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Dresdner Journal : 27.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186710272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18671027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18671027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1867
- Monat1867-10
- Tag1867-10-27
- Monat1867-10
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- Dresdner Journal : 27.10.1867
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WS51 Sonntag, den 27. Oktober üa Sattvnt» tritt ?o,t n. 8t«wP«I »n»ekl»g kinru DtkrUok: S'rklr.—«»r. » » l» Moo»tlr-b: — iS „ LlL»»lu«Hnioia«n»: 1 rnseratrnpretse' kür s»n 8»sw «iller x„p»It«o«o 2«u»; 1 v»t«r „Liox«,»Qät" Li« L-U«: 2 Itgr. Dres-nerMumal. Lrschetnr«: DRgli«I», mit Xn»n»Lw« L«r 8ana- unck kriert»^», ^d«oL, kiir L«a ko!x«l>L«n ^»8 Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1867 »llltrntrnmruahmr auvwärt-i L»lx»lU: k'». 6ommi««i»r>I» Ls» vr«,LQ«r Lovro«!,; «d«oL»».! H L»oc»n, Lvo»»k'o»»; L»md«rU-I«rU»- Vi«»-»r»»k1vrt ».H.: t Vooi.»»; UsrU»» O»o»iv»'»<:N« koebb., R»r»»«»r»»'» Lvr«»»; L. 8v»l.orr»; >rntt»n: l,.8ra»«»»'»^lloooo*odoc«»n, L«»»> t 8^»»iooLv»»»; kr»»tckoie». N.; L^novv'ieb* Loekb., LS!»: >tv. LLour»,k«ri»: ü«v«i, Lvi.l.1«, t Oo., (8, ?I»c« L« I» Lovrx); kr»U k», Lo»r.io«'i Loobbj Vim: Orvvra». chernuagebrr AvntU». 8rp«äitio» L«> Dr«»Lo«r Lovro«!», vi»»L«o, st»n«o»c-»»»« ki«. V. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Soanabeud, 2«. Oktober, «achmittng« 8 Uhr. (W. T. B.) Sorbe» ist die Reich»ta,«s»sfion im weißen Saale der k. Schlöffe« von Sr. «ajrstöt dem Könige mit folgender Thronrede geschloffen worden: „Erlauchte edle und geehrte Herren vom Reichstage de« Norddeutschen Bande«! „Die Hoffnungen, mit welchen Ich Sie bei dem Be« ginn Ihrer Tätigkeit hier willkommen hieß, find im vollsten Maße in Erfüllung gegangen. Derselbe pa triotische Ernst, mit welchem, in klarer Erkenntniß der gemeinsamen Ziele, die Bundesverfassung begründet wurde, hat Ihre Bcrathungen über die ersten Schritte zum Ausbau derselben geleitet. In einer kurzen, aber an Ergebnissen reichen Session haben Sie auf den ver schiedensten Gebieten der Gesetzgebung Einrichtungen festgestellt, welche nicht bloS in sich selbst eine hohe Be deutung haben, sondern auch die leitenden Gesichts punkte für ferner zu schaffende Einrichtungen deutlich vorzeichnen. Für die anstrengende Thätigkeit, deren e» zur Erreichung dieser Ergebnisse bedurfte, danke Ich Ihnen in Meinem und Meiner hohen Verbündeten Namen. „Die von Ihnen berathenen Gesetze über den Bun- deShauShaltrtat, über die Verpflichtung zum Kriegs dienste, über die Freizügigkeit, über das Postwesen, den Portotarif, da« Pahwesrn, die Besteuerung de« Salze«, die Nationalität der Kauffahrteischiffe, die Ausbildung der Kriegsmarine und der Küstenvertheidigung, über die vertragsmäßigen Zinsen und die BundeSconsulate, haben in der Form, welche sie durch Ihre Beschlüsse erhielten, die Zustimmung de« BundeSrath« gefunden. „In der Thatsache, daß alle diese wichtigen Gesetze, wenn auch einzelne ihrer Bestimmungen