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Dresdner Journal : 09.12.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186412094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18641209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18641209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-12
- Tag1864-12-09
- Monat1864-12
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1864
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Verordnung, die wegen des Auftretens der Rinderpest in Böhmen getroffenen Maßregeln betreffend. Da dir neuerdings in Böhmen auSgebrochene Rin» derprst amtlicher Mittheilung zu Folge als vollständig wieder erloschen erklärt worden ist, so findet sich daS Ministerium des Innern veranlaßt, die mittels Verord nung vom 17. October dieses Jahres für die Grenze entlang deS diesseitigen Regierungsbezirks Budissin ver fügten besonder» Sperrmaßregeln andurch dergestalt außer Kraft zu sehen, daß nunmehr auch sür diesen Grenztract nur die mittels Bekanntmachung vom 2. November die ses Jahres zu Verhütung der Einschleppung der Rinder- pest im Allgemeinen vorgeschriebenen Bestimmungen in Betreff d«S Einbringens von Vieh aus Böhmen nach Sachsen bis auf Weiteres maaßgebend sind. Hiernach unterliegt die Einfuhr und der Eintrieb von Rindvieh entlang der ganzen sächsisch-böhmischen Grenze den aus Punct 1 und 2 der angezogenen Bekanntmachung ersicht lichen Beschränkungen. Alle Zeitschriften der 8 21 des Preßgesetzes vom 14. März 1851 gedachten Art haben vorstehende Bekannt machung nach Maaßgabe § 14 »ub d der Ausführungs- Verordnung zu ersterem zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 3. Decembcr 1864. Ministerium des Innern. Krhr. von Beust. Schmiedel. Nichtamtlicher Theil- Uebersicht. rrlegrupdische Nachrichten. ZritungSschau. (Berliner Blätter über die Abstim mung Sachsens in der BundestagSsihung vom 5. De- cember.) TageSgeschichke. Wien: Versammlung des deutschen Reformvercins in Aussicht. Schluß der Adreßdebatte. Steuerzuschläge. Schlußsteinlegung der Rudolphstif- tung. —Prag: Versammlung der Zuckerindustriellen. Zum Empfange der heimkehrendcn Truppen. Die Man- datSniederlegung der Tschechen. — Berlin: Einzug zurückkehrender Truppen. Ernennungen. — Mün chen: Herr v. d. Pfordten. — Hannover: Selbst mord Nanne's. — Darmstadt: Kammrrverhandlungrn. — Altenburg: RussischeOrden. LandtagSverhandlgen. Frankfurt: Preßproccß. Bundestagssitzung. — Paris: Commission der Marschälle. Urtheil im Pro- cesse der Dreizehn. — Turin: Senatsverhandlungen. — London: Earl v. Carlisle 1°.— Kopenhagen: Jütländische Loyalitätsadrcsse. — Warschau: Ukase in Betreff der geistlichen Angelegenheiten. — Schleswig-Holstein. (Rückmarsch der Bundcscrecu- tionstruppen. Erbansprüche Preußens. Eine Be kanntmachung des Prinzen Friedrich Karl. Die Gel der aus den Landeskassen. Vom lauenburgschen Land tage. Vermischtes.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Vrovinzialnachrichten. (Leipzig. Tharand.) Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkaleuder. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. München, Donnerstag, 8. December. (Directe Meldung.) Freiherr v. Schrenk ist zum Bundes- tagSgrsandten ernannt und wird unverzüglich auf seinen Posten abgehen. Altona, Donnerstag, 8. December. Im „Gesetz- und Verordnungsblatt für die Herzog- thümer Holstein und Lauenburg" zeigen die Bun- drScommiffare die am 7. d. erfolgte Uebergabe der Verwaltung Holsteins und LauenburgS au die Civilcommiffare deS HrrzogthumS Schleswig an. Feuilleton. 