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Dresdner Journal : 28.07.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186107286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-07
- Tag1861-07-28
- Monat1861-07
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 28.07.1861
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174. Somtag, den 28. JnU. - ' - "" ' ' - - - > > , > Äbo»»e«nll^rrtst: äiibrllcd: r> 71.1«. 10 ktgr. io Aua—».) lm ^s»drl.: 1 „ 1V „ „ „ (tritt ?ott ao» Üouatliob lo vraes«: 15>slgr. s 8t«i»p«l>n- Lioiolo« tiuiooi«rl> . 1 1 »obl«^ tüu»». rasrratnrpreise: kür 6«o K»uw «ioer ge»p»It«o«o 2«il«: 1 Kssr. Vater „Llog«,»uut " <1i« L«U«: 2 ktgr. Lrschetir»: l'üxlivd, mit Xosooluo« <t«r 8ouo- ooä -td«»«t» kür ü«o kotx«oü-o T'aL. NreMerMimml. Verantwortlicher Redatteur: I. G. Hartmanns 1861 rnsrratnunnwhmr mrswört«: Lttpttg: k». 8»L»v»r»rr«>, Oowwiriiovllr ü«» vr«»äa«r Journal»; «d«oä»»eld,1: tt. UV»»»»; Lttoua: Um»»»»»:» st Voo^»»; L«rU»: O»oriv»'»cd« 8uct>b., Ii»rr»»r»»'» 8ure»u; vr«w«a: U. 8cur.orr«; kraui^urt ». U-: ^»ra»»'»ekr 8uebb»näluog; Kilo: ^ooi.» ö^vL»»»; kart»; r. Vövrxrri.» (28, ru« ü«» doo» «ok»o»); vr»g: k». L»»r.io»'» 8uebk»o<Uullx. Brrau«grdrr: Köalgl. L»p»<11tloll <i»» vr«»äo»r ^oorool», Or«»ü«o, U»ri«o»tr»»»» Ur. 7. Amtlicher Thril. vretde«, 22. Juli. S«. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Professor der Paläographie, Hofrath vr, Tischen dorf zu Leipzig, da» ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich ver liehene Ritterkreuz de» Franz-Joseph Orden» anaehme und trage. Drr-dNt, 23. Juli. Ee. Königliche Majestät haben dem Pfarrer zu Schrebitz, F'iedrich August Mücke, au» Anlaß seines fünfzigjährige» Amtsjudilävm», da» Ritter kreuz de- Albrrchtorden- zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zettun»tschau. (Französische Blätter über die Aancrion der Insel Sardinien.) Tagetgeschichte. Dresden: Vom Landtage. — Wien: Aus dem Abgeorduetenhause. Die Verlegung der DiS- ciplinarcowpagnie auS Komorn. — Teplttz: Bade frequenz. — Pesth: Ein Rundschreiben de» neuen HoskanzlerS. — Agram: LandtagSvrrhandluugen. — Venedig: Redentorefest. — Berlin: Verlängerter Aufenthalt des Königs in Baden. Hofaach:lebten. Graf Schwerin nach Baben. Kirchliches. — München: KammrrverHandlungen. — Rudolstadt: Uhlich'S Auf treten untersagt. — Paris: Die Gerücht« von Mi nister Veränderungen. Concurrenz mit englischem Eisen nicht auszuhalten. Herr v. Vidtl. Kein Zerwürfniß in Rom. Naiionalschctbenschießen. — — — — — Haag: Kammerverhandlungen. — Turin: Päpst lich« Werber verhaftet. Beunruhigende Nachrichten auS Kalabrien. — Florenz: Reaktion- — Ma drid: Feuer im Bahnhofe. Todesfall. — London: Russell'S AbschicdSrede. — Warschau: Dankgottes dienst für Errettung de- Königs von Preußen. Tages bericht. — Odessa: Der Kaiser erwartet. — Kon stantinopel: AuS der neuesten Post. — Teheran: Eholrra. — New-Bork: Einzelheiten über di« Trup penvorrückung. Vom Congresse. Niederlage der Se paratisten in Virginten. Ein Kaperschiff. Ein Jour- ual unterdrückt. Srnn««»«»» «G L«lchm»-nt rc. Beilage. ' * LaatztagSverhandlllngeu. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 26. Juli, Mittags.*) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses begann die specirlle Debatte über daS LehenSgesetz. Der Abgeordnete Brauner, der alt Sprecher gegeu den ersten Paragraphen eingetragen war, sprach generell über die Competrnz, die Autonomie, die historischen Rechte und die Heiligkeit der Krone Böhmens. Vier mal erinnert zur Sache zu sprechen, wurde ihm endlich dat Wort entzogen, wogegen er „Angesichts der Völker Oesterreichs" protestirte. (Beifall rechts, großer Tumult.) Nachdem der Präsident den Ab- geordneten Brauner und Alle, die au der Scene Theil genommen, zur Ordnung gerufen, verließen die Tschechen und Polen deu Saal. Die Sitzung wurde jedoch fortgesetzt. Die KK. 1 biS 4 des LehenSgesetzeutwurfe» werden mit unerheblichen Amendements bei Z. 1, 2 und 4 angenommen. Ziblikiewicz constatirte, daß es dem Abgeordneten Mogielaicki gestattet wurde, läutere Zeit gegen Bemerkungen, die er (Zidlikie- wrcz) in der Generaldebatte vorgebracht, zu sprechen, während ihm selbst dieses früher verweigert wor den war. Obgleich ihm der Präsident nun dat Wort gab, verließ Ziblikiewicz ebenfalls deu Saal- *) W ederholt, wett nicht in allen Sremplarrn der letzten Rumnnr d. Bl- enthalten. Wien, Freitag, 2K. Juli. (Tel. d. Bob.) Da» Abendblatt de» „Wanderer" meldet, die Commis sion de» ungarischen Landtags zur Lorberathung de» kaiserlichen Rescript» habe beschlossen, Deak mit der Abfassung einer Antwort auf da» Re script zu betrauen. Neapel, Donnerstag, 25. Jvli. Das Bour- bonischr Centralcomit« ist entdeckt worden. Fürst Montemelitto wurde verhaftet. ES geht da» Ge rücht, daß auch der Herzog von Popoli (?) und andere Notabrln compromittirt seien. 'Wien, Sonnabend, 27. Juli. In heutiger Sitzung deS Abgeordnetenhauses waren die Polen und Tschechen wieder anwesend. Swolka erklärt daS gestrige Verhalten seiner Partei, legt Verwahrung gegen die Art und Weise ein, wie gestern vom Prä sidenten gegen die Abgeordneten vorgegangen und hofft, daß künftighin Zurechtweisungen nur inner halb der Grenze der Geschäftsordnung erfolgen wür den. Claudi tritt namrn» der Tschechen dieser Ver wahrung bei. Präsident vr. Hein ist sich bewußt, die GeschLftSordnungS^renzen nicht überschritten zu haben. Rechbauer erinnert an die noch unbe antwortete Interpellation in Betreff Kurbessrn». New-Aork, 17. Juli. General Maclellan berichtet, die Niederlage, welche er den Separa tisten in Westvirginirn beigebracht, sei eine voll ständige. (Vgl. unier „Ta^rSaefchichte".) Im Repräsentantenhaus« beantragte Summer die Abschaffung der Sklaverei durch Entschädi gung der Sclavenbefitzer. Der Congreß wird heute vertagt. Dresden, 27. Juli. Der „Moniteur" Hai dc- der „Patrie" wegen ihre» ArtikclS über die Annexion Sardiniens eriheiiten Verweises nun ebenfalls gedacht und der „Konstitutiv ri nnet" bringt einen von Grandzuillot gezeichneten Artikel, der die Bestimmung zu haben scheint, jenem „Mitgctheilt" als Kommentar zu dienen. Es wird in diesem Artikel sehr lebhaft gegen jeden Gedanken, Sardinien annccliren zu wollen, protestrrt, dabei aber zugleich Lord Ruff ll aufs Heftigste angegriffen, der in alle Geheimnisse ern- geweiht, dies recht gut wisse, d; nnoch aber, ehe er in da» Ddmhpu» eintrttr, »och diesen letzten Weihrauch auf dem Altar der Popularität habe verbrennen wollen. Es heißt unter Andern»: „Hoffen