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Der sächsische Erzähler : 14.10.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192810144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19281014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19281014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1928
- Monat1928-10
- Tag1928-10-14
- Monat1928-10
- Jahr1928
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 14.10.1928
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St« ter -stäche» hälft« -«» «ordallankischen Ozean» «In« wettere Besserung -er Weilerloge eiaaetrelen. Da» bisher lm Bereiche von ZrlaH-«stge«e rlef-ruckgebwl füllt sich weiier an) und zieht ost. rvär» üver den emflischen Kanal hinweg. Südliq von 4L Grad nördl. Grelle ha» flch da» atlaatlsche Hochdruckaeble» gehatten. so -atz lu -em Aahrlabschnttl von 22 Gr. wefll. Länge ruhige, und vlafach hellere» Weller herrscht. Wetter westlich haben die wind« aeuerdlng» auszufrlschen begonnen: denn da» seit vonn«r»kag öst- llch von Neufundland in Entwicklung begrlssene Tiefdruckgebiet Hal stch weiter vertieft. Eiw«u»lLufer diese. Lies» ist bei 45 Grad «esti, Länge erkennbar und schwenkt nach Osten ab. Unter dem Einfluß diele» Au»läufer» haben die winde aus den Azoren bereit» «tt Nord bi» Nordwest gedreht, während westlich von 45 Gr. west- llche bk nordwestliche winde wehen. Diese westlichen bi» nord- westlichen Strömungen haben nördlich von 40 Gr. wieder Geschwirr- -takelte« von 40 bi» 80 Stundenkilometern, südlich von 40 Gr. nörd licher Breite allerding» nur von 20 bi» 40 Sm. Dabei füll« Im Bereiche dieser westlichen Luftströmung vielfach Regen und die Sicht ist teilweise beschrünk«. Zwischen den Bermuda» und der amerikanischen Ostküste lagert ein zweite» Hochdruckgebiet, dessen Sern Barometerstände von über 770 mm aufweist. Zn ihm ist da» Wetter wieder gröhtenteil, heiter und trocken. Nie bisherige Flugleistung. Bis zum Passieren von Madeira hat der »Traf Zeppe- lin7 in noch nicht ganz 30stündiger Fahrt eine Strecke zu- rsickgelegt, die in gerader Luftlinie etwa 2800 Kilonieter umfaßt. Man kann aber annehmen; daß der Weg des Luft schiffes bis Madeira mindestens 3000 Kilometer ausmachte, den» es wird sicher nicht immer in gerader Linie, sondern in Bogen um kleinere Unwetter herumgefahren sein. Damit würde der „Graf Zeppelin" bisher eine Durchschnittsge- schwindigkeit von mindestens 100 Kilometer gefahren sein. Interessant ist der Vergleich mit der großen Deutschland fahrt, bei der das Schiff in 34 k! Stunden etwa 3200 Kilo- rstuer zurücklegte, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gut 90 Kilometern entsprach. Wenn man auf seiner jetzigen Fahrt dke Gegenwinde in Rechnung stellt, so ist die bisher erzielte Geschwindigkeit als normal onzusehsn. ' Von fachmännischer Seite wird darauf hingemirsen, daß das spärliche Eintreffen von Meldungen aus dem Schiff mit der starken Inanspruchnahme der Funkstation durch den Wetterdienst zu erklären sei. Die Führung des Schiffes muß sich ihre Wetterkarten selbst zusämmenstellen und braucht -ls Mate rial dafür natürlich sehr viel Meldungen. Schon auf der großen Deutschlandfahr) ist die Funkstation während fast vier Fünftel der Fahrzeit durch Wettermeldungen bean sprucht wbrden. Diese Belastung hat wohl dazu beigetragen, daß auch die Werft in Friedrichshafen bisher überhaupt noch kerne PositionsmÄduNgen von Bord bekommen hat. Die Vertreter der Hearstpresse sind offenbar die einzigen, denen es bisher gelungen ist, nennenswerte Nachrichten durchzubringen. Es scheint, daß die Funkstation in der Zeit, die von Wettermeldungen frei ist, von Hearst vollkommen blockiert ist. so daß z. V. ein Telegramm das die Friedrichs- haschier Werftleitung gestern abend abschickte, erst nach sie ben Stunden in die Hände Dr. Eckeners gelangte. Girre französrsche Fahne in Zweibrücken abgerissen. V Zweibrücken, 