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Dresdner Journal : 26.04.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186404265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18640426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18640426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-04
- Tag1864-04-26
- Monat1864-04
- Jahr1864
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- Dresdner Journal : 26.04.1864
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U i»S. 1884 Dienstag, dm 26. AM tBPrrt st r » Tl>lr. — tsssr. io > I» Knill»«» 1 „ 1b „ „ „ (tritt kott- ooL Wloo»tNcb lo vroLso: 15 j 8t«wp«i»o- >n->»»>»« Kool»«ro: 1 K^r. 1 »ckl»^ ktooo. »,stratr«vrrtst: kkir ä«o 8»oo> «toer »«,,,»It«os» L«il«: 1 kkssr. Uotsr „Lio^e»»oar" lli« Leite: 2 tissr. «rfchrMe»: Vil^lioi», mit Ka»n»dm« äer 8ooo- oock B'«t»rt»^«, Kverxi» Nir ä«o f,I^«oä«» 1»U. K-» ^»LS— . - DreswerMurml. Verantwortlicher Stedacteur: L. G. Hartulaun. »aseratrnamwtzmr auswärts: ! 4». lintiivirLrrr», Oommissioallr üe» Dreelliier ckonroel»; «beoll»,.: 11. iL»ai.^>t, i:. Il-vcri; KLwdurg-KIlo»»: tin»L»»r«i>« L V'ul>i.^>,; 8»rUo: lixoriu« ,»:I>v üuuil- beulll., Ii»:r«oi!rLu'« liuonu, Lrewen: i:. 8cul.orrii: »reeten: I.ok',i, kraollkurt ». w.: «'»<:»>« vu^iib.; Kolo: A»ol-r llöi > x-»; korie: v. (28, ru« <i« t-u»» cukou-); l'r»js: t u. l:uul.icu'e itucbli.; Vie»: 6owptoir 6. ll. IVieuvr Lvituug, 8tvluuipl. 887. qrrausgrbrr: ^öolgl. ÜLpsäitioo llee Vrs»6nvr ckorir»»!», vrseaea, ^lorieottroe»« tzt«. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 25. April. Seine Kaiserlich Königliche Hoheit der Großherzog Ferdinand IV. von To»- cana ist heute früh 1 Uhr nach Wien, Ihre Königlich« Hoheit die Prinzessin Amalie Mittag Ul Uhr nach Brandei- gereist. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische N«chrichter Ta-eS-eschichte. Dre»drn: Bom Landtage. — Wien: Hofnachrtchtrn. Hohe militärische Ernennungen und UAu-zeichnungen. Neuer ungarischer Hofkanzler. Neue» »Anlehen. Berichtigung, v. Biedermann -s. Statuten der Creditanstalt sanctionirt. — Berlin: Der König Mzurück. Sendungen nach dem KriegSschauplaße. Dä nische Gefangene. Eisrnbahnconcesston. Preßproceß. L— München: Adresse der StandeSherren an den UKönig. Oesterreichischer Circularrrlaß in der Aollfrage. — Stuttgart: Bülletin. — Mecklenburg: Poli- zrigrsetz. — Karl-ruh«: Kammerrrklärung bezüglich der Londoner Conferenz. — Wiesbaden: Kammer verhandlungen. — Frankfurt: BundeStagSsttzung. — Paris: Zur mericanischen Angelegenheit. Tages bericht. Aus Algier. Bom gesetzgebenden Körper.— Turin: Anerkennung d«S Kaiser- von Mexico. — Rom: Zur Anwesenheit der mexikanischen Majestäten. — Madrid: Vom Hofe. Progressistische- Banket. — London: Von der Konferenz. Garibaldi'- Ab reise. — New-Pork: AuS der neuesten Post. Echtes»!--Holstein (Anwesenheit de» Königs von Preußen. Kriegsberichte. Proclamatin de- König» von Dänemark.) Landtagsverhandlungeu. Dresdner Nachrichten. PrvViu-ialnachrichteu. (Zwickau. Bad Elster. Bu» dtsstn. OelSnitz. Löbau.) Ein-rsaudtes. