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Weißeritz-Zeitung : 26.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188406265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18840626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18840626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-26
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 26.06.1884
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Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhllt in Dippoldiswalde 49. Jahrgang. Donnerstag, den 26. Juni 1884. Nr. 75 'N -Ä I merkenswerth erscheint, daß ihm ein hervorragender Vertreter der klerikalen Partei in der Person des be kannten Reichs- und Landtagsabgeordneten Freiherr v. Schorlemer-Alst angehört und daß in dieser glän zenden Versammlung auch die Bischöfe von Fulda und von Ermland zu finden sind. Es deutet dies auf die Absicht der Regierung hin, sich mit der katholischen Partei auf dem gewissermaßen ueutralen Boden, wie ihn der Staatsrath repräsentiren wird, zu gemeinsamer, ersprießlicher, von konfessionellen Fragen unberührten Thätigkeit wiederzufinden und in den leitenden Kreisen des Centrums, wie im Vatikan, wird man hoffentlich dieser entgegenkommenden Haltung gebührend Rech nung tragen. Die 30. Jahresversammlung des Sachs. Forstvereins in Dippoldiswalde vom 32.—25. Juni 1884. Je mehr sich die Bevölkerung unserer Stadt auf den ehrenvollen Besuch des Sächsischen Forstvereins schon seit Wochen gefreut hatte, um so bedauerlicher war es, daß die Gunst des Himmels bei dem früher fast sprichwörtlich gewordenen Dippoldiswaldaer Fest wetter diesmal leider, wenigstens anfänglich, seine Mit wirkung zur Gestaltung festlicher Tage vollständig ver sagte, und die Sommersünneluvende. uus mit. so-er giebigen Regengüssen bedachte, daß die Ausführung des Festes entschieden in Frage gestellt gewesen wäre, wenn die lieben Gäste nicht eben wetterfeste und wasser harte Forstleute gewesen wären. Zwar die Besorgniß, ob es auch gelingen werde, bei einer in den letzten Jahren erreichten, ja überschrittenen Freguenzziffer von 200 die erwarteten lieben Gäste nach Wunsch unterzubringen, war gleich von Anfang herein gewichen, als der erste Apell an die Gastfreundschaft unserer Mitbürger eine übergenügende Anzahl von Freiquar- tiren ergab, so daß das Festkomitee nun ohne Sorge an die weiteren Vorbereitungen gehen konnte; denn der freundlichen Mitwirkung bereits erprobter Kräfte konnte man nach den Erfahrungen früherer Zeiten gewiß sein. Da bereitete denn einzig und allein der „unendliche" Regen des Sonntags dem Komitee eine schwere Sorge. Von umfassender Dekoration der Häuser mußte, da bei der Nässe schwer Reisig zu er langen war, abgesehen werden, und Flaggenschmuck war fast ganz ausgeschlossen. Vereinzelt nur trafen mit den beiden Nachmittagszügen des Sonntags die mit Musik empfangenen Festtheilnehmer ein; ihre Zahl steigerte sich aber einschließlich des Abendzuges immer hin in so erfreulicher Weise, daß die abendliche Be grüßung in dem entsprechend mit Guirlanden und Fichtenstämmchen, mit Thiergruppen, Forstkarten rc. dekorirten Rathhaussaale eine unerwartet frequentirte war. Auch die vorher, Abends 6 Uhr, in der Nikolai- kirche von Herrn Kantor Hellriegel unter Mitwirkung des Kirchenchores und einiger Damen, insbesondere der Frau Concertmeister Kröber, gebotene kurze, geistliche Musikaufführung, bei welcher Herr Snp. Opitz dankens- werthe Erläuterungen über das Alter und den Baustil der Kirche gab, war bereits gut besucht gewesen. Da sich aber in der Nacht die Schläuche des Himmels keines wegs erschöpft hatten, so gehörte einiger Muth dazu, am Montag Morgen die sanft schlummernden Schläfer durch einen Weckruf zu allarmiren; indeß die um 8 Uhr beginnende Versammlung im Rathhaus saale machte es nöthig, sich den Armen des Schlafes zu entreißen. In der vom Vorsitzenden des Sächs. Forstvereins, Geh. Oberforstrath vr. Jndeich, gegen 8 Uhr früh eröffneten ersten Sitzung gelangte, nachdem die Ver treter des Schlesischen Forstvereins, Forstmeister Nossius und Oberförster Aufs'm-Ort und der Vertreter des Böhmischen, Graf Thun (Tetschen), freundnachbarliche Grüße