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Dresdner Journal : 13.10.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186410132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18641013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18641013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-10
- Tag1864-10-13
- Monat1864-10
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- Dresdner Journal : 13.10.1864
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P Litt äLkrUob: v l^lr. — Axr. io I««d»«» ko«» oock 8t«wp«I»u- ^>di»L i»io»o. tNo»«lo« ls»ouo«n>! 1 Ugr. »osrralemrrrist: kür L«o Looio «io«r -«»p-it-o«" ^ll«: 1 tlxr. Vo»«r „Lio^««ooar" <8° 2«U«! 2 Lrschrwr«: rLssUok. mit Loio^w« ä«r Koon- ooä k>ri«^., Ld«oä» Nir ck«a koiji«°ä«o 1>.L- DomerStag, den 13. October. 1864 DreÄnerIournal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »Asrratrmnmah« auowürt«: LoisÄU! k». 6ommi»»iooilr 6«, Dresdner 4onro»Is; «8«v<i»,.: tt. k!«ci!.r>l, L. LomdorU-^It»»»: L Vuoi-r«; N«rlio: O«oriv»'»ot>» vueti- K»o61., k^rriLrsii'ii Ilurean; Lrewoo: L. 8cul.orr«; >r»»I»o: Dori» kraoillirr»L.».: dLroliirso^-- ljuotiti.; Xöio: ^voi.« liXorur»^ k»ri»: v. (28, nie <is boo» eos»n»>; kr^: D«. Diinricv', Uuctid.; Vi«o: Lomjitoir <1. k. Wiener Zeituox, 8tet»o»xl. SÜ7. chrraurgeber: Läoi^I. Lipoäitioo ä«, vroiäuer ^oorool». Oroiäea, I4«rivo»tr«»». lio. 7. — —dL.». .. D— - —sHUM > . - > nr - - - l ,l , ... —. <- -- Amtlicher Thril. Dretde«, 12. October. Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin ist heute früh 1 Uhr nach Brünn gereist. Ihre Majestäten der König und dir Königin, nebst Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Sophie und Ihrer Kaiserlich Königlichen Hoheit der Erzher zogin Antoinette, Prinzessin von Toscana, haben heute Mittag das Hoslager zu Pillnitz verlassen und Schloß Weesenstein bezogen. Ihre Kaiserlich Königliche Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin von Toscana und Ihre Kö niglich« Hoheit die Prinzessin Amalie haben Sich von Pillnitz auf die Villa Ihrer Majestät der Königin Marie bei Wachwitz begeben. Drrtdea, 3. Oktober. Seine Majestät der König haben dem hiesigen Riemermrister Herrmann Geißler das Prädicat als Königlichen Hofriemer zu erthetlen geruhet. Nichtamtlicher TIM. lledersicht. Tele-rapbtsche Nachrichten Tagc-geschichte. Wien: Bon der Konferenz. Stand der Zollfrage. Ausweis über die Staatsschuld. Pol nische Jnternirtc nach Mexico. Oldenburgtscher Ge- neralconsul. — Karlowitz: Die romanische Metro polie. — Lemberg: Erleichterung im Ausnahme zustände. Israeliten. — Reichenberg: Grundstein legung zur evangelischen Kirche. — Triest: Beisteuer für die protestantischen Schulen abgelehnt. — Berlin: Kein Zwiespalt im Ministerium. Nichtbestätigung gewählter Beamten. Vermischtes. — Merseburg: Provinziallandtag. — Köln: Preßproceß. — Mün chen: Gnadenact. — Kassel: GöddäuS entlassen. — Karlsruhe: Besuch de» Königs von Preußen. — Dessau: Prinz Wilhelm -f. — Paris: Verstärkun gen nach Algerien. Empörung von Milttärsträflingcn. Vermischtes. — Lern: Franz. Note bezüglich der Gen fer Vorgänge. — Turin: Prinz Humbert nach Neapel. Gefängnißhaus. Die Convention. Truppenentlassungen. Mailand: Protest gegen die Convention. Eine Rede Pepoli'S. — Rom: Msgr. Meglia nach Merico. — Madrid: Admiral Pinzon zurückberufen. — Ko penhagen: Vom Volksthing. Die