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Dresdner Journal : 02.02.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186502028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-02
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- Dresdner Journal : 02.02.1865
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KNl 27. Donnerstag, den 2. Febrnar. Lboiaemnitapretse: ^tkrlit-k: S H>l». — io ) Im LoilooL« 1 „ 1» .. „ „ i»r>U k°M- rloootlicd io vr»«ä«»> Id s«xr. 1 vv«iop«I»o- tNooolo« lioouoero: 1 btUr. ) »ct»t»x b»»««. »nseratenpreife: ktlr ä«o Kaum «ioer e«»p»It«o«o L«N«r 1 Votor „Llo^e»»oai" Li« L«U«r 2 kt^r. «rsthttnrnr IlEllod, o»tt Xoooodio« Lsr Koon- vvL ralortaxo, Xdooä, Nir Loo ko!js«oL«o r»z. --- ' - , 77" -777^ , 7 . , ,—..., , ,M...» > > —. . - DresdnerImnnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1865. Zwserateuannahme auswarl« Lotpotss: t'o. L»>«ln»ri77>», Commission-, L«» I)r«»Lo«r LonroxI»; «benL»,.: N. >'»ouo», L. Sambor^-Xltoa» L Vooi-o»; LorUo: Oxoi-in«'»ob« t-uek- iiooLI., liL^Loicv«»'» Uurvuu; Lr«o>«o! li. Lcui-v^H!; >r»»1»o' l.or>» 8rt«o««i krxniltnrl ». >l : .1^, 0, «'»»:>> Nuckk.; N6W: ^ooi<>- Iiüo»x-x, v. (28, ru«L« doo« «of»o»>; kr»^: 1°'». t.»xl-i< »'» It n t>t> Viooi Oowpkoir L. -. /«itnn^ tzrrouoarvrr SiouL^t ^.Lp»a,r»on <I», i--^»-iN», -oo-v». OroxLeo aa»r»»n»r-»«»» : Nichtamtlicher TIM« Uebersicht. r^egrapdistd« Nachricht»» ZrittMgsscha». (Wiener „Presse" ) Laßttßeschichte. Wien: Eine Rebe de» Staat-Mini ster» bezüglich der Studentrndrmonstration. ZritungS- nachrichtrn dementirt. Vom Finanzausschuss«. — Nei chender g: Beitrag zum Bau der evangelischen Kirch«. — Triest: Anschluß an die LoyalitätSadressr. — Berlin: Kammerverhandlungrn. Der ParlamrntS- hautdau. Herr v. Hock. Zur Kölner Bischofswahl. — Au» Hvhenzollern: Die Encyklika verkündigt. — Stuttgart: Kammerverhandlungrn. — Schwe rin: Der Oberkirchrnrath gegen Schenkel. — Lurrm- brrrg: Dir Kammer geschlossen. — Paris: Schrift- stellerdeputation beim Kaiser. Zur Encyklikaangrlegen- hrit. DecentralisationSmaßregeln. Bauprojekte. Mili tär» an Diebstählen betheiligt. — Brüssel: Kam merverhandlungrn. — Turin: Zeichnungen aufSiartS- güterobligationen. Zur Encyklikaangelegenhrtt. — Siow: Der spanische Gesandte. Die päpstliche Armer. — Kopenhagen: ReichSrathSvrrhandlungen. Han sen gegen den Volksverein. Prinz Johann erkrankt.— Stockholm: Graf AnkarSvärd Submarine-Tele graph. — Et. Petersburg: Gründung eines Adels« blatte». — Bukarest: Neuer Metropolttrntitel. Ne- gri. — Athen: Vermischtes. — New-Bork: Krieg»- Nachrichten. Au» Mexico. Lchle»»iß-Holstei«. (Vermischte».) Innere Lvgelkgenheitea. (Den schönburgschen Receß betreffend.) Eraeaannchrn, Lersetzungen u. im öffentl. Dienste. Drettzarr Nachrichten. Vroviuzialnachrichteu. (Leipzig. Chemnitz. Zittau.) Vermtschte«. Kevtstetoa. Inserate. Tagetkalevder. B-rsrn- Nachrichten Telegraphische Nachrichten. Turin, DienSta-, 31. Januar, Abdt. Gestern Atzend während deS Hoftzallrt fanden auf dem Echloßplatze wieder Demonstrationen statt. Die Nationalgarde nahm mehrere Verhaftungen vor und »achte den Unruhe» hierdurch ei» Ende. Di« »ffikieke Zritnag tadelt die Urheber dieser Nanif«stati»»e» und lobt dal Verhalten der Ra- tioaalgarde. Ja Livitavecchia haben dir Franzosen den Brigauteachef Tamburins verhaftet. Dresden, 1. Februar. C» ist seit Jahresfrist wohl manchem deutschen Blatte etwa» Menschliche» begegnet, und der alte Satz, daß die Meinungen der Menschen