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Dresdner Journal : 11.07.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186107117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-07
- Tag1861-07-11
- Monat1861-07
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 11.07.1861
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«7b «bz. ZleSler gegen den Zwang, der unnütz und b-denklich sei. Die Biffchrävkemg auf ^vet Ladungen Wesir nur de» bestimmten Rechtsanspruch, deren stch aber immer neu« aussiadra ließen. Mit dem Zwange müsse man auch Levoilmächttgt« zulasten, w«»n Jemand nicht kommen könne. Nur zum Gütetermin, der mit dem RechtS- termin vereinigt sei, müßten die Parteien kommen, aber eben die Bereinigung erleichtern. Abg.». N o st i tz -W a l l w t tz wir Sachße. Dir Vereinigung sei nicht nothwendig. Ohne Zwang sei von gar keiner Ladung, höchsten- von einer Einladung die Rede. Sei man gegen Vergleiche, so müsse man auch gegen Ver- glrichSverßanhlunge» überhaupt sein. Biele solch« Ber- haudluugeu (er «rtanrre au Bagatrütermiue) endigten übrigens mit einem Anerkenntniß der Schuld. Abg. Heyn befürchtet Analoges wie 1846. ver gleiche ersparten auch Kosten. Di« Schuldner würden meist nicht den Antrag deshalb stellen. Abg. Meinhold: Wenn, wie er wünsche, der Pa ragraph in der Fassung der Regierung Annahme finde, möchte er di« Möglichkeit der Ablehnung in der Ladung au-gedrückt sehen. Abg. Sachße läßt sich vom Referenten Abg. v. Erle ge rn bestätigen, daß, wen« der Gegner Klage anstelle, die Vergleichsansprüche deS Protestes an die Stell« derer des Gesetzes trete. StalltSminister vr. v. Behr: Das Gesetz habe blol die Lücke ausfüllen wollen, die in der Ausschließung der Gelegenheit zum Vergleich, außer im Proccß selbst, ge legen. Wolle Einer davon keinen Gebrauch machen, so sei daS seine Sache. Die Würde de» Gerichts könne unmöglich leiden, wenn da- Gesetz selbst die Ablehnung genehmige. Die jetzige Abstimmung sei allerdings prä- judieiell für die Zulassung von Advocate«, denn diese könnten nur und möchten ausgeschlossen werden, wenn die Sache bleibe, wir man sie sich ursprünglich gedacht. So wenig er dem Sachwalterstande mißtraue, so halte er doch einen Standpunkt, wobei man ihrer bedürfe, gar nicht für den vom Gesetz vorausgesetzten- Mit der Acnderung werde man eben die ursprüngliche Idee einer gütlichen Vereinigung ohne eigentliches Gericht und ohne Kosten nicht mehr haben. Abg. v. König im Schlußwort für die Minorität. Auch der Friedfertige bedürfe der Gelegenheit zur Ver einigung. Der künftige BrAogte werd« allerdings den Antrag stellen, wenn er eine Klage vorauSsrhe unb etwa» abzühandeln denk«. Referent v. Criegern für die Majorität, will eben falls gegen da- Gesetz stimmen, wenn eS durch Wegfall de» Zwang- aufhöre, Gesetz zu sein. Man werde sich scheuen mit Anträgen, die eine einfache Ablehnung ab- schneidrn könne, lächerlich za werden. Verhinderte könn ten sich entschuldigen. Hierauf lehnt die Kammer den MajoritätSantrag mit 36 Stimmen ab und nimmt den Paragraphen gegen 26 Stimmen an. 88. 