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Dresdner Journal : 22.06.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185906227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 567 als Seite 565 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-06
- Tag1859-06-22
- Monat1859-06
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 22.06.1859
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Juli beginnt ein neuer Abon nement auf da- „Dresdner Journal". Be stellungen für auswärts find an die nächst gelegenen Postanstalten, für Dresden an die k Expedition des DreSduer Journals »urichten. — Der Preis beträgt vierteljähr- lich in Sachse« 1 Lhlr. 1Ü Ngr , in Preußen 2 Thlr., in Oesterreich 3 Fl. 42 Kr. österr. Währung. Inserate nn „Dresdner Journal" wer den unter „Eingesandt" mit 2 Rgr, im In- srratentheile mit 1 Rgr. für die Zeile oder deren Raum berechnet. Amtlicher Theil. Bekanntmachung die Annahme 4^procentiger Hanbdarlehne bei der Finanzhauptcasse betreffend. Nachdem die Staatsregierung ständischer Seit- be- bufs zeitweiliger Verstärkung der Baarbestände des mo bilen StaatSvermögenS zu Aufnahme von Handdarlehnen ermächtigt worden ist, so hat unter Allerhöchster Geneh migung da« Finanzministerium beschlossen, von seht ad bis zu anderweiter Bestimmung Kapitalien, dafern sie den Betrag von mindestens LOO Lhalern erreichen, und in ganzen Thalerhunderten aufgehen, gegen halbjährlich in den Terminen 2 Januar und 1. Juli zu leistende, vom Tage der Einzahlung ab beginnende jährlich, Ver zinsung nach Vier und Einhald vom Hundert, jedoch mit Vorbehalt einjähriger, beiden Theilen lediglich in den Terminen 2. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. October freistehender Aufkündigung, al« Handdarlehn» zur Finanzhauptcasse übernehmen, auch bei deren künftiger Rückzahlung, sowie im Falle einer etwaigen Weit^cedi- rung derselben, von Entrichtung de« gesetzlichen Quit tung«. und beziehentlich Session« - Stempel« absrhen zu lasten. Dergleichen Darlehne können zu jeder Zeit bei der Zinanzhauptcast« eingezahll werden; e« haben aber die Darleiher mindesten« gleichzeitig bei dem Finanz-Mini sterium «ine Anmeldung de« Darlehn« nach dem an- Uegende« Schema «tnzumichen, «maus ftbann für ««- vewrilte Ausfertigung und Aushändigung der, unter Vollziehung de« Vorstand« de« Finanz-Ministerium« und Eontrasignatur de« Finanzhauptrassirer«, mit Hülfe »ine« gedruckten Formular«, auszustellenden diesfallsigen Schuld verschreibungen Sorge getragen werden wird. Hierbei soll denjenigen Darleihern, welche die Einzahlung bi« zum 30. September diese« Jahre« bewirken, noch eine besondere Provision von A Procent gewährt, eine gleich hohe Provision auch Denjenigen zugethrilt werden, welche bis zum 3l. Juli diese« Jahre« mindesten« die Anmel dung eine« Darlehn« bewirken und letztere« noch im Laufe de« gegenwärtigen Jahre« wirklich einzahlen. Denjenigen, die sich dabei der Einsendung durch die Poft zu bedienen wünschen, wird gestattet, die dietfalls «inzuzahlenden Gelder, welche jedoch nur in Courant- münzen, k. s. Castenbillet«, Leipziger, Oberlausitzer oder Preußischen Banknoten bestehen dürfen, bei dem betreffen den Postamt« ihre« Wohnort« unter der Adresse der zinanzhauptcasseund der Bezeichnung „Hand bailehne betreffend", «afranktrt aufzugeden, auch sollen denselben dann di» Schuldverschreibungen portofrei zvgehen. E« wird daher Solche« zu Jedermann« Wissenschaft hierdurch bekannt gemacht. Dresden, am 16. Juni 1859. Finanz - Ministerium. Freiherr von Friesen. Geuder. Dem Königlichen Finanz-Ministerium werden hier durch Thaler «.lck. j heutig»« Lage j i den 30. September diese« Jahre- s von al- 4>üproc»ntige- Hauddarlehn angemeldet. Dre-den am 1859. 