wechseln, ist nie handgreiflicher demonstrirt worden, als seit dem Tod« de» Königs Friedrich VU. von Dänemark. Wir haben die Kreuzzri« tungSpartei, von dem LcgitimitätSprineipe abfallend, eine Politik der GelegenheitSmacherei empfehlen sehen; die go- thasche Partei bekehrte sich zu Tria- Gedanken; die deutsche Demokratie hielt der Fahne d«S Erbrechts hoch; dir preu ßisch« „Fortschrittspartei" opferte da» Selbstbestimmungs recht der Völker den „nothwendigen" Forderungen Preu ßen»; die Berliner offictelle Publicisttk begeisterte sich sogar für die Allianz mit Oesterreich — wahrlich Con- traste in Menge in einem Jahre! Ein deutsche» Blatt aber giebt e», das allen andern vorausgewesen ist an Geschwindigkeit im Wechsel und an Widersprüchen — und die« Blatt ist die Wiener „Presse". Eie stellte sich anfangs aus Seite der nationalen Politik, lief dann über in» Lager der österreichsch preußischen Allianz und verdächtigte von dort aus die nationalen Stimmen al» „beschränkten ParticularismuS", dem seiten Oesterreichs u. Feuilleton. > — . Dresden, 1. Februar. Gestern fand die Soirvo muiival» de» Herrn H ölzel, Hofopernsängers und Lir» dercompofiteur» au» Wien, statt. Herr Hölzel wirkt als Sänger nicht durch seine besondere künstlerische Technik, auch nicht mehr — wie daS nach langjähriger Thätig- keit erklärlich ist — durch die Vorzüge seiner Baßstimme; aber er versteht seine Mittel noch wohl zu gebrauchen und mit Verständniß und inner« Gefühl zu singen, wie er theilwetse schon in der ersten Nummer de» Programms — Arie auS Paulus — namentlich aber in allen Lie- dervorträgrn bewies. Letztere find durch Gemüthlichkeit, Humor und ungekünsteltem Ausdruck sehr ansprechend, besonder» die Vorträge der österreichschrn Dialektlieder, in denen Herr Hölzel mit dem populären Ton und einer geschickten, durch deutliche Au»sprachr unterstützten Poin- ttrung, doch Geschmack und richtige« Maß taktvoll inne hält. Mit den gleichen gefälligen Eigenschaften wirken auch die Compofitionen der Lieder, so daß den Hörern «tue recht heiter« musikalische Unterhaltung zu Theil wurde, gehoben durch eine gute Unterstützung der Soiree. Frl. Al »»leben sang außer zwei Liedern vom Concertgeber eine Arte au» der Schöpfung mit außerordentlicher Cor« reethett, mit musikalischem Geschmack und tadelloser gleich mäßig gelingender Tongebung und Reinheit. Frl. Mary Kretz» spielt« mehrer« Piecen mit vorzüglicher Ausfüh rung. Die elegante Rapidität und Präciston ihrer Tech- uik, die spirituelle und zartempfundene Belebung ihre« Vortrag», dessen Abrundung und graziöser Schwung in solchem Grad« nur dem begünstigten Talente gelingen, wirkte» am erfreulichsten und glänzendsten in den mnfikalisch g«halt»»ller« Compofitionen von K. M. v. We- Preußens ganz recht geschehe, wenn er unterdrückt würde. Als dann Preußen seinen „Mitbesitz" d»r Herzogthümer im eigenen Interesse verwerthen wollte, wandte sich plötz lich wieder die „Presse" gegen die Allianz, forderte täg lich deren Ausgeber: östrrreichjchersritS und empfahl drin gend die Annäherung Oesterreichs an den „nationalen" Standpunkt der Mittelstaaten. Doch damit ist der Rundlauf der „Presse" noch nicht fertig. In einer ihrer neuesten Nummern macht sie wieder eine Schwenkung und fährt gegen die deutschen Mittelstaaten in einer Weis« los, die theilS durch ihre Naivetät belustigend zu nennen ist, anderntheils aber auch durch CynismuS ab stößt und durch Wahrheitswidrigkeit indignirt. Der „Presse" allein gegenüber