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Dresdner Journal : 03.04.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185904031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-04
- Tag1859-04-03
- Monat1859-04
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 03.04.1859
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^77 Sonntag, den 3. April. NrrsdnerIomMl. Verantwortlicher Redacteur: I- G. Hartmann. 1859. Unsrralrnennlntzme n»«»«r1>: Ad„,rulk»t»prrtsr: ätldeliek: dlvl' >0>'xr. in «»ed—Ü. '/ss»w, - 1 .. W .- „ I „unxeltek in 'S kiumni-r»- 1 Kilr. Ztuseratrnprelft: pijf äen ltxum einer ^-»pxltenen /eil«: 1 blgr. t-,N-r ..bUnxesamIt" <ti« Lei!»: 2 b^gr. erfchrlnra I»rn>t>. mit ^n.nolnne <i«r 8onn- nnck k'aiardxgo, Xl>en<l» tiir >1en solxenäen 1'»^» Amtlicher Thril. Lresde«, 25. März. Se. Königlich» Majestät Haden aliergnädiqst geruht, den Oberleutnant de« I. Reiter-Re- giwent« von Stan dtfest, zum Rittmeister, sowie den Portepeejunker vom 2. Reiter-Regiment von Seebach, zum Leutnant der Reiterei zu befördern. Auch haben Allerhöchstdieselden die von dem bei der Kriegsschule dienst leistenden BataillonS-Oberarzt Dietrich, wegen übrr- kommuzer Invalidität erbetene Entlassung aus der Armee, unter Bewährung der gesetzlichen Pension, in Gnaden bewilliget. DreMtN, 26. März. Se Königliche Majestät haben z« genehmDen geruht, daß der Domkapitular und Frie- denSrichtn l)r. Eduard Fried,riri auf Gaschwitz, zu Leipzig da« von Sr. Durchlaucht dem Herrn Fürsten Reuß jüngerer Linie Heinrich I-XVll ihm verliehene Cwil-Ehrenkreuz I. Elasse annehme und trage. Dresden, 30 März. Seine Majestät der König haben Allerhöchg-Jhrrm Minister-Residenten zu Peters burg LegaeionSrathe von Könnrritz die Erlaubniß das ihm von Seiner Königlich Hannoverschen Majestät ver liehene Eomthurkreuz I. Elasse de» Guelphen - Orden« anaehmen und tragen zu dürfen allergnädigst zu erthrilen geruhet. Dresden, 1. April. Seine Majestät der König haben, »ach erfolgter Enthebung, wegen Aufenthalts-Veränderung tz«S Herrmann Albert Röttgen von der Stelle ein,« König lichen Konsul« zu Buenos ApreS, den dortigen Kauf mann Rodert Soehn zum Königlich Sächsischen Eonsul für die Republik Buenos AyrrS zu ernennen geruhet. Nichtamtlicher Theit. Urbrrstcht. raestraphische Nachrichten. ZtitUAßsschan. (Neue Münchener Ztg. — Ost-Deutsche Post. — Time«) Lagesgrschichke. Wien: Bom Hof,. Zur Stadt erweiterung. Der Proreß Zang-Brunner. — Mai land: Marschall Narva,z. Berichtigung. — Ber lin: Der EommissionSbericht über da- Ehegesetz. Eine Interpellation. — Koblenz: Die Kaiserin - Mutter von Rußland in Em« erwartet. — Weimar: Der Gesetzentwurf wegen btt Iagbnitschäblgrrng abgetechnt — Pari«: Die Eongreßfrage. Graf Cavour. Fal sche Nachrichten au« TvScana. Dorsicht-maßregeln. Tagesbericht — Brüssel: Der Rücktritt de« Kriegs minister«. — Rom: Neue Corvette. — Turin: Die Deputirtenkammer wieder eröffnet. Ein Erlaß Cavour'« bezüglich einer österr. Patrouille. — Kon stantinopel: Au«zug au« den neuesten Posten. — Smprna: Rebif« einderufea. — Cochinchina: Die Erprdition gegen Saigun. Ekvedvuilgev, Lersrtzungeu rc. im öffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. (Schulnachrichten. Sparkasse. Dampfschifffahrt.) Prdvinztalnachrichtea. (Leipzig. Auerbach. Königstein.) Öeffrntl. Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Liffrnschaft, Kunst und Literatur. Statistik u. Lolksmirthschaft. (Sachsen« Eisenbahnen im Jahre 1858.) Inserate. Tageskalruder. Börseunachrichtrn. Telegraphische Nachrichten. Loudon, Sonnabend, 2. April. Bei Lord Derby findet heute Mittag eine Versammlung kon servativer Parlamentsmitglieder statt. DaS Gerücht »ist wissen, dieselben würden sich gegen eine Auf- lösung des Parlaments aussprechen. Zuverlässiges weiß zur Stunde Niemand. Dre-den, 2. April. Wir waren bereit« vorgestern in der Lage, mitthellen zu können, daß die diplomatischen Bemühungen zur Be seitigung der dem Conqresie zur Regelung der italieni schen Frage entgeg,«stehenden Schwierigkeiten nicht ohne Erfolg gewesen sind, indem bezüglich de« Präliminarpro gramm« jetzt da- Einverständniß der fünf Großmächte als erzielt betrachtet wrrden darf. Wenn wir dessen ungeachtet in Nachstehendem einige Auszüge au« Zei tungen mittheilen, welche da« Zustandekommen de« Con- gresse« noch bezweifeln, so geschieht die« lediglich aul dem Grunde, weil diese Artikel, wenn auch nicht al« untrüg liche Andeutungen über die von Oesterreich gestellten Vor bedingungen, so doch al« Zeichen der in Oesterreich herr schenden Stimmung immerhin von Interesse sind. In der „Neuen Münchener Zeitung" finden wir unter der Aufschrift: „Die Rüstungen und der Con- grrß" folgenden, aus Wien datirten Artikel: „Ein Con- greß, von dessen Au«gang eS erst abhängen soll, ob Friede bleibt oder Krieg wird, kann dem Interesse Oesterreich nicht zusagen, sondern nur ein solcher, der die Voraus setzung der Fortdauer de« Frieden« al- Gewißheit Hal, denn nur dann kann mit der erforderlichen Freiheit über die Angelegenheiten Italien- berathen werden. Besteht diese Gewißheit nicht, so ist weit wahrscheinlicher, daß der Congreß zum Kriege als zur Bewahrung de« Frie den« führt, weil, sobald die Rüstungen Frankreich« einen gewissen Grad erreicht haben, seine Haltung auf dem Con greß eine gebieterische werden würde, indem dieser für dasselbe nur ein Mittel ist, um Oesterreich rücksichtlich Italien« Da« adzudringen — wozu eben die französischen Krieg«rüstungen begonnen haben —, wa« Oesterreich sich nicht abdringen lassen darf, will e« nicht sei^e ganze Zu kunft und zugleich die von Deutschland und von ganz Europa gefährden. Wenn also nicht schon vor dem Con- gresse einerseil« Frankreich und Sardinien, änderns,it« Oesterreich sich unter sich und gegen die drei andern Großmächte verpflichten, Alle« unverzüglich auf den Frie- den«fuß zurückzuversehen, so beginnt der Congreß, sollte er zu Stand» kommen, unter den ungünstigsten Auspicien. Jene« hat seine großen Schwierigkeiten. Wa- Sar dinien in Bezug auf Rüstungen gethan, liegt offen vor der ganzen Welt da. Ebenso offen liegt die Vermeh rung der österreichischen Truppen in Italien klar vor aller Augen. Frankreich hat aber in seinem amtlichen Blatte bereit« alle und jede Krieg-rüstung abgeläugnet; sein Süden grenzt nicht an Oesterreich, und es wird trotz aller dortigen Truppenanhäufvngen wkedkr^sagen, daß r« nicht gerüstet habe und daß e« ja von Oesterreich durch Sardinien, die Schweiz und Deutschland geschie den sei. Wenn aber Frankreich seine Rüstungen nicht einstellt, die Concentrirung so namhafter Truppenmas- sen bei Lyon und Grenoble nicht auflöst, so kann Oester reich nicht einen Mann von seinem Heere in Italien zu rückrufen. Hierin liegt die Schwierigkeit, »inen Congreß, vor dessen Eröffnung schon alle Theile mitwaffnen, zu Stande zu bringen. Und