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Dresdner Journal : 04.05.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186505049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-05
- Tag1865-05-04
- Monat1865-05
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- Dresdner Journal : 04.05.1865
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M»mw«»ti,rrtsr: ISKrUvk: S H»I». — Kxr. Io »»«!<»«».> l« ^jUurl.r 1 „ 1» „ „ „ ltritt ko,»- ooä Sloo»tUeb io vr—L«: 1b Kxr. ( 8t«op«I-o- t2o»»io» Joouoiro: 1 1 ««tri»? lgioio. »nseratenyretsr: kiir Leo K»oo> «io«r o«»p»lt«o^o L«U«: 1 Kssr. Vor« ,^Liox«,»oat" Li» L«U»r i Kxr. Lrfttztt«»: IllgUed, »1t Losook»« Lor Koon- ooä I-olortoU», Id«oL» kür ä«o tolxooLoo 1»U. Dres-nerIMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Lnseratenannaymr auswürt, Lotxii^: t'o. öomoirnri», 6omoü«»iooiir 6«» Orssäoer 3ouro»I«; «deoä»,.: H. kiaol-o», L. lui-orx; Scuodur^ - Lttoo» Ilmrxmi» L Vooi-rir; LorUo: ttirorivs'sekv I!uel> kiallül., lirr-ii-nr««'» liurvau; Lromsa: V. 8«:»l.c>rr»: Lrsnlao: Vovr» 8iL»c>8i«; krooliturr ». »I.: ^xLo-:ic'«v>>-» Lockli.; Kolo: Looi.r Uiioriec»; k«i,: v. Vüvv««,» «i., (28, ro» äe boo» eokLog); kr»^: 1'«. t^ii«uioo'« iiuclik. Vtoo: Lowptolr il. k. rVieuer i^oituu^, 8tesi-oi,j>I. 8Ü'. ' Herauegever: Köoixl. Lrpväitioo <j«, vreiLoer ^onrool» vr»»ä»o, dl»ri«o»tr»6»« Ho. 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. r<lk-ra»biscke Nachrichten ka-ttgeschichte. Wien: Eröffnung dir Ringstraße Gmndzüge de» Zoll« und Handelsvertrag» mit dem Zollverein. — Venedig: Der Putschprocrß. Herab, jetzung drö Militirpferdestande». — Berlin: Kam- merverhandlungen. — München: Befinden de» Kö nig!. AuS den Kammern. Ercommunication — Hennovrr: Preßdebatte der Zweiten Kammer. Auf hebung der Lotterie. Eine Rede de- König». — Ol denburg: Oberst v. Weltzien. Eondolation. — Kassel: Henkel'» Berurtheilung bestätigt. — Karls ruhe: Die Zollverein-Verträge von der Kammer genehmigt. — Wiesbaden: LandtagSconflict. — Pari»: Die Kaiserretsr. Au dem Attentate gegen Balsch. Arbeitseinstellung. Thetlnahme für Lincoln. Die Ausstellung gesichert. — Haag: Beileid für Lin coln. — Turin: Eondolenzschreiben an den Aaren. — Madrid: Vermischtes. — London: BetleidS- schreiben deS Kaisers Napoleon an die Familie Cob- den'S. — Kopenhagen: Da- Bordeaurer Panzer schiff. ReichSrathSwahlen. — St. Petersburg: Da» neue Preßgeseh. — Rtega: Beschlüsse d«S Land tag». — Warschau: Tagesbericht. — Bukarest: Postalische». — New-Bork: Proclamatinnen be züglich der Häfen. Milttärreduction. Trauer um Lincoln. AuS Richmond. — Rio-de-Janriro: AuS Paraguay. — Mexico: Neueste Nachrichten. Beilage. Ernronllogeu, Lersrtzuugrn re. im Sffeutl. Dienste. Vrovtnrialnachrichteu. Statistik und Lolktvirthschast. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 2. Mai, Nach«. 