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Dresdner Journal : 16.01.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186101164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-01
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- Dresdner Journal : 16.01.1861
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M13 — Oä , Mittwochs deu 16. Januar. 1861 II k" ' Äd««»n>m,t»»rrist: SLbrlied: d Dtltr. 10 «gr io «-b»—.1 Iw A«wu«, 1 „ 10 „ (tritt ?<-»- o»L «plvo.Uikt» io »r—t«: IS «,r. I, 8t.«p«l»»- Lio»«Io« Kowio»ro: 1 tigr. 1 »ebl»L bin«». »»senrtrnprrtsr: a«o u»ow «io«r b^>p^tt«v«n 2«il«: 1 n^r. v»1«r ,,LioE«r»oat" al» L»U»: 2 «Dr. I. Erschein«»: TtgUod, »tt Xo»o»l»w» ck»r 8ooo- ooä Abenck» kör äso kolgvväen V,srr«tra»nnah«e au»witrt«: r». S»L»v»r»'rr»», OowLivsloollr ä«v Vrviöovr aouro»I»; > -i»«oa>W»Iö»ti ». llv»»o»; All«»»: Un»»»r»i» «b Vvoi-o»; L»rl1o: 6»orrv»'xö« Uuckk-, k»r»>t»r»»'» Kvre»u; Lr«w»a: L. 8cor.orr»; krootkort ». N-: öuckd»v<Uung; Kkia: Aoor.r LLo»«r»j k»ri»: v. I.vrr»»»'»!.» >(28, ru« <Ie» doo» «ok»o»); kr»E: t». L«or.ivo'» Lueöö»oaiuo^. qerau,g«der: Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. " - 17 ' - ' . » i u - n / . ' , , UichtamUicher Theil. - Uebersicht. Tele-ra»hische Nachrichte«., Z«it«»a<schau. (Weser-Zeitung. — Preußisch«» Wo- chenblatt.) Tagesgeschichte. Dresden: Vom Landtag«. — Zara: Mandate zur Banalconferenz abgelehnt. — Pesth: .Anleihe. — Berlin: Eröffnung de» Landtag». Eine , Erklärung früherer Führer der Opposition. Groß- i fürst Nikola«» abgerrist. — Koburg: Aufhebung der Flrischtaxe. Verschönerungen. Zunahme der Bevölke rung. — Frankfurt: Die Commission für einheit liche» Maß und Gewicht. — Pari»: Dementi. Causstdiöre erwartet. Kinderball. — — — .Neapel: Royalistische Verschwörung, Unsicherheit. Prinz v. Carignan. Neue Truppen nach Palermo. Ministerium des Aeußrrn ausgehoben. — Turin: Da» Centralhauptquartier in Eüditalien aufgelöst.— Denus: General Türr zu Garibaldi. — Rom: Ver- , qrischteS. — Madrid: Spannung mit Marokko. — China: Au» der neuesten Post. La«tztagtverhaudluugen. Ernennungen und Versetzungen rc. DWsdver Nachrichten. Vrvvi«zial»achrichte«. (Leipzig. Zwickau.) Statistik und »olkswirthschaft. Feuilleton. Tages kniender. Inserate. Börsen- Nachrichten. n.I'-r: .r > r/.'t. - . . TelrMphische Nachrichten. Wien, Montag, 14. Januar. Die heute statt» gehabte Generalversammlung der Nationalbauk wat Weniger stürmisch als erwartet wurde. Die Opposition ist nicht durchgrdrungev, und wurde beantragt eine Dividende von W Gulden festzu- steßtu. Der Negieruugttzeschluß wird morgen er- wonen i^ Dchlußverhaudluvg vertagt Aut Triest, 14. Januar, wird „Wolffs Tel. Bür." gemeldet: „Graf Montemolin und Gemah lin find gestern gestorben". Pesth, Dienstag, 15. Januar. Der Reutraer EomitatsauSschuß hat beschlossen, Folgendes zu beantragen: ein verantwortliches Ministerium für Ungarn, einen ungarischen Landtag auf Grund der Gesetze von 1848, Entfernung der nichtunga- rische« Truppen aus Ungarn und Beeidigung der «naarischen Truppen auf die Constitution von 1848, Organifirung einer Nationalgarde, Erthei- lnng einer liberalen Verfassung für die Kronländrr. Paris, Montag, 14. Januar, Abends. Nach eine« hier eiugetroffeurn