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Dresdner Journal : 03.12.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185912035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-12
- Tag1859-12-03
- Monat1859-12
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 03.12.1859
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ter >N- lUtl eo. er zen ren UN- g agie, Rgr.; hr in iek- Zchule ntliche nvt. Irert «et, r vom »r. A G. iL. «der. Bank- AugS- ucaten »der. ,LG.; . 61» neue »G.; ichisch« Schatz« 'LG.; ; 88 S. Leufck ningrr »bahn- itettia. Mind. ! do. ecklen- wigSh. L>B.; ftanz. österr. LS.; r,i7L . 78L «,r < il halb« ueatru: . Die einem »östsche I matt 43L; «aisb.« nbard. . Kon« i Sar- »99L. „Van» »-York le war ichend. )L. (Pro- hlr.G. !«n«ar r loco i Thlr. »r 25. januar .V 278. / — ) '» ' , Ibavxmmttsprttpe: ckLtirlicb: ü Ibtr. 10 >'^r. LU ». I Im ^»«l«»s» >/,)Llirl.: 1 ,, 10 ,, „ ,, l tritt ^»»t- >u»ä .«"uarNcb I,> vr»»<i«a: 15 Hxr. l 8t«mpel»v- Liuxolv« -iuwm«ra: 1 blisr. ) ,rvI»L dliuio. -»seraleaprrise: t'itr sav 8«om eiuvr »,»j»»ltenen L«il,: 1 ti^r. I'utir ,,>:ing«*xn<It'' 6ie H«llo: 2 Lrscheiar»: 7kglieli, mit Xrmoitdme <1«r Sonn- unck k'«i»rt»^«, kiir äen totn"uä-n ?»is Sonnabend, den 3. December. ' ' — —' 7-7 7— Dres-nerIMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18SS. »nseratennmuchme «l,»irt,: LstpckU: k^. L»Li«o»r,rr«»,i6ommi»«t»»>t» <te» I)»««än«r .Ivuro»!*; »deoä«i«lb»t: II. Uvuxux; iUtooni IlLt»»«,r»rn^ Voai.x»; I«rUo: Onoi-it^eoks ttaekk., Nirxuir»»'» Surouu; Sri««»: 8m,i.orv>i; Tn^tare «. M.: ckxxuiu'oeb« ttucbd«tilUun^: Ldto: Üxo««,»; kurto i v. I-LvmcZ'ri.» t2V, ru« ä«, von» «ul»»»); kr»U: k>» k!ii»l.icn'ii Niiuhlisnälllu^. Herausgeber: Nvnissl Lxpeältion 6e» Oresäuer ckourn»!«. vr«»ck«a, »I»rikn«tr»„« ktr. 7 Amtlicher Theil. Dresden, 2. Decembrr. Seine Majestät der König, sowie Ihre Königlichen Hoheiten der Kron prinz und der Prinz Georg, haben Sich heute Vor mittag 9 Uhr nach Leipzig begeben und werden heute Abend zurückerwartet. Dresden, 29. November. Sc. Majestät der König haben dem Vorsitzenden der StaatSeisenbahn-Direktion hierselbst Geheimen Finanzrath vonTschirschky-Bögrn- dorf sowie dem Regierung-- Mitgliede im Direktorium der löbau-zittauer und zittau - reichenbergrr Eisenbahn- Gesellschaft Advokat Wilhelm Adolph Opitz in Zittau da» Ritterkreuz de» Verdienst - Ordens und dem Ober ingenieur beim Bau der zittau-reichenbrrger Eisenbahn Gustav Heinrich Rachel in Zittau das Ehrenkrruz dr» Verdienft-OrdenS allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 1. Drrember. Se. Königliche Majestät habe« allergnädigst geruht, dem Forftinspector auf Wen dischkarSdorfrr Revier i« Forstbezirke Srillenburg, Friedrich Gotthardt Kessinger, aus Anlaß seines 50jährigen Dienstjubiläums das Ehrenkreuz des Verdienstordens zu verleihen. Bekanntmachung. Der LandtagSaNSschuh zu Verwaltung der Staat schulden bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die Auszahlung der besag« Ziehungsliste vom 20. Juni d. I. au-grloosten, den 2. Januar 1860 fälligen Kapi talien der 4procentigen Anleihen vom Jahre 185^55 sowie der Zinse« dieser und der im Jahre 1858/59 creir- tr« Anleihen, als auch der Zinsen der vom Staate über nommenen sächstsch-schlefischen Eisenbahn-Actienschuld auf den Termin 2. Januar 1860 den 16. dieses Monats beginnen soll und von diesem Tage an dir zahlbaren