14. kst. Bekanntmachung du Ausgabe 4procentiger Staatsschuldencassenscheine mit dem Rechte einjähriger Kündigung für den Inhaber betr. Mit Allerhöchster Genehmigung und auf Grund der bei« letzten außerordentlichen Landtage ertheilten stän dischen Ermächtigung hat da- Finanzministerium beschlos sen, einem Theile der 4procentigrn Staat-schuldencassen- jcheine von der Anleihe der Jahre 1852, 55, 58 und 59 «st Eigenschaft der Kündbarkeit beizulegen und dadurch den Inhabern de« Bortheil zu gewähren, selbige erfor derlichen Falle- ohne allen Cur-verlust in- Geld setzen zu kÄtnen. t« werden demnach hierüber folgende näher» Bestim mungen andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. § 1- Au« den Beständen der Finanzhauptcasse wird ein entsprechender Betrag solcher Schein« und zwar nach dem Ermesse» de- Finanzministerium« in Abschnitten theil« zu 500 theil« zu 100 Lhalrrn, zum »eitern Absätze au- freier Hand in der Art vordrreitet, daß der Dorderseite dn Hauptobligation mittelst Stempel« die Wort»! „küackbsr io t-emucheit «ier üeluwntlu»cinwg vam 17. äuoi 1859. hi 8. kwaurmiuisterium." aufgedruckk werden. §. 2. Diese Verlautbarung (§. 1) gewährt den Inhabern der damit vrrsehenen StaatSschuldencassrnschrinr da« Recht, dieselben nach vorauSgrgangrner zu jeder Zeit ihnen frei stehender einjähriger Aufkündigung nach Jahresfrist nebst Zinsen di« zum Zahlungstage nach dem vollen Nominal beträge bei der Finanzhauptcasse rinzulisrn. §. 3. Ueder die bei der Finanzhauptcasse angebrachten Kün digungen werden von dieser den Anmeldern besondere Bekenntnisse ausgestellt, in welchen der Tag der Zahlung bestimmt anzugeben ist. Die Gültigkeit dieser Bekennt nisse und mithin dir Wirkung der erfolgten Kündigung erlischt, wenn nicht längstens binnen 14 Tagen von dem bestimmten Zahltage an davon Gebrauch gemacht wor den ist. §- 4. DaS Finanzministerium behält sich vor, den im Wege der Einlösung oder des Ankaufs an die Finanzhauptcasse zurückgelangten StaatSschuldencassenschrinrn die mittels de« in tz. 1 gedachten Vermerks beigelegte Kündbarkeit, durch anderweite Aufdruckung der Worte: „Xüoclbarbeit erioecbeu k. 8. kmrmruimioteriuin", unbeschadet ihrer ferneren UmlaufSsähigkeit hinwiederum zu entnehmen. §- 5. Sollte ein gekündigter StaatSschuldencassenschein vor Ablauf der bestimmten Jahresfrist von der planmäßigen AuSloosunq betroffen werden und demgemäß rin früheeer Zeitpunct seiner Zahlbarkeit eintrelen, so ist lediglich die ser letztere- für den Inhaber als maaSgedend, die Wir kung der angebrachten Kündigung hingegen als gänzlich erledigt zu betrachten. §. 6. Die mit dem Rechte einjähriger Kündigung für den Inhaber au«zugebenden Staatsschuldencassenscheine lie gen von jetzt ab bei der Finanzhauptcasse zur Abnahme bereit, auch soll bi« zum 30. September dieses Jahres den Abnehmern solcher Staatsschuldencassenscheine A Pro cent Provision gewährt werden. Dresden, am 17. Juni 1859. Finanz-Ministerium. Freiherr von Friesen. Geuder. Dre-den, im Mai. Seine Majestät der König haben die Errichtung eines Königlich Sächsischen Con- sulate« in Köln am Rheine zu beschließen und den dor tigen Banquirr Albert Oppenheim zu AllerhöchstJhrem Consul zu ernennen geruhet. