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Dresdner Journal : 10.02.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185902103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-02
- Tag1859-02-10
- Monat1859-02
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 10.02.1859
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Adnunnnentaprrifr: - S'Nckr.lvrkxr. 1° »>wd»«. 1 Iw L«1ans« '/Znd-l> 1 „ 10,. „ „ I tritt kost - unä lü-.rll-k in 0r»»t«»: 15 Hxr. s 8t«mp-I»u- Llar-Io« blnmnasrn: 1 dlxr. ) »cdl»x kimu. Jaseratrnpreisr: rvr cken Uuum einer e«»p»Itenen 2eil«: 1 Ikxr. Unter „Linxeseoat" äi» ILeil«: 2 kkxr. LkschttiMl 'PU^Iicb, init Xueoabm« 6«r Leon- vast keiertn^e, Xdenck, siir äen folxenäen 'l'ax Dres-nerIonrnal. Verantwortlicher Redakteur: I- G. Hartmann. Snseratrnannahme iut»«lr1«: I^ixeiss: kn. Nnnnoerirri», 6omwl»»io»Ll ile» vreeänsr 3onro»Ii; edeoUnsoldet: II. iUton»: »t Vool.ru; LerU»; Ororivi'ecU« Noekk., Ilrrrnrr,,', Nnrenu; Lreiuen: bt. 8r»,.»rr»; Arewlckurt ». U .; orr'rck« liuckilnnckl.; Lrnnerer: >lr»i.r»rrr»»'» ön- reru; Lölo: >voi.r Itrnrrr»; kurwi r. r,ül»r»»»l.» (28. ruo <Ise Kon» ensnu»); kr»^: k». L»»i.ici'» Üucbkaostluux. Herausgeber: Nvlli^I. krpsäition <ie» Orseänsr Journal», vreeäen, L1»rien,trr,ss dir. 7. Amtlicher Theil. Dre-de«, 8. Februar. Seine Majestät der König haben den Chef der Hofhaltung Seiner Königlichen Hoheit de« Prinzen Georg, dem Kammerherrn und Major v. d. A., Carl Friedrich August von Tschirschky und Bögendorff den Titel „Hofmarschall" mit dem Range eine- geheimen Rathe« in der zweiten Classe der Hofrangordnung beizulegen geruhet. Dresden, am 8. Februar. Seine Majestät der König haben allrrgnädigst geruht, dem AppellationSgerichlsprä- stdrntrn a. D., Ür. Carl Gustav Müller in Dresden, in Anerkennung seiner fast dreißigjährigen, treugeleisteten guten Dienste den Charakter eine« geheimen Rathe« in der tt. Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. U-berftcht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Die Broschüre „Napoleon III. und Italien") Tagesgeschichte. Dresden: Di« Erbgroßherzoginv. Tos kana erkrankt. Hofball abbestellt. — Wien: Fenner v. Fennederg. Verbindungsbahn. Telegraphenleitung nach Aegypten. Militärisches. „Norma" verboten. — Berlin: Herr v. Byern. Freiherr v. Manteuf fel. Wahlmännerversammlung. Zur Schloßdiebstahl angelegenheit. Berichtigung. — Magdeburg: Die freie Gemeinde. — München: Prinzessin Luitpold erkrankt. — Bernburg: Erklärung bezüglich der BerfassungSangrlegenheit. — Pari«: Die revidirte Karte von Europa. Vom Hofe. Zur walachischen Fü^stenwahl. Pariser Wasserwerke. — Turin: Der Anleiheentwurf. Unruhige Auftritte. — Modena: Gerüchte widerlegt. — Mpdrid: Der neue Gesandte in Rom. — Lissabon: Vertagung der Kammern.— St. Petersburg: Keine Truppenconrentration in Polen.— Belgrad: Dir Absetzung der Minister und Senatoren. — Korfu: Botschaft Gladstone'«. — New- Jork: Zur Cubafrage. Nachrichten au« Haiti. Eruenuullgeu, Bersshungeu rc. i« öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. (Neue CorrrctionSanstalt. Der evangelische JünglingSverein.) Proviuzialuachrichtru. (Leipzig. Wurzen. Dahlen.) Wissenschaft, Knust «ad Literatur. Statistik u. Balttwirthschaft. Inserate. Tagrskaleuder. Börsenuachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Paris, Dienstag, 8. Februar, Abends. Die erste Sitzung des gesetzgebenden Körpers