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Weißeritz-Zeitung : 08.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-189412084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18941208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18941208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-08
- Monat1894-12
- Jahr1894
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 08.12.1894
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Sendarm ans dem Wege von Echmorkau bei König», brück nach Zeißholz mit dem bereits 15 Mal vor bestraften Echmiedegesellen Winkler au» Ruhland zu bestehen. Der Gendarm betraf auf dem bezeichneten Wege den Winkler und nahm ihn wegen Verdacht» des Bettelns und Landstreichen» fest, fesselte ihn auch. Da der Weg durch Wald führte, lud der Gendarm vor den Augen des Gefesselten sein Gewehr, jedoch gesichert. Dem Arrestanten gelang eS aber, eine Hand frei zu bekommen und er griff mit Blitzesschnelle nach dem Gewehr. Gleichzeitig suchte er den Beamten zu Fall zu bringen und da» Gewehr über den Knieen zu zerbrechen. Einen heißen Kampf hatte der Beamte zu bestehen. Während einer Ruhepause gingen Beide, das Gewehr fortgesetzt festhaltend, ein Stück neben einander her, wobei es dem Beamten gelang, sein Gewehr abzufeuern, um so event. größeres Unglück zu verhüten. Wiederum begann das Ringen, bis ein Feldarbeiter dem Gendarmen, dem die Kräfte bereits schwanden, zu Hilfe kam. Nunmehr wurde der Arrestant wieder gefesselt und ließ sich auch jetzt gutwillig Weilerführen. Wegen dieses schweren Widerstandes gegen die Staatsgewalt wurde Winkler vom Land gericht Bautzen zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. Mutzschen. In dc: letzten StadtgemeindcrathS- sitzung (29. November) wurde beschlossen, die bisherige Schanksteuer abzuschaffen und dafür eine Bier st euer vom I. April 1895 an zu erheben. Der vorgetragene Entwurf deS Biersteuer - Regulativs, nach welchem 80 Pfg. vom Hektoliter Bayrisch-, Lager-, Weißbier und Gose und vom Hektoliter Einfach Bier als Steuer erhoben werden sollen, wurde einstimmig angenommen. Markranstädt. Am Montag wurde ein junger Mann beim Betteln erwischt und arretirt. Bei ge nauer Visitation fand man bei ihm eine Baarschaft von 67 Mk. 28 Pfg. Auf Befragen, warum er denn im Besitze solcher Mittel bettle, weinte er, eS könnten auch einmal schlechtere Zetten eintreten, darum sehe er sich vor. Klingenthal. „Ende gut. Alles gut!" kann Lian sagen, wenn man den Abschied der Theatertruppe (Direktor: Fr. Unger) im hiesigen Amtsblatt« liest. Dieselbe war bei Beginn ihrer Vorstellungen über den schwachen Besuch äußerst unzufrieden — ging doch der Schmerzensschrei in fast alle deutschen Zeitungen über—, da damals vielerlei gleichzeitig stattfindende Vereins - Vergnügungen veranstaltet morden waren. Die Direk tion bekennt in ihrem Abschiede, „daß sie in letzter Zeit reichlich durch übervolle Häuser entschädigt worden sei und daß sie die volle Ueberzeugung mit hinweg nehme, daß wohl selten eine kleine Stadt so viel Kunst sinn birgt, al» das ihr so lieb gewordene Klingenthal." Aue. Elastische Knochen sind etwas werth. Hier fiel ein Echieferdeckergehilfe vom Dache des Rathhauses. Zunächst blieb er bewußtlos liegen. Nach ein paar Stunden aber war er wieder völlig wohl und nahm seine Arbeit wieder auf. Olbernhau. Einer der ältesten Vereine Hierselbst ist die „Kantorei", die Vereinigung von Kirchen sängern unter dem jeweiligen Kantor. Durch vor nicht langer Zeit aufgefundene Aktenstücke ist es nach gewiesen, daß der Verein schon vor dem dreißigjähr. Kriege seine Statuten hatte und im weiten Umreise wegen seiner guten Leistungen großes Ansehen genoß, weshalb er auch selbst an entfernteren Orten bei be sonderen Anlässen herangezogen