Telegramm aus Rom vom heutigen Tage hat König Kran, Frankreichs Bedingungen in Betreff de» Waffenstillstandes in Taöta -ns Gefälligkeit für den Kaiser Napoleon ohne Reserve angenommen. General Cialdini antwortete, er müsse seinem Souverän Bericht er statten, verweigerte aber die Annahme de» Vor schlages, die Brlagrrungsarbeiten während des Waffenstillstandes emzustrllen. Pari», Dienstag, 15. Januar. Der heutige „Moniteur" meldet die Einberufung des Senats «nd des gesetzgebenden Körper» auf den 4. Februar. Turin, Montag, 14. Januar. Rach der Heu tigrn „Vpinione" hatte heute ein Theil der fran- jönschen Flotte Gaeta verlassen. Die Feindselig keiten waren von beiden Seiten eingestellt. - " Feuilleton. Rach Japan. Reisebriefe von Sostm» Spieß. VIII. . , Pvkuhama in der Bai von Kanazawa, den IS. Oktober I8S0. ,1, (Schluß au« Rr. 12.) Nach einem Ritt von etwa einer halben Stunde war der Zug in Akabani, so heißt die Wohnung de» Ge sandten, angelangt. Hier wurden wir von mehrer» Be amten de» auswärtigen Ministerium» begrüßt und un einige Erfrischungen, au- Weintrauben, Birnen und Kuchen bestehend, angeboten. Nachdem dann im Hofe unter entsprechender militärischer Feierlichkeit die preu ßische Flagge vor dem Hause gehißt worden war, trat die Mannschaft de» Schiffe» den Rückweg an und wir Zurückbleibenden suchten un» in den Räumen der Woh nung, so gut es gehen wollte, zu installiren. Da- Hau selbst, au» einem ziemlich großen einstöckigen Viereck be stehend, gleicht äußerlich einem Bauernhause, ist außer gewöhnlich reinlich und hübsch au» weißem glattem Holze construirt, die Wände im Innern der Ziukmer, mit einer weißen geschmackvollen Tapete bekleidet, sind verschiebbar und erlauben so, den Raum nach Bequemlichkeit zu ver größern öder zu verändern. Da» Licht fällt von den Seiten hinein, da man bei günstigem Welter die Schieb wände zn öffnen pflegt oder sonst da» durchsichtige Papier, mit dem man die äußern Rahmen beklebt, ge nügende Helle durchscheinen läßt. Ein« Art Saal, zu Audienzen und Gesellschaften be stimmt, war mit hohen Lrhnsrfsela «nd einigen länglichen Tischen nach europäischem Geschmack versehen, sonst aber enthält da» Gebäude begreiflicherweise Nichts, wa» auf ' di« Bezeichnung „Möbel" Anspruch machen darf, da die Torin, 13. Januar. (Tel. d. W. Ll.) Die heutige ,O>Pioiour" sagt: Bei den gegenwärtigen Verhältnissen sei an einen Krieg gegen Oesterreich in einem oder zwei Monaten nicht zu denken. Ita lien müsse das BrfreiungSwerk allein vollführen!; denn nur dir Beso^niß der französischen Inter vention habe die Mißstimmung einiger Cabinete gegen eine« italienischen Krieg erregt. Hätte Italien ein genügend starkes Heer, so wäre Eu ropa dem wahrscheinlich günstigen Lösungskriege nicht feind Aber innerhalb zweier Monate kdnve Italien solch ein Herr nicht beschaffen. DaS Mi nisterium müsse die Mittel abmessen, die e» be sitzt, und jeden ungewissen Erfolg ausschließen, und müsse, indem et Italien beruhigt, zeigen, daß es sich von der Partei, die um jedeu Preis den Krieg will, nicht hinrrißen lasse. Die Wähler müssen diesem Umstande ihre höchste Aufmerksam keit widmen. Dresden, 15. Januar. Die „Weser-Zeitung" vom 12. Januar beschließt ihren Leitartikel mit solgruder Ansprache: „Diese