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Dresdner Journal : 15.09.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186509158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-09
- Tag1865-09-15
- Monat1865-09
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 15.09.1865
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.V 211 Freitag, den 15. September. 1865. Lbmme«r«topreisr: ^LKrUcd: 6 1°KIr. — Kxr. in 1 Im zzjltkrl.: 1 „ IS „ „ „ i tritt kost unck rioustlied io vr«Kl»o: IS Kxr. t 8tempel- Lioselos Kummern: 1 Kxr. 1»u»cbl»x Uiurn. Inseratenpreise: kür 6«n Kaum einer xe»p»1tenen /eile: 1 Kssr. Unter „tiinxesttilllt" <1i» 2eil«: 3 Kxr. Erscheinen: lAglick, mit ^uttnnltme <Ier 8onn unck koiorts^e, ^bentis kür eien kolxenäeo l'sx. DrksdilkrZournal. Verantwortlicher Redactcur: I. G. Hartmann. Inseratenannahme auowSN«: l.«ip»ix: k'a. Ln^noieneeaa, (.'ornmissionLr Les vresänor Journal»; edentie».: N k»ni.r«, k) ll.l.aen; 8»mdnrx-L1t»»»: N^tdseüsrtilt« sc Vooi.««; Lerlin: Oaoelvi'ack» Lued- It»n<11, lib:rb:nrrLit's liurenu; Lrsnlen: L. 8cnl.oee»; Lreslsni t,oors 8rtlaoe« : krsnllknrt ». H.: ^snoin'sek« ktuekl,,; Noln: ^ool.r NXobilb »; kart, V. (29, rue tlesdunsensitu»); kr»x: I^n. Koaelon » tiuckb ; Vieoi Lomptoir >1 k. Wiener Leitung, 8t«s»»ipl 887. Herausgeber: ltüoigl. Lxpeäitivn «les vresilner Journal», Vrosäen, Slnrisnstrnss« Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 6. September. E«. Königlich« Majestät haben dem Cantor Earl Gotthelf Brückner zu Reichen, brand, au» Anlaß seine» fünfzigjährigen AmtljubiläumS, dir zu« Verdienstorden gehörige Medaille in Gold zu verletheu geruht. Dresden, 7. September. Seine Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Buchhändler David Leopold Voß zu Leipzig da» ihm von de» Kaiser- von Rußland Majestät verliehene Ritterkreuz de- bt. Annen- Orden» III. Elaste annehme und trage. — 8«. Königliche Majestät haben dem Chaufleegeld- Einnehmer Christian Gottlob Wagner zu Heinzebank die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Tkeil. Uebersitbt. Kelegraphische Nachrichten. Aeitnagsschau. (Kölnische Zeitung. — Deutsche Allg. Ztg. — Russische Correspondenz.) Daßesgeschichte. Wien: Die Au»gleichung mit Un. garn. Eiebrnbürgischrr Landtag-Präsident. Vermisch te». — Venedig: Proceß wegen Fälschung piemon- tefischer Banknoten. — Berlin: Die Entschädigungs zahlung für Laucnburg. Bevorstehende Besitzergrei fung daselbst. Tagesbericht. — Kolberg: Bürgnmei- sterstrllvertret« ernannt. — Glogau: Städtetag. — Trier: Generalversammlung der katholischen D reine. — Stuttgart: Ordensverleihungen. Militärische Ernennungen. — Karlsruhe: EtaatSrath Hoffmann 1°. — Paris: Prinz AmadruS. Schiffbruch. Lamori- eiöre -f. Oceangeschwader. Amerikanische Depesche bezügl. der Flottenfeste. Convention bezügl. d. Donauschifffahrt. Brüssel: Französische Circulardepesche wegen der Gastein« Eonvention. — Kopenhagen: Circular bezüglich der dänischen Flagge. — Bon der pol. nischen Grenze: Bewaffnete Banden im Samogi- lies. — Bukarest: Amnestie. — New-?)ork: Baumwollen- undZuckerpstanzungen verkäuflich. Jeff«, son Davis. Ketchum'» Bankrrot. — Mexico: Rach, richten von den österreichischen Freiwilligen. — Peru: CabtnetSvrränderungrn. Wegnahme der Chinchainseln durch die Aufständischen. Schleswig - H»lstet«. (Tagesbericht.) Eraruaunstkn, «ersetzun-rn re. in» -ffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Vrsvivzit'lvi'chrichtrv. (Leipzig. Plauen. Grimma. Bischofswerda. Dippoldiswalde. Lichtenstein.) Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 13. September, Abends. Die „Prov -Corresp." meldet, daß die Zahlung der für Laurnburg an Oesterreich gewährten Entschä digungssumme von 2K Million dänischer Reichs thaler gegeawärtig erfolge und zwar auS der Pri vatschatulle Tr. Majestät des Königs. (Dgl. unsre Berliner Correspondenz unter „TageSgrschtchte".) Hamburg, Donnerstag, 14. September. Der zum kaiserl. österreichischen Statthalter in Hol. stein ernannte Keldmarschalllruta. Frhr. v. Gablenz ist heute über Berlin hier eivgetroffen, betritt aber erst morgen unter Erlassung einer Antrittsprocla- matiov bas holfteiusche Gebiet. Der Statthalter von Holstein steht direkt unter dem Ministerium des Auswärtigen in Wien; seine Administration führt den Titel „Landesregierung für das Herzog- thum Holstein". Aus Kiel wird den „Hamb. Nachr." telegra phisch gemeldet, daß die österreichische Corvette „Erzherzog Friedrich im Kieler Hafen etngelau- feu und daß den Behörden angezrigt worden ist, Feldmarschalllrutvaut v Gablenz werbe morgen (Frcitag) rtvtreffen FeuMeLon. K. Hoftheater. Mittwoch den 13. d. gastirte in Paul Hetzse'S Schauspiel „HanS Lange" Hr. Barthel vom Stadtthrat« in Königsberg al» BugSlaff. Persön lichkeit und Organ sind dem jungen Schauspieler günstig, welcher sich allerdings in der Ausbildung und Verwen dung seiner Mittel noch al» Anfänger zeigte und der an fich zerfahrenen Rolle de» in der Erziehung befindlichen Bug»laff keine künstlerische Haltung geben konnte. Leb haftigkeit der Auffassung und jugendliche» Feuer de» Aut- druck» nehmen aber für sein Talent rin, da», durch flei- ßige Studien geschult und von dem unruhigen Zuviel thun und theatralisch effcctuirender Manier abgewrndet, Tüchtige» leisten könnte. Die Gesammtvorstellung diese» historischen Genrrstück» ist bekanntlich eine vortreffliche; e» zeichnen sich darin namentlich, und unterstützt von der dem Dicht« bester gelungenen Charakteristik, au»: He« Winger in der Titelrolle, Hr. Kramer al» Großknecht, Hr. Meister al» Jude Henoch, Fräulein Berg durch «etsterhafi« Zeichnung der alten Gertrud , — auch Herr Hees« al» altpommerscher Junker, Hofmarschall Massow und die unter seiner Tyrannei seufzende Herzogin Sophie (Herr JafsS, Frau Bayer) und die übrigen Partien boten nur befriedigend« Leistungen. C. B. Lus der Bai von Paranagna. von Julius Platzmann. Asb« A«P-a«nl»a der blnnlkot ntili„im» und Zubereitung «r« M-ndtorra-Mehlr«. (Fortsetzung au» Nr. 21S.) Di« wohlschmeckenden Thaja» sind die Rhizome der «stern, eigentlich« Wurzelknollen der letzter« ab« di« Mangartdo». Indessen hat der vorherrschend« Man- düxcastrauch sei« Stängel zu Mann»hvh« herangebil- Aus Berlin meldet ein Telegramm deS „Ham burger Correspondenteu", das preußisch» Ministe rium habe die strengste Lerfolgnnq der Mitglieder des drutschev Abgeordneteutagrs «schlossen, wenn dieselben bei der am 1. Oktober in Frankfurt statt- fiudeuden Versammlung über die Gasteiner Con vention eine feindselige Kritik aussprechea sollte«. Lach hätten sich die beiden Covdomivi auf Leere- guug der preußischen Negierung dahin geeinigt, die von der Delegirtenversammlung der schleswig hol- striuschen Vereine in Neumünster beschlossene« Colleeten für entsetzte Beamten in den Herzog- thümrrn nicht zu dulden Neumünster, Mittwoch, 13.Septbr., Lbeubs. Bei