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Dresdner Journal : 06.04.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185904061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-04
- Tag1859-04-06
- Monat1859-04
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 06.04.1859
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2ltz«,irr»e»t«Prrtfd: Iv-Ylkd: i°-M—. I l°> . »/^«u,.: 1 ,. 10 ("tt t-— - u»ä >» Vi—Se»» lü ^Ur. j 1 Kxr. ' »ebt»g diaru. »»ldnckrnyrrkse: pvr «ru Kimm «»«r xo-patrvo-o Leit«: 1 k?S«. Vv»«r ,^lng—ockt" <kl« L«it«r 2 ktgr. «rschetini »>1 ^am»»dm« Svr 8»»»- n»<l k'*i»ri«L«, Xdenä, ttir ckea kolgeaäea l'ag. DnsdnerÄmiMl. Verantwortlicher Redakteur: I- G. Hartmann. ruferateaautuchme aunollrt«: , I-vlp»i^: II»^>,v»r»rr-»», <7onuni»,Iootli <ie» Drsillo»« ^c>urll»I»; >di>n<I»,«>Ii>st: II. Ni)»«,«; LIton»: L Vooi.««; Lirlin: Nnorivs'iok» Lockd., lirn-nrn»', Uur»»u; Lr«m»i>: »',. 8i n>.»^,; teriuOrfiu-t urn'»<d« IIn, I>t>«i><Il.; dt^oi-^nrrrr»» IIu- rk«u; Lölo: Xovi., Lü»«,««; k«ri>: v. I.Ü«,«,,!.» (28, ru« «le» bou» snk»u»); k's. Dunl-ien» Nud>k«o<IIuux. Herausgebrr: Löoixl. kxpeäitiou <!e, NreiSnsr ^oueoale, Lreeäou, dt»i-ieo,tr»„« Nr. 7. Amtlicher Theil. Dre-dra, 2 April. Der Privatdocent vr. Theodor Nöbins ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Facultät btt Universitär Leipzig ernannt «erden. Nichtamtlicher Weil. ««»erficht. «e-riPhißch« Nachricht,». ZsttioMheu». (Ost-Deutsche Post. — Nord. — Petrie. — Weser-Arg.) iklßt-fftflhichtt. Wie»: Der Stadterwritrrungsplan. — Berlin: Nachrichten von den Majestäten. Hohr -äst«. — München: Errichtung eine« vierten Lr- tilerierrgiments. — Stuttgart: Der König zurück. — Pari«: Tagesbericht. Die Donaufürstenthümrr- conferenz. Die Bildung der vierten Bataillone. Ver mehrung der Artillerie. DaS Lager an der sardini schen -renzr. Revue.— Turin: Eine neue Cir- rulardepeschr de« Grafen Eavour. — Madrid Groß fürst Konstantin erwartet. Dir Urberrinkunft mit Marokko. Dir portugiesischen Eorte« prorogirt. — Kopenhagen: Die holsteinische VerfassungSangelr. geaheit. — St. Petersburg: Gras Deym. Die Riga-Dünadurger Eisenbahn. — New-Jork: Der Streit mit Paraguay. Eisenbahnunfall. Keine Extra- srsfiou des Congresses. Dreüdmr Nachrichten. (Schulnachrichten. Bürgrr- rechtsertheilungen.) Provinzialnachricht«. (Leipzig. Chemnitz. Bautzen. Aittau. Döbeln. Waldenburg.) v«ffe»tl. Verichttverhandlmigr«. (Leipzig.) Wissenschaft, Knast vnd Literatur. Einaesandtest. Statistik u. «alkstwirchschast. Telegraphische Nachrichten. Loudon, Mputag, 4. April. Im Oberhause aab Henle Lord Derby, im Unterhause der Schah- tarrrler Diürarli, die Erklärung ab, daß nach dem Resultate der am verflossenen Donnerstag erfolg te» Abstimmung über die Reformbill (bei welcher dgß Ministerium eiue Majorität von 88 Stimme» N»« sich hatte) die Regierung beschlossen habe, vorerst dir uothwendigstrn Geschäfte zn erledigen «ud sodann da- Parlament aufzulösen. Nach Lisraeli's Aeußeruvgen dürfte die Auflösung etwa -ege» Ostern, der Zusammentritt des neuen Par laments i« Juni oder Juli erfolgen. Der Colonialmiuistrr Lprd Stanley erklärte, es seien »eitere 4 Millionen Pfund Sterl. für Indien »thweudig. London, DieyStag, S. April. Der „Morning- Ildvertiser" meldet in Bezug auf die Congreßfrage, Frankreich, Rußland, England und Preußen ver langten, daß sowohl Oesterreich als Sardinien seine Truppe» vor und während des Congresse- auf