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Dresdner Journal : 24.12.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186512249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18651224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18651224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-12
- Tag1865-12-24
- Monat1865-12
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 24.12.1865
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Äbmme«e»1,prrtsr: iLI.rli.k: 8 ll.Ir. — Kxr ia »«tlu-L > Im ^jiikrl.rl „ 18 „ ., ., s tritt kost Kon»tlir1i in vr»»<l»o: 15 kixr. l 8t«mp«l- iLinrelu« tiummern: I kixr. -»uicdlLx Kinin. Inseratenpreise: kiir äen ki»iim einer ^eepeltenen 2«ile: 1 Kxr. Unter „Lio^eennat" <tie 2eil«: L Hgr. erscheine«: l'iljxlick, mit Xnenelime äer 8onn- nnä k'»i»rt»g», 2ti>snti» kiir «ieu kolxenäsn 1»^ DresdnerMurnal. VerantwoMcher Rkdacteur: I. G. Hartmann. Inseratenanilahnle LeixrtU: k». Lninoeeirr»», 6ommie,i«»Ilr äe» vreeäoer ^onrnnie; »deo6»,.: H. L. Il.l.o-»: SemdarU-Llt»»»: 8Lt,ii«»rili« L Vool-i»; Lerlln: Oaoeive'eck« Snok- kenlil., lirrnni-ri»', vureaa; Lreweni L. 8oni.orr»; Ireelen: l,ovi»> 8rL«aii«! ^rnnklürt ». N.: ^Lioie'eok» Luekk.; Idin: Xoorr öton»»»; k»ri,:r. (LS, rueäeedoneenfen»)! kr»U: k». k!»«l.ivn'» Lnckk.; Vien: Lomptoir <t. k. IViener Leitung, 8t«f»oepl. 847. Herausgeber: Löoigl. Lrpeäition äe» vreeäoer ^onrnnl», Orveäen, Ilnrienetr»»»« bis. 7. -S-— Abonnements« Einladung. Auf das mit dem I Januar k. I. beginnende neue vierteljährige Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenommen. Der Preis beträgt in ganz Gachsen vierteljährlich I Thlr. IS Ngr.; im Auslande tritt Postzuschlag und Ttempelge- bühr hinzu. Wir ersuchen unsre geehrten Abonnenten, namentlich die im Auslände, ihre Bestellungen möglichst bald zu erneuern, damit keine Unterbrechung in der Zusendung des Blattes eintritt. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnsertionSgebühren werden im Jnseratentheile mit I Ngr. für diege- spaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Gingesandtes" find die JnsertionSgebühren auf » Rar. pro Zeile sestgestellt. Aönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 16. December. Se. Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Pro. frfsor der Staat»wiffenschaften, Hofrath ve. Ähren» zu Leipzig, und der ordentliche Professor der Chemie, vr. Her mann Kolbe daselbst, den ihnen von Gr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen Ect. Stanitlaulorden zweiter Classe annehmen und tragen. Dresden, 20. December. Sk. Königlich« Majestät haben dem Ktrchschullrhrer Karl Friedrich August John zu Altstadt bei Stolpen, au» Anlaß seine» fünfzigjähri gen Amt»jubiläum», die zum Verdienstorden gehörige golden« Medaille zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Tdeilo Uebersicht Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Wien: Der Kaiser zurück. Orden». Verleihungen nach Ungarn. Bom Landtage. Ester« hazy'sch« Zinsenzahlung. — Pesth: UnterhauSfitzung. — Berlin: Vom Hofe. SalzvrrbrauchScontrolen ausgehoben. Preßproceß. — München: Keine Un terbrechung der Arbeiten für die Gewerbegesetzgebung. — Stuttgart: Freiherr v. Edel-Heim. — Stern berg: Vom Landtage. — Frankfurt: Reklamation Beruh. Becker'». Bunde-tagSfitzung. — Part»: Der „Moniteur" über die amerikanische Präsidentenbot- schaft. Verurtheilungen in der Studentenangelegen- heit. Schiffbruch. Prinz »Napoleon. — Büffel: Erhöhung der Etvilliste. — London: Fe- nterproccß. GaSexploston. Nachrichtm vom Cap. — »»Mstanttnopel: Suezcanal. Eisenbahn. — Athen: Da» neue