einen lebhaf ten Kampf der Meinungen hervorriefen, doch im Gan zen stet- die große Mehrheit Ihrer Stimmen vereinig ten, erblicke Ich mit lebhafter Befriedigung einen Be weis deS gegenseitigen Verständnisses, in welchem di« Volksvertretung Hand in Hand mit den verbündeten Regierungen ihre gemeinsamen Ziele erstrebt. „Der von Ihnen genehmigte Vertrag über die Fort dauer deS Zollvereins ist im Verhältniß zu allen süddeut schen Staaten noch nicht gesichert. Die verbündeten Regie rungen würden rS mit Ihnen beklagen, wenn eine Einrich tung, deren segensreiche Wirkungen allen dazu gehörenden Ländern zu Gute gekommen find, fich fortan nicht mehr auf alle diese Länder erstrecken sollte. Sie find fich aber mit Ihnen bewußt, daß die unentbehrlichen Re formen der Verfassung de- Zollverein- vorübergehenden Schwierigkeiten nicht geopfert werden dürfen, und daß die Gemeinschaft der wirlhschaftlichen Interessen die na tionale Verpflichtung zum gemeinsamen Schutze dersel ben zur vertragsmäßigen Voraussetzung hat. „Der EchifffahrtSvertrag mit Italien, welchem Sie Ihre Genehmigung ertheilt haben, wird dazu beitragen, die Beziehungen zu einem Lande zu befestigen, mit wel chem un- große gemeinsame Interessen verbinden. „So kehren Tie denn, geehrte Herren, zurück in Ihre Helmath mit dem Bewußtsein, unser nationale« Werk thatkräftig gefördert zu haben. Ich hoffe, Sie in nicht langer Zeit hier wieder versammelt zu sehen, und zwar in G meinschaft mit Abgeordneten aus Süddeutsch, land zum Zollparlament" Vormittag« hatte der Reichstag noch seine letzte Sitzung gehalten, in welcher zunächst die Gesetze üder die vundrSeansulate und über die vundetschulden Verwaltung definitiv genehmigt wurden. Eine Petition aus Unterstützung de» deutschen Rechttschutzvrrein» in London wurde der Berücksichtigung de« Bundeskanz ler» empsohlen. Hierauf erfolgte dir Schlußberathung über die Zollvereiu«pertrage. Außer dem bekannten Anträge Braun'« (vgl. den ReichStagSbericht unter „TagrSgeschichte") liegt noch ein Antrag der bundesstaatlich-konstitutionellen Fraction vor, wonach die ZollvereinSverträge vorbehaltlos zu geneh migen find. Abg. v. Mallinckrodt vertheidigt diesen Antrag. Abg. Roß spricht für Ken Antrag Braun's. Die Abgg. Löwe und Wald.ck b ingen einen Antrag ein, wo ¬ nach die ZollvereinSverträge zu genehmigen find, gleich» zeitia ab r da» BnndeSpräfldium zu ermächtigen ist, fall« die Verträge nicht mit allen Staaten zu Stande kom men, die nothwendigen Abänderungen der betreffenden Paragraphen vorbehältlich der Genehmigung deS Reichs tags festzustellen. Nachdem Abg. Löwe seinen Antrag vertheidigt und Abg. Miquel für den Braun'schen Antrag gesprochen hat, ergreift der Bundeskanzler Graf v. Bismarck da« Wort, erklärt, daß da» Braun'sche Amendement vollständig die Anschauungen der Bundesregierungen ausdrückc, und constatirt, daß nach den neuesten Nach richten die Verwerfung de« Zollvereins in München da» Wahrscheinlichste sei. Daß da» Amendement Braun eine Drohung gegen die süddeutschen Brüder enthalte, sei nicht zuzugeben. Der Norddeutsche Bund wahre sich nur dieselbe Freiheit seiner