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Dresdner Journal : 28.12.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186112289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-12
- Tag1861-12-28
- Monat1861-12
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 28.12.1861
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Sounabkud, deu 28 December 1861 M301 Vres-nerIomml Vnantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Hrraurgeder: Ikölli^I. Lrpoäitioi» äei Lrextner 1oan»«U» vr«»ä«u, Ur. 7. rrschrt»«»: 7'äxliek, mit ^ri5ll»kwe ck«r 8ooo aoä keiort»^«, kUr ä«Q kolxooäoi» raseraienannahme auswiirt«: r»tx»tL' k'». Ui»i»viir«rr»», 6villwi»»i»iii»r Oresäoer 3onrn»l»; «deoä«»«Ib,t: N. Llloo» t Vo<n.r»; >«rli»: O»uriv»'»ct>« ttuovk., Lure»u; Lr«w«o: L. 8c»^orr«; kr»QLki»rt ». IL: 1^»on»'»cd«! öucdditiiäluox; LdU»^ ^ovr.» k»ri>: v. Uüwrnriir.» (28, ru« äe» dou, eok»i>»); kr»U^ 1». L»ill.lc» » vuel>d»oälull^. 2U>o»lllmr>t,prrift: litlieliok: d ?I>Ir. 10 Uxr. io t»ed»«o. > Iw ^i-Uirl.: 1 ,, 10 „ „ ,, ttritt kvit- »i-ä Üoo»<U<!k io vr«,ä»o: 15 Uxr. s 8tewpelru Liureio« Uuwmsro: 1 Uxr. ' 1 »cbl»x Muro. »nferatrnprrisr: kür ä«o R»aw eiosr x<-»p»It«o«o L«ile: 1 Uxr. Notor „tlioxooouät" üi« Lioil«! 2 Uxr. Ämtlicher Theil. Verordnung, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend. Der durch fortlaufende amtliche Mittheilungen consta- ttrte dermalige Stand der Rinderpest im Königreiche Böhmen giebt zwar zur Zeit nicht der Besorgniß Raum, daß sich die Seuche gleich verheerend, wie in den Jahren 1859 und 1860 au-breiten werde, vielmehr ist in Folge der, Seiten der K. K. Statlhalterei getroffenen Maß regün zu erwarten, daß e» gelingen werde, dir Seuche in kürzerer Aest völlig zu tilgen. In Betracht jedoch, daß der Scuchrngang noch nicht gehemmt, sondern, wenn auch nur langsam und weniger intensiv, noch im Fort schreiten begriffen ist, findet sich daS Ministerium deS Innern, nach zuvor von der Commission für das Beter i- nLrwrsen erfordertem Gutachten, bewogen, hiermit zum Schutze gegen daS Eindringen der Rinderpest fernerweit Folgendes zu verordnen: 1) In Bezug auf die Ein- und Durchfuhr ungari- . scher Schweine hat es bei dem zu verbleiben, was hierüber in den Verordnungen vom 23. vorigen und 4. dieses Monat» bereit» bestimmt worden ist. 2) Das in der Verordnung vom 7. vorigen MonatS gegen daS Einbringen ungarischer Rinder, sowie gegen die Einfuhr frischer Häute aus den K. K. »streich,scheu Staaten enthaltene Verbot bleibt in K.aft und wird hiermit auf alle Arten Steppenrindviehes (podolische, galizische und ungarische Rinder) ausgedehnt. AlS frische Häute haben alle Arten roher Häute zu gelten, wenn sie nicht vollständig lufttrocken — mit Ausschluß von bloS gefrornen — oder auf beiden Seiten gekalkt sind. 3) die Einführung von anderem Rindvieh aus Böh men und den übrigen K. K. östreichischcn Staaten ist unter der Voraussetzung gestattet, daß ») daS Vieh mit genauen, die einzelnen Viehstücke nach Zahl, Geschlecht und Farbe bezeichnenden Ursprungs- und Gesundheits-Attesten versehen, sowie daß d) in diesen Attesten amtlich bescheinigt ist, daß daS betreffende Vieh aus bisher seuchensrei gebliebenen Kreisen kommt und sich daselbst in den Händen deS letzten Besitzer» mindestens schon seit drei Mo naten befunden hat, endlich daß e) diese Atteste von der betreffenden K. K. Kreisbehörde begknnbigt find. . . 