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Dresdner Journal : 17.12.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185912172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-12
- Tag1859-12-17
- Monat1859-12
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 17.12.1859
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.V ruo. Sonnabend, dm 17. Decembm 18-7!». -IKMvb: s 1>Ur. 10 »rr. lll I—»»««. r I« 1 „ 10 „ „ „ stritt ?o»t ru»ä X1«n»»tU«k in Id kt^r. ( tje«wp«I»o tt«nm«ri>: 1 Azr ) dloau. rnserateipreist: Vdr ä«u kl«um elu«r ^«»p»It«ovn 2vil«: 1 X^r. Vvlki- ,,8ivx«„n6t" cki« 2e»I«: 2 kkxr. « Lrfttzai««: Ltz«ti«ck, «Ot <l«r 8v»u ULä r«i,et»x«, Xd«»<j, <Ur <i«» kolxrixtso 1'»^. DirsdnerÄomnal. Berantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Zlnftralrnanilllhmr auvwärt»: k'ir. Ii»-d«>l>svi!rrd:il, 6ommi,»ionit. «le» 7>re««Iiior ,I<-nin»I»; «den6it»vll-,t: li. ttvoxrn; Lltoa»: ra,rie,!« L Voai,«»; Lrrllo: Onuiir »'««.liu ttuclib., ItiircuiirL«'» I'-urern«; Lrswou: >!. kd<.ul.orrii; krLllirliirt ». N.: nelx» IliiclilmuiIIii»^; Löw: kari»: v. i2d>, rue «Ic» bon» enluns); klLjs l I «. j!«ul.i« u's 1juut>I>«u<illin^. Herausgeber: Lüuixl. Iwpkäiliu» äv« I)re»«iuer ^u»ru«I«. 1)r«»«Ie», >k»riev»tr»»ss Kr. 7 Nichtamtlicher Theil. Rrberftcht. AelAMßssch««. (Hamburgrr Nachrichten. — Gpe- nrr'sche Atg. — Natioual-Atg. — Preußische Atg. — Neue Preußisch« Atg.) Tagr-geschithte. Wien: Unbegründete Gerüchte über Finanzmaßregeln. Silberzufluß. — Pesth: Senioral- Eonveate. — Benrdig: Papiergeldvernichtung. — Berlin: Du» Befinden de« Königs. Landtagswahl. Mordversuch. - Sternberg: Aus der Gtändever- sammlung. — Eisenach: Eisenbahnunfall.—Frank furt: Herr v. Usedom verreist. Vr. Giehne nach Wien. — Hamburg: Anträge des Senats. —Pa ri»: Die Auslände in Mailand. Herr v. Tavrl. Stand der Geschäfte. Opernfest. Metternich'» Auf fahrt. Vermischte». — Brüssel: Kammerverhand- lungen. — Rom: Befestigung Civitavecchias vollendet. — Turin: Buoncompagni'S Abreise verschoben. Ver haftungen in BreSria. Vermischte Nachrichten. — Bologna: Neugeworbene päpstliche Soldaten. Eisen- bahnconcesfion. — Madrid: Freiwillige für Afrika. -Ti- London: Modifikation de» Strafsyftcm» auf der Flotte. Congreßschwierigkciten. Goldbarren vom „Royal Charter". — Kopenhagen: Der Gouverneur posten für Holstein. — St. Petersburg: Eisenbahn von Riga nach Mitau. General Wassiltschikofs 7. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichteo. (Leipzig. Freiberg. Schneeberg. Annaberg. Schwarzenberg. Reichenbach.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Statistik und VolkSnnrthschaft. Kenilletvn. rageskalender. Inserate. Börsen nachrichten. Dresden, 16. December. Der Rücktritt de» Generals v. Boni« vom preußischen Ministerium de» Kriege» ist in den lebten eagcn noch weidlich von den Parteiblättern zu tenden ziösen Darstellungen auSgebeutet worden. Der Streit wqr insofern von Interesse, al» er in Blättern ge geneinander geführt wurde, welche sämmtlich seit No vember vorige» Jahre» eine „neue Arra" in Preußen entstehe» ließe». Der eine Theil dieser Partriblätter nah« für Herrn v. Boni» Partei und führte au», daß vemselben die Anmuthung gemacht worden wäre, einen von dem seinigen abweichenden Plan für die Armeereor ganisation auSzuführen, und daß, al» er dies zu thun sich gewe»gert, ihm wegen „Ungehorsams" die Entlassung gegeben wäre. Der ganze Vorgang wurde al» eine Ca- balr der „reactionärrn" Partei