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Dresdner Journal : 25.01.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185501256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18550125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18550125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1855
- Monat1855-01
- Tag1855-01-25
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- Dresdner Journal : 25.01.1855
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London, 20. Januar. In drm mehrerwähnten Klage- artikel der „Times" über dir Lage der TrHppen in der Krim sag! dieselbe untrr Anderm Folgend,^ tzWir hstfften bis zuletzt, di, Größe de« UebelS werd, lstisre Nkgißkung/ wenngleich spät, zu Anstrengungen, wi, sie die Sache er- keischt», anspornen ; allein noch immer geschieht nichts, wa ber Rede werth wäre. Man läßt die Angelegenheiten in denselben unfähigen Händen, unter deren Leitung sie so rasch und stälig dem Verderben entgegengeeilt sind, und während die furchtbar« Krisis, bei welcher wir angelangt sind, schleunige-, kräftiges und entscheidendes Handeln ge- bietet, vergeudet das Cabinet Tag für Tag mit endlosen und fruchtlosen DiScussionen das klein« Nestchen Zeit, welches un« noch von der herannahenden Katastrophe trennt. Eine Erschlaffung und Erstarrung scheint sich de« Geistes Derer, di, un< regieren, bemächtigt zu haben. Mechanisch schicken si, Mannschaften und Vorrälhe nach dem unheilvollen Hafen von Balaklava, ohne daß sie überhaupt zu merken scheinen, daß Mannschaften und Vorräthe dort gegenwärtig kein anderes Schicksal haben, alt umzukommen und unbenutzt zu v«rschwind,n. Die Sache ist mithin auf einen Punkt gediehen, wo eS zum Verbrechen werden würde, noch länger mit der vollen Wahrheit zurückzuhalten. Wenn der kleine Wahrheitsschimmer, welcher der Nation vergönnt worden ist, nicht hingereicht hat, sie und die an ihrer Spitze stehenden Männer zu entschiedenem Handeln anzusporncn, so missen wir sehen, ob weitere und vollständigere Ent hüllungen eine bessere Wirkung haben werden. Den Nach richten zufolge, welche uns aus verschiedenen und höchst glaubwürdigen Quellen zugehen, unterliegt eS für uns keinem Zweifel, nicht nur, daß der Zustand der Dinge aus der Krim sehr schlecht ist — denn das wird auch der Aller ungläubigste jetzt zugeben, — sondern daß das britische Heer gegenwärtig von einem Unheil bedroht wird, wie eS in ähnlicher Weis« die traurigen Jahrbücher der Kriegs geschichte wohl nur in wenigen Fällen aufzuweisen haben. Wenn wir den Verlust, den uns das Schwert eines rüh rigen und zahlreichen Feindes verursachen mag, auch gar nicht in Anschlag bringen wollen, sondern unsre Aussichten blos in Bezug auf die von uns eingenommene Stellung, auf die uns zu Gebote stehenden Hilfsquellen, auf das Klima, mit welchem wir zu kämpfen haben, und auf den Ge sundheitszustand unsrer Soldaten ins Auge fasten, so wer den wir gewaltsam zu dem furchtbaren aber unvermeidlichen Schlüsse gedrängt, daß in sehr wenigen Wochen, ja, sogar ehe die Offensivoperativnen erneuert werden können, die Reste unsers tapfern und siegreichen Heeres so geschwächt und abgemattet sein werden, daß sie zu nichts mehr zu gebrauchen sind. Unsre Verstärkungen sind beinahe alle auf den Kriegsschauplatz geschafft worden, und Vorräthe sind in Balaklava aufgehäuft, die, wie wir glauben, hin reichen würden, einem größern Heere als daS, welches wir gegenwärtig besitzen, Nahrung, Kleidung und Oboach zu gewähren. Allein eS ist keine Aussicht vorhanden, daß die Ursachen, welche das Heer von seinen Vorräthen und Be hausungen abgeschnitten und durch beständige Anstrengungen und Nachtwachen ermüdet haben, ihre Kraft verlieren wer den, ehe viele Wochen verflossen sind. Dec Bau der Eisen bahn erfordert nothwendig einige Zeit, und wir werden nur zu klar beweisen, daß für« Erste an eine numerische Verstärkung unsrer Streitkräfte