I« Meilen von der beiderseitigen Grenze zurück- ziehe, Oesterreich dagegen verlange Sardiniens Ent waffnung. St. Petersburg, Dienstag, S. April Die „Srnatszeitung" veröffentlicht ein kaiserliches De kret über die Emission virrprocentiger Rentenschuld- scheine. Russe» und Ausländer können diese Obli gationen erwerbe». Dieselben lauten auf Beträge vo« «SO, so«, 1000, »ovo, 10,000 und 100,000 Rubel. Der neue preußisch« Gesandte, Hr. v. Lismarck- Schönhanse», ist vom Kaiser empfangen worden. Dresden, 5. April. Di« „Ost-Deutsche Post" sagt in einem vom 2. April batikten Artikel: Da« „Dresdner Journal", welche« am 31. März das glücklich zu Stande gekommene Der 4.Mai 1859, ein beinahe in Vergessenheit gerathenrr IW jähriger Geburtstag. Eia Wort an Lheaterdirertionen, Schauspieler und Publicum. (Schluß au« Rr.78.) - Allein Kotzebue lebtelhellweisedochwiederauf. DieZeithat unterdessen ruhiger und unparteiischer gemacht. Dir Dekrete jener Schule haben heute keine Gesetzeskraft mehr, und allen Theorien zum Trotz äußern Kotzebue'« Gebilde, obwohl die Aeit, in welcher sie wnrzelten, vorüber ist, dennoch auch heute ihre Wirkung. — Die« ermuthigte zu den gegenwärtigen geilen, deren Aufgabe e« ist, fürden zu früh dahingeschiedrnen und selbst in unsder Zeit noch nicht im verdienten Maß« beachteten Mann da« allgemeine Interesse wo möglich anzurrgrn. Es wird dabei ganz offen zu Werke gegangen. Wir stehen keinen Augenblick an, zu bekennen, daß die deutsche Literatur Namen zählt, die den Kotzebue'« bei weitem überstrahlen, aber wir bekennen andererfeit«, daß r« un« bedünkt, al« gäbe es der veberstrahlenden doch nicht gar so Biele -, am wenigsten dürf- «en dbe Antagonisten Kotzebue'« zu jenen Uebrrstrahlenden gehöw«. Wir erkennen, daß zn Kotzebue'« Z^t und an seiner Seit» veffrr« und Bedeutendere wirkten, aber unter den guten und bedeutenden Kräften nahm Kotzebue immer seine achtbare Stellung «in. Auf seinen Lessing, Goethe, Schiller hat »er Deutsch« »in Recht, stolz zu sein, aber er hat kein Recht, sich Kotzebue'« zu schämen. Wir staden es in der Ordnung, »aß Goethe'«, Lessing « hundertjährige Geburt«, tag» ab« heilig» Rationalfest» hoch in Ehren gehalten werden, «ider wir staden e« nicht in »er Ordnung, wenn Kotzebue'« hundertjährig»« Geburtstag unbeachtet »ad lautlo« vorüber, ginge, -in Denkmal von Erz u»h Marmor für Lessin-, Einverständniß der fünf Großmächte bezüglich der Vor bedingungen zum Eongress, gemeldet, sei dem Gange der Ereignisse mit „etwas^sanguinischer Prophetengabe" vor- au«geeilt, indem e« ihr (der „Ostd. P"), so viel Mühe sie sich auch gegeben, zu erfahren, ob die Vorbedingun gen, welche Oesterreich ausgestellt hat, vom Tuilerienhofe angenommen wurden, noch nicht geglückt sei, ihren Lesern hierüber Aufklärungen verschaffen zu können; offenbar sei die Antwort von Pari« in Wien noch nicht eingetroffen. — Wir erlauben un« hierzu zu bemerken, daß der in Bezog genommene Artikel des „Dresdner Journals" nicht von einem Einverständniß über die „Vorbedingungen" de« Eongress»« gesprochen hat, sondern von einem Ein verständniß über da« aufzustelleude Präliminarprogramm, welche« letztere selbstverständlich nur auf dir Berathung de« EongressrS, nicht aber auf Maßregeln bezogen werden durfte, welche die eine oder die andere Macht vor der Eröffnung de« EongreffeS für nothwcndig zu erachten hcckrn konnte. DaS„Memorial Diplomatique"schreibt:„Wenn wir gut unterrichtet