4 Uhr *) Herr v. Scheel Plrffrn ist brate ans Holstein hier ringrtroffrn nnd hatte Mittags eine längere Unter redung mit dem Ministerpräfidenten v. BiSmarck. ') Wiederholt, weil gestern nur in einem Theil der Auflage unser» Blatte» enthalten. London, Mittwoch, 3. Mai. Nachrichten avS New Aork, vom 22. April Morgens zufolge stand an diese« Lage daselbst der WrchselcourS M^, Goldagio SVH, BondS 10«H, Baumwolle 38. Tagesgeschichte. Wien, 1 Mai. (W. A.) Die festliche Eröffnung bei Ringstraße, de» schmucken Gürtels, der sich um das alte Wien legt, durch Ec. Majestät den Kaiser, hat heute Nachmittag stattgesunden. Eine unabsehbare Menschen menge belebte in dichtgedrängten Reihen zu beiden Sei ten die Ringstraße. Am äußern Burgplatze hatten sich die Herren Minister, die Mitglieder der Etadterweite- rungs- und Baucommisston, der Bürgermeister ve. Ze- linka mit den Mitgliedern des GemeinderathS, de» Ma gistrat» und der Gcmeintebezii k« aufgestellt. Um halb 5 Uhr erschienen in offenem Wagen an dem äußern Burg platze Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin und wmden von den Anwesenden ehrfurchtsvoll empfangen und mit jubelnden Hochs begrüßt. Bürgermeister ve. Ze- linka hielt hierauf, umgeben von dem Gemeinderathe und Magistrate, eine Ansprache an den Kaiser, welche Se. Majestät mit folgenden Worten erwiderte: .Ich sehe in der Vollendung der Ringstraße einen wichtigen Abschnitt in dem Werke der Stadterweiterung. Ich habe stet» diestr Angelegenheit Meine wärmste Fürsorge zugewendet und spreche Ihnen, Herr Bürgermeister, und dem Gemeinderathe Meine Anerkennung und Meinen Dank au», daß Sie der Verschönerung Meiner Residenz eine besondere Sorgfalt angedeihen ließen. Ich werde auch in Zukunst den weitern Fortschritten der Stadterwei- trrung unablässig Mein Augenmerk zuwcnden und die Wünsche der Gemeinde in Bezug aus die Erlangung von Baugründen um billige Preist zur Errichtung von Schulen, Parkanlagen und Maikthallen möglichst berücksichtigen. Um eine der wichtigsten ilnternehmunaen der Gemeinde ihrer baldigen Lösung zuzusühren, bade Ich die Anordnung getroffen, daß der Gemeinde zur Durch führung der Wasserversorgung der Kaiserbrunnen unent ¬ geltlich überlassen werde, und Ich hoffe, daß hiermit diese An gelegenheit bald und glücklich zum Abschlüsse gebracht werden wird." Die gnädigen und für die Gemeinde so beglückenden Worte, insbesondere das überraschende Geschenk deS Kai- serbrunnenS riefen stürmische Hoch- unter den Mitglie der Gemeindevertretung hervor, und der Bürgermeister gab den Gefühlen der Freude und Dankbarkeit in einigen Worten Ausdruck. Dem Bürgermeister wurde hierauf da» Glück zu Theil, dem Wagen Ihrer Majestäten Vor fahren zu dürfen. Ihre Majestäten wurden auf allen Punkten der Ringstraße mit den lebhaftesten Hoch» ehr furchtsvoll begrüßt und kehrten auS dem Prater über die ASpernbrücke und die Ringstraße gegen 7 Uhr Abends in die k. k. Hofburg zurück. Au- Anlaß der Frier prangte die Ringstraße in ihrer ganzen Ausdehnung im Fest schmucke. Der Zudrang zum Prater war ein außerordent licher, die Praterstraße und die Alleen waren gefüllt von einer fröhlich wogenden Menge. Die Zahl der Wagen dürfte die größte gewesen sein, die man je im Prater sah, sowie Reiter in Fülle das schöne Bild belebten. * Wien, 2. Mai. Aus der Rede, mit welcher gestern im Abgeordnetenhause Herr v. Hock den zwischen Oester reich und dem deutschen Zollverein abgeschlossenen Zoll« und Handelsvertrag erläuterte, erfahren wir über den Inhalt dieses Vertrage- Folgendes: Der Vertrag vom II. April I8S5 setzt, gleich dem Litern Vertrage vom IS. Februar I85S, dessen Bestätigung und Erläu terung er sich nennt, die allgemeine