und infolge davon an eine Erleichterung ihrer Arbeit gar nicht zu denken ist. Wir wollen also jede Selbsttäuschung bei Seite werfen, uns über den thörichten Wahn erheben, vermöge dessen gewisse Leute glauben, sie könnten Schwierigkeiten und Gefahren dadurch überwinden oder bannen, daß sie rS vermeiden, das Ding beim rechten Namen zu nennen, und wollen ruhig und leidenschaftslos die wirtliche Lage und die Aus sichten unsers Heeres auf der Krim prüfen. Wir glauben auf Grund der besten Mittheilungen, die uns zugänglich waren, daß unser Heer zu Anfang dieses Monats nicht mehr als 14,000 Bajonnete zählte, daß Artillerie und Genie in ähnlichem Maße zusammengeschmolzen wären und dass die Cavalerie als bestimmter Truppentheil gar nicht mehr rxistirt, da alle Pferde, die noch am Leben sind, zum Provianttransport verwandt werden. Es sterben täglich nicht weniger als 60 Mann, und derer, welche durch Er müdung und Krankheit dienstunfähig werden, sollen wöchent lich nicht weniger als 1000 sein. Wird dieses furcht bare Verbältniß der Kranken zu den Gesunden dasselbe bleiben, wird es sich vermindern oder wird es noch wachsen? ES wird und muß furchtbar und rasch wachsen. Wir sag ten eben, daß wir noch 14,000 Bajonnete haben und eine entsprechende Anzahl der andern Truppengattungen. Allein in welchem Zustande befinden sich diese Ueberlebenden? An den Kranken sehen wir nur zu deutlich, dass es keine Leute sind, die plötzlich eine acute Krankheit überwältigt hat, sondern, daß sie an den Wirkungen acutrr Krankheiten lei den, die sie sich durch Anstrengungen und Entbehrungen zu gezogen haben und deren Keim sie schon lange in sich tru ^en, als sie noch zu dem gesunden und dienstlüchtigen Thcilc des Heer?« gerechnet wurden. Sv steht es, wie wir allen Grund zu fürchteri haben, mit Denen, die noch am Leben sind. Matt, erschöpft, halbverhungert, der Kälte und Nässe ausgesetzt, schleppen sie sich nach den Laufgräben hin uns von dort wieder zurück zu ihrer elenden Lagerstätte, und es würde ebenso aberwitzig sein, sie al« gesunde Männer zu betrachten, wie wenn man ein Schiff, in dem das Wasser fünf Fuß tief steht, seetüchtig nennen wollt,. Man nimmt an, daß von den 14,000 Mann kaum 2000 sich einer guten Gesundheit erfreuen; kurz, das Heer war zu Anfang dieses Monat« ein Heer von Invaliden, und zu Anfang dieses MonatS hatte der eigentliche Winter auf der Krim noch gar nicht begonnen. Bei spärlicher Nahrung, ungenügender Bekleidung, geschwächtem Körper und niedergeschlagener Stimmung, ohne gehörige« Obdach selbst bei gewöhnlichem Wetter und ohne Zeit und Gelegenheit, sich eines zu ver schaffen, mußte das Heer eine Kälte ertragen, die wenigstens ebenso streng ist, wie die, welch, gegenwärtig bei uns herrscht. Die stets gleichen dienstlichen Verrichtungen sind von einer beständig abnehmenden Menschenzahl auSzuführen, und je größer der Mangel an Händen wird, desto größer wird auch natürlich die Arbeit. Selbst Diejenigen, welch, die kühnsten Hoffnungen hegen, denken nicht daran, da- vor Ende de« Monats ein Angriff möglich sein wird, und wir viele von den 5'1,000 Mann, welch, unsre Ufer verlassen I haben, mögen dgpn rvg.hl uoch am Leben sein? Wir Lehen I in, Begriffe, wafe-nWßch« «in ganz un,rwstrteitt McMGkr 4 Zufall dazwischen^rlrt, ukfer einzigf« Heer?bkn "Gstzeffstün^ so großen Stolze«, so tiefe« Zuneigung, so »iel zarter Sorge, den Schrecken unsrer Feinde im Felde und den Schutz und Schirm unsrer Freiheiten und unsrer Unabhängigkeit, zu verlieren. Ist die Nation auf rin solch,- Unheil vorberei tet? Will sie sagen: „„Unsre braven Soldaten sind zu Grunde gegangen, nicht, weil wir sie zu einem Unternehmen aussandten, da- zu groß für ihre Kräfte war, nicht, weil wir uns weigerten, ihnen alle« Das zukommen zu lassen, waS zu ihrem Unterhalt nörhig war, und ebenso wenig, weil un« unsre Bundesgenossen irgendwie im Stiche ließen, sondern