Partei (die Nationalpartti), so groß fast wie die Nation selber, sehen wir jetzt aller Orten ihr Haupt erheben. Sie erhebt ihr Haupt und läßt ihre Stimme ertönen, die nach der Entfernung solcher Fürstenräthe, wie derer in Dresden und in Darmstadt ruft; sie regt auch ihre Füße und unterwühlt den Boden, worauf Die stehen, welche zum Heile des Vaterlandes fallen müssen. Herrn ». Dalwtgk hat sie bereits gezwungen, einen verhältniß- mäßig guten Stand, in welchem er sich vielleicht noch lange vertheidigen konnte, aufzugeben und die Schaar seiner Angreiser zu verzwanzigfachen, indem er zugleich ohne Noth zu einer für ihn vrrhängnißvollrn allgemeinen Entscheidung drängt. Auch Herrn v. Beust wird sie noch zu Fehlgriffen veranlasst», die ihn stürzen, soviel schlauer und vorsichtiger er immer sein mag. Der Kampf dieser Männer ist hoffnungslos. Sie können den Sieg der guten Sache mit aller Gewandtheit wohl erschweren, mit allem unverzagten Muthe wohl verzögern — vereiteln können sie ihn nicht." Da» neueste ministerielle „Preußische Wochen blatt" bespricht in einem Leitartikel die Situation, die bedrohliche Suprematie Frankreichs, warnt, der rohen Gewalt die Wege zu bahnen, und sagt, daß die große Nation Nichts sehnlicher wünsche, al- die Erwer bung der Rheinlande, daß die Existenz eines einheitlichen Italien» mit Frankreichs Interessen — da Frankreich jetzt eine Seemacht ersten Ranges ist — nicht unverträglich sei, daß auch ein einheitliche- Italien ein Königreich „von Frankreichs Gnaden" sei, dessen gesammte Macht den Pariser Impulsen folgen müsse. Es sei nun klar, der nächste Zweck Sardinien» wäre die Erwerbung Venetiens; das Mittel dazu eine europäische Revolution. Frank reichs Zweck sei, das dadurch hervorgerufene Chao» zum unmittelbaren Vortheile auSzubeuten. Inmitten dieser Gefahren ringe Oesterreich vergebens, seine innern Kri sen auszutragen. Rußland blute noch an den Wunden deS orientalischen Krieges und an der durch ein groß artige- Resormproject in die ländliche Bevölkerung hin eingetragenen Erregung. So richte sich die letzte Hoffnung, weiterer Vergewaltigung und revolutionärem Umstürze zu steuern, auf Preußen. Unter diesen Auspicien trete der Landtag zusammen. Tagesgeschichte. Dresden, 15. Januar. In der Ersten Kammer ist heute die Brrathung der Kirchenordnung brS zu §. 80 deS Entwurfs vorgerückt. — Die Zweite Kammer be- rieth heute lediglich über die Petition deS stellvertretenden Abg. Wieland, die Expropriation von Grundstücken zu Kirchhöfen betreffend, die sie nach Vorschlag der betreffen den Deputation mit überwiegender Mehrheit auf sich be ruhen zu lassen beschloß. ' —- Da» Gutachten der dritten Deputation der Zweiten Kammer über di« Oehmichen'schea und Jung- nickel'schen Wahlreformanträgr, wie e» in dem eben erschienenen Berichte (Referent Abg. CichoriuS) nie- dergrlegt ist, spaltet sich in ein Majorität-- und Mi- noritätSgutachten. Die Majorität (Abgg. Koch a. Buch holz, Falcke, Jungnickrl, CichoriuS) erachtet die Revision de» Wahlgesetzes für nothwendig, die Minorität dagegen (Abg. vr. Baumann und v. Nostitz-Wallwitz) vermag ein thatsächlichrS Brdürfniß nicht anzuerkennrn und kann den jetzigen Zeitpunkt mit Rücksicht auf die politische Welt lage nicht für geeignet