FrtrdenSunter- handlungen. Loyalitätsadresse. — St. Petersburg: Auswanderung in Kaukasien. — New-Pork: Ein Schreiben Frrmont'S. Vom Kriegsschauplätze. — Rio» de-Janeiro: Ministerwechsel. . Telegraphische Nachrichten. Berit«, Mittwoch, 12. October, Nachmittag A3 Uhr. (Direkte Meldung.) Heute ist hier die Un terzeichnung deS Vertrag- über den Beitritt Bayern», Württemberg», de» Vroßherzogtbum» Hessen und Nassau» zum neuen Zollverein erfolgt. Berlin, Mittwoch, 12. Oktober. Der König von Preußen wird auf der Rückreise nach Berlin die russischen Majestäten in Darmstadt sehen und der Kaiser von Rußland auf seiner Rückreise von Nizza nach Et. Petersburg anfang» November Berlin besuchen. Die ..Provinzial-Corresp." schreibt in Bezug auf die AriedenSunterhandlungrn: Die von den deutschen Regierungen für die Herzogthüwer SchleS- wig Holstein geforderten v Millionen sollen däni schersrit» bewilligt worden sein, und betreff» der Grenzrrgulirung bandle r» sich nur noch um einen unerheblichen Landstrich von einer halben Meile. Wien, Mittwoch, 12. Oktober. (Ucber Berlin.) Heute findet wieder eine Confrrenzfitznng statt. Au» der raschen Aufeinanderfolge der Sitzungen ent nehmen die unterrichteten Kreise eine Bestätigung dafür, daß «ine baldige Verständigung zu gewär tigen ist. (Vgl. unten unsre Wiener Corre;pondcnz.) Dem Gerüchte, Graf Rechberg habe seine Ent ¬ lassung ringrrricht und dieselbe sei vom Kaiser an genommen worden, wird in RegirrnngSkreisen wi dersprochen. Kiel, Mittwoch, 12. Oktober. Die „Kieler Ztg." meldet ou» Apenrade vom gestrigen Lage, daß die Abstimmung, ob die Schulsprache die deutsche oder die dänische sein solle, beendet worden ist; 454 Stimmen erklärten sich für die deutsche, 250 Stimmen für die dänische Sprache. Hamburg, DienStag. 11. Oktober, Abend». Da» Trlegraphrnawt in Kurhaven hat heute Nach mittag hierher telegraphirt, daß der englische Aviso- dampter „ Salami»" in dir Mündung der Elbe eingrlaufeu ist. (Vermuthlich ist das schiff nach Glück stadt bestimmt und beauftragt, den Prinzen von Wales abzuholen.) Dem vernehmen nach wird der Großfürst Thron folger Nikolaus, welcher morgen Abenv hier er wartet wird, den Weg über Kiel hierher nehmen. Lübeck, Mittwoch, 12. Oktober. Da» köuigl. großbritannische Dampfschiff „OSborue" ist mit der Prinzessin von Wale» nebst deren Sohne in Tra vemünde eingrtroffen. Ihre Weiterreise erfolgte beute vormittag 11 Uhr mit einem Extrazuge nach Glückstadt. (Vgl. unten das Kopenhagener Telegramm ) Pari», Mittwoch, 12. Oktober. Der heutige „Constitutionnel" bringt einen von Limayrac unter- zeichneten Artikel, in welchem e» bei Erwähnung der für Oesterreich beunruhigenden Gerüchte heißt: Die Convention mit Italien bezieht sich lediglich auf Rom und ändert nicht» an der Situation de» übrigen Italiens. Ohne Zweifel könnten sich die Gemürher in Betreff Venetien» erhitzen, die Co unt»» könnten Proklamationen erlassen, von einer Offensiv- und Defenfivallianz, von einem im näch sten Frühjahre bevorstehenden Kriege u. s. w. spre chen; aber der Stand der Dinge sei kein neuer und die Convention für denselben nicht verant wortlich. Alle vernünftigen Leute müßten zu der Einsicht kommen, daß Frankreich keine Neigung verspüre, die römische Frage durch Herbeiziehung der venetianischen Frage noch romplicirter zu macken und im Norden der Halbinsel einen Brand zu schüren, während e» sich bemühe, einen solchen im Süden zu