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Montag, 2S. Lpril. Ein Brief ans Flensburg vom -estrigen Lage meldet Das Panzerschiff „Rolf Krake" nnd zwei andere -r-stere Schiff« kttngeu i« Norden des Alseasuuds nnd senden einzesne Schstffe «ach de« Strande. Berlin. Montag, 25. Lpril. Ein Privat- brief aus St. Petersburg bezeichnet die Sen dung des Staatsrath Evers als zweiten Bevoll? mächtigst« zur Londoner Conferenz als unwahr scheinlich. Sollte sich die Conferenz »S boe zu eine« allgemriueu europäischen Congre- erweitern, so würde der Minister des Auswärtigen sich nach Loudon begeben. Der am Turiner Hofe beglaubigte russische Gesandte Graf Stackelderg hat einen zweimonat lichen Urlanb erhalten. Die „Deutsche St. Petersburger Zeitung" vom 24. Lpril sagt: Weder hat der russische Geurral- ronsul in Bukarest von dem Fürsten Kusa die Entlassung des Ministeriums Kogoluttschauo verlangt, noch der Commaudeur der russischen Truppen 1« Beffarabieu den Befehl erhalten, in die Moldau »inzumarschtreu. Beide von dem österreichische« „Wanderer" gebrachten Nachrichten find erfunden. Darmstadt, Montag, 25. Lpril. In der Zweiten Kammer erwiderte hente Minister v. Dal- »tgk ans eine Interpellation: Vie grosthrrzogliche Nrgiernug habe den von ihr von Anfang au in der schleswig-holsteiuschrn Lngelegrnheit ringe- «ommenrn Standpunkt fortdauernd gewahrt und werde ihn mit allen Kräften auch ferner wahre«. Hamburg, Montag, 25. Lpril. Die „Hamb. Rachr." bringen heute eine Corrrspondenz aus Kopenhagen vom 23. Lpril, wonach die Räu mung der Insel Alse» als bevorstehend bezeichnet wird, falls es den Panzerschiffen nicht möglich werden sollte, die Insel vor einer Landung der Llliirten zu schützen. Eia großer Theil der dort gewesenen Truppen sei bestimmt, das dänisch« Corps in Rordjütlaud zu verstärken, welches auf die Stärke von 30VVV Mann (?) Infanterie gebracht werden und, von bedeutender Cavalerie unter stützt, das Vordringen der österreichisch-preußischru Truppen in Jütland verhindern soll. Bukarest, 23 Lpril. (Tel.d.E.Oe Z.) Kriegs- miuifter Iakovaki hat seine Entlassung erhalten; an seiner Stelle wurde General Savel Manu zum Kriegsminister ernannt. Zwei englische Kriegsfahrzeuge, angeblich nur auf einer Uebungsfahrt begriffen, find in Giur- grvo angekommen. Bukarest, Sonntag. 24. Lpril. Vas Mini sterium verlangt von der Kammer 8 Millionen Tredit zu Errichtung eines Lagers am Srreth als Schutz gegen äußere Feinde» und hat aus der An nahme dieses Antrags eine Cabinetsfrage gemacht. Tligesgrschichle. Dresden, 25. April. Die Zweite Kammer hat heute die Berathung des Berichtes ihrer dritten Depu tation über die eine Revision der Grundsteuer betreffen den Petitionen wieder ausgenommen und wird dieselbe morgen fortsehen. * Wien, 24. April. Ihre kaiserlichen Majestäten haben gestern mit den kaiserlichen Kindern Allerhöchstihren Aufenthalt zu Schönbrunn zu nehmen geruht. — Mittelst Handschreiben vom 19. April d. I. hat der Kai ser angeordnet, daß da- Ulanenregiment Erzherzog Ferdinand Maximilian Nr. 8 fortan den Namen Maxi milian!. Kaiser von Mexico zu führen habe. — Durch kaiserliches Handschreiben von demselben Tage wird Sr. königl. Hoheit der General der Eavalerie, Prinz Fried rich Karl von Preußen zum Oberstinhaber des Hu- farenregimentS Nr. 7 und der königl. preußische General- feldmarschall Frhr. v. Wrängel zur Oberstinhaber de» Kürassierregiments Nr. 2 ernannt und ungeordnet, daß die genannten Regimenter fortan diese Namen zu führen haben. Gleichzeitig hat Se. k. k. apostolisch« Majestät den AenerälfelVmarschall Fehrn, v. Wränge! und de« Prinzen Friedrich Karl von Preußen zu Comman- deurS, Se. königl. Hoheit den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen zum Ritter deS Militär-Marie- TheresienordenS zu ernennen geruht. Wien, 23. April. Die „W. Z." bringt heute, wie bereits telegraphisch