wir, daß der neue Pair sich dieser unnützen Großsprechereien und Luflhicbe enthält. Die Pcovocationen eines enlanl terribls werden, d«S möge er sich wohl merken, unser Land heutzutage ebenso stolz und unerschütterlich finden, als damals, wo wir gegen den Willen Englands uns Nizza und Savoyen annectirt haben. England prot.stirte damals, wie man sich erinnert, mit weit weniger Prahlerei gegen die voll zogene Thatsache. Wir wiederholen nochmals mit allem Nachdruck, Weder die kaiserliche Regierung, noch daS durch seine Kammern vertretene Frankreich, noch die öffentliche Meinung deS Landes, wie sie durch di: Presse vertreten wird, denken daran, dem Könige von Italien Sardinien als Opfer abzufordern, diese- so vorzuasweise italienische Land, das sich nur mit zerrissenem Herzen und nicht ohne Trauer vom Mutterlande trennen würde. Möge denn England seine B.sorgnisse verscheuchen und mögen seine Staatsmänner sich künftig enthalten, stets wieder gegen unS so ungerechte Anschuldigungen zu wiederholen: sie zerschellen an unsrer Verachtung, wenn sie nicht vor unlern ehrlichen Erklärungen zu Boden fallen." — Auch daS „PayS" enthält einen Artikel gegen Lord John Ruffell. Es macht dem englischen Staaismanne Zweierlei zum Vorwurfe: einmal, daß er die „kindische Interpellation Kinglake'S für Ernst genommen und darauf ernsthaft ge antwortet"; sodann, daß er gerade so gcthan habe, als wäre von der französischen Regierung niemals die ganz bestimmte Erklärung abgegeben worden, alle üble Nach rede wegen Sardinien» sei Verleumdung. Wenn Herr Thouvenel da- nicht Ein Mal, sondern mehrere Male erklärt habe, warum ignorire daS Lord John Russell? „Wir leben, Gott sei Dank, nicht mehr in der Zett, wo rin Gesandter Frankreichs, von England zurückk.hrrnd, zur Deputiitenkammer sagen konnte: „Ich habe gesprochen, aber man hat mir nicht geglaubt." Wenn die französische Regierung heute spricht, muß man ihr glauben. Wenn man den Versicherungen, welche sie giebt, kein Vertrauen schenken müßt«, würde sie dieselben nicht geben." — Die Sache ruht indcß nicht in der französischen Press« durch di« osficrrllen Zurückweisungen. Blätter von ähnlicher Stellung wie der „Konstrtutionnel", plaidirrn fortwäh rend offen für die Annexion Sardinien». So enthält die „Revue contemporaine" folgende Sätze: „Wir hatten gehofft, eines Tage- die Insel Sardinien zu be sitzen, welche «ine so nützliche Verbindung mit Algier Wäre, welche unS gutes Schiffsbauholz und Häfen für unsre Schiffe bieten würde. Die Insel Sardinien ist die Fortsetzung Korsikas. Sie ist mehr französisch al- italienisch; die Bevölkerung liebt dort Frankreich und suhlt, daß ihr Glück mit ihm verbunden ist; für die An nexion würde dort mit Enthusiasmus gestimmt werden, wenn gezwungen oder zufällig die Insel von ihren Pflich ten gegen dir italienische Krone entbunden winde." Der Verfasser geht dann weiter und erinnert die Italiener, daß in unsrer Epoche wunderbare SchicksalSschläge statt gesunden hätten, und daß sie gut thälen, „sich trotz der Erklärungen Ricasoli'S mit dem Gedanken der möglichen Annexion Sardinien» an Frankreich vertiaut zu machen." — Die „Presse" nimnu Act von der durch Lord John Ruffell angezetgten Eiklärung Frankieichs, daß eS an die Annexion Sardiniens nicht