geschildert, und die übri gen Minister wurden hart deshalb angelassen, daß sie so ohne Weiteres hätten Herrn v. Benin fallen lassen. So war namentlich die Darstellung beschaffen, welche die „Deutsche Allgemeine Aeitung" in einer von uns vor einigen Tagen schon erwähnten Berliner Corrrspon- denz von dem Vorfälle gab. Dagegen erhob sich nun rin anderer Theil derselben Parteipresse — z. B. die „Hamburger Nachrichten" — und sagte: solche Mittheilungen gingen von der „ReactionS"-Partei aus, welche da- ganze Ministerium als unconstitutionell an schwärzen wollte; Herr v. Benin sei gefallen, weil er das „volkSthümliche" Institut der Landwehr habe be schneiden wollen; das Ministerium werde trotz des Aus tritts de» Herrn v. Bonin ebenso liberal als gesickert gegen alle Angriffe der „Neactions"-Partci bleiben. Die „Spener'sch e Aeitung "ergriff in einem augenscheinlich aus unterrichteter Quelle stammenden Artikel die Partie de- Gesammtministeriums gegen Herrn v. Bonin, der wegen „untergeordneter Fragen" auS dem Ministerium geschieden sei, ohne daß die übrigen Minister nur schon Kenntniß des Reformplans gehabt hätten. Darauf ant wortet wieder die „ National - Aeitung " : „Mit der natürlichen Schärfe de- Instinkt- hat das Publicum den stillen, plötzlichen Sturz eines der Minister für keine Kleinigkeit gehalten; die Beschwichtiger fanden auch bei Arglosen keinen rechten Glauben für die Versicherung, da» „Wackeln" sei nur an einer Stelle. Zum Theil irrte da» Publicum: die Minister stehen heute noch so fest, wie sie immer standen, aber dir Frage ist, wie r» sich überhaupt mit ihrer Stellung verhalte. Wenn dem Publicum sein Gefühl sagt, daß bei einer wirklich con- stitutionrllen Regierung so etwas nicht hätte vorkommen können, so hatte e» Recht. Wie steht nun aber das Gesammtministerium zu der Frage der Militär-Reform? Man muß eS auffällig, man darf e» jedenfalls nicht der Prari» konstitutioneller Ministerien entsprechend nennen, wenn ein Gesetz von der größten Wichtigkeit von einem einzelnen Minister entworfen und bis in da- Kleinste ausgearbeitet wird, ohne daß die übrigen Minister den geringsten Antheil daran nehmen. Die übrigen Minister wußten, sagt man, nichts von den Vorgängen im Kriegs ministerium, sie erfuhren und bedauerten den Fall, als er nicht mehr rückgängig zu machen war. Nimmt man dazu, daß beim Mangel eines Minister - Verantwortlich keits-Gesetze» auch keine wahrhafte Verantwortlichkeit den Kammern gegenüber besteht, so darf man wohl fragen, worin solche konstitutionelle Minister sich von absolutisti schen unterscheiden?" — Endlich kommt nun auch die osficiöse „Preußische Aeitung" mit einem Leitartikel über denselben Gegenstand, inwelchem sirgleichder„Sp.A." den Vorgang so erzählt, baß Herr v. Bonin wegen ge ringer Differenzen aus dem Ministerium geschieden sei, ohne daß die übrigen Minister in der Sache schon ein Wort zu sagen gehabt hätten. Es sei unwahr, daß dem seit vielen Monaten im Kricgsministcrium bearbeiteten Reformplan, den der General v. Bonin den Grundzügen nach bereits Ende August dieses Jahres an allerhöchster Stelle vorlegte, neuerdings ein anderer Plan entgegen gestellt worden sei. Es habe nur ein Entwurf bestan den, welcher von dem General v. Bonin vorgelcgt wor den sei und zu dem das StaatSministerium nach dem Rücktritt deS Generals v. Bonin und vor dem Eintritt seine» Nachfolger» da» Einverständnis ausgesprochen habe. DieMilitärcommisston — welche weder