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Dresdner Journal : 30.06.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186106304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-06
- Tag1861-06-30
- Monat1861-06
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 30.06.1861
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Sonntag,-en 30. Ium. ' «>»I>UP«W N' ^llNNII l niuiszit» ! Ovuij^fst »,g»>u«>>» I>I VI'119 iltz tttoi" ' '',' ' ! t «ai»^ 1« <ug-j^ I»s.i> IUI u Iic. t .1 ««.I .1. ö-i u, I. ^1 ' , ,. ... , DreMerLonrnal Im «.>.» M», tri« t»o,t Ollä »vbt»x Ni«» > u »4t»at <z " .77^1 IN vr—«4»:tk> k^r. s ti»mi»tnk> Numwero: 1 tige. '1»1 »ur'i- > 1 u »nstrattupreislr:." , . ktir ävp N»un» «!v»r s»«i>Alt»l>va L«ll»! 1 klL». t'ul«r ,,L»u^e»»llklt" ä!» 2«Ua: 2 Kxr. /» .,<4lk Liu :^iv( I- . .ut Lrsitzriumir ' . 1'ÜAlioN, mit 6« Sootl-tu>a k'itiGrOP», xb«l>L» Ni, ck«» e»i,«»a«i» kr^.7 ! -hpli j Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 18«1 — 7 i NN'ttr! ? I f, i 1 r! f ' Snseratenanirahme aus wirt«: L««p»ltz: k'». , 6ommi-»iouLe 6«« Nre»<ioe^ tNnrn»!«; «I>«0<n,«tk»t: N. Uv»«,»; Llto»»: N»,««--»»!, L Vo^»; L«rU»: 8ii«chti., It^r» Nurru»; Lr«o>«ili 1'. K<.n>I I r.; kr«uUtkivt ». R.: liuriiimiuNuns; Tkto: ^vni.r IttiiLici!»; k»ri»! r. i-n» <l<« dov« «vt»u»); kr»S: t». Ltiutiou'» I!u>:UU»o<itu»x. Herausgeber: , . i Tüojxt. krpsUitio» ^e» Ureuüuvr ^ourll»I», Nreiuleu, pl»risu«tr»»s« itr. 7. > Ii>t " ti«b«0 « >»»<> :,,k»,I^ >s< ,. SWIs, WMWpH«M:»«i.,lLS_» !.!-!» eq» s<1«ri»l »tt »I m.?n» ,unr.i'v">«» ,'»io »,st 0l,a NtVi. rria tllchr: 1t n t»-,^k- Mn Nl , i NI " I,, IV 1.1»-.«, ,, ss, I : - u , 1 , , 4 Iliur -! I '...) i , !!!; ..; Itziit' ' Äbonneme als-Einladung. Auf da- mit der nächsten Rimmer beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Gjcheditipn angenommen. Der Preis beträgt in ganz Wachsen vierteljährlich L Thlr. I« Ngr.; im AuSlande tritt Postzufchlag und Ttempelgebühr Ankündigungen aller Art finde« im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit I Ngr., unter der Rubrik „Gingesandte»" mit 2 Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet. , ' - . - Königl. Erpedilion des Dresdner Journals. t>ui tssl-i r ik>«. Ad- DreSden, 29. Juni. Uebir den Tod deS Sultans Abdul Mcdschid schreibt die „Times": „Sein Leben war kurz, seine Regierung ftürmevoll, und indem er im Alter von 38 Jahren ins Grab sinkt, hiaterläßt er seinem Nachfolger rin zu Grunde gerichtetes Reich, ein im VerwcsungSzu- stände begriffenes Volk und eine dem Untergänge ge weihte Religion. Der Tod dieses schwachen, unbegabten Beherrschers eines fallenden Reiches ist ein Ercigniß, welches vielleicht höchst wichtig sein, jedenfalls aber zu Neugier und Conjecturen Anlaß geben wird. Das zu künftige Geschick eines Landes, welche- mehr als jedes andere die gegenseitige Eifersucht europäischer Mächte er regt, ist für jeden Politiker voll Interesse, und da die Türkei despotisch regiert wird, so müssen der Charakter . IHN '1 n iZtltktUe , »1, adreffe an den Kaiser, und wegen Wiederhellung der säch sischen Verfassung bestellt. Agra», 27. Juni. In der heutigen Landtag»- sitzung wurde beschlosst», der Witwe deS tschechischen Gelehrten Schafarik di« BciUidSiußerung des -Landtags telegraphisch bekannt zu geben. Arad, 27. Juni. Di« Brennerei besitzet,- welche trotz bedeutender Mtlttärereeutio» Ihre Eteuerrück-- stände bisher nicht zahlten, erhielten heut« die Wei sung, bi- morgen zu