12. Oktober. Zn der vergangenen Nacht wurde Sie Trikolore de» französischen Osflzierskasinos am Herzog-Platz yerabgertssen. Der Fahnenschaft, der auf einem Balkon befestigt war, würde zur Hälfte abgebrochen und mit der Fahne verschleppt. Seit den frühesten Morgenstunden ist die Staatsanwaltschaft mit der Aufklärung des Tatbestände» beschäftigt. Die Fahne ist noch nicht ausgefunden worden. Zweibrücken, 12. Oktober. Die Staatsanwaltschaft hak im Ein vernehmen mit der Stadtverwaltung eine Belohnung von 2000 für die Ermittlung der Leute ausgesetzt, die die Trikolore des fran zösischen Offizierskasino» herunlerholten. Bisher wurde als einzige Zeugin die Frau «ine» Laternenanzünder, ermittelt, ie währen der Nacht zwei Männer mit der abgerissene« Fahne davoalaufen sah. Der Fall Koran. ' Die Pariser Skandalgeschichte wegen des Diebstahls der französischen Geheiminstruktion zieht immer weitere Kreise. Jetzt hat der Korrespondent der Hearst-Presse, Ho- ran, dieses ungastliche Land verlassen, um sich den weiteren Ovationen der französischen Polizei zu entziehen. Hearst selbst hat Horan beauftragt, sofort nach Neuyork zurückzu kehren und hinzugefügt, daß man in Europa langsam an fange, kindisch zu werden. Die Pariser Kriminalpolizei aber sucht eifrig nach dem Beamten des französischen auswärti gen Dienstes, der die Indiskretion verursacht hat. Es scheint übrigens festzustehen, daß der englische Zeitungskönig sich diesen politischen Coup eine hübsche Summe Geld hat ko sten lassen. Brüssel, 12. Okt. Der aus Frankreich ausgewiesene amerikan. Korrespondent Horan hat in einer Unterredung mit einem Berichterstatter des Blattes Soir gegen die ihm in Paris zuteil gewordene Behandlung Klage geführt. Er erklärte, daß die Gesetze der Gastfreundschaft verletzt und die Rechte der Presse mißachtet worden seien. Paris, 13. Okt. Die Agentur Havas berichtet, daß in die Angelegenheit Horan ein dem Pressedienst des Quai d'Orsay zugeteilter Attachü, dessen Name nicht genannt wird und ein sranzösischer Journalist verwickelt sind, der im Pressebüro des französischen Außenministeriums aus und ein ging und nebenbei auch für die Hearstpresse gearbeitet haben soll. Seinen Namen, Niger Delaplanque, meldet nur Oeuvre. Das Echo de Paris erklärt, daß Horan außer der Zirkularnote, die die Ursache des französisch-englischen Flot- tenkömpromisses erläutert, noch einen Anhang zu diesem Abkommen erhalten haben soll. Kommunistisches Eingeständnis der Uolksbegeyrensniederlage. Die „Welt am Abend" veröffentlicht einen Aufruf des Reichs ausschusses für Volksentscheid gegen Panzerkreuzer zur Einzeich- nung, in dem cs heißt: Wir fühlen uns verpflichtet, vor Euch offen zu erklären, daß die Zahl der bisherigen Einzcichnungen durchaus unzureichend ist. 160 000 Unterschriften sind vollzogen und 800000 müssen wir in Berlin bis zum 16. Oktober ausbringen. Aus der Oberlausitz. Bischofswerda, 13. Oktober. Sonntagsgedanken. Sturmbezwinger. Sturmwind jagt über das Land. Hei, wie er sich tummeln kann über den kahlen Stoppeln, wie er spielt um die Dächer, darunter Menschen wohnen. Die Bäume schüttelt er zerzausend hin und her, der ganze Wald widcrhallt ächzend von seinem Rufen! Es hilft nichts, die paar Blätter vom buntleuchtenden Laubkranz müssen herunter, müssen wirbeln über Wegen und Wiesen. Und erst über dem Meere kann er seine Macht so recht entfalten, die Wellen peitschen und die Wogen spritzen lassen! Ueberall gehen die Menschen dem Sturmgebieter aus dem Wege. Wer dennoch hinaus muß, setzt seine Mütze fester, denn cs gilt mit ihm zu kämpfen auf dem Lande und über dem Ozeane, wo der Menschen Bauwerk auf den Wellen und in den Lüften den Kampf aufnchmen muß mit dem stürmenden Gesellen. Groß und mächtig ist dieser Sturmgebieter, auch so manches Menschenblatt hat er in diesen herbstlichen Tagen hinwcggenom- men vom Baume irdischen Lebens. Wie aber Widerstand