aus vierzehn noch aus acht commandirenden Generalen bestanden, habe sich nur über diesen Entwurf ausgesprochen. Es sei von Anfang an Vorbehalten gewesen, diesen zwar dem Grund gedanken gemäß auszuarbeiten, die Ausführung aber nach träglich nach Maßgabe der Mittel, welche der Finanz minister zur Verfügung stellen könne, soweit nöthig und thunlich zu restringiren. E» könne sehr wohl über alle fundamentalen Punkte einer so verwickelten und schwie rigen Frage rin vollkommene» Einverständniß bestehen, und man könne daneben doch über die besten Modali täten der Ausführung verschiedenen Auffassungen folgen, z. B. über die Standorte und die Formation der Trup pen, über die größere oder geringere Stärke der Truppen- theile rc. Differenzen dieser Art hätten stattgefunde». „Das Wesentliche derselben — heißt es weiter in dem Artikel — betraf die Stärke, in welcher das Heer im Kriege auftrrten soll, — sie mußte die bisherige bleiben — und die Kriegsbereitschaft der Landwehr in der neuen Organisation deS Heeres. In dieser Frage wichen die von dem General v. Bonin projectirten Aenderungen weiter von dem bisherigen Charakter dieser Institution ab als die cntgegenstehcnde Ansicht. Es ist unwahr, daß cs die Absicht gewesen sei, die Umwandlung der Heeresverfassung, insoweit dieselbe eine Abänderung der bestehenden Gesetze erfordert, ohne die Zustimmung der Landesvertretunq vorzunehmcn. Es ist eben so unwahr, daß dem General v. Boni» angesonnen worden sei, einen andern Entwurf der Reform als den seinigen der Lan desvertretung vorzulcgen; nur von der Ausgleichung der eben angedeuteten Differenzen konnte die Rede sein, um von ihm selbst sein Werk vorgelcgt zu sehen. Herr v. Bonin hat indessen in einem Stadium der Berathung sein selbstständiges Ermessen wahren zu müssen geglaubt, in welchem die Frage: ob die Reform der Wchrverfassung genau in der von ihm vorgeschlagenen oder in einer in einige» Punkten davon abweichenden Gestalt vorgelcgt wer den solle, noch von Vorarbeiten abhängig war. In diesem Stadium der Sachlage hat General v. Bonin seine Ent lassung gefordert." Die Hindeutung gewisser Blätter auf den politischen Gegensatz, in welchem sich General v. Bonin und sein Nachfolger befinden sollen, wird von der „Preuß. Zeitung" schließlich entgegengesetzt, es gäbe in drrArmee keine Parteiungen. —Die „Neue Preu ßische Zeitung" bemerkt zu diesem Artikel der „Preuß. Aeitung": „Was die Notiz anlangt, daß Herr v. Bonin seine Entlastung gefordert habe, so möchte nach ander weitigen Mittheilungen selbst an der tatsächlichen Richtig- Alt diese- Satzes zu zweifeln sein; jedenfalls aber zeigt der hier gewählte Ausdruck: „gefordert", wie wenig der Ver eine Ahnung hat von dem Verhältnis in welchem preußische Offizier zu seinem Kriegsherrn steht. Sonst haben wir zu der Auslassung der ministeriellen Zeitung nur hinzuzusügen, daß sie sich in allen Punkten gegen solche Blätter richtet, die sonst mit dem Ministerium gehen." Tagesgeschichte. Wien, 15. December. Die heutige „Wiener Aeitung" enthält folgende Mitthcilung: DaS hiesige Journal „die Prrste" vom 11. d. M. hat, mit Beziehung auf Ge rüchte über Maßregeln der k. Finanzverwaltung Behauptungen und Muthmaßungcn aufgestellt, welche alle» Grundes entbehren. Durch die im Morgcnblatte der „Wiener Zeitung" vom 13. d. M. erschienene Ver ordnung, die Wiedereinlösung der National-Anlehencou pon- in Silber betreffend, ist die Grundlosigkeit des von der „Presse" erwähnten Gerüchtes