unterdrücken. Kopenhagen, DienStag, 11. Oktober. Die heutigen „Klyvepofteu" melden: Capitän Sköller, der nach Wien zurückgereist ist, überbringt die Be stätigung der Regierung zu der von der Conferenz bezüglich der Grenzrrgulirung getroffenen Ueber- rinkunft. In der gestrigen Abendsitzung de» BolkStbingS sagte bei Gelegenheit der Adreßdebatte der Mini ster de» Innern: Die Regierung wolle sich jetzt nicht über die eventuelle Wiederaufnahme de» Grund gesetze» vom 5. Juni 184S aussprechen, oder über haupt in dieser Richtung binden. Berändervngrn müßten jedenfalls in demselben vorgenommen werden. Kopenhagen, DienStag, 11. October, Nacht». Der Großfürst-Thronfolger Ntkolau» von Ruß land ist heute Abend mit dem gewöhnlichen Zuge nach Korsorr abgereist und wurde von dem Kron prinzen bi» zum Bahnhöfe begleitet - E» heißt, daß der Prinz von Wale» noch acht Tage hier ver- wrilen.werde. London, DienStag, 11. Oktober, Nachmittag». Der Dampfer „Hibernian" hat New-Aorker Be richte bi» zum 1. d. M. Nachmittags in Green castle abgegeben. Der unionistische General Bir- ney hat eine wichtige Position bei Newmarket road genommen. Die Grant'sche Armee, welche bi» auf 5 Meilen von Richmond vorgerückt ist, bedroht diese Stadt ernstlich. Sheridan hat die Verfolgung Early » bi» Port-republic fortgesetzt. Goldagio und Baumwolle find unverändert ge meldet; der Conr» auf London fehlt. Tagesgeschichte. ch Wien, 10. Oktober. Am 8. October, an demselben Lage, wo in Wien die achte Conferenzsitzung statt sand, wurde im StaatSrathc zu Kopenhagen, offenbar infolge d«S Referats, welches Herr v. Ouaade über den Verlauf der siebenten Sitzung abgestattct hatte, der Be schluß gefaßt: aus politischer Nothwendigkeit die Gewäh rung einer Abfindungssumme an Schleswig Holstein zu bewilligen, die Initiative wegen eines neutralen Schieds spruches in Betreff der Modalitäten und deS BelaufeS dieser Summe den deutschen Großmächten zu überlassen. DaS ist ein großer Schritt weiter, als die Conferenz in ihrer Sitzung am 8 d. gelangte, obgleich schon die dä nischen Bevollmächtigten mit ihrem Ausgleichsvorschlage et« wesentliches Zugeständnis machten. In dieser Sitzung bezeichneten sie nämlich eine kleine Reihe von Aktivposten, für welche sie einen Anspruch der Herzogthümcr auf Be- thrtligung anzuerkennen bereit seien. Von deutscher Seite wurde dies indeß nicht als vollständig genügend bezeich net, da die Dänen ausdrücklich den Oeresundzollfond von jenen Posten ausgeschlossen wissen wollten. Nun sind aber auf Grund des erwähnten StaatsrathSbeschlusseS den dänischen Bevollmächtigten ohne Zweifel wettere In structionen zugegangen, denn gestern bereits machte Herr v. Ouaade dem Grafen Rechberg die Anzeige, daß er neue Vorschläge der Conferenz zu unterbreiten habe, die daher in den nächsten Tagen eine abermalige Sitzung halten wird. Der Beschluß des dänischen Staatsraths in Betreff eines neutralen Schiedsspruches ist wohl einem Zurückziehcn dieses Vorschlages gleich zu achten, was gleich falls sehr wesentlich zur Erzielung einer Verständigung beitragen wird. Man kann also wohl nun mit aller Bestimmtheit Voraussagen, daß der definitive Friedens schluß in kürzester Zeit zu erwarten ist. Die während des Verlaufes der Konferenzen aufgetauchte franco-italie- ntschc Convention hat nicht den mindesten Einfluß auf die Friedensverhandlungen ausgeübt. * Wie«, 10. October. Die „Gen.