wurde vom Grafen Morny mit einer Rede eröffnet, in welcher derselbe sagte: er habe eigentlich über die Arbeiten deS gesetzgebenden Körpers sprechen wollen, aber diese trockene'Aufzählung scheine ihm nicht an der Zeit, indem die Deputaten sich noch zu sehr unter dem Eindrücke der Thronrede deS Kai sers befänden. „Wir sind abgesandt", sagte Graf Morny weiter, „um dem Kaiser rin unbegrenztes vertrauen zu bezeigen; setzen wir also unser ver trauen auf den Kaiser, welcher hofft, der Friede werde nicht gestört werden." Noch andere Erwägungen, fuhr der Redner fort, müßten dazu führen, die Besorgniß zu zerstreuen; er gebe sich deshalb der Hoffnung hm, eS werde der Diplomatie oder einem Schiedsgerichte gelingen, unterstützt durch eine sechste Großmacht, nämlich Reiseerinnerungen. Bon 0r. hl. lll. Lissabon. (Schluß au« Nr. S2.) Bel den in Portugal eingeführten Modifikationen der spanischen Kampsweise können nicht leicht gefährliche Ver letzungen der Menschen oder Pferde Vorkommen; der Schaden beläuft sich am Schluffe gewöhnlich auf beschmuzte und zer setzte Kleider, einige Quetschungen und Verstauchungen, bis weilen auf rin paar gebrochene Rippen und nur höchst selten auf eine lebensgefährliche Verwundung. Während deS Früh jahre» und des Sommer» werden in den Amphitheatern der Hauptstadt fast jeden Sonntag öffentliche Siiergefechte mit 18 bi» 20 Stieren abgehalten, zu deren Besuch der Unlerneh- mer in den pomphaftesten Phrasen durch Zeitungen ujid Plakate einladet. Der größere Theil der Einnahme kommt in der Regel den Armen oder den Hospitälern zu Gute. Die Eintrittspreise sind für Logen de» ersten Range» 4500 und 2400 ReiS (7^ und 4 Rthlr.), ein numerirter Platz kostet 600 ReiS (l Rthlr.), der Platz auf der Galerie im Schatten 480, in der Sonne 240 ReiS (24 und 12 Ngr.). Die mora lische Berechtigung der Stiergefechte nachzuweisen, muffen wir Andern überlassen; auf jeden Fall gewähren sie eine an genehme Unterhaltung und bringen dem Fremden — mehr in dem zusehenden al» in dem kämpfenden Publicum — rin Stück de» portugieflschen Nationalttzpu« zur Anschauung, von dem man sonst nicht viel Absonderliche» spürt. Die Be-- völkerung ist au» zu heterogenen Elementen zusammengesetzt, al» daß sich in jedem Einzelnen ein bestimmte» nationale» Gepräge, wie j. B. in Spanien, wiedererkennen ließe. Im Allgemeinen ist da« Volk kräftig und wohlgrbildrt, dabei aber in einem leidlichen Grade träge, bequem und indolent; der Teint »er Haut gelblich gebräunt, Augen uod Haar» meist dunkel. Da» schöne Geschlecht, schon in» zwölften bi» vier zehnten Jahre vollkommen ausgebildet, verblüht und verwelkt zum größten Theil in fast orientalischer Zurückgezogenheit hinter den Fenstern seiner Wohnungen. Di» frühe Reife be dingt ein frühe- Altern; ich entsinne mich nicht, je solchen häßlichen, gespensterhaft. vertrockneten alten Frauengestalten segnet zu sein, wie unter den nirdern Klaffen de» portu- die öffentliche Meinung, welche zwar dann und wann irre geleitet sein könne, aber zuletzt sich immer auf die Seite des Rechts, der Humanität und der Gerechtigkeit stelle, die gegenwärtige Verwickelung zu lösen. Der Redner schloß mit den Worten: „Lassen Sie uns hoffen, daß auch unter den gegenwärtigen Umständen die hochherzigen Ideen, die loyalen und uneigennützigen Absichten deS Kaisers in der Welt zur Geltung gelangen (serant leur kkemin äaus lr mause) und daß sie, getragen