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Weißeritz-Zeitung : 24.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-187310246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18731024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18731024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-24
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 24.10.1873
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L. -W-m u^—un — 670 — ausgezeichnetste Empfang Seiten des Publikums zu Theil geworden ist. — Am Sonntag wohnte der Kaiser, sowie der Großherzog von Baden und die Großherzogin (Tochter des Kaisers) dem Gottesdienste in der protestantischen Kirche bei. Die Ausstellung wurde an mehreren Tagen besichtigt; rS fanden natürlich Diners, Paraden, Theater, Opern rc. statt, zu Ehren des hohen Gastes. — Bei dem Galadiner in der Hofburg am Dienstag brachte Kaiser Franz Joseph einen Toast auf den Kaiser Wilhelm aus, worauf Letzterer denselben erwiederte wie folgt: „Erlauben Mir Ew. Majestät, daß ich auf die eben gehörten erhebenden Worte Meinen herzlichsten und freundschaftlichsten Dank ausspreche. An diesen Dank reihe Ich den für die gastliche und freundschaft liche Aufnahme, welche die Kaiserin, Meine Gemahlin, und Meine Kinder hier gefunden haben. Es ist Mir eine besondere Genugthuung, daß Ich den freundlichen Besuch, den Ew. Majestät in Verbindung mit Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland im vorigen Jahre in Berlin machten, noch während der Weltausstellung hier habe erwiedern können. Die damals unter UnS ausgetauschten freundschaftlichen Gesinnungen, die Ich hier jetzt in vollem Maße wiedergefunden habe, sind eine Bürgschaft des europäischen Friedens und der Wohlfahrt Unserer Völker. Ich trinke auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich und Königs von Ungarn, Meines erhabenen Freundes und Bruders!" Frankreich. Die Königsmacher haben jetzt ein Programm veröffentlicht, in welchem es u. A. heißt: „Wir wollen die erbliche, repräsentative und constitutionelle Monarchie, welche dem Lande das Recht giebt, in die Handhabung der Geschäfte einzugreifen und die gleichzeitig unter der Garantie der ministeriellen Verantwortlichkeit steht, eine Monarchie, welche ferner alle nothwendigen politischen, bürgerlichen und religiösen Freiheiten, Gleichheit vor dem Gesetze, sowie den Zutritt Aller zu allen Ämtern, Ehren und wirklichen Vor theilen und endlich die fortgesetzte Besserung der Lage der arbeitenden Klassen auf friedlichem Wege sichert." Sonst ist im ganzen Laude ein buntes Durcheinander von Ansichten und Behauptungen: in Paris und Versailles wird die Un gewißheit immer unbehaglicher, und in der Provinz steigert sich die Gährung; die Landvevölkerung und Arbeiter in in vielen Departements sprechen sehr gefährlich über die gefürchtete Restauration. Die Bauern wollen die Priester verjagen und die Schlösser und Besitzungen der royalistischen Deputaten verbrennen, wenn dieselben für die Monarchie mit Heinrich V. stimmen. Aehnliches hört man von den Arbeitern der industriellen Städte, und unter der warmen Asche beginnt das kommunistische Feuer wieder aufzuwachen. — In dem Prozesse Bazaine hat nunmehr das Zeugen verhör begonnen; es wurden Leboeuf, Lebrun, Jarras, Keratry, Jules Favre und Palikao vernommen. Evi aus dem Forsthause. Eine Dorfgeschichte. Von I. M. (I. Fortsetzung.) „Du weißt, Evi, daß ich, gleich Deiner seligen Mutter, ein Stadtkind bin. Wenn Du schon nicht begreifen magst, wie ein junges Mädchen in so einer Stadt die langen, langen Tage hinbringt, so wirst Du Dir dagegen recht gut eine Vorstellung machen können von dem schrankenlosen Uebermuthe, von der ausgelassenen Lust, denen sich die junge Welt hin- giebt, wenn einmal die Fessel des steifen Anstandes, die hohle Art eines angedrechselten Benehmens draußen in der freien Natur abgestreift wird. Hier pflegte sich nun unsere