Entschließungen in Wirth- schaftlichen und politischen Dingen, welche den Süddeut schen nie verkümmert worden sei. Graf v. Bismarck bestätigt die Aeußerungen des Fürsten v. Hohenlohe, daß der Norddeutsche Bund gern bereit fei, mit einem eventuellen süddeutschen Zollverein in freundschaftliche Nachbarschaft zu treten. Man habe nie verhehlt, daß dir wirthschaftliche Gemeinschaft mit der Wchrgemem» schäft Hand in Hand gehe. Hätten in dieser Beziehung die leisesten Zweifel obgewaltet, so würde man die Zoll- Verträge nicht geschlossen haben. Der Bundeskanzler erwähnt, daß die Ratificationen der süddeulschin Sou veräne uneingeschränkt eifolgt seien, und spricht die Zu versicht auS, daß die Souveräne und die Regierungen sich stets zu ihrem Worte bekennen werden. Graf v. Bismarck widerspricht der Ansicht, daß die Allianzver- träge der süddeutschen Staaten nur die Heeresfolge auferlegen; der Norddeutsche Bund habe dieselben Verpflichtungen gegen die Südstaaten, und der Schwä- chere könne leichter in gefährliche Händel gerathcn, al- der Stärkere. Es sei keine Kleinigkeit bei den gegenwärtigen Zeitkäufen, wo unter Umständen da- Schwort hart in die Wagschale fallen könnte, wenn ein kleinerer Staat sich auf die Unterstütz ung d « Norddeutschen Bundes berufen könne. Wei ter constatirt der Bundeskanzler, daß seiner Zeit bei den Frieden-Verhandlungen der Antrag auf einen Allianz« »ertrag mit Preußen von Seiten der Südstaaten vor- gelegt worden sei. Schließlich bekundet Graf v. Bis marck den festen Entschluß der verbündeten Regierungen, für den Fall, daß die neuen ZollvereinSverträge von Südstaaten nicht angenommen und die Bündnißvertrige in Frage gestellt werden, sofort die alten Zollverein-« Verträge denselben zu kündigen. Rach kurzer Speeialdrballe wurden die Zollver- ein»vertrage mit dem Amendement Braun » mit 177 gegen 26 Stimmen vom Reichstage angenommen. Hieraus resümirt Präsident Simson die verschiedenen erledigten Gesetze, und der Abg. v. Frankenberg dankt dem Präsidenten im Ramen de» Hause». Um 1 Uhr ersolgte dann der Schluß der Sitzung. München, Sonnabend, 26. Oktober, Morgen». (W.T.B.) Gutem vernehmen nach ist die Majorität der Reich»räthe entschlossen, de« Zollverein-Vertragen, obgleich der Au»schuß deren Ablehnung empfiehlt, zu- zustimmru, unter der Bedingung, daß da» bi»hrrigr Veto Boyern» auch im neuen vertrage angemessenen Au»druck finde. — Zahlreiche Stadie Bayern» sandten Dankadressen an die Abgeordnetenkammer sür die An nahme der neuen Zollverträge und Adressen an die Kammer der Reichsrithe, diese zur Zustimmung er mahnend. (Vgl. unter „TagesgesLiLle".) Pari», Freitag, 25. Oktober, Abend«. (W.T.B.) Die beiden Kaiser, dir Erzherzoge Ludwig Birtar und Karl Ludwig wohnten der heutigen Revue in Long« chomp bei. Die Kaiserin Eugenie, die Königin von Holland, der kaiserliche Prinz, Fürst Metternich, Gras v. d. Goltz und andere votschaster waren auf der Tribüne gegenwärtig. Rach Beendigung der Revue kehrte der Kaiser Rapoleon nach St. Cloud zurück. Pari», Sonnabend, 26. Oktober. (W. T B ) Der „Moniteur" meldet: Angesicht» der nrurrding» von revolutionären