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Dresdner Journal : 31.03.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186503315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650331
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-03
- Tag1865-03-31
- Monat1865-03
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- Dresdner Journal : 31.03.1865
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Dres-nerAournal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann tritt ko«» tUQ»». »nseratemmmch«» «l,v»rt«. k>. , 6owllü»,ioo»r ckv» Dresdner ckouro»!«; N vxai.»», N. Ii-i.ni!-«! »»wkarx-LIt«»»! L Vvül.rir; LvrUo: Onc>i»ri-«'-icIi« kueä- kuoä!., Nurvuu; vr«»«»: bl. Xi-ni-orr»; Lr«»l"v. i.nr ,, , rr«okturt »H.: .kx-oiiit'vob» UuvtUi., Lijii»: Ä»OI.I- lit/itui:«! r»ii»: v. ru<> <Ie i,c,n, <-nsi>n-<j; t-r»A: I ». b!»«i.i^u'« tlarbb.; V!«ii l'nmjitoir <1. Ik. tViencr /tiilvoz-, 8t«kau»pl. 80^, qrrourgrberr >L3vitz>). krpoäitioo ->«» Orvickovr ^our»»t«, Vr«,6«v öl»r>»n,tr»»«» Ko 7. /flbriicb: S l>klr. — Kxr. io »«eii-o. Aoo.tlioti i°'v^«"ld"»xe." r-iLLvIoo Koiooioro: 1 K^r. »»stratnlprrist: kür ckvn üoom einer t,e«^»i1enen 2ei!e - 1 K^r. Unter „Liob«»»oät" äi» 2sU«r 2 Kxr. «rschetarn: HxUab, Mit ^o»o»dm« a«r 8ooa- ooü kelerte^e ^denck, kür Leo kalxeoLeo To». Ämtlicher Thril. Bekanntmachung de- Ministeriums deSJnnnern, den verschollenen Sebastiano Peirone aus Peveragno betreffend. Da- Ministerium de» Innern ist im diplomatischen Wege um AuSmittelung eines gewissen Sebastiano Peirone auS Peveragno angegangen worden, welcher, geboren im Jahre 1789, als französischer Soldat 1813 in der Schlacht bei Leipzig gefangen genommen worden und seitdem verschollen sein soll. Die Polizeiobrigkciten deS Landes werden daher hier durch veranlaßt, darüber, ob wegen de» Aufenthaltes oder sonst in Ansehung deS Genannten etwas in Er fahrung zu bringen ist, die geeigneten Erörterungen an zustellen und den Erfolg, nach Befinden unter Beifü gung des etwa zu erlangenden Todtenscheincs, anher an ,»zeigen. Dresden, den 24. März 1865. Ministerium des Innern. Für den Minister. Körner. Lehmann. Nichtamtlicher T!M° Uebersicht. relearapdische Nachrichten. Tagetgeschichte. Wien: Die Kaiserin nach München. Budgelbedatle des Abgeordnetenhauses. Vom Finanz ausschüsse. — Berlin: Kammerverhandlungrn. — Duisburg: Rheinbrücke genehmigt. — München: Ankunse der Kaiserin von Oesterreich. Bom Land tage. — Paris: Vermischte«. — Turin: Kammer verhandlungen. General Reccagni -f. — Kopen hagen: Vom Reichrrathe. Veränderungen in der Armee. — St. Petersburg: Brandlegung. — Warschau: Verhaftungen. — New-Bork: Neueste Nachrichten. Innere Angelegenheiten. (Das bürgerliche Gesetz buch v.) Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 30. MLrz. Die Mili- tärcvmmisfion hat beute mit 11 gegen 8 Stimmen da» Amendement Stavenhagrn » in Betreff einer Airirung de» Präsevzstande» der Armee auf 180,000 Mann abgelrhut. München, Donnerstag, 30 März Die Ltaattregirruvg bat heute der Abgeordnetenkam mer rinen Gesetzentwurf vorgelegt, wodurch die dishrrigrn sechljahrigen Kinanzprrioden in zwei- jährigr abgeändrrt werden. Bon Seiten der Kam mer wurde der Eingang dieser Vorlage mit „Bravo" begleitet. Turin, Mittwoch, 2V. März. Der Senat hat mit 70 gegen 34 Stimmen den die Civilehe be treffenden Gesetzentwurf übereinstimmend mit der Regierungsvorlage angenommen. (Vgl. unter „Ta- gcsgcschichtr".) Rom, Mittwoch, 2V. März. Ja einem am vorigen Montag abgehaltenen Consistorium tadelte die päpstliche Allocutioa den Kaiser Maximilian von Mexico und belobte die Bischöfe, besonders dir Italien», wegen idreS Eifers, die Freiheit der Kirche gegen Decrete