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Dresdner Journal : 08.10.1851
- Erscheinungsdatum
- 1851-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185110085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18511008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18511008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1851
- Monat1851-10
- Tag1851-10-08
- Monat1851-10
- Jahr1851
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- Dresdner Journal : 08.10.1851
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nehmen. Ihre Wirksamkeit soll sich insbesondere erstrecken auf Berathung der Gesetzentwürfe: ») über di« Abänderung dr< revidirten BürgerrechtSgesetzeS; d) Bildung der Bürger» wehr; v) Regulirung der Verhältnisse der jusammeng,setz ten Gemeinden; ä) Revision der allgemeinen Brandscha- denSordnung u. s. w. Stuttgart, 4. Oct. (Schw.M.) Ob,rsinanzralh ».Siegel ist am 3. Oktober zu den Zollcon ferenzen in Frankfurt als württembergischer Commissar abgereist. — Der Bericht der Finanjcommission der Abgeord netenkammer über den Hauptfinanzetat von 1848 — 52, Abtheilung direkte Steuern, enthält zu dem Ansinnen im neuesten Entwurf eines FinanzgesetzeS für die Jahre vom 1. Juli 184V—52, daß dir Steuer von Grunbeigenihum und Gefällen, sowie von Gebäuden und Gewerben vom 1. Juli 1850 an von bisherigen 2,000,000 fl. auf jähr liche 2,400,000 fl. erhöht werde — den Antrag, die an gesonnene Erhöhung der direkten Steuern vom Grund- eigenthum und von Gefällen, Gebäuden und Gewerben nicht nur für das abgelaufrne, sondern auch für das Jahr 1851 bis 1852 abzulehnen. Durlach, 2. Oktober. (Fkf. I.) Nächsten Mittwoch, den 8. Oktober, wird hier die sechste evangelische Pfarr- ronferenz abgehalten. Au derselben sind alle Geistliche deS Landes, welche auf den Grund der reformatorischen Be kenntnisse an den Verhandlungen Theil nehmen wollen, eingrladen. Meiningen, 4. Oktober. (Pr. Z.) Gestern Abend ist unsere herzogliche Familie wieder hier eingetroffen. Höchstdieselde verließ am 16. vorigen MonatS die Sommer residenz Altenstein, um sich auf einige Tage nach Saalfeld, wo sich ein reizend gelegenes Schloß befindet, zu begebrn. Altenburg, 5. Oktober. (Pr. Z.) Das neueste Stück der Gesetzsammlung enthält ein Patent, mit welchem die in der letzten landschaftlichen Session berathene und ange nommene Dorfordnung zur Publikation gebracht wird. Die Dorfordnung tritt hiernach mit dem 1. November d. I. in Kraft. Die Wahlen zu den neuen Gemeinderäthen und den zu ernennenden Gemeindebeamten sollen sofort noch im Laufe deS JahreS vorgenommen werden; als spätester Ter min zur vollständigen Ausführung für die Gemeinden deS ganzen Landes ist der 1. November 1852 festgesetzt. Auf den kirchlichen und Schulgemeindeverdand findet daS Gesetz keine Anwendung. — Zugleich mit der Umwandlung, welche durch die Einführung dieses Gesetzes für die Landgemeinden vor sich geht, erleiden jetzt auch die Verfassungen mehrerer Städte eingreifende Veränderungen. Die projectirte Re organisation deS Justizwesens, bei welcher es ins besondere auf gänzliche Abschaffung der bisher in sehr großer Ausdehnung bestandenen Patrimonialgerichtsbarkeit und Um formung sämmtlicher Untergerichtsanstalten in landesherr liche Behörden abgesehen ist, bedingt eS, daß den kleinern Städten deS Landes ihre bisher zuständig gewesene Gerichts barkeit abgenommen werde. Dieselbe wird vorläufig den landesherrlichen Justiz- und Kreisämtern zugetheilt. Ueber die definitive Gestaltung des Gerichtswesens im Herzogthum scheint noch immer ein fester Plan nicht vorzuliegen, da die Stimmen gegen Durchführung der allerdings von der Landschaft bereits angenommenen, jedoch noch nicht gesetzlich sanctionirten sogenannten thüringischen Behördenorganisation sich täglich mehren. — Se. Hoheit der Herzog, welcher den