halten. Di« Regierung, um ihre Intentionen befragt, hat eine allgemeine Erklärung nicht am Platze gefunden. Bisher habe sie die Vorlegung eines neuen Wahlgesetze- nicht nöthig erachtet, nachdem das 1850er Wahlgesetz abgelehnt worden und ein Antrag auf ein neue- nicht gekommen, zumal die geordneten Ver hältnisse des Lande-, die besser als in'jedem deutschen Lande gewahrte Unabhängigkeit der Wähler zur Ergrei fung. der Initiative ihr keinen Anlaß gegeben. Die Ma jorität hat ihre Anschauung danach nicht zu modificiren vermocht. Auf den Jungnickel'schen Antrag, mit unterzeichnet von den Abgg. Riedel, Fahnauer, vr. Hey- ner, Zießler, Domsch und Ploß, der die Wirdrreinbrin- gurrg de» 1849er Wahlgesetzes bezweckt (Modifikationen Vorbehalten) und dem Oehmichen'schen gegenüber als prä- judieiell betrachtet wird, wird nun näher rtngegangen. Formell erachtet man ihn allseitig zulässig. Materiell be fürwortet die Majorität Genehmigung der Einbringung, die Minorität, der Abg. Falcke hierin beigetreten (die Abgg. vr, Baumann und Riedel waren bei der Schluß- berathung nicht zugegen), die Vertagung. Dem Berichte ist der Entwurf des Petenten beigcdruckt. Aus Zara, 9. Januar, schreibt man: Fast alle Ver trauensmänner zur Banalconferenz haben ihr Mandat abgelehnt. Der Municipalrath von Zara wählt zu Deputirten nach Wien an das Ministerium: Rerchsrath Graf Borelli, Advocat vr. Filippi und Notar v. Ponte. Die Podest» von Spalato, Scardona und Sebenico gehen gleichfalls nach Wien. Morgen soll ein Festessen statt finden, bei dem eS auf eine Verbrüderung aller Parteien ^)esth, 12. Janllar. (Ocst. Z.fg) In der gessklzen Sitzung der Gencralcongregation des Pesther Comitat» wurde der erste Dicegespan ermächtigt, im Verhältniß zu den notwendigen Auslagen eine Anke ihr bis zur Höhe von 50,000 Fl. für das Comitat abzuschließcn. II Berlin, 14. Januar. Heute Vormittag fand in besonders feierlicher Weise nach einem vom Hofmarschall amt aufgestellten Programm die Eröffnung deS Landtages im weißen Saale de» königlichen Schlosses statt. Der Thron in demselben war mit schwarzem Sammet ausge- schlagcn und mit Gold und Hermelin verbrämt, der Sessel auf dem Throne und die Polsterstühle für die Prinzen waren violetfarben, drei Tabourets von derselben Farbe umgaben den Thronsefsel; die Hofloge in den obern Hallen an der Kapellenseite des SaaleS war mit violetem Sammet und Silber drapirt. Nach Beendigung deS Gottesdienstes im Dome, welchem der ganze königliche Hof beiwohnte, und in der St. HedwigSkirche traten um 11 Uhr die Mitglieder der Häuser in den Saal. Alle zur Tragung von Uniformen berechtigten Personen waren in großer Gala mit umflorten Epauletten, Fang schnüren und Säbelkoppcln erschienen, die Herren im Frack trugen sämmtlich ein Florband um.den linken Arm. Die Generalität vermehrte die Zahl der im Saale An wesenden. Allmählich fand sich auch das diplomatische CorpS fast vollständig ein, unter den ersten, die erschie nen, befanden sich der französische Gesandte Prinz de la Tour d'Auvergne, der bisherige englische Gesandte Lord Bloomfield, der österreichische Gesandte Graf Karolyi und der k. sächsische Gesandte Graf v. Hohenthal. Gegen 12 Uhr traten die Minister ein und stellten sich links vom Throne auf. Der