Ministerium. Don der Kammer. Stürme. Räuber. — New-Berk: Generäle verabschiedet. Fenische Brüderschaft. — Porto-Alegre: Anwesen heit de» Kaiser». Schleswig HolAri«. (Generalversammlung des land- »irthschafllichen Generalverein». Da» Petition-recht in Schleswig.) Ernennungen, Lersetzungen rc im öffevtl. Dienst». Dresdukc Nachrichten. Verwischtes. Statistik und L»lkswirthschaft. Feuilleton. Inserat«. Tageskalrudrr Börse». Nachricht««. Beilage. Innere Angelegenheiten. (Berathungen de» Landescul- turrath») Liste ansgelooster Staatsschulden Kassenscheine. Inserate. TtltguiplMlst Nuchrichtcn. Schleswig, Sonnabend, 23. Decembrr. Bei einem gestern vom Gouverneur, Arhrn. v. Man- truffel, zu Ehren des hiesigen Magistrats veran stalteten Diner brachte der Bürgermeister v. Gusz- maau den Toast auf den König von Preußen au». Auf einen de« Krhru. v. Manteuffel ausgrbrach- tru Toast sagte dieser, er könne sich sein Wohl von dem Wohle der Herzogthümer nicht getrennt denken vud er trinke auf das Wohl der uutheil- Feuilleton. Aus Venedig. (Reistbriefe einer Dame.) Mit dem aufrichtigen Bedauern, daß mir da» benei« drn»vrrth« Talent de» Plaudern» abgrht, wie e» die Franzosen z. B. in reichem Maße besitzen, die in ihren Lauserien unerschöpflich find, reiße ich mich heute au» lethargischer Unthätigkeit, um Ihnen au» der boll, Vo- »»>», nach welcher so viele nordische Herzen sich sehnen, einen Gruß zu senden. Richt dir Feder, aber da» Ta. lent der George Sand wünschte ich mir, um gleich ihr au» rinem Nicht» soviel zu machen al» eben nöthig ist, um de« Leser Sympathie abzugewtnnen oder ihn in Oppo sition zu bringen, denn r» ist Nicht» drückender al» Gleich, gilttgkett für Den, welchen Gott mit einem fühlenden Herzen begnadet. Run Wohls ich gehöre nicht mehr zu jenen ErstlingS- Reifenden, die entweder au» wirklichem Empfinden oder au» Unselbstständigkeit in ihrem Urtheil, beim Anblick einer fremden Landschaft, eine» alten Thurme», oder einer größer« Menge Wasser» in Entzücken gcrathen, blo» weil ihnen in der Heimath nicht dasselbe geboten. Lasten Sie sich daher in prosaischer Sprach« erzähle«, wa» ich mit gesunden Augen sehe, mit ruhigem Gemülhe auffaffe und mit der bescheidenen Kraft beurtheil«, welche der Schöpfer für gut befanden, mir al» Mitgift für'» Leben zu erthetlen. Ja unsrer von Dampf getrirbrnen Zeit ist e» keine Kunst mehr, einige hundert Meilen weit zu reisen. Man fitzt im weichgepolsterten Coup» und giebt sich der Träume der Vergangenheit und Zukunft hin, oder liest, »der sieht im Fluge wechselnd« Steuerten an sich vor» übergleiten, und tu» Nothfall beschäftigt «an sich mit sei» baren Herzogthümer. Während der Tafel traf ans telegraphischem Wege die Bestätigung des Herr« v. Gnszmann als Bürgermeister von Schles wig ein. Paris, Sonnabend, 23. December. Der hea- tige „Moniteur", indem er auf die Studentenun- ruhen zu spreche» kommt, erklärt: Die Verwaltung kann nicht dulden, daß die Arbeiten der fleißig Studirenden durch einige irregeleitete Unruhestifter unterbrochen werden. Vie Eintrittskarten find den Lehtern bereits entzogen worden »ud werden zu- künftig allen Theilnehmrrn der aufrührerischen Be wegung entzogen werden. Kloreuz, Freitag, 22. December, Abends. Der Senat nahm heute fast einstimmig das provi sorische Budget an und beschloß, dem Könige dafür zu daukeu, daß Se. Majestät aus Anlaß der in Neapel grasfireudrn Cholera dahin sich begeben habe. Rom, Freitag, 22 December, Abends. Zwei Bandenchefs und sechs Briganten haben sich den Behörden des Kirchenstaat» freiwillig gestellt. Madrid, Freitag, 22. December, Abend». Die „ Correspondencia" demrntirt die Gerüchte von einer beabsichtigten Anleihe. London, Sonnabend, 23. December. Der Kö nig und die Königin von Portugal find nach Pa ri» abgereift. Die Negierung hat soeben die neuere Corre- spondenz mit Nordamerika veröffentlicht. Da» Washingtoner Cabinrt su»pendirtr, laut derselben, die in Betreff de» südstaatlichen Caperschiffes „Shenand—h" erhobenen Entschädigungsansprüche - Kopenhagen, Freitag, 22. December, Abends. Der Bolksthing hat in dritter Lesung den Grund- gesetzvorschlag mit 62 gegen L7 Stimmen (der Par tei der Bauernfrrunde angehörig) angenommen. (Der von der Regierung vorgelegte Grundgrsetzentwurf ist so mit von einer ReichStagSsesston angenommen worden; bevor derselbe gesetzliche Giltigkeit erhält, ist aber noch die Sanktion einer ordentlichen und einer außerordent lichen Reich»tag»sesfion erforderlich) Die Verhand lungen de» Reichstags find bis zum 4. Januar künftigen Jahre» vertagt worden. Tagesgeschichte. * Wien, 21. December. Se. Majestät der Kaiser ist heute Morgen gegen 4 Uhr von Ofen wieder zu rückgekommen und hat seinen Aufenthalt in der k. k. Hofburg genommen. — (Boh.) Au» Anlaß der Kaiscrrcis« nach Ungarn sind mehrere Ordensverleihungen erfolgt. Der Präse» de» Pesth-Ofener EmpfangScomite», Herr HavaS, erhielt die eiserne Krone, der Bürgermeister Rottrnbiller da» Comthulkreuz de» Franz Joseph-Orden». — In der heutigen Sitzung de» niedrrösterreichischen Landtag» be antragte Czedik die schriftliche Wahl der LandtagSabge-' ordneten statt der bisherigen mündlichen. Der Antrag wurde dem VerfaffungSauSschusse zugewiesen. — Gegen die „Ostd. Post" ist wegen eine» Artikel» über den Grasen LazanSky ein Preßproceß eingeleitet worden. — Die be reit» gezogenen Gewinne de» Esterhazy'schen Lot« teriranlehen» werden vom 1b. März 1866 ab, die später entfallenden plangemäß auSgezahlt werden. Pesth, 21. Decembrr. (W. Bl) In der heutigen Un- trrhauSsitzung übernimmt Szrntivanyi, mit allgemei nem Eljen begrüßt, da» Präsidium. Derselbe weist in einer kurzen Ansprache auf di« durch die Thronrede in- augurirte heitere Zukunft hin, paraphrafirt die Thronrede, spricht den Dank de» Hause» für den Alterspräsidenten Bernath au» und schließt mit rinem „Heil Sr. Majestät und dem Baterlande" und den Worten: „Jetzt fangen wir mit Gotte» Hilfe an." Nach ihm spricht Graf An- drassy, welcher auScinandersetzt, daß die Autonomie und RrchtScontinuität Ungarn» den Interessen und der Groß machtstellung der Monarchie entspricht. — Am 16. Ja nuar soll die erste Vorstellung bei Ihrer Majestät der Kaiserin im Ofener Schlosse stattfinden. — Die Re er utirung ist für den April ausgeschrieben. Berlin, 22. December. (B. Bl.) Der am 14. No vember 186b geborene Prinz, Sohn de» Prinzen Friedrich Karl von Preußen, erhielt bei der gestrigen Taufe die Namen: Joachim Karl Wilhelm Friedrich Leopold. Der Feldmarschall Graf v. Wrangel war unter den Pathen. — Die jetzt noch bestehenden SalzverbrauchScon- trolen werden, nach einem Beschlüsse de» Finanzmini- ster», vom 1. Januar 1866 ab bis auf Weitere» auf gehoben. Dir Bewohner der Kreise, in welchen jene Con- trole abgeschafft wird, find fortan zwar nicht mehr ver pflichtet, ihren Ealzbedarf au» einer „bestimmten" preu ßischen Salzverkaufsstelle zu entnehmen, die Einführung „fremden" Salze» bleibt aber verboten, und e» verfällt Derjenige, welcher ohne Erlaubniß te» Finanzmtnister» Salz oder Gegenstände, au» welchen Kochsalz auSgeschie- den zu werden pflegt, vom Auslande etnbringt, in di« Strafe der Cvntreband«. — Da» Kawmrrgericht ver handelte gestern eine, auf Grund mehrer