8 — 10 (Ungehorsam) werden ohne Debatte an genommen. In 8- H beantragt die Deputation zwar, die Vertretung durch Bevollmächtigte auSzufchlteßen, aber Sachwalter mitzuzulassen. Abg. Schenk: Wenn auch nun nicht mehr nöthig, könnten die Sachwalter doch nützlich sein. Störung ihrer seits wäre eine sofort zu rügende Psttchtvergessenheit. Jeder neige stch dann am liebsten der ihm günstigen RechtSauffaffung zu. Man dürfe daher der abfälligen, vielleicht von einem rreusn unbekannten Beamten, sich weniger leicht anbequemtn, wenn sie nicht der eigne RechtS- sreund bestätigen könne. Eine Eontrole der Gerichte könne man wohl entbehren. Aber bei der Lockung der Kosten freiheit für da» Publicum möchte man bei Üeberhäusung der betreffenden Beamten nicht zu streng an der GeschästS- theilung festhalten. Staat-Minister Ur. v. Behr erklärt gegen den Be richt, daß ein priucipielle- Bedenken gegen die Sachwalter obgewaltqt. Es sei nur der schon angegebene praktische Grund gewesen. Abg. v. Nostitz-Wallwitz beantragt in Rücksicht auf Auswärtige ,c. eine Abänderung, wonach ausnahms weise vom Gericht im einzelnen Falle Vertretung aus drücklich für zulässig erklärt werden kann. Abg. ZieSler beabsichtigte einen ähnlichen Antrag und möchte nur dem Ermessen durch rin Beispiel einen Anhalt geben. Abg. v. Nostitz-Wallwitz mit der Sache einverstanden; nur werde sich die Ausnahme schwer präcistren lassen. Abq. v. König: Die Schwierigkeit beweise die Unverträglichkeit mit dem Gesetz, daS eben für solche Fälle nicht immer gemacht sei. Abg. l>r. Hertel: Bet dieser Ausdehnung müßte da- Gesetz vou einem andern Standpunkte begutachtet werden. Hiermit würde da- Gesetz eine Verlängerung der Rechts streite ermöglichen. Abg. Eich ortu S anderer Meinung. In vielen Fällen würden dir Bevollmächtigten sich leichter vergleichen. Abg. Sachße für den Antrag. Set da- Gesetz blo- für Die, welche sich vergleichen wollen, so müsse man eS diesen auch nicht unmöglich machen. Abg. Schenk ebenso. Ern solcher Vertreter werd« gehörig instruirt fein. Wäre dies bei den Advocate« immer der Fall gewesen, so brauchte man daS Gesetz vielleicht nicht. Rcf. v. Criegern hält cS doch für gerrthenrr, den Versuch mit dem Antrag zu machen, der schließlich gegen 5 Stimmen und damit der Paragraph Annahme findet. 88- 12—14 finden ohne Debatte Annahme. 8. 15 läßt nach dem Vergleichsprotokoll Hilfsvoll streckung wie auf Grund eines Vergleich» vor dem Pro- crßrichter zu. Die Majorität der Deputation (Abgg. v. Eriegern, Sachße, v. König und Vr. Braun) ist für diese Gleichstellung, während der übrige Thril der De putation der beklagten Partei nochmalige- Gehör wahren und deshalb nur ErecutionSproceß auf Gruud deS Pro tokoll» zulaffen will. Geh. Justizrath Gebert: Hier müsse die Regierung da- MajoritätSgutachten empfehtrn. Sehe man im Volke, daß Vergleiche rasch und ohne Kosten zum Ziele führen. so werde da« G.srtz rasch in Gebrauch kommen. Wenn a»ch der Richter hier nicht Proceßrtchter, so sei er doch der mit Person- und Befitzverhältnifsrn Vertraute, »in juristisch befähigter Beamter, wa» dir FrirdeuSrichter nicht gewesen. Und doch hätte der vor ihnen geschloffene Ver gleich ohne Widerspruch jene Kraft gehabt; daher müsse da» Ministerium hier dringend Annahme de» Majoritäts antrag» wünschen- Abg. Rüger (für die Minorität) ist von denselben Gründen wie bei 8- 7 geleitet worden, legt aber kein besondere» Gewicht darauf, da Einreden im Erecutious- proceffe auch schwer genug wirksam anzubrtngrn. Re ferent v. Erlegern bezieht sich auf da» vom k. Emn- missar geltend Gemachte. Hierauf wird da- MinorttätS- gutachten mit großer Mehrheit abgelehnt, da» der Majorität und damit der Paragraph einstimmig äuge- nommrn. 