deutsche Zollvereinigung al» anzustrebendes Ziel fest, und Art. 25 giebt e» jedem der vertra genden TheUe anheim, zu ihm geeignet scheinender Zeil den an dern Theil zur Verhandlung über weitere Verkehrserleichterungen und selbst über die Frage der allgemeinen deutschen Zolleinigung aufzufordern, welcher Aufforderung der andere Staat zu ent sprechen verpflichtet ist. Der Vertrag vom ll. April 1885 grün det zwischen Oesterreich und dem Zollverein eine so enge Ver bindung, wie sie zwischen keinem der vertragenden Therlc und einem dritten Staate bestehen wird, wie sie selbst durch den Fe bruarvertrag nicht heraestellt worden war. ES ist nämlich den jenigen Maaren, welche den Hauptgegenstand de» gegenseitigen Verkehrs bilden, die Zollfreiheit und beziehungSwerse die Zoll begünstigung, welche sie bisher genossen, fortan gewährt; unser Getreide, unsre Feldfrüchte, unsre Mehl- u. Mahlproducte, Stärke, Bettsedern, Kleinvieh, getrocknetes und gesalzenes Gemüse, ge backenes Obst und andere Gegenstände gehen zollfrei ein und au». Die Begünstigungen, welche wir einräumten, bestehen meistens in Zollreductwnen, und e» ist die Möglichkeit vorhanden, daß wir Da», wa» wir im Zollvertrage verlieren, durch die gesteigerte Menge der Einfuhr wieder hereinbekommen. (Hört! Hört!» Bei dem Zollvereine besteht, was er unL gewährt, hauptsächlich in Zollbefreiungen, er kann keinen Ersatz erwarten. Die Zollsätze allein erschöpfen aber nicht den Inhalt deS Vertrages. Gleichwie in dem ältern Vertrage sind Ern-, AuS> und Durchfuhrverbote ausgeschlossen; nur für Tabak, Salz, Schießpulver, Kalender und Spielkarten, dann bei Eintritt außerordentlicher Sanilät-rücksich- ten oder auHer«*«»N»cher Keieglnmsilnde find Ausnahmen ge macht. Beide Theile werden gegenseitig in Allem, waS den Be trag, die Einhebung und die Sicherung der Abgaben betrifft, auf dem Fuße der begünstigten Nationen behandelt, und waS der eine Theil einem dritten Staate einräumt, muß er unmittelbar und ohne Gegenleistung dem andern Theile einräumen. Diese Bestimmung geht weiter als der Art. 3l deS ZollvcrtrageS mit Frankreich. Der Vertrag sanctionirt die gegenseitige Freiheit der Durchfuhrzölle und Ausfuhrzölle. Von der Freiheit vom Aus fuhrzölle sind blo» die Lumpen und bei uns auch die Felle und Häute, Hautabschnitzel und Knochen ausgenommen. Weit über den Inhalt deS Vertrage- mit Frankreich gehen auch die im Art. v deS Vertrages enthaltenen Verkehrserleichterungen hinaus. Durch den Vertrag haben wir unS ferner das Zollcartell errun gen. ES werden durch den Vertrag die verschiedenen Bestim mungen aufrecht erhalten, welche im Februalvertragc zur Förde rung unserS gegenseitigen Verkehrs enthalten sind, z. B. dre Zu sammenlegung der Grenzen, die Gleichzeitigkeit der Amtshand lungen, dre Anerkennung deS amtlichen Verschlüsse» auS einem Staate in den andern, so daß dadurch Umpackungen und die da mit verbundenen Beschwerlichkeiten entbehrlich werden. Die Un terthemen der eine» Staates werden den eigenen Unterthaneu im andern Staate gleichgehalten, waS den Gebrauch von öffentlichen Anstalt?», den Schutz durch die Eonsuln im AuSlande, den ge genseitigen Gewerbeverkehr, den Besuch von Messen und Märk ten, den Verkehr von Handelsreisenden rc. betrifft. „Ich könnte — äußerte