Kapitalien und Zinsen gegen Rückgabe der betreffenden Scheine und ZinScouponS bei der hiesigen Staatsschul denkasse und hei dem Hauptsteueramte Leipzig in Empfang genommen werden können. Die fernerweite planmäßige Verloosung der in den Jahren 1852 und 1855 creirten vierprocentigen Staats- fchuldenkaffenschrine geschieht den 20. dieses Monats, Vormittags 10 Uhr, i« hiesigen Landhause, die Bezahlung der auSgeloosten . Gcheia« dagegen erfolgt den 1. Juli 1860. - Die Inhaber solcher königl. sächsischer Staatspapiere, Wisch« bereits in früher« Terminen auSgeloost, aber «och «Ich« zur Zahlung präsnttirt worden find, werden hier bet wiederholt dringend aufgefordert, mit Erhebung ihrer KapitalSbeträge zu Vermeidung von Zinsenverlusten, länger nicht Anstand zu nehmen. Dresden, am 1. December 1859. Der Landtags-Ausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. Pfotenbauer. Nichtamtlicher Weil. Neberficht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (OrsterreichischeZeitung. - Ost-Deutsche Post. — Presse. — Patrie. — PavS.) Tagesgeschichte. Dresden: Staatsminister v. Beust zurück. — Zittau: Eisenbahneröffnung. — Wien: Militärische Ernennungen. Kein Bankvorschuß an die böhmische Westbahn. Ersparniß bei den Grundent- lastungsarbeiten. — Triest: Generalversammlung des Llohd. Berlin: Befinden des Königs. Der Rücktritt deS Kriegsministers. Berathungen der Oberberghaupt- leute. — KarlSruh«: Protestantenversammlung zu Durlach. — Frankfurt: Bundestagsihung. Mini ster v. Beust. — Hamburg: Nachwahlen. — — Pari-: Lord Eowlry'S Reise. Protestantismus in Italien. Vom Hofe. Bombardement von Tanger. Tagesbericht. — Turin: Cavour als Congreßbevoll- mächtigter bezeichnet. — Neapel: Unterseeischer Te legraph. — London: Matrosenhandgeld sortbestehend. Neue Nachtsignale sür Schiffe. Die marokkanischen Juden in Gibraltar. — Konstantinopel: Herr v. LessepS. Finanzangelrgenheiten. Omer Pascha verbannt. Schiffbruch. — Ncw-Pork: Verhaftungen in Virginien. Dresduer Nachrichten. Proviuzialuachrichckru. (Leipzig. Zwickau. Freiberg. Meerane. Elster.) Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Freitag 2. December, Nachmittags halb 3 Uhr. Znr Aestfeirr des 45vjührigeu Br steheus uusrer Universität sind heute Mittag halb 12 Uhr Se. Majestät der König, begleitet von Ihren königl. Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Georg, von Dresden kommend, auf dem Bahnhöfe der Leipzig Dresdner Eisenbahn hier ria- getroffeu, wo die hohen Gäste von den Spitzen sämmtlichrr Behörden ehrfurchtsvoll begrüßt und von der Studentenschaft, welche sich mit sämmt- lichrv Uvivrrfitätsfabnen daselbst ausgestellt hatte, mit begeisterten Hochs empfangen wurden. Um halb 1 Uhr fand in der Aula deS Augu- steums ein Kestact statt, welchem Se. Majestät und die Prinzen beiwohnten. Am Schluffe der Festrede des derzeitige» Rektor Magnificus. Geh. Raths Prof. sie v. Wächter, wurde Se. königliche Hoheit der Kronprinz zum Ehreu-Doctor beider Rechte, Se. königliche Hoheit der Prinz Georg rum Ehreu-Doctor der Philosophie proclawirt. Der mitamoesrude Minister deS Cultuö und öffentlichen Unterrichts, v. Falkevstein, wurde zum Ehren Doctor der Theologie ernannt. Dem Rector Magnificus Geh. Rath v Wächter wurde von Sr. Majestät urtter einer anerkennen den Ansprache das Comthurkreuz I. Klaffe des Verdienstordens überreicht. Begeisterte Hocks er- schallten für Se. Majestät