's Dresden, 8. December. Am heutigen Morgen wurde der am 5. d. hier verstorbene Maler Johannes Zumpe, Ehrenmitglied der hiesigen kgl. Akademie der bildenden Künste, beerdigt. Der Conduct bewegte sich vom Sterbrhaus auf der Eliasstraße unter den Klängen einer Trauermusik nach dem Trinitatis Kirchhofe, wo die Beerdigung statlfand. Der lange Zug Leidtragender, welcher dem Sarge folgte, gab Zeugniß von den zahl reichen Freunden, die Zumpe durch seinen ehrenwerthen, liebenswürdigen Charakter, wie durch sein ernstes künst lerisches Streben und glänzende Begabung gesunden hat. Unter den Leidtragenden befanden sich die Mitglieder deS akademischen Rathes mit dem Vorsitzenden desselben, Herrn Ministerialdirektor Geh. Rath Kohlschütter, wie ein großer Theil der hiesigen Künstlerschaft. Am Grabe feierte Andreas Oppermann das Gedächtniß deS seiner Kunst zu früh Entrissenen mit folgenden Worten: .Glücklich — jm Sinne der Well — war der Mann nicht, dessen Uederreste wir heute in die kalte Wintcrerde legen. Ein Leden liegt vor un» — reich an Entbehrungen und Sorgen, arm an Freuden der Welt, ein Künstlerleben, von großen Erfolgen nicht gekrönt. Spät zur Künstlerlausbabn gelangt, waren ihm die Leh'iahre — Jahre innerer Kämpfe heißer Art. Al» er die Zeit de» Lernen» »urückgNegt, bot sich ihm keine Au-sich», Da» im Werke zu verwirklichen, wa» al» Fdcal s.ine Seele bewegte. Und al» nun endlich nach Mühen und"Harren, ihm die Gelegen heit wurde, Da, zu delhSiigen, wa« er gewünscht, ersehnt, erstrebt, m LchSpsungen niederzulegen, wa« er innerlich geworden, da trat ewige Nacht feinen Geist an, da siss^te der Tod seine reine Hand und legte sie ihm auf die Brust z» ewiger Ruhe — der Nest ist Schweigen. So erscheint wohl da« Bild de» Leben» unser» Iheuern Freunde» dem schmerzerfüllten Blicke, Und mit ihm sollten wir von diesem Grade scheiden- Nein! Die« Leben, aus da» der Tod heute da» letzte ernste Siegel gedrückt, bietet auch wie da» Leden jede» echten Menschen herrliche Lichtseiten und Bilder rei chen mnern Glücke«. Wachten nicht über seinen Mühen die treuen Augen seine« väterlichen Freunde» und seine, großen Mei- Ditz BundrScowulistare danken dm Beamten für den von ihnen unter schwierigen VrrhäUniffrn be wiesenen Eifer bei ihrer dienstlichen Mitwirkung, sagen den Einwohnern deü Landes Lebewohl und versichern dieselben ihrer Thrilnahme in Bezug auf die definitive Entscheidung über die Zukunft der Herzogtbümrr. Eine Bekanntmachung der österreichisch-preußi schen Obrrcivilbehörde für Schleswig Holstein und Lauenburg zeigt die Urdernahme der Verwaltung Holsteins und LauenburgS von Seiten ter erwähn ten Behörde an und besagt, daß die Centralver- waltung Holsteins vorläufig bestehen bleibe; ins besondere werde in der Verwaltung LauenburgS nichts geändert werden. FurS Erste bleibe KleuS- burg der geschäftliche Sitz der Obrrcivilbehörde. Um ihre Aufgabe erfüllen zu können, mußten die Civilcommifsare sich der Unterordnung und Unter stützung aller Behörden und Beamten versichert hallen können. Schleswig, Donnerstag, 8. December. Gestern ging eine Deputation der beiden städtischen Colle- girn nach Flensburg ab, um die dortig.: preußisch- österreichische oberste Cioildrbörde zu