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Dresdner Journal : 15.02.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185902158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-02
- Tag1859-02-15
- Monat1859-02
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 15.02.1859
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37. -Nt Dieustag^ de« 15. Februar. 18SV ' ' ' Abmnmnttrtrprrff»: !»ahyn<-b: »D>1r WXgr. t» Nnada« 1 Im saawuäa '/^.- 1 .. 10 ,. „ ., «tritt k°M- uns - 1b bixe. l 8t«mp»t,a. z^n^elaa dürmmMrur 1 >xr. 1 acdlag d»or«. »nfrratrnprrkf»: lftzr <ten ki»»m einer »-««p»It«nrn Keiler 1 It^r. k^Ut«r >,,4llnxes»i»a>'t cli« 2«tle: 2 d'Ur. n,s -Nlt.re'k 171', .7I'Ilt'>. ' "I-U ' Erschri«» 1°»bUcI», mit ^ULN»I»me äor Lvon- nvs k'siartag«, >bku<l« siir äe» fvlgeorlvo l'ag. Dres-nrrAourml. Verantworttichn Redactem: I. G. Hartmann. »nf»rsMm«tntz«r «samLNa Lei»«»,: r», Launvarnrrn», comnüaaioMU öe, vreyöner ^onrnala: ed«v6»,elde»: ». N0V»»»; tUMnN: -t Vo«i.,»; »mit»: 6»o»iv,'«rd» »aedd., »Er«»,,»»', «»—»l>! La»»m »:. MMchWLrt» ».: o»»',ede vu«dl»»i,<il.; L»»»«,«p: -1ium»>wier»» » Ku- ree»; Rdlu: Xnoi.r lilv»«,»; k^la: e. (28, ru« <te» ix», «al»»»), kr»U: Ku»!.«.»', Lucl>l,»i><iI»L,. .^!ch!!^"lSrrher: klipedrtion äe» DrsiFvOr ^oorDLls, Orasäva, dl»ri«a,tr»„, dkr. 7. I Amtlicher Theil. DreS-jm, 3. Februar. Seine Königliche Majestät haben die Vericht-rLth, Heinrich Hermann Klemm bei'm Bezirksgericht Leipzig und Eduard Neumann bei'm Bezirksgericht Chemnitz zu Appellationsräthen bei'm Ap- pellaNonSgerlchte zu Dresden zu ernennen, hiernächst dem Grrichtsrath« bei'm Bezirksgericht Mittweida Heinrich Moritz Ruth dl« Stelle des ersten Gerichtsraths bei dem Bezirksgericht Chemnitz zu übertragen und den zrithrri» geh ^ekretalr bei der Kanzlei des Appellationsgericht« zu Dresden Adolph v. Erdmannsdorf zum Grrichtsrathr bei'm Bezirksgericht Mittweida zu ernennen geruht. Dresden, 3. Februar. Seine Königliche Majestät haben den Oberappellationsrath Eduard Siebenhaar, unter Ernennung zum Geheimen Justizrathe, bei'm Ju stizministerium anzustellen und den Appellationsrath bei'm Appellatkonsg,richt zu Budisstn vr. Hermann August Sintenis zum Oberappellationsrathe, ferner den Gc- richtsrath bei'm Bezirksgerichte Pirna Heinrich Floren« Fleck zum AppellationSrathe bei dem genannten Appel- lationsgerichte zu ernennen gnädigst geruht. j » Dresden. Seine Majestät der König haben die Er richtung eines Königlich Sächsischen Consulats zu Syd ney in Australien zu beschließen und den dortigen Kauf- m inn Carl Julius Müller zu AllerhichstJhrem Con- sul zu ernennen geruhet. Dresden, 12. Februar. Se. Königliche Majestät haben dem Pfarrer zu Neustadl - Dresden und Landes- consistorlalrathe l)r. Okto TheniuS da« Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theit. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten. ZeitUVgtschau. (Nord. — Patrie. — Hamburger Cor- respondent. — Weser-Zeitung. — Neue Preußische Zeitung.) Tagestgrschtchte. Wien: Hoftrauer. Begnadigungen. Di, Rüstungen Oesterreich«. — Berlin» Aut dem Abgeordnetenhaus«. — München: Einführung gezo gener Gewehr». Minister v. d. Pfordt,»'« Antwort auf dir Lerchenfeld'sche Interpellation. Hoftrauer. Herr v.Menrval. — Gturrgart: Präsident v. Harpprecht ch. — Wiesbaden. Berichtigung. — Frankfurt: Die Contingent - Angelegenheit. Bundeslagssitzung. — Itzehoe: Bon der Ständeversammlung. — Paris: Vergrößerung der Stadt Paris. Conferen- zen. Budget. Vermischtes. — Bern: Verständi gung in Neuenburg. Aufregung in Lessin. Die Be ziehungen zu Preuße». Die Grütliangelegenheit. — London: Lord Malmesbury über die Donaufürsten- thümerangelegenheit. Keine Modifikation der Zucker zölle. Indische Anleihe erwartet. — Korfu: Refor men. — Konstantinopel: Aus der neuesten Post. — Donaufürstenthümrr: Die Wahl Cousa's in Bukarest. — Jassy: Walachischr Deputation. — Belgrad: Proklamation des Fürsten Milosch. Wu- tschitsch. — Japan: Ostindien und New-Dork. Au« den neuesten Posten. Eruexnungrv, Versetzungen re. im öffeutl. Dienste. DreAdner Nachrichten. (Vermischtes.) Proviazialnachrichten. (Chemnitz. Au« der Lausitz. Herrnhut) Wissenschaft, Kunst und Literatur. Statistik u. Dolttwirthschaft. Inserate. Tagetkalender. Börsenuachrichte«. Telegraphischr Nachrichten. Lov-o», Montag, IE. Februar. Mau er wartet allaemeiu die Aufnahme einer großen An leihe zu Deckung der Kosten drt indischen Kriege». Der „Moruiug Herald" meldet ia seiner heuti ge» Nummer, r» sei der Wlederzusammentritt de» Pariser Eoaaresse» zur Erledigung der Fürsten- thümerfrage beskhloffrv. (Vgl. unter Pari« ».London.) Belgrad, ir. Februar. (T d W Z) Di» Skup- schtina wurde heute durch de» Fürsten Milosch persönlich geschloffen. Ein Eomite derselben von 3t Mitgliedern bleibt, um die begonnene« Arbeiten fortzusetzen. Segen Wutschitsch wurde die gerichtliche Untersuchung eingeleittt. (D. unter „Tagesgeschichte".) Dresden, 14. Februar. Der „Nord" bemüht sich, sein, Leser glauben zu machen, daß in Deutschland die öffentliche Meinung be arbeitet werde, und man um jeden Preis Demonstratio nen herdeiführen wolle, welche zwischen Oesterreich und dem Deutschen Bunde ein, Solidarität begründen sollten. Man suche da« preußische Cabinet, dessen rückhaltende« Schweigen übel vermerkt werde, zu einer Erklärung zu drängen, welche als ein Versprechen, die österreichische Politik unbedingt unterstützen zu wollen, auSgelegt rrex- de» könne. „Wir bleiben bei der Ansicht stehen — sagt der „Nord" — daß Preußen weit entfernt ist, die Schwäche gewisser deutscher Regierungen zu «heilen, welche von der Furcht in die Arm, Oesterreich« geworfen worden sind." Es ist für die deutschen Leser des „Nord" wenigstens unterhaltend, zur Abwechselung auch einmal solche Be richte über Deutschland zu höre»; allein wir wären doch begierig, wie der „Nord" di« Stimmen der öffentlichen Meinung in Deutschland, die einmüthige Haltung der unabhängigen Presse aller Schattirungen seinen Lesern zu erklären versuchte, da er ihnen doch nicht verschweigen könnte, daß in Deutschland Preßfreiheit nicht blos dem Namen nach besteht. Noch dürfen wir dem „Nord" bemerklich machen, daß Oesterreich in diesem Augenblicke nicht die drohende, sondern die bedrohte Macht ist, und daß also „Furcht" nicht da« Motiv sein kann, welches . die deutschen Regierungen „in seine Arme wirft." In einem Artikel über die Frage: wie Italien einig werden könne? setzt der „Nord" da« Bestreben, seine Leser zu amüsicen, unverkennbar fort, indem er un willkürlich an die kürzlich besprochene, in Paris erschienene, revidirte Karte von Europa erinnert. Nachdem er un« Genua, bekanntlich den Hauptsih der Aufregung in Sar dinien, in idyllischer Schilderung als ganz ruhig und friedlich, al« der Monarchie ganz ergeben gezeigt hat, während Venedig der wenigst liberalen Regierung von ganz Europa unterworfen sei, widerlegt er das „Dor- urlheil", daß Italien unfähig sein solle, sich zu einigen, indem er den „Staatsmännern" ein neues Licht hierüber aufsteckt und die Karte von Italien ein wenig „revidirt." „Warum sollen sich z. B. Mailand und Florenz nicht eine« Tage« mit Turin einigen können, wie sich bereits Genua mit letzterm geeinigt hat? Giebt es zwischen To-cana — hier geht er noch weiter als die berühmte Karte — zwischen Mailand und Piemont mehr einge wurzelte Vorurtheile, mehr wetteifernde Interessen, mehr unbesiegbare und natürliche Feindschaft, als es seiner Zeit zwischen Piemont und der Republik Genua gegeben hat?" „Genua ist ein große« Beispiel, welche« selbst den blindesten Staatsmännern zeigen kann, wie Italien geeinigt werden kann." Ein Artikel der „Patrie" über Da-jenig«, wa« am ibeyeu den Frieden sichern kana, enthält folgende bemer- kmswerrhr Stelle: « „Es giets ein« iealianisch« Krag,; und zwar ist ,« «ine Frage des religiösen und politischen Interesse«, des französischen Einflüsse« und de« europäischen Gleichge wicht«. Diese Frage ist In politischer Hinsicht gestellt dnrch di« Ltzatsachen, durch di« Gefahren, die sie un« Vthält, und durch dir Interessen, welche sie in die Mitleidenschaft zieht. Sie knna demnächst auf diplema- tischem Wege gestellt «erden durch da« Zusammenwirken aller interessirten Mächte. Der Krieg ist nur die äußerste und glücklicherweise wenig wahrscheinlich« Folge dieser I»ge." 1 Daß die verschiedenen Organ, der Presse gegenwär tig ein und dasselbe Thema in da« Reich ihrer Bekroch- langen ziehen, liegt wohl in der Natur der Sache, be- sonderS hervorzuheben dürfte es aber sein, daß die deut schen Blätter (der heterogensten Farben) in'Bezug auf dtie Friedenswünsche eine wohl selten dagewesrNe Harmo nie bekunden. Nachdem da« Thema: „Krieg oder Frie den" nach allen Richtungen hin au-gebeutet, bleibt un« ütztig, den verschiedenen Blättern die Stellen zu entneh me», die in Bezug auf ihre speclellen Ansichten Interesse beanspruchen. To bringt der „Hamburger Corre spond,nt" ein, Vergleichung der englischen und dtc französischen Thronrede, in welcher al« Zweck der letztern angegeben wird, die Jsvlirung Oesterreichs auszusprechen. Indem hierbei wenig Vertrauen in die friedlichen Worte der französischen Thronrede <tn den Tag gelegt wird, da der Friede nur rin Waffenstillstand sein werde, so lange «ine subjektiv« Idee, gegenüber den historischen Traditio nen de« alten Europas, als Leitstern sich aufstelle, heißt es ferner: „Fern sei e« von uns, gegen den Kaiser vdn Frankreich zu polemisiren, wie gegen den ungeschickten Jfiterpreten seiner Ansichten. Der Kaiser ist eine groß astige Erscheinung,!» Phänomen, da« sich dir kolossale Znrfgabe gestM,'Mi dem Herde der Bewegung ein un wandelbare« Princip zu fixirrn. In dem Streben nach LßsUttg diese» Problem«, welche« wir nicht mit der -Quadratur de« Cirkel« vergleichen wollen, mag er zu weilen unberechenbare Bahnen einschlagen Aber auch diese unterliegen in kürzerer oder längerer Frist den ewi ge» Naturgesetzen. Da« zeigt die Geschichte Napoleon'« l.; dchdon zeugen Leipzig und Waterloo, Elba und St. He- lefla Da« weiß auch der Dritte deS Namen«, und da her die beständige Rückkehr zu dem Wahlspruchr von Bo?sisauf, al« Anker einer stürmischen AuLunst." Da« Meteor in Frankreich sei zwar al« ein Lichtpunkt inmit ten der Anarchie zu begrüßen gewesen; aber selbst sein Name sei im Grunde genommen ein Protest gegen den Geist der Verträge von 1815. Dieser Widerspruch müsse versöhnt werden, wenn Frankreich nicht in die Jsolirung verfallen wolle, in