durch die Sympathie der Völker und das vertrauen der Herrscher, schließ lich die friedliche Lösung aller streitigen Fragen her- briführen werden. Welches auch unsre Zukunft sein möge, lassen Sie uns handeln, wie wir es früher aethaa haben, auf keinen Rath hören, als den unsers Patriotismus, und uns noch enger um den Thron schaaren. Abtrünnigkeit und Schwäche retten nie, weder daS Land, noch die Einzelnen. Unsre ent schlossene Unterstützung wird dem Kaiser bei den Verhandlungen mehr Autorität verschaffen, wie sie ihm, wenn es nöthig werden sollte, mehr Kraft zum Siege geben würde." Paris, Mittwoch, S Februar. Die neueste Nummer der „Patrie" demeutirt die Angaben der „Judependance belge" und des „Nord" von einem angeblichen Zwiespalte zwischen der Politik deS Kaisers und der seiner Minister; sie erklärt, daS Cabivrt des Kaisers und die höchsten Staats beamten verfolgten die nämliche Politik wie der Kaiser selbst, und die Broschüre „Napoleon Hl. und Italien" drücke die Ansicht der Regierung auS*). * Wir halten es trotzdem für besser, bei unsrer Ansicht (s. unten) stehen zu bleiben. Es kdnnen in der Broschüre Stellen enthalten sein, welche Ansichten der französischen Regierung auS- drücken; allein dir Art und Weise, wie diese Ansichten auSgc- drückt sind, deuten auf keinen officiellen Ursprung, und wir zwei feln, daß man sich an maßgebender Stelle dazu bekennen möchte. D. Red. Löten, Dienstag, 8. Febr., Nachm. (T. D.) Die heutige „Oesterreichische Correspondenz" erklärt in einem motivirte» Artikel die Thronrede des Kaisers Napoleon als Friedensbürgschaft und stellt wegen der militärischen Occupatio» Mittel Italien» eine diplo- »atische Lisung t« Aussicht; dieselbe drückt die Hoff nung aus, daß Frankreich seine außerordentlichen Rü stungen einstellen werde. Parts, Dienstag, 8. Februar. (T. d. K. Z.) Der heutige „Moniteur" enthält eine Proklamation des Generals Mae-Mahon, Oberbefehlshabers der Armee Algerien», welche meldet, ein Befehl des Prinzen Napoleon rufe die unter dem Befehle deS Generals Renault stehende aktive Division unverzüglich nach Frankreich zurück. Die Proklamation schließt mit den Worten: „Marschirt, Soldaten! seid ohne Furcht, dis- eiplinirt, unerschütterlich." Marseille, 7. Februar. (T. d. Jndep.) Die Vermählung des Kronprinzen von Neapel mit der Prinzessin Marie von Bayern hat am 3. Februar in Bari stattgefunden. Die großherzogliche Familie von Toscana wohnte in Neapel einem le lleum aus Anlaß dieses frohen Ereignisses bei. Ihre Rückkehr nach Florenz wurde am 15. Februar erwartet. (Vgl. unter Dresden.) Der Prinz von Wales ist am 5. Februar in Rom eingetroffen. Turin, Dienstag, 8. Februar, Mittags. Die Commission hat sich in ihrem Berichte, die Anleihe be- gicstschen Volke». DaS Militär besteht größtentheil» auS kräftigen, mehr untersetzten, dabei aber schlank und ebenmäßig gebauten Leuten. Die Uniformirung ist einfach, praktisch, ohne viel Glanz, in der Hauptsache nach französischen Mustern. Die Stärke der portugiesischen Armee soll im Frieden 25,414 Mann, im Kriege 49,792 Mann betragen, ausschließlich der Reserve, welche noch auf circa 17,000 Mann berechnet wird. Obschon man bei den Friedensübungen gerade nicht an die präcise Durchführung de» preußischen Erercierreglement» erinnert wird, so haben sich doch die por tugiesischen Soldaten (zumal in den französischen Kriegen unter Wellington) den Ruhm guter Feldsoldaten