gemeldet, das folgende allerhöchste Handschreiben an den königl. ungarischen Hof kanzler Grafen Forgach: „Lieber Gras Forgach Da Ihre geschwächte Gesundheit Ihnen nicht mehr gestaltet, sich nnt der gewohnten Hingebung Arer Dienstausgabe zu widmen, so finde Ich Mich veranlaßt, Sce über Ihr Ansuchen von der Stelle Meines ungarischen Hof kanzlers in Gnaden zu entheben und Sie unter Anerkennung Ihrer eifrigen und ersprießlichen Dienste in den zeitlichen Ruhe stand zn versetzen. Wien, 22. April 1884. Franz JosevH. — Durch weitere kaiserliche Handschreiben werden der Obergespansadministrator Graf Hermann Zichy zum königl. ungarischen Hofkanzler und der Geh. Rath Stephan v. Privitzer zum zweiten königl. ungarischen Hoskanzler ernannt. — Die „Pr." schreibt: Im Laufe dieser Woche, noch vor Schluß deS Monats April, wird, wie wir erfahren, die Ausschreibung deS neuen Anlehens im Betrage von 70 Millionen Gulden erfolgen. Von einer, wie wir anzunehmen Ursache haben, unterrichteten Seite wird uns mitgetheilt, daß der Herr Finanzminister v. Plener sich dafür entschieden habe, daS Anlrhen auf Silber lautend, mit 5 Procent verzinslich zu emittiren und diesem neue sten Papier Steuerfreiheit zu bewilligen. — (C. Oe. Z.) Mehrere Blätter erzählen heute son einem Telegramm de- Königs von Preußen an S«. Majestät den Kaiser Franz Joseph mit der Anzeige der Einnahme der Düppelrr Schanzen, welches die Worte enthalten habe: „Unsre Truppen sind nun quitt." — Wir find in der Lage, diese Erzählung und insbeson dere die angeführten Worte für durchaus erfunden zu erkläre«. — Wie wir vernehmen hat das Gemeinde gesetz für Vorarlberg die allerhöchste Sanction erhalten. — Simon Ritter v. Biedermann, Ehef des Bank hauses M. Biedermann L Komp., gewesener Bankdirec- tor, Bicepräsident der k. k. Börsenkammer rc., der noch vorgestern an der Börse und im Comptoir thätig war, ist heute früh 9 Uhr plötzlich gestorben. — Wie die „Abendpost" meldet, haben dir neuen Statuten der k. k. priv. österreichischen Kreditan stalt für Handel und Gewerbe mit allerhöchster Ent schließung vom 21. April die kaiserliche Genehmigung erhalten. ti Berlin, 24. April. Se. Maj. der König ist hierher zurückgekehrt, mit ihm der Ministerpräsident und der General v. Manteuffel. Kriegsminister v. Roon, Welcher bei seinem verwundeten Sohne zurückgeblieben, Wird morgen eintreffen. Man sagt hier mit Bestimmt heit, daß neue Weisungen an die Vertreter Preußens auf der Londoner Konferenz abgrgangen seien. — Zwischen den Cabineten von Berlin und Wien sanden in den letzten Tagen lebhafte Korrespondenzen statt, welche hier zum Theil durch mündliche Verhandlungen erörtert wurden. Letztere fanden während der Abwesenheit des Minister präsidenten zwischen dem Unterstaatssecrrtär v. Thile und dem österreichischen Gesandten Grafen Karolhi statt, wel cher, wie eS heißt, demnächst einen kurzen Aufenthalt auf dem Kriegsschauplätze nehmen wird. — In den letzten Tagen find auS verschiedenen preußischen Festungen Span dau, Wesel u. a. große Transporte an Munition, Pul ver und Geschossen nach dem Kriegsschauplätze be fördert worden. — Auf allen preußischen Festungen trifft »an Anstalten zur Unterbringung dänischer Gefan gener. Nach Stettin sollen 800, nach Königsberg 600, »ach Graudenz 350 kommen, bei der großen Anzahl der Gefangenen bietet ihre Bergung immerhin Schwierigkeiten. — Nach einer Bestimmung der Regierung soll dafür Sorge getragen werden, daß die als Invaliden heim