vom Gcgcnthcil bereits dargethan. Wir können versichern, daß auch die übrigen Angaben der „Presse" unwahr sind. Die erste Rate der lombardischen Staatsschuld ist nicht escomptirt; die Staats verwaltung hat keine Silbersendung vom Hause Rothschild erhalten, und eS ist keine Nothwendigkeit vorhanden, für den Bedarf der Regierung in den venctianischen Pro vinzen Silber dahin zu senden. Wir glauben erinnern zu müssen, daß die Regierung einer leichtfertigen Ver breitung von unverbürgten, die wichtigsten StaatSinter- essen nahe berührenden Gerüchten durch die periodische Prrste nicht gleichgiltig zuschen würde. — (W. Bl.) Mittelst Nordbahn ist gestern eine sehr bedeutende Silbersendung, in sächsischen Waggon» ver packt, über Dresden hier eingetroffen. Der Werth de» Silbers soll sich auf 4 Millionen Gulden belaufen. Fernrt ist eine in 4 Waggon» verpactte Gold- und Silber sendung aus Kremnitz hier eingetroffen und in da- Haupt münzamt abgelicferl worden. Pesth, 13. December. (P. Dl.) Im heutigen Pcsth- Ofner Stadt-S enioral-Conv ente haben 4 Gemein den, die Pesthcr ungarische und deutsche, die Ofner und Waitzner, sich gegen das Patent, die Pcsther slavische für dasselbe ausgesprochen: die Majorität beschloß ferner eine Sruioraladrcste und Beschickung des Distriktual-Con vents. Am 8. d. M. trat der Convent der evangelischen Augrburger Konfession von Dacs-Syrmicn in Neusatz zusammen. Es wurde beschlossen, eS solle dem Pesther Comitats-Scniorate anzczeigt werden, daß sich das Seniorat vou Bacs-Syrmien infolge publicirtcr Gesetze, wie infolge einer Zuschrift des Kultusministeriums nickt in der Lage befinde, an der für den 15. December nach Pesth ein berufenen Versammlung des Montan-Districtual Convents theilzunebmcn. 06 Venedig, 13. December. Gestern wurde die zwölfte Million Vaglicn verbrannt. 0 Berlin, 15. December. Das Unterlassen der Reise Sr. königl. Hoheit deS Prinz-Regenten nach Karlsruhe und zur Einweihung der Koblenz-Mainzer Bahnstrecke beweist hinlänglich, daß die Bedenken in dem Zustande Sr. Maj. des König» noch nicht gehoben sind. Wie man hört, sind die Aussichten auf Herstellung von der neuesten Erkrankung des Monarchen trübe. Die königl. Familie versammelt sich täglich bei Ihrer Maj. der Kö nigin, Allcrhöchsiwelche den hohen Verwandten Mitthci- lungen über das Befinden Sr. Majestät giebt; der Kö- (Schloßstraße), C. M. Richter (Altmarkt), Kuntze u. Eomp. (Altmarkt), F. A. Schmidt (»NX «juMre kaison«; Neumarkt), F. Mann (Altmarkt), G. D. Lembke (Altmarkt), H. Brückner (Roßmaringasse), C. Graf (Wilsdruffer Gasse), C. F. Jentsch (Schloßstraße), A. Krctzschmar(Altmarkl), A. Großmann(Schloßstraße), Modcwaarenhandlungen, die ebenfalls alle, wenn auch vielleicht nicht in derselben Ausdehnung und Fülle, wohl- assortirte Lager zeigen. Die ausfallendste Neuerung der Mode in dieser Saison ist die Aufnahme des Langstrrifs statt des Travcrsstrcifs und der barrcaus, jedoch wer den sich lctztere nicht so schnell ganz verdrängen lassen, da sie zu den jetzt getragenen weiten Kleidern meist kleid samer sind und namentlich den Seidenstoffen ein schwe reres Ansehen geben; nur Damen kleiner Statur dürfte die Neuerung erwünscht sein. In wollenen Stoffen do- minirt der Reps, in allen seinen verschiedenen Variatio nen, mit seinem ihm ähnlichen Bruder dem Popeline, der in seiner reizenden Bescheidenheit, mit seinen capri- ciösen Dessins zahlreiche Verehrer findet. Es freut uns, mitthcilen, zu können, daß, was die letzter» Stoffe be trifft, namentlich unsre sächsische Industrie Frankreich und England fast ganz aus dem Felde geschlagen hat. In Seide werden viele Pckinstreifen, schmal und breit, getragen, und vernünftigerweise kehrt man wieder zu dem einfachen Kleide zurück, wodurch man sich den Kauf der hoch im Preise stehenden Seidenstoffe erleichtert. Die schöne, neuerfundene Farbe unter dem Namen vio!