erworben. Die polizeiliche Ueberwachung Lissabon» ist der vollkommen militärisch organiflrten Municipalgarde überlassen und wird al» vortrefflich gerühmt. — Eine Eigenthümlichkeit de» Por tugiesen ist seine außerordentliche Freundlichkeit und Höflich keit; Vater und Sohn reden sich gegenseitig stet» mit „Senhor" an, dir Bettler, deren Zahl in Lissabon Legion ist, beehren die Vorübergehenden mit dem Titel „Ercellenz" u.s.f. Die por tugiesische Nationaltracht wird immer mehr von der sogenann ten französischen Tracht verdrängt; die Landleule tragen enge Tuch-oder Eammeihosen, eine kurze Jacke, roihe Leibbinde und niedrigen schwarzen Hut, die BürgerSfrauen Lissabon» wickeln sich in einfache braune oder blaue Tuchmäntrl mit langen Fallkraqen und tragen über dem Kopfe rin weiße», dünne-, gestärkte« Tuch, welche» sie unter dem Kinn zubinden und nach hinten in einer steifen Spitze abstehen lassen. Die portugiesische Sprache ist bekanntlich romanisch, an der Vermischung der lateinischen und germanischen ent- standen und durch arabische und französische Srammwirter bereichert. Man rühmt dieselbe al» weich, biegsam und sehr für die Poesie geeignet, obschon sie an Wohllaut und Eleganz der spanischen weit nachsteht. Für Solche, die lateinisch ver stehen, ist die Schriftsprache nicht schwer zu entziffern ; man würde auch der Conversation leichter folgen können, wenn diese nicht durch zahlreiche Nasenlaute eben so übelklingend al» unverständlich würde. Bei dem abgeschlossenen Familienleben, wie e» im ganzen Lande üblich, darf e« nicht Wunder nehmen, daß selbst in der Hauptstadt für Restaurationen, für Eonditoreien, Kaffee treffend, einstinnnig zu deren Gunsten ausgesprochen. Derselbe wird übermorgen in der Kammer zur Dis kussion kommen. Die „Opinione" meldet, daß Oesterreich mit Mo dena wegen Aufhebung gegenseitiger Zollbegünstigungen in Unterhandlung getreten sei, um Piemont jeden Grund zur Forderung einer Gleichstellung zu benehmen. London, Dienstag, 8. Februar, Vormittags. Die heutigen Morgenzeitungen sprechen sich über die fran zösische Thronrede aus. „TimeS", „Herald" und „Morning Chronirle" meinen, daß sie den Frieden verbürge, „Daily-News" und „Morning-Advertiser" finden sie zweideutig. „Morning Post" erachtet sie eher als kriegerisch. Dresden, 9. Februar. Für heute überschreiten wir etwas die Grenzen unse rer AeilungSschau indem wir in den Bereich der Be sprechung eine Flugschrift ziehen, welche mehr durch die Erwartung, die daran geknüpft wurde, als durch ihren Inhalt Aufsehen erregt hat: eS ist dies die in Paris er schienene Broschüre „Napoleon lll. und Italien." Die Voraussetzung, die wir bei der ersten telegraphischen Benachrichtigung davon aussprachen, daß eS unmöglich sei, den Ursprung der Broschüre auf eine maßgebende Stelle zurückzuführen, haben wir durch den vollen In halt derselben nur bestätigt gefunden. Auch lauten glaubhafte Nachrichten dahin, daß betreffenden OrlS derselben jeder Zusammenhayg mit officiösen Inspira tionen abgesprochen wird. Es wird aber immer hin ein nicht undankbares Geschäft sein , den Jdeengang der Broschüre etwa- näher ins Auge zu fassen, da mit Gewißheit angenommen werden darf, daß derselbe nach der einen Seite hin auf Anklang rechnen kann, und auf der andern Seile darauf berechnet ist, neue Sympathien hervorzurufen. Je weniger wir nun allen Demonstrationen geneigt sind, welche Erbitterung erzeugen können, um