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Weißeritz-Zeitung : 22.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-188811229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18881122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18881122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-22
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 22.11.1888
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den 2. Dezember, anberaumt, welche hierüber endailtigen Beschluß fassen wird. Kreischa. Wie immer, so wurde auch dieses Jahr das Kirchweihfest mit einem Militär-Concert beschlossen. Daflelbe wurde von der Kapelle deS kgl. sächs. 2. Grenadier-Regiments Nr. 10t in Blasches neuerdautem Ballsaale gegeben. So umfangreich auch dieser Saal mit den anstoßenden Räumlichkeiten ist, vermochte er doch kaum das zahlreiche Publikum zu fassen. Ca. 800 Personen waren erschienen, um sich an den herrlichen Concertweisen zu ergötzen. Und so viel auch Zuhörer waren, ist — wir wagen die Be hauptung — doch keiner unbefriedigt von dannen ge gangen. Denn das Concert wurde durchgängig exakt, ja meisterhaft ausgesührt, so daß stürmischer Beifall einer jeden Nummer folgte. Erhöht wurde die Wir kung der herrlichen, kunstvoll ausgeführten Musik durch die vortreffliche Akustik des Saales, worüber Herr Trenkler selbst seine Bewunderung ausdrückte. Ein flotter Ball folgte dem Concerte. Dresden. Die am 1. Oktbr. erfolgte Einführung deS neuen Tarifs für die Beförderung von Personen und Reisegepäck im Lokalverkehr der kgl. sächsischen Staats-Eisenbahnen und der von ihr mitbetriebenen Privateisenbahnen hat mit den zahlreichen Verände rungen in den Preisen der Fahrkarten natürlich auch einen neuen Druck von Fahr- und Rückfahrkarten nothwendig gemacht. Bei der Billetverwaltung der Staatseisenbahnen sind deshalb außer 3,073,040 Stück Fahrkarten, welche schon in den Monaten Juni und Juli zum Druck gelangten, von Mitte August ab bis Ende September für das 4. Vierteljahr noch 3,906,520 Stück Fahrkarten zur Fertigstellung gekommen. Die Bewältigung dieser Arbeit hat aber nicht allein die Inbetriebsetzung einer größeren Anzahl von Maschinen erfordert, sondern auch bedeutende Heranziehung von Hilfskräften bedingt. Während in der Regel nur 4 Druck- und 2 Zählmaschinen in Thätigkeit sind, mußten zu jener Zeit 12 Druck- und 4 Zählmaschinen in Be trieb genommen werden. Die Gesammtlieferung an Fahrkarten für das 4. Vierteljahr 1888 beläuft sich auf 6,979,560 Stück und hat diejenige für das gleiche Quartal des Vorjahres mit 4,548,256 Stück um 2,431,304 Stück oder 53,<s Prozent überstiegen. Die höchste Tagesleistung erreichte die Höhe von 175,000 Stück. — Bei der am 15. November erfolgten Wahl von Gemeindevertretern und Ersatzmännern in Löbtau ist auch nicht ein einziger Sozialdemokrat, trotz deren Rührigkeit und Opfer durchgekommen, woraus zu schließen ist, daß die bisher befolgte Taktik der Partei führer so manchem Sozialdemokraten nicht gepaßt und derselbe daher zur Ordnungspartei sich gesellt hat. Letztere war erheblich stärker bei der Wahl betheiligt als die Sozialdemokraten, die bei der Wahl von Un ablässigen sonst stets erfolgreich waren. In dem aus 21 Mitgliedern bestehenden Gemeinderath werden künftighin nur noch 3 Sozialdemokraten sitzen. Die gleichfalls statlgefundene Wahl von ansässigen Bürgern ist auch im Sinne der Ordnungspartei ausgefallen, denn die Vorschläge des Hausbesitzer- und Bürger vereins sind ohne Ausnahme durchgegangen. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 19. November der Fabrikarbeiter August Eduard Aehlig in Eckersdorf wegen Untreue und Unterschlagung zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt. — In einer am 19. Novbr. abgehaltenen Sitzung des Schulvorstandes der Ostern 1889 hier zu errich tenden Deutschen Gerberschule wurde beschlossen, die Höhe des Schulgeldes auf jährlich 150 Mark für Inländer und 300 Mark für Ausländer sestzusetzen und wählte man sodann den bisherigen Leiter einer Gerberei in Straßburg im Elsaß I. E. Curtier als Direktor und vr. Paul Spindler, bisher Assistent des Prof. vr. Filsinger in Dresden, zum Chemiker der Anstalt. Oederan. Aus der Geschichte des Jahres 1813 wird von einem alten Herrn ein Kriegserlebniß mitgetheilt, das sich in hiesiger Stadt ereignete und dessen Ausgang immerhin segensreich in jener schweren Zeit für die Stabt war. Nachdem der Waffenstillstand, während dessen Napoleon mit seiner Armee bei Dresden stand, abgelaufen war, wollte der Kaiser den Weg über Chemnitz, Bamberg und Nürnberg nehmen unv schickte seinen Schwager, den König von Neapel, mit einem Korps nach Oederan. Die Brücken über die Zschopau und Flöha waren gesprengt. Nach vier tägigen, erfolglosen Scharmützeln brachten die Fran zosen einmal 40 gefangene Ocsterreicher in Oederan ein. Da dort alle Häuser mit Einquartierung belegt waren, wurden die Gesangenen auf den Oberboden deS RathhauseS gebracht. Unter ihnen befand sich auch ein verwundeter Offizier, für welchen sich Ein wohner verwendeten, daß er in einem Bürgerhause untergebracht wurde. Am nächsten Tage zogen die Franzosen nach Frankenberg ab und nahmen die Ge- — 724 — fangenen im Triumphe mit sich. MS sie nach dem verwundeten Offizier fragten, wurde ihnen gesagt, er sei über Nacht gestorben. Der Verwundete wär aber wohl auf und wurde unter guter Pflege wieder gesund. Als Fürst Schwarzenberg mit seiner Armee aus Böhmen kam und auch Oederan berührte, meldete sich bei ihm der Offizier, mit Hinzufügen, daß ihn die Oederaner aus der Gefangenschaft gerettet hätten. Die Folge war, daß die Stadt Oederan keine längere Einquar tierung erhielt, AuS dem Vogtland«. Mit Beginn des Winters rüsten sich auch wieder die verschiedenen Eisenbahn komitees, um ihre Ziele zu erreichen. Unter allen Bahnprojekten, die neuerdings im Vogtlande die Gemüther erregen, wird wohl dasjenige Falkenstein- Hammerbrück, wodurch die Linien Zwickau - Oelsnitz und Aue-Adorf mit einander verbunden werden sollen, am ehesten zur Ausführung kommen. Falkenstein, dessen Industrie sich in den letzten Jahren durch die Ausdehnung der englischen Gardinenfabriken bedeutend gehoben, das auch jetzt eine große Gasanstalt errichtet hat, wartet mit Schmerzen auf diese Bahn, welche ihm für den Bezug böhmischer Braunkohle eine direkte Linie sichert. Die beiden Bahnprojekte Pirk-Hof und Adorf-Hof, die neuerdings mit den beiden Linien Pirk-Posseck und Adorf-Posseck-Hof verbunden werden, könnten erst dann Aussicht auf baldige Verwirklichung erlangen, wenn der nächste Landtag die dahingehenden Petitionen der Regierung zur Erwägung oder Berück sichtigung überweisen wollte. Döbeln. An einem der letzten Abende wurde eine Stunde Wegs nördlich von unserer Stadt in der Nähe des Noschkowitzer Waldes auf freiem Felde eine eigen artige Himmelserscheinung, die jedenfalls mit dem vielfach angezeigten November-Sternschnuppenfall zu sammenhängt, beobachtet. Durch ein eigenartiges Knattern und Prasseln aufmerksam gemacht, sah man einige hundert Fuß über dem Erdboden eine Art feurige Wolke oder mehr nur einen Feuerschein, jeden falls durch ein zersprungenes Meteor veranlaßt; aus dieser lichten Stelle schwebte langsam, wie an einem silbernen Faden, eine größere, bläulichweiß strahlende Feuerkugel hernieder, die vielleicht in Kirchthurmshöhe mit kaum bemerkbarem Geräusch erlosch. Die