ein Congreß von anderer Be schaffenheit ist den Interessen Oesterreich« schnurstracks entgegengesetzt." Die „Ost-Deutsche Post" enthält »inen scharfen Artikel über die Depesche de- Grafen Cavour vom 15. März, welcher mit folgenden Worten schließt: „Wenn Graf Cavour nicht blv« die Verträge mit ToScana rc. aufgehoben sehen will, sondern auch Piacenza, wo Oester reich da« Besatzung-recht laut der Wiener Congreßacte besitzt, ihm au« den Händen genommen wissen will, und wenn diese- Programm etwa einen Cardinalpunkt der italienischen Frage, die Frankreich auf dem Congreß ver treten will, bilden soll, so kann sich die Welt darauf ge faßt machen, daß der Congreß ganz sicherlich in einen Krieg au-münden wird. Wir wissen nicht, wa« für etwaige Concessionen da« kaiserliche Cabinet bezüglich einer sogenannten Prüfung der Sperialverträge dem Frieden zu machen geneigt sein mag, aber daß von einer Räu mung von Piacenza, daß überhaupt von irgend einem Rütteln an den Verträgen von 1815 nun und nimmer mehr di« Rede sein kann, daß jede Forderung dieser Art den Kampf mit den Waffen zur Folge haben muß, dar über kann nicht der mindeste Zweifel herrschen. Wenn ferner Graf Cavour erklärt, daß bi« dahin Sardinien seine Rüstungen nicht einstellrn wird, so können wir ihm darauf wohl dir Versicherung Heben, daß in diesem Falle auch kein Congreß zusammenkommt, den Oesterreich be schickt. Oesterreich hat seinen Beitritt zum Congreß an die Bedingung geknüpft, daß Sardinien entwaffne. Ohne Entwaffnung kein Congreß!" Die „Times" schreibt: „Es ist jetzt eine Aulsicht darauf vorhanden, daß die Fragen, welche den Weltfrie den so lange bedroht haben, ihre endgiltig» Erledigung finden werden. Auf diese« große Ziel müssen die An strengungen der vermittelnden Mächte fortwährend ge richtet sein; denn obgleich der Krieg für jetzt abgewandt werden mag, so wird doch stet«, so lange Italien nicht beruhigt ist, »ine Gelegenheit zu Jntriguen und Angrif fen von Seiten de« Auslandes vorhanden sein. Nach dem wir drei Monate lang dem Ehrgeize der französischen und der sardinischen Regierung gegenüber für dir Sache deS Völkerrecht- und sonstigen Recht« gekämpft, dürfen wir «- jetzt, wo die besagten Regierungen ihre unverant wortliche Haltung aufgrgeben haben, wohl auSsprechen, daß unser« Erachten« die britische Nation den Wunsch hegt, eS möge den begründeten Ansprüchen Frankreich« und seine« Bundesgenossen Gerechtigkeit in vollem Maße zu Theil werden. Wenn der Papst, da- geistliche Ober haupt der französischen Kirche, durch den Unfug de« ge genwärtig bestehenden System« in der Weise gefährdet wird, daß die Anwesenheit »ine« französischen Heere« nöthig ist, so liegt darin von Seilen Frankreich« sicher lich ein gerechter Beschwerdegrund. Wenn die Lage de« Kirchenstaates, Toscana- und Neapel« Sardinien in der Anwendung konstitutioneller Rechte hemmt und den Staat von dorther Jntriguen au-setzt, so hat der König Victor Emanuel, wenn er seine Beschwerden vor den Congreß bringt, den gerechtesten Anspruch darauf, aufmerksam angehört zu werden. E« wird aber die Pflicht dieser beiden Mächle sein, die Vermittelung Europa« in vol lem Maße und ohne Rückhalt anzunehmen. Nicht« würde verkehrter sein, al« ein Versuch, in dieser euro päischen Versammlung die Sache von oben herab vor nehm beherrschen zu wollen. Die guten Absichten Euro pas verdienen es, in gebührender Weise gewürdigt zu werden, und wir