Fürst zu Hohenzollern erklärte im Japaner dergleichen Bedürfnisse nicht kennen und wir unS eben in einem japanischen Hause befanden. In einem besondrrn Nrbxnhause hat man eine ge räumige Küche eingerichtet und da» ganze Gebäude nebst den anstoßenden Pferdeställen sowie den Wohnungen der für die Gesandtschaft bestimmten Jakunin- (Offiziere) und Beamten durch eine hohe Breterwand abgeschlossen, die nur wenig Raum als Hof und nach den meisten Richtungen eine ganz verdeckte Aussicht zuläßt. In den kleinern Räumen de» Hause» galt e» nun, mit Hilfe der vom Schiffe mttgebrachten Sachen eine gewisse Wohnlich keit herzustellen, was nicht ohne große Schwierigkeit zu bewerkstelligen war, wie Ihnen begreiflich erscheinen wird, wenn ich darauf Hinweise, daß sich von Betten, Tischen, Stühlen, Waschbecken, Leuchtern und den ver schiedenen kleinen Bedürfnissen de» Europäer» Nicht- vorfand und beim Verlassen de» Schiffe- in den Booten nur da- Allernothwendigste mitgenommen werden konnte. So trug denn in den ersten Tagen die häusliche Einrichtung in den Zimmern, bei Tafel und in der Küche wesentlich den Stempel eine» Feldlager- und gab zu manchen komischen Scenen reichlichen Stoff; — cS spricht von selbst, daß nach und nach der Comfort im Hause de« Gesandten möglichst verbessert wordeu ist; doch würde eS eine irrige Vorstellung sein, wollte man annehmen, daß da- Leben in Akabani — nach euro päischen Ansprüchen — besondere Annehmlichkeiten oder reichen Comfort böte. Man ist mit der Beschaffung europäischer Lebens mittel — so nenne ich die Stoffe, die wir als Bedürf nisse kennen — in Ueddo zum großen Theil auf die Lieferung von Uokuhama — der Niederlassung der Euro päer in der Bucht von Kanagawa — angewiesen, und muß sich oft mit Schiffskost begnügen, wenn bei schlech tem Wetter die erwarteten Zufuhren von frischem Fleisch, Brod u. s. w. von hier nicht nach Ueddo geschafft werden können und ausbleiben. — Dazu kommt das Gefühl, in Ueddo, wenn auch in milder Form, ein beengter, un freier Mensch zu sein, — da- Thor von Akabani bleibt verschlossen, was schon um der neugierigen Menge willen sein Gutes haben mag; dagegen ist es nicht erlaubt (und selbst die in Aeddo residirenden Minister der west lichen Staaten sind davon nicht befreit), zu Fuß oder zu Pferde in Heddo au»zugchen, ohne von zwei Jakunin- (Beamten oder Offizieren, mit zwei Schwertern im Gürtel bewaffnet) auf Schritt und Tritt begleitet zu Werden. — Da» Ausgehen selbst ist indeß an keine Be schränkung gebunden, nur ist eS begreiflicherweise unter sagt, in die eigentliche kaiserliche Burg des Teikun oder in die Privattesitzungen der DaimioS (hohen Würden träger) einzudringen. Auch zu Ausflügen außerhalb der Stadt oder zu beliebigen Ritten durch Keddo selbst bedarf eS keiner besonder» Erlaubniß, nur muß man sich die Begleitung der stummen Gesellen gefallen lassen, von denen gewöhnlich der eine vorausgeht und der andere folgt, während bei Wanderungen zu Fuß der Polizeiwächtrr de» betreffenden Quartiers, durch welches der Weg führt, die sich stets sammelnde Volksmenge in gebührender Entfernung zu halten trachtet. DaS Volk zeigt sich hier, wie in Hfeddo, durchgängig freundlich, gefällig und vor Allem neugierig und gut- müthig: die gewöhnlichen