Banden gemachten versuche, in den Kirchenstaat rinzudringen, hat der Kaiser den Be fehl zurückgrnommrn, welcher die Einschiffung der bei Toulon ronrentrirten Truppen sulprndirt hatte. Wie der „Moniteur" «eiter meldet, find alle Be mühungen der Garibaldianer, in Rom eine Brvrguug zu ihren Gunsten zu organisiren, bi« jetzt vollständig grschkitrrt. Der italienische Deputirte Cairoli ist bei einem versuche, mit einigen Parteigängern in Rom rinzudringen, grtödtrt, sein Bruder verwundet wor den. Garibaldi rückt mit ungefähr 4000 Freiwilligen auf Rom vor in der Richtung von Monterotondo. IhParir, Sonnabend, 26. Oktober. (W.T.B) Die „Agenre Hava«" meldet au« Toulon, daß da» Panzergrschwader heute Morgen 6 Uhr abgesegelt ist. Tran-partschiffe mit Truppen gehen fortwährend ab. Dir Materialrinschiffung wird beschleunigt. Florenz, Freitag, 25. Oktober, Abend». (W. T. B.) Die Journale mrlde«: Garibaldi habe mit den Banden seine« Sohne» Mrnotti den Paffo-Cor- rese und Montemaggiore besetzt Tie vorderste Co- lanne der Insurgenten stehe bei Monterotondo. Die Insurgenten hätten Bagnorea wiederrrobert. In Rom sei der Belagerungszustand erklärt worden. (Vergl. Florenz unter „TagrsgeschiLie") Florenz, Freitag, 25- Oktober, Abend«. kW. T. B Uebel Paris.) Da« Ministerium Cialdini ist noch nicht ronstituirt. Garibaldi ist in Monterotondo.*) * ) Monte Rotonda ist ein Flecken mit circa 1000Ein wohnern, etwa 3 deutsche Meilen nordöstlich von Rom, in der Delegation Rieti gelegen. D. Red. London, Sonnabend, 26. Oktober. (W T. B ) Die „Time«" enthält rin Telegramm au« Florea; vom gestrigen Tage, «e che« meldet, daß die Ruhe- stirunaen in Rom nur unbedeutend waren. E« gab keine Barrikaden; nur Wenige wurden getödtrt und 108 Jasurgeutra gefangen. Dir RädrlSsührer wer- de» de« Kriegsgerichte überwiesen. Eia Waffendepot der Revolatioaäre wurde entdrckt, die Thorwacheu find verstärkt worden. Die „Time«" befürwortet den Zu- fammrvtritt eine« Congrrffe». St. Petersburg, 25. Oktober, Rachmittag«. (W T. B ) Die „vörsenzeitung" drmrntir» eia voa dem „Avrnir national" in Pari« veröffentlich«»« Te legramm über eine voa dem Fürsten Gortschakoff i» der orientalischen Frage erlassene Rote und theilt mit, daß tUrlmehr von Seiten der Psorte hier Reklamatio nen erhoben seien, welche auf eine Einstellung der feite« Rußland» bewerkstelligten Verschiffung kaudio- iischer Flüchtlinge abzirlen. Dresden. 26 Oktober Aus München wurde gestern telegraphisch gemeldet, daß der Ausschuß der dayerschcn Reichsratbs- kammer mit 9 gegen 1 Stimme den Antrag gestellt bat, die neuen ZollvereinSverträge zu verwer fen. — Die heutige „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat diese Melkung zum Gegenstände eine» Leitartikel- gemacht, in welchem sie unter Anderm sagt: „Was die Motive diese» Antrages betrifft, so sind wir über dieselben bei der großen Mehrheit, mit welcher Lie dortige Zweite Kammer dieselben Vorträge genehmigt Hal, einigermaßen im Unklaren, aber wir glauben zu wissen, daß die Ungewißheit, welche in dieser Frage vermöge der Haltung der ReichSraths- kammer in München, beziehungsweise