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Dresdner Journal : 29.12.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185912294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-12
- Tag1859-12-29
- Monat1859-12
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 29.12.1859
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Skinr Majestät drr König haben zu grnrhmigrn gerührt, dah drr Kammerherr und Ceremonienmeister Gustav von GerSdorff, das von Seiner Majestät dem Könige der Niederlande ihm ver liehen« TroßofficierSkreuz vom Orden der Eichenkrone annehme und trage. Dresden, 24. December. Seine Majestät der König haben dem Direktor im Ministerium dcS Innern Ge- heimrnrath Kohlschütter das Comthurkreuz 1. Classe de» Verdienstordens zu verleihen geruhet. Dresden, 27. December. Se. Majestät der König haben den Geheimen Rath 0*. Gustav Ludwig Hübel im Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterricht-, Comthur II. Classe, zum Comthur l. Classe des Verdienst- Ordens zu befördern geruht. Verordnung des Ministeriums des Innern, den Ausbruch drr Rinderpest in einigen Gegenden des Königreiches Böhmen betreffend. Das Ministerium de- Innern findet sich, nachdem ihm die amtliche Mittheilung zugegangen, daß in eini gen, dem Königreiche Sachsen benachbarten Gegenden des Königreich» Böhmen die Rinderpest in nicht unbedeu tendem Umfange au-gebrochen sei, zu Sicherung des Lan de» vor der Einschleppung der genannten Seuche veran laßt, die Einfuhr von Rindvieh au- dem Königreiche Böhmen entlang der ganzen Sächsisch-Böhmischen Grenze bi» auf Weiteres zu untersagen. Zuwiderhandlungen gegen diese» Verbot, zu dessen nachdrücklicher und strenger Ueberwachung die Polizeibe hörden, Bezirksthierärzte und Organe der Erstern, so wie die Gendarmerie hierdurch mit der Verordnung an gewiesen werden, etwa vorkommende ContraventionsfLlle sofort zur obrigkeitlichen Kenntniß zu bringen und sonst in geeigneter Weise mit dem nöthigen Nachdrucke einzu- schreiten, sind mit einer Geldbuße von 10 bi- 100 Tha- lern, nach Befinden mit entsprechender Gcfängnißstrafe zu ahnden. Dresden, am 27. December 1859. Ministerium des Innern. Arhr. ». Beust. >> . Weiß. Nichtamtlicher Ltieil. Ueberfieht. Telegraphisch« Nachrichten. Zeitnngsschau. (Französische, englische und deutsche Blätter über die Broschüre: „Der Papst und der Congreß".) Tagesarschichte. Wien: Das kaiserliche Patent bezüg lich der neuen Gewerbeordnung. Zur Congreßfrage. Anerbietungen zur Erleichterung des Staatsschatzes. — Verona: Lombardische Soldaten aus Piemont zurückgekehrt. — Berlin: Befinden des Königs. Die Hccresorganisationsfrage. Herr v. Bismarck. Vom Hose. Zur Congreßfrage. Ministerialantwort an eine deutschkatholische Gemeinde. — Paris: Neues Theater stück. Neue Eintheilung der Besitzungen in der Süd see. — Rom: Ernennungen. — Turin: Tages bericht. — Florenz: Eine Bewegung auf kirchlichem Gebiete. Das piemontrsische Wappen. Vermischtes.— London: Befestigungsarbeiten. Ausfuhrausweis. — St. Petersburg: Bericht über die neueste Unter werfung im Kaukasus. — Sjchjangai: Amerikanische Vermittelung. - Amerika: Aus der neuesten Post. Ernennungen, Lersetzungrn re. i« öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichte». (Leipzig. Chemnitz.) Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch 88. December. Die „Wien. Zeitung" enthält ein kaiserliches Handschreiben an den Minister des Inner», Grafen GoluchowSki, wodurch dieser in Kenntniß gesetzt wird, daß die Armee durch zahlreich eingetretene Kreiwilige voll zählig ist, und daher die vorschriftmäßige nächste Recrutirung zu unterbleiben hat. Dresden, 28 December Die am 22. Dccember in Paris auSgegebene Broschüre: „Der Papst und der Congreß" hat bereis die fran zösische, englische und deutsche Presse zu den lebhaftesten Besprechungen angeregt, indem man überall ton der Vor aussetzung ausgeht, die Vorschläge der Broschüre in Be zug auf die Beschränkung der weltlichen Macht des Papste» bezeichneten die Stellung, welche Frankreich auf dem bevorstehenden Congreß einnehmen werde. Die französischen Blätter beeilten sich sofort nach Aus gabe der Broschüre, deren Wichtigkeit anzuerlennen, indem sie längere Auszüge gaben. Mehrere ofsiciöse Blätter, namentlich die „Patrie" und der „Constitutionnel" setzten die Schrift mit einer höchst eigenthümlichen Discretion in Scene. Am schwersten wiegt davon tus Urtheil dcS officiösen „Constitutionnel", welches sagt: „Die Broschüre „der Papst und der Congreß" ist erschienen. Wir haben sie rasch durchgelesen, und ohne uns noch auf eine Prüfung einzulassen, die keinen Vorbehalt ausschließt, dürfen wir schon jetzt sagen, daß dieses erhabene und ergreifende Werk einen tiefen Eindruck auf uns hervor gebracht hat. Die Broschüre zerfällt in drei deutlich abgesonderte Theile." Nachdem das Blatt den Inhalt derselben kurz angegeben, fährt H fort: „Nan begreif., welch» Neu* und tiefe NMchwn, M«h*erzresfienbeFolgern«« gen eine solche Auseinandersetzung in sich saßt. Man muß über solche Werke nachdenken, und nicht den ersten Eindruck folgen. E» ist übrigens unnöthig, solchen Schöpfungen einen besonder»» Ursprung zuzuschreiben, wie dies die auswärtigen Blätter gethan haben, noch ehe sie die Broschüre gelesen, als ob derlei Werke nicht durch sich selbst «ristirten und durch ihren innern Werth, auch abgesehen von jeder Etikette, die aufmerksamste Prüfung verdienten." Der „Constitution nel" vom 26. December giebt seinen Betrachtungen über die Broschüre eine neue Richtung. Er veröffentlicht einen Artikel mit der Unterschrift des Herrn Grandguillot, in wel chem es heißt: dir „Times" habe vollkommen Recht, wenn sie die Broschüre „der Papst und der Coagreß" als den po litischen Ausdruck des zwischen Frankreich und England bestehenden Einverständnisses und des diese beiden Mächte beseelenden versöhnlichen Geistes betrachte. Der „Con- stitutionnel" freut sich über dieses Resultat, denn es sei nothwendig, daß die beiden westlichen Großmächte einig blieben, im Interesse der Civilisatioi 'und der Erhaltung des europäischen Gleichgewichts. Tas Blatt hebt indes sen hervor, die Beweggründe seien bei dem einen und dem andern Volke nicht dieselben, und Frankreich, weit entfernt, die weltliche Macht des Papstes vernichten zu wollen, wünsche vielmehr, dieselbe zu befestigen, indem es sich nach den Bedürfnissen der jetzigen Zett umgestalte. — ,, P ay s " scheint den Fall im Auge zu behalten, daß die Broschüre officiell in Rücksicht aus Rom dementirt werden müßte. ES tritt daher dem Uebersprühen derjenigen franzö sischen Blätter entgegen, welche in der Broschüre zu viel sehen. Dir Bemerkung des ministeriellen Organ-Ilautet: „Die meisten Blätter stimmen dem Inhalte der Flugschrift bei, ent stellen ihn aber; so z. B. scheint die „Presse" zu glauben, die Broschüre schlage vor, den Papst auf die Stadt Rom zu beschränken, obgleich der Verfasser im Gegcntheil unver kennbar anräth, ihm alle seine jetzigen Besitzungen zu gäräntiren. Man sieht, es wird rasch über die Broschüre hittau-gegangrn. Die englischen Blätter begehen densel ben Irrthum." Die katholischen und legitimistischen franzö sischen Blätter zeigen einen sehr entschiedenen Unwillen über die Broschüre. Man will, sagt die „Gazette de France", da- Wesen der päpstlichen Gewalt radical ver