffer-Abteilung am Tempelhofer Felde in der Richtung gegen das Harzgebirge ab. Nach prachtvoller, von schönstem Wetter begünstigter Fahrt kam der Ballon gegen vier Uhr nachmittags bei einer Höhe 2500 Meter oberhalb Wolfenbüttels leider in eine Windstille. Da jedoch durch Auswerfen von Papierschnitzeln festgestellt wurde, daß in niederen Höhen bessere Luftströmungen herrschten, so beschlossen die Insassen, durch Ziehen der Ventilleine, d. h. Oeffnen des Gasventils, Gas ausströmen und dadurch den Ballon entsprechend finken zu lassen. Als aber der Führer der Exkur sion, Herr v. Sigsfeld, mit dem dazu nötigen kräftigen Ruck die Äentilleine ziehen wollte, zerriß sie in der Mitte der Höhe des Ballon- Jnnern, und der untere Teil dieser sonst so festen und fingerstarken Leine fiel in die Gondel. Die Herren mußten sich nun, soweit es die momentane Lage gestatete, zu ihrer unange nehmen Ueberraschung überzeugen, daß diese Hanfleine auf eine Länge von ungefähr sechzig Zentimeter anscheinend durch Schwefelsäure zer fressen war. Der beschädigte Teil zerfiel bei Berührung zu Staub. Da zur Erzeugung von Wasserstoff bekanntlich Schwefelsäure nötig ist, so war angunehmen, daß auf irgend eine Weise, vielleicht durch Kondensation bei Füllung des Ballons, die Säure mit der Leine in Berührung gekommen war. Außerdem mußten die Herren auch befürchten, daß noch andere Teile des Ballons, z. B. die sogenannte Reißleine, die dazu dient, den Ballon bei der Landung durch Zerreißen auf einer zu diesem Zwecke zusammen geklebten Seite zu möglichst rascher Gasent leerung zu bringen, oder gar der Ballon selbst angefressen waren. Der Ballon stieg nun, durch die Hitze der Sonnenstrahlen erwärmt, auf seine größte bisher erreichte Höhe und trieb noch l'/s Stunde langsam in der bisherigen Richtung weiter. Es blieb den Insassen nichts anderes übrig, als auf Abkühlung und dadurch ver ursachtes Fallen des Ballon zu warten und schlimmstenfalls auf eine Waldlandung zu hoffen, da selbstverständlich bei der unheimlichen Ungewißheit über mögliche weitere Beschädi gungen des Ballons auf eine Fahrtverlängerung verzichtet wurde. Trotzdem verließen die In sassen im Verstauen auf die große Erfahrung und tüchtige, der Sachlage entsprechende Führung des Herrn v. Sigsfeld Ruhe und selbst Humor nicht. Kurz vor 6 Uhr abends kam der Ballon nach zehnstündiger Fahrt denn auch schnell und glücklich bei dem Gute des Herrn Pommerehne auf Hohenassel bei Osterlinde in Braunschweig zur Landung, daß die Reißleine nicht versagte, und, wie sich nachher bei vorläufig oberflächlicher Besichtigung zeigte, auch weitere Ballonteile nicht angegriffen schienen. Jedoch wird die wegen des unangenehmen Vorkommnisses einge-
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