so mehr halten wir eS den Um ständen angemessen, wenn überall der Versuch gemacht wird, den Maßstab nüchterner Anschauungen an die auf tauchenden Ideen zu legen. Dieser Gesichtspunkt soll uns bei der nachstehenden Beleuchtung leiten. Die Broschüre ist in einer Reihe von mit römischen Ziffern bezeichneten Abschnitten geschrieben, und wir wer den dieser Eintheilung zur Vereinfachung auch unsre Betrachtungen anschließen. I. Die Broschüre beginnt mit der Erklärung, die italienische Frage durch eine unparteiische und sympathische Prüfung so zu sagen beruhigen zu wollen, und eröffnet damit die nicht zu kurze Reihe ihrer inner» Widersprüche. Denn eine Prüfung, die sich als sympathische ankündigt, ist keine unparteiische und verurtheilt sich damit von Haus aus selbst. Wir werden versuchen, unparteiisch zu sein, ohne deshalb antipathisch zu werden. Es folgt nun ein dichterischer Rückblick auf die Ge schichte Italiens und alles Da«, was es der Civilisation gewesen. Europa wird das Vergessen Italiens als Un dankbarkeit angerechnet. Hierbei kann man sich nun freilich nicht der Betrachtung entschlagen, daß eS auch noch andere Erinnerungen der Civilisation giebt, und namentlich nicht des Vergleichs mit einem andern Lande, welches noch früher die Wiege der Civilisation war, als Rom, und welches sich vor wenigen Jahren durch äußere Umstände in die glückliche Lage verseht sah, von den Ereignissen die Erfüllung seiner liebsten nationalen Hoff nungen erwarten zu dürfen. Die Erregung der Ge- müther in Griechenland war damals vielleicht eine na türlichere und gerechtere, als dies jetzt in Italien der Fall ist. Damals verordnete man der aufgeregten Na tion eine starke militärische Besatzung, bi« sie wieder -7!^ Häuser u. bgl. in Bezug auf Umfang und Comfort wenig gelhan wird. An Wein- und Branniweinläden (Vinbo, e ursteotee) zu Nutz und Frommen der Fabrikarbeiter, Seeleute und Fischer ist hingegen kein Mangel; als Zukost dienen hier einige frisch geröstete Maronen oder Sardinen, deren penetranter Geruch auf Straßenlänge wahrnehmbar ist. Den hauptsächlichsten Sammelpunkt der jungen Leute au» den bessern Ständen bilden allabendlich die Apotheken, von denen jede ihre bestimmten Besucher hat, die hier stunden lang über politische und Stadt-Neuigkeiten kannegießern. Man raucht dabei Papiercigarrcn und genießt sonst Nichts, al» höchsten» ein Gla» Sodawasser, ö prvpos ste cignres sei hier gleich bemerkt, daß in Portugal alle sanguinischen Hoffnungen, die sich ein deutscher Raucher von dem dortigen Tabak- und Cigarrengenuß träumen läßt, gründlich ver nichtet werden. Die Regierung hat La» Monopol der Tabak- fabrikaiion einer Privatgesellschaft überlassen, welche außer der hohen contranltchen Abgabe an die Staatskasse auch noch etwa» Erkleckliche» für die eigne Tasche übrig zu behalten sucht. Vom Einschmuggeln fremder Tabake kann kaum die Rede sein, da die Douanebeamten alle Eingänge in die Stadt zu Land und zu Wasser fortwährend überwachen und die Strafe für Contrebande selbst bi» zur Deportation gesteigert werven darf. Gewöhnliche Cigarren muß man das Stück mit 30 Reis (15 Pf.) verzollen, feinere Sorten, wie Regalia», noch weit höher. Aehnlich ist da» Verhältniß für Schnupf- und Kautabake. Die in Portugal käuflichen Cigarren (CerutiaS) steigen von 20 bi» zu 200 Rei» pro Stück, ent sprechen jedoch nur einer Qualität, die man bei un» nicht gern für den vierten