«-l AIpl><!, volliuni», ele. spielt bei allen Stoffen eine große Nolle. Balldamen dürste das willkommenste Geschenk eines jener unwiderstehlich wirkenden, hauchartigrn Ge wänder sein, die wir in duftigen Seiden-Chambery's, Victoriagazen, Seiden- n. Wollen-Bangen, PeruvirnneS u. s. w. meist in Streif.: mustern sahen. Damen prak- tischern Sinnes begnügen s. h auch mit leichten Musse. nig selbst empfängt Niemanden. — Heute fand im ersten Berliner Wahlbezirke die Nachwahl zum Abgeordne tenhaus für den verstorbenen Prediger l>r. Jonas statt. Nach einem sechsstündigen (von 10 Uhr Morgens bi» 4 Uhr Nachmittags währenden) heißen Wahlkampfe wurde der Candidat der Konservativen, General der Infanterie a. D. v. Brandt gewählt. Von den 500 Mitgliedern deS Wahlkreises hatten sich 435 bei der entscheidenden Wahl betheiligt, die absolute Majorität betrug 218 Stim men, davon erhielten General v. Brandt 230, Assessor a. D. Schulze aus Delitzsch 158, geh. Regierungsrath a. D. Kerst 57 Stimmen. Bei zwei vorhergehenden Wahlen war keine absolute Majorität erzielt worden; außer den Genannten erhielt noch der Gutsbesitzer v. Henning bei der ersten Wahl 21, bei der zweiten 3 Stimmen. Der General v. Brandt, ein Greis von einigen 70 Jahren, war in der Versammlung anwesend und erklärte sich zur Annahme der Wahl sofort bereit. — Ein heute Morgen hier stattgehabter Mordversuch macht sehr großes Aussehen. Der hiesige WeinhänLler Trarbach, welcher ein, bisher als „Hotel garni" von einem Herrn v. Haagebrouck bewohntes Hans gekauft hat, be fand sich heute Morgen in dem letzter», um, wie es heißt, die Exmission des Haagebrouck zu betreiben. Ob dies der Grund seines Aufenthaltes in dem Hause war, ist mir nicht bekannt; thatsächlich hat aber der Haage brouck mit einem Pistol dem Trarbach durch den Rücken und mit einem zweiten sofort auf sich selbst geschossen. Beide Schüsse sind nicht tödtlich, obwohl die Verwun dung des Trarbach als erheblich geschildert wird. Sternberg, 13. December. (Nat.-Atg.) Der Ritter Pogge auf Jaebitz hatte in der Ständcversamm- lung vom Ilt. d. M. einen Vortrag zu Protokoll übergeben, worin er die Wirksamkeit dieser Versammlung mit der der frühern Abgeordnctenversammlung verglich und behauptete, daß die Stände ihre Landstandschafts- rcchte aufgegeben hätten und daß das mecklenburgische Volk ein Recht darauf habe, diesen Zustand geändert z.u sehen. Ein Antrag wurde nickt gestellt,, weil derselbe „hier auf dem Landtage doch ohne Erfolg sein wird." In der gestrigen Sitzung der Ständevcrsammlung erklärte nun das Direktorium, der p. Pogge habe offenbar die bestehende Verfassung als verderblich für daS Land dargestellt und „bezeichne die Stände als solche, die ihre landständischen Rechte zum Unheil der übrigen Bevölkerung ausüben." Hieran wurde der Antrag gereiht, dar gedachte Schrift stück — zurückzugeben. Als man sich anschickte, die dcS- fallstge Benkttkung in» Protokoll aufzunehmen, wüktzfNr Abstimmung begehrt. Dieselbe ergab 105 Stimmen ge gen, 24 für den Antrag. — In der heutigen Sitzung