88- 16 und 17 will Abg. v. Nostitz Wall witz in die Ausführungsverordnung, die nach der Er klärung deS k. CommiffarS bet der Einfachheit de» Ge setze» gar nicht beabsichtigt ist. Hierauf werden die Paragraphen gegen 1 Stimme, 8- 18, der letzte de- Gesetzes, einstimmig und bei namentlicher Abstimmung da» Ganze mit 44 gegen 12 Stimmen angenommen. Hieraus berichtete Abg. Martini namens der vier ten Deputation über die Beschwerde deS Herrn Tetten born, welche dir Kammer, dem Anträge der Deputation gemäß, auf sich beruhen zu lassen beschloß. (Schluß folgt.) Dresdner Nachrichten vom 16. Juli. — Gestern Nachmittag Haden Ihre Maj. die Köni gin Marie da» Atelier deS Herrn Architekturmaler» Hahn mit einem länger« Besuche zu beehren geruht. — In der Kunstausstellung der k. Akademie der bildenden Künste (auf der Brühl'schen Terrasse) sind ferner neu aufgestellt. I. Oelgemälde: Andrea«, hier: Zwei männliche Brustbilder. CretiuS, Prof, in Berlin: Moccoli-Abend in Rom. Gerlach in Düsseldorf: Morrdschein. Gönne, Prof, hier: Bildniß Sr. königl. Hoheit d«S Prinzen Georg, Herzog» zu Sachsen. Hübner, Prof, hier: Amor und Psyche im Sommer, und: Amor und Psyche im Winter, 2 Superporteu. Jäckel in Ber lin: Der Barbarossafrlsen aus Eapri. Lir-k« in Mün chen: Landschaft. Miller daselbst: Schwere Trennung. Nabrrt in Karlsruhe: Abendlandschaft im Oberharz. Noerr in München : Erdarbeiten. Schuster, hier: Husar«»- Vedett«. Derselbe: Transport Gefangener. Gehbickt, hier: Hühner. Thessel, hier: Drei Landschaften. Urlaß, hier: Kinderbrustbtld. Wendltr, hier: Hundefrrundi«. II. Aquarelle, Zeichnungen rc.: Frankl au» Wien, Attlierschüler hier: Der ZinSgroschen. Carton. Krttlitz, Atelierschüler, hier: Rahmen mit Holzschnitten. Mintroß in Düsseldorf: Der Christbaum, Bleistiftzeichnung. Fräu lein Noack, hier: Zwei Blumenstücke, Aquarelle. — Zum Besten der Gustav-Adolph-Stiftung wird mit Unterstützung de- Herrn Hofopernsängers Weiß und de» Kreuzchor» vom Herrn Organisten Merkel ein Orgel- Concert auf der neurestaurirten Orgel der Kreuzktrch« nächsten Freitag, den 12. d. M., gegeben werden. — Der Aerordnung de» königl. Justizministerium» vom 10. März 1859 zufolge beginnen di« diesjährigen Gericht»ferien am 2l. Juli und dauern bis zum 31. August. Während dieser Zeit werden nur dringliche Angelegenheiten rrpedirt. ProvinMnachrichtrn. Leipzig, 10. Juli. Der HtlfScomitö zum Kirchen- und Pfarrbau für die Thonberg-Straßen Häuser und Neu-Reudnitz zeigt jetzt den Schluß seiner Samm lungen an, worau» sich ergtebt, daß im Ganzen 5201 Thlr. zu diesem Zwecke eingegangen sind. — Die hiesige Armenanstalt vereinnahmte in der Zeit vom 1. April bis 30. Juni 1353 Thlr. 28,» Ngr. an Legaten und Geschenken im Sinne Verstorbener und an sonstigen Ge schenken und außerordentlichen Zuflüssen. Btschof-werda, 9. Juli. (S. Erz.) Gestern sand aus unserm Butterbrrge — der bekanntlich an schönen Sommerabrnden ein herrlicher Aufenthaltsort ist — eine schon seit einigen Wochen verabredete gesellige Zu sammenkunft einer großen Anzahl von Mitgliedern der Bezirksgerichte und GerichtSämter zu Budissin, Löbau, Schirgiswalde, Kamenz, PulSnitz, Radeberg und BischosS- werda, drnen sich auch einige Sachwalter angeschlossen hatten und welche auch Herr AppellationSgerichtSpräsident v. Criegern aus Budissin eine Zeit lang mit seinem Be suche beehrte, statt. Die Versammlung war sehr belebt und man trennte sich mit dem gegenseitigen Versprechen, sich vor Ablauf der bevorstehenden Gerichtsferien auf dem selben Platze noch einmal zu sehen. —r. Oberwiesenthal, 8. Juli. Heute kurz nach 12 Uhr brach in dem eine Stunde von hier entfernten Dorfe Hammrrunterwtesenthal Feuer