Theil de» Preise» kauft. Von den Papiercigarren, deren Contents wenig einladend aussehen, kostet da» Dutzend nur 20 Rei»; der Portugiese kauft die selben jeroch selten fertig, sondern wickelt sich sein Cigaro in der Regel höchst eigenhändig. Von dem Tabak gehen wir zu der dem Fremden eben so wenig zusagenden Geldrechnung über. Wir bekannt, rechnet man in Portugal nach Rei», von denen 600 auf den Ihaler kommen. Die kleinsten Münzen, welche geprägt werden, sind 5 ReiSstückr in Kupfer; außerdem giebt e» von demselben Metall Münzen zu 10, 20 (Bintem) und 40 Rei» (Pataro). nüchtern geworden war. Diet mochte vomsStandpunkte de- geschriebenen Recht« au« vollkommen zu rrchtferli- gen sein. Warum denn aber heute dem aufgeregten Italien eine andere ärztliche Behandlung verschreiben? Il Nach der Broschüre soll die italienische Frage zwei genau geschiedene Elemente enthalten: da« revo lutionäre Element und da« nationale Element. Wir sind der Meinung, daß beide Elemente eben nicht genau von einander geschieden sind, sondern da- sie sich gegen seitig bedingen und vervollständigen. Beide gebrauchen sich gegenseitig und sind nur darin von einander unter schieden, daß da« revolutionäre Element bestimmte und klare Zwecke vor Augen hat, während daS nationale auf vollkommen unklaren Begriffen und Vorstellungen be ruht. Wir sind darin mit der Broschüre einverstanden, daß die Revolution in Italien isolirt gegenüber Europa sei, und zwar mit dem Zusatze, daß e« nur einer ent schiedenen Kundgebung Europa'«, aber de« vereinigten Europa«, bedarf, um dieselbe zum Schweigen zu bringen. Das nationale italienische Element soll in Europa sichere Sympathien finden. Hierbei ist vor Allem die Frage aufzuwerfen, was diese Sympathien al« Ziel ihrer Wünsche zu stellen Haden? Wir erfahren dies vielleicht noch durch den fernern Inhalt der Broschüre. Bisher haben wir Nichts vor Augen, als da- noch heute wahre Wort des Fürsten Metternich auS dem Jahre 1847: daß Italien ein geographischer Name sei, auf der einen Seite, und auf der andern den Hader unter den Italienern selbst, der die jetzigen politischen Abgrenzungen herbeigr- führt hat und in welchem sich der sogenannte nationale Aufschwung vom Jahr 1848 alsbald wieder auflöste. Die Broschüre erinnert, um da« Vorhandensein nach- Hattiger englischer Sympathien nachzuweisen, an di» Jahre 18LL—1848 und den Zusammenhang der spanischen Hei- rathen und der daraus hervorgegangenen Erkaltung zwischen Frankreich und England mit den unter englischem Ein fluß hervorqetretcnen Bewegungen in der Schweiz und Italien. Dieser historische Rückblick erscheint insofern nicht eben sehr glücklich, al« den englischen Sympathien für Italien dadurch eine ganz fremdartige und vorüber gehende Bafi« gegeben wird. Ebenso wenig möchten Vie Citate der höchst diktatorischen Auslassungen Lord Pal merston'« gegen Oesterreich Stich halten, da der geschicht liche Verlauf der gewesen ist, daß Oesterreich selbst in den Tagen der höchsten Bedrängniß, aller dieser bedroktichen Manifestationen ungeachtet, sein gute« Recht mit den Waffen in der Hand aufrecht erhalten hat, und die Verweisung auf jene wirkungslosen Demonstrationen de« damaligen englischen Ministeriums nothwendigerweise in England selbst zu Reflexionen führen muß, die eher geeignet sind, die Sympathien zu kühles, al« zu erhitzen. Dir Be merkung mag ganz richtig sein, daß die englische Politik seitdem