zahlen, widrigenfalls der Betrieb eingestellt würde. < i Berlin, 28. Juni. (B. Bl.) Brkanntkich hatte sich zu Anfang dieses JahreS eine groß« Anzahl Rabbiner an de» König» Majestät- mit der Bitte, gewandt- den für jüdische Soldaten seit 18l8 bestehenden hissndern Fahneneid al» oberster Kriegsherr ändern lassen z« wollen. Jetzt ist in dieser Angelegenheit wieder ei« Be scheid ergangen, der nach der „Allgemeinen Zeitung d«L Judcnthums" also lautet: „Nachdem, Wit Ihnen aus den öffentlichen Blättern bekannt sein wird, dir von der königlichen Staatsregierung dem Landtage der Monarchie vorgclegt gewesene Gesetzentwurf, betreffend die Erde der Juden, die Zustimmung d«S Landtag- nicht erhalten hat, kann sich auch das Kriegsministerium nicht bewogen fln- drn, Sr. Majestät dem Könige einseitig Vorschläge wegen Abänderung de» Fahneneide» der Recrute« mosaischen Glaubens zu unterbreite«. E» muß daher bi» auf Wei teres bei der bisher gilttgen Eidosformel sein Bewenden behalten." -- Ueder den Stand der Bankrateirfrage gtrbt fol gende Mttthrilung au» der Aettestencon strrnz der Mag deburger Kaufmannschaft Auskunft. Aus die in eirter ^^bentbn - gaffin dre Banknoten ist von den Ministerien für Handel und der Finanzen der Bescheid ergangen, daß eine Aufhebung der Modifikation deS betreffenden Gesetzes vom 25,. Mai 1857 noch nicht in der Absicht liege, dir in Aussicht genonnneneu Ver handlungen mit andern deutschen Regierungen vielmehr nur den Zweck haben, zu versuchen, ob durch die An nahme gleichmäßiger Grundsätze für die Concessiontrung von Zettelbanken für die Zukunft die Motive, welche den Erlaß jene» Gesetzes hcrbeigesührt haben, zu beseitigen sein möchten. München, 27. Juni. (Schl. Z ) Der Ausschuß der Zweiten Kammer hat es abgrlehnt, gegen den ent lassenen Kriegsminister v.' Lüder wegen Verletzung der Verfassung Anklage zu erheben. Darmstadt, 27. Juni. (Fr. Pz.) Auf der Tages ordnung der heutigen Sitzung der Ersten Kammer standen fünf Vorlagen der Staatsregierung, die bereits von der andern Kammer berathen sind. In erster Linie stand die Präposition des Ministeriums des Hauses wegen Er höhung der Apanage des Prinzen Ludwig auf 4t»,000 Al. u. der Antrag, das Geforderte um so mehr zu bewilligen, weil keine sonstigen Kosten angefordert würden. — Die übrigen vier Vorlagen bestanden in Proposttionen des Kriegsministeriums. Was das Ansinnen wegen der Ko sten für gezogene Kanonen angeht, fo stellt der Fi nanzausschuß folgenden Antrag: „Den Beschlüssen der Zweiten Kammer nicht beizutreten, sondern die Aniorde- rung von 107,992 Fl. zur Anschaffung gezogener Ge schütze, Umänderung glatter in gezogene und Vergröße rung des Artillerieschicßstandcs und KuqelfangS, einschließ lich der bereits vcrwilligten Summe von 47,590 Fl., zu Tagesgeschichte. Dresden, 29. Juni. Die Erste Kammer nahm heute zuerst den Gesetzentwurf, die Erläuterung einiger Paragraphen des Mtlitärstrafgesetzbuchs betr., an und wandte sich sodann zur Berathung deS Gesetzentwurfs, einen Zusatz zum Heimathgesrtze vom 26. Novem ber 1834 betreffend. Sie beschloß dabei einhellig, ab weichend von der Vorlage und dem damit übereinstimmen den Beschlüsse der Zweiten Kammer, wonach üjähriger Betrieb eines anmeldepflichtigen Gewerbes zur Gewinnung deS HcimathrechteS in der Stadt wie auf dem Lande führen soll, — den Grundsatz aufzustellen» daß dem Gewerbe betriebe irgend ein Einfluß auf Erwerbung deS Heimath- rcchtes nicht weiter beigelegt werde, weder