leisten, dem Sturmbezwinger, der nur zerstört, zerbricht, vernichtet, tötet? Wie aber kämpfen mit dem Sturmgebietcr, der den Menschen aus seinen Schicksalswcgen im ¬ mer wieder herau»fordert.zuk letzten Entscheidung? Nicht aüt verstecken, verkriechen, au» dem Wege gehen, auch nicht mit einem nervösen Hemmhantieren und ängsttichen Prüfen an Mast und Steuer de, menschsichen Lebenaschtste», nein ganz an- der»! So sein, «sie Christus, der auch im lebenbebrohenden Sturm stch ohne Furcht und Sorge in Gott geborgen weiß. So sein, wie Christ»», der spricht nicht wie die Nonne im Schubert- lied: Nun tobe, du wilder gewaltiger Sturm, im Herzen ist Frie den. im Herzrn ist Ruh, sondern sucht mit aller Kraft der Seel« das rechte entscheidend« Wort für Wind und Wellen! S o sollen Menschen Sturmbezwinger werden. — Mr. in Bi. —* Da« Stadtmuseum, das vor 28 Jahren gegründet worden ist, hat sich aus kleinen Anfängen und durch Ge schenke, Geldspenden und Ankäufe zu einer stattlichen Sammlung entwickelt, die den ganzen Saal des Herrmann- stjftes füllt. Ein ausgelegter Führer erläutert dem Be sucher den reichen Bestand. Besonderen Wert legt die Mu seumsverwaltung auf die Sammlung bodenständigen Haus rats aus Großväterzeiten, der so vor dem Untergang ge schützt werden soll. In Vorbereitung befindet sich eine Sammlung von Lichtbildern ehemaliger Bischofswerdaer Einwohner. Der gute Gedanke verdient weitest« Unterstüt zung und bittet daher die Verwaltung um weitere Zusen dung von Bildern aus der Einwohnerschaft. Da» Museum ist morgen von Nil bis 12 Uhr geöffnet. , —* Das Jugend- und Wohlfahrtsamt des Bezirkssür- sorgeverbandes Bautzen-Land hält am Montag, den 16.! Oktober 1928, vormittags zwischen 10 und 12 Uhr in Bi schofswerda in der Bürgerschule (früheres Finanzamt) Sprechstunde ab. —* Der Albert Aweigverein hatte am Dienstag, den 9. Oktober, seine Mitglieder und die seiner Fürsorge unter stellten alten Leute zu einem Filmvortrag der Maggigesell schaft in den Sonnensaal eingeladen. An langen, mit Blu men geschmückten Tafeln hatten zirka 80 alte Mütterchen und Invaliden Platz genommen, Vie vorher erst mit Kafsee und Kuchen bewirtet wurden, den sie sich auch trefflich munden ließen. Klaviervorträge der Herren Klahn und Baumheier und Gesangsvorträge von Frau Wink- l e r verschönten den Nachmittag. Besonderen Beifall er rang sich das Duett „Der Goldene Hochzeitstag", aüfgeführt von Frau Winkler und Herrn Zwahr. Leider konnte aber der angekündigte Film nicht gezeigt werden, da der Vorführer auf der Fahrt nach hier von einem Unfall betrof- en worden war. Trotzdem wurden an alle Anwesendem Kostproben in Gestalt von Bouillon und Pilzsuppe verteilt, die von vorzüglicher Beschaffenheit waren. Sicher wird der Film noch in nächster Zeit hier gezeigt werden, hoffent lich dann bei regster Beteiligung. Herzlichster Dank gebührt unserem Herrn Oberpfarrer Semm, der mit einem rei zenden Lichtbilder-Vortrag „Kinderland, Kinderglück und Kinderfreude" die Scharte ausgewetzt hat und allen Betei ligten dadurch viel Freude bot. Jedenfalls war der Zweck des Nachmittags voll und ganz erreicht: Ein kleiner Licht blick wieder im Leben unserer lieben, alten Leutchen; ihre strahlenden Augen, die fröhliche Stimmung und der dank bare Händedruck, mit dem sie schieden, haben es bekundet. —* Die 2. deutsche Verkehrszählung und der Krafifahr- zeugvttkehr. Nach dreijähriger Pause wird am 1. Oktober 1928 bis 30. September 1929 der Verkehr auf den deutschen Landstraßen in regelmäßigen Abständen wieder gezählt. Die dadurch gewonnenen Verkehrswerte sollen denStra- ßenunterhältungspflrchtigen einen Ueberblick über Vie Be lastung sind wirtschaftliche Bedeutung ihrer Straßen und die Unterlagen über deren Ausbau schaffen. Daher ist es äußerst wichtig, daß bei der Zählung der wirkliche Kraft fahrzeugverkehr erfaßt wird. Es ist bei früheren Zählun gen beobachtet worden, daß gerade