sind, und wir glauben eS zu sein, haben sich die fünf Großmächte bereit« dahin verständigt, daß die Arbeiten des demnachstigen EongreffeS eine dop pelte Reihenfolge von Beralhungen umfassen werden. Zuerst wird man sich mit den Fragen beschäftigen, die zur aus schließlichen Eompetenz des von den fünf Großmächten gebildeten europäischen RalheS gehören. Wenn der Con- greß so die Principien der allgemeinen Verständigung ausgestellt haben wird, dann sollen die italienischen Staa ten eingeladen werden, ihre Rechte und Interessen beim Eongress» geltend zu machen, um in voller souveräner Unabhängigkeit den ausgearbeiteten Stipulationen im Interesse der Ordnung und Ruhe der Halbinsel, sowie des Weltfriedens auch ihrerseits beizutreten." Der „Nord" beschäftigt sich jetzt ununterbrochen mit dem Congreß. In drei aufeinander folgenden Ar tikeln: „Der Eongreß", „Das Aachener Protokoll" und „Die Grundlagen" wird dieser Gegenstand behandelt. Dir ersten beiden verbreiten sich über den Charakter der Versammlung. Für die italienischen Staaten wird bloS die Gelegenheit zur Auseinandersetzung ihrer Wünsche und zur Vertheidigung ihrer Interessen verlangt. Die« entspreche auch ganz dem im Art. 4 der Aachener Pro tokolle gemachten Vorbehalte der Zuziehung auch der br- theiligten kleinern Staaten zu den Verhandlungen der Großmächte. (Und auf ein Mehreres als auf diesen Ar tikel könne doch nicht Bezug genommen sein, denn Nie mand v»«rdt gegen den Kaiser der Franzosen di« Belei digung wagen, ihn an die Bestimmungen der Verträge zu erinnern, in welchen dir Ausschließung seines Stam mes von der Regierung Frankreichs ausgesprochen sei.) Dagegen dürften ihnen die Großmächte auch keine Ent scheidung wider ihren Willen aufnöthigen wollen. Wür den die Wünscht der italienischen Staaten nicht vollstän dig erhört und gelänge e« den Großmächten nicht, durch ihren natürlichen Einfluß deren Zustimmung zu erlangen, so stehe eS den letzteren frei, „in souveräner Unabhängig keit ihren Entschluß zu fassen." Auf einen concreten Ausdruck reducirt findet sich der selbe Satz in den Eorrespondenzartikeln desselben Blat te«, von denen der eine im redaktionellen Abschnitte als besonder« wichtig hervorgehoben wird Dieser bekämpft zunächst den vielgehörten Zweifel an dem Zusammentritt de« Congresses überhaupt und stellt den letzter» in einigen Wochen in sichert Aussicht. Weiter heißt eS, man könne mit Sicherheit annehmen, daß keine Partei sich über seine Entscheidungen werde zu beklagen haben, und endlich, „von einer Aufforderung zur Entwaffnung könne nicht die Rede sein, weder gegen Piemont, noch gegen Oester reich; denn kraft welchen Rechts könne man von diesen souveränen Staaten eine Maßregel verlangen, die man im Weigerungsfälle nicht mit Gewalt erzwingen könne?" Ein« ander« Correspondenz desselben Blatte« meint, e« könne Piemont auf dir Theilnahme an dem Congresse eigentlich gar nicht so viel ankommen, falls eS sich über haupt darauf einlasse, denn „wenn derselbe Entschließun gen fassen sollte, die dem in einem vorbereiteten neuen sardinischen Memorandum gewissermaßen als Programm der sardinischen Politik entwickelten Systeme, dem ein zigen, welche- fähig sei, die Wiedergeburt und Unabhän- Goethe, Schiller, Wieland, Herder, Jean Paul ; rin an spruchloser Kranz, eine versöhnende, wohlwollende Er» innerung für August v. Kotzebue an seinem hundertjährigen Geburt-tage. Da« ist Alle«, wa« hier angestrebt