ändern. Die Romagna ist thatsächlich vom Kirchenstaat loSgertsscn, und die „Autorität der Thatsachen" muß respectirt werden. . .Die „Gazette de France" erhebt sich mit Energie dagegen, daß man die Bischöfe verhin dert zum Publicum zu sprechen, und einem anonymen Pamphletschreiber erlaubt, die Rechte des Papstes so ge waltsam anzugreifen. Das „Univers" citirt: Oixil- gua illi lesu«: Xmieo ack quick venidi? (Jesus aber sprach zu ihm: „Mein Freund, warum bist du gekom men?") nach dem Evang. Matth., Cap. 28, V. 30. ES verlangt, daß alle französischen Katholiken Ergeben- heitSadrefsen an den Papst richten, und veröffentlicht zugleich eine solche, die von Louis Veuillot unterschrieben ist. Die „Union" findet die Vorschläge der Broschüre lächerlich, besonders den, die Römer zu einer Bevölkerung von politischen Idioten zu machen; der „Correspon- dant" ist weniger entrüstet über die offene Feindseligkeit des Hrn. d'Azeglio (der gleichfalls in den letzten Tagen in demselben Verlage, aus dem die in Rede stehende Broschüre hervorgegangen ist, ein Pamphlet gegen den Papst hat erscheinen lassen, in dem er vorschlägt, dem Papste die ganze weltliche Macht zu nehmen und ihn mit Beiträgen der ganzen katholischen Welt auszustatten), als über die erheuchelte Hochachtung der Schrift gegen den heiligen Stuhl." Daß die Flugschrift in englischen Blättern im Allgemeinen eine günstige Beurtheilung erfahren würde, ließ sich Wohl erwarten. „Times" billigt na türlich den Plan der Abtretung der Romagna und sagt: „Im Ganzen genommen haben wir die Flugschrift mit bedeutender Befriedigung gelesen. Es ist sehr wahrschein lich, daß der Kaiser der Franzosen eine zcitlang zwischen einer liberalen und einer reaktionären Politik geschwankt hat; aber wir lesen in jenem Aussätze die Verheißung eine- herzlichen EinvernehmeirS zwischen England und KrMkaich auf he» bevorstehenden Cougufse. - Mir stud, wenngleich auf sehr verschiedenen Wegen, zu demselben praktischen Schluffe gelangt. England wird, auf die Grundsätze von 1688, auf die Grundsätze, auf denen seine eigene Regierung ruht, fußend, gegen jeden Versuch protestiren, den Bewohnern der Herzogtümer und der Romagna die Herrscher, von denen sie sich losgesagt ha ben, wieder aufzuzwingen. Frankreich gelangt aus einem großen und gewundenen Umwege des Naisonnements zu demselben Ergebnisse. Mit diesem Ergebnisse sind wir zufrieden und wollen die Prämissen nicht allzu genau prüfen. Möglich, daß, wenn man die strenge Form wah ren wollte, es anständiger gewesen wäre, eine solche Er klärung für den europäischen Congreß aufzusparen. Wir überlassen es Andern, an Formen und Eeremonien zu mäkeln. Uns genügt es, daß gegründete Aussicht darauf vorhanden ist, daß die beiden großen europäischen Mächte Arm in Arm mit einander zur Vertheidigung der Rechte des italienischen Volkes auftreten werden, und daß das protestantische England an dem Kaiser des katholischen Frankreichs eine herzliche und wirksame Unterstützung finden wird."— Der „Globe" bespricht ebenfalls die Broschüre von Lagüerronni-re, und, wie sich denken läßt, erklärt er sich mit dem Hauptinhalte derselben einverstan den, da er selbst von jeher die Beschränkung der welt lichen Herrschaft des Papstes auf die Stadt Rom und deren Weichbild befürwortet hatte.)