Herr v. Hock — diese Reihe von gegenseitigen Be günstigungen noch weiter führen, wenn cS mir dre Zeit gestatten würde. Alles, waS in dem französischen Vertrage in dieser Be ziehung enthalten war, ist nun auch auf unS übergegangen. Ich mag mich hinwenden, wo ich will, immer sehe ich, daß die engste Verbindung zwischen unS und dem Zollvereine hergestellt ist, weit enger als >ene, welche zwischen dem Zollvereine und Frankreich besteht, und sich in der Folge zu was immer für einer Nation Herstellen wird. Meine ursprüngliche Behauptung ist daher ge rechtfertigt, daß der Vertrag mit dem Zollvereine so vortheilhast ist, alk es überhaupt cin Handelsvertrag sein kann. DaS Ziel, dar man sich bei Einleitung der Verhandlung gestellt, eS ist durch den Vertrag glücklich erreicht." Schließlich bemerkt Herr v. Hock noch, e» handle sich um einen Vertrag, der nur im Ganzen an genommen oder im Ganzen verworfen werden kann. Uebrigen» handle k» sich um einen Taris, der bereits seit IH Jahren ver öffentlicht ist und von der Oeffentlichkeit im Ganzen nicht un günstig ausgenommen wurde; au» diesem Grunde glaube er, daß die unveränderte und vollständige Annahme der Vorlage keinem Anstande unterliegen werde. Venedig, 29. April. (Pr.) Drr Beginn der Schluß- Verhandlung in dem Pro resse gegen die Theilnehmer deS Friauler Putsche» ist nun definitiv für den 8. Mai d. I. in der Festung Palmanuova anberaumt. Drei Personen, welche bei der ganzen Geschichte eine her vorragende Rolle gespielt hatten, ist eS jedoch gelungen, sich drr ihnen drohenden Strafe durch die Flucht zu ent- zirhen. — Die Herabsetzung deS Pferdestandes bei der Cavalerie, Artillerie und Trainbespannung der im lombardisch-venetianischen Königreich liegenden Trup pen hat bereit» begonnen, und werden 3000 Srarische Pferde auSgrmustert und ltcitando veräußert. Berlin, 2. Mai. (B. Bl.) Nach Eröffnung der heu tigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses erklärte der Handelsminister Graf Jtzenplitz sich bereit, die Interpel lation deS Abg. vr. Hammacher zu beantworten, welcher anfragt, ob die Regierung die Absicht habe, den Vertrag mit der bergisch-märkischen Eisenbahngesellschaft vom 7. Mai 1864 dcm Landtage zur nachträglichen verfassungsmäßigen Genehmigung vorzulegen, und wenn nicht, auS welchen Gründen sie glaube, davon abgehen zu können. Nachdem der Interpellant vr. Hammacher für die Interpellation gesprochen, antwortete der Handelsmintster, daß die Staats- regierung niemals die Absicht gehabt habe, einen Schritt, der nach der Verfassung der Zustimmung der LandeSvcr« tretung bedürfe, ohne diese Genehmigung zu thun. In drr angeregten Sache habe sie einen Grund zur Einholung der Genehmigung nicht finden können. Weder Artikel 99 noch 103 der Verfassungsurrunde träfen hier zu, da die Staatkregierung, obwohl sie die betreffende Bahn infolge de» ihr zustehenden Rechts zwar erworben habe, doch weder Geld dafür einnehme, noch auSgebe, noch eine An leihe machen, oder eine Garantie übernehmen wolle. — Hierauf wurde die Debatte über die Militärnovelle fort gesetzt. Seiten deS Krieg-Ministeriums ist nur ein Offi zier anwesend. Abg. v. Blankenburg: Bis jetzt konnte der EtaatSregierung nicht ein Entgegenkommen zugemu- thet werden. Die Firirung deS