ersuchen, ihrra Sitz in der Stadt Schleswig zu nehmen, sobald auch die Verwaltung Holsteins und LauenburgS in ihre Hand gelegt sein werde. Brüssel, Donnerstag, 8. December. Die von auswärtigen Journalen gebrachten beunruhi genden Mittheilungen über den Gesundheitszustand vrS König« find falsch. Derselbe wohnt brr heu tigen Hoirafel bei. Daß der Justizminister Herr Tesch seine Entlassung gefordert hat, wird bestä tigt. Die Motive zu diesem Schritte sind der Po litik fremd. St. Petersburg, Donnerstag, 8. December. Ein kaiserlicher Ukas vom gestrige» Tage bestimmt: Behufs Vermehrung ter Mittel brr Bank und im Interesse der nationalen Industrie wird eine füns- procrntige Anleihe von 10o Millionen in AppointS zu je hundert Rubeln emittirt. Die Amortisation erfolgt binnen 60 Jahre». Zweimal während deS Jahre« finden Brrloosungen statt mit einer von 120 bis 150 Rubeln steigenden Rückzahlung; außer dem in den ersten dreißig Jahren alljährlich zwei Loeterleztebnngcu, später nur ein« jedesmalige Gesammtgrwinn beträgt 600,000 Rn-' vel. Der Termin zur SubscriptionSrröffnung ist der 15. d. M., derjenige des SudscriptionSschius- s«S der 24. d. M. Die Einzahlungen haben bin nen 10 Monaten zu erfolgen und beginnen mit dem Januar künftigen Jahrrö. Dresden, 8. December. Berliner Blätter machen sich heute viel mit der säch sischen Abstimmung in der Bundestagssitzung am 5. d. M. zu thun. Die „Ndd. AUg. Ztg." knüpft dabei an die sächsische Ausführung: die am 1. October v. I. beschlossene, durch den Bunbcsbeschluß vom 7. De cember v. I. in Vollzug gesetzte Erccution sei bereits durch den Beschluß wegen Suspendirung der dänischen Stimme zu einer politischen Maßregel gestempelt, während die Erecution als solche durch den Beschluß vom 25. Fe bruar völlig gegenstandslos geworden sei, ohne daß doch die Besetzung und Verwaltung Holsteins und LauenburgS seiten des Bundes aufgehört habe, — die Bemerkung: es würde damit sächsischerscits zugegeben, daß die säch sischen Erecutionstruppen ohne einen Rechtstitel Monate lang in den Herzoglhümern gelassen und dem Lande Ko sten aufgebürdel haben, für welche man selbst keinen Rechts titel ausfindcn könne. Es genügt, dem gegenüber darauf hinzuweisen, daß in der den Bundescomnnssarcn von der Bundesversammlung ertheilten Instruction (welche, soviel uns bekannt, noch dazu von dem k. preußischen Herrn Bundestagsgesandten entworfen wurde) § 1 bestimmt: dieselben hätten im Bundesauftragc die Verwaltung der Herzogthümer Holstein und Lauenburg so lange zu füh ren, bis durch einen anderweiten Beschluß der deutschen Bundesversammlung die Beendigung des anzeordneten Verfahrens bestimmt sein wird. Warum hat es denn Preußen nicht gefallen, diesen „anderweiten Beschluß" schon früher zu beantragen? Oder warum rief Preußen nicht schon längst nach Art. 13 der Ere- culionsordnung von 1820 die Entscheidung der Bundes versammlung an? Es stand ihm ja frei! Etwas ausführlicher finden wir uns genöthigt, auf die Bemerkungen zu antworten, mit welchen die „Na- tional-Zeitung" die sächsische Abstimmung begleitet. Nicht etwa dieser Zeitung selbst gegenüber sind unsre Entgegnungen am Platze, denn dieselbe weiß recht gut, daß Das, was sie j.tzt der sächsischen Politik in den Her zoglhümern sogar Uebles nachiagt, unbegründet ist; sie braucht j, nur ein wenige Monate erhaltendes Gctächt- niß zu Haden, um aus ihren eignen Erörterungen sich