Arbeiter leisten al» Lastträger Unglaubliche-; Ruderknrchte ermüden nicht nach der an haltendsten, angestrengtesten Arbeit, und der Humor, die gute Laune bleibt den Leuten unverwüstlich. Die Kinder welt ist im gewisse» Sinne in der ganzen Welt von gleicher Art; auch hier rufen di« zahlreichen, aus der Straße »nd in den Häusern sich tummelnden jungen japanesischen Sprößlinge laut und muthig ihr „sn-rlrr otreio!" — einen Gruß — den Fremden entgegen, flüch- Namen S«. Maj. deS König» den Landtag für eröffnet und forderte das Herrenhaus aus, sofort im Rittersaal« und da- Abgeordnetenhaus in der Bildergalerie zur Eon- stiturrung den Alterspräsidenten und zwei Schriftführer zu wählen um dann zur Anhörung der Thronrede und Eidesleistung in den Saal zurückzukehrru. Diese Vor nahme erforderte etwa eine Viertelstunde Zeit. Inzwischen erschienen in den Hoslagen in tiefer Trauerkleidung Ihre Majestät die Königin, Ihre k. Hoheiten die Kronprin zessin, die Prinzessinnen Karl, Friedrich Karl so wie die Großherzogin von Baden; in der Ncbenloge und zwar, in de» preußischen Uniformen ihrer Regimenter, Ihre k. Hoheiten der Großherzog von Baden, der Großherzog von Sachsen-Weimar, der Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen und der Prinz Heinrich von Hessen-Darmstadt. Nachdem die Landtagsmitglieder wieder im Saale ver sammelt Warrn, traten auch die Minister und zwar zu zweien in denselben und stellten sich links vom Throne auf. Nach einiger Zeit erschien und zwar unter lautloser Stille der Hof in feierlichem Aufzuge in folgender Ordnung: die Hoffouriere, die königlichen Hofpagen, der Ober- ceremonienmeister, die Hofchargen (nach dem Patent, die jüngsten voran), in Vertretung des Oberhöf- und HauS- marschall» der Hofmarschall Graf Pückler, die RcichS- instgnien unmittelbar vor Sr. Maj. dem Könige, und zwar: da» Reichspanier, getragen von dem Generalfeld marschall Frhrn. v. Wrangcl, begleitet von den General adjutanten Frhrn. v. Manteuffel und v. AlvrnSlrben; rechts de» Panier»: die Krone auf einem Kiffen von <tr»p ä'vr, getragen von dem General der Infanterie Fürsten Radztwill, dicht davor: der Reichsapfel auf einem Kissen von ckrop ä'urgenl, getragen von dem Generaladju tanten, General der Infanterie v. Grabow; links de» Panier-: das Scepter auf einem Kissen von <tr»p 6'or, getragen von dem Generaladjutanten, General der Cava- lerie Grafen v. d. Gröben, und vor demselben: da» NtrichSschwert, mit beiden Händen aufrecht getragen von dem Generaladjutanten, General der Infanterie v. Lind heim (die beiden Garde-du-Corp- Offiziere zur EScmte der Rrichsinfignien zu den Seiten derselben); Sc. Majestät der König; Ihre köaigl. Hoheiten der Kronprinz und die Prinzen deS königlichen HaufeS; die General- und Flügeladjutanten und der geh. CabinetSrath Sr. Maj. de» Königs, so wie die Hofstaaten Ihrer köm»l. Hoheiten de» Kr»prinzen und der Prinzen deS königlichen Hause». Drr und di«, königlichen Prinzen trugen Hz« große General-uniform, von Letzter« war der Prinz Friedrich abwesend. Bei dem Eintritt de» König» rief der Alters präsident des Herrenhauses, Frhr. v. Frankenberg-Lud- wigsdorf: ,,Se. Majestät der König Wilhelm lebe recht hoch und lange lange hoch!" Die Versammlung antwortete mit dreifachem