Friedensstandrs, verbun den mit dem Geldbauschquantum, wäre gut und der Re gierung empfehlbar. Dennoch erkläre ich, daß ich heute «och nicht weiß, ob ich gegen das Amendement stimmen werde; ich weiß nicht, waS die StaAHregterung schließ lich dazu sagt. (Der Herr KriegSmtnister tritt cin.) — Abg. Michaelis beleuchtet kurz den Grundgedanken deS Amendements v. Bonin; er fordert die Negierung auf, dasfelbe zu acceptircn und die Ziffer der nothwen- digen Friedensstärke zu sagen, von den drei Faktoren fest setzen zu lassen und dann etwaige Gesetze der Wetterent wickelung vorzuschlagen. — Abg. v. Sänger (gegen den CommissionSbericht) motivirt den v. Bonin'schchen Verbesserungsvorschlag. Die Majorität des Hauses trete einer Verständigung nicht principiell entgegen; das aber sei doch unverkennbar, daß die Reorganisation erst, nach dem sie vereinbart sei, ins Budget ausgenommen werden könne. DaS Ministerium habe den Fehler des Hauses von 1862 mit dem noch größcrn Fehler beantwortet, daß es aus dem Nothbehelf eine Verfassungstheoric gemacht und sich dadurch ins Unrecht gesetzt habe. Er und seine Freunde seien dadurch in die Lage gekommen, daß sie, obwohl der Reorganisation in ihren Grundprincipien an hängend, anerkennen müßten, daß eine Verständigung nur möglich sei durch beiderseitiges Nachgeben von den ursprüng lichen Forderungen. DaS sei die Bedeutung deS Bo- nin'schen Antrags. — Abg. Reichensperger bedauert, wie die Sache einmal liege, für die Commission eintreten zu müssen, und unterwirft dann das Vorgehen der Re gierung in der Militärfrage einer ausführlichen staats rechtlichen Kritik. Für den Bonin'schen, wie für jeden andern ähnlichen Vcrmittelungsantrag könne er sich aus sprechen, wenn etwa ein Zusatz käme, wie der: Die Zahl der Kapitulanten bestimmt sich nach den jährlichen Feuilleton. Pariser Briefe*). XlX. «rfle Vorstellung drr .^Afrikanerin". Paris, so. April 1865. Die erste Vorstellung von Meyerbrer'S „Afrikanerin" hat gestern Abend vor einem eben so glänzenden als zahl reichen Publikum stattgefunden. Die Plätze waren zum großen Theil vom Ministerium deS kaiserlichen Hauses und zum andern Theile von der Witwe Meyerbrer'S zu- rückgehalten worden — r« war demnach sehr schwer, ja geradezu eine fast unschätzbare Gunst, an jenem Abende den Eintritt zur großen Oper zu erlangen. Ich kenne Leute, die sich darum ganz unglaubliche, aber vergebliche Mühe gegeben haben. Die hiesigen Blätter thrilen mit, daß ein „junger Deutscher" so weit gegangen sei, für rin Billrt im 4. Range „200 Fr." zu bieten. Damit aber der geneigte Leser mich nicht in den falschen Ver dacht nehme, daß ich etwa jener muflkwüthende junge Deutsche gewesen sei, süge ich sogleich hinzu, daß eine hohe Gunst mir eine Eintrittskarte gewährt hatte, die ich mit noch einem meiner Bekannten zu thrilen hatte, so daß wir rin Jeder zwei und einen halben Act der Oper genießen konnten. Drr Eindruck, den da« Hau selbst an jenem Abend« gewährte, war durchaus präch tig und großartig; di« glänzend« Elite der Pariser Ge sellschaft im prächtigsten Staate mit Diamanten und Edelsteinen, Perlen, Bändern und Sternen in allen mög lichen Constellationen, versammelt, um dem Geniu» dr- großen tirfbrtrauerten Tondichter» zu huldigen und sein letzte» Werk zu bewundern. Di« Fayad« der