denke, und sagt, Frankreich habe ganz recht, das Ding sei nicht der Mühe Werth. Aber, sagt die „Presse," „wir haben für unser Vater land höhere Absichten, größ.rn Ehrgeiz; wir haben die ernste Ueberzeugung, daß F ankcetch das Recht auf eine Weit b-deutender« territoriale Vergrößerung hat. Trotz der Hoffnungen, welche der RegierungSanttitt de- Sul tan» A- dul Aziz rege gemacht hat, glauben wir, daß die türkische Macht sich aus dem europäischen Boden nicht halten wird. Dir Biuchtheile dieses Reiche», die Donau provinzen, die deutschen Siaaten bilden die natüilichcn Elemente neuer Staaten, w lche nur mit bedeutenden Veränderungen der deutschen Großmächte zu Stande kom men werden. Diese große Theilungkarbcit kann nur mit der Zustimmung Europas und durch di« Initiative Frank reich» und England» auSgrführt werden. Wenn F> ank- reich an der Bildung neuer Staaten Antheil nimmt, wenn es die Vergrößerung der alten gestattet, so muß eS nicht allein die Ausdehnung seiner jetzigen Grenzen, sondern auch die territoriale Conformation beansp.uchen, welche die Natur in der geographischen Zeichnung Eu ropas angegeben hat." Tagesgtschichte. Dresden, 27. Juli. Die Erste Kammer bewilligte heute das für die Forstakademie in Tharand ge stellte Postulat und berieth über mehrere Petitionen und Beschwerden, u. A. über eine Petition deS Apotheken- bcsitzerS B.yer in Chemnitz, welche sie sämmtlich auf sich beruhen zu lassen beschloß. — Die Zweite Kammer erledigte heute die Dif ferenzen beim Gesetzentwürfe wegen Abkürzungen des bürgerlichen ProceßverfahrenS durch Beitritt zu den Beschlüssen der Ersten Kammer. UebrigenS wurde die Sitzung mit PetitionSberathungen auSgesüllt. Man beschloß da'oei in Uebereinstimmung mit der Ersten Kammer, die Beschwerde der Stadt Sebnitz wegen des dem Adv. ZieSlrr als Stadtrichtcr sortzugewährenden Ge haltes der Slaatsregierung zu geeigneter Berücksichtigung zu empfehlen, eine P tilivn um ein neues Straßenbau gesetz derselben zur Erwägung zu übergeben, wegen einer um Einführung breitrrer Wagenspur auf einen bereit» gestellten Antrag zu verweisen, die Petition der Buch druckerinnung zu Leipzig um Aufhebung dc» BundeS- preßgesetzeS theilS als durch den Antrag beim Gewerbe gesetz erledigt zu betrachten, theilS wegen Zeitmangel bei- zulcgen, eine um Beseitigung der Eschen von einer Chaussee unter der Voraussetzung, daß man dieselbe wo thunlich mit Obstbäumrn bepflanzen werde, eine Anzahl anderer Eingaben pure auf sich beruhen zu lassen. — Wien, 25. Juli. In der heutigen Sitzung dc» Abgeorduetenhause» b.anlworteie der Justizmrnist.r die Interpellation de» Abg. Kuianda und Genoffen, be züglich de» bereit» angrkündigten Entwurf- eine» neuen Preßgesetzr» dahin, daß der Entwurf bereits vollendet sei, daß er nur einer form llen Revision, die in kürzester Zeit erledigt sein werde, noch unterliege, und daß dem nach da» Justizministerium baldigst ,n der Lage sein werde, denselben auf die Tafel deS HauseS zu legen. (Bravo links.) — Es wird nun die Verhandlung der Regierungsvorlage über die Auflösung dr-LehenS- verbandeS wieder ausgenommen. Nachdem in der letz ten Sitzung die Generaldebatte als geschlossen erklärt worden, erhalten noch die Referenten der Majorität und Mrnorität da» Wort. Abg. Prazok sprach