Artikel der „Staat»bürgrr-Zeitung" gegen den früher» verantwort lichen Redakteur Krämer und Literaten Held erhobene Anklage. Letzterer, in der Voruntersuchung al» Zeuge vernommen, hatte sich al» Verfasser eine» Artikel» an gegeben, in der Verhandlung erster Instanz dies Zuge- ständntß jedoch widerrufen, unter der Angabe, daß er zu demselben durch Androhung von Geld- und Gefängniß- strafen gezwungen worden sei. Der erste Richter hatte diesen Widerruf nicht für begründet erachtet und Held zu drei Wochen Gefängniß, Krämer zu 80 Thlr. Geldbuße »erurtheilt. Auf die von Beiden erhobene Appellation hat da» Kammergericht da» Erkenntniß gegen Held be stätigt, und die Geldbuße gegen Krämer, der bestritt, von dem Inhalte der Artikel vor der Veröffentlichung Kennt- niß gehabt zu haben, auf 50 Thlr. herabgesetzt. München, 21. December. (B. Z.) Seit mehrer« Ta gen wird in verschiedenen Blättern von einer „Verschlep pung der Gesetzgebung über da» Gewerbs- und AnsässigmachungSwesen" al» feststehender Thatsache gesprochen. Diese Behauptung, welche vielleicht auSersehen und jedenfalls geeignet ist, Mißtrauen im Lande zu säen, ist ebenso ungereimt al» grundlo». Die Bearbeitung der wichtigen und umfangreichen Gesetze auf dem Socialge- biete hat durch den Wechsel in der Leitung dc» StaatS- ministeriuw» de» Innern nicht die mindeste Unterbrechung erlitten und ist soweit bereift, daß sie unter allen Um ständen rascher, al» man von oppositioneller Seite glau ben machen will, zum Abschluß gelangen kann. , Stuttgart, 21. December. (N. C.) Gestern Abend ist der badensche Etaat»ministcr v. Edel» he im auf der Rückreise von Wien, Dresden und München hier ange langt. Da er für mehrere Tage Quartier bestellt hat, so ist zu schließen, daß er auch hier, wie in München, län gere Unterhandlungen mit dem Minister de» Aeußera pflegen wird. Sternberg, 21. Decembrr. (N. Pr. Z.) Au» der vor gestrigen letzten Landtagssitzung ist noch anzuführen, daß der dirigirende Landrath v. Riebrn-Galenbeck nawen» de» Direktorium» die Mitthetlung machte, e» sei von dem Herrn Manecke-Duggenkoppel ein Antrag auf Aufhebung der bestehenden Verfassung und Einführung einer Reprä- sentativverfasiung eingegangcn, jedoch von dem Dtrectortum zurückgegeben worden, weil in demselben die gegenwärtige Verfaffung und die Landtag»versammlung al» nicht zu Recht bestehend bezeichnet sei. — In Betreff der von dem Oberkirchenrath erlassenen Rituale wurde die abgebro chene Verhandlung fortgesetzt und der Beschluß gefaßt, durch den engern Au»schuß wiederholt die dringende Bitte an den Großherzog zu richten, daß in dem Trauritual die für den Act der Benediction vorgeschriebene Verlesung der Stelle 1. Mose 3, 16 (Ich will dir viele Schmerzen schaffen rc.) hinwegfalle. Don der Landschaft aller drei Kreise wurde ein Ministerialrescript vom 28. November, betreffend die Durchführung kleinerer preußischer Trup- perttheile von und nach dem Herzogthum Laurnburg auf Etappenstraßen durch da» mecklenburgsche Gebiet, zur Kenntniß der Landtag»versammlung gebracht. Man be auftragte den engern Ausschuß, diese Angelegenheit auf dem Landtage 1866 wieder vorzulegen. Die 120. engere Au»schußproposttion betraf den von dem Grafen ». Schlief fen-Schlieffenberg gestellten Antrag auf Aufhebung der Spielbank in dem Srebade Doberan. In der längrrn Debatte, welche dieser Antrag hervorrief, kam man zu dem Beschlüsse, der engere Ausschuß habe in einem an den schwerinschen Lande-Herrn abzulafsenden Vorträge, unter Bezugnahme auf die großen au» der Fortdauer der Doberaner Spielbank sich ergebenden Uebelstände eine baldthunltchste