große« Oper «) vgl. «x. unb W. sowie die dahin führende ruo l.epol«ti«r war reich und festlich illuminirt; auch auf einem Theile der Boulevards, die der Kaiser zu pasfiren hatte, brannten bunte Gas flammen; eS herrschte ein laute» )rnd regeS Leben auf den Straßen, fast wie an den Tagen großer National feste; daS Wogen und Treiben der Menge, die ab und zu fahrenden Equipagen gewährten einen lustigen und bewegten Anblick. Punkt 8 Uhr erschienen die kaiserl. Majestäten in ihrer Loge ; sie wurden von der versam melten Menge mit Jubel empfangen. Gleich nach An kunft der allerhöchsten Herrschaften begann die Vorstel lung. Schon nach dem ersten Acte sprach sich im Pu blicum die lebhafteste Begeisterung auS, die aber nament lich im vierten Acte ihren Höhepunkt erreichte und sich bis zum Schluffe der Oper ungeschwächt erhielt. Die „Afri kanerin" enthält Stellen von unvergleichlicher und un nachahmlicher Schönheit. „Lotto mueiquv l» kor. Io tour cku wonck«!" soll der greise Auber beim Schluffe der Vor stellung begeistert auSgerufen haben, und seine Prophe- zrihung wird in Erfüllung gehen. Am Schluffe der Oper ward Meyerbrer'S Büste in feierlicher Procesfion auf die Bühne gebracht und sämmtliche darstellende Künstler leg ten Lorbeerkränz« vor dcm Marmorbildr deS großen Man ne» nieder, während da- Publicum dieser improvifirten Apotheose mit endlose« begeisterten Jubel Beifall spen dete. Die „Afrikanerin" bleibt also auf dem Repertoire, und Meyerbeer'» Witwe hat fich ihre» Rechte», die Oper zurückzuziehen, feierlichst begeben. *f- Theater. Da» Stadttheater zu Leipzig bracht« am 1. Mat zum ersten Mal« die vteraetig« Aauberpoffe von G. Räder „Ella, di« Nymphe", welch« mit dem größten Erfolg« über die Dreier ging R. Sottschall be richtet hierüber in drr „D. A. A.": „Dir Porste der Poffe ist wesentlich scenischer Art; doch bleibt dem Autor daS Verdienst, da» schon seinem „Weltumsegler" und „Artefischen Brunnen" zuzusprcchen war, weite und fein« Perspectiven zueröffnen, welcheder scenischen Ausschmückung Gelegenheit zu glänzender Entfaltung geben und über dies die Phantasie angenehmer beschäftigen, al» unsre ConversationSlustspiele mit den stereotypen Onkeln und Tanten, und dem ganzen Inventar, da» wir selbst hinter unser» vier Pfählen besitzen und zur Genüge kennen." Die scenische Ausstattung und die Dekorationen, Schöpfungen de» Herrn Moritz Lehmann, müssen den unS vorliegenden Berich ten zufolge wahrhaft glänzend sein und machten eine so überraschende Wirkung, daß derselbe mehrfach hervorgerufen wurde. Ebenso ernteten die Vertreter der Hauptrollen, Fräul. Karg, Frau Günthrr-Bachmann und Hr. Hock reichen Beifall und Hervorruf. — Der in Prag erscheinende „HlaS" er läßt an die Frauen und Mädchen einen Aufruf, laut welchem dieselben einen Theil ihre» Schmuckes und Ge schmeide» dem dasigen Nationaltheater widmen sollen. Zur St. WenzelSfrirr will man diese Opfergaben aus stellen und in einem Bazar von zarten Damenhändcn zum Verkaufe ausbieten. „Eure Männer," heißt es in dem Aufrufe, „überwältigt von Vaterlandsliebe und Opfer willigkeit, werden Euch die geschenkten Schmucksachen wie der au-lösen — zum Heile de« Theater»!" — Am 20. April nahm Frau Charlotte Birch-Pfeiffer von der königl. Hofbühne zu