Kugel hatte an Größe und Lichteffekt viel Aehnliches mit einer größeren elektrischen Lampe. Borna. Als ein außerordentlich günstiges Jagd- ergebniß, wie es allerdings nur auf Revieren erzielt werden kann, die vorzüglich gepflegt werden, ist das jenige zu bezeichnen, welches am 10. d. M. auf der Treibjagd des Herrn Baron v. Byern auf Borna bei Oschatz erreicht wurde. In drei Treiben wurden ge schossen 1302 Hasen, 12 Fasanhähne und 55 Reb hühner. Tagesgeschichte. Berlin. Im Exerzierhause des 2. Garderegiments zu Fuß fand am 20. November Vormittags die Ver eidigung der Rekruten der Berliner und Spandauer Garnisonen statt. Kaiser Wilhelm, Prinz Heinrich, die fremdländischen Bevollmächtigten, Feldmarschall Blumenthal und zahlreiche Generäle wohnlen der Feier bei. Nach der Vereidigung brachte General v. Sobbe ein Hoch auf den Kaiser aus. Sodann begab sich derselbe zu Fuß nach dem Offizierskasino des Regi ments zum Frühstück und wurde auf dem Wege dahin vom Publikum mit größtem Jubel begrüßt. — Nach offiziösen Angaben über den Neichsetat für 1889'90 belaufen sich die außerordentlichen Ausgaben im Marineetat, welche durch die neuen Schiffsbauten veranlaßt sind, auf 9 — 10 Millionen Mark, die Mehrausgaben im Militäretat infolge der höheren Getreide- und Fouragepreise aus 2—3 Mill. Mark. Die Matrikularumlagen weise:, nur eine Stei gerung von etwas über eine Million Mark auf, wäh rend die Ueberweisungen an die Einzelstaaten erheblich gestiegen sind, obgleich ein Defizit von 22 Millionen Mark gedeckt werden muß. — In der Presse werden die Erörterungen über die Wahl des Reichstagspräsidiums fortgesetzt. Ob denselben irgend welche praktische Bedeutung beizu messen ist, mag dahin gestellt bleiben. Die Parteien werden jedenfalls erst nach Eröffnung der Sitzung zu der Frage Stellung nehmen können, da selbst von den maßgebenden Persönlichkeiten nur wenige im gegen wärtigen Augenblicke in Berlin anwesend sind. AuS der Haltung der Zeitungen ist indessen vielleicht zu entnehmen, daß die nationalliberale Partei nicht ge willt ist, für sich die erste Präsidentenstelle in Anspruch zu nehmen. Gegen die Persönlichkeit von Levetzow's, der von konservativer Seite für den erledigten Prä sidentenstuhl in Vorschlag gebracht wird, wird sich ernstlicher Widerspruch kaum erheben. — Generalfeldmarschall Graf von Moltke erschien am Donnerstag zwischen 11 und 12 Uhr VormittagS zu Berlin auf dem Amtsgericht I und begab sich nach dem Testamentszimmer, um dort seinen letzten Willen gerichtlich niederzulegen. Das ziemlich umfangreiche Aktenstück trug auf dem Umschläge die von deS Feld- marschallS eigener Hand in deutlichen, kräftigen Zügen geschriebenen Worte: »Hierin befindet sich mein Testa ment. Gerichtliche Siegelung meine- Nachlasses ist verbeten. Moltke, Feldmärschall." Elastischen Schrittes verließ der greise Echlachtenbenker, der außerordentlich wohl aussah, die Räume des GerichtSgebäudes. Bayern. Der Schloffermeister Nitschler in der Spinnerei zu Erlangen hat eine Schnellfeuerkanone erfunden. Dir Kanone, sehr leicht und sicher durch zwei Mann zu bedienen, hat z. Z. ein Kaliber von 17 Millimeter, kann jedoch beliebig verstärkt werden und hat eine Tragweite von etwa 5000 Meter. Es werden in je einem Ladekosten 1600 Patronen unter gebracht, durch Drehung einer Kurbel in den Lauf ge bracht und die leeren Hülsen nach Entladung wieder entfernt. In der Minute können 1000 Schüsse ge zielt und abgegeben werden. Elsaß. Lothringen. In einer sehr eingehenden Darlegung der „Grenzboten" wird von offenbar landes kundiger Seite dargethan, daß die Paßordnung in Elsaß-Lothringen ihren politischen Zweck, die Reichs lande ihre Zugehörigkeit zu Deutschland