der Eivilautoritäten zu ver- thridigen. Tagesgeschichte. * Wien, 28. Marz. Ihre Majestät di« Kaiserin ist gestern Nachmittag nach München abgerrist. (Die „Bayersche Ztg." meldet, daß Ihre Majestät, in deren Feui lle ton. K. Hostheater. Mittwoch, den 29. März, wurde zum ersten Male „Hans Lange" ein Schauspiel in vier Acten von Paul Heyse gegeben, daS im Anfang diese» Winters bereit- auf mrhrern Bühnen, namentlich in Ber lin und Wien mit Erfolg in Scene gegangen ist. Der Stoff ist historisch; er ist der pommerschen Chronik von Kantzow entnommen und spielt im Jahre 1474, nicht 1476. Kantzow meldet, daß die Herzogin Sophie, die von ihrem Gemahl Erich II getrennt in Rügenwalde lebte, ihre Söhne BugSlaff und Kasimir (Letzterer starb jung) verwahrlost aufwachsen ließ, und daß der reiche Bauer HanS Lange au» Lantzke sich einst des zerlumpt einhergrhenden BugSlaff, den er auf dem Markte traf, erbarmte und ihn neu kleidete. Derselbe Bauer verhalf BugSlaff nach Erich'S Tod« auch zur Flucht aus Rügen wald«, und die Jntrigurn seiner Mutter und ihres Mar schall« HanS v. Maffow'» vermochten nicht, den pommer schen Adel seinem legitimen Herzog untreu zu machen. Sophie entkam nach Danzig und HanS Lange wurde fortan von BugSlaff hochgeehrt gehalten. P. Heyse gab diesem Stoff eine für die Art seiner beabsichtigten dra matischen Behandlung recht glücklich erfundene Veränderung und Erweiterung. Gleich der erste Act weist die historische Haltung, die innere Motivirung und Entwickelung der Handlung zu rück und schlägt den Ton de» Genrebild«» und Familien gemälde» an. Herzog Erich treibt sich seit lange ine wüsten KriegSleben herum. Di« Herzogin lebt entzweit mit ihm — wir erfahren darüber nur, daß sie sich ge- geuseittg Übel behandelten — und wird von ihre« Hof marschall, de« ehrgeizigen Maffow, völlig beherrscht, der d«n bereit» verwildert« Prinzen BugSlaff de« Bauer Han» Gefolge sich der Obersthofmeister Graf Köniq-egg und die Obersthofmeisterin Gräfin KönigSegg befinden, einige Tage zum Besuch ihrer durchlauchtigsten Aeltern in Mün chen verweilen wird.) — Wien, 28 März. Unsre militärischen Blätter äußern sich sehr ungehalten darüber, daß der Referent de» Finanzausschusses deS Abgeordnetenhauses, vr. Giskra, völlig unmolivirt« oder auf irrigen Voraussetzungen be ruhende Abstriche am Militärbudget gemacht hat, und geben damit der herrschenden Stimmung in der Armee und den Ansichten de» Kriegsministers Ausdruck. Keine andere Regierung habe in gleichem Grade den ausrichtigen Willen bcthätigt, die Ausgaben für das He«r zu beschrän ken. Von 143 Millionen Gulden im Jahre 1862 sei man auf 118 Millionen in 1863 und 108 Millionen in 1864 zurückgrgangen und habe für 1865 nur 105 Millionen verlangt, diese Forderung aber sogar auf 94 Millionen ermäßigt. WaS darüber hinaus versagt worden ist, wird einer sehr gründlichen Kritik unterworfen, die zu um fänglich ist, um sic hier anzuführen, jedoch die dabei au» Unkenntniß der Verhältnisse begangenen Verstöße mit großer Klarheit aufveckt. Auch unsre Armee ist, wie die preußische, vollständig reorgantsirt worden, allein gerade diese Neuerungen haben erst die vorangeführtcn großen Ersparungen möglich gemacht, nicht aber die Bedürfnisse erhöht. DaS Haus der Abgeordneten in Berlin würde sich wahrscheinlich befriedigt fühlen, wenn auch nur die Hälfte der 14 Millionen, welche Heuer abermals bei unS nachgelassen worden, ihm angeboten würde. Es werden auch, sowie seither, in der Folge noch manche Ausgaben Wegfällen können, da sie aber nach dem GiSkra'schen Be richt meist Personalien betreffen, so ist das nur allmäh lich durchzusühren, da die Angestellten doch nicht auf der Stelle ohne Pension