der würltembcrg- schen Kammer herrscht, auf keinen Fall lange dauern wird. Nachdem 'die Solidarität der Allianzve,träge mit den Zollvcrträgcn von der preußischen Regierung schon siüher auf das Entschiedenste betont worden, ist durch die Rede de» Fürsten Hohenlohe klargestellt, daß Preußen auf einen andern als den abgeschlossenen Zoll- Vertrag nicht eingehen werde. Damit erledigen sich die Hoffnungen gewisser süddeutscher Parteien, daß man nach Verwerfung de- vorliegenden einen andern Ver trag al schließen könne, der dem ParticulariSmus gün stiger sei. Die „Südd. Pr.", obgleich sie die Annahme deS ZollvcrtragcS sitzt befürwortet, glaubt gleichwohl jene Erklärung der preußischen Regierung bemängeln zu müssen, denn, sagt dieselbe, mit einem ,^io volo, »io jubeo kann man unterwerfen, aber e» ist nicht Ge brauch, damit Verträge zu schließen." Diese Anschau« ung scheint uns — sonderbar. Preußen zwingt Nie manden zur Abschließung von Verträgen, allein dieser Skaat wird hoffentlich dasselbe Recht haben, welche« jeder Privatmann besitzt, da» Recht: zu erklären, eine« bestimmten Vertrag und außer diesem keinen andern schließen zu wollen. Diese Lage der Sache war be kannt und gleichwohl hat in Bayern der Ausschuß der Eisten Kammer sein Votum auf Ablehnung der Ver träge gerichtet." — Die „N. A. Z." glaubt, daß die preußische Regierung hierbei auf die volle Unterstützung deS Reichstags rechnen kann, indem sie auf den voa dem Abg. Braun eingebrachten Antrag (vergl. unsre heutige ReichstagScorrespondenz) verweist, dessen An nahme im Reichstage als unzweifelhaft erscheine, und schlicht sodann mit folgenden Worten: „Demnach sind die Folgen einer etwaigen Nichtannahme eine- der in Rede stehenden Verträge vollkommen klar: Dit Ableh nung de- Allianzverlrage» oder des Zollverein-Ver trages zerschneidet da» einzige Band, welche» zwischen den abl hnenden Südstaaten und den Staaten de« Norddeutschen Bundes besteht, und vernichtet damit alle die Hoffnungen, welche der patriotische Sinn auf eine Verstärkung des vereinenden BandeS setzt. Da- ist die Lage der Dinge. Sollte der Ernst dieser Lage, sollten die mit schwerer Beschädigung, vielleicht mit Vernich tung bedrohten Interessen süddeutschen Handel» und süddeutscher Industrie nicht schwerer wiegen, al» die Hoffnungen die man auf einen häuslichen Minister- Wechsel sitzt, oder jene luftigen Hirngespinnste, mit denen der württembergsche Radikalismus fich trägt.,, Tagesgeschichte. v Berlin, 25. Oktober. Die heutige (vorletzte) Sitz ung de» Reichstages genehmigte zuerst da- Gesetz über die Organisation der BundeSconsulate nach den Vorschlägen der Commission mit geringen Abänderungen. Die Angriffe gegen dieses Gesetz richteten sich haupt sächlich gegen den K 24, welcher bestimmt, daß bi« zum Erlaß eines BundeSgesetzeS über die ConsulargerichtS» barkeit dieselbe nach dem preußischen LSndesgesetze über die ConsulargerichtSbarkeit von 1865 auSgeübt werden soll. Der Reichstag beschloß nach dem »orgelegtea Ent würfe. Weiter stimmte er auch dem Gesetze, betreffend die Verwaltung des Schuldenwesens deS Norddeutsche« Bunde» bei, nahm