wurde eine eingehende Rückäußcrung der Regierung in der Steuer- und Zollreform-Sache verlesen, deren Inhalt einschließlich empfahl, die Sache noch einmal zu überlegen. Neue Vorschläge wurden nicht gemacht. Die Ritterschaft ging sofort in parwi; und beschloß mit 60 Stim men gegen 36, bei ihren frühern Beschlüssen zu behar ren. Die Landschaft erklärte darauf ebenfalls, daß sie ihre frühern Beschlüsse wiederhole, bat die Regierung aber zu gleicher Zeit, die Verhandlungen fortzusetzen. Gegen das Nescript der Regierung, wonach das Direktorium ermächtigt wird, störende Mitglieder aus der Versamm- lnng zu entfernen, und nach welchem Letztere sogar mit einer längern oder kürzern Suspension ihier Standschaft bedroht werden, hat die Landschaft als gegen einen Ein griff in die landstandschaftlichen Rechte protestirt. 0. Eisenach, 15. December. Ich habe Ihnen einen Unfall zu melden, der vor einigen Stunden auf der thüringer Bahn zwischen Eisenach und Gerstungen da durch entstand, daß der Frankfurter Schnellzug und ein von Eisenach kommender Güterzug auf einander stießen, und zwar mit solcher Heftigkeit, daß ein paar Waggons im letzter» fast zertrümmert und zwei Schaffner arg zu gerichtet wurden. ES verursachte dieses einen Aufent halt von einigen Stunden. 8 Frankfurt, 15. December. Mit Rücksicht auf die Abwesenheit deS königl. preußischen Bundeszcsandten, welcher sich in Begleitung Sr. königl. Hoheit des Prin- linen, welche meist noch u «li-ipo^iiion getragen werden. Eben so wird man ein leichtes Foulardklcid nicht ver schmähen. Der Or^po cka Oliine 8bavvl behält sein altes Recht und ist immer noch einer der beliebtesten Artikel; weh thut cs unserm deutschgesinntcn Herzen, bemerken zu müssen, daß die französischen gewirkten (.'külo-i lang«; durch Schönheit und Prclswürdigkcit das Wiener Fabri kat verdrängt haben, und cs tröstet uns nur dabei der Umstand, daß sie dem zärtlichen und aufmerksamen Ehe- manne den weitesten Spielraum geben, seine Aufopfe rungsfähigkeit und Freudigkeit an den Tag legen zu können. Ein schöner Shawl ist das gediegenste Jnven- tarienstück der Damentoilette. — Die Mode der 8 bis 10 Ellen weiten Kleider hat auch die Mantclets und Mantillen zu gleichen Dimensionen gedrängt, und so spielen die salrcnrcichen Confcctions eine große Nolle. Der Bcduincn-Burnus mit 6»puet>nn poccku in weißen, wollenen und sogar silbcrgcstreisten Stoffen, ist immer noch eine für Theater, Gesellschaften und Sortier «le dal gangbare Mode; einige neue Modelle von weißen Stoffen mit coulcurtcm einfachen Seidenbcsatz, die wir bei Müg genburg und Dartrldcs sahen, zeigten uns jedoch, daß man damit umgeht, dem Sohne der Wüste seinen Bur nus zurückzugeben. Für di« Straßenüberwürfe zeichnen sich in diesem Jahre insbesondere die weichen, glanz vollen Brünner Stoffe aus, jedoch sahen wir auch schon viele Damen von den schönen schwarzen 0«>p-< Oro<> ck«- l'orio „. s. w. wählen. ChätclaincS in Seide, Sammt, Chenille oder Cravatcs in Cr«pe und Seide sind als malerisches Beiwerk bei dem Arrangement des Weihnachts tisches zu empfehlen. Und dürfen wir den Käuferinnen noch einen guten Rath mit auf den Weg zu Müggen burg und BartcldeS geben, so ist cs der, daß sie, ehe sie dir Wanderung dorthin antreten, mit sich über die Natur deS zu ergreifenden Besitzes einig zu werden Feuilleton. Dresdner Weihnachts Wanderungen. (Fortsetzung aus Nr. 28L.) Alles veraltet in der Welt und kommt einmal aus der Mode, nur die Mode