-Corresp." bringt heute folgende halbamtliche Note: Ein hiesiges Blatt machte bei Besprechung von Finanzfragen gelegentlich die Bemerkung, Graf Rechberg habe imMinisterrathe „die Verständigung mit Frankreich bekämpft". Jenes Blatt, welches den Anspruch erhebt, über Vorgänge im Schooße des Ministerralhs unterrichtet zu sein, hat, wie wir auf das Bestimmteste versichern können, dir erwähnte Behauptung aus der Luft gegriffen. — Die „G. C." widerspricht der Nachricht von der (nach der „Wes.-Z." erwähnten) Ernennung des Herrn Gustav Heine zum groß herzoglich oldcnburgschen Generalkonsul in Wien. Sichern» Vernehmen zufolge sei einer der ersten hiesigen Bankiers (nach der „Neuen Fr. Presse" Herr Gustav Epstein) zum oldcnburgschen Generalkonsul ernannt worden. — (Boh.) Alle Mittheilungen, welche in neuester Zeit von der unmittelbar bevorstehenden Wiederaufnahme der Verhandlungen in der Zollfrage und gar schon von den Modalitäten dieser Verhandlungen sprechen, sind weitaus verfrüht. Noch immer ist die Berathung des in Prag ausgearbeiteten Tarifwerkes weder hier noch in Berlin beendet; wenn dieselbe aber beendet ist, werden die principiellen Fragen zum Auslrag gebracht werden muffen; erst wenn diese definitiv entschieden sind, wird Oesterreich in der Lage sein, einen Entschluß fassen zu können, inwiefern cs überhaupt ein Interesse habe, »n ein neues Vcrtragsverhältniß zum Zollverein zu treten, und ich glaube gut unterrichtet zu sein, wenn ich be haupte, daß, falls selbst der „Kanzleitrost" der Zusicher ung der künftigen Zollcinigung nicht gewährt werden sollre, die Entscheidung für ein Zurückziehen Oesterreichs auf sich selbst ausfallen wird. Wenn übrigens mit großer Sicherheit — ich habe hier speciell einen Wiener Brief der „Köln. Ztg." im Auge — von bereits im Zuge be findlichen direkten Verhandlungen zwischen Oesterreich und Frankreich gesprochen wird, so ist es allerdings sicher — und die Natur der Dinge weist fast mit Nothwendigkeit darauf hin — daß der Gegenstand schon jetzt nicht un berührt geblieben ist; aber cs ist womöglich noch sicherer, daß in dieser Beziehung bisher nur ganz vertrauliche und vollkommen unverbindliche Conversationen stattgrfun- den haben, wie eS denn auch auf der Hand liegt, nicht blos, daß einer förmlichen Verhandlung ohne vorgängige Feststellung deS Verhältnisse- Oesterreichs zum Zollverein jede Grundlage fehlen würde, sondern auch, baß daS Maß des beiderseitigen Interesses an einem österreichisch französischen Handelsverträge sich auf ein Minimum re- ducirt, sobald nicht in einem nähern NeruS zum Zoll verein daS unentbehrliche geographische Mittelglied gege ben ist. — (Pr.) Heute geht «in Transport polnischer Jnternirter, welche sich für das uurrcanische Freikorps anwerben ließen, von hier nach Laibach. Dieselben be wegten sich gestern in Abheilungen zu 6 biS 8 Mann ohne jegliche Eskorte in der Stadt. Der „Wiener Ztg." liegt ein Ausweis über den Stand der gesammten österreichischen Staatsschuld mit Ende April 1864, verfaßt von der SkaatSschuldencentralcom- misston des österreichischen ReichsratheS bei. Nach diesem beträgt die Staatsschuld ohne feste Capitalsrückzahlung, und zwar: Verzinslich 1,742,430 315 Fl., unverzinslich 29,383 Fl. Die Staatsschuld mit festgesetzter Capital-- rückzahlung beträgt; Verzinslich 611,955 735 Fl, un- verzinSl. 