kehrenden Kämpfer bei der Anstellung im Staatsdienste alle mögliche Berücksichtigung finden sollen. Andererseits haben die städtischen Behörden der ersten Stadt der preu ßischen Monarchie beschlossen, besondere und wirksame Schritte zur Versorgung der Hinterbliebenen der Ge- Inllene«, welche auS Berlin find, zu thun und damit allen Städten ein nachahmnt-werthe- und gewiß nicht erfolg lose- Beispiel zu geben, Berlin, 23. April. (B. Bl.) Die hiesige Gummi fabrik von Volpi und Schlüter hatte vor Kurzem aus Schweden eine große Bestellung auf Gummihüllen für unterseeische Feuerwerkskörper zum Verbrennen von Schiffen erhalten. Dieselbe hatte darauf in pa triotischer Weise erwidert, sie werde die Bestellung effcc- tuiren, aber erst nach Beendigung des dänischen Kriegs. — Se. Maj. der König hat die Koncesston der Magde burg-Halberstädter Eisendahngesellschaft zum Bau ihrer Eisenbahnunternehmungrn von Lschersleben-Wc- geleben-AscherSlrben und von da weiter nach Halle sammt den damit zusammenhängenden andern Zweigbahnen, die sich bekanntlich an die Weiterführung der Köthen-Bern burger Eisenbahn über Güsten nach Aschersleben und Staßfurt knüpfen, am 13. d. vollzogen und unterzeichnet. — Vor dem Kriminalsenate des Kammergerichts fand heute in dem Proceß der dänischen Regierung und des ehemaligen dänischen Pastors Peter Gottlieb Hansen in Kappeln in Schleswig wider den Schriftsteller Or. jur. Gustav Rasch wegen Beleidigungen und Verleumdungen in der „Gartenlaube" und in dem Buche „Vom verlas senen Bruderstamm oder daS dänische Regiment in Schles wig-Holstein" die Schlußverhandlung in zweiter Instanz statt. In erster Instanz war vr. Rasch wegen Verleum dung freigesprochen, aber wegen öffentlicher Beleidigungen zu 20 Thlr. oder zu lOtägiger Gefängnißstrafe verurtheilt MV ' ——"d"—s Feuilleton. K. Hoftheater. Sonnabend den 23. April wurde bei festlich erleuchtetem Hause Shakespeare'» drei hundertjährige Geburtsfeier mit der neu ein- studirtrn Aufführung deS Trauerspiels „KönigLear" eröffnet. Zur Begehung eine- solchen, für die gesammte Weltcultur hervorragenden Ehrentage- erschien e» voll kommen sinn- und zweckentsprechend, die Wahl auf eine derjenigen großen Schöpfungen zu lenken, deren gewaltig geheimnißvolleS Wesen am tiefsten im Urgrunde deS Shakespeare'schen Dichtrrgeniu» wurzelt. ES war de- Meister» angestammte und vielleicht höchste Künstlrrmisston, nicht nur die poetische Wirklich- ltchkrit und die Poesie de- rein Menschlichen au» all' ihren natürlichsten Ouellpunkten, au« dem Treiben unser» Leben», au» dem Kampfe der Herzrn und Geister, au» Lust und Wehr der Thatkraft und Duldung in dramatischen Charaktergrbilden emporsteigen zu lasten: sein schöpferischer Lichtblick drang auch in jene dunklen Regionen ein, in denen da» Fatum mit verhüllten Schritten die Wege der Sterblichen kreuzt, in denen der Naturdämon, diese alte Sphhnr, dem Profanvrrstand« ihre ewig neuen Räthselfragen rntgegrnstellt und der Aberwitz der gewöhnlichen Logik wie rin stumpfer Pfeil ohnmächtig vom Ziele zurückprallt. In diesem letzten Sphärenkreis« de» divtnatorischen Dichter», der nie von andern Geistern siegreich betreten ward, sehen wir Shakes peare-Oedtpu- di« Gestalten der Schicksal-tragödie weben Xttt „unnahbaren Händen" im wahrsten Sinne de» Worte» E« ist nicht di, SchicksalStragidir der Griechen, »elch« auf despotischen Befehl au» dem Willen der Göt ter hrrvorgeht, e» ist die ungleich mächtigere anthro pologisch« Schicksalstragödte