der Mode nicht; Mode, ein Wort, da» schwer zu definiren ist, weil eS aus der Mode selbst entsteht, und wie Saturn das Kindlein frißt, ehe man noch recht sehen kann, was am Kindlein war, das oft so theuer kam. Die Natur legt sich schlafen und er wacht wieder, Altäre und Throne werden gestürzt, die »nichtige Göttin Mode aber behält ihr bleiernes Scepter und schmückt sich jeden Morgen mit dem berühmten Kranze Ogier s de» Dänen, welchen ihm die Fee Mor gan« gegeben, mit dem Kranze ewiger Jugend, der zu gleich ewige Vergessenheit schenkt. Vor wie nach fordert sie als Tribut von den Frauen Thräne» und schlaflose Nächte, während sie den Männern tiefe Seufzer entlockt. Selbst die Weisen des starken Geschlecht» beugt sie unter ihr Joch. Chesterfield sagt: „Der Weise verachtet die Mode, hält aber mit." Man darf nicht gegen den Strom schwimmen, nicht aufwärts fallen wollen, arnd muß mit der Welt, in der man einmal lebt, leben; nur zwischen seinen vier Pfählen kann man im alten Schlaf rock umherspazirrrn und hat daS Recht, wie Kant, noch eine Schlafmütze unter seinem Hut zu tragen. DaS stärkste Kontingent zu der Gemeinde der Göttin stellt jedoch da» schöne Geschlecht, und wer unsre Ireau moncko auf ihrem angenehmen Berufswege kennen lernen will, hat jetzt in den Mittagstunden auf dem Altmarkte und der Schloßstraße die beste Gelegenheit. Dort drängen sich die eleganten Wallfahrerinnen zu Fuß und Wagen »ach den LuruS-Tempeln der Mode, um auS dem Munde der Herren Müggenburg u. Bartelde», Simon, Renner rc. dir Orakelsprüche der Göttin zu vernehmen. Wie sonnen ¬ beschienene Bienenschwärme und Schmetterlinge um summen und umflattern sie die Farbenpracht der Stoffe und Blumen, welche in Tülle oder Blonden luftig und duftig aufsprossen. Leider müssen wir hier unser Auge diesen Schmetterlingen verschließen, um unsre ganze Auf merksamkeit dem Stoffe zu widmen, der ihnen als reizen der Flügelstaub dienen soll. Verweilen wir zu diesem Zwecke zuerst in der Modewaarrnhandlung von Müggen bürg und BartcldeS in der Schloßstraße, die nach dem Ausspruche von Autoritäten in Modesachen eins der reichsten Lager besitzen und zu den Haupt-Geschmacks Regulatoren unsrer Stadt gehören. In tausend Farben nuancen und Zusammenstellungen lacht hier die Pracht irdischer Schäle — die durch manchen schönen Mund den Titel „himmlische" erhalten — dem Blicke ent gegen. Wollten wir da» in den strahlenden Bogen gängen Erschaute classificirt rccitircn, so würden wir eine Arbeit beginnen, die wir schwerlich vollenden könn ten; auch würden wir dadurch in dem Herzen mancher Leserin Weihnachts Kauf-Sehnsuchts Qualen erwecken, die wir, weniger verschwenderisch von PlutuS begnadigten Familienvätern gegenüber, nicht leicht verantworten könn ten. Wir beschränken uns also darauf, nur einige allge. meine flüchtige Bemerkungen, als Resultat unsrer im Magazin der Herren Müggenburg und BartcldeS ge machten Studien, den kauflustigen Lesern mitzutheilen. Wir dürfen diese Bemerkungen umsoweniger unfern Le sern vorenthalten, als wir mehr oder weniger dieselben Beobachtungen auf unfern fernrrn Wanderungen durch folgende Modewaarenhandlungen machten: Mcthe u. Comp. (Hauptstraße), Adolph Renner (Badergasse und Altmarkt), Ä. Falke (Schloßstraße), R. Gehe (Schloßstraße), Großmann (Altmarkt), Gleisberg (Altmarkt), Kremmler u. Gölkel (Altmarkt), I. H. Meyer (» I» koir« cke l-eiprig, Frauengaffe), Schmidt
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