weil eS uns beliebt hat, aus unserm Heere eine große Versorgungsanstalt, ein Spielzeug für unsre Aristo kratie zu machen, einen Markt, auf welchem das Avancement, da« eine Belohnung des Verdienstes fein sollte, für Geld gekauft und verkauft wird, und weil wir es für gut befun den haben, uns auf die Tapferkeit unsrer gemeinen Sol daten zu verlassen, und es vernachlässigt haben, Offiziere heranzubilden, welche außer der allgemeinen Eigenschaft des persönlichen Murhrs irgend eine der Eigenschaften besitzen, die zum Eommando befähigen?"" Sollen wir sagen, daß, was das Schwert des Feindes nicht erreichte, die Unfähig keit unsrer Minister uno General, zu Stande gebracht hat? Wird uns der Gedanke trösten, daß wir unser Heer ver loren, unfern Einfluß und unser Ansehen bei den fremden Nationen gefährdet, allein weder die Ehre einer einzigen adeligen Familie befleckt, noch ihre Empfindlichkeit gereizt, noch irgend etwas gelhan haben, um die bestehenden Par- »eiverbindungen zu schwächen durch Entfernung unfähiger Leute von Posten, welche einzunehmen sie sich unwürdig er wiesen haben, oder durch Ernennung von Führern für unser Heer, welche die Einsicht und Erfahrung besitzen, es trotz aller in Downing-street und im Armee-Commando herrschen den Ueberlieferungen vom Untergänge zu retten? Wenn uns ein solcher Trost bei solchem Unglück nicht genügt, so müssen wir selbst jetzt noch fordern, daß dem Verdienste die Stellen verliehen werden, welche bis jetzt auf Grund persönlicher Interessen und Eonnerionen vergeben worden sind, und wenn es zu spät ist, um das Urbrl wieder gut zu machen, so ist es doch selbst noch nicht zu spät zur Buße." — Die Berichte der „M. Post" lauten um nichts bes ser, und dieses Jouryal sicht sich veranlaßt, Diejenigen, welche täglich beim Frühstück die Nachricht vom Falle Sebastopols erwarten, zur Geduld zu ermahnen. Angeblich, sagt sie, zählte oie britische Armee in der Krim jetzt 40,000 bis 41,000 Mann ; aber von diesen Truppen lag am Neujahrs tage ein volles Drittel im Spital. Die Zahl der Kranken und Verwundeten betrug nämlich 13,410 Mann, so daß nur ungefähr 27,000 Mann ;m Felde standen, und von diesen erkrankten täglich 100 Mann, und starben im Durch schnitt 50. Mit andern Worten: die Engländer verlieren jcvc Woche durch Krankheit über 300 Mann, so daß sie alle 14 Tage ein Extra Regiment Verstärkung nöthig haben. Im Spital zu Skutari starben zwischen dem 31.Decemb,r und 3. Januar, also in drei Tagen, nach amtlicher Angabe 125 Mann, darunter einer an de/ Cholera, 41 an Dysen terie, 51 an Durchfall, die übrigen an Fieber oder sonstigen Krankheiten, und nur vier infolge von Wunden. Das Re sultat ist, daß auf einen Mann, den das Schwert oder die Kugel hinraffl, 30 den Seuchen oder der Vernachlässigung und Erschöpfung zum Opfer fallen. Die Sache werde im Parlament scharf zur Sprache kommen. Doch schließt das Blatt mit der Hoffnung, daß das Schlimmste nun über standen sei, indem die Straße von Balaklava, diese vi» cko- lorosa über einen acht englische Meilen langen Pfuhl, das Haupthinderniß war, die Vorräthe aus dem Hafen ins Lager zu schaffen. Kopenhagen, 21. Januar. (T. D.d.H.N.) Das Volks thing hat die RcichSgerichtsaction durch eine sich auf die Erklärung des Ministeriums beziehende Tagesordnmig Mit 63 gegen 32 Stimmen beseitigt. — Geheimerath Scheel soll jetzt das auswärtige Portefeuille definitiv übernommen haben. 