enthusiastischen Hochruf. Der König trat vor den Thronsessel und verneigte sich dreimal. Die Prinzen stellten sich zur Rechten deS Thrones auf. Krone, Scepter und Reichsapfel wurden auf die Tabourets neben dem Thronsessel gelegt. Die Träger de» Reichspaniers und Schwerte» stellten sich bedeckten Hauptes recht» und link- vom Throne auf, der König bedeckte das Haupt und la» vor dem Thronsessel stehend die ihm von dem Minister präsidenten überreichte Thronrede, und zwar zu Anfang unter tiefer Bewegung wie folgt ab: „Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern de« Landtag«! „In tiefer Bewegung heiße ich Eie willkommen. Die Hoff nungen und Wünsche, welche ich von dieser Stelle zu Ihnen aussprach, sind nach Bottes unrrforschlichrm Willen nicht in Er füllung gegangen. Mit Mir und Meinem Hause beweinen Sir den KLnig, welcher nach schweren Leiden von un« genommen ist. „Was die Regierung Meine« in Gott ruhenden Bruder« Majestät für Preußen war, was da« Land Seiner großherzigen Führung zu danken hat, daran habe ich die Vertretung de« preußischen Bolke«, welche von dem Heimgegangenen Monarchen in- Leben gerufen wurde, nicht zu erinnern. „König Friedrich Wilhelm der Vierte ist in schwerer Zeit geschieden. Eine schwere Aufgabe ist Mir zugefallen. Unter Gotte« gnädigem Beistand gedenke Ich dieselbe glücklich hinauS- zuführen. Eie werden Mir dabei treu zur Seite stehen. Da« ten aber scheu, wenn man sich nach ihnen umschaut oder sich ihnen nähern will. Schon von weitem ertönt ohne Unterbrechung dieser Gruß von Alt und Jung, wenn unS der Ritt ins Freie und in die Dörfer führt. Vom Volke selbst, davon überzeugte unS der erste Eindruck, hat der Europäer Nichts zu fürchten; ihm find die Fremden willkommen und eS freut sich der neuen Er werbsquellen, die ihm eröffnet werden. Ganz anders, wenn auch sehr wohl begreiflich, ge staltet sich das Verhältniß der Jakunin» zu den in Japan sich niederlassendcn Fremden. Diese ganze zahlreiche, oft arme, aber rangstolze und ehrsüchtige Klasse, die mit großer Strenge darauf achtet, daß ihr die ihrem Range zukommende Unterwürfigkeit seilen de» übrigen Volke- unverkürzt zu Theil werde, hat bewußt oder unNar da- Gefühl, daß mit dem Erscheinen der Fremden ihre Stel lung untergraben und dauernd unhaltbar werden muß. Auch hier wird sich der Proceß entwickeln und vollziehen, der die Macht de» Geldes in den Vordergrund drängt, da» bi» jetzt von den Jakunin» oft bedrückte Volk wird andere Anschauungen über die ihm gebührende Stellung nach und nach in sich aufnehmen, und wenn cS fraglich bleiben mag, ob eine Umgestaltung der socialen Verhält nisse in diesem Reiche ihm im Großen und Ganzen zum Segen gereichen werde, darüber kann man sich nicht täuschen, daß diese Revolution sich im Stillen vorberriten und aus den Verhältnissen selbst, d. h. au» der Berüh rung mit europäischer Civilisation, sich nothgrdrungen entwickeln wird. Gustav Spieß. Li Aus der Laufitz, 7. Januar. Da sich di« Schrif ten, welche die Beschreibung unser» engcrn Vaterlandes bezwecken, höchst selten über die Eitten^und Bevölkerung, sowie über die Geographie und Statistik der Lausitz so eingehend verbreiten, so haben e- zwei Männer unter
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