an den Zähltagen der Verkehr mit Kraftwagen wesentlich geringer war. Das kann nut damit erklärt werden, daß die Krastwagenbesitzer Schubert-Abend der Vereinigung der Musikfreunde am 11. Oktober 1S2S im Lichtspieltheater. . Einen schönen Ausblick in den Konzertwinter des Schu- bertjahres bot der Kammermusik-Abend, den das Jan Dahm en-Quartett der Musikvereinigung und ihren Gästen brachte. Schubert ist für uns vor allem der Schöpfer und trotz vieler anderer bedeutender Vertreter der Meister des deutschen Liedes, mit dem er der deutschen Musik etwas ebenso einzig Dastehendes ge geben hat, wie Bachs Kantaten, Beethovens Sonaten und Sinfonien und Wagers Musikdramen es sind. In den Kam mermusikwerken offenbart sich Schuberts romantischer Flug ins Wunderland der Kunst am schönsten. Und wenn er hier zuweilen, wie in dem Quartett v-moll am überzeugendsten ersichtlich, Lieder als Themen verwertet, so beweist das, wie das Lied der Urquell seines Schaffens war. Die Wunder wirkung liegt in dem Auskosten schönster Stimmung in schönster Mttteilungsform. Denn nicht dramatisch zu ver dichten, sondern in Empfindung aufzulösen, ist Schuberts Art. Auch in den beiden Quartetten ^-moll op. 29 und v- moll wird Freud und Leid durch Schönheit so verklärt, daß wir leicht vergessen, in welchen Schmerzen diese Gebilde geboren wurden: das Jahr 1826, in dem das V-moll-Quar- tett entstand, brachte Schubert durch schwere Krankheit an den Rand des Grabes. Es erübrigt sich, ausführliche Erläuterungen zu geben', die in di« musikalische Struktur der Werke einführen. Sie werden, auch solche im Konzertprogramm, von nur weni gen vorher gelesen und interessieren auch nachher nur we nige.. Wenn einige Bemerkungen geeignet sein sollten, in manchen Hörern die musikalische Erinnerung an den oder je nen Teil der Werke, der ihn besonders berührte, wieder aufseben und in ihm nachklingen zu lassen, sind sie aber auch an-dieser Stelle nicht zwecklos gewesen. .1 Das. ^-moll-Quartett gehört wohl zu den seelisch fein- sten.Werken Schuberts. Dem ersten Satze kann in der un vollendeten S-moll-Sinfonie des Meisters etwas Gleichar tiges entgegengestellt werden: dort das herbe S-moll, hier ä-moll, die. Tonart, über der ein besonderer Schimmer der Unschuld und Reinheit liegt. Das Tragische, das im 1. Satze schlummert, kommt, wie der Verlauf des Werkes zeigt, nicht zur Entfaltung, lieber einem in starrer Gleichmäßigkeit pochenden Motiv von Bratsche und Cello und einer dahin schleichenden Legleitfigur, die außer im Schlußsatz immer wieder erscheint, singt die 1. Geige eine Melodie von feinem Reiz, von Wehmut und Sehnsucht. Fast unbemerkt tritt das anfängliche ^.-moll ins holdeste ^.-dur über, das jäh von einem heftigen Ruck der beiden tiefen Instrumente, scharf im Rhythmus und mit einem klirrenden Triller ver sehen, unterbrochen wird und die glückliche ^-dur-Stim- mung nicht mehr aufkommen läßt. Nach einer Fermaten pause ein innniges, sich sanft und zart, aber bestimmt auf richtendes und milde sich wieder senkendes Thema in L-dur. In Odur steht auch der 2. Satz, dessen Thema aus der Zwischenaktsmusik zu „Rosamunde" stammt, im Aus druck glückselig und wehmütig zugleich. Im 3. Satz sucht die 1. Violine durch allerhand liebenswürdige Wendungen die Einsilbigkeit der anderen Instrumente ins Frohe zu wenden, es bleibt aber bei einer sehr gedeckten, etwas weh mütigen Sprache. Der 4. Satz Allegro moderato, der im ausgeprägten iV-dur steht, bringt in seiner ganzen Art etwas dem übrigen Werke derart Entgegengesetztes, daß man eine innere Verbindung nicht finden kann. Alle Weh mut ist in diesem Satze verschwunden, die Musik als solche köstlich. Hier trägt der Musiker über den Tondichter den Sieg davon. (Der Anfang des 3. Satzes Menuetto-Trio findet sich überdies ganz „wörtlich" in Schuberts Lied „Schöne Welt, wo bist du? Kehre wieder I") Das Quartett v-moll führt den Untertitel „Der Tod und das Mädchen", weil Schubert dem langsamen Mittel satz die teilweise etwas umgebildete Melodie seines gleich namigen Liedes zugrunde legt. Das ganze Quartett — man denke an die Umstände, unter welchen es entstand — beschäftigt sich in dieser und jener Art mit dem Tode. Schubert schreibt hier einen „Totentanz", der an eindring licher Gewalt tiefer greift als jede andere Kunst. Mit dem Eingangsmotiv, eine Art Todesfanfarc, steht der Allbesie ger Tod vor uns; unerbittlich, Opfer heischend. Nach einer stillen, geheimnisvoll schauernden, frommen Feierlichkeit, erklingt von unten nach oben das Triolenmotiv wie klir rend Eisen, übergehend in ein unbeschreiblich holdes Ge sangsthema von zauberhafter Innigkeit. Wieder pocht der Tod. Es folgen Stellen, wo sämtliche Instrumente in rasen den Sechzehntelfolgen davoneilen. Immer wieder das To despochen. Zum Schluß wird cs ganz still, dumpf erklin gen am Schluß die Triolen. Im 2. Satz variiert Schubert die Melodie des Liedes „Der Tod und das Mädchen" in kunstvollster, zwischen den Instrumenten abwechselnder, dein mitgehenden Hörer eindringlichst zu Herzen gehender Weise. Gewaltig wächst sich die Moll-Variation aus, sanft und weich erklingt ein Trosteswort wie aus einer anderen Welt erstirbt der Schluß. Im Scherzo der Tod als dämonischer Geiger, Im Presto-Schlußsatz setzt nun der eigentliche, grausige Totentanz ein, erbarmungslos fegt der Tod über die Erde. Die widerspenstigsten Rhythmen werden in den Todes rhythmus hineingezwängt, der Schluß jagt in immer grö ßerer Schnelligkeit, nochmals rasen die Triolen von unten bis in die höchste Höhe: krachend fällt mit den Schkußakkor- den die Pforte zu. Gerade dieser letzte Satz stellt, was In tensität anlangt, außerordentliche Anforderungen an die Ausführenden, Anforderungen, wie sie nur eine Künstler oereinigung vom Range des Jan Dahmen-Quar- tetts bewältigen kann. Künstler wie I. Da hm en, W. Janda, G. Seifert, St. Auber hat ein günstiger Stern zusammengeführt- in jedem glüht das Feuer heiliger Kunstbegeisterung, in deren zusammenschlagenden Flammen sich ihre auf schlackenlose Technik fundierte Musikalität in künstlerischen Offenbarungen niederschlägt, Spielern und Hörern ins Innerste greifend. Das wunderbare Aufeinan- der-Eingespieltsein, das den Einzelnen fast unbewußt aus den Andern Rücksicht nehmen heißt, läßt jeden das oft sich äuf- bäumeyde Temperament meistern und bringt das Zusam menspiel zu einer Vollendung, für die nur das höchste Lob genug sein kann. Hier galt der herzliche Beifall nicht nur den Virtuosen, sondern den Musikern. Zwischen den Quartetten zeigte der Führer der Quartett vereinigung Jan Dahmen seine Kunst im Vortrage eines Präludiums und Fug ev. I. Sebastian B ach für Violine allein. Bachs Empfindungskraft äußert sich ja in nichts glänzender, als in der Art, wie er die FokM der Fuge der Empfindungsmusik dienstbar macht. Bei Bach erleben wir das Wunder, daß diese kompliziert-verwickelte Form wie etwas Selbstverständliches erscheint, geradezu als die notwendige Form für den Inhalt. Was er durch Ausnutzung und Steigerung der Kunst der Doppelgriffe an Klang und Polyphonie erreicht, das bestaunen wir im mer aufs neue, wenn es uns wie in der obenerwähnten Tondichtung wie Orgelklang und Geigenchor entgegenklingt, zumal wenn ein Künstler wie Jan Dahmen das musi kalische Gewebe in meisterhafter Kunst entwirrt. Die Fuge wuchs in wahrer Monumentalität auf, durchsichtig wie die Krönung eines gotischen Domes. — Die musikalischen Erläuterungen im Programm waren von Stud.-Rat Prof. Kopp redigiert und werden manchem von Wert gewesen sein. Das nächste Konzert findet am 14. Januar 1929 im Schützenhaussaale statt und führt das Or chester der Orchester schule zu Dresden mit Kapellmeister H- Kutzschbach und Konzertmeister Hesse nach Bischofswerda. Erwin Äolf,
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