würde man sich kaum zu einer Entgegnung gestimmt fühlen können, aber e» ist vorauSzusehen, daß di« den Mittelftaaten feindlichen Par- triblätter von dieser neuesten Wandlung der „Presse" mit Genugthuung Notiz nehmen und ihr wettere Ver breitung in Kreise hineingeben werden, wo der politische Charakter der „Presse" weniger bekannt ist. DicS be stimmt uns zu einer kritischen Beleuchtung deS Artikels der „Presse". Die „Presse" greift weit zurück in ihrer Polemik, denn vom Wiener Congrcsse an datirt sie den Schuld zettel der Mittelstaaten! Seit jener Zeit bis heute — beginnt sie — sei „die Pflege deS eigenen Wohlseins in jenen Staaten zu einem Cultus erhoben." Die „Welt händel" hätten sie wenig gekümmert. Wenn Oesterreich sich in Rüstungen gestürzt habe, um Rußland von den untern Donauländern und Frankreich von der Alpen festung abzuhalten, so hätten die Mittelftaaten die öster- reichschen Anlehnspapiere gekauft und „mit Behagen die In teressen verzehrt, welche daS österreichschr Volk erschwingen müsse, um eine deutsche Politik aufrecht zu erhalten". Wenn Oesterreich kämpfte, so hätten sich die Mittelftaaten un ter Preußens friedliche Führung begeben, und, von Preu ßen bedroht, seien sie zu Oesterreich geeilt, um von ihm ihr Recht und ihr Interesse gegen Preußen vertreten zu lassen. Auch Preußen habe sich oft große Opfer für sein Heer gleich Oesterreich auferlegt. Aber die Mittel staaten hätten sich einer „einschläfernden Ruhe" über lasten, geringe Steuern gehabt und nicht» gethan, als patriotisch „raisonnirt". Also die „Presse" macht eS, kurzgefaßt, den deutschen Mittelstaaten zum Vorwurf, daß sie sich nicht um „Welthändrl" gekümmert und vielmehr ihrem eigenen Wohle gelebt hätten. So viel Vorwürfe auch gegen die Mittelftaaten von den verschiedenen ihnen feindliche» Parteien schon gefallen find, diesen höre» wir zu« ersten Mal! Bis jetzt war ihnen von den großmächtli- chen Parteien gerade daS Gegen theil vorgeworsen, nämlich, daß sie sich zu sehr mit großer Politik befaß ten, „Großmacht spielen wollten" — und zu viel Kräfte nach außen verwendeten, die zu Hause bester angewandt seien. So seltsam der Vorwurf der „Presse" demnach auch scheint, ist e» der Mühe werth, ihm Rede zu stehen. Daß die europäische Welt von 1815 bis 1848 so ziemlich ruhig blieb und die „Welthändel" der Art waren, daß während dieser Zeit selbst Oesterreich und Preußen in Frieden lebten, beklagt auch wohl die „Presse" nicht, wenigstens spricht sie keinen Vorwurf darüber auS, daß Oesterreich und Preußen Nichts thaten, als die Bourbo- nische Dynastie in Frankreich fiel und Belgien sich von Holland loSriß — zwei Ereignisse, die doch in der That Deutschland nicht ganz gleichgiltig sein konnten, zumal da» letztere auf deutschen Bundcsboden hinüberspielte. Die Mittelftaaten tragen doch nicht etwa Schuld dafür, daß Oesterreich und Preußen damals still saßen? Wir haben in jener Zeit außerdem diplomatische „orientalische Fragen" gehabt, einen Thronwechsel in Spanien und Por tugal und ein paar militärische Promenaden in Italien. Der absolutistische „heilige Bund" regierte friedlich in Europa, wenn auch nicht bestens, wie Neapel bezeugen kann, besten Könige die Congreste der absoluten Mächte eine verliehene Constitution wieder abpreßtcn und die unum schränkte Regierung wieder aufzwangen, eine Wohlthat, die der Urenkel jetzt in der Verbannung empfindet. Ihre Pflicht und Schuldigkeit in Wahrung deutscher Interessen haben ber im kooLo brillant in