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten Zeitungüschan. , (National-Ztg. — Neue Preußische Ztg. — Oesterreichische Ztg.) TageSgeschichte. Wien: Die Räumung der militäri schen Stellungen Oesterreichs im Kirchenstaate. — Triest, Politische Erörterungen untersagt. Ausfuhr de« Roheisen« verboten. — Berlin: Zur Mobil machung. Duellanten begnadigt. Die Humboldt- schrnkung angefochten. Berichtigung einer Mittheilung des „Nord". — Hannover: Preßproceß. — Kas sel: Preußische Truppentransporte. — Frankfurt: Freiherr v. Kübeck BundeStagSsitzung. — Bremen: Schutz der deutsch-amerikanischen Handelsverbindungen. — PnriS: Verstärkungen nach Italien. Das Lager von ChalonS. Broschüren über Garibaldi. Marschall BoSquet.— Florenz: Rührigkeit der Franzosen. Adressen an Louis Napoleon und Victor Emanuel. Bologna: Freier Lauf der BolkSwünsche. — Nea pel: Die Amnestirung. — St. Petersburg: Feuersbrunst. — Konstantinopel: Verstärkung der Dardanelltnftstungtn. — New-Jork: RechtSgrund- sätze über Erpatriation. Lom Kriegsschauplätze. Dresdner Nachrichten. Vrovinzialnachrichten. (Zwickau Freiberg. Meißen.) Wissenschaft, Kunst und Literatur Sächsische Bäder. Börsennachrichten. Inserate. TageSkaleader. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Dienstag, 21. Juni, Mittag-'-t2 Uhr. In der heute vormittag 10 Uhr hier eröffneten Generalversammlung der Aktionäre der lallgemei- nm deutschen Creditanstalt waren 357 Aktionäre anwesmd, welche 15,602 Aktien mit V65 Stimmen vertraten. Uever einzelne Positionen des Geschäfts bericht» entwickelte sich eine sehr lebhafte Debatte, die soeben bis 3 Uhr vertagt wordm ist. Pari», Montag, 20. Juni. AuS Alexan- driert ist die Nachricht eingrgangm, daß der Lire- köuia die Arbeiten am Suezcanal suSpendirt bat. AuS Turin wird gemeldet, daß die Oester- reicher Montechiaro (südwestlich von Lonato, vor Castiglionr) geräumt habm. Wie den „Jud«p." telegrapbirt wird, meldet daS neueste officielle sardinisch« Bulletin: Am 16. Juni haben die Oesterreicher die Räumung von Montechiaro beendigt. Ihr erster Flügel soll nach Lonato, in der Richtung auf PeSchiera gegangen sei», ihr Emtnu» die Höhe» von Castialione occ»pirt habm, ihr lt»ker Flügel sich nach Cassel Goffredo (5 Stunden südlich von Loatao) gewen det habm. Währmd der letzten Tage find durch Montechiaro kV,000 Oesterrricher mit 6000 Pfer den und 12 Batterien pasfirt. Die italienische Armee hat am 17. Juni eine Bewegung nach vor wärt» gemacht. Dresden, 21. Juni. Der Beschluß der Mobilmachung eines Theile« der preußischen Armee ist in ganz Deutschland mit Anerkennung und hoher Freude ausgenommen worden Wurde auch mit dieser Maßregel nicht zugleich ofsiciell angekündigt, in welcher Weise die preußische Politik vor gehen werde, so fühlte und glaubte man doch überall, daß ein so gewichtige« Wort den Anfang einer Politik bilden werde, wie sie ganz Deutschland schon lange erhofft hat. Man war schon zufrieden und beruhigt, weil dieseMaß- nahme rin entschiedene« Dementi jener traurigen entzweien den, Mißtrauen säenden und beunruhigenden Parteipolitikjzu enthalten schien, welche ganz offen Preußen die Politik empfohlen und zugeschlieden hatte, über die Neutralität Deutschland« zu wachen und keinen Versuch deutscher Unterstützung für Oesterreich zu dulden, ja nöthigenfall« die einzelnen deutschen Staaten mit Gewalt daran zn hindern. Man hoffte in Deutschland — und diese Hoff nung ist auch heute noch eine durchaus zuversichtliche — daß Preußen nunmehr die Initiative zu einer kräftigen deutschen Bundespolitik ergreifen werde, und da