4) Vieh, welche» mit solchen Attesten uicht versehen ist, fällt unter das oben »ud 2 gedachte Verbot. 5) Auf Contraventionen gegen diese Anordnungen finden die Strafbestimmungen 8- 3 der Allerhöchsten Verordnung die Rinderpest betreffend, vom 16. Januar 1860 Anwendung. Die unnachsichtliche Handhabung und Überwachung obiger Bestimmungen wird den betreffenden Polizeibehör den und deren Organen, den Gensdarmcn, sowie ein tretenden Falls auch den Bezirk»- und anderen Thier ärzten zur Pflicht gemacht. Sämmtliche in den Regierungsbezirken Dresden, Zwickau und Budissin erscheinende Zeitschriften der 8- 2l deS Preßgesetzes vom 14. März 1851 gedachten Art ha ben gegenwärtige Verordnung sofort in ihren Blättern abzudrucken. Dresden, den 19. December 1861. Ministerium des Innern. Ar-r. v. Beust. Dresden, 20. December. Se. König!. Majestät haben dem Pfarrer Michael Möhn zu Hochkirch das Ritter kreuz deS AlbrrchtordenS zn verleihen geruht. Nichtamtlicher TIM. Ueberficht. relegrnphische Nachrichten. Zeitungtschau. (Donau-Zeitung.) Lagesgeschichte. Dresden: Etscnbahnconferenz. — Wien: Staathalterei in Lemberg aufgehoben. Unga rischer Vicekanzler. Einweihung der evangelischen Gar« uisonkirche. — Pesth: Rccrutirung. — Bregenz: Protestantischer Kirchenbau. — Berlin: Landtagsvor arbeiten. Gesandtschaftsposten. Wahläußerungen des König». — Stuttgart: Schluß deS Landtag». — Oldenburg: Serstaatenverhandlungen über daö deut sche Handelegesetzgrbuch. — Kodurg: TrauergotteS- dicnst. Medicinalcrdnung. — Altenburg: Land schaft vertagt. EteucrauSschreiben. — Frankfurt a. M.: BundeScommandantur. VerfassungSdifferenzen. Pari»: Verwarnung de» „Journal de» Debat»". Der König von Madagaskar will katholisch werden. Wachsthum der Stadt Paris. — Brüssel: Franzö sisches Geschwader vor New-Nork zu§concentriren. — Turin: „Opinione" über die Mtnisterkrise. Ponza di San Martino. DaS Budget. — London: Bei setzung der Ueberreste deS Prinzen Albert. AeitungS- stimmen. — Malta: Mordansall auf den Redakteur deS „Portefoglio Maltese." — St. Petersburg: Graf Bludoff'S Rücktritt. — Warschau: Dementi. Neue Polizeirinrichtung. Gesetzentwürfe. Ucbersied- lungsvoischriften. — Bukarest: UnionSfrier. Ernennungen und Versetzungen rc. Telegraphische Nachrichten. Hannover, Freitag, 27. December. Die Ständrversammlung ist zum 21. Januar einbe rufen. Lissabon, Donnerstag, 26. December, Nach mittag» 5 Uhr. Der Jnfant Joao (Herzog von Beja) ist schwer erkrankt. Gestern fand eine un bedeutende Emcnte ohne weitere Folgen statt, bei der jedoch der k. Intendant del Ponte leicht ver wundet wurde. London, Donnerstag, 26. December, Morgen». Nach hier eingeaangenen Nachrichten au» New- Uork vom 14. December legen dir dortigen Jour-, nale in die aus Europa eingegangenen Nachrich ten den Sinn, daß der Friede mit England nicht gestört werden würde. Der „New - Port Hrrald" meint, der Krieg würde für England ein verderb licher sein. Der Präsident Lincoln hat sich ge weigert, die über die europäische Intervention in Mexico geführte Torrrfpondenz dem Eongreffe vor-* zulegen. — Einem Gerüchte nach hätte in Char leston ein großer Brand stattgefunden, den Mord brenner angelegt hätten. In Kentucki steht eine Schlacht bevor. Dresden 