wird, und wir rechnen dabei auf die Zustimmung Vieler — Vieler, dir e« in der hochphilosophischen Aesthetik nicht weiter gebracht haben, al« wir selbst, denen e« aber, wie un« selbst, rin fromme« Be. dürfniß ist, sich mit Gleichgesinnten vereinigt zu wissen, um an einem und demselben Tage, wenn auch an verschiedenen Orten, dem Gedächtnisse eine« Manne«, der einst zum Ver gnügen und zur Belehrung da« Seine redlich beitrug, ein freudige« Dankopfer zu bringen. Wäre r« denn wirklich gar so viel gefordert, wenn Schauspieler, deren gar Biele durch dir trefflichen, nuanrirung-fähigen Aufgaben, die ihnen der deutsche Lopez de Bega schrieb, zur Anerkennung, zu einem Namen und zu einer sichern Eristenz gelangten, ihren Ein fluß bei ihren respectiven Bühnenvorständen dahin verwen deten, um am 4. Mai die Reprise irgend eine« Kohebue'schen Stückel durchzusetzen? Schauspiel oder Lustspiel gleichmel! jede«, wozu gerade die Besetzung vorhanden ist. Run noch die Worte auf der Affiche: „Zur Erinnerung an Kotzebue'« hundertjährigen Geburtstag", und dir Sache wäre abgethan; es wäre Kotzebue'« an diesem Tage doch wenigsten« erwähnt worden. Richt minder läßt sich erwarten, daß zu einer so leicht zu bewerkstelligenden und bescheidenen Ovation auch dir Direktionen ihre Mithilfe nicht versagen werden. Hat doch Kotzebue ihren Vorgängern ost über manche Dürre hinweg, geholfen und lieblichen Thau der Einnahmen in vertrocknete Kaffen fließen lassen. Ja selbst noch heutigen Tage» befindet sich di» Kaffe bei Kotzebue'« Stücken ganz erträglich. Un» gigkeit Italien« zu sichern, zuwiderlirfen, so könne Pie mont stolz darauf sein, nicht daran Thril genommen zu haben." Der dritte der genannten Artikel de« „Nord" ent wickelt dir Grundlagen der Verständigung, wie sie sich der „Nord" denkt. Oesterreich müsse zunächst in die Grenzen zurückkehren, die ihm die Verträge von 1815 angewiesen, d. h. seine Specialverträge mit den übrigen italienischen Staaten (über deren Wiederrechtlichkrit dem „Nord" gar kein Zweifel brigeht) aufheben. Natürlich dürste man daneben die letzter» nicht schutzlos etwaigen Angriffen oder revolutionären Bewegungen preiSgeben. Mr Belgien und die Schweiz müsse auch ihr Gebiet neutralisirt und unter Europa« Collectivgarantie gestellt werden. So könnten auch die, Oesterreich durch die Ver träge von 1815 gesicherten Besatzung-rechte in Wegfall kommen. „Endlich muß der Congreß darauf Bedacht nehmen, den inner» Zustand Italien« zu verändern, die Völker durch Verbesserung ihrer materiellen und mora lischen Lage zu beruhigen und mit ihren Regierungen wieder auSzusöhnen, indem er die letzter» bewegt, ihren Unterthanen Institutionen zu geben, die ihre Rechte, ihre Freiheiten und ihre Interessen garantiren." Alles da« soll der Congreß, soweit e« die (nicht direkt vertre tenen) italienischen Staaten betrifft, blo« durch gütliches Zureden erlangen. Von Oesterreich könne er verlangen, daß es seine Specialverträge fallen lasse. Dabei dürfte da« erstere weniger Mühe machen, als da« letztere. Eben darauf läuft auch ein in der neusten Nummer desselben Blatte- zu findender: „Entwurf der Prälimi narien" hinaus. Der schon in dem gestrigen Blatte erwähnte Artikel der „Patrie" beschäftigt sich lediglich damit, die dem Aachener Protokolle entsprechende Form der Herbeiziehung Sardiniens zum Congreß ausfindig zu machen, denn „wollte Frankreich nur sein, Sympathien befragen, so würde e« Sardinien