L», und in dem auf Verlangen zugefügten Finalrondo aus der Claviersonate op. 24. Frl. Ulrich vollendete den befriedigenden Eindruck der Soiree durch anmuthig und pikant ausgeführte declama« torische Leistungen. C. Banck. »** Dresden, den 28. Januar, hielt Herr Mail- lard im Saale des „Hotel de Polognr" seine zweite Vorlesung über die französische Literatur deS 18. Jahr hunderts. DaS Thema seines heutigen Vortrags bildete die LebcnSgeschichte Voltaire'- (Marie FranooiS Arouet, geb. 1694, gest. 1778) und eine kurze Charakteristik sei ner poetischen Wirksamkeit. Keiner der Schriftsteller de» 18. Jahrhunderts genoß in Frankreich einer so univer sellen Popularität, wie Voltaire, dieser vielfach so unge recht geschmähte erstaunliche Geist. Keiner erreichte ihn an Ausdauer, Muth und immenser Arbeitsamkeit. In seinem 84. Jahre verfaßt er noch die Tragödie „Irene", für die er am Tage der Aufführung mit dem Lorbeer gekrönt wird, und in seinem 80. J«hre schreibt er an Argantal die denkwürdigen schönen Worte: „II kaut com- battr», juaqa'au Loraiar Moment, I» natur« «t la kortun«, «t nvjamai, äsaeaperor L» rion suaqu'i o« qu'oa eoit bion mort." „Wer so schreiben konnte", sagt der feinsinnige Barn hagen v. Ense mit Recht, „und wer in der That so handeln konnte bis zum letzten Hauche, gehört unter die ersten Helden der Menschheit." Keine Gattung der Porste ist seiner schöpferischen Thätigkeit fremd geblieben, vom einfachen Epigramm bis zur Epopöe, von der leichten burlesken Erzählung bi» zur philosophischen Abhandlung. Freilich nicht in allen Gattungen war er in gleichem Grade Meister. Seine epischen Dichtungen zeigen un große Schwächen, seine Lustspiel« carikiren sehr oft die Menschen und die Zustände, in der Tragödie erreicht er eine gewisse Originalität und Meisterschaft, seine Epi- di« Mittelstaaten immer gethan. Al- von Frankreich her KriegSlärm ertönte, haben sie so gut wie Oesterreich und Preußen ihre Aimecn gerüstet und marschrrcn lassen. Wenn sie so besonders lüstern danach gewesen wären, allen Kosten für Geltendmachung der deutschen Gesammtmacht au» dem Wege zu gehen, sie würden nicht dir Ansprüche des Bunde« an ihre Armeen so nvrmirt haben, wir sie «» thaten, sie würden nicht die Anlage und den Ausbau kostspieliger Festungswerke zum Schutze Deutschlands mit beschlossen Haden. Daß die Mittelstaaten sich dabei aber nicht in die oben bezeichneten „Welthändel" mischten, War leicht begreiflich. TheilS lagen sie ihrem und dem deutschen Interesse zu fern, um sie zu einer Initiative zu veranlassen, während die deutschen Großmächte selbst, namentlich aber Fürst Metternich die „Welthändel" sehr sorglich von den Bundesstaaten fernhielten; theilS hätte rS sicher gar nichts genützt, wenn die liberale Strömung, welche sich entgegen den beiden deutschen Großmächten in den Mittel- und Kleinstaaten oft zeigte, den Versuch ge macht hätte, sich gegen die Mächte der heiligen Allianz zu regen — nützte doch selbst Englands Widerstre ben nichts! — und endlich blieb ihnen zu Hause ge nug zu thun. In letzterer Beziehung hatten sie Erfah rungen genug zu machen, welche beweisen, daß sie oft nicht mit so großem „Behagen" ihre „Interessen verzehr- Acn" und „patriotisch raisonnirten". Oesterreich und Preußen wollten keine selbstständige Politik der andern Bundesstaaten; sie wollten kein anderes Staatssystem aufkommen lassen, als daS, was sie selbst hatten. Den wiederholten Anläufen von den Mittelftaaten her, den Bund in Harmonie mit