in drrPra- grr'schen Schneidemühle au», durch welches in kurzer Frist die Mühle und ein benachbarte- Gebäude, da- so genannte Schlöffrl, nebst zwei Scheunen in Asche gelegt wurden. Nur der thätigen Hilfe von nah und fern, namentlich auch de- benachbarten Böhmen-, gelang eS, bei dem ziemlich heftigen Winde und den vielen benach barten feuergefährlichen Gebäuden weiterm Umsichgreifen des Feuer» Einhalt zu thun. Vermischtes. * In der k. k. Menagerie zu Schönbrunn hat der erkrankte große Löwe in der Nacht vom Sonntag auf den Montag sich für immer der ungemüthlichrn Situation entzogen, hinter Etsengittern bei schmaler Kost ein Gegen stand d«r Neugier und deS Spotte» der Schwachen zu sein. Wie die Wiener Blätter berichten, hatte der „König der Thtere" die Annahme von Medikamenten hartnäckig verweigert, und selbst mit List war «S nicht gelungen, ihm etwa» Heilsame» beizubringen. Man hatte nämlich zu dem Zwecke, ungefähr so, wie man bittere Pillen für Kinder in BiScutt oder Oblaten verbirgt, eine Lüwen- medicin einem Kaninchen rtngegossen, und letzteres dem Patienten zugrschoben. Aber anstatt e» zu verzehren, spann der kranke Löwe mit dem Kaninchen eia freund liche- Vrrhältniß an und sah mit wehmüthigea Blicken auf seine Sprünge und die wahrscheinlich durch die Medictn hervorgerufenen Grimassen. Der Löwe starb — da» Kaninchen aber hat sowohl die gefährliche Gesellschaft, st auch die ihm brigrbrachte Medictn glücklich überstanden. * Die „Erfurter Ztg." meldet Folgende»: Am 1. d. M. erschien in Gcbeser beim dortigen Bürgermeister in höch ster Eile ein Mann mit der Mttthttlung, daß in Berlin eine Verschwörung entdeckt und der Minister v. Schleinitz, der Fürst Radziwill, der General v. Manteuffel und viele andere hochgestellte Persönlichkeiten verhaftet worden feien. Er selbst gehöre zur Polizei und habe den Befehl, meh rere Edelleute in der Umgegend zu verhaften. Auf dem Wege nach Gebeser sei jedoch sein Wagen zerbrochen, er fordere daher, da Gefahr im Verzüge ist, den Bürgermei ster auf, ihm schleunigst Ertrapost zu schaffen, und da er in der Eile sein Geld im Wagen gelassen, ihn mit Geldmitteln zu versehen. An feiner Legitimation Wir er einen von« königl. KreiLgericht in Erfurt gegen meh rere Personen lautendrn Haftbefehl vor. Der bestürzte Bürgermeister hielt wirklich König und Vaterland in Ge fahr, besorgte schnell die geforderte Ertrapost und über gab dem Fremden 15 Thlr., worauf dieser in größter Eile davon fuhr. Kurz darauf wurde dem Bürgermeister von feinem Kutscher mitgrthrilt, daß er in dem Fremden ein übelbrrüchtigteS Subject au- Erfurt, namenS Müller erkannt zu haben glaube. Der Bürgermeister begab sich sofort nach Erfurt und erfuhr nun, daß er da» Opfer eines Gauner» geworden sei, der an demselben Tage erst auS dem Gefängnisse entwichen war. (Man ist übrigens deS Flüchtlings bereit» wieder habhaft geworden.) EillgtslNidtkS. Die Plauen Eger Regensburger Bahn. Eine Antwort auf den „ Mahnruf an die hohe Stände versammlung des Königreichs Sachsen, die Chemnitz- Annabergrr Eisenbahn betreffend." X Aus dem voigtlande, 8. Juli. In der in Chemnitz erscheinenden sächsischen Jndu- striezeitung (Ertrablatt Nr. 27) befindet sich ein Mahn ruf, die Chemnitz-Annaberger Bahn betreffend. Wir würben nicht darauf antworten, wenn sich der Verfasser darauf beschränkt hätte, die ebengenannte Bahn mit dem Ausbruch seines Enthusiasmus zu verherrlichen, aber da er zur Staffage dieser Verherrlichung die Herabzirhung der Plauen-Cgrr