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Weißeritz-Zeitung : 06.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-186908060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18690806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18690806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1869
- Monat1869-08
- Tag1869-08-06
- Monat1869-08
- Jahr1869
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 06.08.1869
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/reitag. M «1. «. August 18«S Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Werßerih-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Svalten-Zeile 8Pfg. Amts- und Anztigt-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe )v Dippoldiswalde und Fravenstcin. Verantwortlicher Nrdacteur: Lart Zehne in Dippoldiswalde. Schreckliches Unglück in den Kohlengruben bei Potschappel. Wir haben heute leider von einem höchst tragischen Ereignisse aus unserer Umgegend zu berichten. In den Steinkohlenschächten „Gottes Segen" und „Hoff nung" auf dem romantischen Plateau des Windberges, dem Frhrn. v. Burgk gehörig, war am 2. August, Morgens 4 Uhr, die Mannschaft — über 400 Berg leute — angefahren; noch waren sie keine halbe Stunde in den über 1000 Fuß tiefen Gängen, als eine furcht bare Erschütterung, die mit der Kraft eines Vulkans sich äußerte, oberhalb der Schächte wahrgenommen wurde; Gebälk ward nach oben geschleudert und Feuersäulen stiegen empor! Die in Folge der heißen Tage sich unten massenhaft angesammelten „bösen" oder „schlagenden Wetter" hatten sich aus irgend welcher Ursache entzündet und ein entsetzliches Unglück angerichtet, das leider die Katastrophe von Lugau bei Weitem überbietet, — denn leider steht jetzt fest, daß Keiner je das Tageslicht lebend wieder schauen wird! Sie haben alle einen gräßlichen Verbrennungs - oder Erstickungstod gefunden! Dem schauerlichen Grabe sind 3 Bergjungen entronnen, die sich dem Tagesschachte zunächst befanden; sie liefen an einem schon niedergesunkenen Steiger vorüber, der ihnen ein „Nehmt mich mit!" zurief; aber sie waren nur auf die eigene Rettung bedacht, — und später fand man den gedachten Steiger todt. Von den Beamten sind überhaupt 6, zwei Ober- und vier Untersteiger, mit verunglückt. Die Rettung ist eine überaus schwierige. Die noch unten befindlichen Wetter müssen durch hineingelassene Feuertonnen beseitigt werden; dann liegt unten Alles in Trümmern, so daß jeder gewonnene Fußbreit erst ausgezimmert, gestützt werden muß, und ehe die zwischen beiden Schächten vorhandene Verbindung nicht wieder hergestellt ist, wird keine gute Luft eindringen können: — also liegt eine schnelle Rettung außerhalb der Grenzen momentaner menschlicher Macht, und Fachmänner haben sich ausgesprochen, daß mehrere Wochen vergehen können, ehe man alle der Verbrannten, Erstickten, Verschütteten wird zu Tage fördern können. Bis Mittwoch gegen Abend hatte man 49 Todte, schauderhaft verstümmelt, theils in Stücken und oft so unkenntlich, daß Niemand sie als die Ihrigen recognosciren konnte, herauf geschafft. Das Bild, das dem Besucher an der Unglücks stätte sich darbietet, ist herzzerreißend! Die Frauen, Kinder und Eltern der Unglücklichen stehen händeringend, weinend und schreiend an den Barrieren, die sie von den Schächten fern halten, um die 24 Bergleute, die ununterbrochen an der Rettung ihrer Kameraden arbeiten, nicht zu stören. Militär ist von Dresden rcquirirt, um die Massen der Neugierigen abzuhalten. Es würde den Raum dieses Blattes viel zu weit überschreiten, wollten wir unserem Bilde die an fast allen Orten in der Umgebung dieser Gruben auftauchenden Jammer- Scenen beifügen. — Der hohe Grad der Verwesung, in welchem schon jetzt die zu Tage geförderten Leichen sich befinden, macht die sofortige Beerdigung in einem großen gemeinschaftlichen Grabe in der Nähe beider Schächte nothwendiz. — Neuere Angaben der Beamten lauten übrigens dahin, daß die Zahl der Verunglückten nur ca. 350 betrage. Cs ist durch diese Katastrophe ein unaussprech liches Elend über Tausende armer Bergarbeiter herein gebrochen; man fühlt das Unzureichende der Sprache, wenn man dasselbe zu schildern begonnen! Lauter denn je ruft hier die Stimme des Unglücks nach Mi ldthätig- keit! Reich ist das Feld, welches hier der ^christlichen Bruderliebe sich erschließt. Mag das hoffnungsvolle Wort: „die Liebe höret nimmer auf!" im edelsten Sinne sich hier verherrlichen! Die Expedition dieses Blattes ist zur Annahme von milden Gaben, die sofort an das Hülfscvmitee gesendet werden und worüber in diesem Blatte quittirt wird, gern bereit. (In Dippoldiswalde selbst wird nach der Bekannt machung des hiesigen Stadtrathes in heutiger Nr. eine Haus- Sammlung stattfinden.) Tagesgef chichte. Dippoldiswalde. Vom Vorsitzenden des hiesigen Turnrath es ist uns Folgendes zur Veröffentlichung mitgetheilt worden: Unser Gauturnfest am 8. d. Mts. wird und kann sich dem Eindruck nicht entziehen, den das schreckliche Ereigniß in unserer Nähe auf jeden fühlenden und denkenden Menschen machen muß. Wenn wir trotzdem von Abhaltung des Festes nicht ganz absehen, so sind hierfür folgende Erwägungen maßgebend gewesen: 1) Sind die Vorbereitungen zu dem längst und lange vor Eintritt des Unglücksfalles beabsichtigten Fest schon so weit gediehen, daß ein Aufgeben jetzt kaum mehr zu ermöglichen ist, jedenfalls mit wesentlichen Opfern verknüpft sein würde. 2) Ist das Gauturnfest und soll es sein nicht ein Fest in des Wortes gewöhnlicher Bedeutung; nicht rauschende Vergnügungen und tolle Lustbarkeiten sollen dasselbe zum Fest machen, sondern es ist und soll sein ein Ehrentag für den Turngau, zu welchem unsere Stadt mit gehört, ein Ehrentag, an dem der Gau öffentliches Zeugniß geben will, wie eö mit der Turnsache in ihm und bei ihm bestellt ist.
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