einem konstitutionellen Fortschritt zu bringen, wurde von Wien und Berlin her mit Ent schiedenheit rntgegcngetreten. Die Wangenheim, Lerchen feld, Trott, BlitterSdorf, Wintzingerode, Lindenau, Mün ster und andere Namen mehr sind Zeugniß genug für die Versuche der übrigen Bundesstaaten, gegen die beiden deutschen Großmächte rin liberales System zu erhalten. Leider wurde am Bunde nicht- erreicht. „Um Deutsch land «ine Scene der Einigkeit zu geben" fügte sich eine starke Minorität, welche gegen die Karlsbader Conferenz- brschlüfse gestimmt hatte, endlich denselben. Die unglück lichen Ereignisse und Parteiercesse zu Anfang der 30ger Jahre boten den Großmächten gute Gelegenheit, die libe ralen Bundesstaaten rtnzuschüchtern und zu den geheimen Wiener Congrrßbeschlüssen zu bewegen. Vom großmächtlichrn Standpunkte auS, auf den die Wiener „Presse" tritt, haben sich dir Mittelftaaten aber wahrlich k-iner „einschläfernden Ruhe" hingegeben. Im Gegentheil, fir haben de« Fürsten Metternich genug zu schaffen gemacht. Und al» sie endlich am Bunde zurück geschlagen waren und e» Oesterreich erreicht hatte, daß der Bund eine willenlose Maschine in deS Grafen Münch- Bellinghausen Händen geworden war, blieb doch daS neue GtaatSsystem gerettet, gerettet durch die Mittel- und Klein staaten, welche seit 1816, oft unter sehr harten, aber da» System um so mehr befestigenden Kämpfen, begonnen hatten, sich konstitutionelle Verfassungen zu geben. Sicher wurde hierdurch Deutschland eine größere Wohlthat er zeigt, al- durch irgend eine Thätigkeit der deutschen Groß mächte in den „Welthändrln". Die Bewegung von 1848, welche die deutschen Großmächte trotz aller srühern Macht anstrengungen gleich manchen kleinen Staaten erlahmen machte, würde einen ganz andern Charakter angenommen haben, wenn der gebildete nationale Geist nicht schon seit Jahren auf den konstitutionellen Weg gewiesen ge wesen wäre. Im 1.1848 haben die Mittelstaaten auch gerade nicht mit „Behagen" und „Ruhe" ihre „Interessen" von österreich- schen Papieren genießen können. Sie haben damals nicht gesäumt, blank zu ziehen, und der Boden in Schleswig- Holstein ward damals schon für die deutsche Sache mit ihrem Blut« geweiht. Haben die deutschen Mittelstaaten den Frieden von Malmoe geschloffen? Und als nun die deutsche Versassungsfrage sich immer drohender gestaltete, Oesterreich au» Deutschland herauSgedrängt werden sollte, haben damals etwa die Mittelstaaten sich vom Kampfplätze entfernt, um in „Ruhe und Behagen" ihre „Interessen" zu verzehren? Die Mittelftaaten wurden vom Fürsten grammr sprühen von Witz, aber allein im philosophischen Lehrgedicht (z. B. dem „Liaeour, »ur I'koinms", aus wel chem der Vortragende eine köstliche Probe mittheilte) steht er einzig und unübertroffen da. In klaren Zügen gab Herr Maillard daS Lebensbild dieses ausgezeichneten Manne». Er erwähnte der frühen Kundgebungen von geistiger Reife und Urberlegenheit in dem reizbaren Kna be», berichtete über seine stürmisch bewegte Jugend, über die ungerechten Verfolgungen des ManneS, seine Reisen, seine Freundschaften, die auf ihn den mächtigsten Einfluß übten, seine Beziehungen zu Madame du Chatelet, Vauvrnargues und Friedrich dem Großen, endlich über die Tage seiner Zurückgezogenheit in Ferney und seine letzten beispiellosen Triumphe in Paris, bei denen er selbst, den Tod vorauSahnend, den ihm die durch sie ver ursachte Aufregung brachte, auSrirf: „Freunde, ihr erstickt mich unter Rosen!" Der Verbindung