für den Mi norität»-, Abg. Prof. Brinz für den Majorität-antrag dc» Ausschüsse». Letzterer sagte dabei u. A.: „Man hat sich auf die pragmatische Eanction 'berufen und gesagt, nach derselbe« könne Böhmen seinerzeit wieder einmal «inen eigenen, selbstg»wähtten Herrn haben, deSyalb müssen wir sorgen, ihm seine Lehen, seine Gerechtlame zu erhalten. Sie sehen, man sorgt zärtirch für einen andern künftigen König von Bödmen, man ist Post.ri- tätScurator für «in künftige» königliches Gescht.cht. Man versichert zwar zugleich den unauslöschlichen Wunsch, im mer bei Oesterreich zu bleiben. ... M ine H.rren, mir ist, offen gesprochen, in einer und derselben Biust eine innige Anhänglichkeit an Oesterreichs Giöße und Einig keit nicht veretnbarlich mit dem G.danken und der Fü>- sorge für die Zeiten, wo man nicht mehr bet Oesterreich sein Wird. Es ist da» eine Skepsis, die D n, weicher sie länger treibt, ausrribt und Diejenigen, die »hr anhängen, mit ihm. In der Länge läßt sich eine solche doppelte Buchhaltung nicht treiben." Prof. Brinz fei rle heute einen pailamentarischen Triumph in der wahren Bedeu tung de» Worte»; «in Sturm von Beifall, wie er noch kaum einem Redner zu Theil wurde, be.,leitete ihn, als er die Tribüne verließ, und seine Parteigenossen dräng ten sich an ihn heran, um ihn zu beglück vünschcn. Nach der mit stürmischen Beifall aufgrnommcnen Rede de» Abg. Brinz verlangten dir Minister Lafser und Plener da» Wort, woraus die Sitzung auf 10 Minuten unterbrochen wurde. Später erklärte Minister Lasser in seinem und in v. Plener'» Namen, daß, nachdem die Rede Brinz's eine so erschöpfende Beleuchtung der Regierungsvorlage und Widerlegung der Argumente der Gegner enthalte, sie auf daS angesprocheae Wort verzichteten. Bevor zur Spe cialdebatte übergegangen wird, kommen noch zwei An träge zur Abstimmung, weil sie, wenn sie angenommen sind, jede Sprcialdebatte überflüssig machen. Es sind die» die Anträge deS Grafen Klam und de» MinoritLtSauS- schuffe». Nachdem beide Anträge von der Rechten unter stützt werden, wird zur Abstimmung geschritten, und zwar zuerst über den Antrag de» Grafen Clam. Dir Abstim mung erfolgt auf Antrag deS Or. PrachenSky namentlich. Der Antrag deS Grafen Clam lautet: „DaS hohe Hau» wolle beschließen: Der Gegenstand de» vorliegenden Ge setzentwurfs wird al» nicht zur Sompetenz des engrrn Reichs,athc» gehörig erklärt." Der Antrag wird mit 122 gegen 37 Glimmen abgelehnt. E» wird nun zur Abstimmung deS Minorttätsantrages geschritten. Dieser lautet: „DaS hohe Hau» wolle an Stelle der Regierungs vorlage folgendes Gesetz, giltig für die in der Regie rungsvorlage genannten Länder, beschließen und der wei tern verfassungsmäßigen Behandlung unterziehen: Die Eilaffung gesetzlicher Bestimmungen wegen Auslösung deS LehenSverbandr» in den einzelnen Königreichen und Län dern wird als LandeSangclrgenheit erklärt." Auch dieser Antrag, bei welchem die gewöhnliche Abstimmung statt findet, bleibt in der Minorität. Blo» dre Rechte erhebt sich für denselben. — Morgen wird die Gpecialberathung fortgesetzt. Feuilleton. Maria. Bon Ernst Freiherr« v. Pibra.