glauben, daß die gegen Aachen au« dem Grunde, weil e« im Gebiete einer der am Congreß Theil nehmenden Mächte liegt, erhobene Einsprache dem Herrscher nicht wohl ansteht, tn dessen Haupt stadt dieselben Mächte die orientalische Frage erledigt haben. Doch am Ende kommt e« darauf wenig an, wenn der Congreß sich nur durch Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit auszeichnet. Welche Wendung die Verhandlungen neh men werden, läßt sich jetzt kaum Voraussagen. Alle« wird von den Staaten abhängen, welche zugelassen wer den, um Vertreter zu senden, und von den Grenzen, auf welche die Discussion durch vorhergängige Uebereinkunft beschränkt ist Der Kaiser Napoleon hat die Frage da durch verwickelt gemacht, daß er verlangte, Sardinien solle auf dem Kongresse vertreten werden. Da« ändert natürlich den Charakter de« Abkommen«. Der von Ruß land gemachte und von Oesterreich angenommene Vor schlag ging dahin, daß die fünf Großmächte zusammen kommen sollten, so daß di« beiden Hauptpartkien durch drei Neutrale controlirt würden. Frankreich fordert jetzt die Belheiligung eines Staate«, welcher weder eine Groß macht, noch eine neutrale Macht ist; und es würde »ine Affectation sein, wenn man den Umstand ignoriren wollte, daß Frankreich, Rußland und Sardinien in allen Punk ten Hand in Hand mit einander gehen und die gutge meinten Absichten England« und Preußen« neutralisiren würden. Wo von Sechs sich Drei verbunden haben, um einen vorher entworfenen Plan durchzusetzen, da müssen die Andern, welche kommen, um die Fragen in unpar teiischem Sinne zu diScutiren und zu entscheiden, übel fahren. Der Kaiser Franz Joseph ist gewiß zu entschul digen, wenn er eS ablehnt, auf diesen neuen Vorschlag «inzugehen. Sardinien ist keine der Großmächte, und Dresdner Journal»; -t>«n<t»»«I>,»t! bl. Ilvxir«; Alt»»»: Un»«>e»ri,n «r Vooni,; L,rU»: O» >i>iv»'»cl>« Unobk., ltiriuxr«» » Iturexu; Lr.w.a: l>!. x. N.: oiu'ick« Kurbbnnäl.; Lxnoovr: » Itu- rexn; LSI»: Xvoi.» »Lum«; kxrl,! v. (28, rn» äs» doo, ent»»»); kixzr k». Üuekbxnälunx. Herausgeber: Uiiui^I ürpsäition <ls» Urssäiisr äovroxla, vrosäsn, dt»rieo»tr»i>« blr. 7. eben so wenig kann man sagen, daß t« im Namen der andern italienischen Staaten spreche. Die Fragen, um deren Erledigung e« sich handelt, beziehen sich weit mehr auf Rom und Florenz, al« auf Turin, und der Papst steht sicherlich al« Machthaber eben so hoch da, wie der König Victor Emanuel. Da« bei der Bildung de« Congresse« zu beobachtende richtige Princip liegt so klar wie möglich auf der Hand, Entweder muß der Congreß die Großmächte repräsentier», welche Krieg machen und verhindern, und muß die Frage al« europäische Fiagr be handeln, oder er muß diese Mächte zusammen mit den Vertretern sämmtlicher italienischen Staaten in sich be greifen. Es kann nicht gestattet wrrden, daß «in ein zelner Souverän beanspruche, im Namen der andern zu sprechen, während man doch weiß, daß sie seine Politik mißbilligen und von seiner Führerschaft nicht« wissen wollen. Die erste im Congreß gehaltene Rede wird vrr- muthlich rin Angriff auf die Verwaltung der mittel-ita lienischen Staaten sein, und diese würden wunderlich genug durch den Bevollmächtigten einer Regierung ver treten sein, die im Verdacht steht, daß sic innerhalb der Grenzen dieser Staaten Unzufriedenheit und Aufruhr zu erregen suche." Tagesgeschichte. » Wien, 31. März. (W. Bl ) Die Uebersiedelung de« kaiserlichen