einen eben so hohen Platz bei dem Congresse cinräumen, al« der, den e« beim Pariser Congresse so gut au-gefüllt Hal"; aber hier könnten blo« die Präcedenzien und die Regeln der Diplomatie in Frage kommen. Damals, sagt die „Patrie", hatte Sardinien Theil an dem Rathe der Großmächte lediglich al« mit- interessirter, mitkriegführender und milfriedenschließender Theil. Jetzt ist der Fall ein anderer. Wenn kein Kriegs fall vorliegt, ist ein Congreß auf die Großmächte al« auf Diejenigen zu beschränken, welche al« die Stärksten die Schwachen zu beschützen haben. Auch müssen dir Con- grrsse, da sie da« höchste europäische Schiedsgericht bilden, mit b«r nöthigen Macht zur Durchführung ihrer Beschlüsse ausgerüstet sein. Wollte man aber die kleinern Staaten zu lassen, so würden sie möglicherweise, obgleich die Schwächer«, die Majorität bilden. Nach dem Wortlaute des Aachener CongreßprotokolleS dürfe daher auch Sardinien nicht al« sechste im Rathe der Großmächte sitzen, wohl aber „als einer der Staaten, welche die zu verhandelnden Ange legenheiten betreffen, direkt oder durch seine Bevollmäch tigten daran Theil nehmen." Das gleiche stehe auch den übrigen italienischen Staaten zu, mit Ausnahme derjenigen, „welche ihre diplomatische Situation davon fernhalten müsse". Nach diesen Regeln sei auch auf der Londoner Conferenz im Jahre 1830 verfahren worden. Doch sei eS eine nicht zu billigende Verkürzung, wenn ihnen, wie damals zumeist mit den niederländischen Bevollmächtigten geschehen, nur schriftliche Auseinandersetzungen «erstattet sein sollten. Möge daher Piemont mit der Autorität, die eS sich billigerweise im Rathe Europas erworben, ein treten. Es brauche die Mehrzahl der andern italienischen Staaten, ihre verwandtschaftlichen und sonstigen Verbin dungen nicht zu fürchten, denn nicht die Mehrzahl ent scheide, und hier, wo cs die Unabhängigkeit ihrer Krone und die Zukunft ihrer Völker gelte, würden auch diese nicht als Vasallen einer fremden Macht auftreten. Di« Depesche de« Grafen Cavour vom 17. März hat auch der „Weser-Zeitung" Anlaß zu einer nähern Beleuchtung gegeben. „Wir wollen nicht sagen," heißt r« in ihrem Artikel, „daß Alle«, wa« die Depesche des Grafen Cavour an den sardinischen Gesandten in Lon don über daS Verhältniß Oesterreichs zu Piemont und zu Italien im Allgemeinen behauptet, aus der Lust ge griffen sei. Aber die Erörterungen des Turiner Minister präsidenten sind weit entfernt, Das zu beweisen, was sie im Mai? Wa« hätten die Direktionen in dieser Sauern- Gurkenzrit (so nennt der TheatergcschäftSstyl den blüthen« reichen Mai) Bessere« vor? Vielleicht macht die Pietät noch ein gute« Geschäft? Doch hoffe ich, außer Direktionen und Schauspielern, noch auf die Sympathie de« Theaterpublicum«. Erwäge man nur — von Denen, die Kotzebue al« Novellist, al« Kritiker, al« Journalist (er war in allen diesen Branchen sehr tüchtig) schätzten, gar nicht zu reden —, wenn sich un nur ein kleiner Theil von den Vielen und Bielen anschließt, welche die übermäßige Kultur noch nicht beleckt hat und die in frischer, durch keine vorgefaßte Meinung beirrten Natür lichkeit mit Eulalia weinten, mit Gurli lachten, mit dem armen Poeten schwärmten, die im verbannten Amor ein witzige« Spottbild der Eifersucht nicht ohne praktische Nutz anwendung betrachteten, die in den deutschen Kleinstädtern jubelten, so haben wir schon ein tüchtige« Lontingen». Und endlich alle die kleinen