kein Zweifel daran besteht, daß eine solche auf allen Seiten befördert und unterstützt wird, würde Preußen durch den Hinweis auf die Haltung des Deutschen Bunde« eine eminente Ressource für seine politische Geltendmachung haben. Die Berliner Blätter von verschiedenen Partei farben, wie ihnen dir Bedeutung de« Schritte« der Mo bilmachung nicht recht klar war, scheinen sich auch ebenso wenig über den Weg aufklären zu können, welchen Preu ßen wählen wird, um jene Ressource zu gewinnen Die „National-Zeitung" von gestern;. B. erkennt zwar an, daß „Preußen nur dann Großes durchführen könne, wenn sein Aufruf für die nationale Sache in den andern deutschen Ländern den kräftigsten Wiederhall findet." Ader in demselben Alhem schließt sie auch wieder Oester reich von diesen „andern deutschen Ländern" aus, indem sie davon spricht, daß Preußen sein Ansehen „zwischen drei mächtigen Kaiserstaaten" nur durch äußerste Kraft anstrengung und durch die Allianz mit den andern deut schen Staaten behaupten könne. Die Zeitung geht noch weiter. Sir „nimmt an", daß „die zu fassenden Be schlüsse in freier Vereinbarung durch besondere, nach B-etm zu entsendend« Bevollmächtigte zu Stande kom men werden." „Wenigstens — meint sie — halten wir diesen Weg in so ernster Zeit für den, der allein zum Ziele führen kann, während Verhandlungen in Frankfurt nach dem gewohnten Geschäftsgänge un« von vornherein in dem großen Anlaufe, den die Nation jetzt nach dem Gebote einer ehernen Nothwendigkeit nehmen muß, zum Falle bringen würden." So vrrsteht man im übrigen Deutschland die preußische Politik nicht. Und so, mit Vergunst der „National-Zeitung", ist sie sicher auch nicht in Berlin projectirt. Im übrigen Deutschland will man weder politische Separatverträge mit Preußen, noch mit Oesterreich; man will weder eine einseitige Unterstützung einer lediglich österreichische Interessen voranstellenden, noch die Unterstützung einer lediglich der preußischen Macht stellung dienenden Politik: sondern man will ein innige« Ausammenschmelzen aller politischen Strebungen in Deutsch land zu einer mächtigen deutschen Politik, in welcher der europäischen Macht de< Deutschen Bunde« der große Beruf zufällt, welchen er seinem StiftungSzwecke gemäß für Deutschland und Europa hat. E« versteht sich von selbst, daß der großen Macht Preußen« alle Ehre gelassen und alle Beachtung gezeigt wird, und wir glauben sicher erwarten zu können, daß, im Falle jene große Macht zu aclivrn Zwecken gebraucht werden soll, die übrigen deut schen Staaten vollkommen einverstanden darin sein wer den, ihre Macht in engem Anschlüsse an Preußen zu verwenden, denn die militärische Aufgabe, welche Deutsch land zufallen würde, träte eS ein in den Kamps, ist eine gemeinschaftliche, auf gegenseitige Achtung basirte und könnte nur durch eine klare, große Disposition gelöst werden. Auch mit der Auffassung, welche die „N. Pr. Ztg." bezüglich der Politik Preußen« kund gikbt, können wir un« nicht ganz einverstanden erklären. Diese Zeitung fordert al« „Bast« der Action" einen „freien und festen Vertrag" Preußen« mit Oesterreich, der Preußen „sichere gegen alle etwaigen Wandelungen der Wiener Politik." Diese Ansicht dürfte vom deutschen Standpunkte au« nicht bekämpft werden können, wohl aber, wa« die Zeitung dann weiter bezüglich der übrigen Staaten Deutschlands sagt. Ihnen wird Alle« wieder in« Gesicht geworfen, wa« dir gothaischen Parteiblätter in der letzten Zeit so häufig vorgebracht haben bezüglich der „Majorisirung" Preußen« in