den König. Der Schluß des Kestactes erfolgte ^2 Uhr. Kopenhagen, Donnerstag 1. December. Der versuch Rottwit'ü zur Bildung eines neuen Mi nisteriums ist vorläufig als gescheitert zu betrach ten. Heute ist Amtmann Rottwit in Begleitung deS EtatSrathS Westrnholz zum König nach Fre deriksborg gereist. Dresden, 2 December. Die Wiener Blätter besprechen, wie schonßgestern erwähnt, di« Züricher Friedensverträge in einer Weise, welche wenig Vertrauen zu einer weitern befriedigen den Lösung der bestehenden Verwickelungen auf dem Kongresse verräth. So sagt die „Orsterreichische Zeitung": „Diese-Documente beziehen sich bloS auf die GebictSver- änderung und auf die Schuldenregulirung. Oesterreich hat sich offenbar bei der letzter« sehr mäßig gezeigt, da nur eine Quote des Nationalanlehens von der neuen Re gierung der Lombardei vergütet wird, nicht aber die ent sprechende Quote aller Anlehen, welche seit dem Jahre 1815 contrahirt wurden und wovon mehrere gerade durch die italienischen Ereignisse hcrvorgerufen wurden. Auch Frankreich hat von Piemont nur 60 Mill. Fr. ge fordert. Vergleichen wir die beiden Verträge, welche Sar dinien mit Frankreich und Oesterreich abschloß, so finden wir, daß weder von der Conföderation, noch von Eentral- italien oder der Ehrenpräsidentschaft des Papstes und den Reformen im Kirchenstaate die Rede ist. Ob im Vertrage zwischen Frankreich und Oesterreich hierüber vereinbart worden, oder ob diese Gegenstände einem europäischen Congrrsse anheimfallen sollen, darüber wird man erst nach Publikation dieser Aktenstücke ein Urtheil fällen können. So viel scheint festzustehen, das Sardinien über diese Fragen nicht zu pactiren veranlaßt werden konnte, was mit seiner Agitation in Mittelitalien und seinen Strebun gen daselbst im Einklänge steht." — Die „Ost-Deutsche Post" sagt: „Der Züricher Frieden wird in der diplo matischen Geschichte immerdar als cine Curiosität dastehen. Ein Kampf gegen das klarste, unantastbarste Recht an geblich oder vermeintlich für höhere, über das Recht hinauSreichende Zwecke unternommen, und ein Resultat dieses Kampfes, welches in der That einem Kauf- oder Tauschgeschäft sehr ähnlich sieht, zu dem zwei große Mächte, beiderseits mit empfindlichen Nachrhrilen, sich hrrbeigelassen haben, um einem dritten schlauen Staat die ersehnte Vergrößerung zu Theil werden zu lassen. Dir» ist wirklich allein da» vorliegende Werk dcS Züricher Frieden». Allein die revolutionären Mächte, die man a» Bundesgenossen des Kampfes wachgerufrn, haben durch die Züricher Cessionsurkunde nicht ihren Abschied bekommen. Das gewaltthätig erschütterte RechtSprincip rächt sich. Die Abfindung auf der einen ist noch nicht die Ausgleichung auf der andern Seite. Oesterreich hat auf einen Theil seines Rechtes, aber nicht auf da» Reckt überhaupt verzichtet', das legitime Reckt in Italien hat nicht zu Gunsten des Hause» Savoyen-Carignan abge- dankt. Bor dieser Schwierigkeit ist die Züricher Conferenz au» Gründen, die unbegreiflich scheinen, eS aber nicht sind, ohne Entscheidung stehen geblieben. Sie hat sich darauf beschränkt, dem RechtSprincip theoretisch zu huldi gen, indem die Präliminarien von Villafranca in die Friedcnstractate ausgenommen und von den beiden Kai sern, wie auch von dem König von Sardinien ratificirl worden sind. Wie sich aber zu dieser französischen und piemontcsischen Ratification die Thatsachen in deck Her