Manöver» von dem Jagdschlösse Hummelshain aus beiwohnte, wird erst gegen Ende deS Monats zurückerwar- tet. — Die Vermählung der Prinzessin Elisabeth mit dem Erbgroßherzog von Oldenburg wird dem Vernehmen nach im Februar k. I. aus hiesigem Schlosse stattfinden. Vad Ltebenstein, 30. September. (Fr. I.) Vom 27. bis 29. d. M. tagte hier die von A. Diesterweg, Friedrich Fröbel, H. Köhler und W. Miodendorf ausgeschriebene Pädagogen Versammlung. Es hatten sich von nah und ferne gegen 60 Freunde und Freundinnen deS Erziehungswesens eingefunden. Auch der weimarische StaatSminister v. Wy- denbrugk und der meininqische Consistorial- und Schulrath Or. Peter besuchten die Versammlung. Hamburg, 5. Oktober. II. KK. HH. der Kronprinz von Württemberg und die Großfürstin Olga, welche heute Vormittag ^12 Uhr auf dem kaiserl. russischen Kriegsdampf schiffe Grosiaschin in Kiel auS St. Petersburg ankangten, sind mit dem heutigen Nachmittagszuge hier eingetroffen. Lübeck, 3. Oktober. (L. A.) Sichern, Vernehmen nach ist von Seiten der hiesigen Behörde, unter Vorbehalt der annoch anzustellenden technischen Untersuchung, die Geneh migung zur Eröffnung der Lübeck-B üchener Eisen ¬ bahn zum 15. d. M- ertheilt worben. Am 16. d. M. wird sie dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Araukfurt, 4. Oktober. Heute Vormittag fand zur Feier deS NamenSfesteS d,S Kaisers von Oesterreich eine große Kirchenparade der unserer Besatzung beizählen den k. österr. Truppenabtheilungen und feierlicher Gottes dienst im Dome statt, dem da« diplomatische Corpö und viel« andere Notabilitäten von Militär und Eivil bei wohnten. ** Paris, 3. Oktober. Die Candidaturenfrage hat heut, einen wichtigen Schritt gemacht: da« Haupihin- derniß, da- dem General Ehangarnier bei den Legitimisten von Berryer'S Farbe entgegenstand, scheint durch eine sehr bestimmte Erklärung in der heutigen „Opinion publique" hinweggeräumt zu sein. Diese« Blatt, da« im Gegensatz zur „Union" die Candidatur Ehangarnier'S als zugleich kon servativ und streng verfassungsgemäß mit vieler Wärme anempfahl und verrheidigte, behauptet versichern zu können: daß Ehangarnier keineswegs die Verbindlichkeit übernommen habe, mit nächstem abermals, wie er früher gethan, zu Gun sten der Creton'schen Proposition zu stimmen. DaS frühere Votum des General« war aber gerade, wie bekannt, wahr haft oder vorgeblich der Stein des Anstoßes, der die Union von der Candidatur Ehangarnier'S ablenkte. Diese« Blatt, d. h. Berryer, ist also in die Unmöglichkeit versetzt, seine Opposition gegen letztere mit einigem Schein von Aufrich tigkeit fortzuspinnen, und muß sich entweder ebenfalls für Ehangarnier erklären oder mit ihrem letzten Hintergedanken herauSrücken. Eine geheime Hinneigung Berryer'S zur Wie derernennung L. N. Bonaparte'S ist schon lange vermuthet worden: er wird jetzt bald gezwungen sein, sich offen zu erklären und allen Zweideutigkeiten ein Ende zu machen. Von Seiten der Ordnungspartei wird es dann nur noch zwei Candidaturen geben: die L. N. Bonaparte s und die antibonapartistische, vielleicht fusionistische, Ehangarnier'S. Die des Prinzen von Joinville würde sich gegen letztere nicht halten können. — Der Minister des Innern, Leon Faucher, hat gestern dem Ministerrathe daS Verlangen der Direktoren des unter seeischen elektrischen Telegraphen in Bezug auf das Fort führen dieses Telegraphen bis nach Pari« vermittelst der jetzt schon bestehenden Telegraphen vorgelegt. Der Direktor der telegraphischen Linien, Foy, ist in den Ministerralh be rufen worden, um befragt zu werden, welche Lasten man den Direktoren auferlegen könnte, falls die verlangte Er mächtigung bewilligt würde. — Infolge des Todes der Cardinäle d'Astros und de la Tour d'Auvergne hat man die Absicht, einen neuen Cardinal vom römischen Hofe er nennen zu lassen. Wie verlautet, wird