27. December. Uebcr die Lage in Italien berichtet die „Donau- Zeitung." Nicht nur die Sonne, sondern auch Grribaldi'S Siern muß sich zeitweilige Verfinsterungen gefallen lassen. Die letzteren dürften sogar, nach den jüngsten Vor gängen zu urtheilcn, einen ziemlich nachhaltigen Cha rakter annehmcn. Das Genueser Comitato-di-Provcdi- mento, ein von Garibaldi inS Leben gerufener, consti- tuirter und organisirtcr Comitö, hat seine Autorität ge schmälert und ihn sogar vcrläugnct, nachdem die Majo rität desselben sich gewissermaßen von ihm loSgcsagt hatte. Man hat ihm wohl nicht den Titel eines Ehrenpräsidenten entzogen, wohl aber sich dahin entschieden, daß die Ver sammlung auch ohne ihn und eventuell auch gegen ihn Beschlüsse fassen könne. Ein zweites Ereigniß, das große Sensation in den politischen Cirkeln Turins macht, ist der Rücktritt Ratazzr'S vom Präsidium der zweiten Kam mer; mit diesem Rücktritt hat er sich losgesagt von der Majorität, die ihn auf den Präsidentenstuhl erhoben und mit der er noch vor wenigen Tagen die motivirte Tages ordnung über die römische und neapolitanische Frage votirt hat. Forscht man nun nach den Ursachen dieser beiden, einen GährungSzustand in den piemontcsischen Verhältnissen bekundenden Vorgänge, so scheint eS die Partei der revolutionären Action Garibaldi übel zu nehmen, weil er Victor Emanucl'S Königtum mit den Schicksalen Italien» nach ihrer Ansicht allzu innig ver knüpft. WaS Herr»» Ratazzi betrifft, so hat er keinen Grund zur Unzufriedenheit mit den Parteiführern im Parlament«; er sieht aber, daß das gegenwärtige Cabinet in sieb zusammensinkt, daß die parlamentarischen Frak tionen aus den Fugen gehen, und daß daher eine Krisis bcvorsteht. Angesicht» derselben will er freie Hand haben, um jede ihm beliebige Rolle eventuell durchführen zu können. Schon wird vielfach von der Bildung eines neuen Cabinet» gesprochen, und es verdient, bemerkt zu werden, daß die vorerwähnten zwei Ereignisse gerade in dem Augenblicke eingetroffen sind, in welchem die pie- montesische Regierung sich die Vertagung der römischen r Frage gefallen lassen mußte, der Präsident deS Minister rath» den Vorgängen in Bologna gegenüber zu dem Gc ständnisse genöthigl war, daß die öffentliche Sicherheit Viele» zu wünschen übrig lasse, brandmarkende Anschul- diguugcn gegen hochgestellte Beamte erhoben wurden, die Kammer nicht in Abrede stellen konnte, daß da» Brief- geheimniß verletzt worden war, ein riesengroßes Deficit sein Medusenhaupt erhebt und entweder eine drückende Steucrerhöhung oder binnen Kurzem die Auflage eine» neuen Anlchens nothwendig wird. Daß schließlich Herr Ratazzi auf vielfaches Andrängen seine Demission für den Mvnrent zurückgenommcn hat und noch eine Weile vom Präsidcntenstuhl au« die Kammer dirigircn wird, bi» ihm das »«gestrebte Portefeuille des Premier» gewis sermaßen von selbst in die Hände fällt, ändert an der Sache Nichts und verleibt ihr um so mehr den Charakter einer Tragikomödie- TlMsgeschichte. Dresden, 26. December. Der „Bote aus dem Voigt- lande" bringt in einem Ertrablatt Nachricht über eine am 20. dsS. Mts. in Hof abgchaltene Eiscnbahncon- ferenz, an welcher auch die k. sächsische Regierung sich durch einen Beauftragten bcthciligt hatte. Diese Nach richt ist in einigen wesentlichen Punkten ungenau; ins besondere