der nenrrn Weltanschauung, die a»S der Brust de» eignen Individuums ihr« ver- lockenden Sirenen herauSzaubrrt, ihren berauschenden Giftbecher der verfinsterten Phantasie bräut, ihre Todes waffen für Jähzorn, Mord und Wahnwitz schmiedet. Daher ist sie zugleich die Tragödie de» bi» zum Un geheuerlichsten entfesselten Pathos, da in ihr dir Idee zur Leidenschaft, die Leidenschaft zur blosen Idee wird, übermächtig im wildfluthenden Gedankenerceß und so den Menschen innerhalb seines eignen Bannes alle» Mensch lichen scheinbar entkleidend. Wo Shakespeare'- Genius in diese geheimnißvollen Schattenkreise der EchicksalStragödie rindrang, wie bei „Hamlet", „Macbeth", „Lear", mußte er daS Maß de- Herkömmlichen, de» alltäglich Begreiflichen verlassen. Die Sage lehrt, daß das Betreten der naturentschleiernden Unterwelt blutige Opfer forderte: die Schemen schweben nur heran und «den nur, wenn sie da- warme Blut de» hinsterbenden gesunden Lebens getrunken haben. E» ist erklärlich, daß die gewöhnliche Anschauung diese» Zerreißen aller menschlichen Bande, diesen chaoti schen Umsturz der Natur nur selten in jene» Schema rinzureihrn fähig und gewillt ist, da» sie sich vom Mög lichen u. Wahrscheinlichen gebildet hat. Und Shakespeare hat solch« vom gigantisch Außerordentlichen erfüllten Tra gödien wohlweislich auf den Boden dunkler Vorzeit ver legt, mit. deren sagenhaften barbarischen Zuständen sich auch die Leidenschaften der Menschen vergrößern und deren starre» primitive» Naturlrbrn un» die Personen bei aller Individualität zu Typen für abnorme Seelenzuständ« werden läßt. Solch« Gestalten, solche übermächtige Ge bilde mit vollem Leben auf der Bühne zu erfüllen, mag auch in früherer Zett kaum je vollkommen gelungen sein; für die Schauspieler unsrer modernen Bühne ist e» noch schwieriger geworden und in minder« Grad« erreichbar. Di« Verehrung und Bewunderung d«S unsterblichen Dich ter» gebietet indrß da» Brkrnntniß, daß die gestrige Fest ¬ vorstellung trotz aller aufgewandten und wohlerkannten fleißigen Anstrengung gar zu weit hinter jenem Maß künstlerisch' schöner Verwirklichung zurückblieb, welches wir auch jetzt noch mit vollem Recht verlangen dürfen. Bekannt und geschätzt ist Herrn Dawison'S mit virtuoser Beherrschung durchgrführte, in allen Detail» scharf durchdachte Gestaltung deS königlichen Lear: einer Auf gabe freilich, die unerschöpflich ist in ihren Ansprüchen an die schaffende Phantasie und die poetische Kraft deS Schau spieler-, die so leicht für innerste erschütternde und rüh rende Wahrheit Uebertreibungen und scharfsinnige Kün stelei eintreten läßt, so daß jede» glückliche Gelingen nach irgend einer Seite hin in der Darstellung dieses groß artigen furchtbaren Seelengemälde» schon hoher Ehren Werth ist. Dem Künstler wurde reicher Beifall. Doch drängte sich dir Bemerkung auf, daß ein gegen früher vrrmehrte» Festhalten deklamatorischer Behandlung durch eine gewisse Gleichmäßigkeit der Tongebung und de» Tem po» den kühnen jähen Uebergängen in den Ausbrüchen heftiger Leidenschaft, erhabenen Schmerze», der Reue, Ver zweiflung und Raserei, gemischt mit dem Ausdruck de» Humor» und der tiefsinnigsten Gedanken nicht günstig sei. ES wird damit den ungeregelten Kontrasten und irren Erscheinungen eine» empörten, gequälten und au» allen Fugen springenden Gemüth» die Unmittelbarkeit der Wirkung beeinträchtigt, welche unsre Phantasie in die se» übermenschliche Gebilde gewaltiger Leidenschaften und