entlassen werden können. ES han delt sich noch um eine Differenz von 4 Millionen und um das Zugeftändniß der Revirements. Hoffentlich wird das Plenum des Abgeordnetenhauses dieserhalb kei«n BerfassungSconflict heraufbeschwörcn wollen. — Im Abgeordnetenhause ist der zweite Tag der Budgetdebatte, an welchem die Gencraldiscussion mit den Erklärungen der Minister geschlossen wurde, be wegter geworden, als eS der erste war. Gestern hielten sich die Redner nach der dem Abg. Greuter gewordenen Ermahnung ausschließlich an die Ziffern de» Budgets, heute wurden von fast allen Rednern politische Momente in dir DiScusfion gezogen und so gewann dieselbe ein erhöhte« Interesse. Nur vr. v. Waidele bekämpft« den Finanzausschuß und hielt ihm Einseitigkeit vor, alle an dern Redner hielten sein Vorgehen gut. Baron Ingram und Baron Niese gehörten länger als viele andere Mit glieder der gegenwärtigen „Opposition" zu den Freunden und Anhängern der Regierung, auch sie haben dem Mi nisterium nunmehr ihre Unterstützung versagt. Der Abg. Sk.ne tadelte das Vorgehen der Regierung in den meisten Fragen. Abg. Kuranda wendete sich einer ganz specrellen Angelegenheit zu. Ihm gab nämlich hauptsächlich die (bereits gemeldete) Snspendirung der ,, Vorstadt-Ztg." Veranlassung, das Wort zu ergreifen, und er äußerte sich hierüber wie folgt: „Heute ist ein Tag, der dem Ministerium Schmerling gar nicht zur Ehre gereicht; am beutigen Tage ist eure» der verbrei- letsttn Wiener Blätter aus dem Wege der Administrativjustiz con fiscirt und auf drei Monate verboten wordrn. (Hört! Hört! Bewegung). An ein solches Verjähren hätte ich unter dem Mi nisterium Schmerling nicht gedacht. (Rufe: Sehr gut!) Wir Haden baS Preßgesctz gemacht im vollen Glauben, dast man ums Dinge nicht künjtlich hinein inlerprctiren werde, an die wir nie gedacht haben. Wir haben das Preßgefetz durch eiue Novelle er kauft, gegen welche die Hälste des Hauses gestimmt hat. Allein man eskamolirt uns den Geist des Prcßgesetzcs unter der Hand weg. Ist dies das Ministerium Schmerling, dies unser Staats minister, zu dem wir ansänglich gehalten haben und der sich jetzt mit Recht wundert, daß wir von seiner Führung ablassen? Dies hier im Hause auszusprcchcn hielt ich mich als Vertreter der Presse für verpflichtet." (Lebhafter Beifall). Finanzminister v. Plener sucht zunächst die angeb lichen Unrichtigkeiten zu widerlegen, welche in den Bud get- vorkommen sollen. Die Regierung beabsichtige, so bald die zu deckenden Abgänge aus den Jahren 1865 und 1866 durch Votirung der Finanzgesetze stchergestellt vorlicgen werden, dann eine Vorlage über den gesammten Lange übergeben will, damit er eben verbauere und zur Thronfolge unfähig werde. Diese Exposition ist frisch und lebendig gehalten; di« Einführung des Bauern, seine Weigerung, endliche Willigkeit und sein Verhalten mit BugSlaff, endlich eine Episode, welche die Sachlage dra stisch illustrirt, wirken unterhaltend und charakteristisch. Der ehrliche und schlaue Bauer aber, der Massow's ver- rätherischen Sinn durchschaut hat, versteht den prinzltchen Zögling in kürzester Frist zu bändigen und zu einem Manne zurecht zu bilden. Von seiner Erziehungsmethode sehen wir nur einige Beispiele; Arbeit und geordnetes Familienleben mögen dabei geholfen haben, auch die alte taube sehr respectable Mutter Hans Lange'» und seine hübsch- Tochter Dörte. Jedenfalls enthält der zweite Act auf Lange s Bauernhöfe und auch noch der dritte eine Reihe höchst gelungener, heiter bewegter und an- ziehcndrr Genrebilder. Herzog Erich ist gestorben; Mas- sow, der sich vom Bauer getäuscht steht, will den Prin zen nach Polen schicken, aber der Bauer siegt mit seiner