jedoch trotz de» Widerspruch« der BunLeSkommiffare hierbei mehrere Amendement» an, wonach Lie Convertirung einer Anleihe Les Bunde» nur auf Grund eines Gesitzes erfolgen soll und wonach bet Anständen in der Dechargirung ein Weg angebahnt wird, um die Rechtsansprüche deS Reichstage» und deS BundeSrathe» auf civilrrchtlichem Wege verfolgen zu können. Endlich beschäftigt fi«b der Reichstag mit Pe titionen, darunter eine deS Vorstandes des deutschen FrauenSvereinS in Leipsig. Die Generaldebatte be wegt. sich hauptsächlich um die KK 22—24, welche nach Vorschlag der Commission lauten sollen: » 22. Den Buudescousuln steht eine volle Gerichtsbarkeit zu, wenn sie in Ländern residiren, in welchen ihnen durch Her kommen oder durch Staolsverträqe die Ausübung der Gerichts barkeit gestattet ist. Der ConsulargerichtSbarkeit sind alle in den EonsolarjoriSdictionsbezirken wohnenden oder sich aushal- tenden BundesangehSrigen und Schutzgenossen unterworfen. » 23 Die Jurisdictionsbezirke der einzelnen Consuln wer den von dem Bundeskanzler nach Vernehmung des Ausschüsse» des Bundesrathe» sür Handel und Verkehr bestimmt. § 24. Bis zum Erlasse eines BundeSgesetzeS über die Cou- salargerichtSbarkeit wird dieselbe voa den Bundescoosoln noch Maßgabe des über die Gerichtsbarkeit der Konsuln io Preu ßen erlassenen Gesetzes vom 29. Juni 1885 (Gesetzsammlung Seite ttvl) anSg-übt. Die nach diesem Gesetze den preußischen Ministern und Gesandten übertragenen Befugnisse steheo jedoch dem Bandrskauiler zu. Neue Bundesgesetze erlangen in den ConsularjuriSdictionsbezirken nach Ablauf von sechs Monaten von dem Doge gerechnet, an welchem dieselben durch das Bun desgesetzblatt verkündet worden sind, verbindliche Kraft. Der erste Redner in der Generaldebatte ist Abg. Ziegler: Derselbe führt aus, daß das Bandescou- fulatsgefetz, bevor der Bund eia einheitliches Recht hab«, ver früht sei, und daß man vom Ceutrnm zur Peripherie vorzu- geheu habe, nicht umgekehrt, wenn man den konsularischen Vertreter deS Bundes nach dem Vorgänge Frankreich» und uach dem Prücedenz des preußischen Cousulargesetze» voa >8Vb mit dem Recht der Jurisdiction in Civil und Crim nalsacheu bekleid« Er beantragt di« Sireichunader »8 22 -24, die von der Gerichtsbarkeit der Consuln nach Maßgabe deS preußischen FeuMeton. Da» Grah Karl'» de» Große«. Unerbittlich wird von der Kritik unsrer Tage so mancher poetische Glaub« in da» Bei eich der Legende verwiesen; fast al« jeder historischen Thatsächlichkeit bar werden die meisten der Sagen bezeichnet, welche sich um die Gestalt Karl'« de« Großen ranken. Au Aachen im Rathhau»saale, wie zu Nürnberg in der Karthaus«, welche da« germanische Musrum jetzt bewohnt, ist neuer dings noch von zwei berühmten deutschen Künstlern, Rethel und Kaulbach, die Eröffnung der Gruft de« großen Karl durch Kaiser Otto III. dargestellt worden. Der letztgenannte jugendliche Kaiser ficht sich beim Schein von Fackeln der noch al« Leiche gewaltigen Erscheinung seine» Vorgänger« gegenüber, der im vollen Schmuck seiner Würde hoch aufgerichtet auf marmornem Stuhl« fitzt Mit der Fraget ob dies« Darstellung