in der Stadt noch auf dem Lande. Triest, 27. Juni. (W. Bl.) Einer Meldung aus Athen zufolge wird König Otto nächster Tage hier eintreffen, um sich nach Gastein zu begeben. Hermannstadt, 27. Juni. Heute fand die feier liche Eröffnung der sächsischen NationSuniversität statt. Es wurde ein Comit« zur Entwerfung einer Dank- " tigung. -n- Hamburg: Bmchfüss« der bezüglich de» Handelsgesetzbuch» -er Paris: Gener-lralhtwahlen. Df« sta> sandten. Session de- gesetzgebend«« Kör! sc«. — Mailand: Sicher yetttmaßregeln. versuche im Neapolitanischen. — Londoi von Preußen. Neuer Lardkan^ler. — L unr uhigendr Haltung der Bauern — Konst » n 1 tnoprl: Aus dÄ neNtstea Post. — New-York: Tagesbericht. Da» Treffen von Kreat Btihel. Landtagüverha ' - ^Lnrünnnaev und Bersrhunpe» rc. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Kamenz. Löbau.) vermischtes Einaesaudtes. Sächsische Bäder. Statrstik und volkswirthschaft. Aruilletov Ta-eskalevder Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 28. Juni, Abends. Die „Wie ner Zeitung' versichert in ihrem heutigen Abend blatte, daß die bisherigen Angaben der Wiener Blätter über die Entgegennahme der ungarischen Adresse nicht aus autdentischen oder verläßlichen Quellen geschöpft gemesen seien. Die heutige „Wiener Korrespondenz" bezeichnet die Note Thouvenrl's vom 16. d. M. als Oester reich und Spanien zufriedenstellend. Letztere hätten blos beabsichtigt, eine bestimmte Meinungsäußerung des französischen Eabinets in Bezug auf die rö mische Frage zu provocireu, den Papst unter dem Schutze der Franzosen vollkommen sicher wissend. Nach hier eivgetroffenen Nachrichten au» Kon stantinopel vom 26. Juni hat der neue Sultan bereit» den festen Willen au»gedrü<kt, in den aus wärtigen Verhältnissen die Politik seines verstor benen Bruders fortzusrtzen. Auch bezüglich des a-rs-rschichte. Dr«»><«: Lom Landtage. — Triest: Der König von Griechenland erwartet. — Her mannstadt:. Eröffnung der sächsische« NationSuni- veifiM-T- L gr am: Vom Landtag«, —^Arad: St.u.rcintleibung, -7- VerNn: Bescheid tyegen de« Fahneneide» fßr israelitische Soldaten. Acht Bank- Wer und Kammer- >. Vertch- ßGgc,schäft tztlch«. 5- Amtlicher Theil. Dresden, 29. Juni. Ihr« Majestät die vorwfttwcte Königin von Prrußr« find heute Nachmittgß K Uhr von Pillnitz nach San»so«ri abgereist. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. AeitNugsschau (Time».— Pop. - Heiald,. ^ vertiser.) Innern werde der Sultan morgen in einr-aüffc«. die Grundsätze aussprechen, nach welchen die twdtzr fahrt aller Unterthane» ohue Unterschied ge-chert »erde» soll. Es sollen diese Grundsätze mit grö ßerer Energie als bisher zur Ausführung kommen? Paris, Sonnabend, 2-. Juul. In Sach« des Herzogs von Broglie ist auf Mchestatthaftsiz- kett erkannt worden. Turin, Freitag, 28. Juni. Die Regieruug hat eine Mittheilung empfangen, welch« von Lu- schlügen gegen Garibaldi spttcht. Loudon, Sonnabend, 2V. Juni. In der gestrigen Sitzung des Oberhauses sprach -er Un- terstaatSsecretär do» Auswärtigen, Lord Aodrhouse, sein Bedauern aus über die Lage, in welcher die Schweiz fich hiufichtlich der Frage wegen Savoyens befindet; erhoffe, daß Frankreich Eoncesfiouen zur Sicherung der Schweiz machen werde, und sagt schließlich, die Lngelegenheit schwebe noch, weil mehrere Großmächte sich geweigert, in Verhand lungen darüber eiuzutresrn. Im Uptrrhausr äußerte Lord John Russell auf eine Interpellation: Er habe die Ankündigung der