naiven Schlauheit über dessen Arglist. Und im dritten Acte, wo Gewalt gebraucht werden soll, wird BugSlaff durch den treuen Juden Hrnoch und den Großknecht Hen ning gerettet; da» «rgirbt einen sehr hübschen Wechsel von scenischrn Wirkungen, die in der Situation und den einzelnen Persönlichkeiten mit Bühnrngrschick und mit charakteristischen Zügen herauSgrarbeitet sind. Der vierte Act, der früher zwei Acte bildete, ist auffällig schwach; er sollte „hinterpommersche Haupt- und Staat-action" enthalten, die un» freilich nicht intrrrsfiren würde, und finkt völlig zu einem Birch-Pfeiffcr'schrn Familirnrühr- spiele herab. BugSlaff hat den Maffow besiegt und ge- tödtet, zieht in Rügenwald« rin und will sein« Mutter verbannen. Bauer Lange hält ihm darob eine tüchtige Strafpredigt, und al» da» nicht« hilft, kommt di« taube Mutter Gertrud und setzt de« neuen Herzog auf ihre Abgang an daS hohe HauS zu bringen und bei dieser Gelegenheit die entsprechenden Anforderungen zn stellen. Di« Berechnungen des Budgets seien lauf verschiedene Poranssetzungen ausgestellt worden; dir einfache prakujche und, wie er glaube, maßgebende stelle sich folgendermaßen: Di« Regierung hat dem Hause ein Deficit von beiläufig 30 Millionen bekannt gegeben, durch spätere Acnderunzrn von 29 Millionen; von dieser Summe fallen durch Ab striche der Regierung 20 Millionen weg und cS bleiben zuletzt nur noch 9 Millionen übrig. Dieser Rest ist gleich jenem Betrage, welchen die an die Bank zu zah lende Rate der Winter-Währungsschuld ausmacht. So bald diese nur noch durch ein Jahr (1866) bestehende Schuldenlast des Staates wegsällt, dann ist durch die fortschreitende Ersparung, welche die Regierung zu machen sich bestrebt, ein wesentlicher Schritt zur Regelung unsrer finanziellen Verhältnisse geschehen. Staatsminister v. Schmerling ergreift hierauf das Wort zu einer längern Rede, deren Grundzüge wir be reit» gestern nach telegraphischer Meldung mitgetheilt haben. Nach den heute vorliegenden Wiener Zeitungen schloß Se. Ercellenz mit folgenden Worten über die Etel lung der Regierung gegenüber dem Hause und seinen verschiedenen Parteien: „Ich habe es wiederholt ausgesprochen und betaue es noch, daß ein wahres Versassungsleben dadurch allein möglich ist, daß ein möglichst harmonische» Zusammenwirken der Regierung mit der Reichsvertretung Platz greise. Ich habe cs ebenso wiederholt ausgesprochen, daß die Regierung und die Reichsverlrelung nicht zwei verschiedene Parteien lind, indem sie ja beide zusammen ein Ziel, nämlich die Wohlfahrt des Reiches vor Augen haben, und vielleicht nur in den Mitteln ost verschiedener Meinung sein können. Ich habe es ebenso schon ausgesprochen, Laß eigentliche Conflicte zwischen der Reichsvertretung und der Regierung zu be klagen sind und möglichst vermieden werden sollen, aus dem sehr einfachen Grunde, weil sich eben nicht zwei Parteien entgegen stehen, und weil, wenn das sogar der Fall wäre, cs eben keinen höhern Richter giebt, der über diese Parteien entscheidet, daß daher die Klugheit und Nothwendigkeit schon Regierung und Reichsvertreler in die Bahn hineintreibt, möglichst harmonisch und möglichst einträchtig zusammenzuwirken. Das ist die Ansicht, di« ich immer gehabt habe, und die ich jetzt noch ausspreche, und dst ich heute nur berührt habe, weil sie mich dahin bringt, mich darüber auszusprechen, ob denn die Regierung den Borwurs ver dient, daß sie einseitig, daß sie starr, daß sie eigenwillig sei, weil sie nicht den Bolen der Reichsvertretung in allen Beziehungen nach- und entgegengekommen ist. „Darüber habe ich nun Folgendes zu bemerken: Ich sehe ganz davon ab, ob überhaupt ein streng parlamentarisches Re giment in