die es Oesterreich zu versehen suche. Der angeregte Artikel sagt schließlich: der Kaiser kenne England und Deutschland au- eigener Anschauung besser, al- seine Augendiener; er habe sie im Eril kennen ge lernt. Auf der Höhe seine« Throne« werde er nicht vergessen haben, daß eS ihm nur von England und Deutschland au« möglich geworden, Boulogne und Straß burg zu erreichen. Frankreich werfe Dynastien auf und au« — die legitimen Dynastien England« und Deutsch lands gewährten den Verbannten Schutz, ohne den Em porkömmling im ruhigen Asyl zu stören. Die „Weser- Zeitung" bespricht die Produktionen der französischen Presse und meint: Der BonapartismuS lege einen hohen Werth darauf, in der Stimmung nicht allein des eigenen Volkes, sondern auch der andern gro ßen Nationen Europas eine moralische Bundesgenossin zu besitzen, und er spare keine Kosten, um diese Stim mung in seinem Sinne zu bearbeiten. Daß gleichwohl die Rechnung ohne den Wirth gemacht, daß dir Fond« für Unterstützung v»a Journalen und für Herausgabe von Pamphleten nutzlos verausgabt wären, die« Ergeb nis sei zunächst der Tagespreffe in Deutschland und Eng land znzuschreiben, welche auf eigen» Hand, ohne Verab redung, Organisation und Leitung, einen unaulgesetzten Krieg gegen die Pariser Rhetoren geführt und jeden neu emporwachsendea Schtangenkopf der officiö« - literarischen Hydra augenblicklich Wieder abgeschlagen habe. Die Re gierungen hätten an diesem Resultate wenig Antheil und könnten et der Natur der Sache pach nicht haben, es könne nicht« verkehrter sein, al« den inspirirte» französischen Zei tungen mit andern inspirirten Zeitungen «utgegentrrten zu wollen. Damit sei aber keineswegs gesagt, daß man de» ganzen literarischen Kampf gegen die sardinssch- franzöfisch« Coglition regierungsseitig ignoriren und der Privatindustrie Lberlaffe« sollte. Es verstände sich zwar von felbst,daßKais«r Kranz Joseph nicht in derWieurrSlaatsbuch- druckerei politlscheTraetätchen zurAbwehr üderrheinischer An griffe erscheinen lassen könne. Dwarlige Fehden würden mit Bewahrung des Inkognito geführt. Aber wohl könne die österreichische Regierung dafür Sorge tragen, daß unter ihren Auspicien eine Ansprache an Europa erfolge, die es sich zum Ziel setz«, der bonapartistischen Broschüre gegenüber da« Nämliche zu lhun, wa« der bonapartistischen Politik gegenüber di« Aufgabe der Kanonen und der Bayonete sei.' Die letztern sagten vernehmlich genug: „Oesterreich wird vertheidigen, was eS besitzt"; — eine österreichische Flugschrift müsse hinzufügen: „Von Rechts wegen". Wenn Frankreich drucken ließe: „Oesterreich dürfe nicht, solle nicht, könne nicht seine Stellung in Italien behaupten"; wenn es zur Begründung dieser Sätze Thatsachen entstelle, halbe Wahrheiten mit ganzen Unrichtigkeiten vermenge, unhaltbare Principien de-Völker recht« aufstell«, logische Sünden begehe, und endlich, »m Alle« zu krönen, ein Programm für die politische Zukunft Italien« entwerfe, da- an Abenteuerlichkeit mit den ex travagantesten Projekten diese« projectenreichen Zeitalter« wetteifere, — so müsse Oesterreich jede Masche diese« schillernden Gewebe« mit seiner, schneidender, blankpolir- ter Klinge auftrennen und, die werthlosen Fetzen zusam- menkehrend, sagen: „Seht da, da« sind Eure Götter!" „Wir fürchten nur", heißt e« weiter, „daß der günstige Augenblick für eine derartige Schrift bereits verstrichen ist, — aber die Zeitläufr sind der Art, daß e« vielleicht morgen oder übermorgen einen neuen Anlaß