nicht aufgehört habe, die Stellung Sardiniens zu begünstigen und überhaupt ihren Einfluß auf der Halb insel zu belhätigcn. Es ist auch begründet, daß der eng lische und französische Bevollmächtigte auf dem Pariser Congresse vereint die Aufmerksamkeit desselben auf die innern Zustände Italiens lenkten. Um so auffälliger ist es, daß trotz Alledem die gegenwärtige italienische Krist in den bedeutendsten öffentlichen Blättern Englands Kund gebungen hcrvorgerufen hat, welche von nicht« weniger al« von Sympathien Zeugniß ablegen, und daß die eng lische Regierung notorisch in Turin Schritte gelhan Kat, um die dortige Regierung von sogenannten nationalen Unternehmungen abzuhalten. Es ist also wohl erlaubt, zu Erklärung dessen die Alternative sich zu stellen, daß ent weder Erfahrungen und geläuterte Ansichten andere An schauungen über die italienische Frage in England her vorgerufen haben, oder daß sich zu dem „revolutionären und nationalen Element" noch «in dritte« gesellt hat, welche« in England Bedenklichkeiten herbeiführte. Seit Einführung de» Decimalsystem» im Jahre 1851 werden Silbermünzen zu 50, 100, 200 und 500 Rei», Goldmünzen zu 1000, 2000, 2500 und 5000 Reis geprägt. Die Bank in Lissa bon giebt Noten au» im Betrage von 18,000 Rei». Eine Million ReiS heißt ein Conto, tausend Rei» eine Cor6a. Neben diesem Gelde circulirt noch eine Menge älierer Silber münzen von ost ziemlich verwaschenem Gepräge und ver schiedener Nomenklatur im Werihe von 50, 60, 100 (Testaö), 120 , 240 , 480 Reis (Concado-Nuovo). Silbrrstücke von 1000 ReiS gehören zu den Seltenheiten; sie tragen da» Bild- niß der Königin Dona Maria Segunda und flnv wegen ihre» seinern Metall» fast sämmtlich von Engländern aufgekauft worden. DaS englische Gold ist in Portugal gern und oft gesehen; die Sovereign» haben den festen Werth von 4500 ReiS. Französische» Gold (Fünf-Franc-stücke und Zwanzig« Francsstücke) ist seltener, schwankt auch im Preise je nach dem Cour». Man kann sich denken, welche Zahlenreihen bei irgend größer,, Summen durch die kleine Grundmünze zu Srande kommen; so betrug z. B. die portugiesische Total- schulv im I. >850 : 86,689,910,093 Rei«! (144.463,183 Thlr.) Der Detailhandel wird dem Fremden noch dadurch besonder schwierig gemacht, daß die Kaufleute den Werth »er Waare nicht einfach in Rei», sondern nach den einzelnen Geldstücken angeben ; sie sagen z. L. nicht: da» Stück kostet so und so viel Rei», sondern 3: Lrucado», a: TestaS« und a: Vinikm». ES ist in der Thal für den Fremden keine kleine Aufgabe, diese sämmtlichen Geldwerihe allezeit sicher im Kopie zu haben. Den Bericht über da» portugiesisch« Finanziystem,. sowie über die sonstigen staatlichen Einrichtungen de» Lande» über lassen wir besser befähigten und besser unterrichteten Kräften. E» ist männiglich bekannt und durch eine neuere Affaire wieder in da« Gevächtniß gerufen worden, daß die politische Vergangenheit Portugal» glänzender ist, al« sein« Gegenwart. Um so vertrauen-voller blickt aber die Nation auf ihren der zeitigen Herrscher, auf Se. Maj. den König Dom Pedro V., der erst vor wenigen Jahren die Regierung au« den Händen seine» erleuchteten Vater», de« König» Dom Ferdinand, über, nommen; seine hervorragenden Eigenschaften und Fähig keiten berechtigen da« von der Natur so «ich gesegnete Land zu den schönsten Hoffnungen für di» Zukunft.
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