zogtümern und in der Romagna verhalten, ist bekannt. Darum ist ungeachtet der bündig verfaßten und stricte vollzogenen Züricher CrssionSurkunde eine Revision des Proceffes zu fürchten —oder zu hoffen." — Die „Presse" schreibt: „England kann bei Anwendung deS Princips der Nichteinmischung auf Italien nur gewinnen; Oester reich und Frankreich nur verlieren. Die Stellung Oester reich» und Frankreichs auf dem Congresfe muß also grund verschieden von jener Englands sein. Italien selbst, nament lich das mittlere Italien, bietet inzwischen daS Schauspiel einer Situation, wie sie in der Geschichte vielleicht noch nicht dagewesen ist. DaS Grundübel der allgemeinen Lage ist nicht der Mangel an Versöhnlichkeit oder die Un möglichkeit einer verständigen Transaktion. Das Grund übel liegt darin, daß die Ereignisse diese- Jahre- die Dinge derart verwickelt, die Standpunkte so sehr ver schoben haben, daß kein Auskunftsmittel mehr helfen kann. Der Kreis der Verständigung auf friedlichem Wege ist bereit- so eng geworden, daß in dem Augenblicke, wo «r kon-reß Zusammentritt, nicht die Chance« deS Frie den» die de» Krieges überwiegen, sonder«, wenn e» gut gebt, sich das Gleichgewicht halten. Das aber ist ein Zu stand, den Europa nicht länger vertragen kann, und seht ihm der Kongreß kein Ziel, so wird die Unerträglichkeit desselben naturgemäß eine Krise herbeiführen." Das in Oesterreich publicirte Gesetz über Zusätze zum Preßgesetz erfährt in den Wiener Blättern Lob und Tadel zugleich. Alle Blätter anerkennen die Zweck mäßigkeit und Gerechtigkeit der ersten beiden Paragraphen bezüglich der Concessionsvcrerbung und des Erlöschens der Verwarnungen nach Verlauf von zwei Jahren. Da gegen ist man eben so einstimmig in der Ansicht, daß die letzten beiden Sätze der Verordnung den Journalismus sehr behindern werden. Sv sagt die „Ost-Deutsche Post": „Die Verordnung hat einen großen Theil der journalistischen Thätigkeit plötzlich in Frage gestellt und die Grenzen des Berechtigten und Unberechtigten, des Erlaubten und des Strafbaren mit so wenig concreten und doch so elastischen Umrissen bezeichnet, daß auch der wohlmeinendste, alle Klippen seines Berufes durch lang jährige Erfahrungen genau kennende publicistische Schrift steller von nun an kaum mehr wissen kann, ob der nächste Federzug oder die unscheinbarste Notiz, die er unter sei ner Redaction durchschlüpfen läßt, ihn nicht mit den Ge richten in Berührung bringt und auf die Anklagebank verweist. Je ernster es uns darum zu thun ist, dem Gesetze den schuldigen Gehorsam zu zollen und den Weg deS Erlaubten nicht zu verlassen, um so aufrichtiger wünschen wir, daß dem gestrigen Gesetzt ein authenti scher Commcntar folgen möge, der die Bestimmungen, namentlich den Z. 4, dem allgemeinen Verständniß näher bringt." Die „Presse" sagt m ähnlicher Weise: „ES kann nicht die Absicht sein, den vierten Paragraphen der Ministerialverordnung vom 27. November mit voller Strenge rücksichtslos durchzusühren, weil dies die Ver nichtung der nichtofficiellen Blätter decretiren hieße. In dieser Annahme glauben wir uns nicht zu irren." Die „Patrie" legt großes Gewicht auf den Art. 19 de» Züricher Hauptvertrages, welcher die Rechte der legitimen Fürsten in den mittelitalienischen Herzog- thümcrn mit der Bemerkung vorbehält, daß die Gebiets abgrenzung der unabhängigen Staaten Italiens, welche an dem letzten Kriege nicht Theil