giebt zu erwägen, ob es denn wirklich «ohlgethan ist, immer nur die eine Seit« reden zu lassen. Auch da- Wort ist eine Macht." Die „Neue Preußische Zeitung" demenlirt die von französischen Blättern gebrachte Mittheilung, daß un ter andern Mächten insbesondere Preußen und England beschlossen hätten, von dem Wiener Cabinete eine Ver änderung seiner Regierung-weise in dem lombardisch-ve- netianischen Königreiche zu verlangen. Wa« sich Neapel nicht gefallen lasse, eine Einmischung in seine inner» An gelegenheiten, da« würde man Oesterreich nicht bieten wollen. Ander« verhielte es sich aber mit den Beziehun gen Oesterreich« zum päpstlichen Stuhl. Da« sei eine internationale Fage, also dazu geeignet, der Gegenstand diplomatischer Besprechungen zu werden. Dabei glaubt die genannte Zeitung allerdings zu der Mittheilung be rechtigt zu sein, daß der österreichische Gesandte in Ber lin seiner Regierung habe melden können, da« preußische Cabinet halte e« für sehr wünschenswerth, daß Graf Buol sich zu Unterhandlungen bereitwillig zeige, deren Zweck sein würde, eine Entfernung der österreichischenwie der fran zösischen Truppen au« dem Kirchenstaate möglich zu machen. Ueber die Rückäußerung de« Wiener Cabinet-, meint die „Neue Preußische Zeitung", habe sie etwa« Po sitive« noch nicht erfahren, sie könne aber hinzufügen, daß die französische Regierung von den Eröffnungen, welche Freiherr v. Schleinitz dem österreichischen Ge- Robert BurnS. Dieses wahren Natur- und BolkSdichterS hundertjährigen Eebur«-tag feierte England vor kurzem mit höchster Be geisterung. Er zählt unter den Märtyrern der Poesie, weiche die Geschichte der Genies so zahlreich aufweist, aber die innigen schönen Lieder de« schlichten „Pflügers von Ayrshire" werden von Jahrhunderten nicht verwehr werden. Der schottische Sänger sagt eben so treffend als bescheiden von sich selbst: „Bnrns war ein armer Rann durch Geburt und Steuer beamter durch Rothwendigkeit, aber keine Armuth konnte da« Golv seines ehrlichen Werthrs vrrsälschen, und Unterdrückung mochte seine unabhängige britische Seele beugen, aber konnte sie nie erdrücken. Er verstand sich wenig auf da« Geld- erwerben und noch weniger darauf, es zu erhalten." Lockhart sagt von ihm in seiner Biographie: „Ein wahrer Dichter, rin Mann, in dessen Herzen die Anlage eine« reinen Wissen« teim», die löne himmlischer Melodien vorklingev, ist die köst lichste Gabe, die einem Zeitalter mag verliehen werden. Wir »ehen m ihm eine freiere, reinere Entwickelung alles Dessen wa- in un- da« Edelste zu nennen ist , sein Leben ist un« ein reicher Unterricht un» wir bedauern seinen To» als eine» Wohlthäters, der uns liebt«, sowie belehrte. Solch' eine Gabe hat »ie Natur in ihrer Güte uns an Robert Burns gegönnt; aber mit allzu vornehmer Gleichgiltigkeit warf sie ihn aus »er Hand al- rin Wesen ohne Bedeutung. Es war entstellt und zerstört, ehe wir es anerkannten: ein ungünstiger Stern halt« dem Jünglinge Gewalt gegeben, da- menschliche Dasein ehrwürdiger zu machen; aber ihm war eine wei-lichr Führung seine- eignen nicht geworden." Als ein Beitrag zur lebendige» Erinnerung an »en Dich ter für Dmtschlaa», das »essen Lieder infolge ihre- ver wandte deuffchen Element- gleich hoch verehrt, ist kürzlich die Ueter»rag»»g einer Auswahl derselben In- Dentfchr von > Georg Per» erschien««.