widerlegen zu lassen. Wir verstehen aber recht gut, was die „National Zettung" jetzt will, nachdem sie in neuester Zeit die überraschende Schwenkung zur Politik des Herrn v. Bismarck gemacht hat. Sie zielt auf ihre Leser in Sachsen; diese will sie captiviren, indem sie sich so stellt, als wenn ihr die Opposition der sächsischen Regierung gegen die preußische Forderung und die in Sachsen an geordnete Mobilistrung überflüssige und kostspielige Dinge schienen, die doch an der Sache nichts geändert hätten. Sie verweist sogar in Bezug auf die letztgedachte Maß nahme auf die nächsten Kammern, vor denen sich dieS „Räthsel" lösen würde. Es reimt sich nicht recht mit dem neuerlichst von der „National-Zeitung" eingenom menen Standpunkte zur ossiciellen preußischen Politik, daß sie einer fremden Regierung mit den — Kammern droht. Doch das ist ihre Sache. Die unsrigc ist es, sich dieser Verantwortung, mit der man cs in Sachsen nicht leicht nimmt, bewußt zu bleiben. Aber indem wir dies vollkommciz sind, haben wir zu bemerken, daß die sächsische Negierung nur bedauern kann, vor den Kam mern sobald noch nicht sich für ihre Politik rechtfertigen zu können. Sie würde unter dem frischen Eindrücke der Begebenheiten Aufschlüsse zu geben in der Lage sein, die den Versuchen preußischer Blätter, in Sachsen Unzufrieden heit mit der Haltung der Regierung zu erregen, jeden Boden entziehen würden. Die „National Zeitung" hat übrigens selbst vor we nigen Tagen noch die Sachlage ganz anders zu charakte- „la i«tzt. Wir ««inner» nns, daß, als die „Neue Preußische Zeitung" die in Preußen ergriffenen militärischen Maßnahmen meldete, mit dem Hinzufügen: „die Bedeutung derselben könne nicht zweifelhaft sein", die „National Zeitung" ihrerseits kein Genügen an die sem officiöscn Lakonismus hatte, sondern demonstrirte: es handle sich um Bürgerkrieg und dieser sei vor der Thür, wenn Sachsen nicht den preußischen Forderungen nachgäbe! Damit hat sic selbst wohl am besten das Zeit gemäße der sächsischen Maßnahmen bewiesen. Sachsen konnte die preußischen Forderungen nicht erfüllen und hat sie nicht erfüllt. Es richtete keinen „Hilferuf" nach Frankfurt, wie die „National-Zeitung" sagt, sondern cs wandte sich an die Instanz, welche nach der sächsischen Auffassung allein das Recht hatte, die Erecutionsfrage zu entscheiden. Die „National-Zeitung" mag jetzt noch so sehr den Schein annehmen, als erblickte sie in diesem Verlaufe der Dinge nur einen Zurückzug der sächsischen Politik. Wir sind überzeugt, sie sieht im Stillen die Sache rich tiger an und es ist ihr nicht entgangen, daß mit der Uebergabe der Differenz zur Entscheidung an den Bund weitreichende Principfragen berührt sind. Daß die sächsische Regierung in ihrem Votum über die Erecutionsfrage „so bescheiden" auftritt, wie die „National-Zeitung" in spöttischem Tone sagt, daran wird man hier zu Lande, wo Bescheidenheit und Höflichkeit der Aufschneiderei und Unverschämtheit entschieden vor gezogen werden, keinen Anstoß nehmen. Die „National- Zeitung" scheint, wie viele preußische Blätter, in dem Glauben zu stehen, daß nur, was recht stark ausgedrückt wird, ernst gemeint ist und Anspruch auf Beachtung hat. In Sachsen, können wir ihr versichern, denkt man fast das Umgekehrte. Die „'National-Zeitung" nimmt demnächst das oft gehörte Thema wieder auf, der Bund habe sich vor dem Kriege mit Dänemark gescheut