Oesterreich eine Möglichkeit ist, ob es möglich ist, ge rade immer nach der Majorität zu regieren, und ob es überhaupt möglich ist, sogenannte Majoritätsministerien zu bilden oder nicht. Ich will nur die moralische Wirkung der sogenannten Majorität eines Hauses auf die Entschlüsse der Regierung kennzeichnen. Da kann ich mir denn nun sehr gut denken, daß eine Regierung, der eine geschlossene Partei entgegensteht, eine Partei, die ein be stimmtes Programm bat, eine Partei, in deren Milte sich Männer befinden mit der gehörigen Sachkenntniß, mit der gehörigen Lei tungsgabe ausgerüstet, nun auch, wenn sie berufen werden, die Zügel der Regierung zu ergreifen, im Interesse einer geregelten Verwaltung zu wirken — da kann ich mir sehr gut denken, daß ein« Regierung moralisch verpflichtet sei, den Wünschen, den Aus sprüchen einer solchen Partei Rechnung zu tragen, sich ihr mög lichst zu accommodiren. Ich bitte aber zu entschuldigen, wenn ich, was diesen Punkt betrifft, der Meinung eines Redners aus Sie benbürgen mich anschließe, der hiule es ausgesvrochen hat, »aß solche feste Parteien in diesem Hause nicht eristireu, und daß ins besondere jene Partei, welche sich „Seiner Majestät getreue Op position" nennt, von uns in der Thal nicht als eine Partei mit einem festen Programme betrachtet werden kann. „Das Vcrhällniß ist vielmehr dieses, daß viele sicher nur von ihrer Ueberzeugung geleitete Männer sich vorübergehend zu- sammengefvnden haben, die in den allcrwichligsten Fragen ganz divcrgirende Ansichten baden, die wir daher nicht als Partei be trachten können, denn diese Partei besteht nur darin, daß gegen die Regierung Opposition gemacht wird. Und dieser Partei" kön nen wir nicht jenes entscheidende Gewicht beilegen, welches nach unsrer Meinung als moralisches Gewicht einer vollständig gebil deten Partei in die Wagschalc fallen würde. Das möge uns nicht übel genommen werden. Und deshalb möge es uns auch nicht verargt werden, daß, wenn auch die Voten dieses Hause S hie und da gegen die Regierung ausfallen mochten, wir es doch mit unsrer Ehre, unsrer Pflicht und un fern constitutioncllen Grundsätzen vereinbar fan den, noch fernerhin unsre Dienste Seiner Majestät zur Verfügung zu stellen. (Bravo! Bravo!) „Wenn ich von „Sr. Majestät getreuester Opposition" ge sprochen habe, so möchte es mir erlaubt sein, mit demselben Frei- muthe, den ich früher an den Tag gelegt zu haben glaube, meine Worte auch an jene Partei zu richten, die als die ministerielle insgemein verlästert worden ist. Weise den Kopf zurecht. Das erscheint um so überflüs siger, da die schwache und dumme Herzogin Sophie, die schlecht gezeichnetste Figur des Stückes, unscrn Anthcil nie erregt hat. Die erste Scene des Großknechts Henning mit dem gefangenen Lange ist possenhaft und kann durch die Darstellung sehr widrig werden. Von literarischer Bedeutung, von poetischem und künst lerischem Werthe ist dies Drama durchaus nicht. Der Verfasser wollte offenbar in praktischer Weise die Bühne gewinnen. Er gab höhere, seinem Talente eigentlich inne wohnende Anforderungen und Neigungen auf und über ließ sich dem Reali-mus, dem volksthümlichen Genre bilde. Er vermied gedankliche Vertiefung des Stoffes und der Charakteristik, setzte statt der innern Motive äußere Zufälle, statt zusammenhängender dramatischer Gestaltung eine lockere Folge von Sccncn uud Episoden, und be fleißigte sich einer derben, populären, möglichst wenig wählerischen Eärache. Man fleht, wie große überraschende Selbstvcrläugnung heut zu Tage rin Dichter üben muß, um sich auf dem Theater festzusetzen und sein Publicum zu erobern. Und daS ist Heyse mit den ersten 3 Acten gelungen. Ihre Anlage ist