von ihren Vereinen und die Einladungen zu den Versammlungen in Leobschütz und Czaslau über bracht, auch Herr Bürgermeister Voigt der Freude, den Sachs. Forstverein diesmal in Dippoldiswalde tagen zu sehe«, Ausdruck gegeben, auch der Vorsitzende seinerseits die Vertreter des Schlesischen und Böhmischen Forstvereins herzlich begrüßt, sowie dem Bürgermeister der Stadt für das dem Vereine bezeugte freundliche Entgegenkommen gedankt, die erste vom Oberförster Brachmann eingeleitete Frage: „Sind für das Sächs. Forststrafgesetz Aenderungen und Erweiterungen betreffs der Forstpolizei wünschenswerth?" zur Verhandlung. In der sich dem Referate anschließenden Debatte er kannte man mit dem Referenten allgemein an, daß solche Modifikationen der Ergänzung dringend geboten seien und beschloß einstimmig: „seine Ueberzeugung da hin auszusprechen, daß für das Sächsische Forststrafgesetz Aenderungen und Erweiterungen betreffs der Forst polizei dringend wünschenswerth sind, und den Vorstand zu beauftragen, diesen Beschluß in geeigneter Weise zur Kenntniß des Hohen Finanzministeriums zu bringen und dabei die Bitte auszusprechen, daß bei etwaiger Berathung einer Gesetzesvorlage auch Forsttechniker zugezogen werden möchten". Nach einer etwas län geren Frühstückspause kam sodann, da der Referent über das 2. Thema abgehalten war, zu erscheinen, so fort Thema 3 zur Berathung: „Die Gründung der Buchenbestände mittelst Pflanzung", über welches Ober förster.Beyreucher Bericht-erstattete, An-da^ die Krag sehr erschöpfend behandelnde Referat knüpfte sich eine längere Diskussion, in welcher sich allgemein die An sicht geltend machte, „daß man bei Buchenverjüngung doch immer das Hauptgewicht auf die natürliche Be standsgründung legen müsse, weil nur in ihr ein solcher Pflanzenreichthum zu ermöglichen sei, wie ihn die Buche in ihrer Jugend bedarf und daß das Pflanzen nur als ein Nothbehelf anzusehen sei". Oberförster Klette legte hierauf einen eisernen doppelbödigen Topf zur Ansicht vor, der geeignet erscheint, Speisen längere Zeit warm zu halten, was besonders wünschenswerth erscheine für den Transport solcher warmer Speisen aus dem Wohnhause der Waldarbeiter in den Wald. Inzwischen war die Zahl der Festgäste erfreulich gestiegen, so daß während der Versammlung die Fre quenzziffer bereits auf 120 gestiegen, und bei dem um 2 Uhr beginnenden gemeinschaftlichen Mittagsmahl der Saal vollständig gefüllt war. Außer den Mitgliedern des Forstvereins waren Abgeordnete aus Schlesien Altenburg, Oesterreich (Graf Thun-Tetschen), sowie die als Ehrengäste geladenen hiesigen Komiteemitglieder an wesend. Die Tafel verlief in anregendster, belebtester Weise. Den ersten Toast widmete Herr Geh. Ober forstrath vr. Judeich Sr. Maj. dem Könige, worauf der Vereinssekretär, Herr Oberförster Schulze-Lohmen, die Feststadt Dippoldiswalde feierte. Herr Bürger meister Voigt dankte durch ein mit Begeisterung auf genommenes Hoch auf den Forstverein. Nachdem nun noch Herr Geheimrath vr. Judeich vie Gäste, und Herr Graf Thun-Tetschen den verdienten Führer des Vereins (vr. Judeich) hatte leben lassen, toastete Sup. Opitz, die Sage vom trojanischen Pferde mit glücklichem Humor auf unsere Eisenbahn anwendend, auf den „nahen" und den „nahenden" Wald; Herr Schul direktor Engelmann brachte in Versen das „Glückauf" der Bergstadt Dippoldiswalde, das später durch die von Herrn Buchdruckereibesitzer Jehne jun. vertheilte Nr. 74 der Weißeritz - Zeitung als Festgruß in die Hände jedes Gastes gelangte. Herr Oberförster Voogt- Nassau forderte zu einem mit Jubel aufgenommenen Hoch aus die Gastfreundschaft der hiesigen Frauen auf, und Herr Bezirksschulinspektor Mushacke widmete dem „Waldgeist" einen sinnigen Trinkspruch. Herr Ober pfarrer Steinäcker-Lösnitz, die Verwandtschaft der „grünen" und „schwarzen" Farbe betonend, weihte dem Vorsitzenden ein Glas, und Herr Oberförster Tittmann-Colditz dem Kesammtdirektorium (Vr. Judeich, Brunst, Schulze); Herr Oberförster Heffe-Wendischcars- dorf ließ das Festkomitee („Stadt-" und „Forstleute") D Die Reaktivirung des Staatsraths. Die Erneuerung des preußischen Staatsrathes ist nach längeren Vorbereitungen durch die