und deshalb sich nach dem Einmärsche der großmächtlichen Truppen in Schles wig so passiv verhalten. Man wird uns nicht nachsagen können, daß wir bisher gegen die wirklichen Fehler und Unterlassungssünden, die sich der Bund hat zu Schulden kommen lassen, blind gewesen wären; wir haben viel mehr oft und freimüthig an dieser Stelle darauf hinge wiesen. Aber Unrecht ist es, diese Fehler zu übertreiben, perfid ist cs, die Schuld dafür nur auf die Seite der Mittlern und kleinern Bundesstaaten zu werfen. Der Bund wollte nicht die „Erecution" in Schleswig, aber wohl hätte er anstatt dessen die Occupation und Sich.r- stellung des Landes sür den künftigen legitimen Herrscher gewollt, wohl hätte er noch später den Krieg gegen Dä nemark gewollt, wohl sofort die Ecbfolgesrage entscheiden gewollt — Anträge in dieser Richtung lagen ja genug vor! — wenn die deutschen Großmächte nicht alle Mittel ihres Einflusses neben ihrer eigenen Stellung am Bunde aufzcboten hätten, um nicht- von Alledem zur Ausführung kommen zu lassen. Bei einer solchen Stellung der Mächte mußte das Resultat am Bunde so sein, wie es war. Darüber ist nicht zu verwundern. Zu ver wundern ist aber auch nicht, wenn bei diesen Resultaten die Sehnsucht nach einer Bundesreform, welche den na tionalen Geist zu einem sehr wesentlichen Factor in der Bundespolitik macht, nirgends lebendiger gefühlt wird, als bei den Bundesstaaten, die sich nur durch den Einfluß der Großmächte an schneller, erfolgreicher Verfolgung einer nationalen Politik gehindert sahen. Die „National Zeitung" kann nicht umhin, der säch sischen Abstimmung recht zu geben, wenn sie entwickelte, daß die Erecution in Holstein und Lauenburg nach dem Bundesbeschlussc vom 25. Februar d. I. gegenstandSlo- gewesen sei. Sie meint aber: die Großmächte hätten die fernere Erecution nur „tolerirt" und aus dieser „Nach sicht" könne man keine neuen Rechte ableiten! Die Er klärung, welche Oesterreich und Preußen in der Bundes versammlung vom 19. Januar aus freien Stücken ab gaben, indem sic, wie schon in der Sitzung vom 14. Ja nuar, den bevorstehenden Einmarsch ihrer Truppen in Schleswig anzeigten, athmet nichts von solch einer „To leranz", sondern zeigt Achtung vor dem Recht, mit wel chem der Bund Holstein und Lauenburg in Besitz und Verwaltung genommen hatte Es heißt darin: Oesterreich und Preußen „gingen bei dem Einmärsche in Schleswig davon aus, daß hierdurch die fernere Ausführung der Anordnungen nicht beirrt werden, welche der Bund be züglich Holsteins und LauenburgS beschlossen, und Oester reich und Preußen hätten mit der nicht zu vermeidenden Betretung Holsteins durch ihre nach Schleswig bestimmten Truppen eine Beeinträchtigung jener Anordnungen nicht bezweckt!" Noch einen Satz der „National-Zeitung" müssen wir notiren, der eine interessante Affinität verrälh: „Bei jeder politischen Action namentlich für Kriegs fälle, gelte die Regel, daß wer nicht mitgethan, auch keinen Antheil an den Früchten hat." Daß Rechte „Actionen" im Wege sein können und selbst in Kriegsfällen zu eri- stircn nicht aufhörcn, scheint der „National-Zeitung" unbekannt. Als aber bei einer andern Gelegenheit und von einer andern Seite her einmal der Ausspruch fiel: „Gewalt geht vor Recht", war dies Fortschrittspartei- Blatt außer sich, obschon er genau dasselbe sagt. Hiermit von der „National-Zeitung" Abschied neh mend, wiederholen wir, daß