*) (Fortsetzung au« Rr. 17L.) E- war bereit» der vierte Tag, nachdem Enrico Marien verlassen hatte, und sie hatte täglich alle freie Zeit damit zugebracht, von jener Laube auS hinab in da» Land zu spähen, weil sie hoffte, vielleicht die von der Elabt auSrückenden Truppen zu erblicken, wohl auch, weil sie Enrico dort wußte. An jenem Tage aber blieb sie noch länger al» ge wöhnlich auf ihnm Posten. Die Sonne war bereit» gesunken und der Mond warf zitternde Streiflichter über die ticf unten liegende Landschaft. In einer dunkeln Thalschlucht wurde ein Feuer sichtbar, wohl von Hirten entzündet, aber diese Mensche« Warrn sicher drei Stunden entfernt. Maria war ganz allein. Wre allabendlich zog ein schwacher Ostwind, von den Bergen kommend, thal- abwärt» und flüsterte mit den Cypreffen; er erzählte Ihnen vom ewigen Schnee, über den er heute geflogen, «nd von dem glühenden Kusse der Feurrbrrge, dem er entflohen sei, um mit den Wolken zu tändeln, und die ernsten Cypreffen hörten, wie e» schien, da» leichtfertige Geschwätz dennoch gern, denn sie neigten die dunkeln Häupter leise rauschend zusammen und wiederholten sich, wa« ihr Freund gesprochen, und priesen ihn glücklich, weil er dahin ziehen könne über Berg und Thal, wäh rend sie an die Stelle gebunden seien. Dann winkten sie dem Scheidenden einen letzten > Gruß und entschliefen. Noch ertönte au» der Thal- I *) >u« „Erinnerungen «»«Vtdamerika". keipzig, H. Sosteavble. I (Mit desvn derer Erlaabniß Sei wert eg er« abgedruckt.) schlucht da» heisere Bellen eine» Cordillera-Fuchs.S. Dann war Alle» still. Maria verstand die Sprache der Bäume, aber sie hörte heute nur halb und unbewußt ihr Flüstern. Selbst die Strlle fühlte sie nicht und die Einsamkeit. Sie blickte nur in die Ebene, und wußte kaum, wa» um sie vorging. Da! wa» war da»? Ein Aufblitzen in der Ebene, rin Funkeln. Jetzt wieder! Hierauf glaubte sie auf der weißen breiten Landstraße einen langen, dunk.la, schlangen artigen Streifen zu bemerken. Dann sah sie, daß der dunkle Streifen sich fortbewegte, wenn auch langsam, doch er sichtlich, und in der Richtung nach der Cordillcra zu. Noch einige Mal jene» Funkeln, dann verschwand All » im Schalten der Berge. E» war die» nicht» Andere» al» die Truppe des Don Manuel, welche von Santjago aus nach der Eor- drllera zog. DaS Helle Mondlicht hatte hier und da sich auf einem Bayonnete gespiegelt, da» hatte Maria zuerst auf da» kleine Herr aufmerksam gemacht. Aber bet diesem Heere befand sich Enrico. Maiia seufzte tief auf, und al« Nichts mehr von der Truppe zu sehen war, ging sie still in» Hau» und suchte ihr einsame» Lager. De» andern Morgen» erkletterte sie die rothen Felsen hinter ihrem Haus«, in der Hoffnung, vielleicht in irgend einer Schlucht oder auf einem Bergkrmmc die Soldaten erblicken zu können, aber sie sah Nicht». Nach der Ebene zu blickte sie nicht mehr. Er war nicht mehr dort. DeS Tage» über besorgte sie ruhig ihr« häuslichen Geschäfte. Al» sie aber kurz vor der scheidenden Sonne einig« Augenblicke in der Laube weilte, flog ein leise» Lächeln über ihr« Züge. Eie hatte sich darüber ertappt, indem sie dennoch nach Santjago geblickt. Sie schalt sich, scherzend mit sich selbst, eine GcwohnhcitS- Sünderin. Aber war c» ein Traum oder eine Ahnung, als sie dc» Nacht» von ihrem Lager au» plötzlich in eine vom Mondlichte beleuchtete wilde Landschaft blickte? Planlos übereinander geworfene schwarze