2t. Petersburg, 16. Januar. <A. A.) Der Genera, der Cavalerie, Siewers I., Commandeur des baltischen Corps und aller in Livland und Kurland ftationirten Truppen, ist am 12. d. M. aus Radom hier eingrtroffen. Das unter dem Namen „das baltische" neu formirte CorpS, über welche? bekanntlich General Siewers den Oberbefehl mit allen Rech ten des Commandeurs eines abgesonderten CorpS erhalten hat, ist, wie wir aus guter Quelle erfahren, zu dem Zweck, von der aktiven Armee dclachirl worden, um die Verrhei- digung der Küstenprovinzen, für den Fall eines abermaligen Angriffs durch die vereinigten Klotten, einem Führer anzu vertrauen, der vermöge seiner Erfahrung und Energie im Stande sein dürfte, selbstständig die nöthigen Maßregeln zu ergreifen, eine versuchte Landung zu hindern oder einem möglichen Bombardement wirksam zu begegnen. Für Esth- land und besonders für Reval ist ebenfalls ein eigener Chef bestellt worden. Die Reise des General-Adjutanten Grabbe 1., welcher am 14. d. M. die Residenz verließ, um sich nach Reval zu begeben, steht mit getroffenen und allerhöchst ge nehmigten Anordnungen zum Schutze der Küsten EsthlandS in Verbindung, wenn das kommende Frühjahr neuerding« die Flotten in den finnischen Meerbusen bringen sollte. Mittelst kaiserlichen Handschreibens sind die Generalmajore Chalezky, Golowin II. und Wcropai zu Rittern des StaniS- lauS-Orden- erster Klasse ernannt worden. AuÄ der Krim ist auch heute etwas erhebliches nicht zu melden. — Die „Time«" hat eine Mass, von Jammerbriefen aus dem Lager, au« denen sie täglich etwas zum Besten gicdt. In einem dieser, vom 1. Januar batikten Briefe eines chirurgischen Gehilfen, heißt eS unter Anderen: „Die Holz- Kütten sind angekommrn, aber woher di, Möglichkeit, sie in« Lager zu schaffen? Wir haben Noth, uns Kleider und Nahrungsmittel zu verschaffen, und di, Türken müssen zum Transport von Munition und Schanzkörben herkalten. Die Intendantur ist schauderhaft schlecht. Lord Raglan ist hier sehr unbeliebt. Unfte Therapie ist sehr vereinfacht, aus dem triftigen Grunde, weil wir nur fünferlei Arzeneien haben. Die meisten Kranken liegen auf dem Boden, in den KUidern, mit höchstens zwei Decken; The, und sonstige VyrOtb-hrMe Dinge fehlen uns." Ein Offizier schreibt Decemder: „Sebastopol scheint mir stärker als je zu sein. Es heißt noch immer, die Festung soll 48 Stunden bombardirt werden; dann gehts zum Sturm. Schlägt die ser fehl, dann kriegen wir sie wohl nie. Das böse Wetter hat unsre Soldaten furchtbar mitgenommen; der Dienst in den Laufgräben reibt sie auf; sie legen sich in den dicksten Koch und schlafen ein; cs thut Eincm das Herz weh, ihnen diese Rast versagen zu müssen. Von meinem Regiment,, da« 7.56 Mann stark auSrückte, sind noch 313 beisammen, 443 sind in den verschiedenen Ho-pitälern, in Balaklava, Skutari oder im Lager. Wir hatten oft 24 Stunden lang kein Fleisch; es fehlt an Brennholz, so dass unsre Leute ihre Fleischration oft ganz roh verzehren. Die Holzhütten werden wir wohl benutzen können, wenn der Winter vorbei ist. (Diese Klagen, und der oben unter London mitge- theilt» Artikel der „TiineS" charakterisiren zugleich den im gestrigen Blatte enthaltenen, dem „Moniteur" entnomme nen Bericht aus Konstantinopel, welcher die Lage der Trup pen vor Sebastopol als eine höchst vortreffliche schildert. D. Red.) — Der Sturm, welcher am 24. und 25. Derembec wüthete, brachte die Schiffe in der Kamiesch -Bai in nicht geringe Gefahr, und es bedurfte der äußersten Thätigkeit des Admirals Bruat, um derselben zu begegnen; dennoch haben einige Schiffe, unter ihnen auch der „Montebello", einigermaßen gelitten; der „Royal Albert" verlor das Steuer ruder. Die Nachricht von der Ernennung dieses durch seine Verwegenheit bekannten Admirals zum Oberbefehlshaber der französischen Flotte soll die Russen veranlaßt Huben, noch eine weitere Fregatte am Hafeneingange zu versenken. Konstantinopel, 8. Januar. lTr. Z.) Omer Pascha'« Ansehen hat in Konstantinopel bedcutend verloren, seit sich die Klagen gegen Riza Pascha (Krieg-minister) wegen Ver nachlässigung seiner Armee, ganz besonder« aber wegen Mangel an Winterkleidunq als unbegründet erwiesen ha ben. Riza Pascha hat sich vor den Gesandten auf das Glänzendste gerechtfertigt und dargestellt, daß er schon vor 3 Monaten alle Winterbedürfnisse der Donau-Armee abge schickt habe, selbige auch in Varna ausgeschifft