wir uns zu diesen Entgeg nungen nur durch die in dem Artikel der „National- Zeitung" offenbar zu Tage tretende Tendenz, in Sachsen Täuschungen über die Politik der sächsischen Negierung zu verbreiten, aufgefordert fühlen. Die „National-Zeitung" überzeugen zu wollen, muß uns sehr fern liegen. Ihre Haltung, wie die anderer preußischen „Fortschrittsblät- ter" in der Herzogthümerangelegenheit ist zu sehr an die ganze politische Lage in Preußen gebunden; bei ihnen ist die letztere zu sehr die Haupt-, jene die Nebensache, sters, de» iheuern Schnorr, schauten nicht tief in seine Seele die lheilnehmcndcn Blicke des gewaltigen Corneliu», waren ihm beide Männer nicht verbunden in Gesinnung und in bewährter Freund schaft? Die beseligende Liebe zur Kunst und die Treue zu Dem, was er für gut und recht eikannt, hatte ihn keinen Augenblick seines Lebens verlassen, nicht verlassen mitten in der Mrsörc de» Tages. Niemals galt ihm ein .scheint", was über allen Schein erhaben, trug er ru sich, und niemals gehörte er zu Denen, die in dieser crsolgesüchiigen Zeit nur den Ton der Mode erbaschcn, der bei näherer Prüfung wie eine glänzende Blase zerplatzt. Die Gesinnung — gewebt aus Liebe und Treue zur Kunst — war cs, die ihn mit immer neuem Muthe zu streben erfüllte, die ihm aber auch den Eifer und Zorn erweckte gegen alles Unechte, gegen alle Scheinwerlhe. Und schoß dieser Eifer auch wohl hie und da übers Ziel, es war kein Fehler des Herzen», man vergab'» ihm g>rn um seines reinen Sinnes willen, dem jederzeit an der Siirne geschrieben stand: „der Sache gilt'»." Dre Liebe zur Sache beseelte ihn allezeit, er jagte und rannte niemals nach Vorthcilen um seinetwillen. Er ging keine Schleichwege, um Etwa» zu erreichen. Schönrednerei war ihm in Kunst und Leben fremd. Seine Rede war kurz, knapp, scharf und stolz, wie sein ganze» Tbun. Dies Wesen bob ihn weit hinau» über des Leben« Trivialität, die» Wesen fesselte an ihn mit seltener Macht die Herzen der Freunde. In seinem be schränkten Stübchen konnte man jederzeit neuen Muth zum Leden, frisches Vertrau.n aus die unvergängliche Krast der Ideale sich erholen. Diese Gesinnung, diese Liebe führt aber zuletzt allein zu ergiebigen Zielen, und in der Kunst wie im Leben gilt das schöne Wort der Bibel: „Und wenn ich mit Mcnfchcn- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz und eine klingende Schelle."" Mit dieser Liebe würde er, dcß bin ich gewiß, wäre ihm beschicken gewesen, zu vollenden, wa» er begonnen, die schönste Krone sich errungen haben. Wahr lich, ich meine, so betrachtet, biete da» Leben unsers dahingeschie denen Freunde» der Lichtseiten genug. An ihnen laßt uns fest halten, und an der Ucberzeuzung: »Wenn Dick, Du stiller Freund da drunten, Deine Wege auch nicht zum Glücke der W.ll gesührt haben, zum Lichte, zum ewigen Lichie de» Wahren uns Schönen haben sie Dich doch gesührt. Da« walte der gute, treue Gott!" So sende ich, in der Freunde Namen, den letzten Gruß Dir zu: .Leicht sei Dir die Erde, wie Dein Gedenken lebendig in un« bleiben wird!" Nachdem sodann noch Herr DiakonuS Döhaer gesprochen und den Segen der Kirche über dem Sarge erlheilt hatte, wurde derselbe unter den Klängen eines TrauergefangS der Erde übergeben. Pariser Briefe.