Frankfurt. Da« Blatt sucht sich au« dem Rechtsconflicte, in welchen e« damit geräth, mit der Phrase zu helfen, welche sonst ganz andern Parteien ge läufig ist: „daß eine Großmacht um formalen Recht willen sich nicht dürfe materielle« Unrecht zufügrn lassen." Und worin soll dies „materielle Unrecht" bestehen, wenn Preußen, dessen Großmachtstellung in der Bundesverfassung alle mit den höchsten Zwecken de« Bunde« verträgliche Berücksichtigung gefunden hat, gleich -Oesterreich und den andern deutschen Staaten an der Schöpfung einer mäch tigen BundrSpolitik mithilft, einer Bunde-politik, auf welche e« immer sehr hervorragenden Einfluß haben wird und von welcher ,« hinwieder eine kräftige Unter stützung seiner Großmachtstellung empfängt? Die- ist un« eben so unklar, wie den genannten Blättern die Intentionen der preußischen Regierung unklar zu sein scheinen. Ueder da« dem englischen Parlamente vorgelegte „Blaubuch" in Betreff der diplomatischen Verhand lungen in der italienischen Angelegenheit bemerkt di« „Oesterreichische Zeitung": „Die Rechtfertigung Oester reich« liegt in dem, nun dem englischen Parlamente vor liegenden blauen Buche. Selbst die „Times" kann, trotz der Schwenkung, die sie in den letzten Tagen gemacht, nicht umhin, die Perfidie zu kennzeichnen, mit welcher von Seite Frankreich« und Sardiniens zu Werke ge gangen wurde. Louis Napoleon gab fortwährend Ver sichrrungen seiner Friedensgesinnungen und bereitete den Krieg. Der Sardenkönig behauptete stets, er wolle Nichts, und stellte sich an die Spitze einer Verschwörung, um Italien zu reoolutioniren und dann einzuschreiten. Die ganze Machinalion «ritt in den Worten des Grafen Wa lewSki klar hervor, der zu Lord Cowley sagte: „„So lange Oesterreich innerhalb seiner Grenzen bliebe, könnte es nach Belieben schalten und walten; er bürge dafür, daß Frankreich sich nicht einmischen werde; aber sobald es einen einzigen Soldaten in einen andern Theil Italien«, mit Ausnahme der Legationen, marschiren ließe, könne er für nichts gut stehen. Er wolle damit nicht sagen, daß Frankreich selbst dann einschreiten würde, aber alle» Wahrscheinlichkeit nach würde Sardinien dies lhun, worauf die daraus entspringenden Verwickelungen ganz Europa erfassen könnten"" Auch wurde die« von den Eng ländern gleich vollkommen erfaßt. Lord Loftus sagte zum Grafen Buol, e« sei letzt in der Hand Mazzini'S, einen Krieg heraufzudeschwören. Es brauche den Wühlern nur deizufallen, «inen Aufstand in einem der Herzog- lhümer zu erregen, und der Krieg wäre fertig. Das war demnach der mit Frankreich abgekartete Plan. In einem der Herzoglhümec wird ein Putsch stattsin- den. Die Vorbereitungen dazu waren getroffen, wie die Vorgänge in Toscana, Carrara und Parma zei gen. Eine revolutionär« Junta saß in Turin unter dem Schutze Victor Emanuels, schickte Adressen in alle Lande Italiens und knüpfte Verbindungen zu einer Erhebung an. E« war dann natürlich, daß Oesterreich Vertrags mäßig einschritt, und der Krieg war fertig. Dem gegen über waren alle Unterhandlungen, alle Congreffe nur Gau kelspiele. Andererseits war Oesterreich zu allen Con- cessionen bereit, die man von ihm forderte. Vier Punkte hatte Lord Cowley ausgestellt, keiner fand bei Oesterreich Widerspruch. Die Reformfrage im Kirchenstaate fand bei Oesterreich vollkommen Anklang, aber hier war es gerade Frankreich, das zurückhiell, nachdem eS angefan gen. Die Separatverträge, au« denen ihrer Zeil einige deutsche Blätter so viel Wesens machten, waren von