dem heute hier abgebaltenen schleswig bol-etn« scheu Städtetagr waren A aller Städte und Klecken vertreten. Die angenommenen Resolutionen be- sagen ihrem wesentlichen Inhalte nach das Näm liche, was die Eingabe der holsteinschen Stände mitglieder ausfpricht. Aus Schleswig wird der „Kieler Zeitung" vom 14- September gemeldet, daß der Prinz Ho henlohe definitiv nach Preußen zurückbrrufen sei. Als Grund dieser Maßregel bezeichne man de« unheilvollen Einfluß, den er in Schleswig aus geübt habe. Rom, Mittwoch, 13. September, Abends. Der Papst ist anS Castel - Gandolfo hierher zurück- gekehrt. Madrid, Mittwoch, 13. September, Abends. Das Gerücht, daß der Staatsmiuister Bermudez de Castro seine Demission eiurrichen werde, wird demevtirt. (Möchte UN» der Telegraph mit solchen und ähnlichen Gerüchten doch überhaupt verschonen! D. Red.) Dresden, 14. September. Die „Kölnische Zeitung" berichtet in einem rührenden Artikel auS Sachsen: „eS sei von Setten de» König» Johann in jüngst« Zeit ein sehr freundschaft licher Brief an seinen nahen Verwandten den König von Preußen geschrieben worden, in welchem die Hoffnung auf baldige Wiederherstellung deS alten guten Etnver» nehmen» zwischen den Höfen von Berlin und Dresden, welche» erst in letzt« Zeit von unberufenen Friedens störern auf so leichtsinnige Weise zu trüben versucht worden, au»grsprochen sei." Auch diese Nachricht de» großen rheinischen Blatte» ist, wie die meisten sein« neuerlichen Mittheilungrn, vollständig erfunden, indcm überhaupt „gar kein Brief geschrieben worden ist". In der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" finden wir Folgende»: Au» München wird un» geschrieben, daß man dort die Eonserenzen de» Herrn v. Äeust mit Herrn v. o. Pfordten — unter gleichzeitiger Anwesenheit de» sächsischen Ge,andien am Pariser Hofe, Herrn v. Seebach — dahin deute: die Mittelsiaa- ten gingen damit um, die Hrlse Frankreich» «egen Oesterreich und Preußen anzurufen. Wir theilen diese» Gerücht mit, um dm osficiösen Organen der Mittelstaaten, in»befondere Bayern» und Sachsen», Anlaß zu einer Berichtigung zu geben, und wün schen, daß diese recht entschieden und unzweideutig laute. Die Erklärung der „Bayerischen Zeitung", daß Herr v. Seebach nicht von Herrn v. d. Pfordten empfangen worden sei, schließt noch nicht au», daß die Besprechungen zwischen Letztcrm und Herrn v. Beust unter Zuziehung de» Herrn v. Seedach oder doch unter gleichzeitiger Vernehmung de» sächsischen Minister« des AuswLr- tigen mit demselben, genug, in einer Weise stattgesunden haben könnten, welche jenem Gerüchte einer beabsichtigten Anlehnung der Mittelstaaten an Frankreich Nahrung boten. Darum wün schen wir, wie gesagt, ein recht entschiedenes, nicht zu mißdeu tende» Dementi diese» Gerüchts. Wir haben zwar gestern bereit» eine Entgegnung der „Bayerischen Zeitung" mitgetheilt, welche hoffentlich der „D. A. Z." nicht mißdeutungrfähig erscheinen wird. Wir finden un» gleichwohl veranlaßt, bei dies« Gelegen heit an die „D. A. Z " die bescheidene Frage zu stellen, ob von der allgemeinen persönlichen Freiheit der Bewe gung für gewisse Kategorien von Staatsbürgern z. B. Gesandten rc. Au-nahmr» bestehen? Der königliche bet und verleiht durch fingerartig au-gespreizte Blät ter, welche über den Beeten eine von Sonnenschein und Schatten durchwebte Atmosphäre erhalten, darunter ge pflanzten Bohnen, Zwiebeln, Schnittlauchen und Ge müsen aller Art die zu