ganze Lust auszutoben im Springen und Tanzen, in Sing und Sang. Die Stadtmenschen sind einmal absonderliche Wesen. Es scheint fast, als ob sie eine doppelte Natur in sich sähen, die hier so und dort anders sich zeigt, je nach Beschaffenheit der nächsten Umgebung. Ist der Zwang, der der Natur des Menschen innerhalb der Stadt aufcrlegt wird, unnatürlich und wahrhaft despotisch, so ist andererseits die Ungebunden heit, der Uebermuth außerhalb der Stadtmauern nur in den seltensten Fällen ein Ausfluß von Natürlichkeit. — Diese seltenen Fälle kann und muß ich mit vollem Rechte für unsere damalige Gesellschaft in Anspruch nehmen. In unserem Elternhause verkehrte eine Anzahl junger Leute, so ungezwungen, so herzlich, daß ich noch jetzt mit wahrem Vergnügen in jene Zeit zurückblicke. Deine Mutter und ich hatten eine ganze Schaar Freundinnen, deren auf richtige Neigungen zu uns ich zwar nie bezweifelt habe, von denen ich jedoch glaube, daß ein guter Theil davon den Freunden unserer Brüder und wohl auch diesen selbst zu Gute kam. Was nur an jugendlichen Scherzen aufgeführt werden konnte, fand stets begeisterte Aufnahme und unverzügliche Ausführung. Im Winter freilich war unserem Uebermuthe nur ein kleiner Spielraum geboten; aber war erst der Früh ling da, dann begannen auch unsere Ausflüge und Landpartien, die wir ein für allemal auf jeden Samstag festgesetzt hatten und wovon wir uns durch kein Wetter, mochte es noch so schlecht sein, abhallen ließen. Ich könnte Dir mehr als einen Fall aufzählen, wo wir, nicht in der figürlichen Be- dutung des Wortes, nein, richtig bis auf die Haut naß, ohne trockenen Faden am Leibe in die Stadt zurückgekehrt waren. Das machte uns nur noch mehr Spaß, um so mehr, als auch unsere Mütter wacker -aushielten, und kein Zischeln der Nachbarschaft vermochte uns zu ändern. Der jetzt dort auf dem Sopha so sanft eingeschlummert ist —" „Oho," unterbrach sie die feste Stimme des Försters, „kein Laut geht mir verloren; fahre nur fort, Schwägerin, ich höre Dir gerne zu!" „— Also Dein Vater, der mit Deiner Mutter damals schon verlobt war, war einer der Schlimmsten und es sekun- dirte ihn nach Kräften ein Rechtspraktikant, mit dem ich mich mit Zustimmung unserer Eltern gleichfalls schon verlobt hatte. Es ist ein merkwürdiger Zufall, daß Du mir gerade heute den Fingerhut bringen mußtest, der mich an den furcht barsten Tag meines Lebens gemahnt. Der Tag, von dem ich Dir nun erzählen werde, ist nämlich kein anderer, als der 28. Mai, und den haben wir heute, wie ich glaube. Durch Deine allerliebste Aufmerksamkeit wurde meine Zunge gelöst, die über diesen Gegenstand bisher beharrlich geschwiegen hatte. Daß die Erinnerung an den 28. Mai jenes längst ver gangenen, verhängnißvollen Jahres stets still an mir vorüber gezogen wäre, kann ich gerade nicht sagen, und oft, wenn Ihr, Du oder Dein Bruder — der Vater wußte es wohl genau, welche Gedanken in mir auf und ab zu wogen pflegten — nicht wußtet, warum die Tante plötzlich still und ver schlossen wurde und nicht auf Eure kindlichen Aeußerungen hören wollte, hat die Erinnerung an diesen 28. Mai ihre ergreifenste Wehmuth in meine Seele gegossen. — Laß Dir nun erzählen! Der Mai jenes Jahres entsprach einmal ganz den An forderungen, die man an den Wonnemonat stellt. Sonst pflegen derartige Wonnemonate mehr im Geiste der Dichter, als in der Wirklichkeit vorzukommen. Unsere Gesellschaft hatte schon mehrere froh genossene Ausflüge in die nächste Um gebung der Stadt hinter sich. Der letzte Samstag des da maligen Mai fiel auf den 28. Da alle Anzeichen eine beständige Witterung in Aussicht stellten, so wurde der Plan ausgeheckt, an diesem Tage die etwa 3 Stunden entfernte Ruine Wildenstein zum Ziele unseres Ausfluges zu machen. Bald nach Sonnenaufgang waren wir Alle, vollzählig wie niemals, aufgebrochen. Unter Sing und Sang ging's
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