ReqenSburger Bahn versuchen zu müssen geglaubt hat, so müssen und wollen wir ein Wort darauf erwidern. Unser Standpunkt ist der: wir wollen die Plauen- Eger-Regensburger Bahn, aber wir wollen darum der Chemnitz-Annaberger nicht entgegen fein. Nein, wir wollen diese letztere zwar nicht sowohl deswegen, weil wir sie als eine allgemeine, dem großen Ganzen zu gute kom mende VerkehrSstraße betrachten, als weil wir glauben, daß Sachsens Finanzkraft eS vertragen kann, wenn c» mit 4 — 5 Millionen Thaler nochmal- da» Erperiment macht, ob und inwiefern der zahlreichen Bevölkerung einer industriereichen Gegend durch eine Eisenbahn aufzuhelfcn sei, weil wir glauben, daß dieser bei der Zwickau-Schwar zenberger Bahn, vor deren Bau wir dieselben Mahnrufe, die wir jetzt von Annaberg-Chemnitz hören, vernommen haben, fehlgrschlagene Versuch schon den deshalb gelei steten Zusicherungen der Staatsregierung gegenüber noch mals wiederholt werden muß, weil wir glauben, daß eS Sachsen nicht darauf ankommen kann, eine Sackbahn mehr zu haben, weil wir glauben, daß nach Ausführung de» Projekt» die Ueberschwengltchkeit der im Chemnitz- Annaberger „Mahnrufe" von neuem zum Ausdrucke ge kommenen Idee, daß durch diese Bahn „die in größtem Maßstabe vorhandene Manusactur- und Fabrikkraft ge stärkt, gehoben, die kolossalen Arbeitskräfte, die geschickten tausend und abertausend Hände der betreffenden Bevöl kerung dem großen Weltmärkte zugeführt werden würden" aus da» richtige Maß des nüchternen Realismus gebracht und die l al» murxaiia einer erregten Phantasie gründ lich werden zerstört werden. Also wir wollen mit Chem nitz Annaberg die von ihnen gewünschte Bahn, wir wol len diese trotz alledem und alledem, und würden eS daher beklagen, wenn die Ständeversammlung die Rücksichten auf den Staatssäckel höher hielte, al- unsere, wenn auch kühlen, doch immer aufrichtigen und die beißen Wünsche der Annabrrg-Chemnitzer Stimmführer. Ader muß denn derjenige, der diese Wünsche hat, darum ein Gegner der Plauen-Eger-Regen-burger Bahn sein? Und glau ben die Herren, die es sind, ihrer Sache zu dienen, wenn sie da» andere Unternehmen herabsetzen und verketzern? Die Schwäche ihrer Sache wird dadurch nicht geringer, während die Stärke der unserigen durch Angriffe wächst, wie sie jener „Mahnruf" erhebt. Es sagt dieser: unsere Bahn sei eine Parallelbahn der sächsisch-baierischru, der sächsisch-böhmischen und sächsisch-schlesischen Bahn! Den Vorwurf können wir Annaberg, Chemnitz mit größerm Rechte zurückgeben, deren Projekt recht eigentlich eine Parallelbahn mit Zwickau-Schwarzenberg anstrebt. Gegen unser Unternehmen ist aber jener Vorwurf so lange nicht zu begründen, al- nicht Richtungen nach Osten und Sü den sich parallel bewegen. Denn da-von unS empfohlen« Unternehmen ist in Bezug auf die sächstsch-baierische Bahn in ihrer Ausdehnung von Leipzig nach Plauen und so auf ihrem Wege von Norde» nach Süden nur rin« aoth« wendige Ergänzung, et« Bindeglied mehr, da» darum dieser Bahn größere Frequenz und größere» Leben zu führt, während die Strecke Plauen-Hof westlicher geht und daher der südlichen Richtung de» von un» befür worteten Schienenweg- nicht im entferntesten entgegen tritt. Dir sächsisch-schlesische Bahn verfolgt, wir et» Blick auf die Landkarte beweist, rrin die östlich« Linie, und di« sächsisch-böhmische Bahn die südöstliche. Daß sich diese verschiedenen Baharn nach hundert und mehr Meilen an irgend einem Punkte die Hand reichen, ist ebenso weaig rin