allerhöchsten Erlässe vom 11. Juni 1884 nunmehr zur Thatsache geworden. Dieselben, jedesmal vom gesammten Staats ministerium gegengezeichnet, sind an den Kronprinzen, den Reichskanzler und das Staatsministerium gerichtet und betreffen die Ernennung des Kronprinzen zum Präsidenten des Staatsrathes, diejenige des Fürsten Bismarck zum Vicepräsidenten und des Unterstaats sekretärs im Ministerium für Handel und Gewerbe, vr. v. Möller, zum Staatssekretär des Staatsrathes. Außerdem betreffen die Erlässe die Genehmigung des Regulativs für die Verhandlungen des Staatsrathes und die Berufung der zu Mitgliedern desselben er nannten Personen, deren Zahl 71 beträgt. Es ist hiermit das so lange erörterte Projekt des Staats rathes zu Fleisch und Blut geworden und zugleich ein längst gehegter Lieblingsplan unseres leitenden Staats mannes zur Ausführung gelangt. Außerdem erscheint hierdurch auch die seit Monaten ventilirte Frage des Austrittes des Fürsten Bismarck aus den preußischen Staatsministerien, wenn nicht offiziell, so doch that- sächlich gelöst. Fürst Bismarck wird denselben auch fernerhin angehören, aber ihnen nicht mehr allein, sondern auch dem Staatsrathe, und zwar gehört er letzterem in einer Stellung an, in welcher er noch einen größeren Einfluß ausüben kann, als bis jetzt, und diesen Einfluß wird zunächst das preußische Mi nisterium verspüren. Denn als Vicepräsident des Staatsrathes kann er offenbar viel wirksamer als bisher seinen Einfluß auf das Minsterium geltend machen und es ist ein offenes Geheimnis;, daß gerade im Schoße des letzteren in verschiedenen Fragen sich ein bestimmter Widerspruch gegen den leitenden Staats mann geltend gemacht hat, den derselbe trotz seiner Energie und seiner ungeheuren Machtfülle nicht immer unterdrücken konnte. So konnte er nicht verhindern, daß die Gesammtheit des Ministeriums ihn bisweilen überstimmte und daß der einzelne Ressort-Chef sich dann auf die Verantwortlichkeit berief, die er ver fassungsmäßig der Volksvertretung gegenüber zu tragen hatte. Dieser Widerspruch mußte aber bei der auto kratischen Natur des Reichskanzlers zu schärferen Kon flikten führen, welche auf den Gang der Staatsgcschäfte unmöglich fördernd einwirken konnten, und wohl in dem Wunsche, derartigen bedenklichen Eventualitäten für die Zukunft vorzubeugen, hat man das treibende Motiv des leitenden Staatsmannes zu suchen, welches ihn veranlaßte, eine Institution in's Leben zu rufen, die ihrer Natur nach auch über dem preußischen Mi nisterium stehen und für dasselbe maßgebend werden muß. Wie sich nun das Verhältniß zwischen Staats rath und Reichstag gestalten wird, bis wohin sich die Machtbefugnisse jener Institution erstrecken werden, ob und welcher Kontrolle ihre Thätigkeit unterworfen sein soll und was schließlich die praktischen Früchte dieser Thätigkeit sein werden — das sind Fragen, die sich heute noch jeder Beantwortung entziehen. Die Hoff nung darf man aber wohl aussprechen, daß die In stitution des Staatsrathes, wenn sie erst recht Wurzel gefaßt hat, doch für die künftige innere Entwickelung des preußischen Staates und weiter auch des Reiches von segensreichen Folgen sein werde. Was nun die Persönlichkeiten anbelangt, welche berufen sind, im Staatsrathe mitzuwirken, so findet sich unter ihnen eine große Anzahl von auf den verschiedensten Gebieten hervorragenden Männern, deren Namen allein schon Zeugniß von der Lebensfähigkeit der neuen Institution ableaen. Angesehene Parteiführer und einflußreiche Parlamentarier, die höchsten Staatsbeamten, Vertreter der höheren Geistlichkeit, Offiziere in leitenden Stel lungen, Gutsbesitzer, Kaufleute, Industrielle, Provin zial- und Kammunalbeamte finden wir im Staatsrathe zu gemeinsamem Wirken vereinigt. Besonders be- Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk, same Verbreitung, find en, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, nn revaltionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Dl. „Welßeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljilhrlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie oie Agenten nehme» Be stellungen an. 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