gesäichtliche Berechtigung hat, ob Kaiser Karl so bestattet, so ge- funden worden, und fich etwa im Aachener Münster noch eine Spur de« Grabgewölbe« findet, beschäftigt fich eine von Friedrich Haagen in Aachen herau«g«gebene Broschüre, unter dem Titel: „Karl'« de« Großen letzten Tage und Grab." Eginhard'« und verschiedener Zeit genossen Berichte über die Beisetzung de« großen Kai ser« sind demnach dürftig; fit geben dir Stelle de« Grabe» nicht an, nicht« über dessen innere Eonstructto» und An«schmückung; ein vergoldeter Bogen mit de» Bildnisse de« Herrscher« und einer Inschrift soll fich über drm Grab« erhob«» hab««. Dies«« Monument sei bald i« de« Verwüstungen, welch« di« Normannrnstürm« über di, Lache»«r Pfalz und ihr« Kapell« bracht««, spurlo« verschwunden, »nd damit di« Erinnerung au da« Kaiser- «rab «lasche». I» Jahr» 1000 hat Otto M. e» «e- erzählen mit wenigen Worten da» Auffinden der oo» und schweigen über die begleitenden Umstände. Dagegen geben andere ausländische Quellen — der Aquitanier Ademar, dessen Interpolator und die (zwischen 1030 und 1048) entstandene Chronik — Ausführliche» über die Bestattung Karl'«, welcher Schilderung dann natür lich auch die Beschreibung dcr Eröffnung durch Otto UI. entspricht. Erst nach dreitägigem Fasten zeigte ein Traumgeflcht dcm Kaiser die Stelle, wo fich da« Grab befand, und nachdem dann Karl aufgefundrn, „sitzend auf goldenem Stuhl unter dem Bogen d»S Grabe» un ter der Marienkirche, gekrönt mit einer mit Gemmen besetzten goldenen Krone, haltend da« Schwert und da» Scrvtrr vom reinsten Gold" — erzählt Ademar'« In terpolator —, wurde der unversehrte Leichnam erhoben und drm Volke gezeigt. In diesen Berichten haben wir offenbar nur die Ausläufer jener Sagenbildung zu er blicken, die sich schon so früh der großartigen Tischri- nang Kart'« bemächtigte, die immer wunderbarer und phantastischer sein Leben und Thun gestaltete, und die nur in dem geheimnißvollen Grabgewölbe de« Aachener Münster« eine ihre» Helden würdige Ruhestätte zu fin den vermochte. Nach ihrer Auffindung durch Otto ruhten di« Grbrtne de« Kaiser« wieder über anderthalb Jahrhundert, bi« Friedrich l. Barbarossa 1165 die Uebrr- reste Karl'« drm bekannten, mit der Darstellung de« Raube« der Proserptaa grschmücktrn antiken Marmor- sarkophage entnehmen und vorläufig — wie «tue Quelle berichtet — in eine hölzerne Lade legen ließ. Nach der Krönung Kriedrich'S II wurde» sie da»» tu de» ku»ft- volle» Reliquien schrei» gelegt, der sie »och heut« birgt. Fraglich bleibt »ur, ob erst Otto M. di« Gebet»« t» dr» Marmorsarg »erschloß, ob« dt« Leich« dr« Katsrr« scho» 814 d«t» bttges«tzt Word«» war. Hat »»» di« der französische und italienische Chronist aufgebaut hat ten, so bleibt nur die Frage nach Lem Grabe überhaupt übrig. Noch ist dasselbe nicht zweifellos ermittelt; doch scheinen Ausgrabungen an einer Stelle nördlich vor der an der Noidseite de» Oktogon» de« Münster» ange- dautrn Kreuzkapelle, welche schwere Fundamentirungen einer viereckigen- Anlage bloßlegten, un« dem Kaiser- grabe näher gebracht zu haben. Zugleich aber hat fich über einen, unmittelbar