ist übcr die Linie der zn bauenden Eisenbahn innerhalb des Voigtlandcs und den Punkt des An schlusses derselben an die sächsisch bayersche StaatSciscn- bahn in jener Konferenz weder die von dem „B. a. d. V." angegebene, noch irgend eine andere Bestimmung getrof fen worden. Die definitive Feststellung dieser Linie — Welche V0G her letzten Ständevcpsammlung bekanntlich der Regierung überlasten Worten ist — wird vielmehr, nach dem die Ergebnisse der feit Schluß deS Landtag» fort gesetzten specicllen Terrainuntcrsuchungcn und Vermes sungen nunmehr vorliegen, demnächst erst erfolgen. Rich tig ist es dagegen allerdings, daß daS Resultat der Con- ferenz am 20. d. M. ein für die Verbindung der baycr'- schen Ostbahncn mit einem Punkte der sächsisch - bayri schen Staatseiscnbahn im Voigtlande auf dem kürze sten Wege im Allgemeinen sehr günstiges gewesen ist. Wien, 25. December. Die heutige „Wiener Ztg." enthält einen amtlichen Erlaß, durch welchen die Statt- halterci in Lemberg wieder aufgehoben und für das Königreich Galizien und Krakau die oberste politische und administrative Leitung des gesammtcn Königreiches in den Händen eines in Lemberg restdtrenden General gouverneurs vereinigt wird, diesem aber, zur Erleich terung und Beschleunigung des Verwaltungsdienstes im Interesse der Bevölkerung, zwei von einander unabhän gige politische Landesbehörden in Lemberg und in Kra kau unterstellt werden. Der Statthalterrirath in Lem berg, August Ritter v. Merkt, ist zum Hofcath u. einst weiligen Leiter der in Krakau zu errichtenden Statthal- tcreicommission ernannt worden. — Wie die „W. A." ferner meldet, hat Se. Majestät unterm 20. December den ersten Prästdcnten-Stcllvertrc- ter der k. ungarischen Statthalterei, Ladislaus v. Ka- rolyi, zum ungarischen Hofvicekanzler ernannt. — (C. Oest. Z.) Die feierliche Einweihung der hiesigen evangelischen Garnison kirchc hat am 22. December stattgefunden. Schon vor 10 Uhr war die Kirche von einer zahlreichen, dem Civil und Militär angehörigen Zuhörerschaft in allen ihrcn Thcilen dicht beseht. Vor dem Altar, im vorder» Schiff der Kirch«, hatten die Militär» und Civilautorttäten Platz genom men. Wir bemerkten daselbst den KrirgSminister Gra fen Degenfeld nebst seinen College«, die Herren v. Schmer ling und v. Plener, ferner den Prinzen von Wasa, den Prinzen von Baden, den Prinzen Nikolaus Wilhelm von Württemberg. Dir Generalität war durch die Generale Schiller, Schmerling, Roßbachcr, Hayn, RcSniczek, Schwarz u. m. A. vertreten. Auch der Stab der hier in Wien garnisonirenden Regimenter und ein großer Theil ihrer Oberoffiziere hatte sich eingrfunden. Ferner wohnten von allen Truppenkörpern die der protestantischen Kirche an gehörigen Mitglieder der Feier bei. Die Residenzstadt Wien entsendete ihren Bürgermeister l)r. Zelinka und der evangelische Oberktrchrnrath seinen Präsidenten, Herrn Hofrath Zimmermann. Der kirchliche Act selbst wurde von dem Herrn Superintendenten hclv. Confesston, Gott fried Franz, der die Einweihung vornahm, von dem hie sigen Garnisonprediger Szeberinyi, der die Predigt hielt, und von dem Herrn Obrrkirchenrath Andreas-Gumesch, der da» Schlußgebrt sprach, begangen. Einen ergreifen den Eindruck machte e», als Herr Prediger Szeberinyi, nachdem er seine in deutscher Sprache gehaltene Predigt geschlossen