keck, ihre Durchführung voll frischen ColoritS, voll Natürlichkeit, Humor und Lebens wahrheit, auch dem Terrain entsprechend. Zudem sind die Rollen, zwar nicht durch tiefe, aber durch markirte, wirksam gezeichnete Charakteristik und SituatianSeffrctr fast sämmtltch sogenannte „dankbare" und bei irgend ge wandter Behandlung eines Eindrucks sicher, ohne Kräfte ersten Range» zu verlangen. T» wird denn „HanS Lange" bei dem jetzigen Mangel an bedeutenden dramatischen Pro- ducttonen sich einige Zeit al- ein heiter unterhaltende» Rrprrtoirstück von sittlich gesundem Kerne behaupten, da vor „Anna Lise" und den bessern Birch - Pfeiffer'schrn Stücken noch al« natürliche Mitgift deS höher begabten und künstlerisch gebildeten Talent« einige Vorzüge feiner „Ich bekenne vor Allem — und darüber mag man sich keil ner Täuschung hingebm — daß es in der gegenwärtigen Zei überbaupt «lwas schwer ist, an der Regierung zu halten; es ge hört dazu vielleicht mehr Muth, al» in der Opposition zu sein; allein auch an jene Herren, die so gütig sind, ihre Unterstützung der Regierung angedeihen zu lassen, und die es auch nur al« der Ausfluß ihrer innersten Ueberzeugung ihn», an diese möchte ich nur die eine Bitte richten, daß auch ne zu einem Eigentlichen Parleistandpunkte endlich gelangen, daß sie es als die Nolhwen- digkeit eines icden parlamentarischen Lebens erkennen, sich unter einer gewissen Fahne zu rangiren, und wenn sie unter dieser sich rangirt haben, >m Ganzen und Großen das Ziel ihrer Politik im Äuge zu behalten und in kleinern und untergeordneten Fra gen vielleicht ihre partielle Selbstständigkeit »uszugeben. So allein wird cs dieser Partei möglich werden, ihre Wichtigkeit und ihre Stellung zu behaupten. „Ich habe mich mit allem Areimulhc ausgesprochen, wie ich über oie Parteien denke, und ich habe nur noch einige Worte beizufügen, wie wir über unsre Pflicht denken. Unsre Pflicht denken wir uns in dem, daß wir möglich bemübt, den Interessen des Volkes gerecht zu werden, daß wir möglich bemüht, den Wünschen, die in diesem Hause laut werden, zu entsprechen, doch wir vor Allem uns auch verpflichtet erachten, unsrer Uederzeu- gung zu folgen, und daß wir Dasjenige, was wir willig einem leben der geehrten Abgeordneten einräumen, nach seiner Ueber- zeuguug zu sprechen und nach seiner Ueberzeugung zu handeln, auch jur uns in Anspruch nehmen dürfen. „Darin, meine Herren! möge daher die Lösung Dessen lie gen, daß wir oft, ungeachtet wir es sehr beklagen, den Anschau ungen des hohen Hauses nicht in Allein und Jedem gerecht werden können, und es ist das von unsrer Seite nicht Wider spruchsgeist, es ist eben der Ausdruck des Gefühles, daß die Re gierung ein selbstständiger Factor im Versassungsleben sei, und daher ebenso auch nach ihrer Ueberzeugung bandeln Müsse, wie es vorausgesetzt wird von den andern Faktoren des Ver- fassunaSlebenS. „Für uns ist nun dieselbe Devise, wie sie mehrfach von Mitgliedern deS hohen Hauses ausgesprochen wurde: „Treu dem Kaiser, aber auch Treue der Verfassung und treue Befolgung unsrer Pflichten!" (Beifall.) Generalberichterstalter Taschek polemifirt gegen einige Behauptungen Sartori'S, berichtigt weiter einige Ziffer angaben Ttnti's, verwahrst den Finanzausschuß gegen den Vorwurf Waidele's, als wären die Wünsche bcS Hause« nicht deutlich genug zum Ausdrucke gebracht worden, geht dann in eine Erörterung über' einige Bemerkungen des Finanzministers ein und wendet sich endlich gegen die Ausführungen des Staat'ministcrs v. Schmerling. Die Andeutung, daß die Opposition bloS da sei, um Oppo sition zu machen, weist er zurück; die Anträge des Aus schusses stützten sich lediglich auf den Wunsch, den be