Berlin, der sie seit dem Jahre 1844 al» Mitglied angehörte, Abschied. Der König zeichnete die Künstlerin durch persönlichen Besuch auf der Bühne au«. Vor dem Beginn der Vorstellung war ihr durch den Generalintendanten v. Hülsen ein prachtvolle», mit Smaragden und Diamanten besetzte» Armband im Namen beider Majestäten überreicht worden. Auch von Seiten ihrer Kolleginnen erhielt Frau Birch-Pfeiffer Be weise aufrichtigster Verehrung. Am 24. April ging, wie E. Koffak schreibt, die Jahrr»hekatombe de» Berliner Bewilligungen im Budget. — Im Verfolg der Debatte sprachen der KriegSmtnister, Abg. v. Vincke und der Abg. Virchow. Der Inhalt der Erklärung deS Herrn v. Roon über daS Bonin'sche Amendement war etwa der: Die Regierung könne auch ihrerseits aus dem selben die Möglichkeit einer Verständigung ableiten, vor ausgesetzt, daß die Majorität deS Hauses dasselbe ebenso wie die Regierung verstehe. Ob indessen dies VerstLnd- niß ein richtige» sei, lasse sich für ihn (den Knegsmi- nister) erst erkennen, wenn die DiScussion über den Vor schlag im Hause eine breitere Basis gewonnen habe. Die beiden genannten Abgeordneten weisen ihrerseits darauf hin, daß man auS den Worten des Herrn Kriegsmini sters nicht- Positives entnehmen könne. München, 1. Mai. (Bayr. Bl.) Die Wiedergcncsung Sr. Majestät deS Königs ist bereits so weit gediehen, daß derselbe im Stande ist, die Arbeiten in gewohnter Weise allmählich wieder aufzunehmen. — Die Kammer der ReichSräthe hat in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf in Betreff der Abkürzung der Finanzperioden berathen und denselben nach zweistündiger Debatte, über welche der Bericht folgt, nach den Beschlüssen der Kam mer der Abgeordneten mit 30 gegen 7 Stimmen ange nommen, so daß ein Gesammtbcschluß erzielt ist. — Die heutige Sitzung der Kammer der Abgeordneten er öffnet der erste Präsident mit folgenden Worten: „Meine Herren! Der Repräsentant der nordamerikanischen Union, Präsident Abraham Lincoln ist in dem Augenblicke, wo er im Begriffe stand, die Früchte des mit energischer Aus dauer gegen die Sclavcnstaaten geführten Kampfes zu ernten, durch ruchlose Mörderhand ermordet worden. Das Gefühl über diese Frcvelthat ist ein ebenso tiefes als all gemeines, und meines Bedünkens kann sich keine politi sche Körperschaft gegenüber diesem erschütternden Ercig nisse passiv verhalten. Daher erlaube ich mir, nicht blos um Ihrem Abscheu vor der Missethat Ausdruck zu geben, sondern insbesondere um die Achtung und Theilnahmc für den Mann zu beurkunden, der seinen Bestrebungen für Ausbreitung der Grundsätze der Humanität und Cioi- ltsation zum Opfer fiel, Sie einzulaven, sich von ihren Plätzen zu erheben." Sämmtliche Kammcrmitglieder er heben sich. — Der Gesetzentwurf über die Behandlung der neuen Gemeindegesetzgebung wurde hierauf mit den vom Ausschuß vorgeschlagencn Modifikationen mit 124Ttim- men (einstimmig) angenommen. Auf erfolgte Anfrage erklärte der Minister des Innern, die Regierung werde ihr Möglichstes zur Beschleunigung der Gesetzvorlage thun; die Gesetzentwürfe würden, da sie ein Ganzes bildeten, nicht theilweise, sondern auf einmal vorgelegt werden. — Der Literat und Hausbesitzer L. Wittmann in Landshut, welcher bei der Schwurgerichtsverhandlung, in der er von der