Erfüllung der in dem Reskripte vom 10. Oct. 1862 enthaltenen gnädigen Zusicherungen zu erbitten. * Frankfurt. Herr Bernhard Becker in Frankfurt a. M. reclamtrt in rinem an die Redaction de» „Dr. Journ." gerichteten Briefe gegen mehrere Angaben, welche unter der Rubrik Berlin in Nr. 291 dc» „Dr. I." au» einer dort bei Lemke erschienenen Schrift über die social-demokratische Partei gemacht waren. Herr Becker zeigt unS zunächst an, daß er „eine wahrheitsgetreue, auf die VerrinSacten gestützte Geschichte der social-demokra tischen Partei von ihrer Gründung bi» zur Niederlrgung seine» Präsidium» veröffentlichen werde", und ersucht ua» um Berichtigung der in der erwähnten Correspondenz aufgestellten Behauptung, daß die Zwistigkeiten zwischen ihm und der Gräfin Hatzfeld „„mehr persönlicher Na tur"" gewesen seien. Ein Hauptgrund seine» Bruch mil der Gräfin habe vielmehr darin bestanden, daß er nicht ihrem Verlangen entsprachen, durch eine Verein»« resolution für die BiSmarck'sche Annexionspolitik Partei zu ergreifen. Ferner seien in der unlängst in Frankfurt stattgrhabten Generalversammlung de» allgemeinen deutschen Arbeitervereins die gemeinten „„Angelegenheiten"" nicht nur nicht heftig, sondern ganz und gar nicht erörtert worden, und die Generalversammlung habe hinsichtlich seine» Verhältnisse» zum „„Socialdemokrat"" nicht vor wiegend, sondern einstimmig für ihn Partei ergriffen. Tölcke au» Iserlohn sei dort zum Präsidenten erwählt, weil er, Herr Becker, definitiv und wiederholt die Mie nen Reisegefährten, wa» wenigsten» ebenso belehrend ist al» unsre neuerfundenen Reisebibliotheken. E» war mir nicht glrichgiltig, al» ich durch die grünen Saatgefild« Sachsen», der Grenze immer näher kommend, dahinbrauste; die weidenden Heerden am Ufer der Elbe, die Felsen, dir im letzten Blätterschmuck prangenden Bäume, Alle» erschien wir schöner auf heimathlichem Gebiete. Doch glauben Sie deshalb nicht, daß ich ungerecht gegen fremde Naturschönheiten wäre, o nein! aber Heimath bleibt Heimath. Der Semmering, da» Wunder der Eisenbahnarchi« tektur hat mich diesmal, nachdem ich ihn zum so und sovirlten Male pasfirte, am meisten gefesselt. E» war ein kalter Morgen, auf den Bergkuppen Schnee, während in den Thälern noch frische» Grün um freundliche Häu ser sproßte, au» fernen Schluchten erhob sich blauer Ne bel und über da» Alle» goß die ewig gnädige Sonne ihre glänzenden Strahlen. Bei den vielen Windungen durch die zahlreichen Tunnel», an den Abhängen der Felsen dahinfahrend, ist man bald in Nacht, bald wie durch Zauder von pittoresken Bildern der Natur über rascht- Ich bin der Meinung, daß der Semmering in den Morgenstunden, der Beleuchtung wegen, am Schön sten ist. Triest habe ich nicht berührt; theil» darum, weil ich diesen schöngebettrten Strand der lachenden Adria von früher kenne, und theil» auch der Cholera wegen, die damal» noch dort herrschen sollte. E» ist aber rin eig ne» Gefühl, wenn man nah an rinem Orte vorüber geht, welchrr un» durch den Umgang mit edlen Menschen und seiner srlbstwillen lieb geworden ist. So ging mir » mit Triest. Die Furcht vor der Cholera wich wahlverwand tem HerzenSdraogr. Allein: „ich habe gelernt vrrlterrn und entbehren!". Betrübt dem davonrilenden Zuge nachsehend, zog ich den Mantel fester um die Schultern und spazierte beinah« anderthalb« Stunde auf dem Per ron des Bahnhof» in Nabrestna bei kalter sternenheller Nacht auf und ab, den von Triest kommenden Zug er wartend, welcher die Passagiere weiter gen Süden trägt. Endlich kam der Ersehnte mit dem einladenden Schilde: „Nach Italien". Ich bestieg schon