wurde. Da man bisher weiter als bis 1653 zurückreichende Dokumente nicht kannte, so wurde 1853 das 200jährige Stiftungsfest gefeiert. Thum. Am Donnerstag spielte sich in Auerbach eine aufregende Szene ab. Ein noch nicht schul pflichtiger Knabe ging, der Aufforderung eines anderen Knaben folgend, auf die noch nicht stark genug ge frorene Decke des dortigen „Großen Teiches", um einen darauf liegenden Gegenstand herüber zu holen. An der betreffenden Stelle angelangt, brach er durch. Die in Nächster Nähe wohnende Mutter, welche ihr Kind mit dem Tode kämpfen sah, achtete der Gefahr nicht, die ihrer drohte, begab sich sofort auf die leichte Eisdecke, um das nur noch mit den Händen sichtbare Kind zu retten. An dieser Stelle angelangt, brach sie ebenfalls durch, tauchte aber in Folge ihrer Kleidung nicht unter, auch hatte sie das Glück, ihr Kind im Wasser zu finden. Der nächstwohnende Hausbesitzer und Strumpfwirker Th. hatte Mutter und Kind mit dem Tode ringen gesehen, er eilte herbei, um Beide zu retten. Allein auch dieser brach, als er das Kind von der Mutter erhalten halte, durch die Eisdecke und — Beide waren unter Wasser. Die Mutter erfaßte ihr Kind wieder, der Mann aber konnte nur mit Noth den Kopf Über Wasser halten. Dieses Unglück »ar nun von mehreren Bewohnern bemerkt worden. Durch zugeschobene Stangen und Lettern rettete sich zuerst der Mann und dieser zugleich mit Hilfe der am Ufer Stehenden die Mutter mit ihrem Kinde. Aut dem Vogtland«. Das erste Opfer deS bis her auch bei un» noch ziemlich mild aufgetretenen Winter- ist in der Nacht zum Sonnabend in Schöneck der Weber N. Vogel geworden, welcher in eine Scheune genächtigt hatte und erfroren ist. (Fortsetzung deS SSchfischm in der S. Beilage.) Tagesgefchichte. Berlin. Die Eröffnung de» Reichstages am 5. Dezember vollzog sich im Rittersaals des könig lichen Schlosses. Etwa 200 Abgeordnete waren zu der Feier erschienen. Um 11'/» Uhr trafen die Mitglieder des BundeSrathes, geführt vom Reichskanzler, Fürsten Hohenlohe, ein. Als der Kaiser in der Uniform des Garde-du-CorpS-Regiments den Saal betrat, brachte der Präsident v. Levetzow ein dreimaliges Hoch auf denselben aus. Der Kaiser verneigte sich dankend, bedeckt« das Haupt mit dem Helm und verlas die Thronrede. Die Stelle, die von dem Schutze der schwächeren Klassen handelt, wurde von lebhaftem Bei- kall begleitet, ebenso die' Ankündigung des Gesetzes zur Entschädigung unschuldig Verurtheilter, daS Börsen gesetz und das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes. Die Erwähnung der europäischen Frie- densauSstchten verlas der Kaiser mit erhobener Stimme. Nach der Ankündigung brachte der bayerische BundeS- rathsbevollmächtigte Graf v. Lerchenfeld abermals ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus. Sodann verließ derselbe, sich huldvoll nach allen Seiten verneigend, den Saal. Die Schlußsteinlegung deS neuen Reichstags gebäudes fand am gleichen Tage Nachmittags 1 Uhr, in Gegenwart des Kaisers- der Kaiserin, sowie der Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses statt. Der Kaiser war in der Uniform deS Garde-du-CorpS- Regiments erschienen, die Kaiserin in schwarzem Kleide mit dem Bande des Schwarzen AdlerordenS. Die Majestäten betraten unter Führung des Reichskanzlers Fürsten zu Hohenlohe und deS Staatssekretärs vr. v. Boetticher die Halle und stellten sich unter dem rothen Baldachin auf. Hierauf verlas der Reichskanzler folgende Urkunde: „Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden deutscher Kaiser, König von Preußen, ihnen kund und fügen zu wissen, daß Wir beschlossen im Namen der Fürsten und freien Städte deS Reiches in Gemeinschaft mit den verfassungsmäßigen Vertretern des deutschen Volkes den Schlußstein deS Hauses zu legen, in welchem die