hatte, an die versammelten magyarischen und slawischen Krieger Ansprachen in ihrer Muttersprache hielt. Pesth, 24. December. (Pr.) Heute erfolgte die Aus schreibung der Rccrutirung, welche mit 1- März 1862 beginnen wird. Ungarn stellt 25,642 Mann. Bregenz, 20. December. (O. P.) Nach länger» Ver handlungen wegen Ausführung deS Baues einer pro testantischen Kirchc in hiesiger Stadt traf in diesen Tagen von höchster Stelle die Genehmigung ein; mit dem Baue de- ersten protestantischen Gotteshauses in hiesigem Grenzgebiete wird demnächst begonnen werden. II. Berlin, 26. December. Es darf nun als fest stehend angesehen werden, daß das Gesetz über die Be fugnisse der Obcrrechnungskammcr in der ersten Session der nächsten, mit dem 14. Januar kommenden Jahre» be ginnenden Legislaturperiode des Landtages vorgelegt wer den wird. Da» Gesetz wird in seinen Hauptzügen nach den liberalen, durch die Verfassung vorgezeichnetca Prin- cipien abgcfaßt sein, für welche namentlich Herr v. Patow cingctrcten ist, während der Handelsminister v. d. Heydt sich einer Beschränkung jener Ansichten geneigt zeigte. Wegen Feststellung einzelner Punkte wird da» Gesetz noch in den Vesammtberathungen de» Etaattministcrium» discutirt und erst dann Sr. Majestät dem König vorge- lcgt werden. ES gewinnt übrigen» nicht den Anschein, als ob die Militärfrage erst bei den Budgrtberathun- gen zur Sprache kommen würde, man beabsichtigt im Gegcntheil, die betreffenden Vorlagen möglichst bald nach der Constituirung des Abgeordnetenhauses einzubringen, um so bald wie möglich zu einem äm »m zu gelangen; nach einer inzwischen ganz neuerlich im Ministerium de» Innern vorgenommcnen Berechnung der für daS Mini sterium zu erwartenden Stimmen ist die Annahme der Vorlagen mit ziemlicher Gewißheit zu erwarten. — Die Besetzung der Gesandtschaftsposten macht der Re gierung viel zu schaffen. Wie bereits gemeldet, will man den Posten in Paris nicht lange unerledigt lassen, gleichwohl fehlt es bis jetzt noch an einem geeigneten Candidatcn; Gerüchte designiren, aber Wohl mit Un grund, den Kammcrherrn Grafen Wilhelm Pourtalö», den Bruder deS verstorbenen Gesandten, zu dessen Nach folger. Größer« Anhalt hat eine andere, in sonst gut unterrichteten Kreisen verbreitete Version, wonach der Posten in Konstantinopel durch einen hohen Militär und zwar durch den General v. Willisen beseht werden soll; in diesem Falle soll der jetzige Oberhofmeister Graf Pückler zum Oberstallmeistcr an Stelle de» General» v. Willisen ersehen, und auch dem jetzigen Oberccrrmo- nicnmeister Grasen v. Stillfried eine höhere Stelle am Hofe zugedacht sein. Noch immer behält e» den An schein, als ob Freiherr v. Schleinitz nur vorübergehend den Posten deS k. HauSministerS verwalten würde; we nigstens spricht man in Hoskreisen jetzt wieder davon, daß der Minister in die diplomatische Laufbahn zurück« F e uillet o u. Zur Orchesterstimmung Die Frage nach einer bestimmten, nach rationellen Principien bemessenen und allgemein geltenden Orchester stimmung wird gegenwärtig so vielfach vcntilirt, daß wohl zu erwarten steht, sie werde sich in nicht zu langer Frist irgendwie entscheiden müssen. Dabei ist aber dringend zu wünschen, daß die endliche Feststellung der Stimmungshöhe allgemeine Giltigkeit erlangen möge und daß man nicht an einzelnen