Fehjer unsere- Projekt-, wie e- die Maschen eine- Netze» sind, oder daß die Donau, dir bei Regen»« bürg fließt, endlich auch »ach Wien kommt. Mit der artigen Einwendungen, wie sie der „Mahnruf" wider unser Uateraehmen aufstellt, täuscht mau nur sich selbst, nicht Andere. Weua unsere Gegner weiter hervorhebrn, daß nicht sowohl der internationale Handel, al» die Kräf tigung der productiven inner» Arbeitskraft Berücksich tigung verdiene, so könnte man ihnen die» zageben, ohne doch darum die Argumentation, die sie darau» zu Gun sten ihre» Projekt- und auf Kosten der Plauen-Eger- Regensburger Linie abletten, al» richtig anzuerkeunen wäre. Denn schon die Erfahrung beweist, daß zur He bung der innern Manufacturkraft einer Gegend noch ganz andere Faktoren gehören, als blo» da» Vorhandensein von Schienenwegen, und daß im Niedergänge begriffene Industrie«« nicht wieder zu neuem Leben gebracht wer den, selbst wenn ihnen der größere Markt mittelst Eisenbahnen zugänglich gemacht «st. Zu dem kommt, daß die*ganze Argu mentation zuviel beweist. Dean wär« sie zutreffend, so würden wir nur darauf angewiesen sein, da- Jaaere deS Landes mit Eisenbahnen zu überziehen, unbekümmert, ob diese einen weiteren AuS- u. Abgang-Punkt in da- Aus land haben. Aber je kleiner unser Land ist, desto mehr bedürfen wir de- Auslandes, desto mehr bedürfen wir internationaler Bahnen, sonst ersticken wir in und an industriellem Ueberrrichthum. Wir wissen so gut, wie derVerfaffer jene» Mahnruf» den Werth und die Bedeutung der Arbeit zu schätzen, aber wir wissen auch, daß Angebot und Nachfrage in Vrrhältniß stehen müssen, und daß ohne Markt und ohne grohrn Markt keine Industrie und keine Manufaktur auf die Dauer bestehen und blühen kann. In Gemäßheit dessen müssen wir Au-Wege und Anschlußpunkte suchen, und wenn sich jetzt ein solcher darbirtet, der dir kürzeste Linie — man beweise un», daß die» nicht der Fall ist — zwischen Nordea und Süden vermittelt, uns nicht allein mit dem an Naturschätzen überaus reichen Böhmen, sondern auch mit dem boden reichen und unserer Erzeugnisse bedürfenden Baiern und dem großartigen System der dortigen Ostbahnen nach allen Richtungen hin, mit der Adria, wie mit der Le vante in Verbindung brirrgt, so wollen wir diese Gele genheit nicht vorübergehen lassen, ohne sie zu benützen, so dürfen wir eS, selbst in dem Interesse der von unfern Gegnern angepriesenen Manufacturkraft der Gegend Anna- berg Chemnitz schon deswegen nicht, um dem Ueberfluß dieser Manufacturkräfte einen Abzug mehr zu verschaffen, so dürfen wir es nicht, wenn unS dir Interessen Sach sen-, die Sicherung unseres Verkehr-Mittelpunktes in Deutschland, dir Sicherung unserer Westbahnen und de» damit verknüpften Verkehr» am Herzen liegt. ES ist dir- keine hohle Phrase; denn Jedermann,' der nrcht durch Leidenschaft verblendet ist, wird einsehen, daß eine Um gehung Sachsens auf de« Zuge von Norden nach Sü den möglich ist, daß damit schon mittelst der Linie Wei ßenfels-Gera der Anfang gemacht, und daß da» längst schon von gewisser Seite gehegte Projekt, von Gera nach Hof zu bauen, um so mehr zur Ausführung vorbereitet wird, wenn von Hof au», waS von dem betreffenden Ausschuß der bairischen zweiten Kammer neuerdings vor geschlagen worden, eine Bahn nach Eger gebaut werden wird. Bauen wir nicht, so zeitigen wir da» Projekt einer Umgehung SachsrnS, einer Umgehung unserer West bahn und unser» wichtigsten Platze- der Stadt Leipzig. Diese Gefahr springt in die Augen, und