die Regierung für Mr. Parisis, Bischof vvn ArraS und Volksvertreter, einen Cardinalshut verlangen. — 4. Oktober. Die gestrige Behauptung der „Opi nion publique", der General Ehangarnier sei nicht gewillt, abermals zu Gunsten der Creton'schen Proposition zu stim men, konnte nicht verfrhlen, denjenigen Theil der Orlea- nistischen Presse, die sich die Candidatur des Prinzen von Joinville zum Programm genommen hat, aufs empfindlichste zu berühren. Der „Messager de l'Assembee" will der er wähnten Behauptung schlechterdings keinen Glauben schen ken, hält eS aber gleichwohl für rathsam, im voraus anzu deuten, daß Ehangarnier die Stimmen der Orleanisten nicht erhalten könne, wenn dennoch die „Opinion publique" die Wahrheit gesagt haben sollte. So lange das Mittel nicht erfunden ist, gleichzeitig für und wider eine Proposition zu votiren, möchte eS also dem General Ehangarnier schwer fallen, die Stellung eines fusionistischen Candidaten einzu- nchmen. Der „National" verspricht sich aus den Hinder nissen aller Art, worauf die drei konservativen Präsident- schaftScandidaturen stoßen, den besten Erfolg für die vierte Candidatur, die republikanisch,. — Der Ferienausschuß Hal gestern unter dem Vor sitze deS Herrn Daru belachen. Wie üblich, legte der Prä sident Rechenschaft ab über die Situation des Landes. Alles sei ganz vortrefflich, abgesehen von einer gewissen Agitation im Faubourg St. Antoine und davon, daß die Regierung WaffendepotS in mehreren Departements entdeckt habe. Die Gerüchte von einer Dislocation des Ministeriums seien aus der Luft gegriffen. — Trotz der beruhigenden Versicherun gen deS Herrn Daru stimmen alle Nachrichten aus den Departements darin überein, daß die revolutionäre Propa ganda außerordentlich thätig ist. — Wie verlautet, hat die diplomatische Sendung des TitularministerS Brennier nach der Schweiz Bezug auf die Frage deS Eantons Neuenburg. — In dem Ehertzepartsevent hat die Polizei, wi, man von dort schreibt, eine Verschwörung entdeckt; 60 Per sonen sollen verhaftet worden sein. — (T. D. d. Pr. St. A.) General Lamoriciöre ist nach London abgereist. Die Ge nSd'n r m e r i e wird vor Ende dieses JahreS einen Zuwachs von über 1200 Mann erhal len, sie ist jetzt 23,454 Mann stark, worunter 12,937 be ritten. — Man schreibt aus Marseille vom 2. October: „Die amerikanisch, Dampffregatt, Mississipi liegt noch hier vor Anker, sie wird aber wahrscheinlich binnen kurzem in die Se, stechen. — Der Admiral de Lassusse, der Nachfolger Parseval-DeSchLne'S in dem Eommando der Flott, de« mit telländischen Meeres, ist in Toulon angekommen und hat seine Flagge an Bord deS Friedland'S aufgesteckt. Der „A. A." wird auS Straßburg, 1. Oktober, ge schrieben: Der Einfluß, welchen dir PariS - Stra ß b u r- ger Eisenbahn auf den Zug der Reisenden durch unsere Stadt hat, übertrifft alle gehegten Erwartungen. Sobald die Strecke von Bar-le-Duc nach Commerry eröffnet wird, waS im nächsten Monat geschieht, sind wir nur noch 18 Stun den von der Hauptstadt entfernt. Auf den Abtheilungen zwischen Saarburg, Luneville und Nancy wird sehr thätig gearbeitet, so daß im nächsten Jahre die ganze Linie dem Verkehre übergeben werden kann. 00 Rom, 30. September. Der ehemalige k. k. öster reichische Gesandte am Petersburger Hofe, Graf Colloredo, ist aus Civitavecchia hier eingetroffen. — Abermals ist eine hölzerne Kanone aufgegriffen worden und abermals haben Verhöhnungen von Muttergottesbildern stattgefunden, indem dieselben mit Koch beworfen wurden. Der Verdacht fällt diesmal auf Personen aus den höhern Ständen. London, 3. Oktober. Der Prinz Friedrich der Niederlande, Onkel des Königs von Holland Wil helm lll , ist gestern auS dem Haag hier angekommen. Madrid, 25. September. Die Budgetcommission seht ihre Arbeiten eifrigst fort und hat bereit« ansehnliche Er sparnisse in den