Oesterreich keineswegs alS absolute Nothwendigkeit hin gestellt worden. Lord Cowley machte zwei Vorschläge; der eine bestand darin, Sardinien al« neutral zu erklä ren, der andere, eine Conföderation der Staaten Central italirn« zu Wege zu bringen. Beide wurden vom Gra fen Buol alS Basis zu Unterhandlungen angenommen. Aber weil der Boden zu einer Ausgleichung gegeben war, trat man mit einem Congresse dazwischen. Man wollte eben in Pari« nie, wa- man zu wollen vorgegeben hatte." Tagesgeschichte. — Tüten, 18. Juni. Die Räumung der Stellun gen, welche die bewaffnete Macht Oesterreichs im Kir chenstaate inne hatte, ist Mißdeutungen unterworfen worden, dennoch war sie nur die natürliche und noth- wendige Folge der Schritte, welche von der andern Seite geschehen sind. Bekannt ist bereit-, daß die französische Regierung Protest dagegen erhob, als Ancona in verlhci- digung-fähigen Zustand gesetzt werden sollte, vom päpst lichen Stuhl dieser Protest unterstützt wurde, und Oester reich demselben sofort volle Beachtung angedeihen ließ. Die Arbeiten wurden eingestellt und die Verstärkungen zurückgezogen, welche die Besatzung der Festung erhalten halte; überhaupt hielt man sich österreichisch,rseits streng an die Bestimmungen, welche schon vor dem Kriege ver abredet worden waren, sowohl was die numerische Stärke, als die Di-location der Truppen und die Demarkations linie betraf, welche kein Theil überschreiten sollte. Ueber- dies verlangte der Herzog von Grammont in einer namens seiner Regierung am 24. Mai d. I. überreichten Note, daß der Stand der HilfStruppen in den päpstlichen Staaten auf keine Weise modificirt, kein Theil derselben außerhalb der Grenzen des Kirchenstaates geführt, noch auf päpstlichem Gebiet für ihre Verproviantirung gesorg werden dürfe. — Bald darauf meldete er die Forderung an, daß einer französischen KriegSfregalte gestaltet wer den solle, in den Hafen von Ancona einzulaufen — vielleicht um Zufuhren, welche dir Garnison seewärts erhalten konnte, zu verhindern. Der päpstliche Nuntius in Wien war beauftragt, sich bei dem k. k. Cabinet dafür zu verwenden, daß eine Vereinbarung hierüber zu Stande gebracht werde. Nur aus dem Zwange, dem die päpst liche Regierung gegenwärtig unterworfen ist, läßt sich ein solches Ansinnen erklären. Bei der nun einmal herrschenden Stimmung der Bevölkerung mußte die Ent faltung der französischen Flagg« im Hafen von Ancona ein« Bewegung Hervorrufen, zu deren Unterdrückung die Hilfe der bewaffneten Macht den päpstlichen Behörden nicht hätte vrrsagt werden können. Sonflitte mit dem Commandanten der französischen Fregatte würden ein getreten sein, und doch war Oesterreich fest entschlossen, seinerseits Alle« zu vermeiden, wa« einen Bruch der zu gesicherten Neutralität herbeiführen konnte, der sich aber nicht ander«, al« durch die Räumung von Ancona ver meiden ließ. — Ferner gab Frankreich die Absicht kund, da« Castell von Ferrara anzugreifgz,, also den Krieg auf päpstlichem Gebiete zu eröffnen. Treu seinen Grund sätzen, befahl der Kaiser, seine Besatzung au« diesem Platz« zurückzuztehrn, um dem Feinde bi, Gelegenheit zu nthmen, den Krieg auf päpstliche« Gebiet hinüber zu spielen. — Endlich hat sich zwar Oesterreich zur un bedingten Aaerktnnung der Neutralität de« Kirchenstaat verstanden, Sardinien dagegen den Vorbehalt gemacht, seine Truppen durch päpstliche« Gtdirt führen zu dürfen, da- heißt, dir Neutralität zu drechen. Di« päpstlich, Re-
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