Gesellschaften, Kränzchen, Liebhaber theater, deren Schauspiellust die Darstellbarkeit Kotzebue'jcher kleiner Komödien trefflich zu Statten kam — kurz, fie kann nicht allzu klein au«fallen di» Schaar der Dankbaren an jedem Orte, di« an dem hier vorgeschlagenrn Acte der Dank- barkeit sich gern werden betheiligen wollen. Vergesse man doch da« Eine nicht: Alle, denen Kotzebue Unbill zugefügt haben soll, find nun ihm meist schon längst nachgefolg» ins bessere Jenseits zur großen allgemeinen ewigen Verständigung. Un«, die wir leben, ha« er nur erfreut, erheitert, ergötzt; gegen uns Hal er keine Schuld. Und mit wie Wenigem wollen wir uns noch überdies zufrieden stellen? Rur eine fleißig inscenitte Reprise irgend eine« seiner Stücke, dem Andenken Kotzebue'« ausdrücklich gewidmet, da« ist Alles! Sonst kein Lärm, keine Ostentatton, kein Prolog, keine EomitSs, kein Festessen. beweisen wollen und worauf e« allein ankommt: daß nämlich seit Januar diese« Jahre« Oesterreich eine ganz besonder« drohende und feindselige Haltung gegen Sar- dinien angenommen und dadurch da- Letztere gezwungen habe, sich auf den Kriegsfuß zu setzen. Daß die bedeu tenden Truppcnaufstellungen in der Lombardei nur die nothgedrungene Antwort auf die französisch-sardinischen Demonstrationen waren, ist eine Thatsache, welche nicht geläugnet werden kann, wenn man nicht alle Chrono logie aus den Kopf stellen will. Wenn es jemals wahr gewesen ist, daß „da- Kaninchen angefangrn hat", so muß e« in diesem Falle von Sardinien ge sagt werden. Graf Cavour hätte nachweisen sollen, daß Oesterreich dringend verdächtig sei, daS sardinische Königreich mit Waffengewalt überfallen und verschlingen zu wollen. Diesen Nachweis ist er vollständig schuldig geblieben. Alle Thatsachen, welche er anführt — bi« auf eine einzige — sind seit langen Jahren in die Wirklich keit getreten und rcducire» sich auf die unläugbare Hege monische Stellung, welche der Wiener Hof den mittel italienischen Staaten gegenüber eingenommen hat, lange ehe man von Turin aus den „Schmerzensschrei Italiens" sortzupflanzen suchte; das einzige Neue, was die Depesche an den Marquis d'Azeglio beibringt, ist die Verwandlung Piacenzas in eine Festung ersten Range«. Gewiß würde diese Maßregel Oesterreichs dem Turiner Cabinete gegrün deten Anlaß zur Beschwerde darbielen, wenn nicht die eigene Politik diese« CabinelS die nächsten Motive für jene kriegerische Demonstration an die Hand gegeben hätte. Wenn unser Nachbar un« zu verstehen giebt, daß er eS nur au« KlugheilSrücksichten zur Zeit noch unterlasse, in unser Haus einzubrechen, so ist es uns erlaubt, eiserne Fensterläden anzuschaffen, ohne uns dem Vorwurfe bineS herausfordernden Betragens auszusetzen. Eine Festung kann allerdings auch für einen Angriffskrieg von großer Wichtigkeit sein, aber zunächst ist sie doch ein Mittel der Vertheidigung, und daß die Vorsicht Oesterreichs, seine westliche BertheidigungSliNie in Italien mit fortificatori- schen Anlagen ersten Range- auszustatten, auch dann nicht überflüssig sein würde, wenn es nie an einen An griffskrieg dächte, daS haben die französisch-sardinischen Umtriebe neuerdings so handgreiflich dargethan, daß man wirklich nicht weiß, was man zu der Unbefangenheit eines piemontesischen Ministers sagen soll, der ange sichts der von ihm selbst angeblasenen Kriegsflamme den Wiener Hof zu tadeln wagt, weil er die jetzt wirk lich eingetretene Gefahr zeitig