ihrem Gedeihen geeignetste Tem peratur. Diele Sorten brennendrother, spanischer Pfef fer und Caruru, Spinat, mit violrtrothen Blüthenstän» den, Zugaben der Natur, helfen daS Ganze schmücken und sind die ersten Vorboten einer neuen Pflanzendecke, denn die Geschlechter de» Urwaldes stehen nicht wied« ans. Ja daS ist ein charakteristische» Moment in den brasilianischen Pflanzungen: der gleichzeitige Anbau so viel« verschiedener Pflanzen. Die Cultur der Rama, de» Zweige», wie der Mandioccastrauch xar'^oryv ge nannt wird, erlaubt, ohne dadurch im Grringsten beein trächtigt zu werden, diese Vielfältigkeit der Ernte auf rin und demselben Grund und Boden. Auch liegt e» in der Natur der Sache, rin mit so viel Schweiß und Anstrengung «zielte» Stück freie» Land so schnell und so viel wie möglich auSzubrutrn, da e» unerbittlich, wa» nun freilich nicht Allen einleuchtrn wird, der Wildniß wieder anheimfällt. Noch gewährt eine solche Pflanzung durch dir Verschiedenartigkeit und Helle Frische ihrer Ve getation, durch ihre abgeschlossene Lage inmitten de» viel dunkelgrüner« Walde», der sie allen neugierigen Blicken entzieht, durch den Wechsel gartenartiger, menschlicher Accurateffe mit gebieterisch sich dazwischrnwrrfenden üb«, menschlichen Naturhindrrniffen sich« da» lieblichste Bild, wa» Anbau der Menschen überhaupt gewähren kann. Man denkt fich unwillkürlich beim Anblick von so viel Segen einen himmlischen Vater dazu, der freundlich lächelnd auf da» Menschrnpaar und ihre ja geholfen habende» Kind« herabsteht. Wer, ohne Augenzeuge gewesen zu sein, kannte sich den Glanz de» Lichte», der auf solche« Bild« ruht, genügend vorstellen? W«r d«n Dust dn Gesandte Freiherr v. Seebach, der während der Abwesen heit des Herrn EtaatSministerS v. Beust gerade von einer Bereisung seiner Besitzungen im südlichen Rußland zurückgekehrt war, nahm den Rückweg nach Part» über München in der Hoffnung, seinen Chef vor der Rück kehr auf seinen Posten dort zu sprechen, und da er ver nahm, daß Letzterer eben «st in Salzburg erwartet wndr, ging er ihm dorthin entgegen, fuhr mit ihm nach München, traf dort Abend» rin und reiste früh weiter nach Pari». Wir wollen diese Detail» der „D. A. Z." zu ihrer Beruhigung nicht vorenthalten, obschon wir nicht wahrzunehmen Gelegenheit halten, daß sie in ge- wisten ministeriellen Reisen nach Pari» und Biarritz et. wa» Andere- al» Gesundheit», und Erholungsrücksichten «blickt habe; jedoch wird da» geschätzte Blatt uach diesem eispiele die.Erklärung nicht mißdeuten wollen, daß die der Diplomatie angehörigen Personen eben so wenig durch die Furcht vor Zeitungsberichten sich in ihren Bewegun gen stören lassen, als die Regierungsblätter verpflichtet sein können, „recht entschiedene, nicht zu mißdeutende Dementi»" zu geben, so oft r» einem ZeitunScorrespon- denten gefällt, die zufällige Anwesenheit dies« oder jener diplomatischen Persönlichkeit in diesem oder jenem Sinne zu deuten. Die officiöse „Russische Correspondenz" erklärt sich über die „Situation" wie folgt: „Das Gastein- Salzburg« Abkommen zwischen Preußen und Oesterreich hat uns keineswegs überrascht. Niemand glaubte hier an einen Krieg zwischen den deutschen Mächten; wohl ab« nahm man an, daß Preußen seine Zwecke erreichen würde. Mag man auch sagen, die Herzogthümerfrage sei noch nicht endgiltig gelöst und lasse noch manche Zwischenfälle erwarten, nichtsdestoweniger hat Herr v. Bismarck einen bedeutenden