inne werden zu lassen, durchaus erreicht habe, auch volkswirthschaft- lich von nennenswerthem Nachtheil nicht gewesen sei. Die besten Wirkungen verspricht sich übrigens der Ver fasser, wie es scheint mit Recht, von der Einführung des einheitlichen, bürgerlichen Gesetzbuchs im ganzen Reich. Möchte sich dieselbe nicht allzulange mehr ver zögern! Oesterreich.Ungarn. Vom Wehrausschusse des ungarischen Abgeordnetenhauses ist die in der neuen Wehrvorlage vorgeschlagene Verschärfung der Be stimmungen über den Einjährig-Freiwilligen-Dienst im Prinzip nach langen und lebhaften Verhandlungen angenommen worden. Dieselbe besteht in der Haupt sache in der Forderung eines zweiten Dienstjahres für diejenigen Einjährig-Freiwilligen, welche das Offiziers examen nicht bestehen und hatte sich in Ungarn sowohl im Lande wie im Parlamente lebhafter Widerspruch gegen diese allerdings einschneidende Bestimmung er hoben. Wenn ihr jetzt der Wehrausschuß des Abge ordnetenhauses doch zugestimmt hat, so müssen die Regicrungsvertreter gewichtige Gründe zur Verthei- digung der verschärften betreffenden Paragraphen des Wehrgesetzes vorgebracht haben und ist jedenfalls das letztere nunmehr an einer nicht unbedenklichen Klippe glücklich vorbeigebracht, da das Plenum den Beschlüssen des Wehrausschusses zweifellos zustimnien wird. Frankreich. Der neueste politische Skandal prozeß in Frankreich, die „Affaire Gilly", ist in überraschend schneller Weise zum Ausgang gelangt. Der sozialistische Deputirte Numa Gilly hatte die Mit glieder der Budget-Kommission beschuldigt, sie seien lauter „Wilsons", also Betrüger und „Schwindel fritzen", worauf die Beschuldigten natürlich gerichtliche Untersuchung beantragten, nachdem die Angelegenheit durch das provozirende Eingreifen Cassagnacs schon in der Deputirtenkammer neulich zu dem bekannten Tumulte geführt hatte. Am Sonnabend fand die ge richtliche Verhandlung in der Sache in Nimes statt und führte sie zur Freisprechung Numa Gillys. Aus dem Prozeß ist nur die Erklärung des genannten Ab geordneten hervorzuheben, er habe nicht den Abgeord neten Andrieux persönlich, sondern die 20 Mitglieder der Budgetkommission insgesammt angegriffen, lehne es aber ab, sich zu vertheidigen und überlasse die Ent scheidung dem Gericht. Alsdann setzte Andrieux aus einander, daß er die Anklage gegen Gilly im öffent lichen Interesse erhoben habe und erklärte dann zur allgememen Ueberraschung, er ziehe die Anklage zurück, da er die Ueberzcugung gewonnen, daß ihm das zu fällende Urtheil nicht die erwartete Genugtuung ver schaffen werde; die Freisprechung Numa Gillys war infolge dessen selbstverständlich. Die Mehrzahl der Pariser Zeitungen bezeichnen den Prozeß von Nimes als ein bloßes Poflenspiel, das von verhängnißooller Rückwirkung auf die Kammer sein würde, denn die Angriffe gegen dieselbe würden sich nur noch schärfer erneuern. - Nach den Berichten des Kriegsministers aus Tonkin sind wieder 3 Offiziere der Fremdenlegion, zwei an der Cholera und einer an seinen Wunoen, gestorben. Die Gesammtzahl der in Tonkin gefallenen oder den Krankheiten erlegenen Offiziere dieser Truppe beträgt bis jetzt 109. Die Zahl der gefallenen Sol daten und Unteroffiziere, meistens Elsaß-Lothringer, wird nicht bekannt gegeben. Die Berichte melden, daß in der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober eine mit guten Gewehren ausgerüstete, 200 Mann starke chi nesische Räuberbande den Posten An-Ehan angegriffen habe und mit Verlust von 3 Tobten und 4 Verwun deten zurückgeschlagen sei. Die Magazine und Offiziers- Wohnungen des Postens wurden von den Räubern in Brand gesteckt. .
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