HofeS nach Laxenburg und Schön brunn wird in der Mitte de« Monats Mai erfolgen. Gleichzeitig wird auch I. Maj. die Kaiserin-Witwe Karoline Auguste nach Salzburg reisen. — Der vom Ministerium de« Innern auf Grundlage der gesammelten Materialien abgefaßte Grundplan für die Stadterwri- trrung ist zur definitiven Genehmigung Sr. Majestät bereit« vorgelegt worden; r« ist sonach zu hoffen, daß schon in nächster Zeit mit der Veräußerung der Bau gründe an Privat«, sowie auch mit dem Bau der wich tigsten Staatlgebäude begonnen werde. — (Pr.) Der Proreß de« Herrn A. Zang, Re- dactrur« der „Presse", gegen Herrn Or. Brunner, Re dakteur der „Kirchenzeitung", wegen Ehrenbeleidigung, wel cher große« Aufsehen erregte, ist gestern vor dem Wiener Landesgrricht dahin entschieden worden, daß der Ange klagte von der Anklage lo«gesprochen und schuldlos erklärt wurdt. Der Kläger hat die Berufung gegen diese« Urlheil angemeldet. OO Mailand, 29. März. Marschall Narvaez ist nach mehrtägigem Aufenthalte nach Piemont gereist — Da« hiesige Amtsblatt widerlegt die von der „Unione" - au-gtstreut« Lüge, fünf österreichische Marineoffiziere seien nach Turin desertirt. H Berlin, 1. April. Die EherechtSnovelle wird nun demnächst im Hause der Abgeordneten zur Beralhunq gelangen. Der Berichterstatter Vr. Wentzel hat wiederum ein Meisterstück in seinem umfangreichen Berichte gelie fert. Die Commission hat ihre Arbeit theil« in Gegen wart der Herren Minister der geistlichen Angelegenheiten und der Justiz, theil« der Commissarr derselben in zwölf Sitzungen absolvirt und sich zum Anträge ver einigt, die allgemeine Di-cussion über jeden Titel der Vorlage abgesondert staltfinden zu lassen (der erste han delt bekanntlich von der Eheschließung, der zweite von der Ehescheidung). Die Commission hat sich bei den vorliegenden Alternativen für die fakultative Civilehe entschieden, daher die Noth- und obligatorische Ehe aus- geschlossrn; ihre Entscheidung ruht auf der Anerkennung de« praktischen Bedürfnisse« und der Nothwendiqkeit der Lösung des Conflict« auf gesetzlichem Wege. Der Art. 19 der Verfassungsurkunde („die Einführung der Civilehe erfolgt nach Maßgabe eine« besondern Gesetzes") sei ein nothwendiges Correlat zum Art. 15 (daß die Kirchen ihre Angelegenheiten selbständig ordnen und verwalten), «eil die Civilehe das einzige Mittel sei, den Conflict zwischen Staat und Kirche auf ein», Beider würdige Weise zu lösen, zumal der Conflict darau« entstehe, daß die Ehe an sich ein bürgerliches Institut sei, aber auch eine kirchliche Seite habe. Die Kirchen machten öfter« Forde ¬ rst» Post- uo<l 8r««pslru- «klaa diaru. Die Sklavenarbeit in den Ber. Staaten Nord amerika» und ihre Folgen. Aut der „Hamburger LuSwanderungt-Zeitung". (»chlu« au« Nr. 7«.) Diese« ist der Krebsschaden, der an dem Marke der nord amerikanischen StaatSgesrllschaft um stch frißt und welcher, wenn er nicht ausgeschnitten und mit der Wurzel zerstört wir», die Union zerreißen und die Selavenstaaten eben so gewiß zu Grunde richten wird, als die spanische Herrschaft in Amerika. Noch schwankt die Wage hin und her, welche der beiden Parteien, die der freien oder die der Sclavenstaaten, die Oberhand gewinnt. Seit dem sogenannten Missouri- Kompromiß haben die Eclavenhalter fort und fort Boden gewonnen. Erst erlangte die Sklaverei in jenem Kompromiß eine klimatische, den südlichen Ansprüchen sehr günstige Grenze, und die Bestimmung