Schritt zur Erreichung de« Ziel» seine» Ehrgeizes gethan. Die in Europa ziemlich allgemein verbreitete Ansicht, als danke Herr v. Bismarck seine Erfolge der wegen der polnischen Frage ihm zu Theil werdenden Unterstützung der russischen Politik, ist nicht stich haltig. Denn eine polnische Frage, wie gewisse Blätter sie vttstchen, giebtS nicht mehr und nur von dem Werke der Organisirung und Verschmelzung Polen» kann die Rede sein, einem Werke, daS Rußland allein unternommen hat und ohne jede fremde Hilfe zu Ende führen wird. Unsre Regierung hatte keinen Verbündeten zu erkaufen, indem sie ein Interesse ersten Ranges ausgab. Wenn die» geschah, wenn eine benachbarte Großmacht jetzt zu unserm Nachtheil eine Flotte zu schaffen im Stande ist, die bald der unsligen gleichkommen dürfte und die Schlüs sel zum baltischen Meere besitzt, so ist daS eins der Schicksal«, die zuweilen Völker über sich ergehen lasten wüsten. Rußland, mitten in innern Reformen begriffen, die so wesentlich seinen Zustand ändern, bedarf de» Frie dens, und bei der Wahl zwischen den Gefahren von einer zu schaffenden großen preußischen Flotte und einer Ein mischung in die deutschen Angelegenheiten hatte et sich für die erstere als die entferntere zu entscheiden. Bet dieser Lage der Dinge, deren Tragweite wir nicht ver kennen, ist eine vollständige Asfimilirung der Ostseepro- vinzen eine gebieterische Pflicht. Gegen den un» bedro henden, immer mehr wachsenden Germanismus bedürfen wir fester und starker Grenzen. Zum Glück hat die Ar mee ihre Reorganisation beendigt und die Verwaltung verfolgt die ihrige mit eben so viel Eifer als Erfolg." Tagesgeschichtc — Wien, 12. Septbr. Der Plan, nach dem die kaiserliche Regierung verfährt, um die Ansprüche der Ma gyaren auf autonome Sonderstellung zu befriedigen, ohne die Bänder der NeichScinheit auszulösen, ist durch kein Programm dem Lande kund gethan worden und mithin nur sehr mangelhaft bekannt. Diese Unsicherheit hat na mentlich in der deutschen Bevölkerung deS Kaiserstaats Besorgniß erregt, der die oppositionelle Presse einen leb haften Ausdruck gicbt. Die Vertheidigung der konstitu tionellen Rechte der ciSleithanischen Reichshälftc ist ge wiß vollständig gerechtfertigt, doch darf die Regierung Schatten, wie sie auf dem von allen Seiten senkrecht auf- gehangenen, palmendurchwirklen Teppich deS Waldes ein« gewebt sind? Wer, ohne es selbst gehört zu haben, könnte sich daS Geschrei der großschnäbltchen TucanoS, daS laute Geschwätz der zahlreichen Papageien, den glockenreinen Ruf der Guaraponga, welche auf den höchsten Wipfeln einzeln, blendendweiß am blendendblauen Himmel zu sitzen pflegt, harmonisch genug hinzudenken? Wer da» Balzen der Jacuhühner, über der Fruchttraube der Pal men, ihrer Nahrung, geneigt, oder daS Girren der wil den Tauben? Wer besäße genug Phantasie, sich den Besuch einer im Klettersprung herabkommenden Affenge sellschaft oder die Posstrlichkrit der sich durch ihren Stimm lärm vrrrathenden Eichhörnchen zu vergegenwärtigen — daS Alle» sich dem Waldessaum nähert? In frühest« Morgenstunde nascht schüchtern daS wählerische Reh von den Sprossen der Pflanzen, die ihm anstehen, naht der schwerfüßigere Tapir und ein wurzelknollenlüsterer, treff, lichschmeckend« Gast, die Bacca. Ein Lampe jensett» de» Steinbock», daS Aguti, harrt, auf den Hinterbeinen sitzend, der Sonne. Hervor wie auf Rädern rutscht da gepanzerte Tatu. Hier wi-pert trippelnd ein