Voranschlägen bewerkstelligt. — Die eng lische Flotte unter dem Admiral Sir W- Parker ist vor Barcelona angelangt. Der Generalcapitän und die übrigen höhern Beamten statteten dem Admiral Besuche ab. — Berichte von den Manillainseln vom 5. Juni theilen mit, daß die Piraten, obwohl von den Spaniern zu wiederholten Malen geschlagen, wieder mehrere unbefestigte Punkte über fallen und furchtbare Grausamkeiten verübt haben. Der Generalcapitän beabsichtigte die Herstellung zweier Häfen zu Mindano und Tolo zum Schutze de« Handels. Kopenhagen, 4. Oktober. Heute Mittag eröffnete Se. Maj. der König den Reichstag mit einer Rede, welche folgenden wesentlichen Inhalts war: Ec habe die Versamm lung zusammenberufen, damit sie für die Wehlfahrt deS geliebten Vaterlandes wirken könne. Der Krieg sei beendigt und die Wohlthaten des Friedens machten sich wiederum fühlbar. Des Königs Bestrebungen seien beständig darauf gerichtet, die Grenzen des Staates durch die Erbfolge zu sichern, in welchen Bestrebungen er dem größten Entgegen kommen von Seiten deS Auslandes begegnet sei, gleichwie auch seine Beziehungen zu allen fremden Mächten freund licher Art seien. Der Entwurf deS Finanzgesetzes, welcher vorgelegt werden solle, werde darthun, daß sich unsere Fi nanzen in einem blühenden Zustande befinden. M.hrere neue Gesetze würden vorgelegt werden, die aber nicht von so großem Umfange sein würden, als daß diese Session so lange währen müßte, wie die vorhergegangene. Nachdem der König des Himmels Segnungen auf die Arbeiten der Versammlung herabgefleht, schlossen Se. Majestät Ihre Rede unter einem neunfachen Hurrah. 00 Aus Konstantinopel wird vom 20. v M. ge meldet, daß im dortigen Hafen der Zusammenstoß zweier britischer Dampfer erfolgte, wovon einer 25 Fuß lief unter sank. Die Mannschaft ward gerettet. Local- und Provinzial«Angelegenheiten. X Dresden, 7. Oktober. Der gestrigen Mittheilung über die für unsere Stadt stattgefundene Landtagswahl können wir heute noch einige Details hinzufügen. Für die Wahl des Abg. vr. Hertel waren, wie schon berichtet wor den, 203 Stimmzettel eingegangen; der Vollständigkeit hal ber bemerken wir, daß für die Wahl deS zweiten Abgeord neten, Herr Kaufmanns Schramm, dagegen 204 Zettel eingegangen waren. Herr Stadtralh vr. Hertel dankte in einer kurzen Ansprache für daS ihn ehrende Vertrauen der Herren Wahlmänner, zweifelte aber, ob seine Kraft Schiller'- während der italienischen Reise bedrohte die kaum dadurch errungene geläuterte Ruhe der Klasstcität. Dieser Principienkampf in der Art deS Schaffen-, nicht aber die leiseste Empfindung einer Nebenbuhlerschaft, war eS denn auch, welcher von Goethe'- Seite eine Annäherung an den jugendlichen Schiller lange hindurch hartnäckig vermeiden ließ, bi- sich endlich der Dichterfürst ganz von selber in die Zauberkreise deS neuen Genius hinüberneigen und da für immer lieben und bewundern mußte, wo er früher nur erstaunt und gefürchtet hatte. Viel leichter aber konnte jene- Goethe'sche Unbehagen an der Heimath, sein sehnsüchtige- Abwinden in die Ferne allen Andern fallen, al- der Freundin, welcher er so viele Jahre unablässig seine ganze Seele zugewendet. Gerade die innige und stetige Theil- nehmung, zu der seine eigene anhaltende Pflege eS gesteigert hatte, machte die- Verhältniß ungeeignet, eine solche Verkürzung der so lange erharrten Wiedersehen-freude zu ertragen. Wenn von einer Seite die persönliche Verwundung, die Goethe mitbrachte, von der andern Seite sein neubegründeteS Kunstbedürfniß, welche- ein von hingehenden Anempfindungen freiere- Dichten verlangte, ihn jetzt statt früherer WärmeauSströmung zum Anstchhalten be stimmte, so konnte mit dieser neuen mehr meistermäßigen und mehr egoistischen Oeksnomie de- Leben- eine Verbindung nicht bestehen, die auf steten und ganzen Seeleneinklang gerichtet war. Sich