*) xv. (Schluß au» Nr. 285.) Paris, 30. November 1884. Nun aber will ich meinen freundlichen Lesern eine höchst interessante Bekanntschaft vorführen, die mir ein angenehmer Zufall in diesen Tagen verschafft hat. Ich lernte einen Schiffscapitän von der französischen Han delsflotte kennen, der soeben von einer dreijährigen See reise zurückgckehrt, sich hier in Paris bei seiner Familie von seinen vielen Strapazen etwas ausruhen will. Seiner freundlichen Einladung folgend, suchte ich ihn neulich in seiner Wohnung auf, und als ich sein Zimmer betrat, wurde ich sogleich von einem höchst melodischen Pfeifen empfangen, das mir aus einem Vogelbauer entgegen tönte. Ich trat näher, um den kleinen Sänger genauer zu be sichtigen, und war förmlich geblendet von dem unerwartet schönen Anblick, der sich mir bot: ich sah einen Vogel der prächtigsten und seltensten Art, glänzende, goldgelbe Federn schmückten den obern Theil seine» Kopfes und vereinigten sich harmonisch mit dem smaragdgrünen Ge fieder, das seinen Hals umgab und seinen zierlichen Schna bel umsäumte; lange Büschel leichter, wallender Federn quollen ihm unter den Flügeln heroor, er wiegte sich auf seinen kleinen, schwarzen Pfötchen und bewegte den Kopf wie im Tacte zur Melodie, die er pfiff: „psrtont pour I» 8xeio!" die bekannte Romanze der Königin Hortense. „Welch ein prächtiges Thier!" rief ich in der höchsten Bewunderung. „Nicht wahr?" sagte der Capitän, von ') Bergt. Nr. «7. »8, 185, Iw, 132, 154, 155, 158, 185, 188, 187, 1S3, 108, 187, 242, 243, 258 257 und 285. meinem Entzücken sichtbar geschmeichelt, und nahm den schönen Vogel aus seinem Käsig, streichelte und küßte ihn, „das ist der schöne älonsieur Poco", fuhr er fort, mein treuer Freund und Reisegefährte, den ich in Neu Guinea selbst gefangen habe und der mich seit jener Zeit nicht wieder verlassen hat. Er ist ein echter, wahrer Paradies vogel, ein psrsciisos »posts, wie ihn die Gelehrten und zwar mit Unrecht nennen, denn Sie sehen wohl, daß er nicht »post«, das heißt, nicht ohne Pfoten ist." Be kanntlich hatte man früher sehr irrthümlich: und falsche Ansichten über das Wesen und die Eristenz deS Para diesvogels, indessen sind diese Jrrthümer jetzt durch den Fortschritt der Naturwissenschaften vollkommen aufgeklärt, und um also nunmehr bekannte Dinge nicht unnölhig zu wiederholen, will ich mich nur darauf beschranken, mit- zutheilen, auf welche Art der vielgereiste Seccapitän in den Besitz seine- schönen und seltenen Vogels gelangt ist. „Eines Abends" erzählte mir der Capitän, „wurde ich auf einem Spaziergange in einem Walde von Neu Guinea von einem sehr heftigen Sturme überrascht, und ein jun ger Paradiesvogel, der mit einem Zug Vögel seiner Art über meinem Haupte dahinfloz, konnte den immer hef tiger werdenden Windstößen nicht widerstehen und fiel ganz ermattet und abzeänzstigt zu meinen Füßen nieder. Das war rin sehr kluger Einfall von ihm, denn wäre er noch ein Stück weiter geflogen und hätte sich dann mit seinen übrigen G fährten niedergelassen, so würde er jedenfalls dem traurigen Schicksale nicht entgang-n sein, da» diese armen Thiere erwartete; denn eingeborne Jä ger, die sehr wohl wissen, daß starke Gewiltcrstürme in der Regel eine große Menge von Paradiesvögeln nieder schlagen, hatten sich bereit- auf die Lauer gelegt und be mächtigten sich der vom Winde Ueberwundenrn, um fie zu tödten. Die TodeSart, die man diese armen Thiere erdulden läßt, ist entsetzlich grausam: ohne fie sogleich
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