—Was die Palmer ston'sche „Post" betrifft, so verhehlt sic sich nicht das Gebirge von Schwierigkeiten, welches der Napoleon'sche Gedanke zu versetzen haben dürfte, um vom Papier ins Leben zu springen, allein sie berücksichtigt es nur am Schluß ihres Leitartikels und in Form von Fragezeichen; ihr ist offenbar schon damit gedient, daß Louis Napoleon der Welt seinen „guten Willen" gezeigt hat. — Der to- rhistische „Herald" sagt: „Der Kaiser der Franzosen hat weise und männlich gehandelt. Am Vorabend des Con- gresscs hat er den Schleier gelüftet, der bis jetzt seine Politik in der italienischen Frage verhüllte; und Europa wird mit Freuden hören, daß Frankreich den Principien, zu denen e» sich beim Beginn des Krieges bekannte, treu geblieben ist." Im Grunde hätte der „Herald" lieber den ganzen Kirchenstaat säcularisirt gesehen. Es frage sich nur, ob Europa schon so weit sei, um die päpstliche Weltlichkeit ganz aufheben zu lassen, und deshalb gebe die Flugschrift einen Mittelweg an die Hand. — Die radi kalen „Daily News" zeigen einen gewissen Skcpticismus gegen die Aufrichtigkeit der in der Broschüre angeschla genen Politik. „Ein durch Epigramme gemilderter Des potismus war ein trauriges Surrogat" — sagt „Daily News" — „für eine Regierung durch öffentliche Mei nung; eine Regierung der Heimlichkeit und Ueberraschung, gemildert durch Flugschriften, paßt noch geschickter zu.den Erfordernissen des 19. Jahrhunderts. Mr. de la Guer ronniöre schlägt nicht nur diese Operation (die Verwand lung Roms in ein zweites Jerusalem) vyr, sondern hat wirklich die Weisung, an ihren Erfolg zu glauben. Er läßt sich durch keine Zweifel irre machen; seines Amtes ist cs, zu glauben. In einem Punkte hat sich der Pam- phletist wirklich den Dank des liberalen Europas verdient; seine bestimmte Erklärung, daß von einer französischen oder österreichischen Intervention keine Rede sein darf, hat ein finsteres Zorngewölke verscheucht.... Andererseits enthält das merkwürdige Pamphlet eine Stelle, gegen die wir Einspruch erheben müssen. Es ist jener Passus, worin dem Kongreß die Besugniß zuerkannt wird, „Staa ten zu vergrößern, zu ändern und umzuwandcln". Der Verfasser citirt den Vertrag von 1815, auf dessen Ver fügungen über Italien er den Schluß zieht: „Das Recht zu handeln ist dasselbe, die einzige Frage betrifft seine bessere Anwendung." Wir können kaum eine solcheTheorie über das Eongrcßrecht von dem Agenten einer Dynastie hinnehmcn, die der Congreß von 1815 zu ewiger Aus schließung vom französischen Throne verdammt hat; keines wegs ist England bereit, seine Anwendung auf dem Kon greß von 1860 zu unterstützen. ES ist nicht genügend, den heil. Vater „mit seiner Zeit" auszusöhnen; zum Versöhnungswerk gehört das Recht eines jeden Volkes, - sich, selbst ^u reGrerui^'—Mrt^uoch offener«» Mißtrauen al» „Daily News" betrachtet der „Advertisrr" die „neueste vonLaguerronnwre enthüllte Napoleon'sche Idee". Vor Allem ist er über die plötzliche Umdrehung der kai serlichen Ansicht betroffen. „Manche" — fährt der „Ad- vertiser" fort — „sind geneigt, über diese „glückliche Veränderung" der bonapartistischen Politik in Jubel aus zubrechen. Wir möchten ihnen jedoch rathen, sich in ihrem Entzücken zu mäßigen. Die bonapartistische Po litik hat sich noch nie an eine liberale Frage gemacht, ohne sie zu eignen Zwecken zu mißbrauchen. In der Romagna namentlich haben die Napoleon'schen Agenten seit geraumer Zeit im Stillen den Einsluß ihres Herrn und Meisters auszubreiten gesucht. Es ist daher immer noch möglich, daß die anscheinende Wen düng der französischen Politik mit tief angelegten Plänen sehr egoistischer Art in geheimem Zusammenhang steht. Jedenfalls beweist die flatternde Aufregung, welche das Schriftchen im Gemüth Europas hcrvorruft, wieder ein mal, mit welcher Kriecherei die Obermacht des Dccember- Dagon noch immer anerkannt wird." Der Kaiser Na poleon, der die französische Freiheit vernichtet und cs darauf abgesehen habe, eine europäische Macht nach der andern zu demüthigen, habe immer noch