Volk Uru« Hühn« vorüber, thörichte Vögel, welche von Generation zu Generation bei Regen unter der Falle, ihrem Unglück, Schuh suchen. Dort verspätigen sich sorglos taubenfar- bige Jnambu» und MacucuS, deren große, himmelblaue Et« sehr fesseln, wenn die Blicke dem Nest auf dem Boden de» Walde» begegnen. Ihre unterschiedlichen Spu ren find da» Erste, dem der an die Arbeit gehende Mensch, früher noch die vorauScilenden Kinder begegnen. Ver schlagen weiß er sie in zuschlagenden AratacaS zu fangen. Dir Mutter bereitet da» Gefangene zur Mahlzeit am Feuer, besten weißer, aufstetgender Rauch am Tage die Anwesenheit de» Menschen verkündet. Je nach 3 Mo- naten muß wiederholt gegätet werden. E» ist da» eine daS Vertrauen zu ihrer Einsicht ansprech««, daß st* nicht den intelligentesten, steuerbarsten und zuverlässig sten Theil de» Reich» verstimmen und verletzen will, um dafür die Gunst der Magyaren zum Schaden de» Staatsganzen rinzutauschen. E» hieße da- Uebel nur von einer Schult« auf die andere legen, cS aber nicht beseitigen, wollte man die Ungarn gewinnen und die Deut- schen vor den Kopf stoßen. Die Ausgleichung mit Ungarn ist aber die beständige Forderung de» RetchS- raths gewesen, und keiner der geringsten Gründe, W«S- halb die abgetretenen Staatsmänner vom Abgeordnetenhaus« fallen gelassen wurden, war der, daß Herr v. Schmerling al» ein Hinderntß bei Durchführung der als nothwendig erkannten Maßregel angesehen wurde. Die neuen Mi- nist« traten daher mit der ihnen im Vorau» auferlegtea Pflicht ins Amt, Hand an diese» Werk zu legen. Wa ste in dieser Hinsicht zu thun vermögen, kann aber vor läufig nur al» ein Versuch angesehen werden, besten Ge lingen davon abhängt, daß der ungarische Landtag nicht die reine Personalunian begehrt, sondern zu einer gemein samen Behandlung der höchsten Reichsangelegenhrtten — ReichSfinanzen, Handel und Zollwesen, Wehrkraft — be reit ist. Die Gestalt, welche der Staatskörper erhalten soll, dem diese Obliegenheiten zugewiesen werden, ist eine Frage zweiten Range», bei deren Lösung sich die deut schen Kronländer — den diesfalls lautgcwordenen Stim men zufolge — nicht schwierig «weisen wollen. E» han delt sich ferner darum, da» Vnhältniß der sogenannten pari«» »nnoxsv zum ungarischen Landtage festzustellen. Kroatien mit Slawvnien, sowie Siebenbürgen werden ihre innern LandcSangelegenhciten ebenso autonom, wie die Magyaren die ihrigen, verwalten wollen, doch gtebt e» daneben noch Interessen, welche allen diesen Ländern ge meinschaftlich sind und mithin auch in einem gemeinsamen Landtage erwogen werden müßten. Darüber sollen sich nun die Speciallandtage der genannten Provinzen auS« sprechen, und da die in Siebenbürgen ansässigen Ma gyaren und Szekler an den Landtag-beschlüffen von 1864 fast gar keinen Theil genommen haben, so soll ihnen hierzu durch die Berufung eines Landtag» nach dem Wahl gesetze von 1848 Gelegenheit geboten werden. WaS diese Landtage als ihr Beste» erkennen, mögen sie vollkommen selbstständig und frei beschließen. DaS Abgeordnetenhaus de» österreichischen Ncich-rathS geht nach der Februarver fassung au» dem Schooße der Landtage der einzelnen KronlLnder diesseits der Leitha hervor, ja, nicht blo» alle Abgeordneten, sondern auch viele Mitglieder de» Herren- Hause» gehören diesen Körperschaften an, die mithin die Urquelle der öffentlichen Meinung und die vollzählige Ver tretung der beregten Länder bilden. An diese