*) Die Individualität »es Dichter« und Mieter wohl de» Niederdeutschen näher, als das Eng *) kndrr'van Robert Burns. Uebrrtra-una voa Odorg ' Per», mit einer »ivUraptzischen Skizze von »Iber« Lraeger und «tnem »arträt vou Surn«. r«G»<g und Hetbelbera, »intrr'sch« Berta,«haadlung. >S»S. lisch», verwandle» Sprache ist in der Übersetzung schwierig zu erreichen; dir meisten seiner Lieder wurden von Gerhard, Heintze und Kaufmann übersetzt. Am entferntesten von den Schönheiten de« Original- sind die llebertragungen von dem Letztern und von Fiedler, am nächsten demselben und dich- terisch ebenbürtig find die an Zahl leider zu geringen Ferd. Freiligrath'S. Gegen diese stehen auch in poetischer Voll endung die Uebersetzungen von Pertz zurück, aber sie zeichnen sich durch größte, bi- auf da- kleinste Detail der Form ein gehende Treue, durch die witdergegebene Stimmung und Eigenheit deS Original- und durch eine geschmackvoll ge- trosfene Wahl au-. Ein größere- Gewicht noch legen wir der beigegebenen biographischen Skizze von Albert Träger bei, die mit warmer Begeisterung und edler Gesinnung und mit inniger Erkenntniß der Poesie und der dichterischen Natur de» hochbegabten volkSthümlichen Repräsentanten derselben für sein Vaterland geschrieben ist. Da dasselbe Jahr auch Deutschland vor einem Jahrhundert seinen größten und volkSthümlichen Dichter schenkte, knüpft der Verfasser mit einer Parallele beider Dichter an, die in den berührten poeti schen Beziehungen zwar von einer Ueterschätzung Burn»' zeugt, aber hinsichtlich de- Kampfe» Beider gegen drückende Leben-Verhältnisse wohl an der Statt ist. „Schiller'- baare Verlass,nschaft reichte kaum au-, ihn unter die Erde zu bringen, und Burn-, der Johnson'« Museum durch Hunderte seiner schönsten Lieder bereichert und jede- Honorar al» eine Entweihung zurückgewiesen hatte, mußte sterbend d«n durch da» Leben nie gebeugten Stolz so schmerzlich erniedrigen, einen Freund um armselig« fünf Pfund Eterl. anzusprechen, weil das Drängen eine» gemeinen Gläubiger« Herz und Ohr dr auf dem Todtenbeit liegenden Sänger- zerriß, un» jetzt find dir Gefühle und Gedanken Beider da» Eigrnthum der ganzen Welt, der Stolz und da» Entzücken ihrer Ration. Zu den Statuen der Dichter ist mehr Metall verwendet, al» nilhig gewesen wäre, sie au- Armuth und Nolh zu sorgenloser Be- haglichkeit ungehemmten Schaffen- zu erretten. Mit der ver blendeten Selbstüberhebung alle» Gegenwärtigen wird man^ cher Festredner die Vergangenheit ob ihrer Schuld gegen die „rdeln Tomen" hart anlaffen; und wenn flr wirssich das Glück hätten, jetzt und unter un-zu leben, würde eS ihnen höchst wahrscheinlich nicht ander- ergehen." Indem wir diese von liebevollster Erkenntniß de- Dich ter- zeugende treffliche Darstellung seine- Leben-, Schaffen- und Leiden-, sowie die verdeutschten Lieder selbst der Be achtung warm empfehlen, werden wir im Sinne deS Ver fasser- der erster» handeln, wenn wir auSzug-weisr und zu- sammenfaffend au- seiner Leben-skizze Bnrn«' einige der Hauptereignisse unv bezeichnendsten Züge dem größer» Leser kreise mittheilen. Sie mögen zur Lektüre de- GesammtbildeS um so mehr veranlassen. Schottland- Muse hat bi» heute ihre Lieblinge unter Bauern, Schäfern, Webern u.s-w. gefunden. Unser Dichter ward am 25. Januar I75S auf dem Gütchen Doonholm, zwei Meilen von Ayr am Flusse Doon, geboren, da- erste Kind au- der Ehe von William BurnesS (erst in später» Jahren verkürzte Robert diesen Namen in Burns) und Agne- Brown. Wenige Tage nach seiner Geburt zerstörte ein heftiger Sturm die vom Vater Burnrs-, der bei einem kleinen Gut-befitzer die Stelle