den Stimmschlüssel der europäischen Politik in der Hand. „Er mag einen Tag erklären, daß die politische Führer schaft Italiens zum Beruf des Papstthums gehöre — den nächsten Tag sich den Anschein geben, als wollte er die weltliche Macht des Papstthums verkürzen — und den dritten Tag einen Mittelweg zu seinem eigenen Be- Feuilleton. K. Hofthrater. Dienstag, 27. December. Zum ersten Male: „Die Maschinenbauer", Posse mit Gesang in drei Abtheilungen und sechs Bildern von A. Weirauch. Musik von A. Lang. — Weirauch'S Werk ist unstreitig eine der bessern neuern Possen und zugleich ein Volksstück im rechten Sinne. Es ist dem Interesse an einem unsrer wichtigsten Industriezweige gewidmet, dem Werth und der Ehre der Arbeit. Die Handlung ist unbedeutend und ihre Entwickelung allerdings locker behandelt, aber genügend, um das ganze Gemälde ver nünftig zu verbinden und jene unsinnige Ausammen- hanglosigkeit, jene albernen, unmotivirten Vorgänge fern zu halten, die uns fast in allen neuen Possen geböte,» werden. Der Hauptinhalt ist ein leicht gezeichnetes, aber getreues Bild deS Alltagslebens, namentlich in Bezug auf die Fabrikarbeiter in einer Aneinanderreihung von Scenen und Situationen, in der Charakteristik einzelner Persönlichkeiten; und dieS hat der Verfasser voll realer LrbenSwahrheit, natürlich und lebendig und mit einer gesunden Ursprünglichkeit der Gestaltung auSgesührt. Da zu fügte er im Einzelnen Witz und scharfe- Salz des Dialog- und glücklich verwendete humoristische Züge genug, um in ergötzlichster Weise zu unterhalten. Wei- rauch's Talent wird von einem großen Geschick für die scenischr Bearbeitung, von Kenntniß der Bühne unter stützt: er versteht auf uckfjesuchte Weise zu wirken. Ist auch das Terrain der „Maschinenbauer" zunächst Berlin, so sind doch die Schilderungen so überwiegend an die allgemein menschlichen Erscheinungen geknüpft, daß ihnen überall auch ein allgemeine- Verständniß nicht fehlen kann. Wohl mag man die nur ephemere Erscheinung einer solchen Posse nicht überschätzen und nicht vergessen, daß hier von einer dramatischen Production im rigent lichen literarischen Sinne nicht die Rede sein kann; aber gewisse Eigenschaften sind in unfern Possen zu selten geworden und doch zu werthvoll für den Genuß des großen Publicum-, um sie nicht Herrn Weirauch, gegen über den sonstigen Schwächen seines Stückes, hoch an- zurcchnen. Er hat vorzugsweise und lebenswahr das Treiben des untern Volkes geschildert, ohne dazu die Gemeinheit und Verzerrung zu Hilfe zu rufen; er hat einen gemüthlichen, ehrenhaften Sinn überall durchge führt, einen sittlichen und praktisch nützlichen Kern des Inhalts gewahrt, ohne mit der falschen Sentimentalität, mit einer gewaltsam und specalativ herbeigezogenen Moral zu cokettiren. So ist das Stück eine gesunde Kost und sei dem Publicum empfohlen. Au den Mängeln des selben gehört besonders, daß Heinzius, die eigentliche Hauptfigur der Posse, nicht von Anfang an zu erkennen giebt, wie au- seiner dermaligen, nur mechanischen Be schäftigung seine Arbeitschru hervorgeht, und wie der Drang nach besserer Verwerthung seiner Fähigkeit doch in ihm vorhanden ist. Gegeben wurde die Posse sehr gut — man kann alle Mitwirkenden in dieses Lob einschließen — und in treff licher Ausstattung. Herr Heese kann dem gesanglichen Theile seiner Rolle allerdings nicht vollkommen gerecht werden, wohl aber vermöchte er den lebenslustigen Hein zius noch munterer und resoluter zu geben und durch sichere Raschheit des Dialogs jede» Schleppen im En semble zu verhüten. In Uebrigcn war seine Leistung vortrefflich. Eine Figur aus dem Leben, ganz ausge zeichnet charakterisirt und