stehenden Uebelständen möglichst abzuhelfen; daß die An träge des Ausschusses und jene der Regierung einander nahe kommen, läugnet er. Der Ausschuß beantrage einen Abstrich, welcher um ein volles Drittel mehr beträgt, al» jener der Regierung. Der Ausschuß sei der Ueberzeugung, daß durch die geringere Bewilligung die Regierung ge zwungen sein werde, das System zu ändern. — Nach einigen persönlichen Bemerkungen des Abg. Schindler beantragt der Präsident dcn Schluß der Sitzung und Feststellung der nächsten Sitzung für morgen. Abg. Tinti stellt den Antrag, die Sitzungen im Interesse derjenigen Mitglieder, welche nicht im Finanzausschüsse waren, in der Art einzurichten, daß nach zwei aufeinander folgenden Sitzungen ein Tag Pause gemacht werde. Abg. Herbst Ipncht gegen diesen Antrag im Interesse der Beschleuni gung der Beratungen, nachdem heute von der Minister bank ein hierauf bezüglicher Wunsch mit Hindcutung auf die baldige Einberufung deS ungarischen Landtags laut geworden sei. — Der Antrag Tinti wird abgelehnt. — Nächste Sitzung morgen; Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen. * Wien, 29. März. (Tel.) Das Abgeordneten haus ist in seiner heutigen Sitzung in Vie Spccialde- batte des Budgets für das Jahr 1865 cingctreten. Die Etats des Hofstaats, der Cabimstskanzlci, des Reichs- ralhs, SlaatSraths und Ministerraths wurden den An trägen des Finanzausschusses gemäß und meist ohne Dis kussion angenommen. Alsdann begann die Gencraldis cussion über den Etat des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten. Es sprachen die Abgg. Brinz, Rech- bau-r, Freiherr v. Tinti, Giskra, Berger, Schindler und v. Mühlfcld. Die Redner der Opposition tadeln die Politik Oesterreichs in der schleswig-holsteinschen Frage, die Allianz mit Preußen, die Unterlassung der Vorlegung des Fricdcnstractats mit Dänemark und wünschen di^ niederländischer Malerei und poetischer Färbung — im zweiten Acte — voraus hat. Die Darstellung war eine durchaus gelungene und vorzügliche, sämmtliche Mitwirkende waren auf Einfach heit, Naturwahrheit und volksthümlichen Ton bedacht, ohne eine möglichst scharf ausgeprägte Charakteristik zu vernachlässigen. Besonders zeichneten sich Herr Winger in der Titelrolle, Fräul. Berg (Mutter Gertrud), Herr Dettmcr (Bugslaff), Herr Jasfs (Maffow), Herr Meister (Jude Henoch) und Herr Kramer in der treff lichen Zeichnung des Großknechts Henning aus. Dem nächst sei noch erwähnt Frau Bayer (Herzogin — die ihre schwache Partie mit möglichster Kunst zu heben ver stand —, Fräul. Guinand (Dörte), Herr Kober st ein (Diener Massow's), Herr Porth (Bürgermeister), Herr Heese als pommcrscher Junker. C. Banck. Dresden. Dienstag, 28. März, gab der Pianist Herr Karl Heß im Saale der Harmonie eine 8oirs« muvicalo mit Unterstützung des Fräulein Lößnitzer und deS Hrn. KammermustkuS Grützmacher. Der fleißige und talent volle Concertgeber entwickelte in seinen Leistungen (So nate <»p. 58 v Lur mit Violoncell von Mendelssohn Bartholdy, Variationen von G. F Händel, Polonaise in L äur von K. M. v. Weber, Nocturne in 0 Lar von Chopin und lltmpioLio konxroiio Nr. 2 von F. Liszt) eine solide und corrrcte Technik, sowie Geschmack und Eleganz im Bortrage, welch letzteren hier und da nur etwa- mehr Energie und Leidenschaft zu wünschen wäre, Eigenschaften, die freilich bei vielen modernen Clavier- vtrtuosen nur zu bemerklich vermißt werden. Jedenfalls hat Herr Heß unter den, in dieser hoffentlich bald zu End« gehenden Saison wahrhaft epidemisch auftretrnden Cla» virrconcertisten mit Ehr-n bestanden. Nur möchten wir ihm rathrn, Weber'sche Composttionen nach d«m Origi-
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