Felsblöckc, auf blendend Weißer, schneeiger Fläche, und diese so weit ausgedehnt, al» da» Auge reichte, traurig, öde, trostlos, selbst nicht erheitert durch die glänzenden Sterne und das tiesdunkel- blaue HimmclSg« wölbe, welche» die einzige Grenze dieser menschenleeren Wildniß schien. Aber ihr war eS, al» schritte sie leichten Fußes schwebend fort, über Schnee und Gesteine, Etwa» suchend, wa» sie blo» ahnte, aber nicht wußte. Da, plötzlich vor ihr austaucheud, stand Enrico, hager, mit eingefallenen Wangen und todtenbleich; der starke Mann ihrer Liebe, der sie geschützt gegen Unbill und Schmach, stand vor ihr und hob flehend dicIArme auf zu ihr, al« sei sie da» einzige Wesen, waS au»halten Würde bei ihm, t estend, helfend, rettend. Dann war Alles verschwunden. Sie sah den Mond durch da» geöffnete Fenster blinken, sie wußte, daß sie in ihrem Hause auf ihrem Lager ruhte, aber sie lag wie gelähmt, sie konnte sich nicht bcwegen. Dan« vergingen auch diese Augenblicke und ihr Bewußtsein schwand. AlS sie indessen de» Morgens erwacht war, schien sie sich klar bewußt zu sein, wa» sie thun müsse. Sie gab den wenigen Thieren ihre» kleinen Haushalte» reichliche», Wohl für mehrere Tage hinreichende» Futter. Dann packte sie in die Satteltasche ihre» Manne» Nahrungs mittel, so viel sie ohne Beschwerde tragen konnte, fügte noch eine kleine Wollendecke bei »nd verließ also ausge rüstet da» Haus. So viel ihr bekannt war, ging Da», wa- man die Straße über die Cordtllera nannte, südlich von ihrer Wohnung über die Berge. Sie schlug also diese Richtung rin, sie kletterte durch Schluchten, sie bestieg Bergeshöhen, sic watete durch Ge birgsbäche. Endlich hörten dir Bäume auf, ihr dann und wann Schatten zu geben, dafür aber legten sich Flechten und Moose unter ihre Sohlen, um sie gegen da» scharfe vulkanische Gestein zu schützen; als auch diese ihr nicht folgen konnten, kühlte ihr alter Freund, der Ostwind, ihre erhitzten Wangen. Sie nahm Alle- dankbar an und murrte nicht über daS Aufhörcn dieser Liebesgaben. Aber sie schritt höher und weiter. Sie hatte nur einen Gedanken: Enrico! (Fortsetzung folgt.) -f Die französische Gclehrtenwelt ist nach den Gutz- kow'schen „Unterhaltungen am häuslichen Herd", denen wir folgende Notizen entnehmen, wieder einmal von einer tragikomischen Calamität heimgesucht worden. Vor einiger Zett erschien nämlich bet dem Buchhändler Gide in Pari» ein prachtvoll auSgestattetc» Werk in groß Oktav mit mehr al- 200 Kupfertafcln unter dem Titel „ölanuscrit piclogrupiiique smörieain, preeöcke ck'une notice »ur l'ickeogrnpkie äes kiouxes, par km vomenecb. Ouvrag« publie 8ou» les »uipioe» cke >l. le minislre ä'clat et cle la mairon 6e I'kmpcreur". Die k. Bibliothek z» Berlin ließ sich ein Exemplar diese» „Buche» der Wil den" kommen. Und wa» ist nun diese» auf StaatSkost-n herau-grgebcne Prachtwerk? DaS Krttzelheft oder Schmier buch eine» deutschen Eolonistenkinde», da» in Hiero glyphen, wie wir sie auch an Mauern und Zäunen er blicken, seine Umgebungen und seine Auffassung derselben, so gut e» kann, abconterfeit und im verständigen Gefühle deS Unzureichenden seiner Eontouren dieselben durch plumpe u»d lakonisch« Ja- und Umschriften zu erläutern
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