220,508,944 Fl Gesammtsumme:2 474,924 377 Fl. Die einjährigen Zinsen und Zahlungen von dieser Gesammtschuld beziffern sich mit 115,141 668 Fl. Die Grundentlaftungsschuld beträgt 521,548,968 Fl. Die einjährigen Zinsen und Zahlungen hiervon beziffern sich mit 26,077,443 Fl. Wenn man den Stand der Staatsschuld mit jenem zu Ende 1863 vergleicht, so er zielst sich bei der allgemeinen Staatsschuld eine Vermeh rung um 29,218,789 Fl., bei der Schuld deS lom bardisch venetianischen Königreiches eine Verminderung um 2,130,378 Fl. und bei der Grundentlastungsschuld eine Vermehrung um 636,066 Fl. * Wien, 11. Oktober, Nachm. (Tel.) Eben findet eine Sitzung der Friedenskonferenz statt. Die „Ge- neralcorrespondenz aus Oesterreich" bemerkt hierzu, daß sich die Anzeichen dafür mehren, daß die gegenwärtig so eifrig geführten Verhandlungen einen günstigen Verlauf nehmen werden. Aus Karlowitz wird der „G.-C." unter« 9. Oktober auf daS Bestimmteste versichert, daß zwischen Bischof Schaguna, Bischof Jvazkowitsch und Herrn v. Mocsonyt bezüglich der Errichtung-der romanischen Metropolie eine Meinungsverschiedenheit nie obgewaltet habe und daher alle hierauf bezüglichen Meldungen ganz unbegründete Erfindungen sind. Lemberg, 7. Octolstr- (Dotsch ) In der Handhabung des Ausnahmezustandes in unsrer Provinz sind neuerdings einige nicht unwesentliche Erleichterungen ein getreten. So wurde in mehrer» Fällen, in welchen bis her die Polizeiorgane durch das k. k. Militär asststirt wurden, die Militärassistenz zurückgezogen und versehen erstere den Sicherheitsdienst bei Tage nun fast ausschließ lich. — Da in jüngster Zeit die Frage der Aufhebung der sogenannten „verbotenen Bezirke" vielfach angeregt wurde, so dürfte eine kurze Darstellung des Sachverhal tes in unserm Kronlande nicht unzeitgemäß sein. ES giebt Städte in Galizien, wie z. B. Biala und Krakau, wo den Israeliten das Domicil gänzlich untersagt ist und dieselben auf die Vorstädte (Lipnik bei Biala, Kast- mirsz bei Krakau) oder entferntere Dörfer beschränkt sind. In andern galizischen Städten ist den Israeliten nur in gewissen Bezirken der Stadt zu wohnen untersagt. ES giebt Städte, in denen nur eine, gewöhnlich die breiteste und schönste Straße den Christen ausschließlich Vorbe halten bleibt, wie zum Erempel in Rzeszoff, in andern dagegen sind ganze Stadtviertel den Juden verboten. Dies letztere ist auch in Lemberg der Fall, wo die Is raeliten äo jur« nur im dritten und in einem Thrile deS vierten Stadtviertels wohnen dürfen, die Grenzen deS Bezirks aber durch Dräthe, nach Art der Telegraphen- lettungcn, gezogen sind. In einigen galizischen Städten, und zu diesem gehört namentlich Biala, ist man höchst intolerant, in andern hingegen macht der Magistrat, dem die Entscheidung über die Zulassung einzelner Israeliten in die verbotenen Bezirke zusteht, sehr häufige Ausnah- Feuilletou. K. Hyftbeater. Dienstag, 11. d., wurde C. A. Gör- ner'S Lustspiel „Ein glücklicher Familienvater" neu rtnstudtrt gegeben. Dieser Familienvater ist so glück lich, zu den Stücken zu gehören, die von Zeit zu Zett wieder ihrem verborgenen Stillleben entrissen und dem Repertoir etngerriht werden, als meinte man, sie hätten durch längere Ablagerung an gesundem Menschenverstände gewonnen. Unsinn indessen bleibt Unsinn und verrichtet vur in diesem Falle von Neuem seinen guten Dienst, durch trivial« Laune und einige komische Situationen zu «heitern, bis er schließlich durch Ueberanstrengung