trotz derselben behaupten zu wollen, daß di« Binnenbahn Annäberg- Chemnitz wichtiger sei, al» dir von unS empfohlene und von der StaatSregierung befürwortet« Bahn, ist ei« Ver such, den Ktrchthuim-interesien eine höhere Geltung zu vindictren, al- den allgemeinen Interessen und Bedürf nissen der Gegenwart und der Zukunft unsere» Lande-. — Wie wir oben gesagt, wir sind gegen dir Chemnitz- Annaberger Bahn im allgemeinen nicht, aber wir hal ten die unbedingte Bevorzugung derselben nicht für ge boten und um so wenigrr angezeigt, al» wir un» nicht denken können, daß dir dortige Industrie fv darniedrr- liege, daß ihr Bestand von der unvrrweiltrn Führung einer Eisenbahn dahin abhängig sei. Wäre die- der Fall, dann würden wir dies tief beklagen, denn dann würde auch keine Eisenbahn im Stande sein, so gesun kene Zustände wieder zu heben und zu kräftigen. Uebrigen» zum Schluffe noch einen Rath. Ehe man mit solchem Anlauf, wie ihn der Verfasser de» fraglichen „Mahnrufs" gegen unsere Bahn genommen, di« Fehde beginnt, sollte man im eigenen Lager Frieden schaffen. Ein solcher ist aber keineswegs vo>Händen. Denn, wie verschiedene Stimmen in öffentlichen Blättern beweisen, hält man von mehreren Seiten im Obergebirge nicht allein di« für die Chemnitz-Annaberger Bahn in Vorschlag ge kommene Linie, sondern auch die ganze Anlage de» Un ternehmens den Interessen de- Obergebirge» nicht ent sprechend und erklärt dasselbe von vornherein für eia ver fehlte». Beweist die» nicht», so beweist eS doch so viel, daß das Obergebirge nicht allerwärt» von der Glückselig keit überzeugt ist, welche demselben durch die Chemnttz- Annabrrger Bahn zugrführt werde« soll, und daß die Ueberzeugung von dem Unglück, da» angeblich über jene Gegend kommen soll, wenn noch einige Jahre länger der Bau der obenerwähnten Bahn verschöbe» blieb«, kein« so allgemeine und weitverbreitete sein kann, wie der Ver fasser de» „Mahnrufs" die Ständeversammlung und da» Land glauben machen will. X. —! Restaurationsvcrpachtung. Von dem unterzeichneten Stadtrath soll die 'ne« eingerichtete Restauration im hiesigen CirkuSgebäude nebst dazu gehöriger Wohnung Sonnabend den 2«. Juli I8«I Vormittags 10 Uhr unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen, welche auch vorher eingesehen werden können, aus einen sechsjährigen Zeitraum verpachtet werden. Pachtlusttge werden ausgrsordrrt, zu dieser Zeit auf dem Rathhause zu erscheinen und ihre Gebote zu eröffnen. Zitt««, am 28. Juni 1861. Der Stadtrath. Reichel, Stadt-Rath. un«! - IS<»«iI«»iix neuester Muster empfiehlt in reichhaltiger, Auswahl die Tapetenfabrik von Httsmedoia in Dresden, Moritzstraße Nr. 13. Die rühmlichst bekannten echten französischen de» Apotheker» Soorx» in Epinal sind wieder frisch etngetroffen und allein zu haben in Dresden bei Conditor franHnia). nach neuester, bester Eon- struetion, empfiehlt unter vollständiger Garantie die Pianofortesabrik von August Lehmann, Löpfergaffe Rr. 8. - «esmvl». Ein mtlitärfreier Oe»N»M»t«, gewandter Verkäufer, welcher, mehrere Jahre in einem flotten Materialwaarengeschäft a» xro« und»« «ieum condftionirt, sucht, gestützt auf die besten Empfehlungen, ein anderweitige» Enga gement, sei eS Dötail-, Comptoir-, Lager oder Retseposten, nach Wunsch kann auch Cau- tion gestellt werden, der Antritt kann sofort auch später erfolgen. Gütige Offerten bittet man unter Chiffre L. A 5 p«»l« s««lanle Ehemnip nte- derzulege«. Photogr. 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