genug ins Auge gefaßt hat. Wenn Sardinien darauf verzichten wollte, die Rolle einer italienischen Großmacht zu spielen — «ine Rolle, welche seine schwachen Glieder zu erdrücken droht, so braucht eS sich um Oesterreichs ungünstige Gesinnungen nicht viel zu grämen. Nachdem dieser kleine Staat durch einen unprovocirten Angriff auf das lombardisch-venetianische Königreich in den Jahren 1848 und 1849 daS Recht des Siegers gegen sich heraufbeschworen hat, sollte ec sich glücklich schätzen, daß die Unterstützung der übrigen Großmächte, welche ihn vor der Vernichtung rettete, ihm die Freiheit gewährt, seine eignen Wege zu wandeln und durch daS Beispiel einer weisen, gerechten und liberalen Regierung auf die Völker der apenninischen Halbinsel einen moralischen Einfluß auszuüben, minder lärmend, minder blendend, aber heilsamer und nachhaltiger, als die schiefe und künstliche Stellung ist, in welcher er sich seit Victor Emanuels Thronbesteigung gefällt. Namentlich scheint ihm die Aufgabe nahe zu liegen „die ewig wachsende Steuerlast und die verderblichen Finanzmaßregeln", welche Graf Cavour naiver Weise nur östlich vom Ticino zu erblicken scheint, im eignen Lande kritisch in« Auge zu fassen und auf Mittel zur Abhilfe Bedacht zu nehmen; denn infolge seiner Abenteuerpolitik drohen die finanziel len Zustände PiemontS eine Entwickelung zn nehmen, welche den Turiner Staatsmännern auf alles Andere eher als auf die Leitung der Regenerirung einer Nation rin Anrecht verleihen möchte." Tagesgeschichte. -Wien, 3. April. Die „Wiener Ztg." bringt alS Kunstbeilage aus der Reihe der nach photographischen Aufnahmen in der artistischen Abtheilung der Hof- und StaatSdruckcrei in typographischem Farbendrucke repro. NichlS, al« die Vorstellung im Theater, dem Wahlplatze seiner schönsten Siege — ein vollkommen freie« Erinnerung-fest, zu dem Niemand moralisch gepreßt wird, an dem Theil nimmt, wer Lust hat. Zu alle Dem reicht die Zeit noch hin. DaS Nöthige kann bei irgend gutem Witten in vier Wochen ganz wohl ange- ordnet und auSgesührt sein. Die gegenwärtige Anregung wäre früher erschienen, aber e« sollte abgewarlet werden, ob nicht vielleicht eine einflußreichere Aufforderung von irgend einer andern Seite ausgehen würde. ES blieb still. So wurde denn jetzt und hier gewagt, die Angelegenheit zur Sprache zu bringen. Nicht eine Autorität soll da« Wort er greifen, die Sache selbst soll für sich sprechen. So scheint e« de« Schicksals Wille. Sollte durch die gegenwärtige Feier gewissermaßen ein Gewohnheitsrecht begründet und einst viel leicht für Raupach oder Andere ein Gleiches erbeten werden, am Ende vielleicht auch für Madame Birch-Pfeiffer — immerhin! wo wäre der Nachtheil? Laßt auch fie ihr Er innerungsfest haben, wenn in 40 oder 50 Jahren ihrer irg.nd Jemand mit Wärme gedenkt, und wäre dieser Jemand auch «in so närrischer Kauz, als vielleicht der Schreiber dieser geilen. —-— Nachschrift der Redaction. Wir find den Wün schen de« Herrn Einsender« durch unveränderten Abdruck de« vorstehenden Artikel« bereitwillig entgegengekommen. Eine Bemerkung können wir jedoch unsrrn Lesern gegenüber nicht unterdrücken, nämlich dir, daß wir den Bewei« für dir Richtig, kn« der Angabe, daß der 4. Mai I7üS, und nicht — wie bi«, her angenommen wurde — der S. Mai 176» der Geburtstag A. v. Kotzebue'« sei, dem Herrn Einsender zu führen über lassen müssen.
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