Orten, wie z. B. vor einigen Jahren in Pari» und, wie verlautet, auch in England, einseitig damit vorgehc. E» wird daher jedenfalls der Sache von Vortheil sein, wenn diese Frage vor der Ent scheidung öffentlich und so vielseitig al» möglich erörtert Wird. Einen Beitrag dazu mögen die folgenden Mit- theilungen liefern. Die allergrößte Wichtigkeit hat die Sacht für die Sänger. Di« Stimmung ist bekanntlich im Laufe der Zeit immer höher und höher geworden. Musikalische In strumente können folgen, aber die Stimme der Sänger nicht. Diese sind entweder nicht im Stande, frühere Kompositionen nach der gegenwärtigen Stimmung zu singen, oder sie gefährden ihre Stimme. An guten Stimmen haben wir aber keineswegs solchen Nebenfluß, daß wir so verschwenderisch damit umgehen dürften, da namentlich dir modernrn Komponisten ohnehin da» Ihrige thun, die Stimmen zu ruinirrn. Die allmähliche Erhöhung der Stimmung und die noch jetzt herrschende Unordnung und Ungleichheit darin hätte nicht rintreten können, wenn dir Höhe überall rin« genau bestimmte gewesen wäre. Da» war sie aber eben nirgend», da ja Niemand wußte, wie hoch die Stim mung eigentlich sein sollte. Wonach richtete sie sich eigentlich? Gewöhnlich nach der Orgel und den Blas instrumenten, und die Verfertiger derselben hatten also die Sache allein in Händen. Der Orgelbauer hatte blos die Vorschrift: Kammerton oder Chorion, welche aber noch viel Spielraum läßt. Im Interesse des Orgel bauers lag es, die Stimmung möglichst hoch zu halten, weil er dadurch viel Material ersparte. Daher ist die Stimmung der Orgeln eben selbst sehr verschieden, und daher auch der Mißbrauch mit dem Chortone. Oder irgendwer, gewöhnlich der Clarinettist oder Oboist, hatte eine Stimmgabel, nach der man sich richtete. Die Höhe derselben war eben, wie sie gerade war. War auch diese nicht da, so blieben die Blasinstrumente die einzige Richtschnur. Die Höhe der Blasinstrumente blieb aber eben auch nicht fest, sondern mußte, wie die Erfahrung lehrt, dem Treiben nach größerer Höhe folgen. Wenn man übrigens irgend einen der Genannten hätte fragen wollen: „Wie hoch ist eigentlich Eure Stimmung?" so würden sic um die Antwort sehr verlegen gewesen sein, ja diese Frage würde für sie wohl gar keinen bestimmten Sinn gehabt haben. Blasinstrumente, also auch Orgeln, sind in Bezug auf genaue Bestimmung der Tonhöhe sehr unzuverlässige Instrumente, da ihr Ton nach der Stärke de» Anblasen» sowie auch mit der Temperatur etwa» veränderlich ist. DaS einzige Mittel, die Höhe irgend eine» Tones genau und fest zu bestimmen, ist seine Schwingungszahl, ge wöhnlich für eine Sccunde berechnet. Aber erst in neuerer Zett hat man die Schwingungen eines Tone genau zählen gelernt, und selbst seit Chladni hat man die Methoden noch bedeutend verbrffert. DaS erste Mittel dazu bot die Länge eine» schwingenden Stabe» (Chladni) oder eine schwingende Saite am Monochord (Fischer). Mit beiden ist c» schwer, zu großer Genauig keit zu gelangen. Ein andere» Mittel bot die von Cagniard la Tour ersundene, von Sccbeck abgcänderte Sirene. Sir hat den Fehler, daß es schwer ist, einen bestimmten Ton derselben längere Zeit hindurch genau auf derselben Höhe zu erhalten. DaS sicherste Mittel bilden nach Scheibler'» Erfindung die Stöße (Schwebun gen) einer Reihe von Stimmgabeln. Namentlich