sehr ermüdet mein Coup», und da ich daS Glück hatte, allein zu bleiben, so machte ich mir r» so bequem al» möglich und suchte den Schlaf. Aber ach! durch da» StationSannoncirrn wurde mir eine Ahnung von der Qual der Gefangenen beigrbracht, welche, alle viertel- oder halbe Stunden vom Wächter au» dem Schlafe gerufen, Antwort geben müssen. Ich verwünschte die Conducteure, deren Diensteifer mir all zu laut erschien. Die Ermüdung siegte indessen doch, und ich war sogar überrascht, al» ich, vom dumpfern Rollen de» Wagen» erwachend, beim ersten Morgengrauen bemerkte, daß wir schon über die Lagunrnbrücke fuhren und dem Ziele so nahe waren. — Mein Einzug in die vielbesungene Venezia sollte leider kein poetischer sein. Oder doch, ja! Denn ist nicht Dante» Hölle ein Mei sterstück der Poesie? und war mir'» nicht, al» ich mit meinen Leidensgefährten und Effecten in einer Art Scheune festgrhalten uud geräuchert wurde, al» wäre ich selbst in den ich weiß nicht wievielten Höllenkret» hinabgestirgen, woselbst un» der Meister in Schwefeldunst und andern pesttlenzialtschen Gerüchen die Verbrecher in einer qual vollen De-infection ihrer Sünden zeigt? — Diese Maß regel gegen Einschleppung der Cholera war vom Sani« tät»rath für all« Ankommenden verordnet worden; ob au» gesundem oder krankem Land« kommend, r» half nicht», geräuchert mußten sie Alle werden. Bi» jetzt ist hier nicht ein einziger Cholrrafall vorgekommen, und man darf daher über den, von aufgeklärter Wissenschaft bestä tigten Unsinn nicht laut raisonniren. Seit de« 8. d. M. find die Ankommenden von dieser Höllenprin befreit. — Di« frisch« Morgenluft that meinen chlorgespetstrn Lun ¬ gen wohl, al» ich von den Spirren losgelassen war und den Canal-grandr entlang nach dem Hotel fuhr. Kir chen und Paläste prangten im Purpurgewand« der ersten Morgensonnenstrahlen, und über die Lagunen breitete sich rosiger Schimmer. Ich hatte früher Venedig nicht schön gefunden, aber bei diesem Anblick der au» ihren Schlum mer erwachenden armen Venezia verwandelte sich mein Unmuth in Mitleid mit ihr, die so traurig und ver fallen in ihrem feuchten Bett de» Erlöser» harrt. Der Fremde, welchrr nicht im Hotel bleiben will und Anspruch auf gesunde, freigelegene, sonnige Wohnung macht, ist hier schlimm daran. Derartige Quartiere find nur auf der Riva-dei-Schiavoni und einem kleinen Theil de» Canal-grand«, sehr theuer, und wenn viel Fremd« da find, sehr rar. Diese Saison scheint eine sehr flaue bleiben zu wollen. Man hat sich wohl vor dem Aus bruch der Cholera gefürchtet, ist nicht gekommen, und r» stehen viele Wohnungen leer. Trotzdem aber ist e» mir schwer geworden, ein Logis nach meinem Wunsche zu finden. Ich Haffe den Schmuz, den Schatten, unheim- lich au»sehende Leute und seit Jahrzehnden von Schwind- suchtlcandtdaten tnfectirte Zimmer re. Meine Wahl ist schließlich aber doch eine gute gewesen. Ich wohne mit ten auf der Riva dei-Schtavont woselbst die Sonne den ganzen Tag scheint, darum ist e» hier auch stet» wärmer al» im übrigen Venedig. Meine Fenster geben mir eine prachtvoll« Aussicht über die Lagunen, auf einige In seln, und im Hintergründe den Lido, an welchrm die von der Lora gepeitschte wuthschäumrndr Adria ihre zor nige« Wogen bricht. Ich sehe Schiffe kommen und gehen, Fischer werfen ihre Netze au», und leichte Gondeln glei ten wie Schwalben vor einem Gewitter, über die glitzernd« Wasserfläche, Glück und Gram in ihre« Innern tragend. Aus der breiten Riva selbst ist den ganzen Tag über ein bunte» Durcheinander. Spaziergänger, Industrie«
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