ohne irgend carikirende Authat durchgesührt, war Herm Räder'- grämlich bedächtiger und wackerer Liebhaber der Flasch«, Schlosser Knobbe; voll wirksamsten Inhalts waren auch seine Couplet». Sehr lobcnSwerth, wahr und komisch gab Herr Herb old den Hau-wirth Naake, Herr Jauner den jungen Eng länder sehr gewandt, frisch und warm. Hinsichtlich der charakteristisch gelungenen und individuell hervortretendcn Wiedergabe der andern kleinern und größcrn Partien wären noch besonders hervorzuheben: Herr Seih (Schmied, Sachse), Herr Meister (Metalldreher, Fran zose), Herr Quanter (Parvenü Hornigel), Herr WLi tz elmi, Frau Kriete, Frau Huber und Fräulein Berthold als kecker, netter Lehrbursche. Der Beifall des Publicums war ein so allgemeiner als verdienter; der sehr gut arrangirte Hofball erregte ungemeine Heiterkeit, und es sei noch bemerkt, daß das Gesangspotpourri dabei — welches sonst in den Possen durch geschmacklose, unsinnige Zusammenstellung sehr widrig wirkt — hier, einmal der Situation gemäß, mit Laune und Humor arrangirt ist und sehr ergötzlich effectuirt. C. Banck. Raphael'S „Apollo und MarsyaS". Die kunstsinnige Bevölkerung Dresdens hat demnächst einen Genuß so hoher und seltener Art zu erwarten, daß wir nicht umhin können, schon im Voraus die all gemeine Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Es handelt sich um nicht- Geringere», als um die Gelegenheit, Ra phael's „Apollo und Marsyas" kennen zu lernen — jenes merkwürdige Gemälde, das vor zehn Jahren in London unter dem Nachlaß eines Kunstliebhabers unerkannt zum Verlauf ausgeboten wurde, bi» der englische Gelehrte, Herr Morris Moore, so glücklich war, eS zu erkennen und in dessen Besitz zu gelangen. Der Streit über den Ursprung dieses herrlichen Werke» ist als entschieden anzusehen. Die Zweifel und Verdächtigungen zu besiegen, die sich im Anfang gegen den glücklichen Fund erhoben, bedurfte rS im Grunde keine- andern Beweises der Echt heit, als den da- Werk in sich selbst trägt. Die wun derbare Schönheit desselben spricht beredter al- irgend ein historisches Zeugniß für die Hand Raphael's. Doch ha ben sick neuerdings auch Nachweise dafür herausgestellt, denen die Bedeutung historischer Documente nicht abzu streiten ist. Herr Morris Moore, eben mit seinem Kleinod auf einer Reise nach Italien begriffen, hatte sckon in Mün chen die Freundlichkeit, es einige Tage dem dortigen Publicum zur Beschauung darznbieten, und wir wissen aus öffentlichen Berichten, welche freudige und laute Be wunderung es daselbst in allen Kreisen erregte. Was in München der Einladung der Akademie, ist hier in Dresden den dringenden Bitten einiger Kunstfreunde gelungen. Herr Moore hat sich bereit erklärt, auch hier ein paar Tage zu verweilen und das Raphael'sche Bild ansstellcn zu lassen. Den Ertrag bestimmt er der Schillerstif tung, wie er in München mit dankcnswerther Freigebig keit ihn dem dortigen Künstlerunlerstützungsverejn zu gewendet hat. Die Zeit und das Local der Ausstellung wird viel leicht morgen schon bekannt gemacht werden, und hieran sich Wohl noch über das Gemälde selbst eine ausführlicbe und belehrende Mittheilung knüpfen, die wir einem Andern überlassen. W. W. Marokko. Reiseberichte von 1858—1859. Mitgetheilt von Vr. N. Laliaich. (Fortsetzung aut Rr. 298.) Die vornehmsten Offiziere des Hofes bekleide»» Chargen, deren Gegenstand schon durch den Namen bezeichnet wird. Der Moul-el-mrchouar (Herr des Audienzsaales) führt die Fremden vor und ist etwa durch Ceremonienmeister am richtigsten überseht. Der Moul-athe sorgt für Speise und Trank de- Sultans. Der Moul'-m hhala »nspirirt
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