mit dem, wa- diese Oekonomie ihr ließ, begnügen, hieß für str dem Ansprüche solchen Einklang,- entsagen, und gab sie diesen, so gab sie ihre Natur auf. Dennoch hat da» Freundschaft-- verhältniß diese nach dreizehnjähriger liebevollster Hinneigung ein- getretene Störung noch siebenunddreißig Jahre überdauert und zieht sich somit durch rin halbe- Jahrhundert hin. ES wurde pom Zartsinne der edlen Frau mit so heiliger Weihe gepflegt, daß sie noch auf ihrem Sterbebett, die rührend hochherzige Ver ordnung gab, man möge ihre Leiche nicht vor Goethe'- Hause vorübertragen. Der Psycholog wird in dem leitenden Resume dieser Be trachtung keine Entschuldigung, aber gewiß eine Eiklärung für die theilweise Entfremvung jene» herzlichen Verhältnisse- erblicken und vielleicht in Goethe den Künstler gerechtfertigt finden, der eS oft für noihwendig hielt, die einzelnen Perioden seine- Leben- mit rücksichtsloser Aufopferung seiner und Anderer Freuden ab- zuschlitßen und sich, von einem Gleise in da-andere schreitend, mit neuen Verhältnissen und äußern Anregungen deS Streben- zu umzirkeln. Nachdem rin höchste- Verständniß mit Schiller ein trat, war der schönste Triumph dieser gegenseitigen Magneten wirkung und sympathetischen Durchstrahlung deS Geiste- erreicht. Alle andern Verhältnisse nach Schiller'- Tode find Surrogate für da- Erhabenste, da- sich durch Verzweiflung und stille Trauer von den Göttern nicht zurückerflehen ließ. O. A l er. Ban ck. Musik. Wien. Die feierliche Wiedereröffnung de- Con- servatorium- der Gesellschaft der Musikfreunde deS österreichischen KaiserstaateS hat am 4. Oktober stattgefunden. Den Professoren Herrn Fischhof und Herrn Hellme-brrger ist die artistische Ober leitung de- Institut- unter Verantwortlichkeit gegen dir Direktion der Gesellschaft übertragen. Theater. Dresden. Das letzte hiesige Auftreten des Fräulein La Grua vor ihrem Abgänge nach Pari- wird nun doch noch im „Barbier von Sevilla" Mittwoch den 8. Oktober fiattfinden, worauf wir hiermit aufmerksam machen. G Die Zeit deS Mittagsessens hat im Laufe der Jahr hunderte vielfache Veränderung erlebt. Im vierzehnten Jahr hunderte aß der König von Frankreich um acht Uhr deS Morgen- zu Mittag und ging Abend- zur selben Stunde mit den Hühnern zu Bette. Unter Heinrich IV. und Ludwig XIV. ging man um eilf zu Tische; unter Ludwig XV. um zwei Uhr, und dieser Gebrauch dauerte bi- zur Revolution. Noch vor fünfzig Jahren aß der König von Spanien um zwölf Uhr zu Mittag; unter der Regierung Heinrich VIII. frühstückten die Leute von gutem Ton in England um sieben Uhr und aßen um zehn Uhr deS Morgen- zu Mittag. Zur Zeit der Königin Elisa beth, wo ein Stück sehr harte- Pökelfleisch und ein Krug Bier da- gewöhnliche Frühstück der Hofdamen war, dinirte man um eilf Uhr und soupirte zwischen fünf und sechs Uhr, eine Zeit, in der man sich heutzutage in England kaum zum Diner setzt. Jetzt ist die Zeit deS MittagSeffenS in England sehr verschieden. Ich erinnere mich — erzählt Baron Vaerst —, daß ein Bekannter von mir sich um halb neun Uhr zum Souper bei dem Kanzler Eldon zu Tische setzt, und um dr,ivirrt,l z,hn Uhr aufstand, um sich zu Grorg IV. zum Din,r zu brgeben. In Frankrrich ist srchS Uhr die Stunde d,S Din,r-. In Pari- heißt ab,r um sechs Uhr meist sieben Uhr und sechs Uhr präciS halb sieben Uhr. Ein Witzbold hat gesagt, daß die Franzosen durch da- ewige HinauS- schiebrn der Stunde deS Diner- damit endigen würden, erst den folgenden Tag zu Mittag zu essen. In England herrscht di« schlechte Sitte, daß man in vielen Häusern erst eine Stunde nach der Stunde der Einladung er scheint, so daß man in steter Furcht ist, zu früh oder zu spät zu kommen. Lord Minto, englischer Gesandter in Berlin, wollte die- an der Tafel deö sehr pünktlichen König- Friedrich
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