des Verfass«-, der den Schwank nicht rechtzeitig zu endigen v"stcht, geschmacklos und widrig wirkt. Gespieu wurde da- Stück aber vortrefflich, gewandt und rasch i« Ensemble, mit besonderer Laune, LebenS- frische »ad drastischen Pointen in den beiden Hauptpar- tirn von Hr». Jauner und Fräul. Ulrich. Letztere gewann ihrer Partie sehr reizende Momente ab; doch sollte die Künstlerin einen zu beweglich arbeitenden Gr- fichtSauSdruck mäßigen. Hrn. Koberstein gelang der phegmatisch« Maler; Hr.JaffS könnte dem alten Onkel etwas mehr Komik geben; hie Partie deS vielversprechen den jungen Hausdrachen Adele eignet sich nicht wohl für Fräul. Gutaand, sie «acht diese Figur zwar jedenfalls angenehmer, aber nicht glaubwürdiger. Ein etwa» star- ker Farbeuauftrag «rgirbt sich bei dem durchaus possen haften Fabrikat al» natürlich »nd berechtigt, obwohl da durch nur um so mehr der bühnrnkuadige Nonsen» der Körner'schrn Lustsptelmuse herauSgestellt wird. C. B. t Photographie. Die Frage, ob di« Photogra» hi« al» Kunsterzrugniß anzusehen sei, ist bereit» viel- »ch erörtert worden und hat neuerdings wieder zu eine» Rechtsstreite deS Hofphotographen Albert contra Kitzingcr Anlaß gegeben. Letzterer sollte eine Albert'sche Photo graphie zu einer Lithographie benutzt haben. Die Sache kam am 6. Oktober vor dem Bezirksgerichte München zur Verhandlung. Nach einem ausführlichen Berichte, welchen die „Allg. Ztg." über die Verhandlung bringt, waren als Sachverständige die Professoren Hiltensperger, v. Schraudolph, Neureuther und der Maler Ed. Schleich geladen. DaS Verweisungserkenntniß deS obersten Ge richtshofes basirte auf einem Gutachten der Münchner Akademie, welches die Originalaufnahme von Porträ ten u. s. w. als rin künstlerisches Product bezeichnet. In der Verhandlung am 6. Oktober sprachen sich alle Erperten dahin auS: daß die Originalaufnahme von Por träten durch den Photographen kein Kunstwerk sei. Com- pliciter stellte sich die zweite Frage deS Vorsitzenden an die Sachverständigen dar, nämlich, ob die Nachbildung eines photographischen Porträts durch die Lithographie eine Verarbeitung zu einer eigenthümlichen Form sei. In den Aussagen herrschte viel Unklarheit. Professor Neu reuther war in seinen Aussagen am klarsten: DaS Wrrth- polle der Photographie, sagte er, ist die mathematisch ge naue Wiedergabe d«S Gegenstandes ; dadurch steht sie im direkten Gegensätze zur Kunst, die da- Geistige in der Erscheinung deS Gegenstand«- zum Ausdruck zu bringen hat, um alle- Momentane und Zufällige zu beseitigen. DaS Porträt deS Künstler- giebt den Menschen nicht, wie er in gewissen Augenblicken erscheint, sondern wie er über haupt ist rc. Dann gab er seine Ansicht noch dahin ab, daß, weil der Lithograph da- photographische Porträt vom Kleinen in- Große übersetzt, die Verarbeitung zu einer eigenthümlichen Form stattgefunden habe. In seinem Plaidoyer stützte sich der Staatsanwalt auf die Ansicht Zöpfl'S, der bet der vorliegenden Frag« vom artistischen »nd idealen Standpunkte ganz absrh« und nur de« tech ¬ nischen Theil im Auge behalten wissen wolle. Es stehe hier, fuhr er fort, nicht daS Interesse der Kunst in Frage, sondern die Beschädigung materieller Verhältnisse, und es handle sich zuletzt nicht darum, daß die Photographie der Kunst gleichgestellt werden solle, sondern daß erworbene Rechte geschützt werden müßten. Deshalb stelle er auf Grund des Art. 1 