Garibaldigefellschuft zur Einigung Italiens gelesen. Der Zweck der Gesellschaft sei nicht re volutionär, er sei auf Geldbeihilfe gerichtet. Die Regierung könne dies nicht gutheißen, aber auch nicht ivterveniren. Bowyrr sagte, zur Bezeich nung der Zwecke der Gesellschaft genüge der Name Gartbaldl », der Krieg mit dem Papftr und Revo lution vorbereite. Der Generaladvocat lehnte «S ab, ans eine Wrläuterung 1» dieser Angelegenheit SjMMgstze», <. » Nachrichten aus New-York, vom 19. Juni, zufolge bat bei Bootvillr*) zwischen den Truppen von Missouri und Bundestruppen „eine Schlacht" stattgefunden, bei welcher die rrstern 3W Todte gehabt haben sollen. Der Gouverneur von Mis souri ist flüchtig geworden. *) Vielleicht Boonville am Missouri, 3V deutsche Meilen öst lich von St. Loui«? Bon der polnischen Grenze, Freitag, 28. Juni. Einem Gerüchte nach sollen der General- stad der ersten Armee und auch die Intendantur von Warschau nach Wilna verlegt werden, wodurch Warschau einen großen Verlust erleiden würde. de» neuen Herrscher» und die Verschiedenheiten zwischen -»4hm und sei>^m. Vorgänger der Gegenstand von Hoff nungen- Befürchtungen und allen möglichen Muthma- ßungen sein. Abdul Mcdschid hat 22 Jahre lang «ntxr dem Schutze der westlichen Diplomatie regiert. DaS tür- -ktsche Reich ist jetzt verkommener, al» zu der Zeit, da Abdul Mcdschid zu regiere« begann; denn die Türken selbst haben H>rz und Energie verloren. Di« Türken haben fich seit dem Kriege von 1854 nicht wieder er holt. Der Bruder und Nachfolger Abdul Medschid'S, der einzige noch lebende Sohn Mahmud'», Aziz Efendi, -soll mit seinem Vater in Bezug auf Eharakter und Wil lensstärke sehr viel Achnlichkeit Haden: doch ist er kein Rrformfreund und Freigeist, sondern ein strenger Mu- hamedanrr und reaktionärer Politiker. Obgleich nicht allzuviel aus das Uriheil zu geben ist, da» man sich von einem orientalischen Prinzen bildet, den ma« sein gan- ^s Leben hindurch absichtlich im NtchtSthun, ja, beftrahe m Abgeschiedenheit von der Welt erhalten hat, so wird sich doch wahrscheinlich zeigen, daß der neue Sultan rin Mann von stäikcrm Geiste ist, al» sein Bruder. Er ist 31 Jahre alt und von kräftigem Körperbau. Wa» auch Immer seine Ansichten sein mögen, jedenfalls ist «S ein lVortheil für di« Türkei, einen Herrscher zu haben, der eine gewisse Charakterstärke besitzt: denn selbst rin Des pot au» der Schule Mahmud'» oder Mrhemet Ali's ist bester al» ein träger Schwächling, wie der soeben ver storbene Fürst." -- Di« „Post" spricht sich wesentlich eben so wie die „Times" auS- Die» Errignih, bemerkt sie, werde ohne alle Wirkung auf die Lage der Türkei, oder den Stand der orientalischen Frage bleiben. Wenn der Tod Abdul Medschid's, „der im 38. Lebensjahre an r'Llle,»schwäche starb", überhaupt Folgen haben sollte^ jo auSsührlichjk Tümttchrist dargelegt«« -^Er-en es nrrr wohtchätkge sei« WLne<^ä^N MMr MlÄ«Zulassung ausländischer l und Nachfolger, Aziz Efendi, ein Mann in den besten Jahren, frisch, gesund und verständig sei. — „Herald" und „Advertiser" halten über Abdul Medschrd rin viel gnädigere» Todtengericht. Man dürfe nie vergessen, daß c» Momente gehabt, wo er sich zu den edelsten Ent schlüssen zu ermannen vermochte, z. B. als er die Aus lieferung der ungarischen Flüchtlinge verweigerte und den Forderungen Menschikoff'S Trotz bot. Feuilleton. Skizzen au» Stambuä. Von N. Aunisch.