genommen, nur unter Mitwirkung der europäischen Mächte geändert werden könne. Die kriegführenden Mächte hätten also für diese Frage nach dem Ausspruche zweier Stimmen das gebüh rende Reckt gewahrt: zuerst der italienischen Völkerschaft — das liege in dem Ausschluffe jeder gewaltsamen In tervention — und dann den europäischen Mächten. — Die Veröffentlichung der Verträge hält mit der Absendung der Einladungen zum Kongreß gleichen Schritt, und daS „Pays" eilt dem „Moniteur" voran, um darüber kei nen Zweifel zu lassen. Das erstere Blatt meldet näm lich: „Die Schreiben, durch welche die französische Re gierung diejenigen Mächte, welche die Wiener Schluß acte von 1815 unterzeichnet haben, zum Kongreß ein ladet, sind heute von dem Ministerium der auswärti gen Angelegenheiten abgegangen. Man versichert, der Kongreß werde in den ersten Tagen des Monats Januar zusammcntreten." Das Journal spottet über die un- thätige Haltung England-, billigt aber die ruhiger ge wordene Sprache der Londoner Blätter und meint, der Kongreß werde hoffentlich sich mit der bescheidenen Rolle eines Rathgebcrs zufrieden geben und den britischen Staatsmännern keine Verlegenheiten bereiten. Tagesgrschichte. Dresden, 2. December. Se. Ercellenz der Herr Staatsminister Freiherr v. Beust ist gestern Abend über Frankfurt von Würzburg zurückgekehrt. V Zittau, 1. December. Heute ist die Zittau- Reichenberger Eisenbahn dem öffentlichen Verkehre übergeben worden. Bon einer eigentlichen Eröffnungs feier war hierbei abgesehen worden, und erfolgte die Er öffnung einfach durch den fahrplanmäßig Vormittag» halb 11 Uhr von hier nach Reichenberg abgehenden Personen zug, welcher eine Stunde später glücklich in Reichen berg eintraf und von dort um 12 Uhr nach Zittau zu rückging. An der Eröffnungsfahrt, die unter der allge meinsten Theilnahme der Bevölkerung vor sich ging, nah men aus Dresden der Vorsitzende (geh. Finanzrath v. Tschirschky-Bögendorf) und die Mitglieder der königl. Staatseisenbahndirection, und von hier das Gesellschaft» directorium der Zittau-Reichenberger Bahn, sowie der Bürgermeister, der Vorstand des Zollamtes und andere Notabilitäten Theil. Auf den Stationen Grottau und Kratzau, sowie in Reichenberg selbst wurde der erste Personenzug der neuen Bahn, die — namentlich für unsre Lausitz und das angrenzende Böhmen — ein so wichtiges Glied in der VcrbindungSkettc zwischen Sachsen und Oesterreich bildet, mit hoher Feftstimmung em pfangen. Wie», 1. December. Die „Wien. Ztg." veröffent licht mehrere Ernennungen in der k. k. Armee: Die Feldmarschallleutnants Franz Graf Haller v. Hal- lerkeö, »<i latus des Generalgouverneurs in Ungarn, Ed mund Fürst Schwarzenberg, Kommandant des 2. Ar meecorps und commandirender General in Wien, und Franz Fürst Liechtenstein, Kommandant des 1. Ca- valerie-Armeecorps sind zu Generalen der kavalerie all Iic>noro8; dann der Feldmarschallleutnant Ludwig Ritter v. Benedek zum Feldzeugmeistcr all tumore*, der Feld Feuilleton. CircuS Ren». Freitag, 2. December. Wiederum ist der Name „Renz" die Parole de» Dresdner Sport und wiederum eilt die schaulustige Menge nach dem Amphitheater der Kentauren von Professio«, um dort auf dem Jüdenteiche ,,de» JsthmuS kronenreiche« Spielen" klopfende« Herzen» betzuwohnen. Ist die Arena, welche gestern zum ersten Male ihre von Gasflammen strahlen den Räume dem Publicum öffnete, nicht das imposante Amphitheater