gesetzgebenden Körperschaften fortan ihrer Arbeiten walten sollen. Der erhabene Gründer deS Reiches, Kaiser Wilhelm I., welcher am 9. Juni 1884 den Grundstein legte, hat die Vollendung des Werkes nicht mehr schauen dürfe»:, und auch sein ruhmgekrönter Sohn, Kaiser Friedrich, ist nach Gottes Rathschluß vor uns abgerufen. Wie Wir das Sedächtniß Unserer Vorfahren in der Kaiserwürde dankerfüllten Herzens segnen, so wird, deß sind Wir gewiß, ihr Andenken für alle Zeiten im deutschen Volke fortleben. Zehn Jahre mühevoller Arbeit sind über der Errichtung deS Baues dahingegangen. Zur Ehre des geeinten Vater landes erhebt er sich, festgefügt durch deutsche Hände, ein Zeugniß deutschen Fleißes und deutscher Kraft. So soll er nunmehr seiner Bestimmung übergeben werden. In seinen Räumen walte der Geist der Gottes furcht, der Vaterlandsliebe und der Eintracht. Dieser Geist erfülle die Männer, welche berufen sind, hier deS Reiches Wohlfahrt zu fördern. ES bleibe der Bau ein Denkmal einer großen Zeit, in welcher als Preis des schwererrungenen Sieges das Reich zu neuer Herr lichkeit erstanden ist, eine Mahnung den künftigen Ge schlechtern zu unverbrüchlicher Treue in der Pflege dessen, was die Väter mit ihrem Blute erkämpft haben. DaS walte Gott. Die gegenwärtige Urkunde haben Wir in zwei Ausfertigungen mit Unserer Allerhöchsten eigenhändigen Unterschrift vollzogen und mit Unseren größeren kaiserlichen Jnsiegeln versehen lassen. Wir befehlen, von diesen Ausfertigungen die eine in den Schlußstein des Hauses niederzulegen, die andere in Unserm Archive aufzubewahren. — Gegeben in Un serer Haupt- und Residenzstadt Berlin, am 5. Dezember des Jahres 1894. Wilhelm, gegengezeichnet Fürst zu Hohenlohe." Nachdem der Reichskanzler die Urkunde verlesen hatte, traten der Kaiser und die Kaiserin an den Schlußstein heran. Der bayerische Bevollmächtigte zum BundeSrath Graf v. Lerchenfeld überreichte mit einer Ansprache die Kelle. Der Kaiser umlegte die Kupferkaffette mit Mörtel. Der ReichStagspräfident v. Levetzow überreichte alsdann den Hammer. Der Kaiser lhat drei Hammerschläge und sprach dabei: „kro Zloris, et patria." Darauf folgten die Hammer schläge der Kaiserin und des Kronprinzen, der Prinzen und Prinzessinnen deS königlichen HauseS, deS Reichs kanzlers, der Ritter der Schwarzen Adlerorden» und der kommandirenden Generale, der kimmsührenden Bevollmächtigten zum BundeSrath, de» Präsidenten, der Vicepräfidenten, Schriftführer und Quästoren des Reichstage», der Mitglieder de» preußischen Staats ministerium», der inaktiven Staatsminister, der Chef» lder ReichSämter, der Mitglieder der Reich»tag»bau- I Kommission, de» Oberpräsidenten de» Stadtkreise» Berlin, des Polizeipräsidenten voq Berlin, de» Ober- bürgermeister» von Berlin, der Mitglieder der Reich»- tatzSbau-Lerwaltung. Inzwischen spielte ein MustkcorpS. Rach der Ceremonie der Hammerschläge brachte Präsident v. Levetzow das Hoch auf den Kaiser au», worauf „Heil Dir im Siegerkranz" gespielt wurde. Hieran schloß sich der Rundgang de» Kaiser», der Kaiserin, der Prinzen und Prinzessinnen unter Führung des Staatssekretär» v. Boetticher und de» Baurath- vr. Wallot. Auf der Tribüne gegenüber dem Platze des Kaiserpaares wohnten die Mitglieder des diplomatischen Corps der Feier bei. Vor dem Hauptportal stand eine Ehrenkompagnie, die von dem vierten Garderegiment gestellt wurde. Der Kaiser und die Kaiserin fuhren unter Eskorte ab, zuerst der Kaiser mit den Garde- kürasfiren, sodann die Kaiserin mit den ersten Garde dragonern, je einen Halbzug voran und hinterher. An dem Portal wurde das Kaiserpaar von dem Fürsten Hohenlohe, dem Staatssekretär v. Boetticher und dem Baurath Wallot empfangen. Den letzteren begrüßte der Kaiser mit einem Händedruck. Gleichzeitig stieg auf