*) Pera und die OdaliSke. (Fortsetzung au« Rr. t4S.) Noch mannichfaltiger, als dir Häuser mit ihren Läden ist der Anblick Derer, welche diese Straße passtren. Alle Nationen, alle Stände und Geschlechter sind vertraten. Hier wandelt am Arme ihre» Gatten eine fränkische Dame, Beide nach europäischer Mode gekleidet, daneben stolzen Schrittes ein altgläubiger Bettler in weiten Bein kleidern, zerrissener Robe, beschmuztrm Turban und gelben Papuichcn (Pai, Fuß; Pusch, Bedeckung). Dort rin Mönch von San Benedetto in seiner schwarzen Ordcn-tracht; hier ein Neger in zugeknöpftem schwarzem Rock von militärischem Schnitt, den rothen Feß aus dem Kopfe, den Säbel an der Seite. — „Muhalibidschi! Muhalibidschi! bidschi!" Ein Armenier ist e», der mit gellendem Ruf da» beliebte Gebäck feil bietet. Auf einem großen Blech, welche» er geschickt genug durch da» Gedränge trägt, liegen di« viereckigen, stachen Stücke. Muhalibidschi ist au» RriSmehl, Rosenwasser, Honig und Mandel-Ertract bereitet. E» ist wohlschmeckend, aber hier darfst Du, fall» Du zur höhern Gesellschaft gehörst, den Versuch nicht machen. Gilt es doch selbst für un anständig, in eins dieser eleganten Kaffeehäuser zu treten; nur bet Pallori, dem Schweizer, darfst Du, aber ohae Dich ntederzulaffen, ein GlaS seine» berühmten Liqueur» trinken. Die Etikette ist streng tu Pera, und geklatscht wird hier fast ebenso sehr, al» in einer deut- *) All«jo-«weife »itgetheilt au« dessen „Bukarest uud Stam- tmt. Skizzen au« Ungarn, Rumänien and der Türkei". Berkin, Riealai'schr Buchhandlung. schcn Kleinstadt. Aber tritt zur Seite, hier kommt ein Trupp beladener Esel, der die Straße einnimmt. Wie geschmacklos ist die Kleidung jene» Mädchen»! Es ist eine fromme Schwester au» dem Lazzaristenkloster, im graublauen Rock, mit großer, weißer, flügelartig ab stehender Kopfbedeckung. Malerischer ist freilich die Tracht dieser Türkin und ihre» kleinen Töchterlein». Sie trägt, Wie alle rechtgläubigen Frauen, den Feredsche, inen faltigen, bi» auf dir Knöchel herabhängenden Mantel mit weiten, langen Aermeln, unter denen fast die Fingrrspitzen verschwinden, und darüber bis an die Knie herabfallendrm Mantelkragen. Der Feredsche ist von weichem Wollcnstoff, auch wohl von Seide, blau, gelb, violct, braun, lila oder carmoistn, immer einfarbig, oft mit schwarzem Rande eingefaßt. Kopf und Gesicht verhüllt der Jaschmak, ein Schleier, welcher au» zwei Stücken feinen Mousselin» besteht; da» eine wird quer über da» Gesicht gezogen, so daß e» den Hal», da» Kinn, den Mund und den Nasenrücken bedeckt, und wird am Hinterkopfe befestigt; da» andere bedeckt die Augenbrauen und den ganzen Kopf, eS wird hinter den Ohren fest gemacht und fällt unter dem Feredsche den Rücken herab. Frei sind nur die Augen und die Nasenwurzel. Die Füße sind meist mit gelben, weiten Stiefelchen bekleidet, über welchen die Pantoffeln, gewöhnlich ebenfalls gelb, getragen werden; oft aber bilden die Pantoffeln allein die äußere Fußbekleidung, und da sie nur die Spitze deS Fuße» umschließen und bei jedem Schritt fast herab falle«, so ist unter dem Strumpf« die Form defselbcn vollständig sichtbar. Man hat über dies« oft genug ge schrieben, und daß die Türkinnen häßliche Füße haben, wird al» bekannte Thatsach« angesehen, ist aber dennoch nicht wahr. Der flüchtige Tourist vergißt, daß er aus der Straße nur die Frauen de» Volke» sieht, di« sich auch bei un» nicht durch elegante Schönheit der Er- tremitäten auszeichnen; der goldgestickte Pantoffel man cher vornehmen Türkin würde einer