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Weißeritz-Zeitung : 18.09.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-186809188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18680918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18680918
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1868
- Monat1868-09
- Tag1868-09-18
- Monat1868-09
- Jahr1868
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 18.09.1868
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Freitag. Ur 73 18. September 1868. Weißerih-Zeitung- H Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde und /rauenstei«. Erscheint Dienstagsund Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Verantwortlicher Nedacteur: Lari Lehne in Dippoldiswalde. Die Uhren-Industrie in Glashütte. Das wahre Wort, „daß der Prophet nichts gilt im eigenen Lande," läßt sich leider auch oft genug auf die In dustrie anwenden. Jedes Kind lernt in der Schule den Namen Locle kennen, Lachauxdesonds und wie die übrigen Sitze der schweizerischen Uhrensabrikation heißen; daß aber Sachsen selbst einen Ort mit einer im Auslande weit-, so zu sagen weltberühmten Uhren-Jndustrie hat, das wissen meist nur Fachleute. Das kleine Glashütte im romantischen Müglitzthale ist es, in welchem vor nunmehr 20 Jahren durch Hrn. Bürgermeister Lange daselbst die ersten Anfänge gemacht wurden, die Industrie dort einzubürgern; sie waren klein; mit nur 20 Arbeitern, die erst ausgebildet werden mußten, wurde begonnen; aber das junge Unternehmen, vom Staate mit einigen Mitteln unterstützt, wuchs unter tüchtiger Leitung kräftig empor und hat sich seitdem mehr und mehr gehoben.*) Noch heute freilich kann es, was die Masse der Fabrikation anbelangt, mit der schweizerischen Industrie sich auch entfernt nicht messen; in Glashütte wird jedoch nur solide Waare gefertigt, und darauf beruht der hohe Ruf, den dieselbe im Auslande genießt. In Clerkenwell, dem bekannten Londoner Viertel, wo fast in jedem Hause Uhrmacher sitzen, werden auch selten Uhren unter 20—22 Thlrn. gebaut; eine ein fache VVorßmuii8->vutoIi, eine Uhr für den Arbeiter, ist nicht billiger zu haben; trotzdem aber steht die sächsische Fabrikation bedeutend höher. Die billigsten Uhren, die hier gefertigt werden, kosten das Stück 24 Thlr.; in der Haupt sache aber erstreckt sich die Fabrikation auf weit theuere Werke; die gangbarsten Sorten sind die von 80, 100, 150—180 Thlr.; es giebt aber auch viele zu 300—400 Thlr. Die Glas Hütt er Industrie steht übrigens, nachdem vor einigen Jahren auch die Fabrikation der Uhrmacher- werkzeuge in's Leben gerufen worden ist, jetzt ganz selbst ständig da. Der Absatz in Sachsen selbst ist sehr gering und in Deutschland überhaupt nur unbedeutend. Ueberwiegend ist der Export, besonders nach England, Spanien, Amerika, vorzüglich Central- und Süd-Amerika. Da die Bewohner dieser letzteren Länder sehr prachtliebend, so müssen die dorthin gehenden Uhren auch äußerlich außerordentlich reich ausgestattet sein; uns, so glänzend so ein Werk mit seinen prachtvollen Verzierungen auch aussieht, würde dasselbe fast überladen vorkommen. In Glashütte bestehen gegenwärtig vier Fabriken, welche zusammen einen Umsatz von etwa 70,000 Thlr. machen und etwas über 100 Arbeiter, meist hausindustriell beschäftigen. *) Wir bemerken, daß andere Staaten, namentlich Preußen und Baden weit größere Unterstützungen zu Begründung und Unterstützung derartiger Jndustrieen aufg'ewendet haben, ohne so erfreuliche Resultate zu erzielen. (Red. d. W.-Z.) Der Wochenverdienst dieser letzteren beträgt durchschnittlich 4'/» bis 5 Thlr. Die Gesammtsumme aller dort gezahlten Ar beitslöhne beläuft sich auf jährlich etwa 22,000 Thlr. Herr Fabrikant Großmann daselbst, welcher auch bereits als Schriftsteller auf dem Gebiete der Uhrmacherkunst einen Ruf erlangt hat — er ist u. A. Verfasser eines Werkes über Ankerhemmung, welches mit einem von einer englischen Gesellschaft ausgeschriebenen Preise gekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde, — hat vor einigen Jahren eine Schule gegründet, in welcher die Uhrmacherei theoretisch und praktisch gelehrt wird. Das Etablissement zählt auch gegen wärtig wieder mehrere Engländer zu Scholaren; auch junge Leute anderer Nationen, Schweizer, Spanier, Griechen, sind schon zu ihrer Ausbildung nach Glashütte gekommen. Die dortige Fabrikation ist eben überall berühmt; nur gerade in ihrem Vaterlande hört man nicht so viel davon. Bei den Absatzgebieten dieser Industrie ist es erklärlich, daß näherliegende Ereignisse, wie z. B. der Krieg von 1866, sie nicht eben sehr berührten; weit drückender für sie war die englische Geldkrisis und der amerikanische Krieg, letzterer be sonders deshalb, als bei der damaligen Erhöhung der Ein gangszölle auch fertige Uhren um 20<>/o höher besteuert wur den, so daß seit dieser Zeit hauptsächlich nur Werke ohne Gehäuse nach Nordamerika versendet werden können. Dennoch ist der Geschäftsgang ein sehr guter, und ist, da die Lebens fähigkeit der Industrie längst nachgewiesen ist, bei nur einiger maßen bessern Zeiten das kräftigste Aufblühen derselben sicher zu erwarten. Ein besonderes Verdienst der jungen Glashütte» Fabri kation ist es, ein rationelles Maßsystem eingeführt zu haben, wie es diese Branche in der Schweiz, England und Amerika nicht besitzt, und diese Regulirung der Maßbestim- mungeu und die mathematische Construction der Räder und Maschinentheile sind Fortschritte, deren Werth man erst er kennt, wenn man sieht, wie unendlich kleine Maße in der Uhrenfabrikation vorkommen und vorkommen müssen. Auch diese Meßinstrumente werden in Glashütte ge fertigt und es giebt deren, auf welchen man ein fünfhundert- theil Millimeter mit Leichtigkeit ablesen kann, das ist unge fähr der 12,000ste Theil eines Zolles oder der 30ste Theil von der Stärke eines feinen Kopfhaares! Die Uhrmacherei bietet überhaupt noch mehrere dergleichen ganz erstaunenswerthe Größen und Zahlenverhältnisse; so werden z. B. von den kleinen Schräubchen, die mit zur Ver wendung kommen, 10,000 Stück aus einem Pfund Stahl draht gefertigt. Noch merkwürdiger ist ein anderes Beispiel. Aus einem Pfunde feinem Stahl werden 25,000 Stück Spiralfedern für Taschenchronometer gefertigt, welche jede mit beinahe 3 Thlr. bezahlt werden und zusammen einen Werth von ungefähr 70,000 Thlr. repräsentiren. Ter Werth deS Rohmaterials, des Stahles, ist also hier um etwa das 200,000-
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