dem Reichstagshause die Kaiserstandarte auf und er tönten die Kaiserfansaren. Die Feier war um 1'/» Uhr beendet. Die Besichtigung währte drei Viertelstunden. Bei Beginn deS Rundganqes spielte die Musik „Wil- helmuS van Nassouwe." — Nach der Feier der Schlußsteinlegung des neuen Gebäudes fand im alten Reichstagshause die erste Sitzung deS Reichstages statt, zu der die meisten Minister und die Mitglieder des HauseS fast vollzählig erschienen waren. Präsident v. Levetzow eröffnete die Sitzung mit einigen Worten, darauf hinweisend, daß man doch nicht ohne Abschied aus dem alten Hause habe scheiden wollen, und theilte die eingegangenen Vorlagen — Etat und Rechnungsvorlagen — mit. Die Umsturzvorlage war nicht dabei. Hierauf folgte die Auszählung. Sie ergab die Anwesenheit von 333 Mitgliedern. Drei schleunige Anträge waren einge gangen, betreffend die Einstellung des Strafverfahrens gegen die Abgg. Schippel, Herbert und Hirschel. Mit Zustimmung des Hauses wird die nächste Sitzung auf Donnerstag 1 Uhr im neuen Gebäude angesetzt. Tagesordnung: Wahl des Präsidiums und der Schrift führer und die obigen prei schleunigen Anträge. — Präsident von Levetzow ergriff sodann das Wort zur Abschiedsrede, worin er ungefähr Folgendes auSsührte: ES schlägt die Trennungsstunde von dem Hause, das den Reichstag 23 Jahre beherbergt hat, vom 1. Okt. 1871 ab, wo unter dem Vorsitz vr. v. Eimson die erste Sitzung stattfand. Von den damaligen Ab geordneten sind heule noch 21 Mitglieder des HauseS. Der Präsident verliest deren Namen und erinnert daran, daß von den damaligen Mitglieder« viele in zwischen zu ihren Vätern hetmgegangen sind. Als der Reichstag damals das Haus bezog, war die auf die Gründung des Reiche» bezügliche Gesetzgebung im Ganzen abgeschlbffen; aber hier in diesem Hause hat sich der legislative Aufbau deS Reiches vollzogen. Hier erhielten wir auch Kunde von dem Tode des alten Kaisers, deS Begründers des deutschen Reiches und hierher wurden wir berufen, als Kaiser Friedrich den frühen Tod erlitt. Gute und böse Tage haben hier gewechselt. Der Redekampf war hart, die Arbeit schwer. Aber auch manche liebe Bekanntschaft, manche Freundschaft wurde geschloffen, manche Uebereinstimmung der Meinungen wurde mit Freuden konstatirt, und stets hat über un» die Fahne des Reiches, zu der wir halten, geweht. (Beifall.) Nicht ohne Anwandlung von Wehmuth haften wir jetzt den Auszug. Un» be gleitet das Vorhaben, daß wir allüberall dem Vater lande dienen wollen. Der Präsident schloß mit dem Ausdruck des lebhaftesten DonkeS für das Wohlwollen und die Unterstützung, die der Reichstag seiner Thätigkeit gezollt habe. Sodann kündigte er an, daß Abends gegen 9 Uhr eine zwanglose gesellige Ver einigung im neuen ReichStagSgebäude stattfinde, wozu Deutsche beider Hemisphären ihrer Theilnahme einen tatsächlichen Ausdruck gegeben hätten. Nunmehr er folgte der Schluß der Sitzung. — Bei dem Bankett, das Abends im neuen ReichS tagSgebäude stattfand und dem auch der Reichskanzler kurze Zeit beiwohnte, waren die Abgeordneten in großer Zahl erschienen, außerdem viele Mitglieder des BundeS rath» und de» Ministeriums. Präsident v. Levetzow hieß die Gäste, besonder- die Mitglieder deS BunoeS« rath» und den Geh. Baurath Wallot, willkommen. Staatssekretär vr. v. Boetticher trank auf die Fort dauer der guten Beziehungen zwischen BundeSrath und Reichstag, während Geh. Baurath Wallot mit einem Hoch auf da» deutsche Parlament dankte. Zwanglos hatten sich die Reichsboten an den langen Tafeln niedergelassen; Grüße flogen hinüber und herüber, und manch' kräftiger Schluck wurde dem Herrn Nachbar zur Rechten und zur Linken zugetrunken. Der Reichs tag begann unter einem glücklichen Omen; der Unter-
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