Pariserin nicht zu groß sein. Wohl aber ist oer Gang nicht anmuthig; vorn den Mantel zusammenhaltend, den Fuß kaum hebend, um die Pantoffeln nicht zu verlieren, gewähren diese verschleierten Schönen im Gehen ein Bild, welches wohl eine gewiss« Achnlichkeit mit dem einer watschelnden Ente hat. Die Kinder weiblichen Geschlechts sind ebenso gekleidet; von welchem Jahre an, weiß ich nicht, aber ich sah verschleierte Mädchen, die kaum zehn Jahre zählen mochten. Auf den Schleier wird streng gehalten; man erzählt, daß manche Türkinnen im Hofe ihrer Wohnung selbst beim Hühnerfüttcrn den Jaschmak umlegen, falls sich ein Hahn darunter befindet. Die Armenierinnen sind ebenso gekleidet, aber sie tragen häufig statt der gelben Pantoffelstiefeln schwarze Schuhe, und ihr Jasch mak, welcher überdies sehr durchsichtig ist, läßt die Nase bis an die Spitze frei. Aber Platz gemacht! Schreiend kommen Lastträger angetrabt, lange Eisenstangen quer auf dem gekrümmten Rücken schleppend. Die Bürden sind nicht viel weniger breit als die Straße. Hier kom me« ein paar Derwische, i« ihren hohen, spitzen Filz mützen gravitätisch rinhcrschreitend, den Rosenkranz in der Hand, der selten bei einem MoSlem fehlt. Sie starren vor sich hin, in achtlosem Spiel gleiten die Perlen durch die Finger. Welcher Ausdruck von — schnell zur Seite! Keuchende Sänftenträger traben vorbei, hinter den Gla» fenstern sitzt, von allen Seiten sichtbar, wie ein seltene» Thier in seinem Käfig, eine dicke, alte Fränkin, in seidenem Kleide und mit goldnrn Ketten und Ge schmeide bedeckt, wie da» ambulante Schaufenster eines Goldarbciter». Ueberreich an Geschmack sind die christ liehen Bürgerinnen von Pera nicht. (Forts, folgt.) Dresden. Morgen (Sonntag) um 11 Uhr wird die diesjährige große akademische Kunstausstellung im Au-stcllungsaale auf der Brühl'schen Terrasse er öffnet. — Herr Dir. Leven, der in Dresden in gutem An denken steht, kündigt an, daß er im Monat Juli hier eine neue Ausstellung zooplastischer Gruppen in dem ihm allerhöchsten OrtS hierzu bewilligten Saale des Brühl'schen Palai» eröffnen wird (vgl. die Inserate). Taschenbuch für Pferdebesitzer und Reiter aller Stände. Von F. W. Stegmann, k. säcks. Obe» st a. D. Dresden, Kuntze. 1861. Vlll und 334 Seiten. Fünf lith. Tafel«. 16°. Die hippologische Literatur ist so reich an guten Werken älterer und neuerer Zeit, daß cs fast gewagt er scheinen konnte, sie abermals durch cin Buch zu vermeh ren, da» doch im Wesentlichen Neues bringen weder sollte noch wollte. Zieht man jedoch in Betracht, daß noch immer eine große Zahl von Luruspferden gehalten wird, deren Besitzer weder Beruf noch Gelegenheit hatten, sich zu vollkommenen Pferdckennrrn und Reitern auszu bilden, daß ferner diesen die vorhandenen Werke IheilS unzugänglich, theil» auch — al» hauptsächlich für Fach männer geschrieben — unverständlich sein würden, so muß anerkannt werden, daß doch noch eine Lücke vor handen war. Und diese Lücke füllt das vorstehende Buch in vollkommenster Weis« auS. Ein flüchtiger Blick auf das Jahalt-verzeichniß genügt, um sich von der Reich haltigkeit de» Stoffe» und der Vielseitigkeit seiner Bc Handlung zu überzeugen; ein aufmerksames Lesen wird den Beweis liefern, daß nichts Ueberflüssige» in dem Buche enthalten ist, nicht» irgend Nothwcndige» darin vermißt wird. Mag in einem oder dem andern Punkte ein Anglomane abweichender Ansicht sein — und auch
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