mit himmelansteigenden Sitzen, wie eS die Prachtltebe der Römer einst schuf, auch nicht die offene Halle, welcher da» Meer und der jonische Himmel als Hintergrund diente, so hat dennoch Herr Director Renz da» Möglichste geleistet und geschafft, was geschafft wer den kann, um dem gußeisernen Sinne unser- nordischen Klima» rin« möglichst südliche Temperatur abzuringrn. Durch eine Deckung von Dachpappe und zahlreiche Oefen hat derselbe gesucht, seine Gäste vor Nässe und Kalte zu schützen und sein Publicum für diesen Winter sich warm zu erhalten. Und in der That wird dir wärmste und dauerndste Theilnahme de» Publicum» di« Vorstellungen de» Herrn Renz di» zu ihrer hoffentlich glückliche« End schaft begleiten, bei der gewählten zwei- und vierbeinigen Gesellschaft, die er un» abermal» zugeführt hat. Diese» fühlt« auch E. Renz, als er siegessicher auf seinem „Elbrdavy" in di« Schranken sprengt«, stolz bescheiden den Applau» entgrgrnnahm, mit dem man ihn begrüßte, und flüchtigen Blicke» die Häupter seiner Lieben über flog, unter den Zuschauern und Stammgästen kein theure» Haupt vermissend. Gestern wieder, wie vor Jahren, er innerte mich E. Renz in diesem Augenblicke an den großen Napoleon, der von dem berühmten Maler David forderA: „btonlrer inoi calme »ur un cdeval sougueux". Ruhig auf einem feurigen Rosse, diese Napoleon'sche Idee verwirklicht uns E. Renz in voller Lebenskraft und Frische. Mit vollkommener Ruhe und Sicherheit ließ der große Hippagog und berühmte Schulreiter sein Roß die schwierigsten und concentrirtesten Bewegungen auS- führen, und selten wird man da» tanzende Wechseln mit den Hufen so schön sehen, wie vom „Elbedavv". Eine der glücklichsten Passagen war unter Anderm die, wo der Braune sich mit den Hinterbeinen um den al» Mittel punkt feststehenden Lorderhuf im Kreise herumschwang. Doppelgriffe eines Klaviervirtuosrn mit gekreuzten Händen, jenes Bogrnspiel großer Geiger, daS einen und denselben Ton auf allen vier Saiten zugleich anklingt oder zwei stimmig einen Triller anschlägt, oben das Flageolet, unten die straffe Saite spielend — das Alles scheint mir nicht bewunderungswürdiger, als dieser Krei»schwung mit vierhufigen Doppelgriffen, die unser virtuoses Schulpferd „Elbrdavy" um sich selber schlug. Ein nicht minder der Nachahmung zu empfehlendes Beispiel von Gehorsam und eben so beachtenSwerthrs Kunsttalent zeigte das zweite vom Herrn Direktor Renz vorgeführte Pferd, der Rappe „Drylaby". Ein gehcimnißvoller Zauber, ein magneti scher Rapport scheint zwischen der Directions - Gerte des Herrn Renz und dem Hengste zu weben. Sie bannte ihn in bald enge, bald weite Kreise, und wie die Finger spitze de» Magnetiseur» scheint fie jede- Glied, jede MuSkel, jede Spannader nach ihrem Willen zu lenken. Zuckender Schauer in jedem Pul^ und Nerv, zitternd vor Kraft, Ehrtrieb und kunstbegeistertem Gehorsam, floh der Rappen changirend bald in die weitesten Bahnkreise zurück, bald näherte er sich wieder im schwebenden Bogen sprunge, um entweder wild aufzubäumen oder demüthig in die Knie zu finken. Und bei den schwierigsten Wen düngen und Sprüngen kann man weder „Elbrdavy" noch „Drylaby" eine» Fehltritts zeihen. Wo findet man ähnliche Muster der Moralität! Von den equestrischen Großthaten der Damen und Herren erzählen wir ein anderes Mal. Nur von den neuen Mitgliedern der Gesellschaft wollen wir Arsöne Loyal nennen, in dem