des Gesetzes vom Jahre 1840 den Antrag auf Bestrafung deS Angeschuldigten u. s. w. Der Dertheidiger, vr, Gotthelf, hatte gegen die etwas unsichere Rede des Staatsanwalts in seinem glänzenden und durch dachten Vortrage rin leichtes Spiel. Es handle sich hier um zwei Fragen: Genießen photographische Originalauf rahmen den gesetzlichen Schutz? Und dann: Ist die Kitzin- ger'sche Lithographie eine blose Nachahmung ohne Ver arbeitung zu eigenthümlicher Form? Die erste Frage sei von allen Sachverständigen verneint. Wenn eS sich da rum handelte, daß ein Gesetz zum Schutz der Photographie erlassen werden sollte, so wäre er der erste, der dafür spräche; aber eS handle sich heute darum, ob daS Gesetz vom Jahre 1840 photographische Erzeugnisse schütze, oder nicht. Es schütze aber nur Erzeugnisse der Kunst, und diesen Begriff müsse man nehmen, wie er gewöhnlich ver standen weide. Ein Kunstwerk aber sei ein Produkt der menschlichen Phantasie, welches mit freier Thätigkrit ge schaffen sei, um den SckönhetlSstnn zu befriedigen. Aber keine- von diesen drei Momenten könne die Photographie beanspruchen. Der Unterschied zwischen Kunst und Pho tographie sei so wesentlich, daß sie nie zusammenkämen, eS sei der stete Unterschied zwischen Freiheit und Unfrei heit. Nach einigen Seitenhiebrn auf die Akademie, deren Einstimmigkeit an die der deutschen Einheit erinnere, wie man heute an den Zeugenaussagen ersehen, eitirt er Wäch ter'- Ausspruch gegen den Zöpfl'S, wonach Wächter den Photographen keinen Rechtsschutz angrdeihen läßt, weil da- fretbesttmmende Element fehle. Der übrig« Vortrag war mit pikanten Vergleichen zwischen dem künstlerischen und photographischen Schaffen gewürzt, und zuletzt wurde noch eine statistische Uebersicht der Münchner Photographen gegeben, unter deren sehr großer Anzahl (weit über 100) nur sechs zugleich Künstler seien, die übrigen aus Hand werkern, ins Abwesen gekommenen Geschäftsleuten, und auch — einem Droschkenführer beständen. Die zweite Frage erstrecke sich darüber, waS das Gesetz von 1840 unter Verarbeitung zur eigenthümlichen Form verstehe, ob blsS da diese vorliege, wo da- Product wesentlich ver ändert werde, oder auch da, wo der Gegenstand wesent lich bestehen bleibe und nur in einen andern Zweig künst lerischen Schaffens übersetzt würde. Ueberzeugend wie» Gotthelf nach, wie der Antragsteller de» fraglichen Ge» setzeS und der damalige Referent (Professor Bayer) dieser letzter» Ansicht beigepflichtet haben, und selbst Hanfstängl auf S. 3 und 4 seiner Denkschrift spreche die Meinung auS, daß Lithographien, Kupferstiche, Holzschnitte u. s. W. nach Gemälden als selbstständige Arbeiten zu betrachten seien. Schließlich stellte er den Antrag auf Freisprechung. DaS Urthril de» Gerichtshöfe» lautete auf Freispre chung de» Angeklagten, Urbrrbürdung der Kosten auf die Staatskasse und auf HinauSgab« der mit Beschlag belegten Exemplare. « Nachdem vor Jahren Juliu» Mosen „Heinrich den Vogelsteller" zu einem Schauspiele benutzt, hat jetzt Wilhelm Andreae denselben historischen Vorwurf zu einem Operntert in drei Aufzügen verarbeitet, der bet H. Matthe» in Leipzig erschienen ist. « Ein neue« Werk von Franz LiSzt besteht in zwei großen Orchestercompositionrn. Der Tondichter hat hierzu Episoden au» Nikolaus Lenau » „Faust" (nächtlicher Zug, Tanz in der Dorfschenke) benutzt.
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