mit Friedrich dem Großen schrieb Herr Maillard wohl mit Recht keinen günstigen Einfluß auf d-n Charakter und die Grundsätze Voltaire'- zu. Die Tage des guten Einvernehmen» zwi schen Voltaire und Friedrich, wo dieser zu sagen pflegte: „Wenn ich an der Spitze von 10,000 Mann stehe, bin ich König, wenn ich aber mit Voltaire zu Abend speise, so ist Voltaire König; er ist da» Licht, ich bin nur die Kraft", diese in der Geschichte ewig denkwürdigen Tage der Freundschaft zwischen dem größten Herrscher und dem größten Philosophen seiner Zeit waren bekanntlich nur von kurzer Dauer, und die allerdings zum Theil selbst verschuldete Zurücksetzung, di« Voltaire bald von Griten Friedrich» erfahren mußte, verbitterte seinen Charakter noch mehr, während auch sonst dieser Umgang, ganz im Gegensatz zu dem mit LauvenargueS, der Voltaire duld samer und gemäßigter gemacht hatte, viel dazu beitrug, ihn in seiner Menschenverachtung zu bestärken. Schwarzenberg ins Feld gestellt; für die deutsche Salbe waren sic zu Allem bereit, als Oesterreich mil Pr.uß n ohne Voiwissen der übrigen Bundesstaaten, die Olmützcr Convention schloß, welche keineewegs in allen Punkien den mittelstaatlichen Cabinrten , behagen" kenne und bei ihnen auch nur Aufnahme sand, weil man Deutschland nicht nach kaum überstand.ner G-sahrein-s Innern Kriege rin Schauspiel cer Uneinigkeit geben wollte. Wir kommen nun zum orientalischen Kriege. Oester reich verband sich damal- mit Preußen. Nur mühsam konnten es die Mittelstaaten dahin bringen, den Allianz vertrag vorgelegt zu erhallen. Der Bund schloß sich nichtsdestoweniger demselben an; er erkannte damit an, daß seine Thätigkeit weit über den Grenzschutz hinauS- liegr; er dehnte den Bundesschutz auf alle Länder deutscher Bundesfürsten au»; er traf alle Vorbereitungen, um Lie sen großen Verpflichtungen gegen Oesterreich nachzukom- men. Die Mittelstaaten, deren Politik damals auf der Bamberger Conferrnz festgestellt wurde, wollten eine starke Neutralität, welche Rußland den Rückzug ohne Demü- thigung erleichtern, Oesterreich di( volle Gcltendmachung seiner Interessen im Osten ermöglichen und cs zugleich in seinem Besitz in Italien von Verpflichtungen gegen da» Ausland unabhängig erhalten sollte. Wenn Oesterreich für alle diese Vortheile nicht die Bundespolitik anneh men wollte, sondern sich mit den Westmächten gegen Ruß land engagirte und auf „Vortheile" ausging, für welche e» Theilnehmer unter den einzelnen deutschen Staaten suchte, so verfolgte e» eine Politik, auf welche man mit- telstaatlichersettS nicht eintreten mochte — nicht deshalb, weil sie Theilnahme am Kriege in Aussicht stellte —, eine solche Eventualität lag ja schon in der vom Bunde übernommenen Verpflichtung! — sondern deshalb, weil man für Oesterreich selbst nicht» Gutes auS einer solchen Politik folgern mochte. Und man hatte dabei ja nur zu richtig gesehen. Der italienische Krieg war der Rückschlag der österreichschen Politik während deS orientalischen Krieges. Auch wäh rend diese» neuen Krieges war die Lage, in der sich die Mittelstaatea befanden, von „Behagen" weit entfernt. Obschon Oesterreich nicht» gethan hatte, sich mit seinen deutschen Verbündeten bei Zeiten zu verständigen; obschon e» seinen eigenen Weg eingeschlagen hatte, auf dem direkt der Krieg herbeigrführt wurde, fand doch das österreichschr HtlfSgesuch am Bunde starken Wiedcrhall. Man war dort zum Kriege bereit, nur Preußens Dissens hinderte den Bund am raschen Handeln. Wie