wir einen guten Grotcskreiter ken nen lernten, ferner die Gebrüder Casuani und besonders die Gebrüder Godfroy, welche in ihren gymnastischen Produktionen eine große körperliche Virtuosität entwickel te«. Was allerdings Virtuosität des Körpers, Geschmei digkeit und Biegsamkeit der Gelenke und Muskeln an belangt, so übertrifft freilich Petropolis, genannt „der Kautschukmann", in seinem Genre, der Kautschuk-Ma nier und Kautschuk-Natur alles bis jetzt Dagewisene. Die Schlange der Wüste, jener Araber, den vielleicht manche unsrer Leser im Circus Dejean gesehen haben, war in seinen Gliederverrenkungen nur ein Stümper im Vergleich mit Herrn Petropolis. Kaum lassen sich auf den Bildern des Höllen-Brcughel und anderer Nieder länder von Versuchungen des heiligen Antonius und jüngsten Gerichten so schaurige Wackcleien und Verstech tungen, Verknotigungen und Verdrehungen dcS mensch lichen Leibe- auffinden, als dieser wohlgebaute, mit un gemein entwickelten Muskeln versehene Mensch anschei nend ohne sonderliche Anstrengungen spielend leicht her vorbringt. Wie andere Leute das Gla» mit der Hand ergreifen und an die Lippen führen, so bringt Petropo- li», kerzengerad dabei stehend, das vollgeschenkte Glas auf der Fußsohle zum Munde. Auf eine ebenso barok schauderhafte Weise wußte er rin llejeünv ä la ioureketto zu sich zu nehmen. Mit einer an seiner Ferse befestig ten Gabel langte er zu und dann das Bein über Rücken und Schulter weglegrnd, aß er gemüthlich mit der Ferse seine» Fußes, wie wir mittelst der Hand. Bald hatte er den Rücken vorn, bald die Brust hinten sitzen. Die Drehbewegungen an dem Hüftgelenke dabei und ebenso die enorme Beweglichkeit und daS schwingende Schnellen seiner Halswirbelsäule bei dem von ihm ausgesührten Glockenläuten sind ihm durch ganz eigenthümlichc Mus kelthätigkeiten und nur durch eine besondere Organisation des Körpers möglich. Ueberhaupt gehören die Experi mente deS Kautschukmannes mehr der Wissenschaft sals der Kunst an und sind von mehr physiologischem als ästhe tischem Interesse. Wir behalten uns vor, in einem zwei ten Berichte in ausführlicherer Besprechung auf die kör perliche Individualität dieses 'Natur- oder Kunstwundcrs oder Scherzes zurückzukommen. 6. l!. Herrn Levassor'S zweite 8,lre« »»>»« im Saale des „Hotel de Sare" am 1. December bot an wirksam komischen, die Lachlust herausfordernden Piecen den charakteristischen Gesang: „pnnäor^, ou I«* ckvux Oen «lärme*" und die bekannten „lribulalion* tl'un ekoriste." Namentlich das letzte Stück, welches bei fein carikirter Behandlungsweise eine überwiegend realistische Darstrl lung begünstigt, erregte als ganz charmante Persiflage volle Heiterkeit. Die anderweitenGesangSleistungen, nament lich diejenigen der Mlle. Teisieire, waren weniger geeig net, Antheil zu erwecken. Noch wurde eine^omöcki«- vaucie ville „le iail ck'üne**e" gegeben, — das Original deS vor kurzem im zweiten Theater unter Mitwirkung des Herrn v. Fielitz erfolgreich gegebenen Stückes „eine Esels cur" —, dessen Haupteffect bekanntlich auf eine Verklei- dungSrolle — von Herrn Levasior sehr vorzüglich durch geführt — berechnet ist. —i— Marokko. Reiseberichte von 1858—1859. Mitgethrilt von Or. N. Lalinich. (Fortsetzung au« Rr. 276.) * Wir knüpfen hieran noch einen gedrängten Bericht über den gegenwärtigen Zustand der spanischen Besitz»»
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