tragischer Schrecknisse mitlrtdend hineinzwingt. Und zu solcher Lösung der Aufgabe konnten nur wenige der übri gen Milwirkenden beitrage». Lor Allen aber zeichnete sich'darin Herr Winzer durch fest au-geprägte Charak teristik de» Kent au»: kräftig und mannhaft, voll Ge fühl und treuherzig derbem Humor, der allmählich wie der der weichen Empfindung wich. Ihm schloß sich zu nächst noch Frl. Ulrich an, die sich bemüht«, dem We- wordrn. Gegen dieses Erkenntniß hatten beide Theile die Ap pellation eingelegt. Das Kammergericht hatte die Beweis aufnahme angrordnet, welche dem Angeklagten in erster Instanz als unerheblich abgeschnitten war. Das Re sultat war für den Angeklagten sehr günstig ausgefallen. Die angeführten Thatsachrn waren durch Zeugen eidlich erhärtet und von dem Pastor Thieß als solche in amt licher Beziehung begutachtet worden. Das Erkenntniß lautete auf Freisprechung des Angeklagten, auf Abweisung deS Kläger- und auf Verurteilung desselben in sämmt- liche Gerichtskosten. München, 21. April. Eine Deputation der zur Zeit hier anwesenden StandeSherren hat am Diens tag Sr. Majestät dem Könige eine Adresse überreicht, welche nach der „Münchener Abendzeitung" folgender maßen lautet: .Allerdurchlauchtigfter rc. Ew. königl- Majestät nahen in tiefster Ehrfurcht die unterzeichneten vormals reichsstandischen Fürsten und Grasen Bayern«, nm an den Stufen deS Throns den Ausdruck ihres Schmerzes niederzulegen über den Verlust, der Ew. königl. Majestät, Allerhöchstdero königliches Haus und das Vaterland in tiefe Trauer versenkt hat. Wir erfüllen durch diese Kundgebung eine um so heiligere Pflicht, je aufrichtiger unser Gefühl innigster Verehrung für des verewigten Königs Majestät ist, und je lebendiger in uns das Gedächtnis sortdauern wird an einen Monarchen, dem es gegeben war, in so hohem Grade die Liebe feines Volks zu erwerben. Wie das bayersche Volk in der Regierungszeit des Königs Maximilian eine Zierde des Friedens und der segensreichsten Entwickelung erblickt, wie es dankbar anerkennt, daß das Königreich in dieser Epoche zu einer hohen Entfaltung seiner innern Kräfte vorgeschritten ist, so er füllt auch uns gerechter Stolz, einem Lande anzugehören, dessen Könige in seltner Weisheit und ununterbrochener Reihenfolge Bayern zu einem der glücklichsten Länder Europas gemacht haben. Ein würdiger Sohn des Hauses Wittelsbach treten Ew. königl. Majestät in die Reihe dieser erhabenen Vorbilder mit der hohen Aufgabe, ein reiche« Leden ruhmvoller Thaten zu beginnen. Be grüßt von Vertrauen und freudiger Hoffnung, «rgrerfen Ew. kgl. Majestät das Scepter, um mit fester und gerechter Hand an dem Werke Allerhöchstihrer Vorfahren weiter zu arbeiten. Tief ergriffen von dem Ernst dieses Augenblicks, schaart sich ein treues Volk um seinen jugendlichen Monarchen, entschlossen, ihm die schwere Aufgabe zu erleichtern durch altbewähne Treue an das königliche Haus, durch unbeugsamen Muth in der Gefahr und durch das inbrünstige Gebet zum Herrn der Heerschaarcn: er möge Ew. königl. Majestät in seinen gnädigen Schutz nehmen und stärken mit der Kraft seines Geistes. In dieser Treue, in diesem Mulhe, in diesem Gebete vereinigen wir uns mit dem dayerschen Volke und empfehlen uns Allerhöchstdero Schutz und Gnade. München, den 18. April 1884.' (Folgen die Unterschriften.) München, 20. April. (A. Z.) Gutem Vernehmen nach ist hier ein Circularerlaß des österreichischen Ministeriums des Auswärtigen an seine diplomatischen