der Staaten - Verfassung, wo- nach die Sklaverei für die Zukunft abgeschaffk werden sollte, ward dadurch beseitigt. Seitdem ist auch die im Kompromiß bezeichnete Grenze überschritten worden, und der Kongreß wurde al« nicht berechtigt erklärt, darüber zu beschließen, ob «in Staat ein freier oder ein Sclavenstaat sein solle; den AnAedlrrn selbst soll die Entscheidung hierüber zukommen. Allein vor dieser Entscheidung schon kann die Sklavenarbeit in einem Territorium eingebürgert werden, und die öffent liche Gewalt soll dir geringste Minderheit von Sklaven- tefitzern gegen den Willen der Mehrzahl schützen. Durch da« Flüchtling«.Gesetz, welche« den Sklavrnbefltzer ermächtig«, seine Sklaven auch auf dem Boden freier Staaten zu ver folgen und deren Auslieferung durchzusetzen, ward da« Gesetz gebung-recht der Linzrlstaaien vernichtet, wonach früher zwischen Freien und Sklaven kein Unterschied staltfinden und jeder Sklave, welcher eine» freien Staat betteten hatte, al« freier Mann angesehen werden sollte. Ja, in neuester Zeit hat der auS Sklavenhaltern bestehende oberste Gerichtshof den Spruch erlassen: „Sklaven sind Dinge in demselben Sinne wie Mobilien ; sonach kann ein Eclavenbesttzer seine Sklaven in jedem Staate der Union einsühren und sie daselbst ansiedeln, unbekümmert um die die Sklaverei aufhebende Territorial-Gesetzgebung; gerade wie eS Jedem freisteht, sein Vieh und seine Pferde in jede- Staatengebiet mitzunehmen und daselbst zu benutzen, ganz dasselbe Recht gebühre dem Sklavenhalter in Beziehung auf seine Sklaven." ES ist selbstverständlich, wa» durch solche Richtersprüche erzielt werden soll. Finden dieselben wirklich ihre Anwen- düng, so wäre die Union mit einem Machispruche in einen großen Sclavenstaat umgewandelt. Der seither anerkannte staatsrechtliche Unterschied zwischen den Freiboden- und den Sclavenstaaten im Norden und Süden der Union wäre auf gehoben und e» bestände nur eine Mehrzahl freier Arbeiter im Norden, während im Süden alle Arbeit Sclavenarbeit ist. Gegen diesen Eingriff de« obersten Gerichtshöfe- in da« ver- saffungSmäßige EelbstgesetzgebungSrecht der freien Staaten mit 17 Millionen Einwohnern haben diese sämmilich Wider spruch erhoben und die Erklärung abgegeben, daß sie gegen diesen verfaffung«widrigen Spruch de« Gerichtshöfe« ihr Gesetzgebung«rrcht zu vertheidigen wissen werden. So weit also ist e« bereit« gekommen, daß die Einzelstaaten sich in offenen Zwiespalt gegen den Gerichi«hof der Union setzen mußten, weil dieser, der Partei der Sklavenhalter dienstbar, auf verfassungswidrigem Weg» vorgeschritten ist. Bei allen diesen Uebergriffen einer mit dreister Gewalt- thätigkeit vorschreitenden Partei gehen di« Dinge und Leben«- Verhältnisse ihren in der geschichtlichen und sittlichen Welt- ordnung vorgezeichneten Gang; dir politische Oberhand der Sklavenhalter vermag dir Abnahme und da« Verkommen der wirklichen thalsächlichen Kraft der Sklavenstaaten nir gend» auszuhalteu. ES ist diese Erscheinung die nochwendige Rückwirkung der von der sclavenhaltenden aristokratischen Kaste so tief verachteten freien Arbeit. Seitdem die Bevöl kerung im Norden gewachsen, die Arbeitskraft gestiegen und somit die freie Arbeit auch wohlfeiler geworden, ist die Sclavenarbeit in allen benachbarten Sclavenstaaten, al- zu wenig einträglich, nicht mehr zu halten, denn sie muß den bessern und wohlfeiler» Arbeitskräften einer freien Bevöl kerung