Anklage wegen Preßvergehens frcige- sprochcn wurde, erklärte: „er sei weder Katholik noch Protestant, sondern geradcweg Christ", ist, wie die „N. Nachrichten" mittheilen, weil er jede Erklärung über die angeführte Aeußerung verweigerte, vom Ordinariat Mün chen-Frcysing aus der katholischen Kirche ausgeschlossen (ercommunicirt) worden, und wird die Ercommuni cation heute über 4 Wochen von den Kanzeln Lands huts feierlich verkündet werden. Hannover, 30. April. (F. I.) Die Preßdebattc in Zweiter Kammer führte — wie schon kurz gemeldet — zu dem gegen 11 Stimmen gefaßten Beschlüsse, die Stände versammlung wolle die Regierung um Aufhebung der Einführungsverordnung zum Bundesprcßgesetz er suchen. Letzteres ward im Jahre 1855 durch das Mi nisterium v. Lütcken publicirt. In Zweiter Kammer ward von allen Seiten die Unerträglichkeit des bestehenden Preßzustandes anerkannt und dcm Ministerium der Vor wurf gemacht, daß cs längst hätte Bedacht nehmen sollen, eine Acndcrung desselben cintreten zu lassen, v. Bennigsen sagte, wie das Vertrauen, das man anfangs bereitwillig dem Ministerium cntgegengetragcn, täglich schwinde, weil auch gar nichts geschehe, um alte Mißstände zu beseitigen. Justizminister Windhorst wollte auf dieses Thema nicht ctngehen und meinte daneben, das bestehende Bundes- preßgcsetz sei so übel nicht; man könne Alles schreiben, Opernhauses zum ersten Male in Scene: das neue historische Ballet von Paul Taglioni „Sardanapal." Dasselbe hat seine poetische Wurzel in Lord Byron'S dem „gefeierten Goethe" gewidmetem, gleichnamigen Trauer spiele und soll da» prachtvollste Ballet sein, das in Berlin über die Brrter gegangen ist. Zur Herstellung sämmtlicher Dekorationen, Kostüme, Gerätschaften rc. dienten als Vorbilder die bei den Ausgrabungen von Niniveh aufgefundenen Sculpturcn, Reliefs und Orna mente, welche jetzt in den Berliner, Pariser und Londoner Museen von der Herrlichkeit der zerstörten Hauptstadt Assyriens erzählen. DaS meiste Erstaunen, fast möchte man sagen: Entsetzen erregte der Scheiterhaufen, den Sar> danapal mit Myrrha, seiner Geliebten, am Schluß be steigt. Eine Menge Sclavcn und Krieger trägt von allen Seiten vergoldete Möbeln, bunte Stoffe, schimmernde Ge fäße rc. herbei und thürmt sämmtliche Gegenstände in scheinbarer Unordnung über einander. Wenn diese Tro phäe die halbe Höhe der Schaubühne erreicht hat, ent läßt der König seine Diener, er und sein Harem bestei gen daS Gerüst, Myrrha steckt cS mit einer Fackel in Brand, und nun quellen djchte Dampfwolken auS dcm Podium hervor, zwischen den Opfern lodern manneshohe Flammen auf, die Balken neigen sich, Decke und Säu len stürzen unter donnerndem Krachen ein, und in der Ferne erblickt man daS brennende Niniveh. — Ein Thea- tcrdirector, drr „das Geschäft" inS Große treibt, ist der frühere Direktor der Stadttheater zu Würzburg und Mainz. Unter der persönlichen Leitung de» Herrn Ernst stehen jetzt nämlich nicht weniger al» vier verschiedene Bühnen in drei Städten de» Rheinland!», da» Theater in Aachen da» in Bonn, sowie da» Stadt- und da» Thaliatheater in Cöln. Man nennt ihn deshalb den ABC-(Xachen-konn-Löln)Dtrector. — Theaterblättern entnehmen wir, daß da- Mitglied drr Dresdner Hof-
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