Vertreter bei den Staaten der Münchener Conferenz (6. ä. 16. April) mitgetheilt worden, welcher, um beur- theilen zu können, inwiefern Oesterreich auch ferner noch auf seine frühern Zollverbündrten zu zählen habe und demnach die Durchführung der Proposttionrn vom 10. Juli auch ferner noch in Ausficht zu nehmen sei, dir Beantwortung von drei Fragen erbittet. Diese Fra gen sind: 1) Auf welches bestimmte Minimum würden die bisher nur im Allgemeinen als noch zu hoch gegriffen bezeichneten Positionen des neuen österreichischen Tarif- entwurfS zu ermäßigen sein? 2) Würdendiebetreffenden Regierungen den preußisch-französischen Handelsvertrag auch dann acceptiren, wenn der Art. 31 desselben keiner lei Abänderung erlitte? 3) Wie würden in diesem Fall diese Regierungen den in Art. 25 des Februarvertrags vom Jahr 1853 gegen Oesterreich auf Herbeiführung einer Zolleinigung eingcgangcncn Verpflichtungen genügen? — Das Befinden des Königs Ludwig ist fortwährend so befriedigend, als man es nur irgend wünschen kann. Stuttgart, 23. April. Aerztlichcs Bülletin. DaS Befinden Sr. Majestät des Königs ist, was die Er nährung, den Schlaf, die Kräfte betrifft, ziemlich unver ändert. Ein belästigender Brustkatarrh, der hinzugekom- mrn war, ist im Abnehmen. Aus Mecklenburg-Schwerin, 19. April. (H. N.) Aus dem vorjährigen Landtag nahm die Ritterschaft mit 30 gegen 6 Stimmen einen Gesetzentwurf an, welcher dem Gutsherrn, als Inhaber der Polizeigewalt, das Recht beilegte, in Fällen von Dienstvergehen seiner Leute bis zu 5 Thaler, auf Gesängniß bis zu einer Woche und auf körperliche Züchtigung bis zu 25 Hieben zu srn der Cordelia möglichste Einfachheit, Kindlichkeit und wahres Gefühl zu geben. Auch Herr Porth spielte den Grafen Gloster würdig. Frl. Langenhaun zeichnete die Regan zu hart und Plumb; der Dichter hat genug grthan, um auch bei milderm Kolorit verstanden zu wer den. Frl. Löhn- Goneril genügte ; auch Herr Walther al- „Albanien". Die Herren Maximilian — in der schwierigen Rolle deS Edgar—, Koberstein (Edmund) und Jauner (Narr) behandelten ihre Partien mit Fleiß, ohne indeß damit irgend rin Gelingen im Geiste Sha kespeare'- erringen zu können; Herr v. Strantz (Corn wall) trat ihnen hierin bei. Der Gesammtdarstellung mangelte die phantastische, gewaltsam erschütternde Stim mung der Dichtung völlig; langsames Zusammenspiel ohne Feuer und Raschheit, und schleppender Vortrag — wodurch der vierte Act erst nach 10 Uhr endete — er müdeten; die geschmackvolle Beherrschung der technischen Mittel, das tiefere Verständniß der Dichtung, die Kraft wahrhafter Lebenszüge fehlten zu sehr, um die Phantasie der Zuschauer in hinreißender Weise gefangen zu neh men, ihr Gefühl überwältigend zu ergreifen, ihr Mitleid zu rühren. Sonntag, 24. April, am zweiten Tage der Feier, wurde zum ersten Male — nicht blos aus der hiesigen Bühne, sondern überhaupt in Deutschland — Shake-peare'S Lustspiel: „Wir e» euch gefällt", nach A. W. Schle gel'» Uebrrsetzung eingerichtet von vr. Juliu» Pabst, ge- geben. Die» Stück, etwa 1599 geschrieben, stammt au» den reifsten Jahren de» Dichter», und ist vielleicht als Grlegenhritlgedicht für rin Vermählung-fest bestimmt ge wesen, wie der in mancher Hinsicht ähnliche „Sommer- nacht-traum", mit dem r» auch den musikalischen Grund ton gemein hat. Der Stoff ist dem Schäferroman „Ro salind«" von Lodge entnommen. Die Dichtung bildet durch Stimmung und innern
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