weichen, welche seither ihren Zug nach dem Süden, in Sclavengebieie, besonder» nach Birginien, genommen hat. Der Strom solcher freier, an Arbeit gewöhnter und ihrer Arbeitskräfte sich bewußter Arbeiter bevölkert nicht bloS Vir- ginien wieder, sondern rückt bereit» auch in Kentucky, Missouri und Maryland ein. Seit geraumer Zeit haben daher die Eclavenhalter dieser Staaten angefangen, ihr unter solchen Umständen nicht mehr rentable« Sclaven-Lapital nach den südlicher gelegenen Sclavenstaaten abzusetzen, und je mehr sonach die Zahl der Sclavenbefltzer abnimmt, desto mehr muß sich die Bevölkerung zu den Grundsätzen und der Politik der Freibodenstaaten hinneigen. Die Eclavenhalter sind von dieser Erscheinung auf- Aeußerstt beängstigt und tragen sich mit dem Plane umher, dahin zu wirken, daß der Verkauf von Sklaven au» jenen, wie sie sagen, „verdächtigen" Sklaven staaten verboten werde, um dieselben zu verhindern, ihrer Negerbevilkerung mittelst de« Au«verkauf« sich zu ent ledigen. Faßt man die Bevölkerung-Verhältnisse der Union in« Auge, wonach die Zahl der wahlfähigen Siaat«bürgrr im Norden die im Süden um fast zwei Drittheile überwiegt (man rechnet 1,I0V,VV0 Stimmen im Süden gegenüber von 2,Svv,000 Stimmen im Norden), so erscheint e« schwer be greiflich, in welcher Wesse e« dieser Minderzahl möglich ge wesen ist, sritlange her die Oberhand auf dem Felde der Poli tik zu behaupten. E« sind höchsten« Z50,vv0 Familienhäupter, welche sich in 4 Millionen Sklaven »heilen, welchen nicht blö dle freie weiße Bevölkerung im Süden gegenübersteht, die sich zu einem verachteten Proletariat herabgewürdigt fleht, sondern auch die ganze Ueberzahl der Staatsbürger der freien Staaten de« Norden-. Diese Minderheit einer Aristokratie behauptet ihre politische Oberhand dadurch, daß fie den stärker» Norden zu »heilen und einznschüchtern wußte, und die Befähigung sand diese Aristokratie in dem Vorzüge, daß auS ihrer Mitte seither noch immer die gewandtesten Staat-männer hervor gegangen sind. Dazu kommt, daß der Süden der Abnehmer für die Rohstoffe und Fabrikate de- Norden» ist. Je größer nun in den nördlichen Staaten die Zahl Derjenigen ist, welche grundsatzlos und erwerb-- und geldgierig die Politik wie jede» andere Gewerbe betreiben, desto mehr haben die Aristokraten de» Süden-, als organifirte sogenannte „demo kratische Partei", über die große Masse der abhängigen und verkäuflichen Stimmen in den nördlichen Staaten zu ver fügen. Endlich war e« seither auch die Drohung der Zer reißung der Union, womit die Sklavenhalter ihre politischen Gegner in Schach zu halten suchten. Wie lange aber wird e« noch au-reichen, eine Sache siegreich zu erhalten, die in ihrem bodenlosen Unrechte und ihrem tiefen sittlichen D/r« derben zu keinem andern Ende führen wird, al« zur leibeignen Knechtung der freien Arbeiter-Bevölkerung, wie zu einer früh zeitigen Auflösung der amerikanischen Siaai-gesellschaf,? E« ist kaum denkbar, daß in den nördlichen Staaten, welche an Lebenskraft, wie an Bevölkerung und Reichlhum dem Süden zehnfach überlegen find, politische und fittlich« Einsicht und Entschlossenheit auch dann nicht erwachen und stch ermannen sollte, wenn da« Maß der Gewaltthätigkeit und Unmensch- lichkeit übervoll geworden ist, womit kurzsichtige Selbstsucht sich der ewigen Weltordnung gegenüber glaubt behaupten zu können l v. d. W.
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