und nach Schumla transportirt worden seien. — Von Unabhängig keit der Pforte kann In der Zukunft nicht mehr die Rede sein, sie ist den europäischen Mächten verfallen, und jeder Freund der Türkei Muß sich zu dieser Umgestaltung Glück wünschen. Natürlich handelt es sich jetzt nur um politi sche Fragen, geht aber dec Krieg in eincm oder zwei Jah ren zu Ende, so wird der europäische Einfluß mit aller Macht in das Innere der Verwaltung dringen; wir glau ben , daß sich Oesterreichs Gewicht besonders in den Für- stenthümern und in den europäischen Provinzen wird füh len lassen, in Konstantinopel und Kleinasien werden die Franzosen vorwiegend herrschen, an der syrischen Küste und in Aegypten dürfte der Wirkungskreis für die Engländer werden. Des Nachts ziehen bereit- französische Wachen durch die Straßen. Admiral Hamelin ist nach Frankreich abgereist; er beklagte sich bei seiner Ankunft in Konstanti nopel, daß er vom Sultan noch nicht decorirt wurde, wor auf ihm der Großkerr den Medschidieorden erster Klasse verlieh. Das Trachten nach öffentlichen Auszeichnungen tritt bei den Franzosen auf grelle Weise hervor. — DieVcr- werlhung der türkischen Anlehnsobligationen stößt allseitig auf große Hindernisse. Stall einer Prämie haben sie schon 10 pCt. Verlust. Bis jetzt wurden ).'on den eontrakirtcn 5 Millionen Pfund Sterling nur 3 Millionen gezahlt und angewiesen, die andern 2 Millionen scheinen schwer oder gar nicht realisirt werden zu können. Wenigstens haben die zwci damit betrauten Kaufleute (Black und Durand vom hiesigen Platze) von London geschrieben, daß sie ihren Aufenthalt dort ins Unbestimmte verlängern werden. Nach und nach kommen wenig ehrenhafte Dinge an« Licht, welche rin kiesiger Bankier in Gemeinschaft mit dem unlängst entsetzten Finanzminister verübte. Beide — seil längerer Zeit auf dem freundschaftlichsten Fusse — haben das An- lehcn dazu benutzt, um sich zu bereichern; eine controlirende Commission, welche ihnen iur Seite gesetzt war, haben sie so zu täuschen gewußt, daß erst jetzt die großen Verluste für den Staatsschatz fühlbar wurden. Lvtul- und Provinzial-Angelegenheiten. * Dresden, 24. Januar. Vorgestern Abend fand ein Mädchen in der Neustadt am Markte in einer Hausflur ein weggesetztes Kind — einen Knaben von circa Jahr — eingepackt in Heu und Lappen in einem Tragkorbr. Man brachte da- Kind ins FindelhauS und soll die Polizei der Mutter bereits auf der Spur sein. — Gestern verunglückte auf dem Waldschlößchen der Maschinist Schreuner. Der selbe war mit seinen Beinkleidern dem Pumpenwerke zu nahe gekommen, das Kammrad hatte ihn erfaßt, kineinqe- zvgen und infolge dessen ist ihm der rechte Oberschenkel vom Knie bis an die Hüfte zerrissen, sowie der Unterleib sehr gefährlich verletzt worben. Man zweifelt an seinem Wiederaufkommen. ch* Leipzig, 22. Januar. Die Begründung eine- Ere- dilvcreinS für Gewerblreibende nimmt gesegneten Fortgang. Aus glaubwürdigem Munde ward un- versichert, daß durch Geschenke bereit- ein Fond- von 6000 Tktr. vorhanden ist und daß dazu noch zahlreiche unverzinsliche Darlehne in Aussicht stehen. An der Spitze des Ganzen stehen drei Kaufleute und drei Gewerdtreibend,, und Namen, wie die des Stadtrath Harck, Stadtrath v. d. Cron, u. A. bürgen für umsichtig, und qewissenhafle Pfleg« de« jungen Unter nehmens. AuS den Statuten, die nächsten« veröffentlicht werden, werden wir dann Weitere- miktheikcn. Sie find in der gestern im Schützenhaust abgehaltenen Versammlung bereits in Erwägung gezogen worden. Berichtigung. In einigen der zurrst ausqrqebeuen Errmplare der gestrigen Rümmer befindet k-b in dem Berichte über die Ler- dandtungeN der Zweit«, Konnner ein sinnnikstrtlender Druckfehler, in« dem es auf der I«,m» Dpa« Zeil« 41 v. o. statt ,-einer Piülung" beiten muß: „die Positionen" (sowohl dir Einnahme »i« der Lus-ad« ie.).
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