ist die Stimmgabel, wenn erst einmal die Höhe irgend eines Tones genau bestimmt ist, ein unübertreffliches Mittel, verschiedene Töne damit aufS Genaueste zu vergleichen. Der Ton der Stimmgabel ist nur äußerst geringen Aenderungen unterworfen, und man kann durch sic mit Leichtigkeit nicht nur ganze, sondern auch Viertel- oder Achtelschwingungcn, ja selbst noch viel kleinere Differenzen auf da» Genaueste abzählen. DaS Gehör, selbst daS feinste, bleibt ein sehr unzuverlässiger Messer. E» wird von der Stimmgabel nicht nur bei Weitem übertroffen, ja eS wird durch diese daS seine Ton-Gehör sogar ganz entbehrlich gemacht. Wenn zwei Töne sich so nahe gleich sind, daß da» Ohr keinen Unterschied mehr hört, so giebt diesen immer noch die Stimmgabel genau an. Hört man noch einen sehr kleinen Unterschied, so kann daS Ohr ost nicht mehr entscheiden, welcher Ton der höhere oder der tiefere ist. Die Stimmgabel entscheidet das vollkommen sicher und wird überhaupt für diese Zwecke von keinem andern Mittel erreicht, noch viel weniger übertroffen. Daher gelten auch Scheibler'- Zahlcnangaben immer noch für die zuverlässigsten. Die im folgenden Verzeichnisse angeführte, in meinem Besitze befindliche Stimmgabel von 440 Schwmgungen rührt von Schcibler's Nachfolger selbst her, und die darauf folgenden Angaben sind die Resultate genauer Vergleichungen mit demselben. Wollte man heute mit diesen Mitteln die Stimmung aller Orchester und aller Orgeln untersuchen, so würde man ohne Zweifel finden, daß selten zwei derselben voll kommen übereinstimmen Glücklicherweise verträgt unser Ohr kleine Abweichungen bi» zu einer gewissen Größe, ohne sich davon beleidigt zu sühlen. («chius folgt.) 8. In der letzten diesjährigen Sitzung der natur wissenschaftlichen Gesellschaft „Isis" fand die Wahl der Mitglieder deS Direktorium» statt. E» wurden gewählt die Herren: Hofrath Prof. I'r. Reichenbach al» Borfitzender, Pros. Ur. Geinitz al» stellvertr. Vorsitzender, vr. Drechsler als Secrrtär, Schuldirertor Marquardt als stellvertreten der Secretär, Bankier Nawradt al» Cassirer, Schuldir. ClauS, Fiebiger und Buchhalter Clauß al- Bibliothekare und Vogel alS Konservator. Die „Isis" enthält mehr als 400, theilS im Jnlande, IheilS im AuSlande befind liche Mitglieder und zeigt eine rege wissenschaftliche Thätigkcit. In den wöchentlich gehaltenen Sitzungen werden von Fachmännern die neuesten Ergebnisse der Forschungen in den verschiedenen Gebieten der Wissen schaft mitqctheilt. Die Gesellschaft giebt auch eine natur wissenschaftliche Zeitung: „Sitzungsberichte der Isis", heraus, welche von dem Sekretär der Gesell schaft, Herrn 1)r. A. Drechsler, redigirt wird und bet Rud. Kuntzc erscheint. — In der Wahlversammlung hielt Herr Hofrath Or. Reichenbach einen Vortrag über die Gattung Oorvu«, und Herr Prosector Voigtländer sprach über da» Vorkommen von sogenannten Steinen in thierischen Körpern. 7.. Ttenographie. Die am 19. December abge haltene erweiterte Sitzung des k. stenographi schen Institut- eröffnete Prof. I>r. Heyde in Ver tretung deS Vorsitzenden, Herrn geh. RegierungSrathS Häpe, durch, die Stenographie betreffende Mittheilungen aus der TageSpresse und der Korrespondenz de» k. In stitut», au» welchen die Nachricht von der Auffindung
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