de» Gärtner- versah, selbsterbautr Lehmhütte, und der obdachlose Säugling warf den ersten Blick in die Außenwelt auf der Flucht durch Wind und Werter. Bon seiner Mutter, «iner sanften, liebereichen Frau, emsig schaffend gleich einer Biene, gesange-froh wie eine Lerche, empfing Burn- die erste Anregung LeS GemütheS, die weiblichen Klänge seiner Saiten. Der alte BurnesS, ein schottischer Patriarch, der den Seinen am Tage da» Evangelium der Arbeit auf dem Acker un» beim lodernden Kaminfeuer Le» Abend» die Lehren wirklicher un» menschlicher Weisheit predigte, war ein Mann von zu schroffer Geradheit, zu rauher Redlichkeit, um e< jemals auch nur zu mäßigem Wohlstände zu bringen. Sein Leben war ein Kampf mit dem Hunger mehr für die Seinen al- für sich. Robert und sein Bruder Gilbert standen den Aeltrrn mit Rührigkeit bei. Der dichterische Schutzgeist seine» Lande« findet Robert nach seinem eignen AuSspruche, wie der prophetische Barbe Elia» den Elisa beim Pfluge und wirf« seinen begeisternden Mantel über ihn: di« Poesie wur»e der verleitende und leuchtende Stern seine» Leben». Als er unter »>en Beschäftigungen eine- Ackrrknechies, Denker» und Dich« ter- 24 Jahr alt geworden, starb sein Vater; der Tod über- hob ihn der Schmach, den Erecutor im Hause pfänden zu sehen. DeS sterbenden Baler- Segen war nickt im Stande, den Aeckern ihrer kleinen Pachtung Tragbarkeit zu verleihen und Mutter und Schwestern zu erhalten; alle ^Werkzeuge ruhigen, bürgerlichen Erwerbe» zerbrachen in BurnS' Hand, und doch wurde in dieser trüben Zeit der Mann und Dichter fertig. Die näckste Anregung zur Poesie gewährte ihm seine älteste und treueste Freundin: die Natur, er liebte e«, in ihrer unmittelbarsten Umgebung zu dichten, sinnend dem Pfluge folgend, auf einsamen Gängen wandelnd oder in Siurur und Blitz über die Haide jagend. Nirgend- fühlte er sich wohler unv freier, al- an den schattigen Ufern de- Ayr, hauen sie doch seinen letzten Abschied geschaut von ihr, dir er am meisten und am längsten geliebt. Hier fand der Dichter seine Hochland--Mary, dir so früh ihm entrissen werden mußte, um ewig in seinem Liede zu lebe». Mary Campbell war Milchmädchen auf Schloß Montgomery, eine liebliche Er- scheinung; mehr anziehend al« schön un» mit sanfter, zum Herzen sprechender Stimme, ein Zauber,' »ein sich Burn- nie entziehen konnte, vielleicht weil die ersten weiblichen Töne, die er von seiner MuUer Mund vernommen, so lind un» weich gewesen. Nach langer Prüfung ihrer Neigung fanden sie dieselbe stark genug, für da» Leben au»zudauern, und be schlossen die unauflö-licke Vereinigung ihre- Geschicke». Mary mußte vorher in da« westliche Hochland, verwandtschaftliche Billigung für den Plan ihrer Zukunft einzuholen; einen ganzen Lag lang währt, der Liebenden Abschied, endlich reißt fle sich los, gehe und — die erst« Nachricht, die er von ihr er- hält, ist die Kund» ihre» Tode». Sie war auf der Rückkehr jäh erkrankt »nd ruhte schon im Grab«, noch «he der un- geduldig Harrende ihr» Krankheit ahnt«. Er »ergaß sie nie, und wie er sie geliebt, erhellt am überzeugendsten »arau», daß diejenigen Lieder, mit denen er in spätern Jahren lang« nach ihrrm Verluste ihr Andenken feiert, weit schöner sind al« di« der Lebenden gesungenen. „Mary irr, Himmel" dichtete er, schon Ehemann und Batrr, 178» an dem Tage, da ihm dir traurig« Kunde geworden. Da- stolze England erricht«, lS»2 ^n Denkmal über dem Grabe der armen Magd. (Gchtnß f.)
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