man aber in Wien e» für etwa» Selbstverständliche« gehalten hatte, daß der Bund, ohne zu wissen für wa», ohne zu rathrn wie, Kriegsfolge leisten würde, so wollte man dort auch nicht auf die Hilfe, welche gegen ein« Verständigung immer noch zu haben gewesen wäre, warten. Man hielt cS dort für seinen Interessen entsprechender, Frieden zu schließen. Daß man dabei abermals irrte, hat die Zeit bewiesen. Soviel von früher. Nun kommt die „Presse" aber auf die eigentliche Nutzanwendung ihrer Eingangsbetrach tungen zu sprechen. Sie hebt an: „Es ist ein alte- „Wort, daß Ehrlichkeit die beste Politik ist; die Selbst sucht treibt nur eine anscheinend gute." Wie moralisch und schön das klingt! Nein, möchte man rufen, dies Blatt muß doch eine herrliche Politik verführen; unrecht wär'», dagegen etwas zu sagen! Doch nun die Nutzan wendung der „Presse". Da wird zunächst gesagt: „Ein sichtige Politiker" hätten längst vorhergesehen, was Preu ßen jetzt in der schleSwig-holsteinschen Sache proclamire, daß „Wer nicht mitthatet auch nicht mitrathet". Wenn Oesterreich nicht dagegen wäre, so würden die Herzog thümer nicht vor der „Verschlingung" durch Preußen zu retten sein, daS beweise schon die Art, wie die Bundes- erecution in Holstein behandelt sei. Folgt noch einmal eine Philippika gegen die „behagliche Existenz", die „Schlarafscn-Politik" der Mittelftaaten; im Gedanken daran erhebt sich die Phantasie deS Wiener Blatte» zu Vergleichen, die ihren Zusammenhang mit einem leeren knurrenden Magen nicht verkennen lassen. Die Mit telstaaten erscheinen ihm nämlich unter dem ansprechen den Bilde eines Fastnachtsochsen oder eines feisten Ham- Reiseskizzen aut Italien von M. B. Lindau. m. «enua. (Fortsetzung au» Nr. 26.) Die Bahn von Genua nach Voltrt, die ursprünglich jedenfalls für die ganze Strecke von Genua bis Nizza längs der paradiesischen Riviera-di-Ponente und der von Napoleon I. begonnenen weltberühmten Cornicastraßc pro- jectirt war, ist seit 1856 bei Voltri stecken geblieben, als ob man plötzlich erkannt hätte, wie sündlich es sei, die Reisenden zu verleiten, eine der lieblichsten Gegenden Italiens — die mit ihrem reichen Wechsel von Thal-, Berg- und Küstenbildern, mit ihrer prangenden südlichen Vegetation von Citronen und Orangen, Myrrhen, Olean der und Feigen, unter welche sich hier und da selbst die langen gefiederten Blätter schlanker Palmen mischen, viel leicht unvergleichlich ist — in einem Dampfwagencoups zu durchfliegen. Für den Reisenden aber, der einen nur kurzen Aufenthalt in Genua mit einem Ausflage nach der Billa-Pallavicini verbinden will, ist diese Bahn ein wesentlicher Gewinn, da sie e» ihm möglich macht, in wenigen Nachmittagsstunden zu genießen, wozu sonst wenigsten» ein ganzer Tag erforderlich sein würde. Man sah e» an den Passagieren, welche sich für dir Fahrt ein gesunden hatten, daß die Bahn vorzugsweise von den Bewohnern der Umgegend von Genua, der schon früher erwähnten Vorstadt E. Pier-d'Arena und von Corni- gliano oder von denjenigen Städtern benutzt wird, welche einen Ausflug nach irgend einer der reizenden Villen dieser Gegend machen wollen; denn iS waren größrntheil» nur Reisende mit leichtem, oder gar keinem Gepäck, die sich eingrfunden hatten. Wer von Genua nach Nizza reist und die Landrris« wird gerade in dieser Jahreszeit der Seefahrt vorgezogen — läßt di« kurze Bahnstrecke bi« Voltri unbenutzt und bedient sich gleich von Genua au»
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