hinter diesen Subsiructionen im Februar 1866 aufgefundcnen Stein mit einer auf Kart'« de» Großen G-beine fich beziehenden Inschrift ein Streit erhoben, gleich dcm Nenntger Jnschrtftrn- strrite. Dir Einen halten die Acchtheit de« Steine« fest, Andere, darunter v. Quast in Berlin, glauben diese» Jnschristrnstein al» einen schnöden Betrug nachgewiescn zu haben. Nach de» Letztgenannten Veramthung hätte da» Grad Karl'» sich ursprünglich m der nördlichen ober» Kapelle befunden, die dem kanonifirten Kaiser ge- «idmct wurde. So ist, wie gesagt, die Stelle noch nicht gefunden, wo einst der Herrscher de» Abc»!lande» be stattet worden, und noch geht der Streit, nicht über de« Kaiser« Bart, wohl aber über dc« Kaiser« Grab. DreSÜe». Wie schon seit einer länger« Reihe von Jahren, wird Herr vr. Lloyd Wollen auch kommen den Winter et»«» Cyklu« von Vorlesungen über englische Literatur halten, und zwar hat fich der selbe bie«m»l die wissenschaftlichen und literarisch«» Au- stände England« währ«»d de« 14-, 15., 16. «ad 17. Jahrhundert» zum Thema «rwähU, eia Gegenstand, welcher reich«« Material für die interessantesten Mit- 1h«tl»ngr» darbirtet. Di« Vorlesungen, deren Zahl a»s sech« sestaesrtzt ist, solle» nächste» Montaa begt»»»» »»d t» der Aula der vöhme'sche» Sch»!anstatt (Fer- si Die Enthüllung dc» Schwarzenbergmonu- ment» in Wien giebt der „N fr Pr." Anlaß zu einem Streifzug in dem Gebiete der deutschen plastischen Kunst der Gegenwart. ES heißt u. A. in dem Arti kel: Hähnel» (deS Bildner» der Statue) plastische Werke nehmen in der Kunst der Gegenwart eine her vorragende Stelle ein; sie untrrschciden fich wesentlich von den Arbeiten der Berliner Schule, wie fich dies« unter dem vorwiegen:en Einflüsse Rauch'» und der An tike entwickelt hat, und von der Münchner Schule, die mit der Ausnahme von Zumbusch noch immer an de» Nachwirkungen der Schwanthaler'schen Scbule leidet. Wa» München in den letzten Jahren auf dem Gebiet« der Plastik leistet, ist poestelo» in Erfindung, schablo nenartig in der Durchbildung; daS relativ Beste find noch die Arbeiten von Brugger. In Berlin herrschte vorwiegend ein verständiger Realismus unter drm läu ternden und mäßigenden Einflüsse der Antike. Die jüngere Generation beweist fich freier «nd individueller, thciiwrise mit Hinneigung an moderne franzvfische Vor- »»agSweis«. Die Entwürfe von Bega« in Berlt», wie die von Zumbusch in München liebt man nicht ohne Urberschvenglichkeit mit Michel Angelo in Verbindung zu setze». Ja der Dresdner Schule leuchtet da« Drei- gestirn Rietschel, Hähnel und Schilling. Rietschel, ei« Schüler Rauch'«, hat Manche« au« R«uch'S Aascha»»»- gr» nach Dresden hinübrrgenomm«; sein« romautischr poetisch bewegte Seele hat den Werken Rietschel « ein« GemüthSinnigkett und ei»«» SeeleuauSdruck »erltehr», dt« man vergeb«»« ta der Lerlt»er Schule sucht, vie le«, wa« Rietschel »ad Hähnel aulzrichaet, ist auf Schilling, der fich in de, Atelier« der genanutra Mei ster gebildet hat, da« reifste Talent der jüuuer. Bild- hauergildr Deutschlaud«, übrrg«ga»ge«. Weun Zücht
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