Körper- schäften will sich die Regierung wenden und ihr Urthetl üb« die Lösung der schwebenden staatsrechtlichen Fragen hören. Dadurch wird zugleich der ReichSrath «fahren, wofür er sich zu entscheiden habe, um den Wünschen und Bedürfnissen seiner Kommittenten gerecht zu werdrn; die Regierung kann aber «st dann, wenn sie da- ganze, au» den Stimmen dies- und jenseits der Leitha gesam- melte Material in Händen haben wird, dem Rcich-rathe die ihr angemessen erscheinenden Vorlagen machen. Der Weg ist weit, die Hindernisse auf demselben find groß, aber die Hoffnung muß festgehalten werden, darauf zu einer allseitig befriedigenden Ordnung unsrer Verfassungs verhältnisse zu gelangen. Was zur Erreichung de» wich tigen Ziels durch Staatsklugheit und redlichen Willen ge schehen kann, wird angewendet werden; sollte ab« die Regierung wider Erwarten an der Hartnäckigkeit der Ma gyaren dennoch scheitern, so müßte sic sich sagen: io ma- gvi» voluissv sat sst. * Wien, 13. September. Wie jetzt auch amtlich ge meldet wird, hat Se. Majestät der Kaiser zu gestatten geruht, daß der frühere siebenbürgische Ständepräse-, wirk liche Geh. Rath Franz Freiherr v. Kcmeny, für die Dau« deS einberufenen siebenbürgischen Landtage- Prä sident dieses Landtages sei. — Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin dürsten am Freitag Abend oder Sonn abend früh aus Ischl hier eintreffen. — Der türkische Gesandte hat vorgestern Nachmittag d«S Unglück gehabt, beim AuSsteigen aus dem Wagen zu fallen und sich «ine mit großen Mühseligkeiten verbundene Hauptarbeit. Da» Unkraut zeigt sich fast mächtiger als der Mensch. Dazu belästigt die Gätenden über alle Maßen eine mikrosko pische, ztnnoberrothc Zecke, der Mucuim. Die verschie denen Früchte und Wurzeln werden sein« Zeit heimge- tragen: lOOpfündige und IVOfrüchtige Bananenfrucht- stände, 30pfündtge Wurzelknollen und Kürbisse. I« Innern purpurrothe, zuckersüße Wassermelonen! Körbe voll Patata-, Säcke voll schwarzer Bohnen, FeijoeSl Erstere mit spanischem Pfeffer da» beste Zugemüse zum gesalzenen Seefisch; letztere mit Carnesecca gekocht, da nationale Lieblingsessen. Doch halten wir un» nicht mit diesen kostbaren Bodencrzeugnissen auf, von denen ich nur eine» wünschte: daß sie sich in mein Vaterland verpflanzen ließen. Die Mandioccawurzrln sind nach einem Jahre brauchbar, nach zwei bi» drei Jahren a« besten, wenn mit Sand gemischt«, hochgelegener Boden gestaltet, sie so lange liegen zu lassen. Diese, am Grund« kurzgrstirlten, an der Spitze geschwänzten Wurzeln gleichen noch am meisten unser« Georginenknollen. Die länger« messen 3 Spannen bei 2 bi» 3 Finger Stärke. Selten hängen 15 und mehr an einem Stocke. Sie werdrn nach Dedürfniß au-gemacht und in halbkugeligen Ta- quarakörbrn auf dem Kopfe heimgetragen. Folgen wir den Leuten, um bei der Fabrikation de« Mandioccamrh- lrS gegenwärtig zu sein. Einige wenige Dor- und Ein richtungen wird hier nicht schwer halten zu verstehen. E» sind da«: da» Rad, Roda, die Presse, Prensa, der Ofen, Forno, und der Tipitt. Da braucht man nicht Mechanik studirt zu haben. Aroda, da» Rad, besteht au- einem schmalen, hohen Mittelding von Bank und Tisch, dessen Hintere» Brinpaar länger al» da» vordere ist. Dadurch kommt die von ungleichen Brinpaaren ge stützte Tafel in eine der Länge nach ansteigend« schiefe Ebene zu liegen. Ihr Mittelfeld ist zur Aufnahme eines
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